Ein fernes Land auf dem asiatischen Kontinent, zwischen Russland und China gelegen, ohne Anschluss an das Meer und welches vorwiegend mit hohen Rohstoffvorkommen assoziiert wird. Diese Aspekte lassen europäische Unternehmen nicht als erstes daran denken, in den Tourismussektor der Mongolei zu investieren.
Die Mongolei macht jedoch in jüngster Zeit auf sich aufmerksam und versucht, abgesehen von Investitionen in den Bergbau, zusätzlich den Tourismus auszubauen. Die langjährige Kultur des einst so riesigen Weltreiches, die Mythen um Dschingis Khan, weite Teile unberührter Natur, seltene Tierarten und die mongolischen Traditionen, ziehen bereits Touristen in das Land.
Allerdings stellt die Entscheidung über eine Expansion ins Ausland oder Neugründung der Geschäftstätigkeit, Unternehmen vor größere Herausforderungen, als nur der Aspekt, dass es bereits Tourismus im Land gibt. Für das strategische Handeln ist es substanziell, Aussagen und Einschätzungen über Potentiale, Chancen, Risiken und Trends einer Tourismus-Destination zu treffen. Zahlreiche Faktoren wie beispielsweise ein umfassendes Abbild der aktuellen Tourismussituation im Land sowie bestimmte Touristenstrukturen müssen vorab umfassend analysiert werden, um Fehlentscheidungen zu minimieren oder Potentiale rechtzeitig zu erkennen. Dafür können verschiedene Analyse-Methoden herangezogen werden, um zum einen Potentiale einschätzen zu können und zum anderen, unter welchen Rahmenbedingungen die Geschäftstätigkeit im Ausland ausgeführt werden kann. (Freyer,2007, S.303)
Um diese Faktoren zu untersuchen, wird in dieser Arbeit die Stärken-Schwächen und Chancen-Risiken Analyse, kurz genannt die SWOT-Analyse, zu Grunde gelegt...
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Abstract
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Ausgangslage der Mongolei
2.1 Die Beziehungen der Europäischen Union zur Mongolei
2.2 Das Wachstum der mongolischen Wirtschaft
2.3 Die Wirtschaftssektoren im Überblick
2.4 Die Wertschöpfungskette im Tourismus
3. Touristische Situationsanalyse der Mongolei
3.1 Aufbau und Elemente der Stärken-Schwächen-Analyse
3.2 Die touristische Angebotsanalyse
3.2.1 Ursprüngliches Angebot
3.2.2 Abgeleitetes Angebot
3.3 Europäische Unternehmen
3.3.1 Angebote der Reiseveranstalter
3.3.2 Investitionen in die Mongolei
3.4 Tourismusförderung
3.5 Die touristische Nachfrageanalyse
3.6 Die Stärken-Schwächen-Analyse
4.Touristische Makro-Umweltanalyse
4.1 Aufbau und Elemente der Chancen-Risiken-Analyse
4.1.1 Gesellschaftlich-ethische Umwelt
4.1.2 Ökonomische Umwelt
4.1.3 Politisch-rechtliche Umwelt
4.1.4 Ökologische Umwelt
4.1.5 Technologische Umwelt und Expertise
4.2 Geplante Großbauprojekte und Trends
4.3 Die Chancen-Risiken-Analyse
5. Analyse des Marktpotentials und Perspektiven für europäische Unternehmen
5.1 Die SWOT-Analyse
5.2 Auswertung der Ergebnisse der SWOT-Analyse
6. Fazit und Ausblick
Quellenverzeichnis
Anhang
Eidesstattliche Erklärung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Landkarte Asiens mit vergrößertem Ausschnitt Zentralasiens
Abbildung 2: Wachstumsprognose ausgewählter Länder(gruppen) bis 2018
Abbildung 3: Zusammensetzung des BIP der Mongolei im Jahr 2011 nach Sektoren
Abbildung 4: Zusammensetzung der Beiträge durch den Tourismus
Abbildung 5: Der Aufbau und die Elemente der Stärken-Schwächen-Analyse
Abbildung 6: Einteilung der Mongolei in ihre ökologischen Zonen
Abbildung 7: Anzahl der Touristen im zeitlichen Verlauf der Jahre 2001 bis 2011.
Abbildung 8: Prozentuale Touristenverteilung nach ihren Herkunftsländern 2010
Abbildung 9: Reisemotive und Herkunftsländer der Reisenden in die Mongolei 2010
Abbildung 10: Ausgabenstruktur von Urlaubs-und Geschäftsreisenden pro Reise
Abbildung 11: Einteilung der Makro-Umweltanalyse in seine Segmente
Abbildung 12: Prozentuales reales Wachstum des BIP der Mongolei seit 2003 bis 2018
Abbildung 13: Durchschnittliche Verbraucherpreise in Ulan Bator (Januar 2009-März 2013)
Abbildung 14: Ausgewählte weltweite Governance-Indikatoren im Ländervergleich 2011
Abbildung 15: Höhe der Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitnehmer
Abbildung 16: Die SWOT-Matrix
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Handelsbilanz der EU-27 mit der Mongolei von 2008 bis 2012
Tabelle 2: Prozentualer Anteil der Sektoren am BIP der Mongolei 2011
Tabelle 3: Bestimmung und Wertung der Stärken und Schwächen als Tourismus-Destination
Tabelle 4: Ranglisten der menschlichen Entwicklung, der Pressefreiheit und der Korruption
Tabelle 5: Armut, Arbeitslosigkeit und BIP pro Kopf von 2010 bis 2012
Tabelle 6: Bestimmung und Einschätzung der Chancen und Risiken
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zusammenfassung
Die Masterarbeit untersucht die Marktpotentiale und Perspektiven im Tourismussektor der Mongolei, mit dem Ziel eine Einschätzung zu geben, inwieweit der Sektor für zukünftige Investitionen europäischer Unternehmen attraktiv ist. Dies erfolgt mittels der Stärken-Schwächen-Analyse und Chancen-Risiken-Analyse, der sogenannten SWOT-Analyse
Für diesen Zweck werden vorab im ersten und zweiten Abschnitt die grundsätzlichen Strukturen des Landes, der Wirtschaft und des Tourismussektors präsentiert. Im dritten Kapitel wird das Stärken- und Schwächenprofil der Mongolei als Tourismus-Destination erarbeitet. Im Anschluss werden die Chancen und Risiken auf der Grundlage relevanter Makro-Umweltfaktoren der Mongolei eingeschätzt. Das fünfte Kapitel beinhaltet die SWOT-Analyse, die die erarbeiteten Ergebnisse bündelt. Das Fazit und ein Ausblick schließen die Arbeit mit dem sechsten Kapitel ab
Abstract
The following master thesis examines the market potentials and prospects in the tourism sector of Mongolia with the aim to give an appraisal to what extent the tourism sector is attractive for future investments of European enterprises. This is based on the strengths-weaknesses-analysis and opportunities-risks-analysis called SWOT-analysis
For this, the basic structures of the country, economy and tourism sector are previously presented in the first and second chapter. In the third chapter, the strengths and weaknesses profile of Mongolia as a tourism destination is been worked out. In connection to this the opportunities and risks are assessed on the basis of relevant macro-environmental factors of Mongolia. The fifth chapter presents the SWOT analysis, which bundles up the compiled results. The conclusion and an outlook conclude the work with the sixth chapter
1. Einleitung
Ein fernes Land auf dem asiatischen Kontinent, zwischen Russland und China gelegen, ohne Anschluss an das Meer und welches vorwiegend mit hohen Rohstoffvorkommen assoziiert wird. Diese Aspekte lassen europäische Unternehmen nicht als erstes daran denken, in den Tourismussektor der Mongolei zu investieren.
Die Mongolei macht jedoch in jüngster Zeit auf sich aufmerksam und versucht, abgesehen von Investitionen in den Bergbau, zusätzlich den Tourismus auszubauen. Die langjährige Kultur des einst so riesigen Weltreiches, die Mythen um Dschingis Khan, weite Teile unberührter Natur, seltene Tierarten und die mongolischen Traditionen, ziehen bereits Touristen in das Land.
