Gesundheit ist für die meisten Menschen das höchste Gut. In den letzten Jahren gelangte das Gesundheitsthema immer mehr in die wirtschaftliche Betrachtungsweise in Organisationen. So wurden zunächst primär die Hygienebedingungen und später der Arbeitsschutz in den Industrieunternehmen verbessert. Allerdings sind mittlerweile die Anforderungen an die Gesundheit enorm gestiegen und es haben sich durch den demografischen Wandel die Vorzeichen für ein Gesundheitsverständnis grundlegend geändert. Durch die im Durchschnitt immer ältere werdende Erwerbsbevölkerung geht es nun nicht mehr primär darum, Krankheiten bei Mitarbeitern zu vermeiden sondern die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. In vielen Organisationen ist man durch diesen Paradigmenwechsel zu der Erkenntnis gekommen, dass nur gesunde, motivierte Mitarbeiter leistungsfähig sind und dass wichtigste Kapital einer Organisation darstellen.
Während in der Vergangenheit Organisationen ein frühes Ausscheiden aus dem Berufsleben förderten und forcierten, was dazu führte, dass viele Organisationen nur noch wenige ältere Mitarbeiter beschäftigten, wird sich dieser Trend in Zukunft verlangsamen, da durch den demografischen Wandel junge Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt immer weniger verfügbar sein werden. Gleichzeitig werden Organisationen in Zukunft auf das Know-how älterer Mitarbeiter zurückgreifen müssen, was einem zweiten Paradigmenwechsel gleich kommt.
Ziel dieser Arbeit ist es, Möglichkeiten für Organisationen aufzuzeigen, durch Nutzung des salutogenetischen Gesundheitsverständnisses ältere Mitarbeiter davon zu überzeugen, nicht in den (Vor-)Ruhestand zu gehen sondern länger an die Organisation zu binden.
Einen großen Anteil für das neue Verständnis von Gesundheit hat der Salutogenesebegriff von Aaron Antonovsky, welcher deshalb zentraler Ansatzpunkt dieser Arbeit ist. Auf der Grundlage der Salutogenese sollen in dieser Arbeit Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung bei vor allem älteren Mitarbeitern aufgezeigt werden.
Zunächst wird in den theoretischen Grundlagen (Kapitel 2) die Gesundheit und deren drei Gesundheitsmodelle, das biomedizinische, salutogenetische und biopsychosoziale Modell vorgestellt und in Bezug zu einander gesetzt. Darauf folgend werden die Facetten des demografischen Wandels (Abschnitt 2.3) näher erläutert.
Inhalt
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Gesundheit
2.1.1 Biomedizinisches Modell
2.1.2 Salutogenese-Konzept
2.1.3 Biopsychosoziales Modell
2.2 Krankheit
2.3 Demografischer Wandel
2.4 Herausforderungen für Organisationen
2.4.1 Zunahme psychischer Erkrankungen und Arbeitsausfälle im Alter
2.4.2 Steigende Kosten durch Absentismus und Präsentismus
2.4.2.1 Ursachen für Absentismus
2.4.2.2 Einflussfaktoren für Präsentismus
2.4.2.3 Gesundheitliche Folgen von Präsentismus
2.4.2.4 Kosten durch Absentismus und Präsentismus
2.4.2.5 Mögliche Maßnahmen
2.4.3 Fachkräftemangel
2.5 Zusammenfassung
3 Einfluss von Arbeit auf die Gesundheit der Mitarbeiter
3.1 Risiko Arbeit
3.2 Ressource Arbeit
3.3 Eigenverantwortung der Mitarbeiter
4 Unternehmenskultur
4.1 Definition
4.2 Modell der Unternehmenskultur
4.3 Bedeutung der Unternehmenskultur für die Gesundheit am Beispiel des Sozialkapital-Begriffes
5 Betriebliches Gesundheitsmanagement und Betriebliche Gesundheitsförderung
5.1 Betriebliche Gesundheitsförderung
5.2 Betriebliches Gesundheitsmanagement
5.2.1 Aufgaben
5.2.2 BGM ist Führungsaufgabe
5.2.3 Ziele und Nutzen
5.3 Zusammenfassung BGF und BGM
6 Ältere Arbeitnehmer
6.1 Begriffseinordnung Alter
6.2 Entwicklungsprozesse im Erwachsenenalter und des Alterns
6.3 Theoretische Konzepte zur Erläuterung der Entwicklungsprozesse des Erwachsenenalters und des Alters
6.4 Spezifika des Alters für den Arbeitsmarkt
6.4.1 Differenzierte Denkweise zum älteren Mitarbeiter
6.4.2 Gesundheit und Leistungsfähigkeit des älteren Mitarbeiters
6.4.2.1 Abnehmende Leistungsvoraussetzungen
6.4.2.2 Gleichbleibende Leistungsvoraussetzungen
6.4.2.3 Zunehmende Leistungsvoraussetzungen
6.4.3 Abgrenzung zu jungen Mitarbeitern
6.4.4 Arbeitsmotivation älterer Mitarbeiter
6.5 Ältere Unternehmer und Führungskräfte
7 Betriebliches Eingliederungsmanagement als Handlungsmöglichkeit
7.1 Rechtliche Grundlage des Betrieblichen Eingliederungsmanagement
7.2 Definition des Betrieblichen Eingliederungsmanagement
7.3 Ziele und Nutzen
7.4 Verfahren
7.5 Prinzipien
7.6 Zusammenfassung
8 Handlungsprinzipien der Sozialen Arbeit
8.1 Individuumszentrierung
8.2 Selbstbestimmung
8.3 Aktivierung
8.4 Interdisziplinarität
8.5 Zusammenhang zwischen den Handlungsprinzipien
9 Fazit
Abbildungsverzeichnis
Literatur
1 Einleitung
Gesundheit ist für die meisten Menschen das höchste Gut. In den letzten Jahren gelangte das Gesundheitsthema immer mehr in die wirtschaftliche Betrachtungsweise in Organisationen.1 So wurden zunächst primär die Hygienebedingungen und später der Arbeitsschutz in den Industrieunternehmen verbessert. Allerdings sind mittlerweile die Anforderungen an die Gesundheit enorm gestiegen und es haben sich durch den demografischen Wandel die Vorzeichen für ein Gesundheitsverständnis grundlegend geändert. Durch die im Durchschnitt immer ältere werdende Erwerbsbevölkerung geht es nun nicht mehr primär darum, Krankheiten bei Mitarbeitern zu vermeiden sondern die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. In vielen Organisationen ist man durch diesen Paradigmenwechsel zu der Erkenntnis gekommen, dass nur gesunde, motivierte Mitarbeiter leistungsfähig sind und dass wichtigste Kapital einer Organisation darstellen.
