„Ich lerne vom Leben. Ich lerne solange ich lebe. So lerne ich noch heute.“ Otto von Bismarck (1815-1898), Gründer des Deutschen Reiches und dessen erster Kanzler
Schon Bismarck erkannte den Wert des lebenslangen Lernens im 19. Jahrhundert. Dieser Wert scheint für die deutsche Gesellschaft gegenwärtig aktueller denn je. Der demografische Wandel in der Bundesrepublik Deutschland stellt Wirtschaft, Politik und Bildung in den kommenden Jahrzehnten vor bedeutsame Herausforderungen. Bedingt durch die Abnahme der Bevölkerung - infolge einer konstant niedrigen Fertilitätsrate - und der zunehmenden Alterung der Menschen - durch insgesamt verbesserte Lebensbedingungen (vgl. BMI, 2011, S. 21) - wird das Erwerbspersonenpotenzial ab dem Jahre 2020 deutlich schrumpfen und altern (vgl. Statistisches Bundesamt, 2009, S. 17). Entscheidend zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland wird es sein, das „vorhandene Arbeitskräftepotenzial optimal zu nutzen“ (vgl. BMI, 2011, S. 106). Daher rücken Themen wie ältere Arbeitnehmer1(AN) und die Sicherung ihrer Beschäftigungsfähigkeit (vgl. Anger, Erdmann, Plünnecke & Stettes 2012, S. 26) oder aktives Altern (vgl. EWSA, 2012) zunehmend in den Mittelpunkt. Im Zuge dessen wird auf die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens bzw. der Weiterbildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer verwiesen (vgl. Zwick, 2012, S. 15; BMFSFJ, 2010, S. 81; Zimmermann, Schapfel-Kaiser & Schute, 2008, S. 2). Doch während in der Bildungspolitik und -wissenschaft ein Konsens über die Signifikanz der Weiterbildung älterer AN herrscht, scheint dieses Bewusstsein in der Bildungspraxis noch nicht hinreichend präsent zu sein. Dies zeigt sich an einer sinkenden Weiterbildungsbeteiligung mit zunehmendem Alter (vgl. Bilger, Gnahs, Hartmann & Kuper, 2012, S. 82 f.). Ebenso äußern Personal-verantwortliche in Betrieben Zweifel an der Lernfähigkeit älterer Beschäftigter (vgl. Stamov Roßnagel, 2011, S. 57). Trotz der schon länger existierenden wissenschaftlichen Widerlegung der abnehmenden Lernfähigkeit älterer AN, beginnen Weiterbildungsinstitutionen erst sukzessive damit, sich mit dem Weiterbildungsverhalten älterer Menschen auseinanderzusetzen (vgl. Tippelt, Schmidt, Schnurr, Sinner & Theisen, 2009, S. 7). Die vorliegende Bachelorarbeit betrachtet daher die Gruppe der älteren Arbeitnehmer und ihre Lernbedingungen. Forschungsleitend soll dabei anhand einer theoriegeleiteten Untersuchung ...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Klärung zentraler Begriffe
- Demografischer Wandel
- Ältere Arbeitnehmer
- Berufliche Weiterbildung
- Kompetenz und Kompetenzentwicklung
- Die Folgen des demografischen Wandels und das Weiterbildungsverhalten älterer Arbeitnehmer
- Konsequenzen des demografischen Wandels für die Arbeitswelt
- Allgemeine Auswirkungen auf das Erwerbspersonenpotenzial
- Auswirkungen auf ältere Arbeitnehmer
- Weiterbildungsverhalten älterer Arbeitnehmer
- Zur Weiterbildungsbeteiligung
- Barrieren zur Teilnahme an Weiterbildung
- Motive zur Weiterbildungsteilnahme
- Konsequenzen des demografischen Wandels für die Arbeitswelt
- Lernfähigkeit und Kompetenzen im Alter
- Das Defizitmodell des Alterns
- Kognitiver Leistungswandel und Potenziale älterer Arbeitnehmer: Der Ansatz der Kompetenzentwicklung
- Lernkompetenz, -bereitschaft und -widerstände älterer Lernender
- Das Problemorientierte Lernen (POL)
- Begriffsklärung
- Lerntheoretische Einordnung
- Zum Vorgang des Problemlösens: „Der Siebensprung"
- Dimensionen Problemorientierten Lernens
- Ziele und Funktionen Problemorientierten Lernens
- Alterssensibles Lernen mit POL am Beispiel eines Seminares für Erzieher
- Die Zielgruppe und ihr Kompetenzprofil
- Die Weiterbildungsmaßnahme und ihre Zielstellung
- Alterssensibles Lernen mittels POL - ein Lernkonzept für ältere Erzieher
- Beachtung der Individualität der Lernenden
- Anknüpfen an bestehendes Erfahrungswissen
- Erkennbare Sinnhaftigkeit des Lernens
- Wahrnehmung der Lernenden als Experten
- Förderung der Lernkompetenz durch Selbststeuerung
- Vermeidung von Zeitdruck
- Möglichkeiten der Kompetenzentwicklung für ältere Erzieher durch POL
- Bewertung alterssensiblen Problemorientierten Lernens für ältere Erzieher
- Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Anhang I: Ergänzende Abbildungen und Tabellen
- Abb. 5 Zuordnung von Alterskohorten zur Kategorie „älterer Arbeitnehmer" (eigene Zusammenstellung)
- Tab. 2: Kompetenzen sind Selbstorganisationsdispositionen des Individuums (vgl. Erpenbeck & Heyse, 1999, S. 157)
- Tab. 3: Übersicht über weitere Barrieren älterer Arbeitnehmer bezüglich der Teilnahme an Weiterbildung (eigene Zusammenstellung)
- Anhang 11: Präsentation der Bachelorarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Gestaltung einer alterssensiblen, formalisierten Weiterbildungsmaßnahme für ältere Arbeitnehmer, speziell für ältere Erzieher. Ziel ist es, ein Lernkonzept zu entwickeln, das den besonderen Bedürfnissen und Fähigkeiten älterer Lernender gerecht wird und ihnen den Erhalt ihrer Beschäftigungstähigkeit ermöglicht. Die Arbeit untersucht den demografischen Wandel und seine Folgen für die Arbeitswelt, beleuchtet das Weiterbildungsverhalten älterer Arbeitnehmer, analysiert die Lernfähigkeit und Kompetenzen im Alter und stellt das Problemorientierte Lernen (POL) als geeignete Lernform vor.