Allerdings stellt die Entscheidung über eine Expansion ins Ausland oder Neugründung der Geschäftstätigkeit, Unternehmen vor größere Herausforderungen, als nur der Aspekt, dass es bereits Tourismus im Land gibt. Für das strategische Handeln ist es substanziell, Aussagen und Einschätzungen über Potentiale, Chancen, Risiken und Trends einer Tourismus-Destination zu treffen. Zahlreiche Faktoren wie beispielsweise ein umfassendes Abbild der aktuellen Tourismussituation im Land sowie bestimmte Touristenstrukturen müssen vorab umfassend analysiert werden, um Fehlentscheidungen zu minimieren oder Potentiale rechtzeitig zu erkennen. Dafür können verschiedene Analyse-Methoden herangezogen werden, um zum einen Potentiale einschätzen zu können und zum anderen, unter welchen Rahmenbedingungen die Geschäftstätigkeit im Ausland ausgeführt werden kann.[1]
Um diese Faktoren zu untersuchen, wird in dieser Arbeit die Stärken-Schwächen und Chancen-Risiken Analyse, kurz genannt die SWOT-Analyse, zu Grunde gelegt.
Bevor mit der Analyse begonnen wird, dient das zweite Kapitel vorab dazu, einen Überblick über grundlegende Landes-, Wirtschafts- und sektorale Tourismusstrukturen der Mongolei zu verschaffen. Mit dem erlangten Hintergrundwissen, wird im dritten Kapitel die Analyse mit der umfassenden touristischen Situationsanalyse begonnen. Diese geht vornehmlich auf das Angebot und die Nachfrage im Tourismussektor ein, um daraus das Stärken- und Schwächenprofil der Mongolei als Tourismus-Destination abzuleiten.
Das vierte Kapitel betrachtet die touristische Makro-Umwelt, bei der ausgewählte, grundlegende Rahmenbedingungen des Landes intensiver beleuchtet werden. Zusätzlich werden sich abzeichnende Trends aufgezeigt, um im Anschluss die gesammelten Faktoren als Chance oder Risiko des Landes einzuschätzen.
Mittels der auf eigener Einschätzung basierenden Ergebnisse der zwei vorangegangenen Analysen, wird im fünften Kapitel die SWOT-Analyse präsentiert, die beide Ergebnisse zusammen veranschaulicht.
Abschließend erfolgen im sechsten Kapitel das Fazit der Untersuchung und ein Ausblick.
Anbei sei anzumerken, dass sich die Arbeit auf alle europäischen Unternehmen bezieht, die der Europäischen Union (EU) angehören. Hintergrund dessen ist, dass bestimmte Bedingungen und Regelungen für alle ansässigen Unternehmen in der EU zutreffen, da diese nach dem EU-Recht aufgestellt sind. Zusätzlich wird berücksichtigt, dass diverse Unternehmen im Tourismus mehrere Standorte haben und somit die Absicht der Investitionen in die Mongolei keinen starren Landesgrenzen unterliegt. Des Weiteren sei erwähnt, dass die Arbeit keinen Leitfaden darstellt oder Handlungsempfehlungen für europäische Unternehmen abgibt. Im Fokus der Arbeit steht die Bereitstellung von Informationen, die unterstützend bei Investitionsabsichten europäischer Unternehmen wirken sollen.
2. Die Ausgangslage der Mongolei
Das zentralasiatische Land wird von Steppen, Wüsten, Hochgebirgen, der Taiga und den nördlichen Seen geprägt und teilt seine Grenzen im Norden mit Russland und im Süden mit China.[2] Dabei ist zu erwähnen, dass der Begriff „Zentralasien“ bislang keiner allgemein gültigen wissenschaftlichen Definition unterliegt und in der Literatur durch vielseitige Kriterien, wie der geologischen und kulturellen Abgrenzung, häufig ungleich dargestellt wird. [3] Dementsprechend umfasst der Raum Zentralasien sowohl in politischen, geographischen oder auch statistischen Analysen und Publikationen häufig unterschiedliche Nationen. In dieser Arbeit wird hinsichtlich der Definition, jene der UNESCO zu Grunde gelegt, welche auf einem historisch-kulturellen Hintergrund basiert. Die Definition wurde in einer Expertenrunde und in Vorbereitung für die Bandreihe „The History of Civilazitation of Central Asia“ im Jahr 1978 von der UNESCO einheitlich beschlossen. Hiernach umschließt der Raum Zentralasien folgende Länder, die sich innerhalb der Grenzen von
- Afghanistan,
- dem westlichen Teil von China,
- Nord-Indien,
- Nord-Ost-Iran,
- der Mongolei,
- Pakistan und den zentralasiatischen Republiken der UdSSR befinden.[4]
Letzteres bezieht sich grundsätzlich auf jene Länder vor dem Zusammenbruch der UdSSR im Jahr 1991. [5] Zu den ehemaligen sowjetischen Republiken gehörigen folglich Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. [6]
Zur Veranschaulichung der geographischen Lage der Mongolei innerhalb Zentralasiens, dient die folgende Abbildung 1.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Landkarte Asiens mit vergrößertem Ausschnitt Zentralasiens
Quelle: Gymbase.de (2007).
Die Abbildung 1 zeigt die Landkarte Asiens, mit einem vergrößerten Ausschnitt der Länder, die in Anlehnung an die Definition der UNESCO Zentralasien zuzuordnen sind.
Die Mongolei ist geprägt durch eine unendliche Weite, die sich durch das Land zieht und die ihr damit den 19. Platz der weltweit größten Länder der Welt verschafft.[7] Zugleich zählt das Land jedoch zu dem am dünnsten besiedelten Binnenland der Welt. Dabei kommt die Mongolei insgesamt auf knapp 2,8 Millionen Einwohner, von denen allein rund 50 % in der Hauptstadt Ulan Bator leben.[8] Im Anhang A1 befindet sich eine Landeskarte der Mongolei, aus der die Einteilung der einzelnen Regionen innerhalb des Landes zu erkennen sind. Sie dient unterstützend als geographische Übersicht für den weiteren Verlauf der Arbeit.
2.1 Die Beziehungen der Europäischen Union zur Mongolei
Die Europäische Union weist seit nunmehr über 20 Jahren positive und weiter voranschreitende Beziehungen mit der Mongolei auf.[9] Der offizielle Grundstein wurde dafür im Jahr 1989 gelegt, als die EU und die Mongolei ein umfassendes bilaterales Abkommen über die handelspolitische und wirtschaftliche Zusammenarbeit beschlossen, welches im Jahr 1992 unterzeichnet und im März 1993 in Kraft trat.[10]
Seit 1994 bekam die Mongolei diverse Entwicklungshilfen aus dem TACIS-Programm der EU, welches von 1991 bis 2006 bestand und die ehemaligen Staaten der Sowjetunion in ihrem Transformationsprozess finanziell unterstützte.[11] Im Jahr 2001 wurde das erste Strategiepapier der EU mit der Mongolei verabschiedet, welches die Prioritäten der Zusammenarbeit und der europäischen Finanzhilfen regelt. Die erste Periode erfolgte für vier Jahre von 2002 bis 2006. Es folgten mehrere Hilfsprogramme sowie ein weiteres Strategiepapier für die Periode von 2007 bis 2013, das als Schwerpunkt weiterhin die Senkung der Armut im Land sowie die Nachhaltigkeit der Entwicklung der dünnbesiedelten, ländlichen Gebiete vorsieht.[12] Für die nächste Periode ist der Strategieplan 2014 bis 2020 bereits in Arbeit.