Während in der Vergangenheit Organisationen ein frühes Ausscheiden aus dem Berufsleben förderten und forcierten, was dazu führte, dass viele Organisationen nur noch wenige ältere Mitarbeiter beschäftigten, wird sich dieser Trend in Zukunft verlangsamen, da durch den demografischen Wandel junge Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt immer weniger verfügbar sein werden. Gleichzeitig werden Organisationen in Zukunft auf das Know-how älterer Mitarbeiter zurückgreifen müssen, was einem zweiten Paradigmenwechsel gleich kommt.
Ziel dieser Arbeit ist es, Möglichkeiten für Organisationen aufzuzeigen, durch Nutzung des salutogenetischen Gesundheitsverständnisses ältere Mitarbeiter davon zu überzeugen, nicht in den (Vor-)Ruhestand zu gehen sondern länger an die Organisation zu binden.
Einen großen Anteil für das neue Verständnis von Gesundheit hat der Salutogenesebegriff von Aaron Antonovsky, welcher deshalb zentraler Ansatzpunkt dieser Arbeit ist. Auf der Grundlage der Salutogenese sollen in dieser Arbeit Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung bei vor allem älteren Mitarbeitern2 aufgezeigt werden.
Zunächst wird in den theoretischen Grundlagen (Kapitel 2) die Gesundheit und deren drei Gesundheitsmodelle, das biomedizinische, salutogenetische und biopsychosoziale Modell vorgestellt und in Bezug zu einander gesetzt. Darauf folgend werden die Facetten des demografischen Wandels (Abschnitt 2.3) näher erläutert.
Aus dem demografischen Wandel ergeben sich unterschiedliche Herausforderungen für Organisationen (Abschnitt 2.4), wie z.B. die Zunahme von psychischen Krankheiten und Arbeitsausfällen, welche für Organisationen einen sehr hohen Kostenfaktor darstellen. Der Vollständigkeit halber wird auch auf den zunehmenden Fachkräftemangel eingegangen.
Im weiteren Verlauf wird auf den Einfluss von Arbeit auf die Gesundheit und die Eigenverantwortung der Mitarbeiter (Kapitel 3) und die Unternehmenskultur (Kapitel 4) eingegangen. Ein wichtiges Instrument zur Gesundheitsförderung älterer Mitarbeiter in Organisationen stellen das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) und die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) dar, die ausführlich erläutert und voneinander abgegrenzt werden (Kapitel 5).
Die Spezifik des Alters für den Arbeitsmarkt und die Ressourcen älterer Mitarbeiter wird im Kapitel 6 ausführlich beschrieben und eine Abgrenzung zu jungen Mitarbeitern aufgezeigt.
Danach wird das Betriebliche Eingliederungsmanagement (Kapitel 7) als Handlungsmöglichkeit vorgestellt, um (ältere) Mitarbeiter nach einer längeren Erkrankung wieder in die Organisation zu integrieren. Durch die salutogenetische Sichtweise auf die Gesundheit allein ist Soziale Arbeit als Profession schon eine Adresse für die Gesundheitsförderung in Organisationen. Es werden deshalb am Ende vier Handlungsprinzipien der Sozialen Arbeit (Kapitel 8) aufgeführt, die dazu beitragen können, ältere Mitarbeiter dazu zu bewegen, länger in der Organisation zu bleiben und nicht in den Vorruhestand zu treten. Diese Handlungsprinzipien sind als Grundlage und wichtigen Beitrag sozialarbeiterischen Handelns im Kontext mit Gesundheit und Organisationen zu sehen. Im Fazit (Kapitel 9) werden alle Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst und Empfehlungen für Organisationen ausgesprochen.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Gesundheit
Das Thema Gesundheit ist ein hohes Gut für den Menschen. Die Menschheit strebt danach, immer älter zu werden und dabei gesund und vital zu bleiben. So hat bereits 1986 die Ottawa-Charta, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verabschiedet wurde, „Gesundheit […] als die Fähigkeit bzw. Kompetenz des Individuums beschrieben, [die] die eigenen Gesundheitspotenziale [ausschöpft] und damit angemessen auf die [Herausforderung] der Umwelt […] reagiert“ (Uhle/Treier 2011: 6). Die populärste und in der Fachliteratur am häufigsten verwendete Definition von Gesundheit ist jedoch eine ältere der WHO aus dem Jahr 1946: „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein bei Krankheit und Gebrechen. … Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen: dort wo sie spielen, lernen und arbeiten und lieben. … Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Arbeit, die Arbeitsbedingungen und die Freizeit organisiert, sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein. … Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen: Dort wo sie spielen, lernen und arbeiten und lieben“ (Schneider 2011: 28, vgl. Uhle/Treier 2011: 3, Schulz 2013: 11). Es ist anzumerken, dass ein vollkommener Gesundheitszustand nur eine Vision bzw. eine Utopie sein kann, Krankheit aber klar mit dem Fehlen am Arbeitsplatz3 zusammen hängt (Kaminski 2013: 12)
Ein subjektives Verständnis4 von Gesundheit ergibt sich aus der Einteilung von Gesundheit in verschiedene Dimensionen (Faltermaier in Siebert/Hartmann 2007: 2):
Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit
Gesundheit als Reservoir an Energie Gesundheit als Gleichgewicht
Gesundheit als funktionale Leistungsfähigkeit
Die subjektive Betrachtungsweise bzw. Wahrnehmung des Gesundheitszustandes einbezogen hat auch Friedrich Nietzsche, welcher „Gesundheit als dasjenige Maß an Krankheit begriff, welches es ihm noch erlaubte, seinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen“ (Schulz 2013: 11). Gemeint ist damit das subjektiv unterschiedliche
Gesundheitsempfinden und die selbst wahrgenommenen Aktivitätsmöglichkeiten und tatsächlichen Aktivitäten bei zwei Menschen mit gleicher (Krankheits-)Diagnose (ebd.).
2.1.1 Biomedizinisches Modell
Aus der „Schulmedizin“ bekannt ist das biomedizinische Modell, welches zur Erklärung von Krankheiten entwickelt wurde und sich an verschiedenen Parametern, wie Blutwerten, Röntgenbefunden oder Organfunktionen orientiert und nicht bzw. kaum nach den Befindlichkeiten des Menschen fragt (Schneider 2011: 28f.). Ursachen der Krankheiten werden ausschließlich im Individuum gesehen und weniger in Interaktionen mit der sozialen Umwelt oder psychischen Prozessen (ebd.: 29). Im biomedizinischen Modell geht man von Risikofaktoren aus, die eine Krankheit begünstigen, die durch die Prävention eliminiert werden sollen (ebd.). „Der klassische Arbeitsschutz ist ein Beispiel für eine wertvolle biomedizinische Vorgehensweise in der betrieblichen Gesundheitsförderung“ (ebd.).
