Im Rahmen des Seminars „obdachlos – ausgegrenzt?“ besuchten wir Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen zwei Einrichtungen des Katholischen Männerfürsorgevereins München (KMFV).
In meiner Hausarbeit gehe ich anfangs auf den Begriff Obdachlosigkeit näher ein und stelle die besuchten Einrichtungen des KMFV vor, anschließend beschreibe ich ein von mir geführtes Interview mit einem ehemals Obdachlosen und werte es im Folgenden aus.
Presse und Bevölkerung zeigen verstärkt Mitleid, wenn Obdachlose ihr unterkühltes Nachtlager zwischen Beton und wärmenden Belüftungsschächten aufschlagen. Städte reagieren darauf mit Aktionen, z.B. Kältebusse werden aufgestellt, Obdachlose dürfen in zusätzlich aufgestellten Betten in Krankenhäusern übernachten, Discounter verteilen Lebensmittel und öffentliche Verkehrsmittel dürfen 24 Stunden am Tag kostenfrei genutzt werden (B5Aktuell, 2012).
Trotzdem steigt im Winter die Nachfrage an die Arbeit der Sozialarbeiter und auch die Politik ist dankbar um deren Job, denn sie wird bei derartigen Temperaturen, wie sie momentan vorherrschen, nervös. Kältetote im wirtschaftsstarken und sozial geprägten Deutschland kann sich der Staat nicht leisten.
Mit steigender Temperatur aber schwindet schnell wieder das Interesse an Obdachlosen, einer Randgruppe in Deutschland, über die kaum Statistiken oder dergleichen geführt werden. Sozialarbeiter aber bleiben beständige Helferhand an ihrer Seite. Die Obdachlosenhilfe wartet nicht nur darauf, dass ihr Klientel sie in der Beratungsstelle aufsucht und um Hilfe bittet, sondern geht auch auf die Straße, da wo die Menschen „wohnen“. Ihre Hauptaufgabe liegt darin, ihre Klienten in ein bürgerliches Leben mit eigener Wohnung und Chancen auf dem Arbeitsmarkt, zurückzubegleiten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Obdachlosigkeit
2.1 Definition
2.2 Katholischer Männerfürsorgeverein München e.V. (KMFV)
2.2.1 Adolf Mathes Haus
2.2.2 Haus an der Franziskanerstraße
3. Zusammenfassung des Interviews mit H. im Franziskanerhaus am 10. Oktober
4. Reflexion des Interviews
4.1 Kontakt, Eindruck und Geprächsituation
5. Schlussbetrachtung
6. Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
„Zahl der Kältetoten in Europa auf mehr als 600 gestiegen“, diese Überschrift steht am 12.02. diesen Jahres in roten Lettern über der Startseite der Homepage des Sterns. Am schlimmsten trifft es bei diesen eisigen Temperaturen die Bewohner des Ostens und Balkans. Allein in der Ukraine wurden 135 Kältetote registriert (vgl. stern.de, 2012). Vorwiegend obdachlose Menschen fallen den Minusgraden zum Opfer, so wie auch ein 55 Jahre alter Mann in Magdeburg. „Der Mann wurde auf einer Bank vor einem Blumenladen entdeckt. Seit 2006 war er ohne festen Wohnsitz. In der Gegend des Fundortes [...] war der Obdachlose bekannt.“ (abendblatt.de, 2012).
Presse und Bevölkerung zeigen verstärkt Mitleid, wenn Obdachlose ihr unterkühltes Nachtlager zwischen Beton und wärmenden Belüftungsschächten aufschlagen. Städte reagieren darauf mit Aktionen, z.B. Kältebusse werden aufgestellt, Obdachlose dürfen in zusätzlich aufgestellten Betten in Krankenhäusern übernachten, Discounter verteilen Lebensmittel und öffentliche Verkehrsmittel dürfen 24 Stunden am Tag kostenfrei genutzt werden (B5Aktuell, 2012).
Trotzdem steigt im Winter die Nachfrage an die Arbeit der Sozialarbeiter und auch die Politik ist dankbar um deren Job, denn sie wird bei derartigen Temperaturen, wie sie momentan vorherrschen, nervös. Kältetote im wirtschaftsstarken und sozial geprägten Deutschland kann sich der Staat nicht leisten.
Mit steigender Temperatur aber schwindet schnell wieder das Interesse an Obdachlosen, einer Randgruppe in Deutschland, über die kaum Statistiken oder dergleichen geführt werden. Sozialarbeiter aber bleiben beständige Helferhand an ihrer Seite. Die Obdachlosenhilfe wartet nicht nur darauf, dass ihr Klientel sie in der Beratungsstelle aufsucht und um Hilfe bittet, sondern geht auch auf die Straße, da wo die Menschen „wohnen“. Ihre Hauptaufgabe liegt darin, ihre Klienten in ein bürgerliches Leben mit eigener Wohnung und Chancen auf dem Arbeitsmarkt, zurückzubegleiten.