- Demografischer Wandel und seine Folgen für die Arbeitswelt
- Weiterbildungsverhalten älterer Arbeitnehmer: Teilnahmemotive und -barrieren
- Lernfähigkeit und Kompetenzen im Alter: Kognitiver Leistungswandel, Lernkompetenz, -bereitschaft und -widerstände
- Problemorientiertes Lernen (POL) als Lernform für alterssensibles Lernen
- Entwicklung eines alterssensiblen Lernkonzepts für ältere Erzieher mittels POL
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel der Arbeit klärt die zentralen Begriffe des demografischen Wandels, des älteren Arbeitnehmers, der beruflichen Weiterbildung und der Kompetenzentwicklung. Es werden die verschiedenen Definitionen und Perspektiven auf diese Begriffe beleuchtet, um einen gemeinsamen Verständnisgrundlage für die weitere Analyse zu schaffen.
Kapitel drei beleuchtet die Folgen des demografischen Wandels für die Arbeitswelt und speziell für ältere Arbeitnehmer. Es werden die Auswirkungen des Wandels auf das Erwerbspersonenpotenzial, den Fach- und Führungskräftemangel sowie die Verlängerung der Berufstätigkeit dargestellt. Zudem wird das Weiterbildungsverhalten älterer Arbeitnehmer untersucht, wobei die steigende Weiterbildungsbeteiligung, aber auch die bestehenden Barrieren und Motive näher beleuchtet werden.
Im vierten Kapitel wird die Lernfähigkeit älterer Menschen im Lebensverlauf betrachtet. Zunächst wird das Defizitmodell des Alterns und seine Kritik dargestellt, um anschließend den kognitiven Leistungswandel im Alter und die Potenziale älterer Arbeitnehmer zu beleuchten. Die Kapitel beleuchtet die Lernkompetenz, -bereitschaft und -widerstände älterer Lernender und zeigt die Bedeutung der Bildungsbiografie für den Lernprozess auf.
Kapitel fünf stellt das Problemorientierte Lernen (POL) als Lösungsansatz für alterssensibles Lernen vor. Es werden der Begriff, die lerntheoretische Einordnung, der Ablaufprozess des „Siebensprungs", die Dimensionen des POL sowie die Ziele und Funktionen dieser Lernform erläutert.
Im sechsten Kapitel wird ein alterssensibles Lernkonzept für ältere Erzieher unter Einbezug des Problemorientierten Lernens entwickelt. Es werden die Leitlinien für die Gestaltung eines alterssensiblen Seminares mit älteren Arbeitnehmern dargestellt, die die Beachtung der Individualität der Lernenden, das Anknüpfen an bestehendes Erfahrungswissen, die erkennbare Sinnhaftigkeit des Lernens, die Wahrnehmung der Lernenden als Experten, die Förderung der Lernkompetenz durch Selbststeuerung und die Vermeidung von Zeitdruck beinhalten. Das Kapitel zeigt zudem die Möglichkeiten der Kompetenzentwicklung für ältere Erzieher durch POL auf und bewertet die Vor- und Nachteile dieser Lernform für die Gestaltung einer alterssensiblen, formalisierten Weiterbildungsmaßnahme.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den demografischen Wandel, ältere Arbeitnehmer, berufliche Weiterbildung, alterssensibles Lernen, Problemorientiertes Lernen (POL), Kompetenzentwicklung, Beschäftigungstähigkeit, Erzieher, Konfliktmanagement, Bildungsbiografie, Lernkompetenz, Lernmotivation und Lernwiderstände. Der Text beleuchtet die Herausforderungen der alternden Gesellschaft und die Bedeutung der Weiterbildung für den Erhalt der Beschäftigungstähigkeit älterer Arbeitnehmer. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Problemorientierten Lernen als geeignete Lernform für alterssensibles Lernen geschenkt, wobei die Entwicklung eines Lernkonzepts für ältere Erzieher im Mittelpunkt steht.
- Arbeit zitieren
- B.A. Nadin Sellach (Autor:in), 2014, Berufliche Weiterbildung älterer Arbeitnehmer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273610
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