Das heutige biomedizinische Modell beruht daher überwiegend noch auf einem pathogenetischen Grundgedanken (Schulz/Wiesmann 2008: 5). „Pathogene“ sind bspw. „Gendefekte, Bakterien, Viren […] sowie psychosoziale Faktoren, Stressoren und Risikofaktoren“ (ebd.: 5f.). In diesem pathogenetischen Gedanken wird davon ausgegangen, dass für jede Krankheit, welche zuvor entsprechend diagnostiziert wurde, eine konkrete Therapie erstellt werden kann und es zur Beseitigung der Pathogene kommt (ebd.). Schulz und Wiesmann weisen auf die Erfolge dieses Modells hin, zur Erklärung, was Gesundheit ist, reicht es aber nicht aus (ebd.). Weiterhin kritisiert wird das biomedizinische Modell von Schneider: „Unser Gesundheitssystem ist darauf ausgerichtet, Symptome und Krankheiten zu behandeln, nicht sie zu verhüten“ (Schneider 2011: 40).5 Schneider spricht damit ebenfalls die pathogene Behandlungsmethodik in der klassischen Medizin und Psychologie an, die Beachtung der Prävention nimmt hier keinen „nennenswerten Platz ein“ (ebd.).
2.1.2 Salutogenese-Konzept
Kritisiert wird das biomedizinische Modell (Punkt 2.1.1) auch von Antonovsky. Eine pathogene Sichtweise reiche nicht aus, Krankheiten durch Identifikation und Therapie von Pathogenen beseitigen zu können (Schulz/Wiesmann 2008: 6). Eine Krankheit wird demnach als „normal“ angesehen, trotz des hohen Lebensstandards in den führenden Industriestaaten (ebd.).
Der salutogenetische6 Ansatz von Antonovsky geht von einem Gesundheits-Krankheits- Kontinuum (Abbildung 1) aus, nach dessen Verständnis Gesundheit ein Zustand des Gleichgewichts „zwischen Schutz- und Risikofaktoren in den Systemen Körper, Psyche, soziale Umwelt und psychische Umwelt, Krankheit das Stadium des Ungleichgewichtes“ ist (Hurrelmann 2006: 38). Antonovsky lehnt also eine strikte Trennung von Gesundheit und Krankheit entschieden ab (Schulz/Wiesmann 2008: 7).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: vereinfachte Darstellung des Gesundheits-Krankheits-Kontinuums (Quelle:
Siebert/Hartmann 2007: 4)
Durch dieses Konzept wird deutlich, dass der Mensch die Zustände gesund oder krank, als sogenannte Endpunkte, einnimmt und sich ständig zwischen diesen beiden Punkten bewegt. Die Übergänge zwischen den Zuständen Krankheit und Gesundheit sind fließend.
Was beeinflusst bzw. bedingt das Gesundheitsniveau eines Individuums? Antonovsky betont die auf den Organismus einwirkenden - und damit die wesentliche Bedeutung von - Stressoren (Schulz/Wiesmann 2008: 7). Stressoren wirken als Störung auf den Organismus ein und stellen eine Lebenserfahrung7 dar (ebd.). Somit beeinflussen Stressoren das Gesundheitsniveau negativ oder positiv. Unterschieden werden nach Antonovsky die Stressoren in (Schulz/Wiesmann 2008:7)
chronische Stressoren,
größere Lebensereignisse und alltägliche Ärgernisse.
Auf das Einwirken des Stressors auf den Organismus reagiert dieser mit einem Spannungszustand, welcher (Schulz/Wiesmann 2008: 7)
pathologische,
neutrale oder
heilsame Auswirkungen haben kann.
„Der Spannungszustand ist von positiven oder negativen Affekten und physiologischer Erregung begleitet und muß bewältigt oder überwunden werden“ (Schulz/Wiesmann 2008: 7). Spannungszustände werden von jedem Individuum unterschiedlich effizient bewältigt und Stressoren können nicht immer vermieden werden (ebd.). Es kommt darauf an, „wie mit belastenden Situationen und körperlichen Spannungszuständen umgegangen wird“ (ebd.). Wird ein Spannungszustand negativ bewältigt, kann ein Stresssyndrom entstehen und die Position auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum sich in Richtung Krankheit verschieben. Umgekehrt kann eine positive Stressbewältigung einen gesundheitsförderlichen Effekt auslösen (ebd.). Diese Zusammenhänge werden in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Bedingungen des Gesundheitsniveaus (Quelle: in Anlehnung an Schulz/Wiesmann 2008: 7f., eigene Darstellung)
In einem salutogenetischen Verständnis von Antonovsky ist entscheidend, auf welche Ressourcen ein Individuum zur angemessenen Spannungsbewältigung zugreifen kann. Antonovsky nennt hierzu generalisierte Widerstandsressourcen (generalized resistance ressources, GRR), die der Mensch zur Verfügung hat, denn diese schaffen eine Wechselwirkung für das Individuum. So kann sich ein Mensch krank fühlen, aber dennoch gesund sein und umgekehrt (Kulbe 2009: 24).
