Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ oder „Sustainable Development“ wurde 1987 im Bericht der Brundtland-Kommission geprägt und auf der „United Nations Conference on Environment and Development“ 1992 in Rio de Janeiro entwickelte sie sich zum „Leitbild politischen Handelns“.
Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ oder „Sustainable Development“ wurde 1987 im Bericht der Brundtland-Kommission geprägt und auf der „United Nations Conference on Environment and Development“ 1992 in Rio de Janeiro entwickelte sie sich zum „Leitbild politischen Handelns“ (Spehl 2004: 679).
Durch viele Definitionsversuche ist die Nachhaltigkeit zu einer „inhaltsleeren Formel“ geworden (Spehl 2004: 679). „Im Deutschen wird von zukunftsfähiger, anhaltender oder andauernder Entwicklung gesprochen“ (Spehl 2004: 679).
Der Begriff der Nachhaltigkeit hat sich mittlerweile zu „Nachhaltiger Entwicklung“ gewandelt, deren Ziel die „Verwirklichung einer intragenerativen wie einer intergenerativen Chancengleichheit“ ist. Um dieses Ziel zu erreichen, versucht man wie Abb. 1 zeigt, die Ökonomie mit der Ökologie und dem Sozialen zu vereinen. Die unterschiedliche Gewichtung der drei Bereiche bzw. ihre Gleichstellung wird immer noch diskutiert und führt zu Zielkonflikten (vgl. Spehl 2004: 679).
Abb. 1: Nachhaltigkeitsdreieck
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www-public.tu-bs.de:8080/~schroete/images/Nachhaltigkeit.GIF, Zugriff: 13.02.2008.
Es gibt kein eindeutiges Leitbild der Nachhaltigkeit. Es gibt z.B. das „Leitbild der europäischen Stadt“ (Harlander 1999: 391) und das der „kompakten“ und „solidarischen“ Stadt (Harlander 1999: 395).
Die Hauptbestandteile der „umfassenden und systematischen Organisations- und Koordinationsaufgabe“ (Anton, Bischoff 2006: 384) der „Nachhaltigen Siedlungs- und Stadtentwicklung“ sind Dichte, Mischung und Polyzentralität. Es entstand ein Bild einer dicht überbauten, kompakten und gemischt genutzten Stadt (Harlander 1999: 389).
Die nachhaltige Stadtentwicklung muss sich mit dem hohen Freiflächenverbrauch auseinandersetzen. Es soll ressourcenschonend und umweltverträglich geplant werden, d.h. weniger Versiegelung, mehr Ausgleichsflächen und Brachflächenrecycling. Des Weiteren setzt sie auf die Mitwirkung der Bevölkerung (vgl. Anton, Bischoff 2006: 385) und auf Nutzungsmischung, die Urbanität entstehen lassen soll. Für die Bewohner soll es eine gute Erreichbarkeit der Stadtteile durch den öffentlichen Personennahverkehr geben.
Um diese Vorstellungen und Ziele durchsetzen zu können, wurden die Agenda 21 ins Leben gerufen. Städte und Kommunen können mit einem Agenda 21 Beauftragten ein nachhaltiges Projekt vor Ort durchführen. Eines der bekanntesten Projekte ist „Stuttgart 21“, bei dem es um den Umbau des Kopfbahnhofs zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof geht.
Seit den 1990er Jahren sind neue Problem- und Handlungsfelder in der Stadtplanung aufgetreten, wie z.B. die Konversion von ehemaligen Militärflächen. Immer mehr ausländische Soldaten verlassen Deutschland nach dem Ende der Sowjetunion und der deutschen Wiedervereinigung. Beispiele hierfür sind die Tübinger Südstadt, wo eine Mischnutzung in dichter Blockbebauung mit 2500 Arbeitsplätzen für ca. 6000 Bewohner entstand (Harlander 1999: 395) und der Freiburger Stadtteil Vauban.
