Anton Pavlovič Čechov hat sich mit seinem Reisebericht „Ostrov Sachalin“ auf, für ihn, absolut neues Terrain gewagt. Ein Schriftsteller von Kurzgeschichten mit markanten Charakteren, die aber durch ihn selbst fast nie bewertet werden, kurz ein Schriftsteller, den seine Umwelt all zu oft wegen mangelnder Partei- und Stellungnahme in Zeiten des vorherrschenden Realismus in der russischen Literatur kritisierte, begibt sich auf Reisen in das östlichste Sibirien und die berüchtigste Katorga des Zarenreiches, um die dortigen Missstände zu dokumentieren.
Aufgabe dieser Hauptseminararbeit soll es dabei sein, Čechovs Motivation für die Reise in Zusammenhang mit seiner Biographie zu bringen und das Werk selbst näher unter den Gesichtspunkten des Genres, der Lebensumstände der Häftlinge und Siedler und seiner Kritik an den bestehenden Verhältnissen näher zu untersuchen.
Die zaristische Praxis der Verbannung nach Sibirien geht bis auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück – die Verbannung löste nun Exekutionen und Verstümmelungen als Strafe weitgehend ab, da man erkannte, dass eine Zwangsbesiedlung der neu eroberten sibirischen Gebiete nötig sein würde. Nach dem Fund von Bodenschätzen wuchs der Arbeitskräftebedarf in Sibirien und mit ihm die Liste der Vergehen, die mit Verbannung bestraft wurden. So liefen also allein im 19. Jahrhundert schätzungsweise eine halbe Million Menschen ihrer Verbannung entgegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Schaffenskrise Anton Pavlovič Čechovs
- Reisevorbereitungen
- Das Wesen Anton Pavlovič Čechovs
- Čechovs Erwehren gegen die Tendenzlosigkeit
- Čechov und die Selbstbetrachtungen Marc Aurels
- Čechovs Reise nach Sachalin
- Ostrov Sachalin – Prosa oder wissenschaftliches Werk?
- Erste Eindrücke
- Der Alltag der Häftlinge
- Heimatentzug und ziviler Tod
- Zum Topos der Gleichgültigkeit
- ,,Sträflingspädagogik
- Effektivitätsrhetorik
- Körperliche Züchtigung
- Weitere negative Einflüsse auf die Häftlinge
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Anton Pavlovič Čechovs Reisebericht „Ostrov Sachalin“ und untersucht die Motivation für seine Reise im Kontext seiner Biographie. Darüber hinaus wird das Werk selbst unter den Gesichtspunkten des Genres, der Lebensumstände der Häftlinge und Siedler sowie seiner Kritik an den bestehenden Verhältnissen analysiert.
- Čechovs Schaffenskrise und die Suche nach Inspiration
- Die Reise als Flucht und bewusstes Kalkül
- Die Lebensumstände der Häftlinge auf Sachalin
- Čechovs Kritik an der zaristischen Strafjustiz
- Die Bedeutung von „Ostrov Sachalin“ als literarisches und soziales Dokument
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in Anton Pavlovič Čechovs Reisebericht „Ostrov Sachalin“ ein und stellt die Zielsetzung der Arbeit vor. Das zweite Kapitel analysiert Čechovs Schaffenskrise und die Motivation für seine Reise nach Sachalin, die als Flucht aus der Krise, aber auch als bewusstes Kalkül zur Selbstfindung interpretiert werden kann. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Werk „Ostrov Sachalin“ selbst und untersucht das Genre, die Lebensumstände der Häftlinge und Siedler sowie Čechovs Kritik an den bestehenden Verhältnissen. Die Schlussbetrachtungen bieten eine Zusammenfassung der Ergebnisse und einen Ausblick auf weitere Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Anton Pavlovič Čechov, Ostrov Sachalin, Reisebericht, Schaffenskrise, zaristische Strafjustiz, Häftlinge, Siedler, Heimatentzug, ziviler Tod, Gleichgültigkeit, Sträflingspädagogik, Effektivitätsrhetorik, Körperliche Züchtigung, Kritik an den bestehenden Verhältnissen, literarisches und soziales Dokument.
- Citar trabajo
- Martin Mühlenberg (Autor), 2012, Anton Čechovs "Ostrov Sachalin". Prosa oder wissenschaftliches Werk?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279746