Einleitung
Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, der das Verhältnis zwischen den Industrienationen und Entwicklungsländern weitgehend beeinflußte, haben sich auch die Nord-Süd-Beziehungen verändert. Mit der neuen weltpolitischen Situation sind (angesichts gravierender Probleme in der ehemaligen Sowjetunion bzw. den Ostblockstaaten) die Schwierigkeiten der Entwicklungsländern in den Hintergrund geraten.
Im zweiten Teil dieser Arbeit werden ich mich mit den Fragen beschäftigen: Welche historische und wirtschaftliche Faktoren zur Entstehung des Nord-Süd-Konflikts führten. Wie kann man den Begriff "Unterentwicklung" genauer definieren. Warum der Begriff "Dritte Welt" widersprüchlich und komplexer ist?. Es wird sich zeigen, daß nicht nur wirtschaftliche sondern auch andere Faktoren dabei eine Rolle spielen. Da aber der ökonomische Standpunkt sowohl in der internationalen Politik als auch in den Entwicklungstheorien die größte Rolle spielt, wird er hier vorrangig behandelt. Außerdem sollen auch die verschiedene Kategorien untersucht werden, in die man die Entwicklungsländer einzuteilen versuchte. Die große Zahl von Bezeichnungen und Kürzeln beweise, daß es unmöglich ist, ganz unterschiedliche Länder einer bestimmten Gruppen zuzuordnen. Anschließend werde ich die vier Phasen der Entwicklungshilfe darstellen. Lange Zeit prägten zwei große Denkmodelle die Entwicklungshilfepolitik: modernisierungstheoretische Annahmen basierten auf dem Glauben an Fortschritt und Wachstum nach westlichem Muster und der Überwindung der traditioneller Strukturen. Die Dependenztheorien stellten dagegen die durch die Erste Welt verursachte Abhängigkeit in den Vordergrund.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Entstehung des Nord - Süd- Konflikt
1. Kolonialismus
2. Was ist „Unterentwicklung“ ?
3. Die „Dritte Welt“ als komplexer und widersprüchlicher Begriff
III. Verschiedene Phasen der Entwicklungshilfe
1. Erste Entwicklungsphase (50er/60er) - Entwicklung durch Wachstum
2. Zweite Entwicklungsphase (Ende 60er/70er) - Dependenztheorie und Grundbedürfnis- strategie
3. Dritte Entwicklungsphase (80er) - ein verlorenes Jahrzehnt ?
4. Die 90er - neue und alte Probleme
IV. Zusammenfassung
V. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, der das Verhältnis zwischen den Industrienationen und Entwicklungsländern weitgehend beeinflußte, haben sich auch die Nord-Süd-Beziehungen verändert. Mit der neuen weltpolitischen Situation sind (angesichts gravierender Probleme in der ehemaligen Sowjetunion bzw. den Ostblockstaaten) die Schwierigkeiten der Entwicklungsländern in den Hintergrund geraten.
Im zweiten Teil dieser Arbeit werden ich mich mit den Fragen beschäftigen: Welche historische und wirtschaftliche Faktoren zur Entstehung des Nord-Süd-Konflikts führten. Wie kann man den Begriff „Unterentwicklung“ genauer definieren. Warum der Begriff „Dritte Welt“ widersprüchlich und komplexer ist?. Es wird sich zeigen, daß nicht nur wirtschaftliche sondern auch andere Faktoren dabei eine Rolle spielen. Da aber der ökonomische Standpunkt sowohl in der internationalen Politik als auch in den Entwicklungstheorien die größte Rolle spielt, wird er hier vorrangig behandelt. Außerdem sollen auch die verschiedene Kategorien untersucht werden, in die man die Entwicklungsländer einzuteilen versuchte. Die große Zahl von Bezeichnungen und Kürzeln beweise, daß es unmöglich ist, ganz unterschiedliche Länder einer bestimmten Gruppen zuzuordnen. Anschließend werde ich die vier Phasen der Entwicklungshilfe darstellen. Lange Zeit prägten zwei große Denkmodelle die Entwicklungshilfepolitik: modernisierungstheoretische Annahmen basierten auf dem Glauben an Fortschritt und Wachstum nach westlichem Muster und der Überwindung der traditioneller Strukturen. Die Dependenztheorien stellten dagegen die durch die Erste Welt verursachte Abhängigkeit in den Vordergrund.
