Trotz seiner Herzerkrankung fasste Jens Lüdicke während eines Südafrika-Urlaubes den Entschluss, ein Sabbatjahr einzulegen und auf Reisen zu gehen. Der Plan: auf eigene Faust mit dem Rucksack die Welt erkunden.
Sein Abenteuer startete in Südamerika. Weiter ging es nach Australien und Südostasien, wo ihn seine Route durch Indonesien, Thailand und Myanmar führte. Seine Ziele waren sowohl große Metropolen wie Sydney und Bangkok, aber auch einzigartige Naturschauspiele und Sehenswürdigkeiten wie der Vulkan Mount Bromo und der Tempel Borobudur. Der Autor schildert seine persönlichen Eindrücke von Land und Leuten und erzählt, in welch außergewöhnliche Situationen man auf so einer Reise geraten kann.
In diesem Buch erfahren Sie, was Sie bei einer Tour durch Südostasien auf keinen Fall versäumen dürfen, aber auch, worauf Sie getrost verzichten sollten. Dazu liefert der Autor jede Menge praktische Tipps mit den dazugehörigen Internet-Links. So können Sie Ihre Reise mit stets aktuellen Informationen perfekt vorbereiten.
Inhaltsverzeichnis
Die Idee auf Weltreise zu gehen
Was ist ein Sabbatjahr?
Die Entscheidung
Die Planung
Als Herzkranker auf Weltreise?
Sydney - Australien
ANZAC-DAY mit Weizenbier, WeiBwursten und frischen Brezeln
Australisches Bier und andere Kostlichkeiten
Weiter geht es nach Asien - Indonesien
Die schweiBtreibende Einreise am Flughafen von Jakarta
Legian und Kuta Beach — Der Touristenwahnsinn
Der Plan fur Indonesien
Ubud und der „Monkey Forest“
Ost-Bali — die Tempel-Tour
Gili Trawangan
Gili Air
Auf nach Java zum Mount Bromo
Borobudur — The Biggest Buddha Temple In The World
Yogyakarta und der Temple Prambanan
Exkurs: Fliegen in Indonesien, z.B. mit Lion Air
Pulau Weh ... Nein, es tut nicht weh!
Banda Aceh
Tuk Tuk und der Donau Toba
Kuala Lumpur — Sauna und Eisschrank
Wer Flexibel ist, der findet auch schnell neue Wege
Willkommen in Thailand
Koh Phi Phi Don
Koh Lanta — Mir wachsen Schwimmhaute
Ping — Pong — Phuket
Koh Samui
Koh Phangan — eine Party-Insel
Ein Tattoo zum Nachtisch
Koh Tao
Kreuzfahrt nach Chumphon
Prachuap Khiri Khan und keine Touristen mehr
Kurzer Zwischenstopp in Cha-am
Phetchaburi, die Stadt der Wats
Kanchanaburi, oder der „Eiserne Steg“ vom Kwai
Bangkok — Teil 1
Nachstes Ziel: Myanmar
Mandalay, nach einer harten Anreise
Die atemberaubenden Tempel von Bagan
Inle-See, die ersehnte Abkuhlung
Yangon — Ausgangs- und Endpunkt eines Kurzbesuchs
Zuruck nach Thailand
Bangkok Teil 2: Verkehrsmittel
Ayutthaya — Einst eine Weltstadt in Zentralthailand
Ayutthaya und wie besichtige ich es am besten
Visa-Run in Bangkok
Damneon Saduak — Floating Market
Samut Songkhram — Mae Klong Railway Market
Bangkok — Teil 3 — Abschied im Lebua — I’m satisfied
Kleiner Einwurf: Was macht das Leben aus und wie oft erkennen wir dies?
Links
Bildnachweis
Lesetipps
Die Idee auf Weltreise zu gehen
„Wie kommst du bloB auf die Idee, eine Weltreise zu machen?“ Das war die haufigste Frage, die mir vor meiner Abreise gestellt wurde und um sie Frage zu beantworten, muss ich etwas weiter ausholen als: „Ich bin heute Morgen aufgewacht und dachte, das sei eine coole Idee!“
Bis 2004 war ich schlichtweg ein Reisemuffel. Ich hatte kein Interesse am Reisen, da ich andere Plane hatte, zum Beispiel eine Familie zu grunden. Aber in jenem Jahr wanderte mein bester Freund mit seiner damaligen Freundin nach Sudafrika aus. Da ich ihn seit dem Kindergarten kannte und er wie ein Bruder fur mich ist, wollte ich den Kontakt nicht abreiBen lassen. So beschlos- sen ein Freund und ich, ihn in Johannesburg zu besuchen und fuhren im Anschluss mit einem Mietwagen drei Wochen durch das Land.
Wahrend dieser Zeit machte ich meine ersten Erfahrungen mit Hostels und Backpackern. Diese Art des freien, unbeschwerten Reisens, der Kommunikati- on, einfach die Lockerheit der Backpacker, zog mich magisch an. In den fol- genden Jahren flog ich immer, wenn mein Budget und meine Urlaubstage es erlaubten, zuruck nach Sudafrika und bereiste auch einige andere afrikanische Lander wie Mosambik, Zimbabwe, Swasiland, Namibia, Botswana, Sambia, Malawi und Tansania. Zuerst nur mit dem Koffer, dann folgten zwei gefuhrte Overland-Touren, bis ich schlieBlich meinen ersten Versuch als Backpacker wagte.
