Kaum eine andere Gattung kann eine so lange Tradition und ungebrochene Popularität
vorweisen, wie die des Märchens. Einige Märchenmotive, die uns heute bekannt sind,
lassen sich schon in den Schriftzeugnissen der frühen Hochkulturen des Orients finden.
Lange vor der Zeit der Kreuzzüge brachten Seefahrer, Kaufleute und Pilger die Stoffe der
Märchen nach Europa. Märchen (mittelhochdeutsch Maere: Kunde, Nachricht, Bericht)
sind kurze Prosaerzählungen von phantastischen, wundersamen Begebenheiten. Diese
Erzählungen haben zwei unterschiedliche Ursprünge: So entstammt das Volksmärchen
mündlicher Überlieferung des Volkes, ein Autor ist in der Regel unbekannt, während das
Kunstmärchen aus der Feder eines eindeutigen Verfassers entstanden ist. Schon im
Mittelalter wurden jedoch einige mündliche Volksmärchen verschriftlicht, sodass diese
alte Textgattung hier bereits Eingang in die Literatur fand. Das Märchen als Textgattung
ist bis heute ein bedeutender Forschungsgegenstand verschiedener wissenschaftlicher
Disziplinen wie die der Literaturwissenschaft, der Psychologie oder der Volkskunde.
Zudem sind Märchen ein kulturelles Gut, das bereits schon in den jüngeren Schulklassen
der Grundschule als Unterrichtsgegenstand an Kinder herangetragen wird.
Der vorliegenden Arbeit liegt das Märchen Rotkäppchen zugrunde. Dieser Märchenstoff
des Rotkäppchens ist besonders häufig neu aufgegriffen, bearbeitet und interpretiert
worden. Dies geschah auch schon bevor das Märchen 1812 im ersten Band der Kinder- und
Hausmärchen der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm erschien und allseits bekannt
wurde. So ist die Grimmsche Fassung, anders als ihre Popularität vermuten lässt,
keineswegs die erstmalige Niederschrift dieses Stoffes. Oft wird durch die Fixierung auf
schriftliche Versionen, insbesondere eben jener traditionellen der Brüder Grimm,
vergessen, dass ein Märchen eine Wandlung gleich einer Metamorphose erfährt, die sein
Wesen ausmacht. Ein klassisches Märchen, wie wir es von den Brüdern Grimm kennen,
bleibt weiter lebendig, wenn es an unterschiedlichen Orten in ganz verschiedenen
gesellschaftlichen Zusammenhängen neu erzählt und variiert wird. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stoffgeschichte
- Ursprünge des Märchenstoffes Rotkäppchen und deren Einflüsse auf Perrault
- Le Petite Chaperon rouge
- Entwicklungen nach Perrault
- Leben und Tod des kleinen Rotkäppchens. Eine Tragödie
- Entstehungs- und Publikationsgeschichte
- Tiecks Phantasus
- Analyse und Interpretationsansätze
- Erste Szene
- Zweite Szene
- Dritte Szene
- Vierte Szene
- Fünfte Szene
- Tragödie oder Parodie?
- Rezensionsgeschichte
- Entstehungs- und Publikationsgeschichte
- Vergleich: Perrault — Tieck — Grimm
- Abweichungen von Perrault
- Das Rotkäppchen der Brüder Grimm
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht Ludwig Tiecks „Leben und Tod des kleinen Rotkäppchens. Eine Tragödie" (1800) im Verhältnis zur Märchentradition. Sie beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Rotkäppchenmärchens, analysiert Tiecks Dramenfassung und vergleicht sie mit den Versionen von Charles Perrault und den Brüdern Grimm. Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklung des Rotkäppchenmärchens im Laufe der Zeit und die unterschiedlichen Interpretationen des Stoffes aufzuzeigen.
- Die Entstehung und Entwicklung des Rotkäppchenmärchens
- Die Analyse von Tiecks „Leben und Tod des kleinen Rotkäppchens. Eine Tragödie"
- Der Vergleich der drei Versionen von Perrault, Tieck und Grimm
- Die verschiedenen Interpretationen des Rotkäppchenmärchens
- Die Bedeutung des Rotkäppchenmärchens in der Literaturgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Entstehungsgeschichte des Rotkäppchenmärchens. Es werden die Ursprünge des Stoffes in der mündlichen Tradition, die Einflüsse auf Perraults Fassung sowie die weiteren Entwicklungen bis hin zu Tiecks Bearbeitung dargestellt. Im zweiten Kapitel wird Tiecks „Leben und Tod des kleinen Rotkäppchens. Eine Tragödie" analysiert. Es werden die Entstehungs- und Publikationsgeschichte, die einzelnen Szenen mit ihren Figuren und Konstellationen, der Titel und die mögliche politische Bedeutung des Dramas beleuchtet. Das dritte Kapitel vergleicht Tiecks Drama mit den Versionen von Perrault und den Brüdern Grimm. Es werden die Abweichungen und Parallelen zwischen den drei Fassungen sowie die jeweiligen Entstehungszeiträume und Hintergründe betrachtet. Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und beleuchtet die Bedeutung des Rotkäppchenmärchens in der Literaturgeschichte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Rotkäppchenmärchen, Ludwig Tieck, Charles Perrault, die Brüder Grimm, die Märchentradition, die Entwicklung des Märchens, die Interpretation des Stoffes, die politische Bedeutung des Märchens und die Literaturgeschichte.
- Quote paper
- Franziska Beermann (Author), 2013, Ludwig Tiecks "Leben und Tod des kleinen Rotkäppchen - eine Tragödie" im Verhältnis zur Märchentradition, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275324
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