In der Mongolei befinden sich Botschaften aus vier EU-Mitgliedstaaten (Bulgarien, Tschechien, Frankreich und Polen), alle weiteren EU-Mitgliedstaaten werden von Peking aus vertreten. Dies gilt auch für die Delegation der EU, welche allerdings einen akkreditierten Kontaktbeamten in Ulan Bator hat.[13]
Ursprünglich ist die Zusammenarbeit der EU mit der Mongolei stark von der Entwicklungshilfe geprägt gewesen. Die Mongolei strebt indes immer mehr danach, die Beziehungen zur EU sowohl auf wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ebene weiter auszubauen. [14] Das Streben nach einer engeren Zusammenarbeit mit Europa wurde schon in der Vergangenheit verfolgt. Dies konnte allerdings erst seit den frühen 90er Jahren sukzessiv umgesetzt werden, da die Versuche der Mongolei, Beziehungen zu den fernen Nachbarn aufzubauen, immer wieder von Russland und China verhindert wurden. Der Strukturwandel der Mongolei und dem Bekennen zur Demokratie, waren unbestritten ausschlaggebende Faktoren für die EU, die Beziehungen zur Mongolei zu intensivieren.[15]
Die Mongolei setzt hinsichtlich der Beziehung zur EU auf die im Fokus liegende politische Zusammenarbeit, bei der Deutschland als der bedeutungsvollste Partner gilt. Die Bestrebungen der Zusammenarbeit dienen unter anderem dem Ziel, unabhängiger von seinen direkten großen Nachbarn, Russland und China, zu werden.[16]
Ein wichtiger Fortschritt in diese Richtung und zugleich ein historisches Ereignis in der europäischen und mongolischen Zusammenarbeit, bildet das neue Partnerschafts-und Kooperationsabkommen (PKA), welches von Catherine Aston [17] und dem mongolischen Außenminister Luvsanvandan Bold feierlich am 30.April 2013 in Ulan Bator unterzeichnet wurde.[18] Das neue Abkommen wurde seit 2010 verhandelt und bestätigt die Mongolei in ihrem wirtschaftlichen und politischen Strukturwandel und dem Fortschritt. Das neue PKA dient mitunter der weiteren Stabilisierung der Rechtsstaatlichkeit im Land, der Stärkung der Menschenrechte, der Auslandsinvestitionen sowie der Erleichterung der gegenseitigen Handelsbeziehungen.[19]
Werden die Beziehungen der Mongolei zu Europa im historischen Verlauf betrachtet, war die ehemalige Deutsche Demokratische Republik (DDR) der bedeutungsvollste europäische Partner für das Land.[20] Die engen Verbindungen der DDR mit der damaligen Mongolischen Volksrepublik, im Besonderen im Bereich der Arbeit und dem Ermöglichen der gegenseitigen Aufnahme von Austauschstudenten, sind prägend für die langjährigen tiefen Beziehungen.[21] Dies macht sich positiv in der Sprachenstruktur der Bevölkerung bemerkbar. Heutzutage verfügen über 30.000 Mongolen im Land über Deutschkenntnisse. Dies entspricht fast einem Prozent der mongolischen Bevölkerung. Mit diesem Merkmal grenzt sich die Mongolei einzigartig von anderen asiatischen Ländern ab. [22]
Die Beziehungen zu der DDR wurden durch die deutsche Wiedervereinigung nicht beeinträchtigt. Seither wird die deutsch-mongolische Zusammenarbeit sowohl wirtschaftlich als auch politisch intensiv von beiden Nationen weitergeführt.[23]
Inwieweit sich die Außenhandelsbeziehungen der beiden Länder in den letzten Jahren entwickelt haben und wie hoch das finanzielle Handelsvolumen der EU-27 mit der Mongolei ist, wird in der Tabelle 1 für die Periode von 2008 bis 2012 ersichtlich.
Tabelle 1 : Handelsbilanz der EU-27 mit der Mongolei von 2008 bis 2012
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an DG Trade (2013), S.2.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Bezug auf die Handelsbeziehungen der EU-27 mit der Mongolei ist entsprechend der Importe zu erkennen, dass diese in den vergangenen Jahren häufig Schwankungen unterlagen. Nach dem Importtief von 53 Millionen Euro im Jahr 2009, im Zuge der Weltwirtschaftskrise, folgte ein Importhoch im darauffolgenden Jahr mit einer knappen Verdoppelung des Importvolumens auf 101 Millionen Euro. Danach schwächten die Importe wieder ab und lagen im Jahr 2012 unter dem Wert von 2008. Im Durchschnitt liegt das Wachstum der Importe in der betrachteten Periode von 2008 bis 2012 im leicht, negativen Bereich mit – 0,4 %.
Die Exporte in die Mongolei haben hingegen in den vergangenen Jahren, bis auf den Einbruch in 2009 durch die Weltwirtschaftskrise, kontinuierlich und teilweise stark zugenommen. Das Exportvolumen verzeichnet im Jahr 2012 seinen Höhepunkt mit 439 Millionen Euro. Dies entspricht einer Verdoppelung zu dem Jahr 2008, bei dem das Exportvolumen bei 202 Millionen Euro lag. Dementsprechend zeichnet sich das Wachstum der Exporte deutlich ab und lag in der Periode von 2008 bis 2012 im Durchschnitt bei + 21, 4 %.
Insgesamt verzeichnet die Handelsbilanz der EU-27 mit der Mongolei in den letzten fünf Jahren ein durchschnittliches Wachstum von + 17 %.[24]
Grundsätzlich gehört die Mongolei noch zu den kleineren Handelspartnern der EU-27 und kommt auf der Rangliste für 2012 der wichtigsten Handelspartner der EU auf Platz 128.
Ein anderes Bild ergibt sich dagegen aus der Sicht der Mongolei. Dort gehört die EU-27 im Jahr 2012 sowohl im Export als auch im Import zu den stärksten vier Handelspartnern der Mongolei. Im Hinblick auf die Importstruktur der Mongolei belegt China den ersten Platz mit 43,2 %, gefolgt von Russland mit einem Anteil von 23,3 %. Den dritten Platz nimmt die USA mit 9,5% ein und die EU-27 den vierten mit 7,4 %.
Bei den Exporten ist die Verteilung der Hauptabnehmer eindeutig. Im Jahr 2012 gingen die Exporte zu 88,7 % nach China, gefolgt von Canada mit knapp über 4,2 % und an dritter Stelle in die EU-27 mit 1,8 %. Selbst Russland liegt mit nur 1,4 % hinter der EU-27.[25]
Die überaus wichtige wirtschaftliche Bedeutung Chinas für die Mongolei bestätigen die Zahlen, verdeutlichen im gleichen Zuge aber auch die starke Abhängigkeit des Wirtschaftspartners. Die Aussagekraft der guten Positionierung der EU-27 als Handelspartner der Mongolei, wird durch den Aspekt, dass die Volumina im Vergleich zu den rangersten Handelspartnern sehr gering sind, leicht abgeschwächt.
2.2 Das Wachstum der mongolischen Wirtschaft
Im Jahr 1992 wurde der heutigen Mongolei ihr neuer Landesname gegeben und löste damit die Mongolische Volksrepublik ab.[26] In genau diesen letzten 20 Jahren hat die Mongolei zahlreiche Transformationen im Land durchlebt. Der sozialistische Staat hat sich zu einer Mehrparteiendemokratie entwickelt und erlebt seither einen Wirtschaftsaufschwung.[27] Der Strukturwandel von der Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft, die hohe Privatisierung, diverse Steuerreformen und zahlreiche weitere politische Transformationen machen die Mongolei zu einem der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.[28] Bereits im Jahr 2011 erreichte die Mongolei ein Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 17,5 %, gefolgt von 12,5 % im Jahr 2012.[29] In etwa 75 % des BIPs werden inzwischen von der Privatwirtschaft erwirtschaftet.[30]
Ein ausschlaggebender Faktor für das rasche Wachstum ist der Rohstoffreichtum des Landes. Die Mongolei ist bestrebt, ein international wichtiger Exporteur von seinen immensen Vorkommen an Bodenschätzen wie beispielweise Kupfer, Gold, Kohle und Eisenerz zu werden und daraus großes Potential für die eigene Wirtschaft zu schöpfen.[31] In der Kohlelagerstätte Tavan Tolgoi sollen binnen der nächsten zehn Jahre allein 100 Millionen Tonnen Kokskohle gefördert werden. Das entspricht einem Auftragsvolumen von rund zwei Milliarden US Dollar. Das ist nur eine der Minen, von den etlichen, die sich noch im Land befinden und erschlossen werden müssen. Die industrielle Produktion wird allein zu rund 70 % durch den Bergbausektor erwirtschaftet.[32]
Das zukünftig erwartete hohe Wachstumspotential des zentralasiatischen Landes wird zusätzlich unterstrichen, wenn die Prognosen des Bruttoinlandswachstums anderer Nationen gegenübergestellt werden. In der nachfolgenden Abbildung 2 wird das prognostizierte prozentuale Wachstum des realen BIPs von folgenden Ländern beziehungsweise übergeordneten Ländergruppen im Vergleich mit der Mongolei gesetzt. Die prognostizierten Daten stammen aus der Datenbank des International Monetary Fund (IMF), der diese regelmäßig aktualisiert.