Wahrend all dieser Reisen traf ich immer wieder Backpacker, die deutlich langer als ich unterwegs waren. Die einen drei, die anderen sechs oder sogar zwolf Monate. Jedes Mal dachte ich: „Super, das mochte ich auch gerne ma- chen - aber wie nur?“ SchlieBlich war ich zu diesem Zeitpunkt schon 35 Jahre alt, bei der Stadt Frankfurt als Beamter beschaftigt und hatte nur 30 Tage Ur- laub im Jahr! Ein ehemaliger Kollege brachte mich auf die Idee, dass ich doch ein Sabbatjahr beantragen konnte und das war dann auch der Weg zur Erful- lung meines Traums: Ein Jahr um die Welt! Jedoch fingen mit dieser Losung die Probleme erst richtig an.
Was ist ein Sabbatjahr?
Kurz und knapp: Ein Sabbatjahr - oder auch neudeutsch Sabbatical - ist eine Art Teilzeitarbeit oder Auszeit vom Job. In meinem Fall wahlte ich folgende Variante: Ich erhielt fur vier Jahre 75 Prozent meines Gehaltes und arbeitete davon drei Jahre Vollzeit. In den ersten drei Jahren sparte ich jeweils 25 Prozent an, die mir dann wahrend meiner Freistellungsphase (Sabbatjahr) ausbe- zahlt wurden.
Das erste Gesprach mit meinem Abteilungsleiter verlief allerdings nicht be- sonders gut. Ich hatte das Gefuhl, dass er mein Anliegen nicht ernst nahm und auch nicht verstehen konnte, warum ich das Sabbatjahr beantragte. Es erstaun- te mich daher nicht sonderlich, dass er meinen ersten Antrag ablehnte. Im hessischen Beamtengesetz ist zwar ein Sabbatjahr vorgesehen, jedoch kann es aus „dienstlichen Grunden“ abgelehnt werden. Ein Jahr spater beantragte ich es erneut und es sollte wiederum aus „dienstlichen Grunden“ abgelehnt werden. Mittlerweile hatte ich jedoch etwas mehr Informationen gesammelt und zum Gluck den Abteilungsleiter der Personalstelle auf meiner Seite, somit wurde es letztendlich doch noch genehmigt. Leider beschlich mich danach das Gefuhl, dass ich mich durch meinen Antrag in der Personalstelle unbeliebt gemacht hatte.
Ich merkte also ein Jahr zu spat, dass ein Staatsdiener immer ersetzbar ist und daher aus „dienstlichen Grunden“ so gut wie kein Antrag abgelehnt werden kann. Auherdem spart sich die Stadt als Dienstherr ja auch das Gehalt, also wenn das mal keine Win-Win-Situation ist!
Die Entscheidung
Jeder, der sich mit dem Thema Langzeitreisen auseinandersetzt, muss irgend- wann die Entscheidung treffen, ob er seine Plane auch wirklich in die Tat um- setzen will. Das ist im ersten Moment gar nicht so einfach, aber wer zumindest auf Zeit aus dem Hamsterrad des Arbeitsalltags heraus mochte, tragt die Ent- scheidung meist schon seit Jahren in sich. Er muss sich nur noch der gesell- schaftlichen Zwange entledigen; Materielles und die Vorstellungen Anderer durfen dabei keine Rolle mehr spielen, sonst klappt das nicht.
Ich habe von der Idee bis zu meiner Entscheidung etwa eineinhalb Monate gebraucht. Im Nachhinein betrachtet hatte ich diese Entscheidung aber schon vor Jahren in Afrika gefallt. Viele meiner Weltreisefreunde, die ich im Laufe der letzten Jahre kennengelernt hatte, haben ihren Job fur ihren Traum gekun- digt. Sie haben ihr Erspartes verbraten und kamen nach ihrer Reise mit der Sorge nach Hause, einen neuen Job zu finden. Dieses Problem hatte ich nicht, aber dafur laufende Verbindlichkeiten, da ich spater mal ein Eigenheim mein Eigen nennen wollte. So musste ich einen Finanzplan aufstellen, um herauszu- finden, wie ich Reise und Haus langfristig finanzieren konnte. Fur die Umset- zung hatte ich ja drei Jahre Zeit. Mein Erspartes wurde mit harteren Sparmab- nahmen weiter aufgestockt, um bei der Abreise genug Geld in meinen Taschen zu haben.
Die Planung
Mit der Planung konnte ich ein eigenes Buch fullen, aber zu diesem Thema gibt es bereits genug Literatur; auch das Internet hilft in der Regel bei der Reiseplanung weiter. Viele Reisende sind der Meinung, dass eine Langzeitrei- se mindestens ein Jahr vorbereitet werden muss. Das trifft vielleicht zu, falls jemand uberhaupt keine Reiseerfahrung hat, alle Anderen lernen von Reise zu Reise. Die Planung ist meiner Meinung nach kein Hexenwerk. Steht erst mal die Finanzierung, gilt es noch folgende sieben Punkte und Fragen zu beruck- sichtigen:
1. Reise ich alleine oder mit einem Partner?
2. Richten Sie ihre Die Reiseroute nach der Wetterlage aus. Im Winter nach China, oder zur Monsunzeit nach Sudostasien zu reisen ware unsinnig.
3. Wie uberwinde ich die Ozeane? Mit einem Round-The-World-Ticket (RTW) oder mit Einzeltickets?
4. Wie sieht meine Packliste aus und wie grob muss und darf der Rucksack sein?
5. Brauche ich eine Krankenversicherung?
6. Benotige ich daruber hinaus noch eine Heimatbasis?
7. Wie versorge ich mich unterwegs mit Geld?
Zu 1.: 2004 traf ich in Sudafrika den ersten deutschen Langzeitreisenden, der mit der Zeit ein guter Freund wurde. Er reiste alleine und erklarte mir, dass Freiheit und Unabhangigkeit eine Weltreise ausmachen wurden. Heute kann ich seine Worte nur unterstreichen, denn alleine ist der Reisende fast nie, aber er ist frei und kann seine Entscheidungen von Minute zu Minute treffen. Zu zweit sollten nur Paare reisen. Kommen sie zusammen zuruck, halt die Bezie- hung bestimmt ein Leben lang.
