Diese Beschreibungen der Tamara de Lempicka, die sowohl die ihr eigene Anerkennung, aber auch ihre Dekadenz widerspiegeln, weckt durchaus das Interesse des geneigten Lesers. So beginnt die Auseinandersetzung mit der Künstlerin, deren Lebensgeschichte sich ähnlich einem Dossier in einer der sogenannten Frauenzeitschriften unserer Zeit lesen lässt. Ebenso faszinierend, wie ihr ausschweifendes Leben, waren ihre Werke, die eine unheimlich anstößige Anziehungskraft und gleichzeitig eine kühle Sympathie, gepaart mit dem Hang zum Voyeurismus ausstrahlen. Klare Formen, helle, leuchtende Farben und Motive wie „Jeunes filles“, eben die graziösen, leidenschaftlichen Frauenportraits, die eine sexuell machtvolle Ausstrahlung besitzen und die einen Großteil ihres gesamten Werkes einnehmen. Ebenso ihre geradezu androgyn oder non-sexuell wirkenden Männer, die nahezu ausdruckslosen Gesichter der dargestellten Personen zeugen von einer äußerst pragmatischen und exzentrischen Herangehensweise an das Malen und werfen unweigerlich die Frage nach dem Selbstzweck in ihrer Rolle als Künstlerin auf.
Inhaltsverzeichnis
1. Überleben in der Kunst und für die Kunst
1.1. Die Theorie der Persönlichkeitswesenszüge
1.2. Die Persönlichkeit Tamara de Lempicka
2. Tamara de Lempicka – Leben und Werk
2.1. Kindheit und Jugend
2.2. Flucht nach vorn
2.2.1. Anfangzeit in Paris
2.2.2. Mystifizierung
2.3. Selbstportrait „St. Moritz“
2.4. Übersiedlung nach Amerika
3. Die funktionelle Autonomie der Malerei
4. Wirken ihres Werkes
5. Bibliographie
6. Abbildung 1
7. Abbildung 2
1. Überleben in der Kunst und für die Kunst
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Ikone des Art Déco“
„eine der größten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“
„Femme fatale der 20er Jahre“
„Göttin des Autozeitalters mit den stahlharten Augen“
„Malerin der lasziven, weiblichen Grazie“:
Die Namen, die Zeitgenossen und Nachgeborene für die exzentrische Polin Tamara de Lempicka gefunden haben, bezeugen die außerordentliche Wirkung einer faszinierenden Künstlergestalt und eines unverwechselbaren schöpferischen Werkes.[1]
Diese Beschreibungen der Tamara de Lempicka, die sowohl die ihr eigene Anerkennung, aber auch ihre Dekadenz widerspiegeln, weckt durchaus das Interesse des geneigten Lesers. So beginnt die Auseinandersetzung mit der Künstlerin, deren Lebensgeschichte sich ähnlich einem Dossier in einer der sogenannten Frauenzeitschriften unserer Zeit lesen lässt. Ebenso faszinierend, wie ihr ausschweifendes Leben, waren ihre Werke, die eine unheimlich anstößige Anziehungskraft und gleichzeitig eine kühle Sympathie, gepaart mit dem Hang zum Voyeurismus ausstrahlen.
Klare Formen, helle, leuchtende Farben und Motive wie „Jeunes filles“, eben die graziösen, leidenschaftlichen Frauenportraits, die eine sexuell machtvolle Ausstrahlung besitzen und die einen Großteil ihres gesamten Werkes einnehmen. Ebenso ihre geradezu androgyn oder
non-sexuell wirkenden Männer, die nahezu ausdruckslosen Gesichter der dargestellten Personen zeugen von einer äußerst pragmatischen und exzentrischen Herangehensweise an das Malen und werfen unweigerlich die Frage nach dem Selbstzweck in ihrer Rolle als Künstlerin auf.
1.1. Die Theorie der Persönlichkeitswesenszüge
Eine psychologische Theorie der Persönlichkeitswesenszüge Gordon Willard Allports (1897 – 1967) besagt, dass eine Art Abkoppelung im Sinne einer Selbst-Bezugnahme und Selbst-Erfahrung statt finden muss, um Motive funktionell autonom zu machen. So dass der Mensch selbst als Wissender sich dem Besitz seiner erlernten Fähigkeiten bewusst ist und die Möglichkeit besitzt, sich etwas, was zunächst zum Fremdzweck diente, als Selbstzweck anzueignen.[2]
Im Falle von Tamara de Lempicka, die immer wieder betonte, dass ihre Motivation zum Malen der dringend benötigte Verdienst in den ersten Jahren in Paris war, ist anhand der späteren Selbstdarstellung durch die Malerei, sowie auch mit Hilfe der Mystifizierung ihrer Künstlerpersönlichkeit aufzuweisen, dass durchaus Geldmangel Anlass war, sich als Produzentin zu etablieren, sich jedoch der persönliche Aspekt des Aufsteigens innerhalb gesellschaftlicher Strukturen immer mehr durchsetzte. Bereits an dieser Stelle ist zu betonen, dass Tamara de Lempicka niemals zu einem reinen Selbstzweck, also allein für sich, sondern ausschließlich zu repräsentativen Zwecken gemalt hat.
