Die Armee ist ihrem gesellschaftlichen Charakter nach eine staatliche Organisation. F.
Engels bestimmte sie als „die organisierte Einheit bewaffneter Menschen, die ein Staat
zum Zwecke des offensiven oder defensiven Krieges unterhält.“1) Die Geschichte der
Streitkräfte, der Staaten und die Geschichte des Krieges sind organisch in einem
einheitlichen Prozeß der Formierung und Entwicklung der antagonistischen
Klassengesellschaft verflochten.
Die klassenlose Urgesellschaft kannte keinen Staat und sie kannte auch keine Armee als
besondere militärische Macht. In jener Zeit war die „bewaffnete“ Macht nach Engels die
„selbsttätige“ Organisation der gesamten erwachsenen männlichen Bevölkerung zur
Eroberung oder zur Verteidigung der natürlichen Existenzbedingungen des Stammes. Eine
derartige Organisation konnte nicht als Unterdrückungsinstrument innerhalb der Gens und
auch nicht als Werkzeug zur Versklavung anderer Stämme dienen, da die Bedingungen für
die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und damit für die Existenz von
Klassen noch nicht existierten. Mit der Entstehung des Privateigentums an
Produktionsmitteln und der Vertiefung der Vermögensungleichheit begann der Zerfall der
Urgesellschaft, ihrer gentilen Selbstverwaltung und damit ihrer „Heeresorganisation“.
Neben der Bewaffnung aller Angehörigen der Gens tauchte zugleich die Leibwache der
wohlhabenden Oberschicht, der Vertreter der Gentilaristokratie auf. Diese Leibwachen
entwickelten sich zur sozialen Stütze und zum Machtinstrument der militärischen
Anführer, sie wurden vielfach zum Keim einer „Armee“. Der Staat entstand als
Machtinstrument einer sich herausbildenden Ausbeuterklasse aus dem Bedürfnis heraus,
die sich heftig zuspitzenden Klassengegensätze im Zaum zu halten. Die politische Macht
der Ausbeuterklassen konnte sich allerdings nicht mehr auf die „selbsttätige“ bewaffnete
Organisation des Volkes stützen, da ihre Interessen im Gegensatz zu den Interessen der
von ihr unterdrückten Bevölkerung standen. Oder anders formuliert: die Bewaffnung des
Volkes und seine Ausbeutung waren miteinander unvereinbar. Aus diesem Grunde war die
Schaffung bewaffneter Abteilungen, die vom Staat unterhalten werden und ein gehorsames
Werkzeug in den Händen der Ausbeuterklasse waren, notwendig.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die spezifische Rolle der Armee in den Entwicklungsländern
- Die Streitkräfte Saudi-Arabiens Ende der 70-er Anfang der 80-er Jahre
- Struktur und Bewaffnung
- Personalbestand
- Ausbildung
- Rekrutierung und soziale Herkunft der Armeeangehörigen
- Der soziale Status der Armeeangehörigen
- Einschätzung des militärischen Niveaus der saudi-arabischen Streitkräfte
- Die gesellschaftliche Funktion der Armee im Machtsystem
- Die Rolle der Armee im Rahmen der Herausbildung und Entwicklung des modernen saudi-arabischen Staates bis zum Anfang der 70-er Jahre
- Die gesellschaftliche Funktion der Armee Saudi-Arabiens Ende der 70er Anfang der 80-er Jahre
- Der Charakter der Staatsmacht
- Die Aufgaben der Streitkräfte
- Der Stellenwert der Streitkräfte im Machtsystem
- Die Rolle Saudi-Arabiens im Rahmen der US-Globalstrategie
- Die US-Globalstrategie in Bezug auf die Region des Nahen Ostens
- Die Rolle Saudi-Arabiens in der Region
- Die militärische Zusammenarbeit zwischen der USA und Saudi-Arabien
- Zitate und Anmerkungen
- Literaturauswahl
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle der Armee in Saudi-Arabien und untersucht deren Bedeutung im Rahmen der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes. Besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse der strukturellen und personellen Beschaffenheit der Streitkräfte, deren gesellschaftliche Funktion und deren Einbindung in die US-Globalstrategie.
- Die Entwicklung der saudi-arabischen Streitkräfte im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung
- Die Funktion der Armee als Machtinstrument im saudi-arabischen Machtsystem
- Die Rolle der Armee in der Herausbildung des modernen saudi-arabischen Staates
- Die militärische Zusammenarbeit zwischen Saudi-Arabien und den USA
- Die Einbindung der Armee in die US-Globalstrategie im Nahen Osten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Armee als staatliche Organisation vor und erläutert ihre historische Entwicklung im Kontext der Klassengesellschaft. Das zweite Kapitel befasst sich mit der spezifischen Rolle der Armee in Entwicklungsländern, wobei die Besonderheiten ihrer Machtposition und ihres Einflusses auf das politische Leben herausgestellt werden. Das dritte Kapitel widmet sich den saudi-arabischen Streitkräften Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre, indem es ihre Struktur, Bewaffnung, Personalbestand, Ausbildung, Rekrutierung, sozialen Status und das militärische Niveau analysiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der gesellschaftlichen Funktion der Armee im Machtsystem und ihrer Rolle in der Herausbildung des modernen saudi-arabischen Staates.
Das vierte Kapitel untersucht die Rolle Saudi-Arabiens im Rahmen der US-Globalstrategie, wobei die US-Strategie in Bezug auf den Nahen Osten, die Rolle Saudi-Arabiens in der Region und die militärische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern im Detail beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Armee, Saudi-Arabien, Entwicklungsländer, Machtsystem, US-Globalstrategie, Militär, Streitkräfte, Gesellschaft, Politik, Struktur, Bewaffnung, Personalbestand, Ausbildung, Rekrutierung, sozialer Status, militärisches Niveau, gesellschaftliche Funktion, Rolle, Naher Osten, Zusammenarbeit, US-Strategie
- Arbeit zitieren
- Peter Zech (Autor:in), 1985, Die Rolle der Armee in Saudiarabien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28018