„Wir machen unseren Schulwegführerschein“ – Eine handlungsorientierte Unterrichtsreihe zur Sensibilisierung für die Besonderheiten und Gefahren des eigenen Schulweges sowie zur Erarbeitung und Einübung eines situations- und regelgerechten Verhaltens im Straßenverkehr. Zusammenfassung des zugehörigen Materials.
1 Unterrichtsreihe
1.1 Thema und Ziel der Unterrichtsreihe
„Wir machen unseren Schulwegführerschein“ – Eine handlungsorientierte Unterrichtsreihe zur Sensibilisierung für die Besonderheiten und Gefahren des eigenen Schulweges sowie zur Erarbeitung und Einübung eines situations- und regelgerechten Verhaltens im Straßenverkehr.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Aufbau der Unterrichtsreihe
2 Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Überlegungen zum eingegrenzten Thema der Unterrichtsstunde
2.1 Bereich des Faches mit dem Schwerpunkt lt. Lehrplan
Bereich des Faches: „Raum, Umwelt und Mobilität“[1]
Schwerpunkt: „Verkehrsräume und Verkehrsmittel“[2]
2.2 Fachwissenschaftliche Analyse des ausgewählten Themas /des ausgewählten Lerninhaltes
Mit der dunklen Jahreszeit wachsen die Anforderungen an einen sicheren Schulweg, denn „in der Dämmerung und im Dunkeln ist die Gefahr für Kinder besonders groß, von Autofahrern übersehen zu werden.“[3] Die Sehschärfe verringert sich bei schlechter Witterung und Dunkelheit beträchtlich, auch wenn dies oft nicht so empfunden wird.[4] Gegenüber hellem „Tageslicht steht nur ein Bruchteil der visuellen Informationen zur Verfügung.“[5] Autofahrer nehmen Fußgänger bei schlechter Sicht und schlechter Sehfähigkeit erst sehr spät war. Zwar sind die Fernlichter eines Fahrzeuges so konstruiert, dass „die Ausleuchtung möglichst weit reicht – rund 150 Meter“[6], in der Dunkelheit darf jedoch der Gegenverkehr nicht geblendet werden. Die Sichtweite eines normalen Scheinwerfers beträgt je nach Einbauhöhe 40 bis 70 Meter.[7] Bei Dunkelheit und schlechten Sichtverhältnissen wird
„ein dunkel gekleideter Fußgänger erst auf eine Entfernung von 25 bis 30 Metern wahrgenommen. Dies ist oftmals zu spät, um einen Unfall zu vermeiden. Bei einer Geschwindigkeit von 50km/h und einem Anhalteweg von 40 Metern kann ein Autofahrer gar nicht mehr rechtzeitig bremsen.“[8]
Im Vergleich dazu können hell und kontrastreich gekleidete Personen bereits aus einem Abstand von 40 bis 50 Metern erkannt werden. Noch effektiver wirken retroreflektierende Materialien aller Art, denn diese „reflektieren das eintreffende Licht so stark, dass Autofahrer Menschen schon auf eine Entfernung von 130 bis zu 160 Metern erkennen können.“[9]
Der Begriff Reflexion (reflectere = rückwärts biegen, zurück wenden) bezeichnet „ das in einem bestimmten Winkel vollständige oder teilweise Zurückwerfen eines Lichtstrahls bei dessen Auftreten auf die Grenzfläche zwischen zwei optisch verschiedenartigen Medien.“[10] In der Regel werden drei verschiedene Arten der Reflexion des Lichts unterschieden: Die diffuse Reflexion, die Spiegelreflexion und die Retroreflexion. „Für die Sichtbarkeit im Straßenverkehr sind die diffuse Reflexion und die Retroreflexion entscheidend.“[11] Bei einer diffusen Reflexion wird der Lichtstrahl unabhängig von der Einstrahlungsrichtung senkrecht zum Material zurückgeworfen (vgl. Abb. 1).[12] Beispielsweise reflektieren Materialien, wie Papier, Wandfarbe aber auch Kleidung das Licht diffus –helle Kleidung deutlich besser als dunkle.[13] Bei der Spiegelreflexion wird das einfallende Licht gespiegelt (vgl. Abb. 2). Glas, Spiegel und poliertes Metall sind Beispiele für Materialien mit Spiegelreflexion. „Diese ergibt sich zum Beispiel bei einem alten, nassen Emaille- Straßenschild, das seitlich von einem Autoscheinwerfer angestrahlt wird – das Licht wird vom Auto weg reflektiert.“[14] Auf diese Weise ist, wenn kein Streulicht hinzukommt, rein gar nichts zu erkennen. „Eine Reflexion, die größtenteils in Richtung der Strahlungsquelle erfolgt, nennt man Retroreflexion.“[15] Retroreflexionsmaterial besteht aus unzähligen kleinen, nebeneinanderliegenden Glaskügelchen – pro cm² bis zu 30.000 Stück oder aus kleinsten Prismen. Die Glaskügelchen und Prismen werfen das einfallende Licht, zum Beispiel das eines Autoscheinwerfers, in die Richtung zurück, aus der es kommt und sorgen so für eine deutlich bessere Erkennbarkeit (vgl. Abb. 3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Vgl. Abb. Schmidt, Susanne: DGUV Lernen und Gesundheit, Verkehrserziehung – Gut sichtbar, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (Hrsg.), Wiesbaden: Universum Verlag 2011
