Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland besagt: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden (Grundgesetz).
Vergleicht man diesen Artikel des Grundgesetzes mit der vorherrschenden Realität, sieht das Bild leider etwas anders aus: Seit Jahrzehnten gehören Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zum deutschen Alltag, wobei es sich hierbei um Beschimpfungen, Bedrohungen und Diskriminierung gegenüber Menschen anderer Herkunft handelt (vgl. Ahlheim 2005: 379). Dabei muss man sich ganz klar vor Augen halten, dass niemand als Rechtsextremist zur Welt kommt, vielmehr ist es das soziale Umfeld, das einen wesentlichen Einfluss auf das Individuum hat.
Für viele Kinder und Jugendliche ist neben dem familiären Umfeld vor allem die Schule eine entscheidende Sozialisationsinstanz. Diese wird von Kindesbeinen an über Jahre hinweg besucht, sodass davon auszugehen ist, dass sie die jungen Lerner in ihrer Entwicklung, sowie ihrem Denken und Handeln entscheidend prägt. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Schule, der „[…] auf der Grundlage des Grundgesetzes und der Landesverfassung […]“ (Hessisches Schulgesetz) geschehen soll, ist also nicht zu unterschätzen, wobei in diesem Zusammenhang vor allem die Erziehung zu Offenheit, Toleranz sowie die Achtung der Menschenrechte zu nennen sind. Ein in diesem Kontext zentraler Punkt, der laut Adorno „die allererste an Erziehung“ (Adorno 1977: 674) sein sollte, ist „die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei“ (ebenda), womit er im Wesentlichen eine Erziehung gegen die Unmenschlichkeit meint, die den Kindern und Jugendlichen in der Schule vermittelt werden soll.
Doch ist es möglich, dass Schule das Potential hat, einem Wiederholen von Auschwitz gezielt entgegenzuwirken? Welche Möglichkeiten gibt es und inwiefern spielen die Ideen Adornos, die er in seinem Aufsatz „Erziehung nach Ausschwitz“ darstellt, eine Rolle?
Inhaltsverzeichnis
- Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland
- Schule als Sozialisationsinstanz
- Lehrpläne der Länder
- Konzept der fehlenden Bindungen
- Sport
- Entbarbarisierung des Landes
- Gedenkstättenpädagogik
- Erziehungsbild der Härte
- Kritik an der Fetischisierung von Technik
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Frage, ob und wie Schule dazu beitragen kann, einem Wiederholen von Auschwitz entgegenzuwirken. Der Autor analysiert die Ideen Theodor W. Adornos aus seinem Aufsatz „Erziehung nach Auschwitz“ und untersucht, inwiefern diese in der heutigen schulischen Praxis relevant sind.
- Die Rolle der Schule in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen
- Die Bedeutung von politischer Bildung und Toleranzerziehung
- Die Relevanz von Adornos Konzept der „Erziehung nach Auschwitz“ für die heutige Zeit
- Die Möglichkeiten und Grenzen der schulischen Praxis im Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
- Die Bedeutung von fächerübergreifendem Lernen und der Einbeziehung von Medien in den Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Analyse des Artikels 3, Absatz 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und stellt fest, dass die Realität in Deutschland von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit geprägt ist. Der Autor argumentiert, dass die Schule eine wichtige Rolle in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen spielt und daher eine zentrale Aufgabe in der Erziehung zu Offenheit, Toleranz und der Achtung der Menschenrechte hat.
Im zweiten Kapitel untersucht der Autor Adornos Konzept der fehlenden Bindungen und zeigt auf, dass dieses in der heutigen schulischen Praxis keine Gefahr darstellt, da Schüler/innen in Gruppenarbeiten und anderen Aktivitäten dazu animiert werden, zusammenzuarbeiten und die Gleichheit aller zu erkennen.
Im dritten Kapitel befasst sich der Essay mit Adornos Kritik an der Fetischisierung von Technik und argumentiert, dass die Technik, insbesondere die Massenmedien, ein wichtiges Werkzeug für die Aufklärung an Schulen sein kann. Der Autor plädiert für den Einsatz von Filmen, Präsentationen und anderen multimedialen Methoden, um Schüler/innen die Schrecken des Nationalsozialismus näherzubringen.
Im vierten Kapitel beleuchtet der Essay Adornos Kritik am Erziehungsbild der Härte und zeigt auf, dass Schulen heute verstärkt auf Kommunikation und Mediation setzen, um Konflikte friedlich zu lösen.
Im fünften Kapitel fasst der Autor die wichtigsten Punkte des Essays zusammen und betont die Bedeutung von politischer Bildung und Toleranzerziehung in der heutigen Zeit. Der Autor plädiert für eine aktive Beteiligung von Schüler/innen an der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und für eine Erziehung zur kritischen Selbstreflexion.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Erziehung nach Auschwitz, die Rolle der Schule in der Sozialisation, politische Bildung, Toleranzerziehung, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Gedenkstättenpädagogik, Medienpädagogik, und die Bedeutung von fächerübergreifendem Lernen. Der Essay beleuchtet die Herausforderungen der heutigen Zeit im Kampf gegen Unmenschlichkeit und Diskriminierung und plädiert für eine aktive und kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um einem Wiederholen von Auschwitz entgegenzuwirken.
- Arbeit zitieren
- Madeleine Jansen (Autor:in), 2014, Schule als Prävention gegen ein Wiederholen von Auschwitz?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276282
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