Dag Hammarksjöld war von 1953 bis 1961 zweiter Generalsekretär der Vereinten Nationen und trat sein Amt in einer Zeit an, als die ersten Illusionen über die Bedeutung der Weltorganisation für die Erhaltung des Friedens und die Schlichtung von Konflikten vorbei waren. Acht Jahre nach ihrer Gründung hatten die Vereinten Nationen an Ansehen verloren und wurden von den Großmächten, vor allem den USA und der Sowjetunion, bei der Lösung von Problemen übergangen oder durch deren Veto im Sicherheitsrat lahmgelegt (Lash 1962a, S. 71, Urquhart 1994, S. 49, Volger 1995, S. 118). In diesem Spannungsfeld, zwischen den Interessen der Weltgemeinschaft und denen der Blöcke, war Dag Hammarskjölds Vorgänger im Amt, Trygve Lie, trotz aller Verdienste aufgerieben worden (Göller 1995, S. 22-50, Smouts 1971, S. 17-61, Volger 1995, S. 93). Mit der Wahl des politisch relativ unbekannten Schweden verbanden die Blockmächte die Hoffnung auf einen unpolitischen, bürokratischen und damit bequemen Generalsekretär, der sich auf seine Funktion als höchster Verwaltungsbeamter der Organisation beschränken würde (Jordan 1983, S. 6, United Nations 1984, S. 20).
Aber genau das Gegenteil sollte der Fall sein. Dag Hammarksjöld gab dem Amt des Generalsekretärs ein neues politisches Profil und prägte die formativen Jahre der Vereinten Nationen, indem er ihnen einen höheren Stellenwert bei der Lösung bewaffneter und unbewaffneter Konflikte schuf. Gerade die Opposition der westlichen und kommunistischen Staaten machten den Generalsekretär häufig zur einzigen Instanz, die den Einfluss der Vereinten Nationen auf Ereignisse und Entscheidungen geltend machte. Die durch die Großmächte im Sicherheitsrat oder in der Generalversammlung erzeugten Blockaden erhöhten den Handlungsbedarf für den Generalsekretär und erweiterten das politische Potential dieses Amtes. Dank seiner persönlichen Integrität, seiner großzügigen Auslegung der Charta und seiner diplomatischen Fähigkeiten gelang es ihm, die Autorität sowie den politischen Spielraum des Generalsekretärs deutlich auszuweiten und im Sinne der Charta eine aktive Rolle bei den jeweiligen Herausforderungen zu spielen (Lash 1962a, S. 224-226, Volger 1995, S. 118, Waldheim 1983, S. 16, 17, Zacher 1966, S. 726). Der fast zeitgleich mit seinem Amtsantritt stattfindende Wandel der internationalen politischen Wetterlage bot ihm wegen der wachsenden Kooperationsbereitschaft zusätzliche Chancen für seine Verhandlungs- und Versöhnungsdiplomatie boten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Amtsausübung
- Hammarskjölds Amtsverständnis und Auslegung der Charta
- Dag Hammarskjölds politische und diplomatische Konzepte, Aktivitäten und Initiativen
- Wandel innerhalb der Vereinten Nationen in Hammarskjölds Amtszeit
- Zusammenfassung. Dag Hammarskjöld: General oder Sekretär?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Amtsausübung von Dag Hammarskjöld als Generalsekretär der Vereinten Nationen in den Jahren 1953 bis 1961. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Hammarskjöld im Spannungsfeld zwischen Ost-West-Konflikt und Entkolonialisierung zunehmend politische Verantwortung und Autorität im Amt des Generalsekretärs vereinigen konnte.
- Hammarskjölds Amtsverständnis und Auslegung der UN-Charta
- Die Rolle von Dag Hammarskjöld in der Konfliktbeilegung und Friedenssicherung
- Der Einfluss des Ost-West-Konflikts und der Entkolonialisierung auf die Vereinten Nationen
- Die Entwicklung des Generalsekretariats und seine wachsende Bedeutung
- Die Frage, ob Dag Hammarskjöld in seiner Amtsausübung eher die Rolle eines „Generals“ oder eines „Sekretärs“ einnahm
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung beleuchtet den Kontext, in dem Hammarskjöld sein Amt antrat, und die Herausforderungen, die die Vereinten Nationen zu Beginn ihrer Existenz bewältigen mussten. Sie erläutert die Erwartungen an Hammarskjöld als Generalsekretär und skizziert die zentralen Themen der Hausarbeit.
- Amtsausübung: Dieses Kapitel analysiert Hammarskjölds Amtsverständnis und die Entwicklung seines Rollenverständnisses im Laufe seiner Amtszeit. Es behandelt seine Auslegung der UN-Charta und die wichtigen politischen und diplomatischen Konzepte, die er anwandte.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Hausarbeit sind die Vereinten Nationen, Dag Hammarskjöld, Generalsekretär, Ost-West-Konflikt, Entkolonialisierung, Konfliktbeilegung, Friedenssicherung, diplomatische Konzepte, Amtsverständnis, UN-Charta, internationale Kooperation, „International Civil Servant“.
- Quote paper
- Andrea Clemens (Author), 2007, UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld. Sein Einfluss auf die Rolle der Vereinten Nationen im Ost-Westkonflikt zwischen 1953 und 1961, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276529