Als erstes Vergleichsland dient zum einen China, welches ein unmittelbares Nachbarland der Mongolei ist und zudem als ihr bedeutendster Wirtschaftspartner gilt. Ebenso ist Russland als Handelspartner und Nachbarstaat bedeutsam und wird als zweites Vergleichsland herangezogen. Der dritte Vergleich bezieht sich auf die Ländergruppe Zentralasien [33], um einen direkten Vergleich mit den zentralasiatischen Ländern zu erzielen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 : Wachstumsprognose ausgewählter Länder(gruppen) bis 2018
Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf den Daten des IMF (2013a).
In erster Linie ist deutlich zu erkennen, dass die Mongolei im Vergleich zum erwarteten Wachstum von Russland und Zentralasien, über die gesamte Zeitspanne weit über diesen liegt. Im Verhältnis zu China positionieren sich die beiden Länder nach 2014 nahe beieinander, wobei die Mongolei leicht unter dem Wachstum von China im Jahr 2015 und 2017 liegt.
Die Mongolei weist in der Prognose gute Wachstumschancen auf, wenngleich die Zahlen nach dem zweitstelligen Wachstums in den vorigen Jahren ab 2015 leicht unter 10 % sinken. Ergänzend dazu sei zu erwähnen, dass in Europa die Wachstumsprognosen in der betrachteten Zeitspanne zwischen 0,5 % bis 2,3 %, in den USA zwischen 1,9 % bis 3,6 % liegen.[34] Diese prognostizierten Zahlen wirken vor allem im Vergleich zu den Wachstumsprognosen der Mongolei und China gering. Dabei sei zu beachten, dass selbst bei Schwellenländern wie China zwar die Wachstumsraten zukünftig maßgeblich viel höher sind, als die in Europa, das Land jedoch einen sehr hohen Modernisierungsbedarf hat. Experten setzen bei diesen Ländern sechs bis sieben Prozent Wachstumsraten als untere Grenze an, um genügend Arbeit im Land zu schaffen sowie die Probleme im Land zu lösen.[35] Folglich ist es für die Mongolei, als ein noch auf unbestimmte Zeit bestehendes Entwicklungsland [36], ein großer Fortschritt und umso wichtiger mindestens solch hohe Wachstumsraten zu erzielen, um den hohen Defiziten im Land entgegenzuwirken.
Im Jahr 2011 erwirtschaftete die Mongolei ein nominales BIP von 8,7 Milliarden US Dollar (Deutschland 3.607,4 Milliarden US Dollar), gefolgt mit einem Anstieg von + 18,4 % im Jahr 2012 auf 10,3 Milliarden US Dollar (Deutschland 3.400,6 Milliarden US Dollar).[37] Angetrieben wird das starke Wachstum zum einen durch zahlreiche Investitionen in den Bergbau und die Infrastruktur, zum anderen durch den erhöhten Privat- und Staatskonsum im Land.[38] Gemäß den positiven Prognosen für die Mongolei, wird das Land sich in den nächsten Jahren wirtschaftlich schneller entwickeln und wachsen sowie durch ihre Dynamik, als aufsteigendes Entwicklungsland, auf sich Aufmerksam machen. Um die Wirtschaftsstrukturen intensiver betrachten zu können und festzustellen, in welchem Maß der Tourismus eine Rolle in der mongolischen Wirtschaft spielt, bietet es sich vorab an, die Wirtschaftssektoren, aus denen sich das BIP zusammensetzt, im Detail anzuschauen.
2.3 Die Wirtschaftssektoren im Überblick
Wird das Verhältnis des Primär-, Sekundär- und Tertiärsektors innerhalb der mongolischen Wirtschaft betrachtet, entfielen im Jahr 2011 auf den ersten Sektor rund 15,3 %. Der Industriesektor erreicht einen Anteil von 36,3 % und der Dienstleistungssektor überwiegt mit einem Anteil von 48,3 %.
Auffallend ist der Strukturwandel, der sich seit 1994 in der Mongolei vollzogen hat. Der Primärsektor, der seit Jahrzenten auch jetzt eine essentielle Rolle spielt und Tradition sowie Lebensgrundlage für die Bevölkerung darstellt, hat sich um die Hälfte verringert. Obwohl der Anteil des Primärsektors nur noch knapp über 15 % beträgt, ist in dem Sektor ein Drittel der Bevölkerung beschäftigt, wohlgleich mit negativer Tendenz. So sank der Anteil der Erwerbstätigen im Jahr 1994 von 44,6 % auf einen Wert von 33 % im Jahr 2011.
Zunehmende Bedeutungen entfallen nunmehr auf den Industriesektor (Beschäftigung 2011: 12,33 %), insbesondere hervorgerufen durch den Bergbausektor, sowie auf den dritten Sektor, dem Dienstleistungssektor (Beschäftigung 2011: 54,64 %). [39] Die prozentuale Zusammensetzung der einzelnen Wirtschaftssektoren am BIP der Mongolei wird in der nachstehenden Abbildung 3 veranschaulicht und mit der darauffolgenden Tabelle 2 im Detail aufgelistet. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2011 und sind von der Asia Development Bank (ADB) veröffentlicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 : Zusammensetzung des BIP der Mongolei im Jahr 2011 nach Sektoren
Quelle: Eigene Berechnung und Darstellung, basierend auf den Daten der ADB (2012), S.1; WTTC (2012), S.5.
Mittels der Abbildung 3 wird auf den ersten Blick ersichtlich, dass sich das BIP aus vielen unterschiedlichen Branchen zusammensetzt. Jedoch sind die Verhältnisse eindeutig verteilt, denn abseits des Bergbaus und der Landwirtschaft, fallen die Werte aller Branchen unter zehn Prozent und verdeutlichen in dem Zusammenhang die Dominanz der beiden Sektoren. Mit 3,4 % Anteil am BIP liegt der Tourismus noch hinter den Branchen wie der Logistik und dem Handel. Die Tabelle 2 veranschaulicht die prozentuale Verteilung im Detail.
Tabelle 2 : Prozentualer Anteil der Sektoren am BIP der Mongolei 2011
Quelle: Eigene Berechnung und Darstellung, basierend auf den Daten der ADB (2012), S.1; WTTC (2012), S.5.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[40]
Die Landwirtschaft verfügt historisch betrachtet mit nur noch 13 % am BIP über einen relativ geringen Teil. Dennoch stellt sie den zweiten größten Posten am BIP dar, sofern auf die Beiträge aus den Steuern abgesehen wird. Den obersten Rang belegt mit über 20 % der Bergbau, welcher auf den hohen Rohstoffreichtum im Land zurückzuführen ist und in Zukunft weiter zunehmen wird. Dieser Umstand impliziert zugleich, dass die mongolische Wirtschaft zunehmend von der Nachfrage sowie der Preisentwicklungen der Rohstoffmärkte abhängig ist.[41] Dabei wächst auch seitens der mongolischen Regierung das Streben danach, ihre Wirtschaft weiter diversifizierter aufzustellen, um Abhängigkeiten zu vermeiden.[42] Sind auch diverse unterschiedliche Wirtschaftsbereiche vertreten, so weisen zahlreiche Sektoren in Relation zu dem Bergbau, der Landwirtschaft sowie der Einnahmen an Steuern teils sehr kleine Volumina auf. Von vorrangiger Bedeutung ist im Zuge dieser Arbeit der Tourismus, welcher mit einem Anteil von 3,4 % im Verhältnis zu den anderen Sektoren noch im unteren Mittelbereich liegt. Im August 2012 hat der mongolische Präsident Elbegdorj Tsakhia auf einem Treffen mit dem Generalsekretär Taleb Rifai der Welttourismusorganisation (UNWTO) [43] hervorgehoben, dass die Stärkung des Tourismussektors im Land bei der Diversifizierung der Wirtschaft helfen soll und dafür Maßnahmen zur Steigerung des Sektors, wie beispielweise dem Ausbau der Infrastruktur, vorzunehmen sind.[44]
Hinzu kommt, dass sich der anteilige Wert am BIP von 3,4 % nur auf den direkten Beitrag des Tourismus bezieht. In der weiter gefassten Betrachtung lag der Beitrag des Tourismus am BIP im Jahr 2011 bei insgesamt 8,9 %. [45] Wodurch diese Differenz der Anteile am BIP zustande kommt, wird im folgenden Abschnitt anhand der Wertschöpfungskette im Tourismus erläutert.