Im Rahmen des Seminars „obdachlos – ausgegrenzt?“ besuchten wir Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen zwei Einrichtungen des Katholischen Männerfürsorgeverein München (KMFV).
In meiner Hausarbeit gehe ich anfangs auf den Begriff Obdachlosigkeit näher ein und stelle die besuchten Einrichtungen des KMFV vor, anschließend beschreibe ich ein von mir geführtes Interview mit einem ehemals Obdachlosen und werte es im Folgenden aus.
2. Obdachlosigkeit
2.1 Definition
Der Begriff der Obdachlosigkeit wird oft mit dem der Wohnungslosigkeit gleichgesetzt. Die Begriffe werden meist als Synonyme verwendet und auch in Zeitungsartikeln oder Berichten kaum voneinander getrennt.
Nach der Definition der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) ist eine Person wohnungslos, wenn sie nicht über einen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügt (vgl. BAG Wohnungslosenhilfe e.V 2011). Gemeint sind damit Bewohner von Notübernachtungen, Heimen, Anstalten, Asylen, Frauenhäusern, Aussiedler- und Asylbewerberunterkünften, sowie Personen, die bei Verwandten, Freunden und Bekannten vorübergehend untergekommen sind.
Obdachlos hingegen bezeichnet eine Person, die direkt auf der Straße, auf Parkbänken, unter Brücken, auf Bahnhöfen, in öffentlichen Sanitär-Anlagen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in leerstehenden Häusern lebt. Teilweise pendelt der Obdachlose auch zwischen den genannten Orten hin und her. (vgl. BAG Wohnungslosenhilfe e.V 2011)
Sichtbar wird, dass sich die Begrifflichkeiten nach den wissenschaftlich anerkannten Definitionen deutlich unterscheiden, jedoch durch den Gebrauch der Medien für den Normalbürger einheitlich verstanden werden.
2.2 Katholischer Männerfürsorgeverein München e.V. (KMFV)
Der Katholische Männerfürsorgeverein München e.V. (KMFV) wurde am 19. April 1950 gegründet und ist ein karitativer Fachverband.
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit vorwiegend wohnungs- und obdachlosen, arbeitslosen, suchtkranken sowie straffällig gewordenen Menschen in der Erzdiözese München und Freising zu arbeiten. Hilfesuchende haben in stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen sowie Wohnungen die Möglichkeit auf einen der 1200 Plätze.
Der KMFV steht als Träger und Dachverband in Kooperation mit den mit sozialer Arbeit befassten Behörden und der im selben Arbeitsfeld tätigen Fachorganisationen. Dies erleichtert die Zusammenarbeit und den Austausch mit seinen Partnern und dem betroffenen Mitbürger und kann somit ein effizientes Hilfenetz zur Verfügung stellen. ( vgl. Münster, Spandau o.J.)
Im Folgenden stelle ich die im Seminar besuchten Einrichtungen des KMFV in Kürze vor.
2.2.1 Adolf Mathes Haus
Das Adolf Mathes Haus in der Hans-Sachs-Straße ist eine Übergangs- bzw. Eingliederungseinrichtung des KMFV. Es bietet arbeitsfähigen Männer, die von sozialen Schwierigkeiten betroffen sind, eine Hilfestellung zurück in die Unabhängigkeit. Die Lebenssituation der Klienten ist vor allem geprägt durch Wohnungslosigkeit, Arbeitslosigkeit, Suchtprobleme, Überschuldung und soziale Ausgrenzung. Erfüllt derjenige den Anspruch der Einrichtung, wird eine Therapie in beidseitiger Zusammenarbeit erstellt. Diese kann eine Arbeitstherapie oder ein -training beinhalten, um dem Klienten die Chancen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu erleichtern.