Meine Reise plante ich fur mich alleine. Doch dann fragte mich eine junge Frau uber ein Forum, ob sie mit mir reisen durfe. Sie sei noch nie auberhalb Europas gewesen und wurde sich so sicherer fuhlen. Ich erklarte ihr, - sie hieb Katja - dass sie spatestens nach zwei Wochen den Dreh raus haben wurde und alleine reisen konne. Und so kam es dann auch.
Zu 2.: Nach dem ich mir uberlegt hatte, welche Lander ich bereisen wollte, stellte ich meine Route zusammen. Allerdings hatte einen Denkfehler gemacht, denn ich plante Ende Dezember nach Osten zu starten, so ware ich die meiste Zeit bei schlechtem Wetter gereist. Nach einem Tipp von Weltreise-Info stellte ich die Route so um, dass ich im Westen starten und so immer mit gutem Wetter reisen wurde.
Zu 3.: Mit der Planung der Route stellte sich auch die Frage nach den richtigen Flugtickets. Einzeltickets haben einen groben Vorteil: Man ist mit ihnen fle- xibler. Ich entschied mich allerdings fur ein Round-The-World-Ticket. Unter- wegs kaufte ich mir ab und zu noch ein Einzelticket dazu, falls es notig war.
Zu 4.: Jetzt kommt die schlimmste aller Fragen: Wie grob darf der Rucksack sein? Ich nehme es vorweg, ich startete mit einem 35 + 5 Liter Rucksack plus einem Daypack. Mit dieser Grobe kommt nicht jeder zurecht, aber vor Jahren merkte ich, dass ein 65 + 10 Liter Rucksack in einem vollig uberfullten Minitaxi in Sudafrika keine gute Idee ist. Mit der Zeit lernte ich auch, was auf einer Reise wirklich wichtig ist, so dass ich zum Gepack-Minimalisten wurde. Mein Rat: Nimm so wenig wie moglich mit, aber dennoch alles, was fur dich wichtig ist!
Zu 5.: Bei der Wahl der Krankenversicherung ist neben dem Preis entschei- dend, dass ein medizinisch sinnvoller Rucktransport angeboten wird.
Zu 6.: Die Heimatbasis sind vertrauenswurdige Menschen, die mit einer Voll- macht ausgestattet werden, mit der sie einen im Fall der Falle vertreten, Gelder uberweisen oder im schlimmsten Fall Entscheidungen fur einen treffen kon- nen. Bei mir waren es meine Eltern.
Zu 7.: Das Geld kommt weltweit aus dem Automaten wie zu Hause der Strom aus der Steckdose. Beim Strom achten wir auf den Preis und so ist es auch bei der Wahl der Kreditkarte. Es gibt Banken, die Kreditkarten ausgeben, mit denen man weltweit keine Gebuhren an Automaten zahlen muss. Als Backup- Karten sollten aber noch eine EC-Karte und eine Kreditkarte einer anderen Bank dabei sein, falls ein Automat die Hauptreisekreditkarte nicht akzeptiert. Mit diesen drei Karten gibt es weltweit immer Bares.
Jetzt konnt ihr euch noch uber solche Sachen wie Kamera (DSLR oder Kom- pakt), Netbook und andere Gimmicks Gedanken machen. Hier zahlt wieder mein Tipp: haltet das Gepack so klein und leicht wie moglich! Ich hatte ein MacBook Air und eine Kompakt-Digicam dabei.
Als Herzkranker auf Weltreise?
Die meisten Menschen machen sich um ihre Gesundheit kaum Gedanken und die erst, wenn es (fast) zu spat ist. Bei mir ist das anders: Im zarten Alter von einem Tag stellten die Arzte bei mir eine Herzerkrankung fest. Den Schock fur meine Eltern kann ich nur erahnen, aber an der Tatsache konnte leider niemand mehr was andern.
Es ist nun auch nicht unbedingt typisch, dass ein behinderter Mensch wie ich auf eine Weltreise geht - aber warum denn eigentlich nicht? Ich habe in mei- nem Leben schon Menschen gesehen, denen es schlimmer geht als mir.
Ich mochte zu Beginn des Buches gerne erklaren, wie meine Erkrankung aus- sieht: Im November 1971 wurde ein Loch in der Herzscheidewand (Septumde- fekt), eine Verengung des Muskels unterhalb der Klappe (Muskelverdickung der rechten Herzkammer) und eine Verengung der Klappe der Lungenschlag- ader (Pulmonalstenose valvular) erkannt. Die nennt der Kardiologe dann Fall- ot’sche Tetralogie. Durch die Verengung der Klappe der Lungenschlagader wird der Blutstrom behindert und das frische Blut nicht vollstandig in den Kreislauf gepumpt, so dass die Belastung fur das Herz hoher wird.
Schon in meiner Kindheit war dadurch alles etwas anders als bei meinen Freunden. Es hiefi immer „Nur keine Belastung!“ oder „Nur nicht anstren- gen!“. Vom Schulsport wurde ich befreit, sollte nicht hoher als 800 Meter uber den Meeresspiegel klettern und am besten gar nichts mehr machen.
Mit neun Jahren wurde ich dann am offenen Herzen operiert, denn mit einer Korrektur am Herzen kann ein Jugendlicher oder Erwachsener ein weitgehend normales Leben in den ersten drei bis vier Jahrzehnten fuhren.
Das Loch konnte bei der Operation geschlossen werden, die Verengung der Klappe der Lungenschlagader aber blieb bestehen. Daher muss das Herz auch heute noch etwas mehr arbeiten als gewohnlich. Leider hatte ich nach meiner OP auch noch Pech und bekam eine schlimme Entzundung von Herzinnenhaut und Herzmuskel (Endocarditis lenta). Das war direkt nach der Operation sehr kritisch und wiederholte sich im Laufe meines Lebens noch mehrfach.
