Der Mord steht mit seiner absoluten lebenslänglichen Strafandrohung, als das schwerste Delikt im Strafgesetzbuch. Direkt danach folgt im § 212 StGB der Totschlag. Viele nicht-Juristen kennen den eigentlichen Unterschied zwischen diesen beiden Normen nicht. Denn beide haben zum Gegenstand, dass ein Mensch einen anderen Menschen tötet. Von Mordmerkmalen haben schon einige gehört, doch was sie genau bedeuten und welchen Zweck sie verfolgen, weiß der Normalbürger in der Regel nicht.
Wenn man nun annimmt, dass eine Abgrenzung von Mord und Totschlag zumindest durch Juristen kein Problem ist, so irrt man sich. Selbst Rechtsprechung und Literatur stehen seit geraumer Zeit in einem nicht enden wollenden Streit. Diesen Streit gilt es im ersten Teil dieser Arbeit darzulegen und ihn konstruktiv zu diskutieren. Dabei werden seine Auswirkungen auf die Rechtsanwendung und die teilweise seltsamen Ergebnisse präsentiert.
In den Bereich der Tötungsdelikte fällt unter anderem auch die terminologisch nicht im Gesetz deklarierte Sterbehilfe. Sie unterfällt derzeit dem § 216, der sich allgemein mit der Tötung auf Verlangen widmet. Ihre rechtliche Abgrenzung zu den §§ 211, 212 ist nicht abschließend geklärt. Insbesondere unklar ist die Behandlung des gleichzeitigen Vorliegens eines Mordmerkmals in Zusammenhang mit der Sterbehilfe. Gerade wenn jemand einem anderen das Sterben erleichtern will, das in Wirklichkeit aber nur macht, um schneller an sein Erbe zu kommen, wird man sich die Frage stellen müssen, ob er nicht aus Habgier gehandelt hat und deshalb wegen Mordes zu bestrafen ist. Auch andere Mordmerkmale kommen in Betracht, sodass sich der zweite Teil der Arbeit mit der Grenzziehung der Sterbehilfe zu §§ 211, 212 beschäftigen wird. Zugegebenermaßen ist ein Aufeinandertreffen von Mordmerkmalen und Sterbehilfe in der Praxis selten. Aber gerade dieser Umstand bedeutet auch, dass sich mit dieser Problematik kaum auseinandergesetzt und keine wirkliche Lösung gefunden wurde.
Die Arbeit wird zum größten Teil auf Rechtsprechungsurteilen basieren, aber auch Zeitschriftenaufsätze und Lehrbücher werden verwendet. Methodisch gestaltet sie sich wie folgt: Zunächst werden die einzelnen Tatbestände §§ 211, 212, 216 materiellrechtlich dargestellt. Dies soll die Grundlage für die nachstehende Bearbeitung bilden. Danach erfolgt im ersten Schwerpunktteil der Arbeit eine Erläuterung des Verhältnisses von Mord und Totschlag zueinander anhand der Auslegungsmethoden Grammatik, Historik, [...]
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Die Tatbestände im Einzelnen
- I. Totschlag § 212
- 1. objektiver Tatbestand
- 2. subjektiver Tatbestand
- II. Mord § 211
- 1. Die Mordmerkmale
- a) Gruppe der besonders verwerflichen Beweggründe
- b) Gruppe der besonders verwerflichen Art und Weise
- c) Gruppe der besonders verwerflichen Zwecke
- 2. Kritik an den Mordmerkmalen
- III. Sterbehilfe
- 1. zum Begriff der Sterbehilfe
- 2. juristische Stellung
- C. Das Verhältnis von Mord und Totschlag zueinander
- I. Wortlaut
- II. Historik und Teleologie
- III. Systematik
- 1. Grundlagen der Tatbestandssystematik
- 2. Ansicht der Rechtsprechung
- 3. Ansicht der Literatur
- 4. Auswirkungen der gegenläufigen Meinungen
- IV. Diskussion
- D. Das Verhältnis von §§ 211, 212 zur Sterbehilfe
- I. Wortlaut
- II. Systematik
- III. Zusammentreffen von qualifizierenden und privilegierenden Merkmalen
- 1. Gesetzeskonkurrenz
- 2. Entscheidung BGHSt 42, 301ff.
- IV. Diskussion
- E. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht das Verhältnis von Mord (§ 211 StGB) und Totschlag (§ 212 StGB) und deren Abgrenzung zur Sterbehilfe (§ 216 StGB). Ziel ist es, die bestehenden Meinungsverschiedenheiten in Rechtsprechung und Literatur zu analysieren und konstruktiv zu diskutieren. Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen dieser Differenzen auf die Rechtsanwendung und untersucht die Problematik des gleichzeitigen Vorliegens von Mordmerkmalen und Sterbehilfe.
- Abgrenzung von Mord und Totschlag
- Analyse der Mordmerkmale
- Juristische Einordnung der Sterbehilfe
- Konflikt zwischen Mordmerkmalen und Sterbehilfe
- Auswirkungen auf die Rechtsanwendung
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Gegenstand der Arbeit: die Abgrenzung von Mord und Totschlag und deren Verhältnis zur Sterbehilfe. Sie hebt die Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten in der Rechtsprechung und Literatur hervor und skizziert den Aufbau der Arbeit. Die Arbeit stützt sich auf Rechtsprechungsurteile, Zeitschriftenaufsätze und Lehrbücher. Der Fokus liegt auf der materiellrechtlichen Darstellung der Tatbestände und der Analyse der Auslegungsmethoden (Grammatik, Historik, Teleologie, Systematik) zur Klärung des Verhältnisses zwischen Mord und Totschlag, sowie der Abgrenzung zur Sterbehilfe, insbesondere im Hinblick auf das gleichzeitige Vorliegen von Mordmerkmalen.