Gesundheitsressourcen bzw. Widerstandsressourcen (GRR) sind z.B. (Kulbe 2009: 24, Schulz/Wiesmann 2008: 8, Faltermeier in Hurrelmann/Klotz/Haisch 2010: 83):
gute körperliche Verfassung
stabiles Immunsystem
ausreichendes soziales Netzwerk
soziale Unterstützungssysteme, intakte Sozialstrukturen psychische Stabilität
Kohärenzsinn
materielle und kulturelle Ressourcen
Wissen und Intelligenz Rationalität
Ich-Identität
eine funktionierende Gesellschaft
Dem gegenüber existieren Gesundheitsrisiken bzw. schwächende Faktoren, welche den Zustand Krankheit begünstigen (Kulbe 2009: 24):
eine bereits angegriffene Gesundheit, z.B. durch Mangelernährung, Nikotinmissbrauch, nicht ausreichende Bewegung, Schlafdefizite, beruflicher und privater Stress chronische Erkrankungen soziale Lebensumstände und -erfahrungen
Eine neuere Sichtweise von Gesundheit geht von einer positiven Beeinflussung, einer „salutogenen Situationsbewältigung“ (Badura 2010: 32) bzw. von einem „Verständnis und [der] Erschließung salutogener Potentiale in der Person, in ihrem Verhalten und in ihrer Umwelt“ aus (ebd.). Gesundheit ist demnach „eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives seelisches und körperliches Befinden - insbesondere ein positives Selbstwertgefühl - und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird“ (ebd.). Ähnlich der Gesundheits- Definition der WHO von 1986, hat der Zustand der Gesundheit etwas mit einer Eigenverantwortlichkeit (Abschnitt 3.3) und auch mit Selbstbestimmung jedes Einzelnen zu tun. Selbstbestimmung deshalb, weil das Individuum den Rahmen seiner Umwelt selbst bestimmt und auch verändern kann (Uhle/Treier 2011: 6), denn Gesundheit steht in dem Einfluss von „Person, Verhalten und Umwelt“ (Badura 2010: 32). Die Eigenverantwortlichkeit ergibt sich aus dem sogenannten Selbsterhaltungstrieb, aber auch aus der Selbstbestimmung, wonach das Individuum die Gesundheit selbst zu regulieren vermag. Uhle und Treier sprechen hier von der Gesundheit als Regulationskompetenz, also der Eigenverantwortlichkeit, wonach Gesundheit das „Kernkonstrukt [für] die erfolgreiche Regulation des Menschen in und mit seiner Umwelt [ist]“ (Wieland-Eckelmann/Wieland in Uhle/Treier 2011: 8). Für Uhle und Treier ist dieses Konstrukt eine „personale Gesundheitskybernetik“ (ebd.), wonach vor allem beim Individuum Vertrauen in diese Regulationskompetenz zum Gegenwirken in komplexen Systemen, wie z.B. der Arbeits- Freizeit- und Familienwelt, vorhanden sein muss (ebd.).
Die generalisierten Widerstandsressourcen werden im Individuum „koordiniert, gewichtet und organisiert“ (Schulz/Wiesmann 2008: 8) und haben die gemeinsame Funktion der
Ausbildung eines Kohärenzgefühls8, welches ebenfalls zur Spannungsbewältigung beiträgt und damit auch durch seine Wirksamkeit einen Einfluss auf das Gesundheits-Krankheits- Kontinuum hat (Schulz/Wiesmann 2008: 1). Das Kohärenzgefühl besteht aus den Komponenten Verstehbarkeit, Bewältigbarkeit9 und Sinnhaftigkeit. Diese drei Komponenten sind voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig. „Das Kohärenzgefühl ist eine globale Orientierung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass
1. die Stimuli, die sich im Verlauf des Lebens aus der inneren und äußeren Umgebung ergeben, strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind;
2. einem die Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen, die diese Stimuli stellen, zu begegnen;
3. diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engagement lohnen“ (Antonovsky 1997 in Grabert 2011: 25).
Die Verstehbarkeit bezieht sich auf die Wahrnehmung des Menschen von innerer und äußerer Stimuli, die er als kognitiv sinnvoll, geordnet, konsistent und strukturiert annimmt (kognitive Komponente, Grabert 2011: 26). Die Bewältigbarkeit bezieht sich auf Wahrnehmung, geeignete Ressourcen zur Anforderungsbewältigung zur Verfügung zu haben (kognitiv-emotionale Komponente, Grabert 2011: 27). Ein hohes Ausmaß an Sinnhaftigkeit/Bedeutsamkeit beschreibt, dass der Mensch sein Leben emotional bedeutsam empfindet (motivationale Komponente, Grabert 2011: 28). Antonovsky erachtet alle drei Komponenten des Kohärenzsinns als wichtig zum Erhalt der Gesundheit. Dabei bedeutet eine hohe Ausprägung des Kohärenzsinns, dass z.B. Belastungen eher als Herausforderung denn als Bedrohung gesehen werden und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen wie eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und Vorsorgeuntersuchungen wahrscheinlicher sind (Grjasnow 2010: 4). Abbildung 3 beleuchtet das Kohärenzgefühl näher.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Kohärenzgefühl mit Verstehbarkeit, Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit (eigene Darstellung)
2.1.3 Biopsychosoziales Modell
Das salutogenetische Modell von Antonovsky (Abschnitt 2.1.2) ist von dem Begründer so ausgelegt, dass es einer Weiterentwicklung standhalten kann. In der Wissenschaft wird in diesem Kontext von „prägenden Intervallen“ (Schulz/Wiesmann 2008: 4) gesprochen. Das sind „Stadien von unterschiedlicher Zeitdauer, die ausschlaggebend für die Stellung der betreffenden Person im Gesundheits-Krankheits-Kontinuum sind bzw. sein können sowie ihre spätere Bewegung auf dessen positiven Pol“ (ebd.). Verschiedene Wissenschaftler wie Antonovsky, Franke und Noack sehen eine mögliche Erweiterung des salutogenetischen Konzeptes mit der Verknüpfung des Modells „Biopsychosoziale Einheit Mensch“ (ebd.: 5)
Diagnostik, Therapie und Prävention berücksichtigen im biopsychosozialen Modell neben den biologischen auch die psychischen und sozialen Einflüsse auf die Gesundheit (Schneider 2011: 31). Die biopsychosoziale Betrachtungsweise entwickelte sich bei der WHO zum Grundgedanken, was auch deren Gesundheitsdefinition von 1946 (Abschnitt 2.1) widerspiegelt. Sie ist nicht nur ein übergeordneter Erklärungsansatz sondern auch in der Gesundheitsförderung als handlungsleitend anzusehen. (Schulz 2013: 11). Die noch junge Disziplin der Humanontogenetik10 ist Vertreter der biopsychosozialen Betrachtungsweise des
menschlichen Individuums und entstand aus dem interdisziplinären Kontext (Wessel 1998: 19).
Im Jahr 1987 erläuterte Tembrock den Begriff der biopsychosozialen Einheit ausführlich (Tembrock 1987 zit. n. Wessel 1998: 21):
1. „bio“ weist auf die biologische Basis der menschlichen Existenz und auf die evolutionäre
Herkunft des Menschen als biologische Art (Homo sapiens L.) hin,
2. „psycho“ charakterisiert die Qualität des Verhaltens des Menschen, begründet aus den
spezifischen Umwelt-Interaktionen,
3. „sozial“ erläutert die Besonderheiten der sozialen Interaktionen mit allen sich daraus
ergebenden Folgen,
4. „Einheit“ kennzeichnet die Verbundenheit dieser drei Bedingungen zu einem System, das
mehr als die Summe seiner Einzelteile ist.
