Der Kaukasus ist geprägt durch die historische Überlagerung von drei Einflüssen, die sich mit den vorherrschenden Kulturen vermischt haben: der persische Kulturraum (Schlagworte Orient, Islam), das Byzantinische Reich (Christentum in Armenien und Georgien) und seit ca. 1800 der zuerst zaristisch-russische, ab 1920 sowjetische und ab 1990 wieder russische Einfluss. Überhaupt sorgte erst der Zusammenbruch der UdSSR für ein Wiedererstarken der Region.
Ab den 1980er Jahren eskalierten viele potentielle Konflikte. Durch den Zerfall der Sowjetunion etablierten sich neue Machtordnungen, statt einer „inneren Angelegenheit Moskaus“ war der Kaukasus plötzlich eine Spielwiese inter- und transnationaler Akteure. Die Ursachen für die gewaltsamen Auseinandersetzungen liegen in der Geschichte weit zurück, obwohl die Vorgänge im 20. Jahrhundert wohl überwiegend verantwortlichen dafür sind.
Hauptkonflikte waren der Fünftagekrieg in Georgien 2008, die zwei Tschetschenienkriege und der daraus resultierende, bis heute andauernde Untergrundkampf. In jüngster Zeit bestimmt die Frage des aserbaidschanischen Erdöls und Erdgases, und dabei insbesondere dessen Transportrouten in den Westen das Geschehen in der Region. Dabei geht es besonders um eine Verringerung der europäischen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen, was zu entsprechenden Reaktionen aus Moskau führte und führt.
Der Kampf um den Einfluss im Kaukasus ist jedenfalls in vollem Gange, und eine Bewertung der Vorgänge kann durch unvorhergesehene Ereignisse (wie der Umsturz in der Ukraine im Februar 2014) jederzeit obsolet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Zusammenfassung
- Abstract
- Tabellenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Abgrenzung des Untersuchungsgebietes
- 1.2. Problemstellung und Zielsetzung
- 1.3. Arbeitsgrundlagen und Arbeitsmethodik
- 2. Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus
- 2.1. Der Kaukasus – ein geografischer Überblick
- 2.1.1. Physiogeografische Faktoren
- 2.1.1.1. Geologie und Relief
- 2.1.1.2. Klima und Vegetation
- 2.1.1.3. Rohstoffe, Erdöl- und Erdgassituation
- 2.1.2. Humangeografische Faktoren
- 2.1.2.1. Demografie
- 2.1.2.2. Ethnische, sprachliche und religiöse Struktur der Bevölkerung
- 2.1.2.3. Wirtschaft
- 2.1.2.4. Lines of communication
- 2.2. Strategische Militärgeografie des Kaukasus anhand von Fallbeispielen
- 2.2.1. Historischer Überblick
- 2.2.1.1. Mongolischer und Osmanischer Einfluss
- 2.2.1.2. Zaristisch-Russischer Einfluss
- 2.2.1.3. Historische Entwicklung in Armenien
- 2.2.1.4. Historische Entwicklung in Georgien
- 2.2.1.5. Historische Entwicklung im Aserbaidschan
- 2.2.1.6. Historische Entwicklung im Nordkaukasus
- 2.2.2. Die Rolle Kaukasiens während der Weltkriege
- 2.2.2.1. Erster Weltkrieg
- 2.2.2.2. Zwischenkriegszeit
- 2.2.2.3. Zweiter Weltkrieg
- 2.2.2.4. Nachkriegszeit und Zerfall der Sowjetunion
- 2.2.3. Die Enklaven (Nagorny-Bergkarabach, Nakhichevan)
- 2.2.3.1. Berg-Karabach
- 2.2.3.2. Nakhichevan
- 2.2.4. Die Unruheherde in Georgien
- 2.2.4.1. Abchasien
- 2.2.4.2. Südossetien
- 2.2.4.3. Der Fünftagekrieg 2008
- 2.2.5. Der Nordkaukasus - Die Rolle der russischen Provinzen
- 2.2.6. Die Beziehungen zum Nahen Osten (Türkei, Iran)
- 2.2.6.1. Beziehungsgefüge Iran – Kaukasus:
- 2.2.6.2. Beziehungsgefüge Türkei – Kaukasus:
- 2.2.7. Zukünftige sicherheitsstrategische Rolle (Rohstoffsituation, Rohstofftransport, Verkehr)
- 2.2.8. Analogien zur Krim-Krise 2014
- 3. Resümee
- 4. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen
- 4.1. Literatur
- 4.2. Internet
- 4.3. Weitere Arbeitsgrundlagen
- Die historische Entwicklung des Kaukasus und seine Rolle als Grenzgebiet zwischen dem Westen und Osten.
