Unter der Überschrift „Pfundig“ veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung kürzlich einen Artikel, der die Vorteile von Übergewicht behandelte. Dem Artikel war eine Tabelle zum Body-Mass-Index angefügt, die darüber Aufschluss gab, ab welcher Körpergröße und welchem Körpergewicht ein Mensch als unter-, normal- oder übergewichtig gilt. Als Leser dieses Artikels hält man unwillkürlich inne, um sich selbst in dieses Raster einzuordnen und festzustellen, ob man der Normalität entspricht oder nicht. Der BMI ist nur eins von vielen Beispielen für Normalität, die unseren Alltagsdiskurs prägen. Was aber ist Normalität? Jürgen Link bezeichnet mit diesem Begriff „auf Verdatung gegründete[s], statistisch tingierte[s] Orientierungswissen“. In unserer modernen Gesellschaft, so Link, wird dieses Wissen von einer Vielzahl von „diskursiven sowie praktisch-intervenierenden Verfahren, Dispositiven, Instanzen und Institutionen produziert und reproduziert“. Wie (re-)produziert Literatur als eines dieser Dispositive Normalität? Welchen Umgang mit Normalität kann sie dem Leser aufzeigen? Diesen Fragen soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit anhand des 2009 erschienenen Romans "Tschick" nachgegangen werden. Als theoretische Grundlage werden hierfür zunächst die Grundbegriffe des Normalismus nach Jürgen Link kurz dargestellt. Anschließend wird auf die Charakteristika des Road-Movie eingegangen. Unter der Maßgabe, dass die literarischen Narrationen nicht-normaler Fahrten nach den gleichen Prinzipien verlaufen wie die filmischen Narrationen, werden diese Merkmale auf die Road-Novel übertragen. Daran anknüpfend werden dann die beiden Protagonisten des Romans, der Verlauf ihrer Reise und zwei sich im Rahmen dieser Fahrt ereignende Begegnungen unter normalistischer Perspektive analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- Literatur als Dispositiv zur (Re-)Produktion von Normalität
- Normalismus als Interpretationsansatz moderner Narrationen
- Das Road-Movie als normalistisches Modell
- Tschick - Eine normalistische Heldenfahrt
- Superstars und Idioten - Das Normalfeld Schule
- Der, Psycho' und der,Asi' – Maik und Tschick im Normalfeld
- ,,Du musst auffallen, Mann!“ – Das Ausbrechen aus dem Normalfeld
- ,,Karten sind für Muschis“ – Die Fahrtverlauf
- Unterwegs in Brandenburg – Nicht-normale Begegnungen
- Friedemann und Co. – Normalität in Bezug auf Familie
- Isa - Normalität in Bezug auf Liebe und Sexualität
- Rückkehr in die Normalität
- Unterwegs in Brandenburg – Nicht-normale Begegnungen
- Literatur als Applikationsvorlage im Umgang mit Normalität
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Literatur als Dispositiv zur (Re-)Produktion von Normalität dient. Anhand des Romans Tschick von Wolfgang Herrndorf wird untersucht, wie der Text den Umgang mit Normalität aufzeigt und welche normalistischen Aspekte in der Heldenreise der Protagonisten Maik und Tschick zum Ausdruck kommen.
- Normalismus als theoretisches Konzept zur Analyse von Literatur
- Das Road-Movie als normalistisches Modell
- Die Heldenreise als Strukturprinzip in Tschick
- Die Rolle der Schule und der Familie als Normalfelder
- Die Begegnungen mit anderen Figuren als Ausdruck von Normalität und Abweichung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik des Normalismus ein und erläutert, wie Normalität in unserer Gesellschaft produziert und reproduziert wird. Es wird argumentiert, dass Literatur als eines dieser Dispositive fungiert und den Umgang mit Normalität beeinflussen kann. Das zweite Kapitel stellt den Normalismus als Interpretationsansatz für moderne Narrationen vor und beleuchtet die Heldenreise als ein strukturierendes Element in der Literatur. Das dritte Kapitel widmet sich dem Road-Movie als normalistisches Modell und untersucht, wie die typischen Elemente dieses Genres auf die Road-Novel übertragen werden können. Das vierte Kapitel analysiert den Roman Tschick unter normalistischer Perspektive. Es werden die beiden Protagonisten, der Verlauf ihrer Reise und die Begegnungen mit anderen Figuren im Kontext von Normalität und Abweichung betrachtet. Das fünfte Kapitel reflektiert die Rolle der Literatur als Applikationsvorlage im Umgang mit Normalität.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Normalismus, die Heldenreise, das Road-Movie, die Schule als Normalfeld, die Familie als Normalfeld, die Begegnungen mit anderen Figuren, die Normalität in Bezug auf Liebe und Sexualität, die Rückkehr in die Normalität und die Rolle der Literatur im Umgang mit Normalität.
- Citation du texte
- Franziska Täger (Auteur), 2012, Wolfgang Herrndorfs "Tschick". Eine normalistische Narration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280392
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