Anhand der Darstellung der neuen kritischen Medienforschung Prokops soll erörtert werden, welche kritischen Fragen übernommen wurden und wie diese heute beantwortet werden.
Schlussendlich soll geklärt werden, inwieweit der kulturpessimistische Ansatz Adornos in der kritischen Medientheorie Prokops einen Platz findet und inwieweit diese kritischen Ansätze berechtigt sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen und Grundbegriffe der kritischen Medientheorie
3 Die kritische Medientheorie Prokops
3.1 Der Kritikbegriff bei Prokop
3.2 Der Medienkapitalismus: Ideologiekritik
3.2.1 Kapitalistische-kommerzielle Strukturen der Medienindustrie nach Prokop
3.2.2 Kritikpunkte an den Medien-Oligopol-Kapitalismus nach Prokop ..
3.3 Kommerzielle Zielgruppenforschung - Darstellung nach Prokop
3.3.1 Quantitative und qualitative Zielgruppenforschung
3.3.2 Kritikpunkte der kommerziellen Zielgruppenforschung nach Prokop
4 Das Manipulationspotential der Massenmedien
4.1 „Zirkel von Manipulation“ - Adornos Kritik der Kulturindustrie
4.2 Prokops Position zum kulturkritischen Begriff der Kritischen Theorie
5 Der Entwurf einer demokratisch-toleranten Kulturindustrie
5.1 Das Verfassungsverständis der Kulturalisten und Neoliberalen nach Prokop
5.2 Verstand und Gefühl im demokratisch-tolerante Modell
6 Schlussbetrachtung
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„ Die neue kritische Medienforschung untersucht [ … ] identit ä tsst ä rkende, solidarische, rational diskursive Kommunikations- und Entscheidungsformen [ … ], durch welche Macht- und Wirtschaftsstrukturen und durch welche Theorien sie verhindert wurden [ … ] “ (Prokop, 2001, S. 9). Beginnend mit diesem Zitat des zeitgenössischen Medienforschers Dieter Prokop möchte ich seinen kritischen Aspekt zusammen mit dem integrierten Entwurf für die Zukunft betonen: Mit seiner Idee für die (Medien-) Gesellschaft nähert er sich stark der Kritischen Theorie insbesondere Adornos und Horkheimers an. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule kann als philosophische und gesellschaftstheoretische Grundlage der kritischen Medientheorie angesehen werden. Diese wurde insbesondere von den Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer hervorgebracht und in ihrer Ausrichtung stark geprägt. Deren kritische Gedanken und Analysen insbesondere über die Kulturindustrie ihrer Zeit beeinflussten viele kritische Medientheorien nach ihrer Zeit.
Anhand der Darstellung der neuen kritischen Medienforschung Prokops soll erörtert werden, welche kritischen Fragen übernommen wurden und wie diese heute beantwortet werden. Schlussendlich soll geklärt werden, inwieweit der kulturpessimistische Ansatz Adornos in der kritischen Medientheorie Prokops einen Platz findet und inwieweit diese kritischen Ansätze berechtigt sind.
2 Grundlagen und Grundbegriffe der kritischen Medientheorie
Adorno und Horkheimer vertraten eine „ materialistische Gesellschaftstheorie “ (Schicha, 2010, S. 104), die von einem großen „ Manipulationspotenzial der Massenmedien “ (ebenda, S. 105) ausgeht und die vielen kommerziellen Aspekte, Strukturen und Begleiterscheinungen der Kulturindustrie stark kritisiert.
Die kritische Medientheorie wendet sich mit ihrer Kritik demnach nicht nur an die Medien selbst, sondern es stehen sowohl eine „ Ideologiekritik “ (ebenda, S. 55) als auch eine „ Kulturindustrie-These “ (ebenda) dahinter. Sie geht in ihrer Kritik also über eine klassische Analyse der Medien hinaus, indem sie sich auch auf deren manipulatives Potenzial und ihrer Rolle und Wirkung innerhalb des derzeit herrschenden Ökonomiesystems - des Kapitalismus - bezieht.
3 Die kritische Medientheorie Prokops
Dieter Prokops kritische Medientheorie basiert in vielen Begriffen und Ansichten auf der Kritischen Theorie: Stellte diese eine materialistische Gesellschaftstheorie dar, ist Prokop einer der wenigen kritischen Medientheoretiker, die eine materialistische Medientheorie betreiben (nach: Faulstich, 1991, 136ff.)
Eine materialistische Medientheorie bedeutet für Prokop, dass der „Kampf der Individuen zwischen gesellschaftlichen Zwängen und dem Wunsch nach Emanzipation“ (Oy, 2001, S. 55) berücksichtigt wird. Dieser Kampf mit den Medien ergibt sich aus den gesellschaftlichen Mechanismen und der Medienbranche, welche das Publikum beeinflussen oder sogar unter Druck setzen. Für Prokop ist dessen Berücksichtigung die unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Medienforschung auch eine realistische ist (nach: Prokop, 2000, S. 15). Er sieht sich innerhalb seiner Forschung den Grundgesetzen verhaftet - was aus seiner Sicht innerhalb der Wissenschaft und Medienforschung, welche die Interessen der Werbewirtschaft bedienen, nicht geschieht.
