Neidhart, oftmals genannt von Reuental , stellt neben Burkhard von Hohenfels, Gottfried von Neifen, Ulrich von Lichtenstein, Konrad von Würzburg wie auch dem Tannhäuser einen der wichtigsten Minnedichter des 13. Jahrhunderts dar. Seine Popularität verdankt er seinem besonderen Stil, der bis ins 16. Jahrhundert nachwirkt. Statt wie die übrigen Minnesänger bisher den Regeln der hohen Minne zu folgen, die zu seiner Zeit dominiert, ändert Neidhart die gängigen Motive und Themen des Minnesangs und verkehrt sie auf derbe Weise ins Gegenteil. Damit schafft er eine neue Gattung: die Dörperlieder, die sich in Sommer- und Winterlieder unterteilen lassen.
In der vorliegenden Arbeit sollen zunächst die charakteristischen Merkmale dieser Form des Minnesangs im Vergleich zu denen der hohen Minne aufgezeigt werden. Unter den hochhöfischen Literaturgattungen, wie dem Artusroman oder der Helden- und Spruchdichtung, erfreute sich die Minnekanzone der größten Beliebtheit und Wertschätzung beim höfischen Publikum. Sie stellte dabei auf Grund ihres hohen Identifikationswertes die bedeutendste Form höfischer Selbstpräsentation für den Adel dar.
Auf welche Weise Neidhart in seinen Dörperliedern mit den gängigen Motiven und Eigenschaften der Hohen Minne spielt und damit etwas Neues schafft, wird im ersten Teil der Arbeit dargelegt werden. Dazu werden Aufbau und Inhalt der Sommer- und Winterlieder aufgezeigt werden, gefolgt von der Beantwortung der Frage, wer oder was diese Dörper überhaupt sind. Anschließend werden höfische und unhöfische Elemente, die sich in den Liedern finden lassen, auf ihren Gebrauch bei Neidhart hin untersucht werden. Ihre teils gebrochene teils ungebrochene Verwendung erzielt die parodistische Wirkung, die typisch für Neidharts Lieder ist.
Abschließend werden Überlegungen für Neidharts Motivation angestellt werden, was ihn dazu verleitet haben könnte, den Typus der Dörperlieder zu kreieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Dörperliche Minne
- Sommerlieder
- Winterlieder
- Höfische und Unhöfische Elemente in Neidharts Liedern
- Ungebrochene Verwendung
- Gebrochene Verwendung
- Vertauschung des sozialen Status und der Minnerelation
- Aufhebung des behutsamen Werbens
- Unverhohlene Erotik und Obszönität
- Das Neue in den Liedern Neidharts und literarische Beeinflussung
- Motivation für Neidharts Neuerungen
- Äußere Motivation
- Innere Motivation
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Besonderheiten von Neidharts Dörperliedern und untersucht, inwiefern sie sich von der traditionellen hohen Minne abheben. Der Fokus liegt auf den charakteristischen Merkmalen dieser neuen Form des Minnesangs, insbesondere auf der Gegenüberstellung höfischer und unhöfischer Elemente.
- Untersuchung der charakteristischen Merkmale der Dörperlieder
- Analyse der Unterschiede zwischen den Sommer- und Winterliedern
- Identifizierung der spezifischen höfischen und unhöfischen Elemente in Neidharts Werk
- Erforschung der möglichen Motivationen hinter Neidharts Innovationen
- Betrachtung des Einflusses von Neidharts Werk auf die literarische Entwicklung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Neidhart von Reuental als einen bedeutenden Minnedichter des 13. Jahrhunderts vor und erläutert seine Abkehr von den traditionellen Regeln der hohen Minne. Sie führt in die Entstehung der Dörperlieder ein und skizziert die Besonderheiten der Hohen Minne im Vergleich dazu.
Das erste Kapitel widmet sich der Dörperlichen Minne, die sich in Sommer- und Winterlieder unterteilt. Es beschreibt die typischen Merkmale der beiden Gruppen, insbesondere den Unterschied in der Darstellung der Natur und der Liebesgeschichte.
Das zweite Kapitel analysiert die Verwendung von höfischen und unhöfischen Elementen in Neidharts Liedern. Es untersucht, wie er diese Elemente auf eine gebrochene und ungebrochene Weise einsetzt, um eine parodistische Wirkung zu erzielen.
Schlüsselwörter
Dörperlieder, Neidhart von Reuental, Hohe Minne, höfische Elemente, unhöfische Elemente, Sommerlieder, Winterlieder, Parodie, Ständische Minne, literarische Beeinflussung, Motivation.
- Quote paper
- Jennifer Stockum (Author), 2014, Minnegesang im 13. Jahrhundert. Höfische und unhöfische Elemente in den Sommer- und Winterliedern Neidharts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279575