2.3 Didaktische Reduktion
In der heutigen Unterrichtsbesuchsstunde erfolgt eine inhaltliche Reduktion, welche u.a. durch die Lernprogression und das Spiralcurriculum legitimiert wird: Da die verschiedenen Reflexionsarten ein abstraktes, für die Kinder nicht greifbares Prinzip darstellen, wird von den Schülerinnen und Schülern nicht erwartet, dass sie dieses verstehen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt vielmehr auf dem Erkenntnisgewinn, dass helle, kontrastreiche und retroreflektierende Kleidung in der Dunkelheit besonders gut zu erkennen ist und auf diese Weise vor Gefahren im Straßenverkehr schützen kann. Darüber hinaus ist nicht zu erwarten, dass die Schülerinnen Fachbegriffe wie beispielsweise 'Reflexion' oder 'Scheinwerfer' verwenden.
2.4 Fachdidaktische und methodische Begründung
Im Herbst und Winter legen morgens viele Grundschulkinder ihren Schulweg im Dunkeln zurück. Erschwerend kommen häufig ungünstige Witterungsverhältnisse wie starker Regen, Nebel oder Schnee hinzu, die die ohnehin schon schlechte Sicht noch zusätzlich verstärken. „Schlechte Sicht ist besonders für Kinder als Fußgänger gefährlich.“[16] Zum einen werden sie von Autofahrern durch ihre geringere Körpergröße schlechter wahrgenommen, zum anderen können sie die Geschwindigkeit der Autos häufig noch nicht richtig einschätzen.[17] Zusätzlich fällt speziell Erstklässlern der Perspektivwechsel oft noch schwer: „Wenn Kinder die Scheinwerfer eines Autos gut erkennen, können sie sich nicht vorstellen, dass der Autofahrer sie nicht sehen kann.“[18] Dass in der dunklen Jahreszeit die Unfallgefahr auf dem Schulweg steigt, zeigt ein Blick auf die Unfallstatistik: „Zwei Drittel aller Schulwegunfälle zwischen 7 und 8 Uhr von 6- bis 14-jährigen Kindern als Fußgänger ereignete sich 2006 in den Herbst-Wintermonaten Oktober bis März.“[19] Auch die am späten Nachmittag einsetzende Dämmerung erhöht das Unfallrisiko erheblich. Ein zentraler Grund dafür ist die mangelnde Sichtbarkeit bei Dunkelheit. Umso wichtiger ist das Thema 'sicherheitsorientierte Kleidung' gerade in den ersten Schulwochen der Schuleingangsphase aufzugreifen. Aktuell ist das Thema vor allem wegen des jahreszeitlichen Bezugs. Im Lehrplan bildet die Thematik einen grundlegenden Gedanken des Bereiches 'Raum, Umwelt und Mobilität': „Die Schülerinnen und Schüler untersuchen, reflektieren und beschreiben Merkmale sicherheitsorientierter Kleidung.“[20]
In der Unterrichtsbesuchsstunde können die Schülerinnen und Schüler in einer Blackbox verschiedenfarbige Jacken (ausgeschnitten aus farbigen Stoffen und retroreflektierender Kleidung) an einer selbst gebastelten Stabpuppe auf ihre Sichtbarkeit im Dunkeln überprüfen. Mithilfe des Lichts einer Taschenlampe werden die Stabpuppen, welche am Ende der Blackbox durch einen kleinen Schlitz in die Box gehalten werden, beleuchtet. Durch ein kleines Guckloch im vorderen Bereich der Box können die Kinder die Sichtbarkeit der einzelnen Farben testen und deren Ergebnisse notieren. Die Sozialform der Partnerarbeit eignet sich in diesem Fall besonders gut, da die Schülerinnen und Schüler sich mit dem 'Beobachten durch das Guckloch' und mit dem 'Hineinhalten der Stabpuppe' abwechseln können. Die Kinder, die die Lernaufgabe sehr schnell bearbeiten, erhalten die Zusatzaufgabe, an ihrer eigenen Kleidung oder im Klassenraum nach gut sichtbaren Materialien zu suchen und diese gegebenenfalls zu untersuchen (z.B. Katzenaugen).