Aber ich lernte ich mit dieser Beeintrachtigung zu leben - es blieb mir ja auch nichts anderes ubrig. Meine Freunde und meine Familie unterstutzten mich damals, das war enorm wichtig fur mich. Ich lernte Schwimmen, Fahrradfah- ren, spielte Handball im Verein und erlebte mit meiner mir zur Verfugung stehender Kondition ein sehr normales Kinderleben.
Mein personliches Fazit: Es ist besser ein Leben zu haben und es zu geniefien, als nur aus dem Fenster zu gucken und davon zu traumen!
Sydney – Australien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Opernhaus in Sydney
Ich kann nicht gerade sagen, dass ich herzlich willkommen geheiBen wurde. Noch am Flughafen musste ich eine erste Hurde uberwinden: Nachdem ich meinen Impfausweis vorlegen musste - schlieBlich hatte ich ja Gelbfieber einschleppen konnen! - musste ich noch Rede und Antwort zu meinen Planen in Australien stehen. Der Herr von der Einwanderungsbehorde war ziemlich aufdringlich und skeptisch, da ich nicht so lange im Land bleiben wollte wie die meisten Backpacker. Nach einer kurzen, aber hitzigen Diskussion durfte ich dann aber doch gehen.
Auf dieses Erlebnis folgte die Erkenntnis, dass das Leben in Sidney sehr kost- spielig ist. Am Ticketschalter bekam ich den Preisschock zu spuren, als ich 16,20 AU$ Dollar (€ 12,72) fur die Bahnkarte zu meinem Hostel zahlen sollte! Nachdem ich dort auch noch meine Ubernachtung gezahlt hatte, hatte ich es tatsachlich geschafft, innerhalb von nur 2 Stunden 220 AU$ Dollar loszuwer- den.
Getoppt wurde mein erster Eindruck der Stadt noch von der Lage meiner Un- terkunft. Das Hostel lag in Kings Cross und somit mitten drin im Rotlichtvier- tel, was sich besonders nachts bemerkbar machte. Dass man standig von den netten Damen angesprochen wird, ist ja kein Problem. In meiner dritten Nacht an diesem Ort ging es dann allerdings um einiges heiber zu: In einer Parallel- strabe wurden aus einem Auto heraus zwei Drogendealer auf offener Strabe erschossen - Bandenkrieg halt!
Sydney selbst machte all diese Negativerfahrungen jedoch sofort wieder wett. Ich kann jeden verstehen, der hier hangen bleibt. Allein die Architektur ist faszinierend! Die Stadt hat schone alte Hauser aus dem Ende des 19 Jahrhun- derts im englischen Stil. Dazu kommen die vielen modernen Hochhauser und zwischen drin immer wieder Parks. Der Hafen ubertrumpft das Bild mit der Oper und der Harbour Bridge. Was fur ein Anblick! Jeder kennt dieses (Post- karten)Motiv, besonders bei Nacht. Doch wenn man direkt davor steht, strah- len diese beiden Bauwerke noch mehr Magie aus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Harbour Bridge bei Nacht
Aber auch andere Gebaude haben ihre ganz eigenen Geschichten: Bei einer gefuhrten Tour erfuhr ich zum Beispiel, dass das erste Hospital aus Schnaps- geldern finanziert wurde.
Auf meiner Reise kam ich immer wieder in Hostels unter. Das Schone an Hostels und ihren Mehrbettzimmern ist nicht nur der niedrige Preis. Weit entfernt von der gewohnten Umgebung ist es dort trotzdem kein Problem, schnell Anschluss zu anderen Reisenden zu finden. In Sydney hatte ich auberdem das Gefuhl, dass es wohl alle deutschen Abiturienten nach ihrem Abschluss fur einen Work-and-Travel-Aufenthalt nach Australien zieht. Kaum 10 Minuten konnte ich durch Sydney laufen, ohne irgendwo Deutsch zu horen.
Noch ein Vorteil von Hostels: der Austausch uber Routen und Reiseerlebnisse mit anderen. Einer meiner Zimmergenossen erzahlte mir einmal, man hatte ihm sein Auto samt Rucksack gestohlen. Ich meinte dann zu ihm „Das finden Sie schon wieder, Australien ist doch eine Insel, da kommt nichts weg! “. Funf Minuten und eine Flasche Bier spater konnte er dann auch daruber lachen.
ANZAC-DAY mit Weizenbier, WeiBwursten und frischen Bre- zeln
Hinter dem merkwurdigen Titel „ANZAC-DAY“ verbirgt sich der Austra- lisch-Neuseelandische Nationalfeiertag zum Gedenken an die im ersten Welt- krieg gefallenen Soldaten. Er wird jedes Jahr am 25. April begangen.
Nach sieben Tagen zog ich dann doch aus meinem Rotlichtviertel-Hostel aus. Fur die letzte Woche Sydney konnte ich bei Dan unterkommen, den ich uber die Homepage der Couchsurfer kennengelernt hatte. Und ich war nicht der Einzige, der mit Dans Gastlichkeit Bekanntschaft machen durfte. Wir waren circa sechs Couchsurfer, die, verteilt im gesamten Haus, auf Matratzen in den Fluren ihre Lager aufgeschlagen hatten. Als ich am spaten Nachmittag das Haus erreichte, waren die Jungs bereits auf dem Sprung in die Kneipe. Ich lud meinen Rucksack ab und schloss mich ihnen an.