So können körperliche Schmerzen (wie z.B. Rückenschmerzen) ihre Ursache auch in psychischem Stress oder durch den Einfluss des sozialen Umfeldes haben (Schneider 2011: 32). In einem biopsychosozialen Verständnis (Ganzheitlichkeitsansatz) können am Arbeitsplatz auftretende körperliche Schmerzen, die die häufigste Ursache von Fehltagen darstellen, durch das soziale Umfeld wie Mitarbeiter, Führungskräfte oder familiären Umfeld beeinflusst sein. Eine Untersuchung weist auf, dass 70% aller Rückenbeschwerden psychosozialer Ursachen entspringen. Das ist insofern wichtig, als das das Schaffen von bzw. die Veränderung zu ergonomischen Arbeitsplätzen und Aufsuchen einer Rückenschule nur bedingten gesundheitsfördernden Erfolg haben kann (ebd.).
Allerdings scheint der Begriff Ganzheitlichkeit in den letzten Jahren etwas inflationär verwendet geworden und in der medizinischen Betrachtung in verschiedenen Disziplinen zu einem Modebegriff verkommen zu sein. Diese Erkenntnis scheint auch Auswirkungen auf die Gesundheitsförderung im individuellen und betrieblichen Kontext zu haben (Schneider 2011: 22). Schneider stellt zu Recht die Frage, aus welcher der medizinischen Disziplinen denn man nun einen Einblick in das „Ganze“ hat (ebd.: 23). Eine Ganzheitlichkeit in Bezug auf die Gesundheitsförderung ist nur schwer realisierbar, da der Mensch mit seiner Gesundheit im Zentrum der Betrachtung durch Interaktion mit anderen Systemen sich fortlaufend verändert. Schneider schlägt statt dem ganzheitlichen Konzept ein „erweitertes Konzept“ vor, welches genau die Erweiterung beschreiben soll (ebd.).
Auch wird in der Humanontogenetik Ganzheitlichkeit anders definiert als mitunter in der medizinischen Praxis. In der Humanontogenetik wird die zeitliche Ganzheit der menschlichen Existenz als ein großer Teil der ganzheitlichen Betrachtung gesehen. Mit zeitlicher Ganzheit ist somit die Betrachtung des Menschen in seiner Entwicklung von der Geburt (postnatale
Phase) bis zur letzten Lebensphase, welche den Tod beinhaltet, gesehen (Wessel 1998: 19f). In der Humanontogenetik wird Ganzheitlichkeit nicht als die Totalität der Erfassung der biopsychosozialen Einheit Mensch gesehen sondern es geht vielmehr um „die Beachtung des Zusammenhangs von Zeit und Komplexität mit eben solcher Konsequenz an wie die sich daraus ergebende Ableitung über das menschliche individuelle Dasein“ (ebd.: 20).
Nachfolgend werden in Abbildung 4 die drei hier vorgestellten Gesundheitsmodelle übersichtlich dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Gesundheitsmodelle (Quelle: Schneider 2011: 29, eigene Darstellung)
2.2 Krankheit
Zur besseren und vollständigen Verständlichkeit sowie Abgrenzung zum Gesundheitsbegriff erscheint eine kurze Erläuterung von Krankheit als notwendig. Unter dem eben genannten neuen Gesundheitsverständnis wird Krankheit von Badura so definiert: „Krankheit beinhaltet mehr als nur körperliche Fehlfunktion oder Schädigung. Auch beschädigte Identität oder länger anhaltende Angst- oder Hilflosigkeitsgefühle müssen wegen ihrer negativen Auswirkungen auf Denken, Motivation und Verhalten, aber auch auf das Immun- und Herz- Kreislauf-System als Krankheitssymptome begriffen werden“ (Badura 2010:33).
Der Übersichtlichkeit halber soll von weiteren Definitionen von Krankheit abgesehen werden. Vielmehr eng verbunden mit der Krankheitsthematik ist die Pathogenese, die, wie bereits beschrieben, krankheitsfördernde Faktoren betrachtet und in der klinischen Medizin zu finden ist (Badura 2010: 36). Hier wird die Sichtweise von klinischer Medizin und moderner Gesundheitswissenschaften deutlich. In der klinischen Medizin geht es vor allem um die Beseitigung von seelischen und körperlichen Krankheiten, also die Intervention zur Wiederherstellung möglichst der vollständigen Gesundheit. Eine andere Sichtweise verfolgt der salutogenetische Ansatz in den Gesundheitswissenschaften, bei welchem nicht die Ursache von Krankheit sondern die Ursache von guter Gesundheit betrachtet wird (ebd.).
Ursachen für Krankheiten ergeben sich aus dem Umweltkontext und dem Verhalten des Einzelnen darin. Dem Modell der biopsychosozialen Einheit Mensch folgend, sind Körper und Geist hochkomplex und eng miteinander vernetzt. Inwieweit der einzelne Mensch durch verschiedenartige Lebens- und Alltagssituationen krank wird, hängt vor allem von seiner Kohärenz ab. Zu sagen ist, dass dem biopsychosozialen Modell einige Kritik vorausging. So wurde vor allem von Engel (1979) das biomedizinische Modell und dessen Reduzierung „auf physikalische Mechanismen und Ignoranz von sozialen, psychologischen und verhaltensmäßigen Dimensionen“ gerügt (Faltermeier 1994 in Grabert 2011: 12). Engel verfasste vielmehr alternativ das angesprochene biopsychosoziale Modell in welchem somatische und psychosoziale Größen zur Krankheitserklärung eine Rolle spielten und argumentierte, dass:
1. verbale Patientenberichte unter der Berücksichtigung ihrer psychologischen, sozialen und kulturellen Bestimmungsgrößen genauer untersucht werden müssen, da Lebensumstände einen enormen Einfluss auf den Ausbruch und den Verlauf einer Krankheit haben,
2. die Ärzte in ihrem Verhalten und ihrer Beziehung gegenüber Patienten zum Therapieerfolg beitragen und
3. psychologische und soziale Variablen ebenso wichtig wie biochemische eine Rolle bei der Gesundung des Menschen spielen (Faltermeier 1994 in Grabert 2011: 12)
Anzumerken ist, dass das biopsychosoziale Modell bei körperlichen Erkrankungen nur teilweise Anwendung findet, dennoch aber der neuen Sichtweise der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen insofern Rechnung trägt und seinen Anteil an dieser Betrachtungsweise des Menschen hat (ebd.).
2.3 Demografischer Wandel
Die demografische Entwicklung hat in den letzten Jahren vor allem in Deutschland enorm an Präsenz gewonnen und ist eine der wichtigsten Herausforderungen, nicht nur für die
Gesellschaft an sich sondern auch für die Personalabteilungen und Führungskräfte der Organisationen. So nimmt BGM in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle ein.