So äußerst sie sich selbst kurz vor ihrem Tod und präzisiert den Beweggrund, der sie zur Künstlerin aus Not machte, folgendermaßen:
„Ich habe des Überlebens wegen angefangen, Bilder zu malen.
Wenn mein Mann ein tüchtiger Ernährer für die Familie gewesen wäre,
dann hätte die Malerin Tamara de Lempicka
niemals das Licht der Welt erblickt.“
Tamara de Lempicka
1.2. Die Persönlichkeit Tamara de Lempicka
Um dieser Fragestellung nachzugehen, soll nun, unter Bezugnahme der Theorie Gordon Willard Allports, das Leben und Werk der Künstlerin untersucht und beleuchtet werden. Besonders wichtig, um diesem Anspruch gerecht werden zu können, sind die Schlüsselmomente im Leben der Tamara de Lempicka, wozu es nicht nur nötig sein wird biografisches Material in die Analyse einzubinden, sondern auch die Betrachtung der Werke von großer Bedeutung ist.
2. Tamara de Lempicka – Leben und Werk
„Ich lebe ein Leben am Rande der Gesellschaft,
und die Regeln der Durchschnittsgesellschaft
gelten nun einmal nicht für die Außenseiter.“
Tamara de Lempicka
Tamara de Lempicka – eine faszinierende Persönlichkeit im Paris der 20er und 30er Jahre, eine außergewöhnliche Künstlerin des 20. Jahrhunderts und vor allem eine starke Frau, die diese Eigenschaften wahrscheinlich dem vorrangig geistigen Matriarchat im Polen des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu verdanken hat.
Eine Malerin, die vielleicht unbewusst das Geschlechterverhältnis im Bereich der Kunst beeinflusst und die Rolle der Frau als Künstlerin suggeriert hat, um damit den Frauen von Heute schon den Weg zu ebnen. Eine Frau, die sich tatsächlich über Konventionen hinweg gesetzt hat, um so sich selbst zu gestalten, darzustellen und neu zu erfinden. Damit ist Tamara de Lempicka die erste Pop-Artistin der Kunstgeschichte (Wolfgang Joop).
Doch nicht nur die Selbstinszenierung Tamara de Lempickas ist Forschungsgegenstand, auch ihre Werke gelten heute als kennzeichnend für die 20er und 30er Jahre überhaupt. Ausgeprägte Vielfalt tritt auf mit dem experimentellen und offenen Charakter, den ihre Bilder inne haben.
Ihr Oeuvre besteht zu über 90% aus Portraits, zum größten Teil Einzeldarstellungen von öffentlich bedeutsamen Frauen, wenige Männerbildnisse und einige Doppelportraits und Mehrfigurenabbildungen. Nur 10% ihres Werks gelten den Stilleben und den zum Spätwerk gehörenden abstrakten, zumeist landschaftlichen Bildern.
Dem spielerischen Umgang mit Format sind die harten Konturen, die mutigen Farben, das Sujet, welches im Bild oft plastisch verzerrt wirkt, als sollte es so dem Betrachter im Sinne eines Spiegels die realistischen Eigenarten der dargestellten Personen aufzeigen, entgegengesetzt. Eine Mischung aus mathematischer und magischer Formel (Néret 1999, 8), diese Zwiespältigkeit erzeugt nicht nur Spannung bei der Betrachtung ihrer Werke, sondern lässt sich durchaus auch im Leben der Künstlerin wiederfinden, welches von dieser subtilen Komposition geprägt ist.
2.1. Kindheit und Jugend
Es ranken sich allein Mythen um das Geburtsjahr der Lempicka, die ihr Leben mit zahlreichen Anekdoten zur Erhebung ihrer eigenen Persönlichkeit geschmückt hat, denen man heute empirisch genau nicht mehr nachgehen kann. Es wird vermutet, dass Tamara als Geborene Gorska am 16. Mai 1898 in Warschau zur Welt kommt. Die Familie Gorski scheint zu den wohlhabenden polnischen Kreisen zu gehören, die sich den Verhältnissen anpassen und aus der für die meisten leidvollen russischen Fremdherrschaft wirtschaftliche Vorteile ziehen (Thormann 1993, 117). Aufgrund der politischen Lage wächst Tamara weitgehend unter der Autorität weiblicher Familienangehöriger auf und erhält so die besten Voraussetzungen eines für westeuropäische Frauen erstaunliches Durchsetzungsvermögen zu erlangen.
[...]
[1] Entnommen der Buchbeschreibung von Laura Claridges Biografie Tamara de Lempickas.
[2] Die Theorie der Persönlichkeitswesenszüge von Gordon Willard Allport war Inhalt meiner Arbeit zum Seminar „Differentielle und Persönlichkeitspsychologie“ im Wintersemester 2003 / 2004
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