Detallierte Zusamenfassung der Geschichte des modernen China vom Beginn der Qing-Dynastie (1644-1911) bis zum Beginn der Reform- und Öffnungspolitik 1978 unter Deng Xiaoping.
Zusammenfassung „Geschichte des modernen China“
Ming-Dynastie (1368-1644)
Qing-Dynastie (1644-1911)
- Fremdherrschaft der Mandschuren
Probleme Chinas ab 1800
- Bevölkerungswachstum
- ineffizientes Verwaltungs- und Militärwesen
- Korruption und Beamtenprüfungssystem
- Opiumsucht
- Abfluß des Silbers – Inflation
- Aufstände von Geheimgesellschaften
wirtschaftlich-technologische Rückständigkeit Chinas
- erklärt durch „high-level equilibrium trap“
1. Opiumkrieg (1839-42)
- englisches Handelsbilanzdefizit mit China
- Kompensation durch Opiumschmuggel über Indien (englische Kolonie) nach China
- dadurch massive volkswirtschaftliche Probleme in China
- Silberabfluss führte zu Inflation
- 1836: Verbot des Opiumhandels durch chinesische Führung
- 1839: Vernichtung von 20.000 Kisten Opium - Kriegsgrund für England
- China militärtechnisch hoffnungslos unterlegen
- Kriegsende 1842 mit Vertrag von Nanjing - 1. „ungleicher Vertrag“
- Beginn des Halbkolonialismus
- zwangsweise Öffnung von Hafenstädten für den Außenhandel (vor allem mit Opium)
2. Opiumkrieg (1856-1860)
- erneute Niederlage Chinas
- Folge: weitere ungleiche Verträge, schrittweiser Verlust staatlicher Souveränität
- halbkolonialer Zustand
- Exterritorialität (Ausländer unterliegen nicht der chinesischen, sondern der (wohlwollenden) Gerichtsbarkeit ihrer Heimatstaaten)
- Jahrhundert der Demütigung
Im Norden und Nordosten des geschwächten Chinas bauten Russland und Japan ihre Interessens- und Einflusssphären kontinuierlich aus
Taiping-Aufstand (1850-64)
- nach Muster traditioneller Bauernaufstände
- 30 Mio. Todesopfer à verlustreichster Bürgerkrieg der Menschheitsgeschichte
- Vorläufer der chinesischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts
- Gründer und Anführer: Hong Xiuquan
- Verbindung von sozialrevolutionären, -utopischen, religiösen und antimandschurischen Gedanken
- Mischung von Theokratie und Militärdiktatur
- scheiterte durch Machtbesessenheit der Führer und fehlendem Interesse an Problemen der Bevölkerung
- vom Aufstand bedrohte Dynastie der Mandschus wurde durch Kooperation konfuzianisch gesinnter Han-Chinesen und Ausländern gerettet
1. Sino-japanischer Krieg (1894-95)
- endete mit Vertrag von Shimonoseki
- China musste Taiwan an Siegermacht Japan abtreten
Reformbewegung 1898 – „Hundert-Tage-Reform“
- weltweite Erwartung Ende des 19. Jahrhunderts: Zerfall Chinas in einen kolonialen Flickenteppich wie Afrika
- deshalb: Anstreben einer nationalen Stärkung durch politische und institutionelle Reformen
- überstürzter Erlass von ca. 50 Reformen
- viele gar nicht umgesetzt (durch Konservative blockiert)
- Hauptgegnerin: Cixi (Kaiserinwitwe)
- erkannte den Plan, den Kaiser Guangxu zu entmachten
- die eigentliche Macht lag in ihren eigenen Händen (Guanxu nur repräsentative Funktion)
- 1898: Kaiser wurde festgesetzt
- Rückgängigmachen der meisten Reformen
- Tod des Kaisers 1908 in Arrest
- Konsequenzen
- Scheitern der Reformen warf China wieder zurück in Versuch, Anschluss an Weltentwicklung zu bekommen
- beschleunigte das Ende der Dynastie
- führte direkt zur nächsten Katastrophe: Boxeraufstand 1900, der Dynastie noch näher zu ihrem Ende brachte
Boxeraufstand (1900-01)
- Anwachsen eines Nationalismus, doch eher Kulturalismus