Doch was bedeutet demografischer Wandel? Dieser „bezeichnet Veränderungen in der Zusammensetzung von Gesellschaften, insbesondere der sog. Altersstruktur. So zeichnen sich bspw. moderne Gesellschaften dadurch aus, dass einerseits die Geburtenrate (Fertilität) niedrig ist und die Sterberate (Mortalität) seit einigen Jahrzehnten höher ist, als die Geburtenrate. Gleichzeitig steigt aber die Lebenserwartung der Bevölkerung, wodurch der Anteil der älteren gegenüber den jüngeren Menschen zunimmt“ (Schubert/Klein 2011).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Fernere Lebenserwartung im Alter von 60 Jahren nach Geschlecht, 1871 bis 2060* (Quelle: Statistisches Bundesamt 2012: 1)
Die Gründe für diese Verschiebung sind also der Rückgang der Geburtenrate und der Anstieg der Lebenserwartung, kurz gesagt: die Bevölkerung „altert und schrumpft“ (Badura 2010: 20). Die Migration als dritte Einflussgröße hat ebenso einen Einfluss auf die demografische Entwicklung. Zur Veranschaulichung des Anstiegs der Lebenserwartung in Deutschland dient beispielhaft Abbildung 5, in welcher die Lebenserwartung eines 60 Jahre alten Menschen von 1871 bis zum Jahr 2060 abgebildet ist. In ihr wird deutlich, dass die Lebenserwartung bei beiden Geschlechtern ansteigen, bei Frauen aber die Lebenserwartung im Jahr 2060 fast vier Jahre höher liegt als beim Mann, während es 1871 nur knapp über ein halbes Jahr mehr war. Insgesamt können im Jahr 2060 können Frauen im Alter von 60 Jahren im Durchschnitt noch 30,1 Lebensjahre erwarten und Männer noch 26,6 Jahre.
Die Bevölkerungsprognose für Deutschland sieht vor, dass die Gesamtbevölkerung im Jahr 2060 zwischen 65 Millionen („mittlere Bevölkerung“, Untergrenze) und 70 Millionen Menschen („mittlere Bevölkerung“, Obergrenze) liegen wird, je nachdem, ob die geschätzte migrationale Wanderung bei jährlich 100.000 oder 200.000 Menschen liegen wird. Abbildung 6 zeigt dabei die Bevölkerungsentwicklung von 1950 an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Bevölkerungszahl Deutschland von 1950 bis 2060 (Quelle: Statistisches Bundesamt 2009: 12)
Nach der qualitativen Betrachtung der Bevölkerung Deutschlands bis zum Jahr 2060 folgt nun die strukturelle Betrachtungsweise. Abbildung 7 zeigt, dass im Jahr 2060 voraussichtlich jeder fünfte Bundesbürger zwischen 65 und 80 Jahren alt sein wird (2008: jeder siebente) und jeder siebente älter als 80, während 2008 nur jeder 20. Bundesbürger älter als 80 Jahre alt war. Man sieht, dass die demografische Entwicklung besonders auf die Gruppe der Hochbetagten niederschlägt und im Jahr 2050 wahrscheinlich mit zehn Millionen Menschen ihren Höchststand erreichen wird (Statistisches Bundesamt 2009: 16). Die Anzahl der Gruppe der unter 20-Jährigen wird bis zum Jahr 2060 von aktuell ca. 16 auf zehn Millionen Menschen zurückgehen.
Für BGM interessant ist die Tatsache, dass aktuell ca. 50 Millionen Menschen die Altersgruppe zwischen 20 und 65 Jahren (Erwerbsalter) ausmachen, während im Jahr 2060 nur noch ca. 36 Millionen Menschen im Erwerbsalter sein werden, was einem Rückgang von 27% entspricht (Statistisches Bundesamt 2009: 17). Das Statistische Bundesamt stellt weiterhin eine alarmierende Prognose aus: so werden bereits in ca. zehn Jahren jeweils 40% der Erwerbspersonen aus der Gruppe 30- bis unter 50-Jährigen und der Gruppe 50- bis unter 65-Jährigen bestehen (ebd.: 18).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Bevölkerungszusammensetzung Deutschlands nach Altersgruppen 2008 und 2060 (Quelle: Statistisches Bundesamt 2009: 16)
Wie bereits erläutert, schrumpft der Anteil der Erwerbsbevölkerung bis zum Jahr 2060. Abbildung 8 zeigt dabei die Anzahl der Gruppe der 20- bis unter 30-Jährigen, die sich um ca. vier Millionen Personen verringern wird, die Anzahl der 30- bis unter 50-Jährigen um ca. neun Millionen Menschen abnehmen und die Anzahl der 50- bis unter 65-Jährigen nach einem zwischenzeitlichen Anstieg um ca. zwei bis drei Millionen Menschen bis 2060 abnehmen wird (ebd.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Übersicht über die deutsche Bevölkerung im Erwerbsalter nach Altersgruppen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2009: 18)
Allerdings ist die Verschiebung des Alters der Erwerbstätigen hin zu den älteren Arbeitnehmern schon länger nachweisbar. Symbolisch dafür sei auf Abbildung 9 verwiesen, die die Veränderung der Erwerbstätigenquoten der Jahre 1991 und 2011 nach Alter und Geschlecht vergleicht. Bei beiden Geschlechtern ist die Erwerbsbeteiligung in den unteren Altersgruppen rückläufig, was mit einer länger andauernden Ausbildungsphase und damit späteren Eintritt ins Erwerbsleben der jüngeren Altersgruppen begründet wird (Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen/Sozialpolitik-aktuell.de 2012b: 2). Bei den Männern ist die Erwerbsbeteiligung in allen Altersgruppen rückläufig, außer bei den Personen ab 55 Jahren. Hier nimmt die Erwerbsbeteiligung zu. Bei den Frauen nimmt die Erwerbsbeteiligung, bis auf die Altersgruppe der unter 25-Jährigrn, bei allen Altersgruppen zu. Besonders deutlich nimmt die Altersgruppe ab 55 Jahren bis unter 65 Jahre zu. U.a. wird dafür das veränderte Rentenrecht verantwortlich gemacht, welches einen verfrühten Rentenbeginn erschwert und wodurch Rentenabschläge sanktioniert wurden, was zu einem längeren Erwerbsleben führt (ebd.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Erwerbstätigenquoten nach Geschlecht und Alter 1991 und 2011 in Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt 2012 in Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität DuisburgEssen/Sozialpolitik-aktuell.de (2012b): 1)
2.4 Herausforderungen für Organisationen
Aus der demografischen Entwicklung, der immer größer werdenden Anzahl älterer Erwerbspersonen, ergeben sich neben den Herausforderungen für die Gesellschaft auch ernstzunehmende Konsequenzen für Organisationen. So wird sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen, da der Anteil der Personen im Erwerbsalter bis zum Jahr 2060 voraussichtlich um 11% im Bundesdurchschnitt (Abbildung 7) abnehmen wird und innerhalb dieser Gruppe die älteren Erwerbstätigen zunehmen werden. Hinzu kommt vor allem die Wahrscheinlichkeit der Zunahme von chronischen11 Krankheiten, welche mit zunehmendem Lebensalter häufiger auftreten: „Bis zum 40. Lebensjahr scheinen chronische Erkrankungen ebenso wie anerkannte Behinderungen individuell kompensierbar und betrieblich tolerabel zu sein; ab dem 40. Lebensjahr steigt jedoch für diese Erwerbstätigengruppen die Häufigkeit von Frühverrentungen“ (Bamberg/Ducki/Metz 1998: 25).
