In der Interpretation geht es um die Parabel "Vor dem Gesetz" von Franz Kafka (auch "Türhüterparabel" genannt), die auch einen Teil seines Romans "Der Prozess" darstellt. Zunächst wird die Parabel in vielen Aspekten analysiert (u.a. die Form, die Entwicklung der Hauptfigur, ihr Umfeld, die Schuldfrage) und dabei stets mit dem Roman verglichen. Über die Beleuchtung mehrerer (für Kafka typischer) Deutungsmöglichkeiten wird so auch zu großen Teilen das Verständnis des Romans ermöglicht.
Interpretation der Parabel "Vor dem Gesetz"
In der Parabel „Vor dem Gesetz“ von Franz Kafka, die sowohl gesondert als auch im Kapitel „Im Dom“ des Romans „Der Prozess“ des gleichen Autors erschien, geht es um einen Mann vom Lande, dem von einem Türhüter der Zutritt zum Gesetz verwehrt wird, auch wenn dieser in Aussicht stellt, das der Eintritt vielleicht bald möglich sein wird. Aber obwohl der Mann sein gesamtes Leben lang vor dem Tor wartet und alles Erdenkliche versucht, um den Türhüter zu überzeugen, ihn einzulassen, weigert sich dieser und erzählt dem Mann erst bei seinem Tod, dass dieses Tor ausschließlich für ihn gedacht war und der Türhüter es nun schließe.
Die Parabel ist in einer einfachen, schlichten Sprache verfasst und obwohl es sich um eine auktoriale Erzählweise handelt, nimmt der Erzähler kaum Wertungen vor. Um in diesem kurzen Text eine Zeitspanne von vielen Jahren erzählen zu können, greift Kafka zum Stilmittel der Zeitraffung, nur bei den wichtigen Gespräche zwischen den beiden Figuren, dem Mann und dem Türhüter, die zu Anfang und Ende erfolgen, deckt sich die erzählte Zeit mit der Erzählzeit.
In „Der Prozess“ ist es ein Geistlicher, der der Hauptperson Joseph K. die Parabel erzählt. Auch wenn die Parabel auch ein eigenständiges Werk ist, bietet es sich an, sie vor dem Hintergrund von „Der Prozess“ zu interpretieren, da sie dem Angeklagten K. beim Verständnis seines Prozesses helfen soll und viele Ähnlichkeiten zum Roman aufweist.
Der Leser zieht zunächst die Verbindung zwischen dem Mann vom Lande, der darauf fixiert ist, in das Gesetz eingelassen zu werden, und K., der auf eine ähnlichen juristischen Angelegenheit konzentriert ist: Seinen Prozess. Ihrer beider Leben sind von ihrer jeweiligen Angelegenheit stark eingenommen: Der Mann verbringt sein gesamtes Leben damit, auf Einlass zu warten, und auch auf K.s Leben gewinnt sein Prozess immer mehr Einfluss – er beschäftigt sich zunehmend damit und findet auch heraus, dass immer mehr Menschen, die er kennt, mit dem Gericht zusammenhängen – er ist vom Gericht wie umzingelt. Und sie scheinen nicht die Einzigen zu sein: Während in der Parabel der Mann annimmt, dass alle nach dem Gesetz streben, ist in „Der Prozess“ jeder Angeklagte an einem positiven Ausgang seines Prozesses interessiert.
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- Arbeit zitieren
- Paulina Siebeneicher (Autor:in), 2013, Interpretation der Parabel "Vor dem Gesetz". Analyse und mehrere Interpretationsansätze der Parabel und Vergleich mit "Der Prozess", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274561
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