3.1 Der Kritikbegriff bei Prokop
Dieser Anspruch Prokops spiegelt sich auch in seinem Kritikbegriff wieder. Für ihn besteht das Wesentliche einer Kritik darin, dass sie „zugleich in und außer den Sachen“ (Prokop, 2007) analysiert: Kritisch zu sein bedeutet für Prokop Kulte, Rituale und Mythen sowohl im Leben der Menschen als auch innerhalb der Wissenschaft zu hinterfragen. Dies kann lediglich in Bezug auf den Gesamtzusammenhang geschehen, da hierdurch gesellschaftliche Teilsysteme und Institutionen wie Politik, Gesellschaft, Wirtschaft etc. erst miteinbezogen werden.
3.2 Der Medienkapitalismus: Ideologiekritik
Prokop betont - gleich der Kritischen Theorie - stark die vorherrschende Form des Oligopols im Welt-Medienmarkt. Er bezieht seine These eines Medien-Oligopol-Kapitalismus auf die supranationalen Konzerne, welche einen Primärmarkt bilden (nach: Prokop, 2000, S. 184).
3.2.1 Kapitalistische-kommerzielle Strukturen der Medienindustrie nach Prokop
Die Konzentration innerhalb der Medienkonzerne verläuft nach Prokop zunächst in Form einer vertikalen Konzentration: Die Verwertungsketten der Konzerne ermöglichen den Vertrieb eines Produkt über sowohl die eigenen Film- und Fernsehproduktionsfirmen als auch über die eigenen Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlage. Schließlich stellt die horizontale Konzentration den Besitz von mehreren Firmen innerhalb einer Sparte dar, durch den Produkte eines Konzerns mehrmals wiederverwendet werden können. (nach: Prokop, 2000, S. 185)
3.2.2 Kritikpunkte an den Medien-Oligopol-Kapitalismus nach Prokop
Eine Konzentration innerhalb von Monopolen und Oligopolen beeinflusst ebenfalls die Gestaltung, Verbreitung und Qualität der Medienprodukte. Dabei seien die Konzerne laut Prokop einem fehlerhaften Bild ihres Publikums verhaftet: Die kapitalintensiven Mittel, über welche Oligopol-Konzerne verfügen, schließen zunächst kleinere, nicht kapitalkräftige Firmen aus und damit auch weniger kaufkräftige Menschen. Die Zielgruppe jener Oligopole sind kaufkräftige und konsumorientierte Menschen - lediglich diese werden in ihrer Marktsegmentierung berücksichtigt und wahrgenommen. Daran orientiert sich auch der Inhalt und die Wirkung der produzierten Medien: Die Zielgruppe würde laut Prokop als eine solche interpretiert werden, welche mehr Wert auf Qualität im Bildmaterial, den vermittelten Gefühlen und Effekten legen würde als in Bezug auf Realitätsnähe und Intelligenz.
Objektiv betrachtet müssen jedoch auch letztere Faktoren zu einer Bewertung der Qualität eines Medienprodukts mit einbezogen werden. Die Maßstäbe der Qualität richten sich tatsächlich jedoch nach deren Verkaufbarkeit auf dem großen Markt Special-Interest- Märkte werden hingegen stark vernachlässigt. Dies ist zum Teil auch auf die Auftraggeber aus der Werbung zurückzuführen, die ebenfalls ein konsumfreundliches Klima schaffen möchten. Dadurch setzen sie die schon genannten Kriterien bei der Medienproduktion um mit dem Ziel, ausschließlich die konsumkräftige Zielgruppe anzusprechen. (nach: Prokop, 2000, S. 193-194)
3.3 Kommerzielle Zielgruppenforschung - Darstellung nach Prokop
In der Zielgruppenforschung wird zwischen quantitativen und qualitativen Zielgruppen (nach: Prokop, 2000, S. 70-71) unterschieden. Hieraus ergibt sich eine kommerzielle und konsumorientierte Einteilung und Begrenzung der Zuschauergruppe und daraus eine kommerzielle Zielgruppenforschung.
3.3.1 Quantitative und qualitative Zielgruppenforschung
Die quantitativen Zielgruppen werden erfasst, um effektiv zielgruppengerecht Werbung nach den jeweiligen Einschaltquoten schalten zu können. Die Agenturen erhalten Zuschauerdaten, die soziostrukturelle Informationen, die Produktverwendung, das Preisverhalten, die Markentreue und das Kaufvolumen umfassen.
Die qualitativen Zielgruppen versprechen einen effektiveren Vertrieb der Waren an ein kauffreudiges Publikum, da explizit auf deren Lifestyle und Konsumkriterien eingegangen werden. Dazu werden zusätzlich auch allgemeine Wertvorstellungen und Verhaltensweisen/Tagesabläufe erfasst. Diese stellen somit stark differenzierende Typologien von konsumfreudigen und weniger konsumfreudigen Menschen dar.
Eine eigene Publikums-Typologie haben auch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF in Auftrag gegeben. Dahinter stehen kommerzielle Interessen und der Wunsch nach mehr Werbeaufträgen.
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- Citation du texte
- Tanja Rot (Auteur), 2014, Die neue kritische Medienforschung nach Prokop, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274431
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