Reagieren müssen Organisationen also auf die Veralterung der Erwerbstätigen. „Zu erwarten ist, dass bis zum Jahre 2020 die 50- bis 63-Jährigen die 35- bis 49-Jährigen als stärkste Gruppe der Erwerbsbevölkerung ablösen“ (Badura 2010: 21). Die Alterung der Arbeitnehmer stellt Organisationen vor weitreichende und komplexe Herausforderungen, wie die Zunahme psychischer Erkrankungen und altersbedingter Arbeitsausfälle, den sich daraus entwickelnden steigenden Kosten für Organisationen und den Fachkräftemangel.
2.4.1 Zunahme psychischer Erkrankungen und Arbeitsausfälle im Alter
Eine der Hauptursachen für die Zunahme von krankheitsbedingten Arbeitsausfällen ist der immer größer werdende Anteil älterer Arbeitnehmer.
In Abbildung 10 ist zu erkennen, dass bis zum Erwerbsalter von ca. 30 Jahren die Häufigkeit von Krankheitsfällen kontinuierlich zurückgeht und bis zum Ende des Erwerbslebens nahezu konstant bleibt. Allerdings steigt die Dauer bei einem Krankheitsausfall kontinuierlich über den gesamten Erwerbszeitraum an (von durchschnittlich fünf Tagen je Krankheitsfall bis auf durchschnittlich 22 Tage je Krankheitsfall am Ende des Erwerbslebens, sie steigt also fast fünfmal so viel an). Oder anders gesprochen: Ältere Mitarbeiter sind, verglichen mit der gesamten Erwerbsphase, weniger häufig krank, dafür aber bedeutend länger, wenn sie krankheitsbedingt ausfallen.
Im Alter steigt demnach die Gefahr der Chronifizierung12 einer Krankheit und es kommt damit zu Einschränkungen in Aktivitäten, der selbstständigen Lebensführung und zu einer Exklusion vom gesellschaftlich, sozialen Leben (BMFSFJ 2010 zit. n. Schulz/Wessel 2013: 17). Die Chronifizierung ist als eine Ursache für Multimorbidität13 zu bezeichnen und stellt ebenso eine charakteristische Erscheinung des Alterns dar (Wiesner 1999 in Esslinger 2009: 41). Dabei kann ein Mensch gleichzeitig somatische und psychische Erkrankungen haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: AU-Fälle und -Häufigkeit nach Lebensalter im Jahr 2011 (Quelle: Badura 2012 in Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen/sozialpolitik-aktuell.de (2012c): 1)
In Abbildung 11 wird einerseits ersichtlich, dass psychische Erkrankungen im höheren Erwerbsalter nicht zunehmen, allerdings sind Erwerbsminderungsrenten im Jahr 2011 mit fast 40% der Fälle durch psychische Störungen einher gegangen, während es 1995 noch 19% waren (Badura u.a. 2010: 14). Altersunabhängig betrachtet sind 2011 9,5% der AU- Bescheinigungen auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, während es 1999 lediglich 5,4% waren. Von 1999 bis zum 2011 hat sich der Anteil psychischer Erkrankungen somit nahezu verdoppelt. Die Abbildung macht auf der anderen Seite deutlich, dass mit zunehmendem Lebensalter die Dauer von Krankheiten insgesamt zunimmt. Dabei steigen im höheren Erwerbsalter die Wahrscheinlichkeit einer Muskel- bzw. Skelett-Erkrankungen (von anteilig 9,4% auf 27%) ebenso wie Herz/Kreislauf-Erkrankungen (von 1,5% auf 11,4%) an. Kurz gesprochen: Jeder vierte Arbeitnehmer zwischen 55 und 64 Jahren leidet an Muskel- bzw. Skeletterkrankungen und jeder zehnte dieser Altersgruppe an Herz-/Kreislauf- Erkrankungen. Immerhin ca. 8% dieser Altersgruppe leiden an psychischen Beschwerden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11: Arbeitsunfähigkeitstage nach Lebensalter und Krankheitsarten 2011 (Quelle: Badura u.a. 2012 in Institut für Arbeit und Qualifikation/Sozialpolitik-aktuell.de 2012a: 1)
Psychische Erkrankungen bei allen Altersgruppen am Arbeitsplatz haben in den letzten Jahren exorbitant zugenommen. In Abbildung 12 ist zu sehen, dass sich zwischen 1997 und 2007 andere Krankheitsarten im Vergleich zu den psychischen Erkrankungen (+83%) in einem deutlich geringeren Rahmen veränderten und teilweise sogar verringerten, so z.B. Verletzungen (-20%) oder nach einem zwischenzeitlichen Anstieg Muskel-Skelett- Erkrankungen.
Es überwiegen bei den psychischen Erkrankungen bzw. Verhaltensstörungen die neurotischen Störungen, Belastungs- und somatoforme Störungen (Phobien und andere Angststörungen), außerdem affektive Störungen, bei denen Depressionen eine wesentliche Rolle spielen (Heyde/Macco/Vetter in Badura/Schröter/Vetter 2009: 250). Auf die beiden Diagnosegruppen (Verhaltensstörungen und affektive Störungen) fallen ca. 37% bzw. 38% Anteil an allen psychischen Erkrankungen in allen Branchen der Wirtschaft im Jahr 2007 (ebd.). Dennoch ist auch die salutogene Wirkung von Arbeit erwiesen, denn Arbeitslose sind um fast das Doppelte von psychischen Erkrankungen betroffen als die Tätigkeitsgruppen mit den höchsten psychischen Erkrankungen14 (Badura u.a. 2010: 14).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12: Prozentuale Veränderung der AU-Fälle nach Krankheitsarten in den letzten Jahren 1997 bis 2007 (Quelle: Heyde u.a. 2008 in Badura u.a. 2010: 12)
Allein schon aus der Zunahme der psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt ergibt sich ein Handlungsbedarf und auch die gesellschaftlichen Veränderungen haben einen gehörigen Einfluss auf die psychischen Erkrankungen. Außerdem wird ersichtlich, dass eine steigende Lebenserwartung nicht gleichzusetzen ist mit einer besseren physischen und psychischen Verfassung älterer Arbeitnehmer (Badura u.a. 2010: 14).
