Das Projekt „Nikeplatz“ des Künstlerduos 0100101110101101.org ist ein Beispiel für die „mediale Vereinnahmung städtischer Orte“ durch „konzentrierte Kampagnen des monopolistischen Brandings“. Die im Oktober 2003 in Form einer Werbekampagne des Sportartikelherstellers Nike verbreitete Nachricht von der bevorstehenden Umbenennung des historischen Wiener Karlsplatz in „Nikeplatz“ versetzte die Wiener Presse und Bürger in Aufruhr. Erst nachdem die Stadt Wien, sowie der Konzern Nike jegliche Verbindung ihrerseits mit der Kampagne von sich wiesen, bekannte sich die Gruppe 0100101110101101.org zu dem Projekt.
In der vorliegenden Arbeit soll das beschriebene Projekt „Nikeplatz“ von 0100101110101101.org eingehend analysiert werden. Den Bezugspunkt der Untersuchung bildet die künstlerische Praxis des Culture Jammings. Diese seit Ende der 1990er Jahre populäre Kunstform zeichnet sich durch eine unscharfe Definition und eine große Bandbreite an Praktiken aus: Culture Jamming wird auf der einen Seite als „Praxis, Werbung zu parodieren und Reklametafeln quasi zu kidnappen und ihre Botschaft drastisch zu verändern“ definiert und auf der anderen Seite als „subversive kulturelle Praxis, eine Rebellion gegen die Inbesitznahme öffentlicher Räume und Zeichen durch Industrie und Kommerz“ . Diese beiden Extreme einer sehr engen und sehr weiten Begriffsbestimmung stehen exemplarisch für die Unbestimmtheit des Terminus unter welchem auch das Projekt „Nikeplatz“ lanciert.
Im Vordergrund steht die Frage nach den künstlerischen Strategien des Projekts „Nikeplatz“: In welcher Art und Weise nehmen sich die Künstler des Themas an? Welche künstlerischen Mittel kommen bei dem Projekt zum Einsatz? Die andere wichtige Frage bezieht sich auf den theoretischen Kontext: Wo sind die Bezugspunkte zu Kalle Lasn und seinem Culture Jamming-Begriff? Kann man Habermas Öffentlichkeitsbegriff auf das Projekt anwenden? Wo findet ein Rückgriff auf Debord und Baudrillard statt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Begriff Culture Jamming
- Begriff nach Kalle Lasn
- Exkurs: Copyright
- Gesellschaftskritik nach Debord
- Öffentlichkeitsbegriff nach Habermas
- Medienkritik nach Baudrillard
- Begriff nach Kalle Lasn
- Das Projekt „Nikeplatz“ in Wien
- Beschreibung des Projektes „Nikeplatz“
- Künstlerische Strategien der subversiven Affirmation
- Installation
- Guerilla-Marketing
- „Unsichtbares Theater"/ Performance
- Subversive Affirmation versus Fake
- Kritische Bewertung des Projekts
- Fazit
- Abbildungen
- Abbildungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Kunstprojekt „Nikeplatz“ des Künstlerduos 0100101110101101.org im Kontext des Culture Jammings. Ziel ist es, die künstlerischen Strategien des Projekts zu untersuchen und deren Bezug zu den theoretischen Ansätzen von Kalle Lasn, Guy Debord, Jürgen Habermas und Jean Baudrillard aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet, inwieweit das Projekt „Nikeplatz“ als Beispiel für Culture Jamming im Sinne Lasns verstanden werden kann.
- Definition und theoretische Einordnung des Begriffs Culture Jamming
- Analyse der künstlerischen Strategien des Projekts „Nikeplatz“
- Kritische Bewertung des Projekts im Hinblick auf die Definition des Culture Jammings
- Relevanz des Themas Culture Jamming in der Forschung
- Beitrag der Arbeit zur Schließung der Forschungslücke im Bereich Culture Jamming
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Projekt „Nikeplatz“ vor und führt in die Thematik des Culture Jammings ein. Sie beleuchtet die aktuelle Entwicklung der medialen Vereinnahmung städtischer Orte durch kommerzielle Werbung und zeigt die Relevanz des Projekts „Nikeplatz“ in diesem Kontext auf.
Das zweite Kapitel widmet sich der Definition des Begriffs Culture Jamming. Es wird auf Kalle Lasns „Culture Jammer-Manifest“ eingegangen und die wichtigsten Aspekte des Culture Jammings herausgearbeitet. Darüber hinaus werden die theoretischen Ansätze von Guy Debord, Jürgen Habermas und Jean Baudrillard vorgestellt, die für die Analyse des Projekts „Nikeplatz“ relevant sind.
Im dritten Kapitel wird das Projekt „Nikeplatz“ detailliert beschrieben. Die künstlerischen Strategien des Projekts werden analysiert und in Bezug zu den im zweiten Kapitel erarbeiteten theoretischen Ansätzen gesetzt. Es wird untersucht, inwieweit die Strategien des Projekts den Prinzipien des Culture Jammings entsprechen.
Das vierte Kapitel bietet eine kritische Bewertung des Projekts „Nikeplatz“. Es wird geklärt, ob das Projekt als Culture Jamming im Sinne Kalle Lasns verstanden werden kann und inwieweit das Konzept der Künstler aufgeht. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst und die Relevanz des Themas Culture Jamming für die Kunst und die Gesellschaft hervorhebt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Culture Jamming, Nikeplatz, 0100101110101101.org, Kalle Lasn, Guy Debord, Jürgen Habermas, Jean Baudrillard, subversive Affirmation, Medienkritik, Werbeindustrie, öffentliche Räume, Kunst im öffentlichen Raum, Stadtentwicklung, Konsumkritik, Medienaktivisten, Medienkultur.
- Quote paper
- Corinna Gronau (Author), 2012, Culture Jamming als subversive kulturelle Praxis. Der „Nikeplatz“ von 0100101110101101.org, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277949
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