In diesem Reflexionspapier wird das Beobachtungsinstrument, der Verlauf und die Ergebnisse einer eigenen Datenerhebung zur Unterrichtsqualität beschrieben sowie diese im Hinblick auf den Lernfortschritt als werdender Lehrer kritisch reflektiert.
Der Beobachtung liegt eine Videoaufzeichnung einer neunten Klasse der Realschule im Fach Englisch des Projekts „Evidenzbasierte Methoden der Unterrichtsdiagnostik“ (EMU) zugrunde.
Reflexionspapier zu Unterrichtsqualität
Einleitung
In diesem Reflexionspapier werde ich rückblickend auf die Arbeitsphase zur Unterrichts-qualität das Beobachtungsinstrument, den Verlauf und die Ergebnisse der eigenen Datenerhebung beschreiben sowie diese im Hinblick auf den Lernfortschritt als werdender Lehrer kritisch reflektieren.
Der Beobachtung liegt eine Videoaufzeichnung einer neunten Klasse der Realschule im Fach Englisch des Projekts „Evidenzbasierte Methoden der Unterrichtsdiagnostik“ (EMU) zugrunde.
Beobachtungsinstrument
Anhand des Beobachtungsbogens zur „Einblicknahme in die Lehr- und Lernsituation“ (ELL) von Helmke/AQS (2012) wird die Beobachtung des Unterrichts durchgeführt. Es werden unter den Gesichtspunkten verschiedener Kategorien wie z.B. Klassenmanagement, Förderung der Lernbereitschaft und Förderung der Lernprozesse innerhalb der Unterrichtssequenz qualitativ beobachtet. Im Zusammenhang mit der hier angewendeten qualitativen Beobachtung steht ein „interpretativer Zugang zum beobachteten Geschehen im Mittelpunkt“ (Bortz & Döring 2006, S. 262). Die Datenerhebung erfolgt außerdem im Rahmen einer systematischen Beobachtung. Dabei wird im Beobachtungsplan durch die Standardisierung der Indikatoren für ein Item im Beobachtungsbogen festgelegt, was konkret zu beobachten ist und wie man dies zu protokollieren hat. Zudem ist auch festgelegt, wann und wo die Beobachtung stattfindet (vgl. Bortz & Döring 2006, S. 263).
Der Beobachtungsbogen arbeitet mit einer Ratingskala von eins bis vier, wobei eins die Bedeutung von „trifft nicht zu“ und vier von „trifft zu“ hat. Die Skala hat eine gerade Anzahl von Auswahlmöglichkeiten, wodurch eine mittelmäßige Bewertung ausgeschlossen wird. Die Beobachter werden dazu angehalten eine Tendenz anzugeben, um eine Verzerrung der Ergebnisse zur Mitte hin zu vermeiden.
Als „apparative Hilfe“ (Bortz & Döring 2006, S. 268) findet hier die Videoaufzeichnung Verwendung, daher handelt es sich bei der Beobachtungsform um eine „nichtteilnehmend-offene Beobachtung“ (Bortz & Döring 2006, S. 267. Die beobachtenden Personen sind hierbei nicht Teil des Geschehens, dennoch wissen die beobachteten Personen über die Beobachtung Bescheid (Bortz & Döring 2006, S. 267).
Verlauf der Arbeitsphase
In einer Gruppe von vier Personen wurde die Videoaufnahme der Unterrichtsstunde konzentriert beobachtet. Dabei war es die Aufgabe eines jeden einen eigenen Beobachtungsbogen anhand seiner eigenen Wahrnehmung auszufüllen. Da mehrere Beobachter das Geschehen bewerten, liegt eine größere Kontrollmöglichkeit vor um subjektive Einflüsse zu minimieren (Bortz & Döring 2006, S. 268).
Mit dieser Methode lassen sich außerdem unvermeidbare Beobachtungsfehler und -ungenauigkeiten auf ein Minimum verringern, da im Zweifelsfall die Videoaufnahme mehrmals angesehen werden kann.
Ergebnisse
Nach der Beobachtungsphase wurden die einzelnen Items in der Gruppe verglichen und ausgewertet. In der Kategorie „Klassenmanagement“ herrschte große Übereinstimmung, dass der Lehrer die Merkmale aller Items erfüllt hat. Innerhalb der anderen Kategorien traten bei einigen Items Diskrepanzen auf.
Aktuelle Bezüge waren in dieser Unterrichtsstunde nicht eingearbeitet, daher war es uns als ungeschulte Beobachter nicht klar, ob dies nicht bewertbar ist oder eine Bewertung im Sinn eines Nichtzutreffens zur Folge hat. Diese Schwierigkeiten traten jedoch nur vereinzelt auf. Da ein nicht beobachtetes Merkmal jedoch nicht automatisch eine negative Bewertung der Situation des Unterrichts bedeutet, einigten wir uns zunächst eine „eins“ auf dem Beobachtungsbogen zu vergeben.