B. Die Tatbestände im Einzelnen: Dieses Kapitel bietet eine materiellrechtliche Darstellung der Tatbestände Totschlag (§ 212 StGB), Mord (§ 211 StGB) und Sterbehilfe (§ 216 StGB). Es werden die wesentlichen Elemente der jeweiligen Tatbestände erläutert, ohne dabei eine sklavische Strafrechtsprüfung durchzuführen. Der Fokus liegt auf den für die Arbeit relevanten Aspekten, um die Grundlage für die nachfolgende Auseinandersetzung mit den Abgrenzungsfragen zu schaffen.
C. Das Verhältnis von Mord und Totschlag zueinander: Dieses Kapitel analysiert das Verhältnis zwischen Mord und Totschlag unter Verwendung der Auslegungsmethoden Wortlaut, Historik, Teleologie und Systematik. Es werden die verschiedenen Standpunkte der Rechtsprechung und Literatur vorgestellt und deren Auswirkungen auf die Rechtsanwendung diskutiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der bestehenden Meinungsverschiedenheiten und deren Folgen für die Praxis.
D. Das Verhältnis von §§ 211, 212 zur Sterbehilfe: Dieses Kapitel behandelt das Verhältnis von Mord und Totschlag zur Sterbehilfe. Es untersucht Wortlaut und Systematik der relevanten Paragraphen und analysiert eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH). Der Fokus liegt auf der Problematik des gleichzeitigen Vorliegens von Mordmerkmalen und Sterbehilfe und den daraus resultierenden rechtlichen Fragen.
Schlüsselwörter
Mord, Totschlag, Sterbehilfe, § 211 StGB, § 212 StGB, § 216 StGB, Mordmerkmale, Rechtsprechung, Literatur, Gesetzesauslegung, Tatbestandssystematik, Rechtsanwendung, Habgier, Heimtücke, Grausamkeit, Gesetzeskonkurrenz, BGH.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Mord, Totschlag und Sterbehilfe
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht das Verhältnis von Mord (§ 211 StGB) und Totschlag (§ 212 StGB) zueinander und deren Abgrenzung zur Sterbehilfe (§ 216 StGB). Der Fokus liegt auf der Analyse der bestehenden Meinungsverschiedenheiten in Rechtsprechung und Literatur und deren Auswirkungen auf die Rechtsanwendung.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die materielle Darstellung der Tatbestände Mord, Totschlag und Sterbehilfe, analysiert die Mordmerkmale, untersucht die verschiedenen Auslegungsmethoden (Wortlaut, Historik, Teleologie, Systematik) zur Klärung des Verhältnisses zwischen Mord und Totschlag und zur Abgrenzung zur Sterbehilfe, und diskutiert die Problematik des gleichzeitigen Vorliegens von Mordmerkmalen und Sterbehilfe.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Auslegung der relevanten Paragraphen mittels Wortlaut, Historik, Teleologie und Systematik. Sie analysiert Rechtsprechungsurteile, Zeitschriftenaufsätze und Lehrbücher, um die verschiedenen Standpunkte in Rechtsprechung und Literatur zu präsentieren und zu diskutieren.
Welche konkreten Fragen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Abgrenzung von Mord und Totschlag, die Analyse der Mordmerkmale (z.B. Habgier, Heimtücke, Grausamkeit), die juristische Einordnung der Sterbehilfe, den Konflikt zwischen Mordmerkmalen und Sterbehilfe, und die Auswirkungen der Meinungsverschiedenheiten auf die Rechtsanwendung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Gesetzeskonkurrenz und der Analyse einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH).
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf Rechtsprechungsurteilen, Zeitschriftenaufsätzen und Lehrbüchern zum deutschen Strafrecht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Mord, Totschlag, Sterbehilfe, § 211 StGB, § 212 StGB, § 216 StGB, Mordmerkmale, Rechtsprechung, Literatur, Gesetzesauslegung, Tatbestandssystematik, Rechtsanwendung, Habgier, Heimtücke, Grausamkeit, Gesetzeskonkurrenz, BGH.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit ist in folgende Kapitel gegliedert: Einleitung, Die Tatbestände im Einzelnen (Totschlag, Mord, Sterbehilfe), Das Verhältnis von Mord und Totschlag zueinander, Das Verhältnis von §§ 211, 212 zur Sterbehilfe, und Fazit.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die bestehenden Meinungsverschiedenheiten in Rechtsprechung und Literatur zum Verhältnis von Mord, Totschlag und Sterbehilfe zu analysieren und konstruktiv zu diskutieren, um die Auswirkungen dieser Differenzen auf die Rechtsanwendung zu beleuchten.
- Quote paper
- Dennis Stückmann-Selmanovic (Author), 2013, Das Verhältnis von Mord zu Totschlag und die Grenzziehung zur Sterbehilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273536