In Einzelzimmern in einer Wohngruppe bis hin zu einem Apartment mit Küche und Bad kann sich die Person durch gezielten Einsatz seiner Kräfte und Fähigkeiten „zurück ins Leben arbeiten“. Eigeninitiative und Engagement steht hierbei an erster Stelle. Unterstützung erfährt er dabei durch geschultes Fachpersonal. Dem Wunsch der Abstinenz wird durch Zuordnung in eine etwaige Wohngruppe nachgegangen. Regelmäßige Freizeitangebote des Adolf Mathes Haus, angeboten von der Leitung und oder ausgearbeitet mit den Bewohnern, begleiten das Klientel auf dem Weg zurück in die Unabhängigkeit. (vgl. Faltblatt Adolf Mathes Haus, Stand: 2011)
2.2.2 Haus an der Franziskanerstraße
Das Haus an der Franziskanerstraße ist im Gegensatz zum Adolf Mathes Haus eine Langzeiteinrichtung für Obdach- und Wohnungslose oder akut von Obdach- und Wohnungslosigkeit bedrohte ältere Männer. Aufgrund ihrer physischen und/oder psychischen Erkrankung und Behinderung ist es ihnen nicht mehr möglich, ins Erwerbsleben einzusteigen. Außerdem können sie nicht mehr in ein selbstständiges Wohnen integriert werden und weisen deshalb einen entsprechenden Betreuungsbedarf auf. Je nach Bedarf, stehen den Bewohnern Betreuung sowie pflegerische Unterstützung zur Verfügung. Ein weitgehendst selbständig gestaltetes Leben ist den Klienten möglich und erwünscht. Bei Krankheiten oder Suchterkrankungen kann eine unterstützende Therapie in Anspruch genommen werden, auch von außen. Gesprächs- und Beratungsangebote helfen bei der Gestaltung des Alltags und der Lösung von Problemen. Auch diese Einrichtung verfügt über verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten (Gesprächsrunden, Ausflüge, Spiele und Feste), die den Tag des Klienten bereichern. (vgl. Faltblatt Haus an der Franziskanerstraße, Stand 2010)
3. Zusammenfassung des Interviews mit H. im Franziskanerhaus am 10. Oktober 2011
H. wird vor 72 Jahren im unterfränkischen Gerolzhofen geboren. Er wächst in einem gut behüteten Elternhaus mit seinem großen Bruder auf und beschreibt seine Kindheit als „unbeschwert und schön“. Seine Ausbildung zum Großhandelskaufmann absolviert er im benachbarten Schweinfurt, die Abschlussprüfung dazu mit einem sehr guten Ergebnis. „Nach einem Arbeitsunfall, bei dem mir eine Fingerkuppe abgetrennt wurde, nahm ich nur noch kleinere Fabrikarbeiten an, weil im Großhandel wollte mich dann eh keiner mehr“. Das Handicap beim Schreibmaschinenschreiben gibt er als Grund dafür an.
Später lernt er eine Frau kennen mit der er nach Ansbach zieht und für 5 Jahre in deren Einfamilienhaus wohnt. Die Frage nach eigenen Kindern beantwortet Herr H. mit „es können Kinder da sein, aber von denen wissen, tu ich nichts“. Seine Freundin brachte zwei Kinder in die eheähnliche Lebensgemeinschaft mit, „diese waren aber nie für mich wie meine eigenen“.
Herr H. trennt sich nach 5 Jahren von seiner Freundin. „Es gab keinen Streit oder so, aber es passte einfach nicht mehr“, erzählt er. „Anfangs war die Vorstellung seltsam, so ganz allein wieder was Neues [zu] machen“. Seine Eltern waren mittlerweile beide verstorben und zu seinem älteren Bruder hat er nur noch selten Kontakt.
Feste Arbeit hatte er nach der Trennung keine und „so zog es mich nach München, wo ich einen Freund hatte, für den ich arbeiten konnte und der mir dafür eine Wohnmöglichkeit gegeben hat“. Dieser Freund hat ein Kleinunternehmen in München, welches Obdach- und Wohnungslosenschlafplätze mit Lieferwägen anfährt und die dort Bedürftigen mit Kleidung und Essen versorgt. Über 10 Jahre ist H. als Auslieferer tätig, verdient dafür kaum Geld, bekommt stattdessen Essen und Unterkunft gestellt. Diese Arbeit brachte ihm schon vor seiner Obdachlosigkeit einen Einblick „in das Leben trostloser Sauf- und Raufbolde“. „Wie die wollte ich nie werden“, sagt er und weiter „nach einem Streit unter Kollegen packte ich meine Sachen und ging“.
Ein Jahr lebt Herr H. auf der Straße. Er bezeichnet sich selber als Einzelgänger, meidet Gruppen anderer Obdachloser, weil er „den exzessiven Alkoholkonsum und die Kriminalität nicht haben kann“. „Ich trinke lieber ein richtiges Bier, auch wenn es mal ein bisschen teurer ist, als das billige Discounterbier wie es meine Kollegen auf der Straße gemacht haben; auch kann man mich gar nicht für Schnaps begeistern“. Weiter erzählt er: „Wenn du kein Geld für Alkohol hast, hast du auch keine Freunde“. Zigaretten hat er „bis auf eine, die ich nach dem ersten Zug schnell wegschmiss“, nie geraucht und auch keinen Kontakt zu Drogen gehabt. „Ich bin ein ordentlicher Typ, habe immer meinen Platz, an dem ich geschlafen habe, sauber gehalten“, erzählt er. Auch hatte er von der Wach- und Schließgesellschaft eine Bescheinigung, dass er befugt ist, sich an „seinem ausgesuchten“ Schlafplatz aufzuhalten, nicht zuletzt weil er keinen Schmutz hinterlassen, man ihn nicht betrunken angetroffen und er nie Probleme gemacht hat. Seine regelmäßigen Mahlzeiten nimmt er in Suppenküchen ein „und für die Körperpflege wurde an einigen anderen Anlaufstellen gesorgt“.
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- Arbeit zitieren
- Babs Maier (Autor:in), 2011, Obdachlos - ausgegrenzt? Interview mit einem Obdachlosen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276032
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