Bismarcks Einschätzung des Zentrums als potentiell revolutionäre, staatsgefährdende Massenpartei wird in der Forschung als ein ausschlaggebender Grund für den Beginn des Kulturkampfes angesehen. In Bismarcks Rede vom 30. Januar 1872 im preußischen Abgeordnetenhaus bei der Beratung des Budgets des Kultusministeriums, äußerte Bismarck seine Befürchtungen hinsichtlich der Zentrumspartei erstmals öffentlich. Er sah in der Gründung des Zentrums und in ihrem Verhalten „die Mobilmachung der Partei gegen den Staat“. Die Rede ist jedoch nicht nur in dieser Hinsicht ein wertvolles Zeugnis von Bismarcks Beurteilung der politischen Situation, sondern gibt auch Aufschluss darüber wie Bismarck zu diesem Zeitpunkt zum gesamten Kulturkampf stand und ihn einschätzte. Die Antwort auf diese Fragen liegt in Bismarcks Aussage, das Verhältnis von Staat und Kirche erinnere ihn „an die Fabel von dem Wanderer mit dem Mantel, den ihm der Regen nicht nehmen konnte, während die Sonne ihm denselben abgewann“ . Hierbei nimmt Bismarck Bezug auf eine Fabel von August Gottlieb Meißner .
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollen die Fragen geklärt werden, warum Bismarck seine Einstellung zum Kulturkampf vor den Abgeordneten in dieser Art und Weise darstellt, was er damit bezwecken will und warum er seine feindliche Haltung zum Zentrum gerade zu diesem Zeitpunkt so offensichtlich zeigt.
In einem ersten Schritt soll die Rede in den geschichtlichen Kontext kurz eingeordnet werden. Ausgehend von einer knappen Darstellung der geschichtlichen Ereignisse wird dann geklärt werden inwiefern die angeführte Fabel auf die politische Situation übertragbar ist und was Bismarck mit dieser Darstellung bezwecken will. Anschließend wird untersucht, wodurch Bismarcks feindliche Haltung zum Zentrum zustande gekommen ist und inwiefern diese zum Ausbruch des Kulturkampfes im Deutschen Reich geführt hat. Zuletzt soll ein kurzer Ausblick auf die Konsequenzen gegeben werden. Die abschließende Schlussbetrachtung soll die erarbeiteten Ergebnisse kurz zusammenfassend klären, ob die gestellten Fragen an die Rede beantwortet werden konnten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Verhältnis von Staat und Kirche im Kulturkampf
- Einordnung der Rede vom 30. Januar 1872
- Deutung der Fabel anhand des geschichtlichen Kontextes
- Das Zentrum als Oppositionspartei
- Konsequenzen der Maßnahmen gegen die Kirche
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Literatur
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Bismarcks Rede vom 30. Januar 1872 im preußischen Abgeordnetenhaus, in der er seine Einstellung zum Kulturkampf und seine Sicht auf die Zentrumspartei darlegt. Die Arbeit analysiert die Rede im Kontext der historischen Ereignisse und beleuchtet die Beziehung zwischen Staat und Kirche im Kulturkampf. Sie untersucht, warum Bismarck das Zentrum als eine potentiell revolutionäre und staatsgefährdende Massenpartei sah und welche Konsequenzen seine Maßnahmen gegen die Kirche hatten.
- Bismarcks Einschätzung der Zentrumspartei als staatsgefährdende Massenpartei
- Die Rolle der Fabel in Bismarcks Rede und ihre Bedeutung für das Verständnis des Kulturkampfes
- Die Ursachen und Folgen des Kulturkampfes
- Die Auswirkungen der Maßnahmen des Staates gegen die katholische Kirche
- Die Rolle der Liberalen im Kulturkampf
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die zentrale Forschungsfrage: Warum äußerte Bismarck seine feindliche Haltung zum Zentrum in seiner Rede vom 30. Januar 1872 so deutlich? Die Einleitung skizziert zudem den historischen Kontext der Rede und erläutert die Bedeutung der Fabel für Bismarcks Argumentation.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis von Staat und Kirche im Kulturkampf. Es werden die Grundzüge des Konfliktes zwischen dem modernen Staat und der katholischen Kirche dargestellt, sowie die Bedeutung des Begriffs „Kulturkampf" erläutert. Das Kapitel analysiert die Rede vom 30. Januar 1872 im Kontext der ersten offensiven Staatsaktionen gegen die Kirche und untersucht die Bedeutung der Fabel „Wind und Sonne" für Bismarcks Argumentation.
Das dritte Kapitel untersucht die Rolle der Zentrumspartei als Oppositionspartei und analysiert, warum Bismarck die Partei als eine Gefahr für die staatliche Ordnung sah. Es werden die Gründe für Bismarcks Feindschaft gegen das Zentrum und die Auswirkungen der Zentrumspartei auf die nationale Einheit beleuchtet. Das Kapitel zeigt, wie Bismarck die Zentrumspartei als Staatsfeind diffamierte und welche Folgen dies für die Partei hatte.
Das vierte Kapitel beleuchtet die Konsequenzen der verschärften Maßnahmen des Staates gegen die Kirche. Es werden die wichtigsten Maßnahmen des Kulturkampfes, wie das Verbot des Jesuitenordens und die Einführung der „Maigesetze", dargestellt. Das Kapitel schildert die Folgen dieser Maßnahmen für die katholische Bevölkerung und die Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Staat und Kirche.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kulturkampf, das Verhältnis von Staat und Kirche im Kaiserreich, die Zentrumspartei, Bismarck, die katholische Kirche, die Fabel „Wind und Sonne", die nationale Einheit, die staatliche Ordnung, die politische Mobilisierung und die Folgen des Kulturkampfes für die katholische Bevölkerung.
- Quote paper
- Sabrina Rutner (Author), 2012, Bismarcks Einstellung zur Zentrumspartei als Ursprung des Kulturkampfes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274718
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