Auf dem Weg zur Kneipe legten wir allerdings zunachst einen Zwischenstopp im Bottle-Shop (Getrankeladen) ein. Die anderen erklarten mir, dass am fol- genden Tag ANZAC-DAY sei und wir zusammen ein bayerisches Fruhstuck veranstalten wurden, fur das ich noch Weizenbier kaufen sollte. Jetzt war ich vollkommen verwirrt. Was hatte das blob mit einem australischen Nationalfei- ertag zu tun?
Neben den sechs Flaschen original Weihenstephaner Hefeweizen (€ 5 die Flasche!) fur das Fruhstuck, deckten wir uns alle noch mit Wegbier - auf gut Australisch: Rowdy - ein. Das Rowdy wurde gleich geoffnet und mir in einer Papiertute in die Hand gedruckt. Mit meiner eingewickelten Flasche fuhlte ich mich wie im pruden Amerika! Dabei dachte ich immer, dass nur die Amis so verklemmt sind - aber da hatte ich mich wohl getauscht.
Am nachsten Tag war es also so weit: 25. April, das bedeutete ANZAC-DAY, das bedeutete bayerisches Fruhstuck. Mir war das Ganze immer noch ein Rat- sel und nicht ganz geheuer. Der Tag startete in der Kuche mit dem Versuch, wunderschone Laugenbrezeln herzustellen. Nach den ersten zwei missgluckten Exemplaren, wurden die ersten Flaschen Weihenstephaner Hefeweizen geoffnet. Und schon sahen die nachsten Brezeln super aus. Der Fruhstuckstisch war voll beladen mit allem, was das Bayernherz hoher schlagen lasst: flussiges Brot, Weibwurste, Kartoffelsalat und Brezeln. Es ist immer wieder schon zu sehen, wie gut deutsches Essen im Ausland ankommt. Das bayerische Fruhstuck wurde formlich inhaliert und nach kurzer Zeit saben alle pappsatt um den Tisch herum.
Nachdem das Weizenbier ausgegangen war, machten wir uns alle auf den Weg zu Dans Bowling Club, einem lawn bowls Club. Er war der zweite Vorsitzen- de und kannte somit dort auch jeden. Auch wir anderen fanden sehr schnell Anschluss und verbrachten den gesamten Tag im Club.
Lawn bowls ist richtig lustig! Die Kugel ist nicht rund wie ein Ball, sondern an einer Seite ein wenig abgeflacht - also eher ein unformiges Ei. Es macht also auch nichts, wenn man dabei das ein oder andere Bier konsumiert. Und so endete der Tag, wie er begann: mit Bierchen, Bierchen und Bierchen!
Australisches Bier und andere Kostlichkeiten
Couchsurfen ist wie eine Wundertute und ich wurde immer wieder uberrascht. Dan war nicht nur ein super Gastgeber, er hatte auch noch ein prima Hobby: Bierbrauen! Vom Schwarzbier bis zum Lemon-Gras-Bier und weiteren Kreati- onen war alles dabei. Und er schafft es sogar, Bier zu brauen, das wie deutsches schmeckt! Fur meinen Gaumen war das die reinste Erholung, denn das australische Bier in den Pubs ist ... eher ungeniebbar fur uns.
Mir drangte sich immer wieder die Frage auf, wie ich mit meinem Budget im teuren Sydney uber die Runden kommen beziehungsweise die Stadt erkunden sollte. Wenn schon sechs Partytomaten im Supermarkt ein Vermogen kosteten, wie konnte sich dann ein Backpacker dennoch gunstig Sydney ansehen? In der ersten Woche lief ich deswegen von Kings Cross immer zu Fub in die Stadt. Mit der Zeit gewohnten sich meine Fube daran und ich konnte so jedes Eck- chen der Stadt erforschen. Als ich dann etwas nach „Auberhalb“ zu Dan zog, besorgte ich mir jedoch eine Wochenkarte fur den Nahverkehr.
Mit der Wochenkarte fur Bus, Bahn und Fahren in Sydney machte ich mich auf. Besonders schon fand ich die Fahrfahrten - vom Wasser aus bot sich noch mal eine ganz andere Perspektive auf die Stadt. Auf den Fahrfahrten konnte ich auch mal etwas abschalten von dem chaotischen Couchsurferhaus und mir uberlegen, wie meine nachsten Reiseschritte aussehen sollten.
Der offizielle Hafen „Darling Harbour“ gefiel mir nicht. Diese Gegend ist ein kunstlich angelegter Touristenmagnet: uberall Einkaufszentren, Restaurants, ein riesiges 3D IMAX-Kino, das National Maritime Museum, das Sydney Aquarium, das Convention & Exhibition Centre, das Motor World Museum und das Powerhouse Museum. All diese Attraktionen sollen die Besuchermas- sen bandigen. Nach einem kurzen Rundgang zog es mich zu meinem Lieb- lingsplatz in Sydney: Vom „Circular Quay“ gelangt man am Wasser entlang zum „Overseas Passenger Terminal“. Von dort aus hat man eine wahnsinnige Aussicht auf die Harbour Bridge und die Oper. Deswegen setzte ich mich manchmal schon morgens zum Fruhstucken dorthin oder machte abends noch einen Stopp an diesem tollen Ort.
Hier ein kleiner Tipp: Am Ende des „Overseas Passenger Terminal“ gibt es einen kleinen Aussichtsturm. Den oberen Teil kann man besuchen, im unteren befindet sich ein Restaurant. Zum Aussichtsturm kommt man, indem man entweder am Anfang in Richtung Circular Quay die Treppen des „Overseas Passenger Terminal“ hochgeht und einfach rechts zum Boardingbereich der Kreuzfahrtschiffe einbiegt, oder hinten in Richtung Harbour Bridge die Auf- fahrt fur die Autos nutzt. Keine Sorge, alle Bereiche sind frei zuganglich, wenn nicht gerade ein Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. Von dem Aussichtsturm kann man wundervolle Fotos von der Harbour Bridge und der Oper bei Nacht machen!