2.4 Die Wertschöpfungskette im Tourismus
Der Tourismussektor ist einer der größten Industriezweige auf der Welt und ermöglicht Millionen von Menschen einen Arbeitsplatz. Der Sektor trägt in jedem Land unterschiedlich zur Steigerung des BIPs, der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Wachstum bei.[46] Der Generalsekretär Taleb Rifai der UNWTO befürwortete auf dem Treffen mit dem mongolischen Präsidenten die Ambitionen der Mongolei den Sektor zu fördern und betonte seinerseits, dass der Tourismus, im Gegensatz zu Rohstoffen, nie ausgehen wird. Er fügte zudem hinzu, dass der Tourismus ein Wirtschaftszweig ist, der nicht nur kurz- oder mittelfristige Gewinne bringt, sondern wenn dieser nachhaltig geplant und organisiert wird, zu einem langfristigen Erfolg der Länder führen kann.[47]
Inwieweit der Tourismus zur Wirtschaft in einem Land beiträgt, kann anhand von verschiedenen Faktoren, Indikatoren und Erhebungsmethoden gemessen werden. Aufgrund der zahlreichen Wirtschaftsbeteiligten entlang der Wertschöpfungskette im Tourismussektor, ist es sinnvoll die Branche etwas genauer zu betrachten und aufzuschlüsseln.
Die gemeinnützige Organisation World Travel and Tourism Council (WTTC)[48] veröffentlicht einmal jährlich einen Jahresbericht über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Tourismusbranche in der Mongolei. Die Basis der Studie baut auf dem standardisierten statistischen Rahmenplan dem Tourism Satellite Account (TSA) der UNWTO auf. Bei dieser weltweit anerkannten Methode der wirtschaftlichen Messung des Tourismus, werden grundsätzlich die direkten Beiträge des Tourismus zur Bruttowertschöpfung betrachtet. Die WTTC erweitert in ihrer Studie die wirtschaftlichen Einflüsse und Beiträge des Tourismus im Land um zwei weitere wesentliche Indikatoren. Dazu gehören zusätzlich zu den direkten Beiträgen, auch die sogenannten indirekten und die induzierten Beiträge, die durch den Tourismus aktiviert werden. Diese Indikatoren können jeweils einzeln sowie gebündelt als Summe betrachtet werden. Gemessen wird der Beitrag letztlich in Bezug auf zwei entscheidende Größen. Dies ist zum einen der Beitrag zum BIP, der durch den Tourismus erzeugt wird sowie zusätzlich die Anzahl der Arbeitsplätze, die durch den Tourismussektor generiert werden.[49] Bei diesem Vorgehen handelt es sich folglich um den gesamten Wertschöpfungseffekt, der durch den Tourismus in einer Volkswirtschaft entsteht.
Insbesondere sind in der Tourismuswirtschaft zahlreiche Wirtschaftsbeteiligte an einer Gesamtleistung wie beispielweise dem Produkt Reise beteiligt. Es wird daher auch von einer kollektiven Leistungserstellung gesprochen.[50] Die Reichweite dieses Sektors ist demnach immens, wenn im Allgemeinen die Rede von Tourismus ist.
Die nachstehende Abbildung 4 gibt Aufschluss über die Zusammensetzung und den Zusammenhang der verschiedenen Beiträge des Tourismus, die für die Berechnung des wirtschaftlichen Gesamtbeitrags der Branche, dem BIP und der Beschäftigung, zu Grunde gelegt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 : Zusammensetzung der Beiträge durch den Tourismus
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an WTTC (2013), S.2.
Die jeweiligen Beiträge beinhalten grundsätzlich folgende Arten der Wirtschaftsbeteiligten:
Der direkte Beitrag umfasst alle Branchen, die direkt dem Umgang mit Touristen zuzuordnen sind wie beispielsweise Hotels, Luftfahrtunternehmen, Reiseveranstalter, Reisevermittler, Gastronomie, Kultur-und Freizeiteinrichtungen.
Der indirekte Beitrag schließt folgende drei Punkte ein:
1. Jegliche Investitionen aller Industrien, die direkt in die Tourismusindustrie fließen, wie zum Beispiel der Bau von Hotels und Flugzeugen.
2. Alle kollektive Ausgaben des Staates zur Förderung jeglicher Art von Tourismusaktivitäten wie öffentliche Touristeninformationen oder Marketingmaßnahmen.
3. Die sogenannten Lieferketteneffekte, die durch den Kauf von inländischen Gütern und Dienstleistungen aller Tourismusbeteiligten entstehen. Beispielhaft sind dafür der Kauf von Lebensmitteln für Hotels, Informationstechniken für Reisevermittler oder Security-Dienste.
Der induzierte Beitrag umfasst den Beitrag zum BIP und der Beschäftigung von denjenigen, die direkt oder indirekt in der Tourismusbranche beschäftigt sind, daraus Einkommen erzielen und dieses für beispielsweise Kleidung, Lebensmittel und Wohnraum ausgeben.[51]
Zuerst werden die direkten Beiträge betrachtet. Für deren Berechnung, welche nach dem Rahmenplan des TSA aufgestellt ist, sind grundsätzlich folgende Kriterien zu ihrer Entstehung zu Grunde gelegt:
- Das erste Kriterium umfasst die Ausgaben von allen nationalen und internationalen Touristen.
- Das zweite Kriterium bezieht sich auf den Anlass. Dieser beinhaltet sowohl Geschäftsreisen als auch Privatreisen (jeweils < 1 Jahr).
- Das dritte Kriterium beinhaltet alle direkten Ausgaben der Regierung, die im direkten Bezug zu touristischen Einrichtungen wie beispielsweise Museen und Nationalparks stehen.
- Das vierte Kriterium bezieht sich auf jegliche Branchen im Land, die einen Umsatz generieren, die im direkten Zusammenhang mit Touristen stehen, die das erste und zweite Kriterium erfüllen. [52]
Den direkten Beiträgen folgen die indirekten Beiträge des Tourismus. Diese werden gewissermaßen von den direkten Effekten ausgelöst, denn sie umfassen jede Art von Vorleistungen, sowohl von Waren als auch Dienstleistungen, die für das touristische Endprodukt benötigt werden. Hinzugerechnet werden auch Kapitalinvestitionen, unabhängig aus welcher Branche diese stammen, um der touristischen Nachfrage entgegenzukommen sowie die kollektiven Ausgaben des Staates. In dem Bereich der indirekten Beiträge befinden sich unzählige Akteure, die an der gesamten Lieferkette und Wertschöpfungskette beteiligt sind und ohne die letztlich oft das touristische Endprodukt nicht entstehen könnte.
In weiterer Betrachtung befinden sich die induzierten Beiträge. Diese werden durch die direkten und indirekten Beiträge ausgelöst und beziehen sich auf die Einkommen, die durch die Beschäftigung der beiden vorigen Beiträge erzeugt werden. Aufgrund der zusätzlichen Einkommen der Beschäftigung werden erneut Güter konsumiert oder Dienstleitungen in Anspruch genommen, die zu einer Bruttowertschöpfungs- und Beschäftigungssteigerung führen.
Sowohl die direkten, indirekten als auch induzierten Effekte, die durch die touristische Nachfrage erzeugt werden, führen zu dem Gesamtbeitrag des Tourismus. Dieser wird zum einen anhand des BIPs gemessen, sowie zum anderen anhand der Beschäftigung, die dadurch im Land entsteht.[53] Dies sind volkswirtschaftliche wichtige Kennzahlen, die insbesondere auch für zukünftige Entwicklungen und Trendanalysen herangezogen werden.
Das Verhältnis der einzelnen Indikatoren, beziehungsweise deren jeweiligen Beiträge zum BIP und zur Beschäftigung, setzten sich im Jahr 2012 für die Mongolei wie folgt zusammen: Direkte Beiträge 39,6 %, indirekte Beiträge 44,9 % und induzierte Beiträge 15,5 %.
Daraus wird ersichtlich, dass bei der Messung der Auswirkungen des Tourismus der Gesamtbeitrag zum BIP mit über 60 % wesentlich höher ist, als wenn nur der direkte Beitrag des Tourismus betrachtet wird.[54] Dies ist auch die Erklärung, aus welchem Grund der Beitrag des Tourismus in der Statistik dementsprechend geringer ausfällt, als wenn die Betrachtung auf Basis der gesamten Beiträge entlang der Wertschöpfungskette erfolgt.