Bei der Bewertung des Items zum Umgang mit Schülerfehlern ist uns ebenfalls aufgefallen, dass wir zu unterschiedlichen Bewertungen gekommen sind, die auf unterschiedliche Interpretationen der Unterrichtssequenz zurückzuführen ist. Im Appendix des ELL wird erläutert, dass keine negative Bewertung stattfinden soll, wenn der Lehrer den Fehler eines Schülers nicht korrigiert, um ein flüssiges Sprechen nicht zu unterbrechen. Der Lehrer beachtet in der Unterrichtsstunde wiederholt die Fehler verschiedener Schüler nicht, so dass hierbei die Meinungen auseinander gingen, ob diese Tatsache eine negative Bewertung zur Folge haben soll.
Im Teilbereich zu Schüleraktivitäten stellt sich eine ähnliche Frage. Werden unterrichtsferne Aktivitäten von Schülern absichtlich außer Acht gelassen, wenn sie nicht stören oder entgehen dem Lehrer diese Situationen. Dies war ebenfalls durch die Beobachtung nicht eindeutig zu beurteilen. Dass sich oftmals die gleichen Schüler am Unterricht beteiligen, wird vom Lehrer nicht angesprochen und ist im Gegensatz zur vorherigen Situation ausschlaggebend für eine nicht zutreffende Bewertung des Items zu Ermutigung der Schüler sich am Unterricht zu beteiligen.
Die Unterrichtssequenz ist auffällig geprägt von Frontalunterricht und Einzelarbeit mit wenigen interaktiven Phasen. Außerdem ist die Transparenz, worin das Lernziel der Unterrichtsstunde bestehen soll, nicht gegeben. In dieser Unterrichtsstunde hatte der Lehrer außerdem den größten Redeanteil.
Reflexion
Zu dieser Unterrichtsstunde waren keine Hintergrundinformationen gegeben, so dass eine Beurteilung der Stunde insgesamt nur bedingt möglich ist. Rückblickend können wir sagen, dass das Klassenmanagement des Lehrers sehr gut funktioniert hat, jedoch sind keine eindeutigen Aussagen über eventuell vorher vereinbarte Verhaltensregeln möglich.
Eine weitere Fragestellung, die bei der Auswertung der Ergebnisse aufgekommen ist, besteht darin, ob das Lernangebot alle Schüler gleichermaßen erreicht hat. Hierzu müsste man die Schüler im Nachhinein nochmals befragen, wie viel sie in der Unterrichtsstunde gelernt haben, um beurteilen zu können, wie differenziert das Lernangebot auf die Schüler abgestimmt war.
Zudem ist es vor allem im Fach Englisch wichtig den Schülern ausreichend Redeanteil zukommen zu lassen, daher wurde das beobachtete Konzept des Lehrers bei der Auswertung ebenfalls hinterfragt. Meiner Meinung nach ist diese Unterrichtsstunde als Einstieg in das Thema sehr gut gewesen, jedoch kann man den genauen Kontext, in dem die Unterrichtsstunde steht, nicht aus der Videosequenz ableiten. Somit ist hier eine eindeutige Beurteilung aufgrund der fehlenden Informationen über vorangegangene Unterrichtsstunden nicht möglich.
Der Lehrer erläutert den Schülern in dieser Unterrichtsstunde kein einziges Lernziel. Damit schafft er keine Transparenz den Schülern gegenüber. Diese Erkenntnis konnte klar aus den Beobachtungsergebnissen geschlussfolgert werden.
Abschließend kann man sagen, dass der Beobachtungsbogen sehr viele Aspekte erfasst, die in Zusammenhang mit Unterrichtsqualität gedeutet werden können. Zudem ist er leicht verständlich und gut auszufüllen, jedoch bleiben gewisse Fragen hinsichtlich des gesamten Kontextes, in dem die beobachtete Unterrichtsstunde steht, offen.
Literatur
Bortz, J. & Döring, N. (2006). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Berlin, Heidelberg: Springer.
EMU – Evidenzbasierte Methoden der Unterrichtsdiagnostik und -entwicklung im Rahmen des Projekts UdiKom: http://www.unterrichtsdiagnostik.info/video/ (11.11.2013)
Helmke, A. & AQS (2012). Einblicknahme in die Lehr- und Lernsituation_ABS, V 7.1 http://andreas-helmke.de/buchanhang/ (08.11.2013).
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- Quote paper
- Daniel Philipp Scheffler (Author), 2014, Unterrichtsbeobachtung zu Unterrichtsqualität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277425
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