II. Entstehung des Nord-Süd-Konflikts
1.Kolonialismus
Die Anfänge des Nord-Süd-Konflikts reichen eigentlich zurück bis in die Zeit des Kolonialismus. Die europäischen Kolonialmächte bezogen ihre Überseegebiete in macht- und wirtschaftspolitische Überlegungen mit ein. Die Kolonien waren also politisch wie wirtschaftlich abhängig vom „Mutterland“, das allerdings rücksichtslose Ausnutzung und Fremdherrschaft ideologisch untermauerte: Es sei die Bürde des weißes Mannes („white man’s burden“) primitive Gesellschaften zu zivilisieren und in den Kolonien für Modernisierung und Erziehung der einheimischen Bevölkerung, natürlich in europäischem Sinne, zu sorgen.
Dabei wurden nicht nur bestehende Herrschaftsverhältnisse sondern auch kulturelle und ökonomische Strukturen zerstört. Viele Staaten konnten ihre politische Unabhängigkeit nur sehr schwierig und oft nur mit militärischen Mitteln erkämpfen, trotzdem blieb die wirtschaftliche Abhängigkeit zumeist bestehen. Zukünftige Handelsbeziehungen (die den jetzt unabhängigen Nationen den Status von Rohrstoffexporteuren zuweisen und an denen diese Staaten heute laborieren), waren bereits vorprogrammiert.[1]
Die Grenzen, meist willkürlich gezogen, verliefen oft quer durch Stammesgebiete ethnischer Gruppen, so daß es zu Bürgerkriege kam, die oft über Jahrzehnte hinweg andauerten. Zumindest blieben potentielle Konfliktherde an solchen Stellen bestehen. Ein weiteres Erbe der ehemaligen Kolonialmächte war deren Verwaltungsapparat, welcher oft völlig ineffektiv und unzureichend für ehemaligen Kolonien war, da er auf europäischem Modell beruhte. Korruption und Mißbrauch durch herrschende Eliten (der oft kritisierte „schwache Staat“) können in diesem historischen Kontext durchaus als Resultat langer Fremdherrschaft gesehen werden[2].
2.Was ist Unterentwicklung?
Es stellt sich die Frage, was genau unter dem Begriff „Unterentwicklung“ zu verstehen ist. Als einfachste Formel kann wohl „Unterentwicklung = Hunger + Krankheit + Unwissen (Analphabetismus)“ gelten. Dies ist jedoch kein universell anvendbarer Maßstab, da die als ‘Dritte Welt’ zusammengefaßten Länder sowohl in kultureller als auch in sozialökonomischer Hinsicht eine heterogene Gruppe bilden[3].
Nahrung ist das primäre menschliche Grundbedürfnis. Zwischen 1,3 und 1,5 Mrd. Menschen leiden an chronischer Unterernährung, bei über einem Drittel der Weltbevölkerung liegt der durchschnittliche Kalorienverbrauch unter dem statistisch festgelegten Mindestbedarf. Damit geht oft ein schlecht gestaltetes Gesundheitssystem einher: niedrige Lebenserwartung, hohe Kindersterblichkeit und ein allgemein schlechter Gesundheitszustand sind die Norm. So beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Afrikaners 51, die eines Europäers jedoch fast 75 Jahre[4].
Die Gründe dafür liegen vor allem an der mangelnden medizinischen Versorgung, sowie an verunreinigtem Trinkwasser und der daraus resultierenden Seuchengefahr. Zusätzlich ist nur für etwa ein Fünftel der Menschen, die in den ärmsten Ländern leben, ärztliche Behandlung erschwinglich, und somit fehlt es an Schutzimpfungen und elementaren medizinischen Präparaten. Auch schlechte Chancen zur (Weiter-)Bildung und Analphabetentum sind charakteristisch für unterentwickelte Länder. Ein Zeichen dafür ist, daß qualifizierte Arbeitskräfte fehlen[5].
