„Das Ende der Welt? Einer von den Scherzen der Anthropozentrik: das Ende des Spezies als den Tod der pflanzlichen und tierischen Natur implizierend zu beschreiben, als das Ende der Erde schlechthin. […] Man räumt zwar ein, daß die Dinge vor uns beginnen können, aber nicht, daß sie nach uns enden können.“1
In diesem Ausschnitt aus Guido Morsellis Roman „Dissipatio humani generis“ stößt der namenlose Protagonist auf den verbreiteten, aber haltlosen Glauben, dass die Geschichte der Welt nur mit dem Menschen bedeutend ist und gemeinsam mit ihm enden wird. Er wundert sich über diesen Irrglauben, da er selbst in eine Erzählung verwickelt worden ist, in der faktisch die Menschheit verschwunden ist, die Welt aber so „sauber, leuchtend, fröhlich“ wie nie zuvor auffindet.2 Woher kommt es, dass man als Mensch das Fortbestehen seiner Art gleichsetzt mit dem Fortbestehen der Welt? Eine Erklärung dürfte sich darin bieten, festzustellen, dass die Welt, so wie man sie heute kennt und bewertet, aufhören würde, zu existieren, nicht jedoch die Welt an sich. Was ist jedoch die Welt an sich? Die Welt an sich muss die Welt sein, die übrigbleibt, wenn man die Welt abzieht, die so ist, wie sie ist, weil sie vom Menschen so geschaffen worden ist. Und was bleibt dann übrig? Die Welt so wie sie vor der Evolution des Homo sapiens sapiens war. Doch „Dissipatio humani generis“ ist nicht der einzige Roman, der sich dieses Szenario ausmalt, sondern es gibt eine ganze Reihe von so genannten postapokalyptischen Robinsonaden, welche das Ende der Welt, wie wir sie kennen porträtieren. Um feststellen zu können, welches denn genau die Welt ist, in welcher der Mensch lebt, und was denn die Welt ausmacht, die beim Aussterben unserer Rasse zurückbleibt, wird im folgenden das Konzept der First und Second Nature auf einige Postapokalyptische Robinsonaden angewendet.
Zunächst wird festgestellt, was First und Second Nature ist, und dass diese als Systeme nach Luhmann oder auch Räume nach Lotman verstanden werden können, dann werden diese Konzepte um das System beziehungsweise den Raum der Zivilisation erweitert und auf mehrere Postapokalyptische Robinsonaden angewendet. Anschließend wird die Identitätskonstruktion der Protagonisten im Kontext der Systeme untersucht. Abschließend werden weitere Abgrenzungen und Unzulänglichkeiten dieser Methode aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Die Diskrepanz zwischen dem Ende der Welt und dem der Menschheit
- Das Konzept der First und Second Nature im Kontext der Systemtheorie und der Raumtheorie
- Das Konzept der First und der Second Nature
- First und Second Nature als Systeme
- First und Second Nature als Räume
- Unterscheidung First und Second Nature und Zivilisation
- Natur und Zivilisation in Postapokalyptischen Robinsonaden
- Die fehlende First Nature vor der Apokalypse
- Die Rückkehr der First Nature nach der Apokalypse
- Identitätskonstruktion des Menschen in der First Nature
- Zusammenfassung der Ergebnisse und Abgrenzung
- Schwierigkeiten und weitere Anwendungsfelder
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Diskrepanz zwischen dem Ende der Welt und dem der Menschheit im Kontext von postapokalyptischen Robinsonaden. Sie analysiert das Konzept der First und Second Nature, um die Beziehung zwischen Mensch und Natur in diesen literarischen Werken zu beleuchten. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung der First Nature für die Identitätskonstruktion der Protagonisten in postapokalyptischen Szenarien zu erforschen.
- Das Konzept der First und Second Nature
- Die Rolle der First Nature in postapokalyptischen Robinsonaden
- Die Identitätskonstruktion des Menschen in der First Nature
- Die Unterscheidung zwischen First und Second Nature und Zivilisation
- Die Bedeutung der First Nature für die menschliche Existenz
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Diskrepanz zwischen dem Ende der Welt und dem der Menschheit, indem es den verbreiteten Irrglauben hinterfragt, dass die Geschichte der Welt mit dem Menschen beginnt und endet. Es stellt die Frage nach der Welt an sich und führt das Konzept der First und Second Nature ein, um die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu analysieren.
Das zweite Kapitel untersucht das Konzept der First und Second Nature im Kontext der Systemtheorie und der Raumtheorie. Es definiert die First Nature als die Natur vor dem Auftauchen des Menschen und die Second Nature als die vom Menschen geformte Natur. Es zeigt, wie diese Konzepte als Systeme nach Luhmann oder Räume nach Lotman verstanden werden können.
Das dritte Kapitel analysiert die Rolle der First Nature in postapokalyptischen Robinsonaden. Es untersucht, wie die First Nature in diesen Werken als ein Raum der Rückkehr zur Natur, aber auch als ein Raum der Gefahr und des Überlebens dargestellt wird. Es beleuchtet die Identitätskonstruktion der Protagonisten im Kontext der First Nature.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die First Nature, die Second Nature, postapokalyptische Robinsonaden, Systemtheorie, Raumtheorie, Zivilisation, Identitätskonstruktion, Mensch-Natur-Beziehung, Anthropozentrismus, Umwelthistorie, Literaturanalyse.
- Citation du texte
- Thomas Laschyk (Auteur), 2013, Das Konzept der First und Second Nature im Kontext der Systemtheorie und der Raumtheorie in postapokalyptischen Robinsonaden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277380
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