Die Ursachen für die enorme Zunahme der psychisch bedingten Erkrankungen werden bei Betroffenen und Experten teilweise widersprüchlich diskutiert (Schneider 2011: 65). Zum einen könnte die Ursache die sich ändernde Verteilung der Erwerbstätigkeit sein: So nehmen produktionsorientierte Tätigkeiten ab, „während primäre und sekundäre Dienstleistungen zunehmen“ (Bamberg/Ducki/Metz 1998: 26). Auch spielen veränderte Unternehmensstrukturen eine Rolle, die durch „Kundenorientierung, Abbau von Hierarchieebenen, verstärkte Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien, stärkere Integration zwischen Entwicklung und Produktion“ (ebd.: 27) charakterisiert werden und durch „flexible, hoch gebildete und motivierte Beschäftigte“ (ebd.) umgesetzt werden können. Aus den sich ändernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen ergeben sich wiederrum Effekte für Erwerbstätige.
[...]
1 Nachfolgend sind der Einfachheit halber mit Organisationen auch Wirtschaftsunternehmen gemeint.
2 Es existiert keine haarscharfe Definition, ab welchem Alter ein Mitarbeiter als „alt“ gilt. Diese Arbeit orientiert sich an der Definition von Menges (Abschnitt 6.1). Unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Betrachtung des Alters und der thematischen Nähe zum Vorruhestand wird ein älterer Mitarbeiter ab einem chronologischen Alter von 55 Jahren gesehen.
3 Das Fehlen am Arbeitsplatz wird auch Absentismus bezeichnet. Ausführlich dazu siehe Abschnitt 2.4.2.
4 Darüber hinaus unterscheidet Faltermeier zwischen subjektiven Vorstellungen und subjektiven Theorien, wobei letztere „differenzierte Vorstellungen von Laien über diejenigen Kräfte, die ihre Gesundheit beeinflussen können“ beinhaltet (Homfeldt/Steigleder 2003: 36). Subjektive Vorstellungen von Gesundheit werden definiert als „das Gesamt der auf die Gesundheit bezogenen Überzeugungen, Überlegungen und Ideen einer Person oder einer Gruppe von Personen“ (Faltermaier in Homfeldt/Steigleder 2003: 37).
5 Ähnlicher Ansicht ist Delbé:„Immer neue‚Gesundheitsreformen‘ sind lediglich Krankheitsfinanzierungsreformen. Das etablierte System (Pharmazie, Politiker, Krankenkassen und Ärzteschaft) beseitigt vielfach nicht die Krankheitsursachen, erforscht sie oft auch nicht, sondern es liefert lediglich immer neue ‚Therapieformen‘. Das heißt, in unserem Gesundheitssystem, das eigentlich ein Krankheitssystem ist, werden einige Behandlungsmethoden nicht unbedingt zum Wohl derjenigen angewandt, die es finanzieren“ (Delbé 2008: 9)
6 Die Salutogenese fragt nach „Entstehungs- und Erhaltungsbedingungen von Gesundheit“ (Siebert/Hartmann 2007: 3).
7 Eine Lebenserfahrung ist gekennzeichnet durch Nichtvereinbarkeit (Inkonsistenz), Unter- bzw. Überlastung oder Kontrollverlust (Schulz/Wiesmann 2008: 7).
8 In der Literatur wird statt des Kohärenzgefühls auch der Begriff des Kohärenzsinnes verwendet (z.B. Schneider 2011: 31).
9 Die Komponente Bewältigbarkeit wird in der Literatur auch Handhabbarkeit oder Machbarkeit (z.B. Schneider 2011: 31) bezeichnet, meinen aber alle das Vorhandensein von Ressourcen zur Begegnung von Anforderungen.
10 Die Humanontogenetik ist eine relativ junge Disziplin und hat die interdisziplinare Ausrichtung zum Gegenstand (Schulz 2013: 11). Die Humanontogenetik „erforscht die Entwicklung des menschlichen Individuums von der Konzeption bis zum Tode. Im Unterschied zu den Einzelwissenschaften, deren Gegenstand spezielle ontogenetische sind, versteht sie den Menschen als hochkomplexe Einheit/Ganzheit personaler, biologischer und psychischer Zustände/Prozesse, eingebettet in soziokulturelle/gesellschaftliche Kontexte und Vorgänge“ (Wessel 1998 zit. n. Schulz 2013: 11).
11 zum Begriff der Chronifizierung s. Abschnitt 2.4.1
12 Ursprünglich wurde eine Krankheit als chronisch bezeichnet, wenn sie zwischen vier Wochen und sechs Monaten andauerte (Bonica 1953 in Standl 2010: 39). Chronifizierung ist „die Entwicklung akuter Schmerzen zu chronisch-rezidivierenden oder persistierenden Schmerzen [und] bezeichnet dabei einen Prozeß, an dem komplexe Wechselwirkungen zwischen physiologischen, psychologischen und sozialen Faktoren beteiligt sind“ (Hasenbring 1999 in Meimbresse 2003: 8, Gerbershagen u.a. 2002 in Standl 2010: 39). Dabei handelt es sich um einen anhaltenden multifaktoriellen Prozess und nicht um einen Zustand mit definierten Endpunkt (Standl 2010: 39).
13 Die Multimorbidität stellt dabei ein Risiko dar, im Alter nicht nur an einer, sondern an mehreren Krankheiten gleichzeitig zu leiden. Unterschieden wird dabei zwischen Krankheiten, die voneinander ableitbar sind („Kettenreaktion“) und Krankheiten ohne Kausalzusammenhang. Also Krankheiten, die zufällig nebeneinander bestehen. Die Anzahl multimorbider Zustände steigt mit zunehmendem Alter. Hingewiesen sei an dieser Stelle, dass Frauen tendenziell etwas häufiger von Multimorbidität betroffen sind. Die Schwerpunkttherapie greift wichtige, vorrangige Leiden heraus und lässt vernachlässigt zunächst unbedeutende, leichtere krankhafte Störungen (Oesterreich in Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge 1997: 656).
14 Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass Sozialarbeiter/-pfleger mit zur Spitzengruppe gehören, also überdurchschnittlich häufig von psychischen Erkrankungen betroffen sind (ausf. Abbildung 3 in Badura u.a. 2010: 14).
- Citar trabajo
- Jan Sakris (Autor), 2014, Gesundheit im Unternehmen. Zur Anwendung salutogenetischer Prinzipien im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung bei älteren Mitarbeitern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275472
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