In Folge dessen, ergibt die intensivere Betrachtung der Auswirkungen des Tourismus in der Mongolei, dass der direkte Beitrag zwar zu 3,4 % beigetragen hat (siehe Abbildung 3), der Gesamtbeitrag im Jahr 2011 jedoch weitaus höher bei 8,9 % lag. [55] Für das Jahr 2012 liegen die Zahlen für den direkten Beitrag bei 2,3 % am BIP und bei 5,7 % hinsichtlich des Gesamtbeitrags.[56] Aufgrund dieser Kette sind Investitionen in den unterschiedlichsten Bereichen möglich, welche alle zu bestimmten Teilen der Tourismusbranche sowie der durch den Tourismus generierten Wertschöpfung zuzurechnen sind. Inwieweit die Auswirkungen des Tourismus auf das BIP und zur Beschäftigung im Land beitragen, wie weitreichend die Wertschöpfungskette entlang der Tourismusbranche ist, wurde anhand von Daten und Fakten bislang veranschaulicht. Diese wirtschaftlichen Kennzahlen geben einen ersten Überblick und eine Orientierungshilfe über die Auswirkungen des Tourismus. Um hingegen erste Aussagen darüber treffen zu können, inwieweit die Mongolei über genügend Ressourcen verfügt, die es für europäische Unternehmen attraktiv machen in die Tourismusbranche zu investieren, bedarf es im ersten Schritt der Bestimmung der Stärken und Schwächen der Mongolei als Tourismus-Destination. In Anbetracht der Tatsache, dass zusätzlich zu den reinen Urlaubstouristen auch Geschäftsreisende touristische Produkte in Anspruch nehmen, werden beide Gruppen bei der Analyse berücksichtigt.
3. Touristische Situationsanalyse der Mongolei
3.1 Aufbau und Elemente der Stärken-Schwächen-Analyse
In der ersten Analysephase werden die eigenen vorhandenen Ressourcen der Mongolei als Tourismus-Destination bestimmt. Zu diesem Zweck werden die Hauptstrukturmerkmale des touristischen Angebots und der Nachfrage analysiert. Ziel ist es, ein möglichst umfassendes Abbild der gegenwärtigen touristischen Situation in der Mongolei darzustellen. [57] Maßnahmen zur Förderung und das Vorhandensein europäischer Unternehmen in der Tourismusbranche, werden zusätzlich zu dem reinen touristischen Angebot betrachtet.[58] Aufgrund des erheblichen Umfangs können nicht alle Bestandteile in das Stärken- und Schwächenprofil einfließen. Folglich werden die wichtigsten Schlüsselfaktoren aus den vorangegangenen Teilanalysen herausgefiltert. Die anschließende Auswertung erfolgt anhand der einzelnen Betrachtung dominanter Schlüsselfaktoren und mittels der Gegenüberstellung von Angebot und Nachfrage im Land. [59] Die Ableitung der Stärken und Schwächen inklusive ihrer jeweiligen Intensivität, wird infolge der eigenen Einschätzung der analysierten Faktoren bestimmt. Die Bewertung erfolgt dabei ausschließlich auf Basis der Fragestellung: Welche Stärken und Schwächen hat die Mongolei als Tourismus-Destination? Die anschließende tabellarische Darstellung ermöglicht eine gute Übersicht der Ergebnisse.
Die Abbildung 5 illustriert den Aufbau und die Elemente der Stärken-Schwächen-Analyse.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5 : Der Aufbau und die Elemente der Stärken-Schwächen-Analyse Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zimmer/Grassmann (1997), S.6.
3.2 Die touristische Angebotsanalyse
Das Angebot lässt sich in zwei Kategorien einteilen. Dazu gehört zu der ersten Kategorie das „ursprüngliche Angebot“, welches alle natürlichen Ressourcen, sozio-kulturellen sowie bedeutende infrastrukturelle Faktoren im Land umfasst. Zu diesem Zweck werden die signifikantesten Faktoren wie das Klima, die Landschaft, die Tierwelt, die Naturschutzgebiete, das Nahrungsmittelangebot, die Kultur und Religion sowie die materielle Infrastruktur, hier das Flug-,Eisenbahn- und Straßennetz und die Wasserversorgung, betrachtet.
Die zweite Kategorie umschließt das „abgeleitete Angebot“, welches die touristische Infrastruktur und touristische Suprastruktur einschließt. Zu der touristischen Infrastruktur gehören beispielsweise jene öffentlich zugänglichen Institutionen, welche den Touristen die Möglichkeit von Aktivitäten, Freizeitmöglichkeiten oder dem Kulturaustausch bieten. Zu der Suprastruktur können jede Art von Aufenthalten und wirtschaftlichen Ausführungen gezählt werden wie Hotels, Campingplätze, Restaurants, Kongressveranstaltungen, Einkaufsmöglichkeiten und ferner gehören Reisevermittlungsagenturen dazu.[60]
Bewusst werden dabei bestimmte touristische Aktivitäten teilweise stärker auf Ulan Bator bezogen, da die Hauptstadt durch ihre engere Besiedlung der zentrale Punkt im Land ist.
3.2.1 Ursprüngliches Angebot
Natürliche Ressourcen:
Das Klima der Mongolei lässt sich als äußerst kontinentales Klima einstufen. Dabei liegen die durchschnittlichen Temperaturspannen von minus 35 Grad bis plus 26 Grad, im Süden sogar von minus 40 Grad im Winter, bis zu plus 40 Grad im Sommer. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht können zwischen 20 bis 30 Grad betragen. [61] Die kalten Winter sind sehr lang und reichen von Oktober/November bis zum späten April. Die Niederschläge sind eher gering, teilweise jedoch kräftig. Die Gebirgsketten um die Mongolei verhindern das Durchdringen der feuchten Winde. Es scheint durchschnittlich an 250 Tagen im Jahr die Sonne. Aus diesem Grund ist die Mongolei weltweit als das Land unter blauem Himmel bekannt.[62]
Die Mongolei ist ein Binnenstaat, welcher jedoch über zahlreiche Gewässer verfügt, die die unberührte Landschaft in große Seen und diverse Flusslandschaften einbettet.[63] Insgesamt durchqueren 4000 Flüsse die Mongolei sowie 3500 Salz- als auch Süßwasserseen. Manche von ihnen werden in Zeiten der Trockenheit zu Sümpfen oder trocknen ganz aus, so dass nur noch eine Kruste von Salz verbleibt. Die zwei größten Seen der Mongolei befinden sich im Nordwesten, dem Uvs Nuur und im Norden der Mongolei, dem Khövsgöl Nuur.[64] Die Gewässer liefern eine attraktive Grundlage für Outdooraktivitäten, angefangen von wilden Kanu Fahrten bis zu Boots- und Schlauchboottouren entlang der Flüsse und Seen. Die Anzahl der organisierten Touren auf den Gewässern der Mongolei ist bislang eher als gering einzustufen. Ebenso hinderlich erweisen sich, trotz der großen Wasservorkommen, die Anfahrten zu den Flüssen und Seen. Aufgrund der jeweils zu bestimmten Jahreszeiten ständig schwankenden Wasserstände sowie der schlechten infrastrukturellen Gegebenheiten, ist es teilweise sogar komplett unmöglich an einen bestimmten Fluss beziehungsweise See heranzukommen. Mehr Angebote befinden sich auf den Seen innerhalb der Nationalparks, die für Touristen leichter zu erreichen sind und dort einige organisierte Bootstouren vorfinden. [65] Die Seen und Flüsse weisen 75 unterschiedliche Fischarten auf, verfügen über einen hohen Fischbestand und sind infolgedessen für Angler beziehungsweise Angelausflüge attraktiv.[66]
Die Landschaft der Mongolei wird geprägt von einem Wechsel an Mittelgebirgen, Hochgebirgen, deren Gipfeln bis zu über 4000m liegen, weitreichenden Steppen sowie von immergrünen Wäldern der Taiga.[67] Die Mongolei wird offiziell in sechs ökologische Zonen mit folgenden Anteilsflächen eingeteilt: Wüste 20 %, Wüsten-Steppe 19 %, Steppe 21 %, Wald-Steppe 26 %, Taiga 8 % und Aline mit 4%.[68] Die Mongolei zählt zudem als Hochland, denn sie liegt im Durchschnitt 1.580 Meter über dem Meeresspiegel.[69] In etwa ein Viertel des gesamten Landes liegt zwischen 2000 bis 3000 Meter über dem Meeresspiegel und stellt unter anderem für Bergsteiger ein attraktives Reiseziel dar. Der höchste Berg befindet sich im Westen der Mongolei, dem Khuiten uul, welcher auf eine Höhe von 4.374 Meter kommt.[70] Vergleichsweise liegt er damit nur 433 Meter unter dem höchsten Berg der Alpen, dem Mont Blanc.[71]
In der nachstehenden Abbildung 6 wird die Einteilung der Mongolei in ihre verschiedenen Vegetationszonen veranschaulicht. Die Dimensionen und Dominanz einiger Zonen wie der Gobi und der Taiga sind deutlich zu erkennen, sowie die Lage großer Seen und Flüsse.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6 : Einteilung der Mongolei in ihre ökologischen Zonen Quelle: Wisotzki et al. (2010), S.20.
