Der inhaltliche Schwerpunkt dieser Hausarbeit liegt auf der Untersuchung des Konfliktpotentials und einer Prüfung der Vermittlungsfähigkeit zwischen einer universalistisch ausgerichteten Ethik auf der einen Seite, und einer Freundschafts- bzw. Solidaritätsethik, welche die besonderen moralischen Verpflichtungen gegenüber bestimmten Gruppen betont, auf der anderen Seite.
Genauer hin soll aufgezeigt werden, in welchen Fällen ein solcher Konflikt sich einstellen kann, was also seine Bedingungen sind und wie eine Vermittlung zwischen beiden Ethikkonzepten aussehen könnte. Es soll dabei zunächst der allgemeine Konfliktfall erfasst werden, also das Prinzip gesucht und verhaftet1 werden, welches den Widerspruch auslöst. Zu diesem Zweck wird der moralische Universalismus mit Rückgriff auf Immanuel Kants moralphilosophische Schriften (u.a. die Metaphysik der Sitten) mit seinem formalen Kern, dem Kategorischen Imperativ und das damit konfligierende loyalitätsethische Konzept von Wolfgang Kersting (u.a. der Text: Internationale Solidarität), exemplarisch bearbeitet. Kersting argumentiert dabei für die Bedeutung und Relevanz des Solidaritätsbegriffes und positioniert sich mit seinen Einwänden kritisch gegenüber einem alle Loyalitätspflichten einebnenden Universalismus.
Diese Einwände Kerstings gegen eine Überbetonung des moralischen Universalismus werden hier zunächst angeführt und auf ihre Bedeutung und Überzeugungskraft hin untersucht, wobei sie gleichsam als eine methodische Schablone2 für eben jene Fälle dienen werden, bei denen der Konflikt mit dem moralischen Universalismus sichtbar und auf einer abstrakten (allgemeinen) Stufe diesem Vorhaben entsprechend, lösbar wird. Es soll also ein eigener Vermittlungsversuch in Form einer Synthese zwischen diesen beiden Ethikkonzepten versucht werden. Dieses Vorhaben wird im Rahmen dieser Hausarbeit freilich einige Abstriche im Umfang und Detailschärfe in Kauf nehmen müssen.
Wenn dabei eine wie auch immer geartete Auflösung des Grundkonflikts beider Ansätze auffindbar ist, dann würde dadurch die simple Frage nach der Vorzüglichkeit des einen oder des anderen Moral-Konzepts in eine meines Erachtens viel spannendere Fragestellung nach den jeweiligen Geltungsbereichen und -ansprüchen und dessen Grenzen eröffnet, die ja ohnehin schon darum im Raum steht, weil die universalistischen Moralvorstellungen in unseren Vorstellungen durchaus dominant und tonangebend sind
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der moralische Universalismus und dessen Dialektik
- Argumente für den Ansatz einer partikular ausgerichteten Solidarität
- Das konstruktive Spannungsverhältnis beider Moralkonzepte
- Die positiven Momente beider Ansätze
- Die negativen Momente beider Ansätze
- Versuch einer Synthese beider Moralkonzepte
- Schluss
- Literaturliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Konfliktpotential zwischen einer universalistischen Ethik und einer Solidaritätsethik, die besondere moralische Verpflichtungen gegenüber bestimmten Gruppen betont. Ziel ist es, die Bedingungen für diesen Konflikt aufzuzeigen und einen Vermittlungsversuch zwischen beiden Ethikkonzepten zu unternehmen.
- Untersuchung des Konfliktpotentials zwischen Universalismus und Solidaritätsethik
- Analyse der Bedingungen für den Konflikt
- Vermittlung zwischen den beiden Ethikkonzepten
- Entwicklung einer Synthese zwischen Universalismus und Solidaritätsethik
- Beurteilung der Geltungsbereiche und -ansprüche beider Moralkonzepte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den inhaltlichen Schwerpunkt der Hausarbeit dar: die Untersuchung des Konfliktpotentials zwischen einer universalistischen Ethik und einer Solidaritätsethik. Es wird erläutert, dass der Konflikt darin liegt, dass der Universalismus die Besonderheiten von Solidargemeinschaften in moralischer Hinsicht nivelliert, während die Solidaritätsethik diese Besonderheiten betont. Die Einleitung stellt auch die beiden zentralen Figuren der Arbeit vor: Immanuel Kant, der Vertreter des moralischen Universalismus, und Wolfgang Kersting, der für eine solidaritätsethische Position argumentiert.
Das erste Kapitel befasst sich mit dem moralischen Universalismus nach Kant, insbesondere mit dem Kategorischen Imperativ als dessen formalem Kern. Der Kategorische Imperativ fordert die Verallgemeinerbarkeit von Handlungsmaximen und lässt keine Ausnahmen aufgrund von besonderen Gründen zu. Diese Abstraktion von allen Besonderheiten ist die Stärke und gleichzeitig die Schwäche des Kategorischen Imperativs.
Das zweite Kapitel widmet sich den Argumenten für eine partikular ausgerichtete Solidarität. Es wird gezeigt, dass die Nivellierung des Universalismus bestimmte ethische Momente des menschlichen Lebens vernachlässigt. Wolfgang Kersting plädiert für eine Synthese von Universalismus und Partikularismus, die beide gleichermaßen umfasst.
Das dritte Kapitel untersucht das konstruktive Spannungsverhältnis zwischen den beiden Moralkonzepten. Es werden sowohl die positiven als auch die negativen Momente beider Ansätze beleuchtet. Die positiven Momente des Universalismus liegen in seiner formalen Strenge und seiner Fähigkeit, moralische Prinzipien zu universalisieren. Die positiven Momente der Solidaritätsethik liegen in ihrer Berücksichtigung von Besonderheiten und ihrer Fähigkeit, moralische Verpflichtungen gegenüber bestimmten Gruppen zu betonen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den moralischen Universalismus, die Solidaritätsethik, den Kategorischen Imperativ, die Verallgemeinerbarkeit von Handlungsmaximen, die Besonderheiten von Solidargemeinschaften, die Geltungsbereiche und -ansprüche von Moralkonzepten sowie den Vermittlungsversuch zwischen Universalismus und Solidaritätsethik.
- Arbeit zitieren
- Ronny Daniel Kupfer (Autor:in), 2014, Moralischer Universalismus oder partikulare Solidarität?. Vermittlungsversuch zweier moralphilosophischer Konzepte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276196
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