Zwei Tage vor meiner Abreise aus Sydney halfen Jo - ein weiterer Couchsur- fer aus Deutschland - und ich Dan bei seinem Neben-Job in der Young Henrys Brauerei. Insgesamt sollten funf Hektoliter Bier in Flaschen abgefullt werden - eine vollautomatische Abfullstrafie gab es allerdings nicht. Die Abfullmaschi- ne war zudem auch noch defekt und fullte statt vier nur noch ein bis zwei Flaschen ab. Dan setzte grofie Hoffnungen in uns Deutsche: „Ihr kommt aus Deutschland - ihr konnt das reparieren!“ Ein Spruch, den ich auch in Afrika schon haufig zu horen bekommen hatte.
Gesagt, getan, mit einer Kurzanleitung machten wir uns ans Werk und repa- rierten die Maschine zumindest so weit, dass sie wieder drei Flaschen gleich- zeitig befullen konnte. Der Besitzer der Brauerei hatte sich zwar besser eine neue Maschine angeschafft, war uns aber trotzdem sehr dankbar. Und so staub- ten wir noch einige Liter Bier fur unser Abendessen ab.
Da wir Couchsurfer bei Dan umsonst wohnen durften und er auch abends in der Kneipe oft einen ausgab, hatten wir zum Ausgleich folgende Abmachung getroffen: Im Wechsel kochte immer einer von uns Couchsurfern. So sparte sich Dan Geld und die Zeit am Herd und kam aufierdem in den Genuss ver- schiedenster Kochkunste und -traditionen aus aller Welt.
Als Jo und ich - also „die Deutschen“ - mit Kochen dran waren, entschieden wir uns fur selbstgemachte Spinat-Kase-Spatzle. Der Besuch im Supermarkt brachte uns jedoch fast an den Rand des Ruins, da wir fur neun Personen ko- chen mussten und Kase in Australien sauteuer ist.
Nach drei Stunden war es dann soweit: Die selbstgemachten Spatzle wurden aus dem Ofen geholt und mit zwei Kilo Kase und gebratenen Zwiebeln auf den Tisch gestellt. Aussies, Frenchs, UKs und wir selbst waren total begeistert von der schwabischen Hausmannskost. Endlich mal wieder was Leckeres aus der Heimat!
Viele fragten mich, warum ich nur in Sydney war. Die Antwort ist recht ein- fach: Australien ist ein recht teures Reiseland und dazu reizen mich Erstwelt- lander nicht sonderlich. Alles ist organisiert und strukturiert, das habe ich auch zu Hause in Europa. Naturlich lasst sich Australien in den meisten Punkten nicht mit Europa vergleichen, aber meine Reiselust zieht mich eher in andere Lander.
Eines dieser reizvolleren Lander war Indonesien. Von Sidney aus wollte ich direkt dorthin weiterfliegen. Da ich bei meinen Reisevorbereitungen oft gele- sen hatte, dass die Verlangerung eines Touristenvisums in Indonesien selbst nicht moglich sei, besuchte ich das indonesische Konsulat in Sydney und hoff- te auf ein Visum - ein Prozess, der in der Regel etwa zwei Wochen dauert. Im Konsulat wurde ich ziemlich schnell mit der Aussage abgefertigt, dass es seit Neuestem kein Problem mehr ware, im Land selbst das Visum zu verlangern. So komplimentierten sie mich raus und hatten keine Arbeit mit mir. Und ich flog direkt nach Indonesien und wurde ein „visa on arrival“ vor Ort beantra- gen.
Weiter geht es nach Asien — Indonesien
Auf so einer Weltreise lernt man viele Menschen kennen. Noch in Buenos Aires hatte ich im Hostel Christina getroffen. Christina ist zwar in London geboren und aufgewachsen, aber malaysischer Abstammung. Sie war Bankerin und als die groBe Bankenkrise begann, hatte sie keine Lust mehr auf den ver- logenen Finanzmarkt. Kurzerhand kundigte sie ihren Job und ging auf Reisen. Als wir uns kennenlernten, war sie schon knapp ein Jahr durch Zentral- und Sudamerika unterwegs und hatte einen kleinen „Travel-Burn-Out“. Wir ver- standen uns damals auf Anhieb gut und als ich ihr von meinen Indonesienpla- nen erzahlte, schlug sie vor, die Reise gemeinsam zu unternehmen.
Wir tauschten also E-Mail-Adressen aus und befreundeten uns auf Facebook. Das soziale Netzwerk ist ubrigens eine perfekte Kommunikationsmoglichkeit fur Reisende! Man sieht sofort, wer online ist, kann direkt chatten und auch gemeinsame Reiseplane schmieden. So verabredeten Christina und ich uns in Bali.
Sydney verlieB ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Die letzten zwei Wochen waren wundervoll, aber ich freute mich auch auf eine neue und ganz andere Welt. Asien wartete auf mich, und auf diesen Kontinent hatte ich bis dato noch keinen FuB gesetzt.
Die schweiBtreibende Einreise am Flughafen von Jakarta
Als ich in Sydney in die Boeing einstieg, war ich noch tiefenentspannt und freute mich auf mein nachstes Reiseziel. Die Sitze, die furchterlich unbequem aussahen, entpuppten sich als die bequemsten meiner Reise. Allgemein war der Flug nach Jakarta recht angenehm. Auch der Kapitan selbst war ganz ge- lassen - zu gelassen! Er hatte es geschafft, den Flieger mit einer Verspatung von sage und schreibe 45 Minuten aufzusetzen. Normalerweise ware das kein Problem gewesen. Ich musste aber noch weiter nach Denpasar auf Bali und hatte meinen Anschlussflug mit der Billigairline AirAsia gebucht.