- Kulturalismus: Höherbewertung der eigenen Kultur
- Sichtweise: Barbaren vs. Chinesen
- Unterschied zum Nationalismus: Kulturalismus unterscheidet nicht zwischen verschiedenen Nationalitäten in China, bezieht auch nationale Minderheiten ein, da sie der chinesischen Kultur angehören
- deswegen konnten sich Mandschus als rechtmäßige Repräsentanten der chinesischen Kultur ausgeben
- 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: Bewusstwerden der eigenen, chinesischen schwächeren Position gegenüber ausländischen Mächten
- Stärke und Einfluss des westlichen Auslands besonders negativ empfunden in zwei Bereichen
- wirtschaftlicher und religiös-sozialer Bereich (Missionare)
- Boxer: ursprüngliche Bezeichnung für chinesische Geheimgesellschaft in Shandong („rechtschaffene und harmonische Faustkämpfer“)
- Entwicklung in 1890er Jahren: von anti-Quing zu anti-ausländischer Einstellung
- Übergriffe auf Eisenbahn (war in ausländischer Hand)
- Hof und konservative Beamte schützten und ermutigten Boxer
Ablauf
- 1900: Boxergruppe nicht mehr zu kontrollierenà Kriegserklärung gegen ausländische Mächte
- doch Ausländer konnten Boxern widerstehen, aufgrund der schlechten Ausstattung der Boxer
- Niederschlagung der Boxer
- Dezember 1900: Entwurf des Boxerprotolls à Bestrafung der Verantwortlichen
- Verpflichtung Chinas, hohe Kriegsentschädigungen zu zahlen
Folgen des Aufstandes
- verstärkte ausländische imperiale Interessen an Chinaà herabsinken auf halbkolonialen Zustand
- Verstärkung der Finanzkrise durch Entschädigungszahlungen
- Anwachsen eines Han-chinesischen Nationalismus im eigentlichen Sinne
- insbesondere unter Intellektuellen wuchs Überzeugung, dass Rettung Chinas nur in Ablösung der Mandschu-Herrschaft liegen konnte
Ende der Qing Dynastie
- Unterzeichnung des Boxerprotokolls läutete die letzte Stunde der Qing-Dynastie ein
Neue revolutionäre Kräfte
- Sun Yatsen (1866-1925)
- Suns Meinung: einziger Ausweg Chinas aus den Problemen ist eine Revolution
- das bedeutete: Beseitigung der Mandschu-Herrschaft
- Geheimgesellschaften wurden Suns Hauptstütze
- Nach Boxeraufstand erhebliches Wachsen von Anti-Mandschu Aktivitäten
3. Vorlesung I – Revolution von 1911
Auslöser: u.a. „Eisenbahndisput“
- durch ausländische Konzessionen Verbreitung der Eisenbahn in China
- chinesische Unternehmer und Provinzen kauften aus Nationalismus und Profitstreben Eisenbahnen zurück
- nun wollte Zentralregierung Eisenbahnen ganz verstaatlichen, dazu war große Kreditaufnahme nötig
- Protest in Provinzen: gegen finanzielle Auslieferung an Ausland und gegen Wegfall der Einnahmequelle
10.10.1911 („Doppelzehnter“): Revolution begann durch Meuterei eines Pionier-Bataillons in Wuhan
- nach 6 Wochen hatten sich 2/3 der chinesischen Provinzen angeschlossen und für unabhängig von der Qing-Zentralregierung erklärt
- Sun Yatsen sorgte im Ausland dafür, dass westliche Mächte Qing-Regierung nicht mehr unterstützten
- wurde nach Rückkehr zum provisorischen Präsidenten gewählt (Sun Yatsens Amtssitz in Nanjing, Qing-Zentralregierung in Beijing)
- Yuan Shikai kehrte auf Bitten der Qing-Regierung zurück, (ließ sich zum Premierminister ernennen) um gegen Revolutionäre unter Sun Yatsen zu kämpfen
- Yuan Shikai spielte Revolutionäre und Regierungen gegeneinander aus
- die Revolutionäre erkannten Macht und Stärke Yuan Shikais
- Sun Yatsen signalisierte, dass er Präsident der neuen Republik sein könnte, wenn er Qing-Kaiser zum Abdanken zwingt
