Bei der Auseinandersetzung mit dem modernen Kriegsvölkerrecht und dessen Entstehung ist es notwendig, ins 19. Jahrhundert zurückzugehen. Die ersten multilateralen kriegsvölkerrechtlichen Verträge wurden in dieser Zeit geschlossen: Neben der Genfer Konvention von 1864 ist auch die Petersburger Deklaration von 1868 eine der ersten kriegsvölkerrechtlichen Verträge. Die ersten Grundsätze des modernen Kriegsvölkerrechts finden wir bereits 1863 in einem durch den Deutsch-Amerikaner Francis Lieber verfassten Militärhandbuchs, welches als Vorläufer des modernen Kriegsvölkerrechts gilt. Dieser Kodex zeigt beispielhaft auf, welche Prinzipien und Inhalte zu einem modernen, zivilisierten Kriegsvölkerrecht gehören.
Als Kriegsvölkerrecht werden zwei verschiedene Aspekte bezeichnet. Zum einen das ius ad bellum (Recht zum Krieg) und zum anderen das ius in bello (Recht im Krieg). Das ius ad bellum regelt Fragen der Legalität eines Krieges, wohingegen das ius in bello Regeln zum Umgang mit Kombattanten, Nichtkombattanten sowie Kulturgüter des Feindes aufstellt. Ziel des Kriegsvölkerrechts ist es, den Krieg und das mit ihm verbundene Leid zu vermindern und auf ein unvermeidbares Maß zu beschränken. Letzteres wird auch als humanitäres Völkerrecht bezeichnet.
(...)
Diese Arbeit möchte anhand des Lieber`s Code die Wurzeln des modernen Kriegsvölkerrechts aufzeigen. Welche Überlegungen sind Grundsätze des heute kodifizierten Kriegsvölkerrechts? Woraus nahm Lieber seine Ideen, welche geistesgeschichtlichen Strömungen beeinflussten ihn?
Zunächst soll der entstehungsgeschichtliche Hintergrund beleuchtet werden. Hierzu sollen zunächst einmal Sinn und Zweck des Lieber`s Code verdeutlicht werden, bevor der Geltungs- und Anwendungsbereich und Inhalt des Kodex untersucht werden soll. Der Inhalt soll unter verschiedenen Aspekten exemplarisch untersucht werden. Neben dem Recht zum Krieg, welches bei Lieber ausführlich dargestellt wird, soll auch der Grundsatz der militärischen Notwendigkeit im Focus der Analyse stehen. Desweiteren wird die Pflicht zur Einhaltung von Verträgen aber auch die Sanktionierung von Verstößen gegen Regeln des Kriegsführungsrechts untersucht werden.
Abschließend soll aufgezeigt werden, welchen Einfluss das Militärhandbuch auf das moderne Kriegsvölkerrecht de facto hat und welche Bedeutung diesem Kodex zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Theoretische Vorbemerkungen
- Entstehungsgeschichtlicher Hintergrund des Lieber's Code
- Die inhaltliche Dimension des Lieber's Code und dessen Anwendung
- Das Recht zum Krieg
- Der Grundsatz der militärischen Notwendigkeit
- Die Pflicht zur Einhaltung von Verträgen mit dem Feind
- Die Sanktionierung von Verstößen gegen Regeln des Kriegsführungsrechts
- Der Einfluss des Lieber's Code auf das moderne Kriegsvölkerrecht
- Zusammenfassung und Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Wurzeln des modernen Kriegsvölkerrechts und untersucht den Lieber's Code als ein wichtiges Dokument in der Entwicklung des Kriegsvölkerrechts. Sie analysiert die Entstehungsgeschichte, den Inhalt und den Einfluss des Lieber's Code auf das moderne Kriegsvölkerrecht.
- Entstehungsgeschichte des Lieber's Code
- Inhaltliche Dimension des Lieber's Code
- Einfluss des Lieber's Code auf das moderne Kriegsvölkerrecht
- Recht zum Krieg und militärische Notwendigkeit
- Verträge mit dem Feind und Sanktionierung von Verstößen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Lieber's Code als ein wichtiges Dokument in der Entwicklung des modernen Kriegsvölkerrechts vor und erläutert die Bedeutung des ius ad bellum und des ius in bello. Das zweite Kapitel beleuchtet den entstehungsgeschichtlichen Hintergrund des Lieber's Code, seine Entstehung im Kontext des amerikanischen Bürgerkriegs und die Einflüsse europäischer Geistesströmungen auf seine Inhalte. Das dritte Kapitel analysiert die inhaltliche Dimension des Lieber's Code, wobei die Schwerpunkte auf dem Recht zum Krieg, dem Grundsatz der militärischen Notwendigkeit, der Pflicht zur Einhaltung von Verträgen mit dem Feind und der Sanktionierung von Verstößen gegen Regeln des Kriegsführungsrechts liegen. Das vierte Kapitel untersucht den Einfluss des Lieber's Code auf das moderne Kriegsvölkerrecht und zeigt auf, welche Prinzipien und Inhalte des Lieber's Code in das heutige Kriegsvölkerrecht Eingang gefunden haben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Lieber's Code, das Kriegsvölkerrecht, das ius ad bellum, das ius in bello, die militärische Notwendigkeit, die Einhaltung von Verträgen mit dem Feind, die Sanktionierung von Verstößen gegen Regeln des Kriegsführungsrechts und den Einfluss des Lieber's Code auf das moderne Kriegsvölkerrecht.
- Arbeit zitieren
- Dominik Mönnighoff (Autor:in), 2013, Die Wurzeln des modernen Völkerrechts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276432
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