Um diesen zu erwischen, musste ich das Terminal wechseln. Das ging entwe- der per Taxi oder mit dem kostenfreien Shuttlebus. AuBerdem musste ich noch mein Visa-on-Arrival beantragen, was meistens mit Schlange stehen einher- geht. Da ich zum Umsteigen nur 90 Minuten hatte und mein AirAsia Flieger an dem Tag der letzte mit Ziel Denpasar war, war ich doch schon etwas ner- vos. Meine komfortablen 90 Minuten Umsteigezeit schmolzen nach der Lan- dung im heiben Jakarta auf 45 Minuten zusammen.
Ich rannte zur Immigration, um mein Visum zu bekommen. Die 25 US-Dollar hatte ich bereits aus meinem Notfallgeld herausgenommen und war auch nach 10 Minuten durch. Am baggage claim (Gepackausgabe) hatte ich nach weite- ren 10 Minuten Gluck und konnte meinen Rucksack in Empfang nehmen.
Nun blieben mir noch 25 Minuten, um zum anderen Terminal zu kommen und einzuchecken. Die Ausschilderung zu dem Shuttlebus war gut, nur leider war kein Bus vorhanden. Ein Taxi kam aus Kostengrunden nicht in Frage, die wollten mich vollig abzocken und auberdem hatte ich noch gar keine indonesi- schen Rupien. Endlich kam ein Bus und 15 Minuten spater stand ich am Check-In am richtigen Terminal.
Nun blieben mir noch knapp 10 Minuten. Am Check-In gab ich also mein Gepack auf. Da fing die Dame hinter dem Counter auf einmal an, in ihrem schlechten Englisch auf mich einzureden. Nach kurzer Zeit verstand ich, dass ich die Flughafensteuer noch nicht bezahlt hatte und die Quittung zum Erhalt der Bordkarte vorlegen musste. Das auch noch! Der Schalter fur die Flugha- fensteuer lag in einem abgetrennten Bereich, einer Nebenhalle des Check-Ins. Ich erkundigte mich also nach einem Geldautomaten - schlieblich hatte ich immer noch kein Geld und musste die Steuer von irgendwas bezahlen -, lieb meinen Rucksack bei der Dame und rannte weiter in die Nebenhalle. Dabei hatte ich vollig ubersehen, dass ich von dort nicht mehr zum Check-In-Bereich zuruck durfte. Den Geldautomaten hatte ich sofort gefunden, Bargeld gezogen und damit die Flughafensteuer bezahlt. Jetzt hatte ich es aber wirklich mehr als eilig!
Verbotenerweise nahm ich dieselbe Tur zuruck zum Check-In. Dabei hatte ich die Rechnung nicht mit den drei Mannern von der Security gemacht. Gestresst und wild gestikulierend machte ich einem von ihnen dann doch noch verstand- lich, wo das Problem lag. Und so durfte ich dann doch wieder zuruck. Ich schnappte mir meinen Rucksack und rannte weiter zum Gate. Das Boarding hatte schon seit funf Minuten abgeschlossen sein sollen. Ich kam nassge- schwitzt an, aber weit und breit war kein Flieger mehr in Sicht.
Nein, noch nicht in Sicht! Schlappe 1,5 Stunden hatte er Verspatung. Bei AirAsia ist das - das weifi ich jetzt - nicht unublich. Die Fluglinie ist in Sud- ostasien der Platzhirsch unter den Billigairlines und alles ist auf Kostensen- kung ausgelegt, wobei die Sicherheit davon nicht betroffen ist. Da sie schein- bar keine Strafen fur Verspatungen bezahlen mussen, fliegt oft schon der erste Flieger morgens zu spat los und das addiert sich dann bis zum letzten in der Nacht.
Gegen 0.30 Uhr landete ich in Denpasar. Christina hatte bereits Zimmer im Tune Hotel gebucht. Die Moglichkeiten, dorthin zu kommen, waren leider sehr beschrankt. Umso schwieriger war es, mit den Taxifahrern einen vernunftigen Preis fur die Fahrt auszuhandeln. Schliefilich fand ich doch noch einen, der mir nur knapp den doppelten Fahrpreis abknopfen wollte.
Nach einem kleinen Umweg uber eine Apotheke - ich hatte mir eine echt australische Erkaltung mitgebracht - kam ich endlich gegen 1.30 Uhr im Hotel an. Ich freute mich so, Christina wiederzusehen! Der Empfang war herzlich, jedoch hatte Christina nicht mehr daran geglaubt, dass ich in dieser Nacht noch zu ihr finden wurde.
Legian und Kuta Beach - Der Touristenwahnsinn
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Legian Beach - Bali
Nach einer kurzen Nacht wollten wir gemeinsam Denpasar erkunden. Unser Hotel lag in der Mitte von Legian, einem Teil der Stadt Denpasar. Wikipedia behauptet, der Strand in Legian sei etwas ruhiger als der Beach von Kuta. Wir liefen also am Strand einmal von Legian nach Kuta und schauten uns etwas um. Die Strande sind nicht besonders sauber und kaum jemand traut sich zum Schwimmen ins Meer. Aber dafur kommen die Surfer hier zum Zuge, denn Wellen und Stromung sind hier sehr stark.
Der Trubel am Strand wurde uns zu viel und so kam der kleine Hunger gerade recht. Wir freuten uns schon auf richtiges asiatisches Essen. Doch direkt hinter der Promenade in Kuta kam dann der Kulturschock! Waren wir hier wirklich in Asien? Die bekannten amerikanischen Fastfood- und Cafe-Ketten reihten sich aneinander. Nein, so hatten wir uns das nicht vorgestellt! Fluchtartig schlugen wir den Weg landeinwarts ein. Dabei kamen wir an einigen monstro- sen Neubauten von Einkaufszentren vorbei. Wir liefen und irrten und fanden
zu guter Letzt doch noch unser richtiges asiatisches Essen in einem kleinen, von Einheimischen betriebenen Lokal.