Die abwechslungsreiche und unberührte Naturlandschaft bietet ferner vielen Tieren einen Lebensraum. Die Tierwelt der Mongolei ist geprägt von zahlreichen Murmeltieren, Pferden, Kamelen, von wilden Tieren im Norden wie Bären und Wölfen, dem vom Aussterben bedrohten Gobi-Bär, der seine Heimat in der mongolischen Gobi-Wüste hat sowie dem Schneeleoparden, dessen Vorkommen auf der Welt auf nur noch 7000 Stück geschätzt wird und von denen alleine in der Mongolei noch 500-1000 Stück ihre Heimat haben.[72]
Oftmals wird der bereits geringe Bestand an den vor dem Aussterben bedrohten Tieren durch die Jägerei noch verschlimmert. Im Zeitraum von Mitte April bis Mitte November herrscht in der Mongolei die offiziell erlaubte Jagd- und Angelsaison. Das Jagen gehört nicht nur zu den Traditionen der Mongolen, sondern sichert zum Teil auch die Existenz einiger Bevölkerungsgruppen. Äußerst beliebt ist die Wildtierjagd auch bei Touristen, die teilweise bereit sind, dafür einen hohen Preis zu zahlen. So können seltene Spezies durch das Erwerben von Jagdlizenzen[73], die bis zu 25.000 € hoch sein können, von Touristen gejagt werden.
Gleichwohl hat die Regierung neue Jagdgesetze verabschiedet, wie beispielsweise Jagdsperrzeiten sowie komplette Jagdverbote bestimmter Arten, um den Bestand an den zu schützenden Tieren zu erhalten. Durch die wirtschaftlich schwache Situation in Teilen der Bevölkerung und damit einhergehender Abhängigkeit von der Jägerei, wird nunmehr durch verschiedene Maßnahmen von Rangern und Organisationen, auf den Tourismus, als eine andere der Einnahmequelle gesetzt.[74]
Die Mongolei selbst schützt seine unberührte Natur mit diversen Schutzgebieten. Somit verfügt sie über 74 unter Schutz stehende Areale, von streng geschützten Naturschutzgebieten bis hin zu Nationalparks, welche insgesamt rund eine Fläche von 16,4 % des Landes einnehmen. Der Schutz soll seitens der Regierung bis auf 30 % der Landesfläche ausgeweitet werden. Durch diese Gebiete wird nicht nur bedrohten Tieren ein geschützter Lebensraum gewährleistet, sondern diese Areale zählen auch zu den wichtigsten Zielgebieten für Touristen. [75] Der Schutz, die Aufrechterhaltung und den damit verbundenen Maßnahmen, insbesondere seitens der Regierung, sind ausschlaggebende Elemente für das touristische Angebot der Mongolei.
Diese weitreichende unberührte Natur und das enge Leben zwischen Mensch und Tier fördern auf der einen Seite den Ökotourismus.[76] Auf der anderen Seite bietet die Mongolei durch seine landschaftlichen Gegebenheiten eine besonders attraktive Ausgangslage für den Abenteuertourismus sowie das Angebot an Erlebnis-und Aktivreisen. Bergsteigen, Skifahren, auf Pferden und Kamelen reiten, Höhlen erforschen [77], wilde Schlauchboottouren, Angeln und Jagen stellen nur einige Möglichkeiten der Angebote im Land dar, die die Mongolei aufgrund ihrer natürlichen Gegebenheiten aufweist.[78] Die Tatsache, dass ein großes touristisches Angebot auf den natürlichen Ressourcen im Land basiert und für den Tourismus essentiell ist, verstärkt zusätzlich die immense Bedeutung der Erhaltung dieser Ressourcen. Welche Schutzgebiete in der Mongolei existieren und infolgedessen von touristischem Interesse sind, wird im Anhang A2 anhand einer Landkarte veranschaulicht.
Touristisch relevant ist unter anderem das vorherrschende Nahrungsmittelangebot im Land. Dies wird dominiert von dem Angebot an Fleisch, das obendrein als Grundnahrungsmittel der Mongolen gilt. Dies rührt vorrangig daher, dass die meisten Bauern aufgrund der natürlichen Gegebenheiten in der Mongolei keinen Ackerbau betreiben können, sondern primär die nomadische Viehwirtschaft vorherrschend ist.[79] Zusätzlich versuchen sich die Mongolen durch die fettreiche, fleischige Nahrung vor den kalten, langen Wintern zu schützen.[80] Das Fleisch von Rind und Hammel bilden dabei die Grundnahrung und werden täglich gegessen. Eine Steigerung des Angebots an Fisch ist erkennbar.[81] Aufgrund der Vielzahl an Tieren im Land gelten Milchprodukte genauso als Grundnahrungsmittel. Vor allem in den Sommermonaten werden diese im ganzen Land in den verschiedensten Varianten von Joghurt, Airag bis hin zum Milchschnaps angeboten und bilden somit eine Abwechslung zu den stark fleischhaltigen Speisen.[82]
Die Tatsache, dass ein großer Mangel in der Produktion von Nahrungsmitteln im Land besteht, vorwiegend hervorgerufen durch die veralteten Technologien aus Zeiten der Sowjetunion, werden eine Vielzahl von Nahrungsmittel importiert. Um die Nahrungsmittelproduktion im Land zu erhöhen und ein größeres Angebot bereitzustellen, bedarf es zum einen neuer Maschinen und zum anderen auch mehr Unternehmen in der Branche.[83]
Sozio-kulturelle Faktoren:
Die Kultur und Tradition der Mongolen kennzeichnet die farbenfrohe Kleidung und deren Schmuck. Traditionelle Nomaden leben in ihren Zelten, den sogenannte Jurten, welche ebenso wie die Bekleidung, den ausgeprägten Sinn für Kunst, Gestaltung und Schönheit widerspiegeln.[84] Trotz der vielen äußeren Einflüsse von beispielsweise China und Russland auf das Kunsthandwerk und die Malerei, konnte die Mongolei ihren eigenen Stil in der Kunst verarbeiten. Schnitzereien unter Verwendung verschiedener Ornamente zieren das mongolisch traditionelle Kunsthandwerk ebenso wie Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs.[85]
Die Amtssprache der Mongolen ist Khalkha-Mongolisch. Die gleich genannten Khalkha–Mongolen sind mit einem Anteil von rund 80 % an der Bevölkerung im ganzen Land anzutreffen. Fünf Prozent sind Kasachen und somit nichtmongolischer Abstammung. In etwa 90 % der Bevölkerung stammen von verschiedenen mongolischen Stämmen und Gruppen ab und noch heute, so nennt es die Mongolische Akademie der Wissenschaften, gibt es rund 20 verschiedenen ethnische Gruppen.
In der Mongolei ist der Schamanismus eine der am längsten praktizierten Religionen. Die wichtigste Person ist hier der Schamane beziehungsweise die Schamanin. Der Schamane vereinheitlicht viele Personen in einer, wie beispielsweise Politiker, Priester, Wahrsager, Arzt und Psychotherapeut.