Vauban ist ein Beispiel für nachhaltigen Städtebau. Eine militärische Fläche wurde zu einem neuen Wohnquartier mit Mischnutzung konvertiert. 2000 neue Wohnungen mit bauökologischen und energetischen Anwendungen für ca. 5000 neue Bewohner entstanden. Die Mischnutzung macht den Stadtteil attraktiv, da Wohnen, Arbeit und Freizeit verbunden werden. Durch das unterschiedliche Wohnungsangebot werden verschiedene Bevölkerungsgruppen angesprochen. Diese Gruppen können sich in den Stadtteil integrieren. Viele der Bewohner verzichten auf einen eigenen Pkw oder zumindest auf dessen Stellplatz in Wohnungsnähe, sodass es keinen ruhenden oder fließenden Verkehr im Stadtteil gibt.
Abb. 2: Autofreie Straße im Freiburger Stadtteil Vauban
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www.autofrei-wohnen.de/fotos/f_041020_vauban3-03-mh_arch_600-900-4.jpg, Zugriff: 13.02.2008
Dafür gibt es eine gute Anbindung mit Bus, Straßen- und Regio-S-Bahn. Ein „Mobilitätspaket“ wurde entwickelt, das eine Jahreskarte für den RegioVerkehr, eine BahnCard und CarSharing beinhaltet. In Abb. 2 sieht man, dass Kinder ungehindert auf den freien Straßen spielen können und dass es eine stark begrünte Umgebung gibt. Die Bürger werden im „Forum Vauban“ aktiv in die Gestaltung und Entwicklung des Stadtteils miteinbezogen. Eine Folge daraus ist, dass sich die Bewohner sehr stark mit ihrem Stadtteil identifizieren (vgl. Anton, Bischoff 2006: 383f).
Ein weiteres Problem- und Handlungsfeld, das in den 1990er Jahren entstanden ist, sind die Leerstände in Ostdeutschland. Dort wurde das Projekt „Stadtumbau Ost“ ins Leben gerufen. Der Staat subventioniert den Abriss von Leerständen, so z.B. in Berlin-Marzahn und Hellersdorf. Die Großwohnsiedlung erfuhr eine hohe Abwanderungsrate, sodass die Hochhäuser nach und nach abgerissen werden sollen.
Fehlende finanzielle Mittel zwangen einige Städte und Kommunen private Investoren die nachhaltigen Projekte finanzieren zu lassen. Mit einem sog. „Public-Private-Partnership“ ist z.B. das CentrO in Oberhausen und der MediaPark in Köln entstanden. Der Nachteil ist, dass diese Investoren stärker auf den individuellen Profit konzentriert sind, als auf den Gesellschaftlichen (vgl. Harlander 1999: 390)
Der Unterschied zu vorangegangenen Leitbildphasen besteht darin, dass die Nachhaltigkeit sich auf drei Bereiche gleichzeitig konzentriert und dass man weitsichtig in die Zukunft plant.
Literaturverzeichnis
- Anton, Jürgen; Bischoff, Ariane: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene – Anforderungen – Erfahrungen – Perspektiven, in: Selle, Klaus (Hrsg.): Praxis der Stadt- und Regionalentwicklung – Analysen – Erfahrungen – Folgerungen. Aachen, 2006. S. 383-385.
- Harlander, Tilman: Wohnen und Stadtentwicklung in der Bundesrepublik, in: Flagge, Ingeborg (Hrsg.): Geschichte des Wohnens, Band 5, 1945 bis heute – Aufbau – Neubau – Umbau. Stuttgart, 1999. S. 379-395.
- Spehl, Harald: Nachhaltige Raumentwicklung in: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL): Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover, 2004, S. 679.
Quellenverzeichnis
- Abb. 1: http://www-public.tu-bs.de:8080/~schroete/images/Nachhaltigkeit.GIF, Zugriff: 13.02.2008
- Abb. 2: http://www.autofrei-wohnen.de/fotos/f_041020_vauban3-03-mh_arch_600-900-4.jpg, Zugriff: 13.02.2008
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- Master of Arts Tina Schreiber (Autor), 2008, Die Idee der Nachhaltigkeit in der Stadtplanung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276611