- Die Bedeutung von Rohstoffen, insbesondere Erdöl und Erdgas, für die geostrategischen Interessen verschiedener Akteure.
- Die Analyse von Konflikten in Berg-Karabach, Abchasien und Südossetien sowie die Rolle Russlands als Einflussfaktor.
- Die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen in der Region, insbesondere in Georgien, Armenien und Aserbaidschan.
- Die Rolle von Religion und ethnischer Vielfalt in der Region, besonders im Nordkaukasus und die Auswirkungen auf die politische und soziale Stabilität.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit liefert einen umfassenden Überblick über die geostrategische Bedeutung des Kaukasus, indem sie die historischen und aktuellen Konflikte in der Region beleuchtet. Sie untersucht, wie geographische Faktoren die Sicherheits- und Wirtschaftspolitik der Akteure beeinflussen, welche Rolle Rohstoffe spielen, und welche Auswirkungen ungeklärte Gebietsstatus haben. Darüber hinaus wird die Frage erörtert, mit welchen Mitteln Russland seinen Einfluss auf ehemalige Satellitenstaaten zu erhalten oder wiederzuerlangen versucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Untersuchungsgebiet abgrenzt, die Problemstellung erläutert und die Zielsetzung der Arbeit definiert. Anschließend folgt ein Kapitel, das die geografische Bedeutung des Kaukasus beleuchtet, indem es physiogeografische und humangeografische Faktoren analysiert. Dazu zählen die Geologie und das Relief der Region, das Klima und die Vegetation, die demographische Situation und die ethnische, sprachliche und religiöse Struktur der Bevölkerung, sowie die wirtschaftliche Situation und die wichtigsten Verkehrsverbindungen.
Kapitel 2 befasst sich mit der strategischen Militärgeografie des Kaukasus. Es gibt einen historischen Überblick über die verschiedenen Einflüsse von Mongolen, Osmanen und Russland auf die Region. Die Rolle des Kaukasus während der Weltkriege wird detailliert beleuchtet, wobei insbesondere auf den Ersten Weltkrieg und die deutsche Intervention in der Region sowie den Zweiten Weltkrieg und den Kampf um die Erdölquellen Bakus eingegangen wird.
Im weiteren Verlauf wird die Entwicklung der unabhängigen Staaten Georgien, Armenien und Aserbaidschan nach dem Zerfall der Sowjetunion betrachtet. Das Kapitel geht auf die Konflikte in den umstrittenen Gebieten Berg-Karabach, Abchasien und Südossetien ein, sowie auf den Fünftagekrieg 2008 zwischen Russland und Georgien. Auch die Situation im Nordkaukasus wird beleuchtet, mit besonderem Augenmerk auf den Tschetschenienkonflikt und die Rolle der russischen Provinzen.
Das Kapitel endet mit einem Abschnitt über die Beziehungen des Kaukasus zu den wichtigen Akteuren im Nahen Osten, der Türkei und dem Iran. Es wird die wirtschaftliche und politische Bedeutung der Region für diese Staaten sowie für den Westen und Russland analysiert, insbesondere im Hinblick auf die Rohstoffsituation und die Energietransportrouten.
Ein abschließendes Resümee fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf die zukünftige geostrategische Bedeutung des Kaukasus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der geostrategischen Bedeutung des Kaukasus, mit Schwerpunkt auf den historischen und aktuellen Konflikten, den Einflüssen von Russland, der Türkei und dem Iran, der Bedeutung von Rohstoffen, insbesondere Erdöl und Erdgas, sowie der Herausforderungen durch ethnische Vielfalt und religiösen Extremismus.
- Citation du texte
- Mag. Stefan Steiner (Auteur), 2014, Die geostrategische Bedeutung des Kaukasus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277763