Als vorrangige Maßzahl für den Entwicklungsstand eines Landes, und welcher Gruppe (LDC od. LLDC, siehe II.3 ) es damit zugeordnet wird, gilt aber nach wie vor das Bruttosozialprodukt (BSP), das auf die Bevölkerung bzw. das Pro-Kopf-Einkommen umgelegt wird. Die UNO, die Weltbank und die Industrieländer sehen das BSP als den Indikator für gelungene bzw. erfolglose Entwicklung an, denn damit lassen sich komplexe Prozesse in einer einfachen Gleichung festlegen. Hierbei sollte man allerdings berücksichtigen, daß eine ‘Rangfolge’ der ‘entwickeltesten’ Länder oft wenig über deren tatsächlichen Zustand aussagt[6].
Kritiker führen dabei vor allem die fehlende Berücksichtigung der Subsistenzwirtschaft an, die als rückständig gegenüber marktwirtschaftlich betriebenen Produktionsweisen klassifiziert wird, obwohl gerade sie eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Massenarmut spielt. Hinzu kommt, daß sowohl immaterielle Güter, die für die Bevölkerung gleichwohl essentiell sind, als auch ökologische Kosten des Wachstums vernachlässigt werden. Schließlich werden durch das Bruttosozialprodukt als Berechnungsgröße Gefälle innerhalb eines Landes verdeckt. Hierzu zählen z.B. die unterschiedlichen Lebensverhältnisse zwischen reichen Eliten und der armen Mehrheit der Bevölkerung, Stadt-Land-Gefälle und die Diskriminierung von Frauen[7].
Der von der UNO 1990 eingeführte Human Developement Index (HDI) setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Lebenserwartung bei der Geburt (Lebensdauer), Alphabetisierung (Bildung) und reale Kaufkraft pro Kopf. Dadurch wird die einseitig ökonomische Berechnungsweise durch soziale und kulturelle Komponenten erweitert. Mit dem HDI läßt sich eine genauere Aussage über den Entwicklungsstand eines Landes treffen, aber auch dieses Verfahren ist nicht optimal. So besteht die Gefahr, daß einzelne Faktoren gegeneinander aufgerechnet werden: in der Rechnung können sich ein Minus an Geld(=Armut) und ein Plus an Wissen(=Bildung) aufheben. Dies ist z.B. in den ehemaligen Ostblockstaaten der Fall[8].
Weil die oben genannten Kriterien nicht ausreichend waren, um die (Unter-)Entwicklung erfassen zu können, wurden ausführliche Kriterienkataloge aufgestellt, meist aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus, wie z.B. bei der Vergabe von Krediten und Maßnahmen
zur Unterstützung der Entwicklungsländer.
Folgende Merkmale wurden als relevant angesehen[9]:
„ - hohe Konsumquote( d.h. hoher Verbrauchsanteil von Nahrungsmitteln und einfachen Konsumgütern);
- niedrige Spar- und Investitionsquoten;
- niedrige Kapitalausstattung und Produktivität der Arbeit, besonders in der Landwirtschaft.(..)
- eine hohe Agrarquote (d.h. Beschäftigung des größten Teils der Bevölkerung in der Landwirtschaft zur Sicherung des eigenen Bedarfs) ;
- ein niedriger Industrialisierungs- und Verarbeitungsgrad der meist wenigen agrarischen und mineralischen Rohstoffe;
- hohe offene und versteckte Arbeitslosigkeit;
- die mangelnde Erschließung und Nutzung des Bodens und der Bodenschätze;
- unzureichende Markt- und Kreditorganisation
- eine ungenügende Infrastruktur.. .“
[...]
[1] List 1995,
[2] List 1995,
[3] Nohlen 1992,
[4] Nuscheler 1991, S. 321 (1)
[5] Nuscheler 1991, S.322 (1)
[6] List 1995,
[7] Nuscheler 1991, S.324 (1)
[8] List 1995,
[9] vgl. Nohlen 1992,
- Quote paper
- Edmond Rugji (Author), 1999, Nord-Süd-Beziehungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2773