Sehr bald fuhrte uns unser Weg jedoch wieder zuruck ins Hotel, da die Hitze sehr anstrengend und die Nacht mit der verspateten Anreise kurz war. Am Abend schlenderten wir zusammen durch die Gassen von Legian und bestaun- ten die vielen kleinen Geschafte und das Treiben der Touristen. Bali ist so etwas wie das Mallorca der Aussies - nah und sehr billig. Zum Abendessen fanden wir wieder ein nettes Restaurant und beschlossen, direkt am nachsten Tag nach Ubud aufzubrechen, um diesem touristischen Ort mit seinen fur finanziell ausgebrannte Langzeitreisende zu hohen Preisen zu entkommen.
Der Plan fur Indonesien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Indonesien hat 17.508 Inseln und diese laut Google eine Flache von insgesamt 1.919.440 km2. Deutschland ist gerade einmal ein Funftel so grofi. Diese Di- mensionen sollten jedem Indonesien-Reisenden bewusst sein, denn die Infra- struktur ist nicht gut ausgebaut, das Reisen von A nach B ist oft mit vielen Hurden verbunden. Der Plan, den wir zusammen ausheckten, sah Folgendes vor: Etwas von Ost-Bali ansehen, dann nach Lombok auf die Gili-Islands, weiter nach Java zum Mount Bromo und dann nach Yogyakarta. Visatechnisch hatte Christina nur drei Wochen Zeit, ich dagegen vier.
Ubud und der „Monkey Forest“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Monkey Forest in Ubud
Ubud ist eine Kunstlerstadt auf Bali und eine ihrer Hauptattraktionen ist der „Monkey Forest“. Fur die Fahrt nach Ubud entschieden wir uns fur eine Art Sammeltaxi, das uns mit vier weiteren Backpackern zu unserem Ziel bringen sollte. Dort angekommen schmiss uns der Fahrer an einer Kreuzung einfach raus. Bei circa 35°C Grad im Schatten standen wir ziemlich planlos an irgend- einer Strabe und liefen der Beschilderung „Monkey Forest“ nach. Nach gut zwei Kilometern hatte Christina schon keine Lust mehr, wie ein Packesel durch die Hitze zu laufen. Wir fanden sehr bald eine nette und kostengunstige Unterkunft, die nur etwa 300 Meter hinter dem „Monkey Forest“ lag.
Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht und neue Energie getankt hatten, liefen wir am Nachmittag die Strabe bergab und besuchten den „Monkey Forest“. Er liegt mitten in der Stadt und bietet nebenbei eine ganz angenehme Abkuhlung, denn unter den Baumen im Schatten zu laufen ist bei der Hitze wirklich eine Wohltat. Die kleinen Affen, die dem Wald den Namen geben, taten ihr Bestes, jedoch waren so manche Touristen die besseren Darsteller! Der .Monkey Forest“ ist nicht grob. Man kann dort noch einen Tempel in der Mitte und den Affenfriedhof besichtigen. Der .Bathing Temple“ ist uber die Stufen nach unten, die zu einem kleinen Bach fuhren, zu erreichen. Ich fand ihn sehr nett, jedoch geht dort niemand mehr baden - zumindest habe ich niemanden gese- hen.
Wer noch keine Erfahrungen mit Affen gemacht hat, dem rate ich Folgendes: Man sollte unbedingt und in jeder Situation auf seine Habseligkeiten wie Ka- mera, Portemonnaie oder Handy aufpassen. Die kleinen Affchen sind es ge- wohnt, von Touristen Bananen zu bekommen. So haben sie ihre Scheu vor Menschen abgebaut und auberdem schnell herausbekommen, dass Tuten oder Rucksacke oft Leckereien in sich bergen. Deshalb versuchen sie, sie zu klauen, um dann mit ihrer Beute schnell abzuhauen. Wer nicht aufpasst oder sich zu spat wehrt, kann auch schon mal gebissen werden - und das ist nicht sehr angenehm.
Nach dem Besuch des ..Monkey Forest“ wollten wir uns erkundigen, wie wir die Insel Bali am besten und gunstigsten erkunden konnten. Zunachst dachten wir an Busfahrten. Wir wollten zuerst in den Norden zum Mount Batur und dem Ort Kintamani. Von dort aus sollte es weiter in den Osten zum Besakih Temple und dann uber den Palast von Klungkung nach Padang Bai gehen. In Padang Bai wollten wir dann nach Lombok zu den Gilis Islands ubersetzen. In den Reiseburos nannten sie uns nur „Schockpreise“ und das allein fur die Busfahrten. Zusammengerechnet kam da ein schones Summchen zusammen. Auf der Strabe sprachen uns immer wieder Taxifahrer an, die uns zu allen Sehens- wurdigkeiten zu einem Festpreis fahren wurden. So lieben wir uns auf ein paar Verhandlungen ein, um erst einmal ein Gefuhl fur einen Preis zu bekommen. Nach einer Weile wurden wir uns mit einem Fahrer einig. Unsere Tour sollte den Osten von Bali abdecken und folgendermaben aussehen: Am nachsten Tag wurden wir an unserer Unterkunft abgeholt und zum Mount Batur gefahren werden, dann wurde es weiter gehen zur Mutter aller Tempel (Besakih Temple) und dann zum damaligen Palast von Klungkung. Unterwegs wollte er uns noch ein, zwei kleinere Tempel zeigen, bevor wir am Nachmittag zuruck nach Ubud kommen sollten.
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- Arbeit zitieren
- Jens Lüdicke (Autor:in), 2014, Backpacker unterwegs: Mein Reise-Sabbatical. Australien und Südostasien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274989
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