Ebenso wichtig wie der Schamanismus ist der tibetische Buddhismus in der mongolischen Glaubensvorstellung. Er ist die vorherrschende Religion der heutigen Mongolei. Zu ihr bekennen sich über die Hälfte der Bevölkerung. Der Buddhismus hat seine Wurzeln in Tibet, sowie in Teilen des Schamanismus. In dieser Glaubensrichtung werden Naturgötter und Geister verehrt. Dies scheint schlüssig, denn Mongolen sind Nomaden und Jäger, die stark mit der Natur verbunden sind. Sie leben im respektvollen Einklang mit ihr, da die Natur das Leben der Bevölkerung stark beeinflusst und leitet. Der islamische Glauben wird von den fünf Prozent nichtmongolischen Kasachen vertreten.
Buddhisten sowie Schamanen wurden in den 30er Jahren, zur Zeit der Repression, verfolgt und erlangten in den 90er Jahren wieder Freiheit. Alte Traditionen gewannen in der Bevölkerung wieder an Wichtigkeit und dürften für Touristen von großem Interesse sein, da sie sich beispielsweise von den europäischen oder westlichen Traditionen stark unterscheiden.
Für einen tieferen Einblick in das kulturelle Leben der Mongolen ist es beeindruckend und interessant zugleich, zwei der wichtigsten Feste in der mongolischen Tradition zu beleuchten. [86] Ohne Zweifel werden übliche Feierlichkeiten, wie Hochzeiten, Geburten und Todesfälle mit Bräuchen und Ritualen gefeiert, dennoch ist das wichtigste Fest der Mongolei das große Naadamfest. [87] Traditionell wird es um den Nationalfeiertag, vom 11. bis zum 13. Juli gefeiert. Es ist eine Art riesiges Festspiel mit Wettkämpfen. Hier existieren drei Wettkampfspiele, die von Männern ausgetragen werden und das Pferderennen, Bogenschießen und das Ringen umfassen. Dieses Fest findet statt, wenn viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen zusammenkommen beispielsweise nach der Schur der Schafe, des jährlichen Abschlusses der Filzherstellung oder im Anschluss an religiöse Riten. Zur Zeit dieses Festes befinden sich das Land und gerade die Hauptstadt in einer Art Ausnahmezustand und stellt gerade für Touristen eine interessante Reisezeit dar.
[...]
[1] Vgl. Freyer (2007), S.303.
[2] Vgl. Mongolian National Tourism Center (2013a).
[3] Vgl. Linska et al. (2003), S.6.
[4] Vgl. Dani et al. (1992), S.470.
[5] Vgl. Frenz (2007), S.2.
[6] Vgl. Kraudzun et al. (2009), S.16ff.
[7] Vgl. Statista (2013a).
[8] Vgl. Mongolian National Tourism Center (2013a).
[9] Vgl. European Union (2013a).
[10] Vgl. European Union (2013b).
[11] Vgl. Frenz (2007), S.1ff.
[12] Vgl. Europäische Union (2007), S.34.
[13] Vgl. GoAbroad.com (2013); European Union (2013a).
[14] Vgl. Europäische Union (2007), S.9
[15] Vgl. Mendee (2012), S.2.
[16] Vgl. Nemitz (2012a).
[17] Vertreterin der EU für Außen-und Sicherheitspolitik und Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.
[18] Vgl. Delegation of the European Union (2013).
[19] Vgl. European Institute for Asian Studies (2013).
[20] Vgl. Häberlein (2003).
[21] Vgl. Bormann (2004).
[22] Vgl. Auswärtiges Amt (2013a).
[23] Vgl Häberlein (2003).
[24] Vgl. DG Trade (2013), S.2.
[25] Vgl. DG Trade (2013), S.4f.
[26] Vgl. Gebeco (2013b).
[27] Vgl. The World Bank (2013a).
[28] Vgl. Auswärtiges Amt (2013b).
[29] Vgl. IMF (2013a).
[30] Vgl. BMZ (2013).
[31] Vgl. Davaadorj et al. (2011) S.5.
[32] Vgl. Handelsblatt (2011).
[33] Zentalasien und der Kaukasus umfassen gemäß des IMF die Länder Afghanistan, Armenien, Azerbaijan, Georgien, Kasachstan, Kirgistan, Tatschikistan, Türkei, Turkmenistan und Uzbekistan.
[34] Vgl. IMF (2013a).
[35] Vgl. Handelsblatt (2013).
[36] Vgl. Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Ulan Bator (2012).
[37] Vgl. IMF (2013b).
[38] Vgl. Auswärtiges Amt (2013c).
[39] Basiert auf Daten der ADB (2012), S.1.
[40] Vgl. Germany Trade and Invest (2012), S.12.
[41] Vgl. Auswärtiges Amt (2013b).
[42] Vgl. Camli (2012), S.19.
[43] Die UNWTO ist eine Organisation der Vereinten Nationen, die sich für einen verantwortungsvollen, nachhaltigen und allgemein zugänglichen Tourismus einsetzt und diese Ziele weltweit mit zahlreichen Projekten unterstützt. Sie zählt 156 Länder und über 400 Organisationen zu ihren Mitgliedern (UNWTO, 2013).
[44] Vgl. WTTC (2012a).
[45] Vgl. WTTC (2012b), S.3
[46] Vgl. WTTC (2013a).
[47] Vgl. WTTC (2012a).
[48] Die gemeinnützige Organisation WTTC wurde 1990 gegründet und besteht aus 100 Mitgliedern von weltweit führenden Unternehmen rund um die Tourismusbranche. Die WWTC führt in über 180 Ländern weltweit Analysen und Vorhersagen über wirtschaftliche Auswirkungen in der Tourismusbranche durch (WTTC, 2013b).
[49] Vgl. WTTC (2013c), S.2.
[50] Vgl. Freyer (2007), S. 282.
[51] Vgl. WTTC (2013c), 2ff.
[52] Vgl. WTTC (2013c), S.15.
[53] Vgl. WTTC (2013c), S.2.
[54] Vgl. WTTC (2013c), S.6.
[55] Vgl. WTTC (2012b), S.3.
[56] Vgl. WTTC (2013c), S.3.
[57] Vgl. Zimmer/Grassmann (1997), S.2.
[58] Vgl. Zimmer/Grassmann (1997), S.6.
[59] Vgl. Freyer (2007), S.310.
[60] Vgl. Gräf et al. (2002), S.16.
[61] Vgl. EU-ASIEN.de (2013a).
[62] Vgl. Mongolian National Tourism Center (2013b).
[63] Vgl. Consulting Deutschland-Mongolei und Monrise Co. Ltd. (2013a).
[64] Vgl. Wisotzki et al. (2010), S.19.
[65] Vgl. Consulting Deutschland-Mongolei und Monrise (2013a).
[66] Vgl. Wisotzki et al. (2010), S.32.
[67] Vgl. Gebeco (2013b).
[68] Vgl. CBD LifeWeb Initiative (2012a).
[69] Vgl. Mongolian National Tourism Center (2013a).
[70] Vgl. Wisotzki et al. (2010), S.19.
[71] Vgl. Schabacher et al. (2013).
[72] Vgl. EU-Asien.de (2013b); Wisotzki et al. (2010), S.32.
[73] Die Jagdlizenzen sind auf eine bestimmte Anzahl an Tieren beschränkt und können beim mongolischen Natur- und Umweltministerium erworben werden. Ein Teil der Gebühr wird in den Schutz bestimmter Arten wiederum investiert.
[74] Vgl. Wisotzki et al. (2010), S.39f.
[75] Vgl. CBD LifeWeb Initiative (2012b), S.1ff.
[76] Vgl. EU-Asien.de (2013b).
[77] Vgl. EU-Asien (2013c).
[78] Vgl. Dertour (2013),S.140f.; Gebeco(2013), S.106f.
[79] Vgl. Gebeco (2013b).
[80] Vgl. Pellmann (2013).
[81] Vgl. Columbus Travel Media (2013a).
[82] Vgl. Wisotzki et al. (2010), S.125f.
[83] Vgl. Usa (2012), S.49.
[84] Vgl. Wisotzki et al. (2010), S.105ff.
[85] Vgl. Uranchimeg (2006), S.111f.
[86] Vgl. Wisotzki et al. (2010), S.79ff.
[87] Vgl. Uranchimeg (2006), S.114.
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- Jennifer Draba (Author), 2013, Marktpotentiale und Perspektiven für europäische Unternehmen in Zentralasien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276128
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