- Yuan Shikai stimmte zu und übernahm Präsidentschaft von Sun Yatsen, (hielt sich aber nicht an vereinbarte Bedingungen (setzte u.a. Peking statt Nanjing als Hauptstadt durch))
- Untergang einer 2000-jährigen dynastischen Monarchie (Kaisertum)
3. Vorlesung II – Phase von 1912-1927 (1)
in dieser Periode: Versagen der republikanischen Revolution und erster Versuche, demokratische Strukturen in China zu errichten
Vorausblick: 4.Mai-Bewegung
ca. 1915 als Bewegung für neue Kultur begonnen, geht 1917 über in literarische und 1919 in nationalistische Bewegung
1921: Gründung der KPCh
1911-1913: politisches Chaos, verwirrende Vielfalt an politischen Institutionen
Februar 1912: Sun Yatsen (GMD) tritt als provisorischer Präsident zurück, Yuan Shikai (1859-1916) (parteilos) wird sein Nachfolger
Parlamentswahl Dezember 1912
- nur 10 % der Bevölkerung wahlberechtigt
- Guomindang (GMD) unter Song Jiaoren gewann Wahl deutlich
- Song Jiaoren wurde kurz darauf auf Anweisung Yuan Shikais ermordet
3. Vorlesung III – Phase von 1912-1927 (2)
Yuan Shikais Bemühungen um gutes Verhältnis zum Ausland (insbesondere USA à erfolgreich), da er finanzielle Interessen hatte (Kreditaufnahme)
GMD wollte statt gewaltiger Kreditaufnahme (à Angst vor Staatsverschuldung) lieber Effizienz des Steuerwesens steigern, um so die Einnahmen für den Aufbau Chinas zu generieren
- Konflikt, dadurch Ausbruch der 2. Revolution im Juli 1913
Niederschlagung durch Yuan Shikais Truppen
daraufhin trieb er das Ende der 1. parlamentarischen Demokratie Schlag auf Schlag voran:
- Oktober 1913: Yuan Shikai ließ sich vom provisorischen zum endgültigen Präsidenten wählen
- ließ GMD-Fraktion auflösen, dadurch war Parlament nicht mehr beschlussfähig
- entmachtet
- ab 1914 konnte er ohne Parlament, Verfassung und Opposition regieren
- ließ in neuer Verfassung seine Machtbefugnisse weiter ausbauen à de facto Kaiser
- wollte Monarchie wiederbeleben und auch de jure Kaiser werden
Einschub: Außenpolitik
durch Zugeständnisse erreichte Yuan Shikai die Anerkennung durch alle einflussreichen Mächte
1914: Beginn des 1. Weltkriegs à Westmächte waren in Europa gebunden à Machtvakuum von Japan gefüllt
Japan übernahm deutsche Konzession in Shandong und stellte „21 Forderungen“, die Yuan Shikai trotz japanischer Auflage der Geheimhaltung öffentlich machte
- Empörung in China
- USA möchten japanische Expansionsgelüste eindämmen, ohne Beziehungen zu verschlechtern
Inhalt der 21 Forderungen: Ausweitung der japanischen Einflusssphäre in China (Shandong, Mandschurei, innere Mongolei, Kontrolle der chinesischen Wirtschaft)
Mai 1915: Anerkennung der 21 Forderungen durch Yuan Shikai (notgedrungen)
Januar 1916: Yuan Shikai lässt sich zum Kaiser krönen
- wenig Rückhalt im Land, vor allem nach Annahme der 21 Forderungen
März 1916: Aufgabe der Bestrebung, Kaiser zu werden durch Widerstand der Provinzen und Druck von Sun Yatsen
Juni 1916: Tod Yuan Shikais
Juni 1917: General Zhang Xun nutze Machtvakuum für Putsch und inthronisierte Puyi (11-jährig) zum Kaiser - Putsch schnell zerschlagen
Folge dieser Ereignisse: Parlament und Zentralregierung hatten jegliche Stärke verloren, Demokratie gescheitert - Periode der Warlords begann
durch dieses politische Chaos: Bewegung zur geistig-kulturellen und politischen Erneuerung seitens der Intellektuellen - 4.-Mai-Bewegung
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