In der anschließenden Reflexion überprüfen die Kinder, die bereits in der Einstiegsphase geäußerten Vermutungen und sortieren die verschiedenfarbigen Jacken nach ihrer Sichtbarkeit. Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler, die an ihrer Kleidung oder im Klassenraum ähnliche helle oder reflektierende Kleidung gefunden haben, diese im Plenum zeigen bzw. vorstellen.
[...]
[1] Ministerium für Schule und Weiterbildung: Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein Westfalen, Düsseldorf: Ritterbach Verlag 2012, S.47, gefunden unter: <http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/upload/klp_gs/LP_GS_2008.pdf> (06.12.2013).
[2] Ebd.
[3] Schmidt, Susanne: DGUV Lernen und Gesundheit, Verkehrserziehung – Gut sichtbar, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (Hrsg.), Wiesbaden: Universum Verlag 2011, S.1.
[4] Vgl.Weiß, Josef: Sichtbarkeit bei Dunkelheit. Unterrichtsbausteine für die Grundschuleingangsklassen, Initiative 'Sichtbarkeit bei Dunkelheit'; C&A Mode KG, Deutsche Verkehrswacht e.V. (Hrsg.), Bonn: Verkehrswacht Verlag 2007, S.2.
[5] Unbekannter Autor: „Kleine Glaskugeln statt Tarnmantel“, in: Themenheft der Unfallkasse Post und Telekom (UKPT) Spezial: Sehen…und gesehen werden. Alles im Blick?, 2009, S.5-8, hier S.6.
[6] Ebd.
[7] Ebd.
[8] Weiß, Josef: Sichtbarkeit bei Dunkelheit, a.a.O., S.2.
[9] Ebd.
[10] Gressner, Arndt: Springer Lexikon. Klinische Chemie, Heidelberg: Springer Verlag 2007, S.1124.
[11] Schmidt, Susanne: DGUV Lernen und Gesundheit, Verkehrserziehung – Gut sichtbar, a.a.O., S.3.
[12] Vgl. Unbekannter Autor: „Kleine Glaskugeln statt Tarnmantel“, a.a.O., S.6.
[13] Vgl.ebd.
[14] Schmidt, Susanne: DGUV Lernen und Gesundheit, Verkehrserziehung – Gut sichtbar, a.a.O., S.3.
[15] Unbekannter Autor: „Kleine Glaskugeln statt Tarnmantel“, a.a.O., S.6.
[16] Schmidt, Susanne: DGUV Lernen und Gesundheit, Verkehrserziehung – Gut sichtbar, a.a.O., S.1.
[17] Vgl. Weiß, Josef: Sichtbarkeit bei Dunkelheit, a.a.O., S.2; Vgl. auch Statistisches Bundesamt, 2007.
[18] Schmidt, Susanne: DGUV Lernen und Gesundheit, Verkehrserziehung – Gut sichtbar, a.a.O., S.1.
[19] Vgl. Josef, Weiß: Sichtbarkeit bei Dunkelheit, a.a.O., S.3.
[20] Ministerium für Schule und Weiterbildung: Richtlinien und Lehrpläne, a.a.O., S. 47.
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.