Der Verhaltensforscher und Psychologe Professor Philip Zimbardo untersuchte in den 70er und 80er Jahren die Auswirkungen außergewöhnlicher Situationen auf den Menschen. Zimbardo lag dabei weniger daran, die persönlichen Situationen, Entwicklungen und die psychologischen Fallstudien einzelner darzulegen, er war vielmehr auf der Suche nach allgemeingültigen Zusammenhängen zwischen äußeren Einflüssen und dem Verhalten der Betroffenen.
Solche Einflüsse lassen sich in Situationen extremer Belastung, wie diese beispielsweise in Gefängnissen auftreten, beobachten. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es eine Vielzahl von Berichten Gefangener über das persönliche Erleben, die Eindrücke und Auswirkungen ihrer jeweiligen Gefängnissituationen. Zimbardo wollte nun die Auswirkungen der Gefängnissituation auf allgemeingültiger Ebene untersuchen. Er trennte damit deutlich die persönliche Psyche des einzelnen von den Faktoren, die von „außen“ an ihn herangetragen werden und auf alle Gefangenen gleichermaßen wirken.
Die Zentrale Frage, die Zimbardo untersuchte, war die Frage nach dem „Guten“ und dem „Bösen“ im Menschen. Würde in Menschen, die extremem Druck ausgesetzt und zur Anwendung von Gewalt aufgefordert würden, das Gute oder das Böse siegen? Welchen Einfluss hat die Umwelt auf diese Entscheidung? Wer ist tatsächlich dafür verantwortlich, dass von außergewöhnlicher Gewalt in Gefängnissen berichtet wird? Für Zimbardo war die Durchführung eines Experimentes erforderlich, das unter nahezu realistischen Bedingungen die Ausnahmesituation eines Gefängnisses nachstellte. Das Gefängnis, ein Ort, der gekennzeichnet ist von künstlichen Machtstrukturen und unnatürlichen Autoritäten, schien dem Wissenschaftler eine geeignete Umgebung für die Untersuchung der Frage nach dem Einfluss äußerer Faktoren auf das Machtverhalten und die Gewaltbereitschaft des Menschen zu sein.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Methoden
2.1 Versuchspersonen
2.2 Das Gefängnis
2.3 Richtlinien innerhalb des Gefängnisses
3 Durchführung
3.1 Ankunft im Gefängnis
3.2 Die Strafvollzugsbeamten
3.3 Beginn des Experiments
3.4 Der Versuchsablauf
3.4.1 Tages- und Nachtprogramm
3.4.2 Der Aufstand
3.4.3 Psychologische Taktiken
3.4.4 Entlassung von Gefangenen
3.4.5 Das Ende der Untersuchung
4 Ergebnisse und Diskussion
4.1 Effekte des psychischer Drucks
4.2 Realitätsverlust
4.3 Situation und Anordnung
4.4 Vergleichende Beobachtungen
4.5 Wirklichkeit vs. Simulation
4.6 Die Macht der Strafvollzugsbeamten
4.7 Das Pathologische-Gefangenen-Syndrom
4.8 Abhängigkeit durch den psychischen Verlust der Männlichkeit
5 Problematik der Gefängnisstrafen
6 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Verhaltensforscher und Psychologe Professor Philip Zimbardo untersuchte in den 70er und 80er Jahren die Auswirkungen außergewöhnlicher Situationen auf den Menschen. Zimbardo lag dabei weniger daran, die persönlichen Situationen, Entwicklungen und die psychologischen Fallstudien einzelner darzulegen, er war vielmehr auf der Suche nach allgemeingültigen Zusammenhängen zwischen äußeren Einflüssen und dem Verhalten der Betroffenen (Bierbrauer & Steiner, 1984). Solche Einflüsse lassen sich in Situationen extremer Belastung, wie diese beispielsweise in Gefängnissen auftreten, beobachten.
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es eine Vielzahl von Berichten Gefangener über das persönliche Erleben, die Eindrücke und Auswirkungen ihrer jeweiligen Gefängnissituationen. Zimbardo wollte nun die Auswirkungen der Gefängnissituation auf allgemeingültiger Ebene untersuchen. Er trennte damit deutlich die persönliche Psyche des einzelnen von den Faktoren, die von „außen“ an ihn herangetragen werden und auf alle Gefangenen gleichermaßen wirken.
Die Zentrale Frage, die Zimbardo untersuchte, war die Frage nach dem „Guten“ und dem „Bösen“ im Menschen. Würde in Menschen, die extremem Druck ausgesetzt und zur Anwendung von Gewalt aufgefordert würden, das Gute oder das Böse siegen? Welchen Einfluss hat die Umwelt auf diese Entscheidung? Wer ist tatsächlich dafür verantwortlich, dass von außergewöhnlicher Gewalt in Gefängnissen berichtet wird? Sind es die besonderen Charaktere und Persönlichkeiten, die im Gefängnis versammelt sind oder muss man dieses Phänomen der aufoktroyierten Gefängnisumgebung zuschreiben?
Für Zimbardo war die Durchführung eines Experimentes erforderlich, das unter nahezu realistischen Bedingungen die Ausnahmesituation eines Gefängnisses nachstellte. Das Gefängnis, ein Ort, der gekennzeichnet ist von künstlichen Machtstrukturen und unnatürlichen Autoritäten, schien dem Wissenschaftler eine geeignete Umgebung für die Untersuchung der Frage nach dem Einfluss äußerer Faktoren auf das Machtverhalten und die Gewaltbereitschaft des Menschen zu sein.
2. Methoden
2.1. Versuchspersonen
An dem Experiment nahmen 21 Versuchspersonen teil. Sie wurden aus 75 Personen, die sich auf eine Zeitungsanzeige hin freiwillig gemeldet hatten, ausgewählt. Die Auswahl erfolgte nach Gesichtspunkten der physischen und mentalen Stabilität. Personen, die sich durch einen besonders guten physischen und mentalen Zustand auszeichneten, wurden aus der Zahl der Gesamtbewerber für das Experiment herangezogen. Von den zunächst 24 ausgewählten Probanden waren drei Personen als Ersatzteilnehmer vorgesehen, für den Fall, dass eine der Testpersonen ausfallen sollte. Die Datenanalyse basiert demnach auf der Gesamtzahl von 21 Versuchspersonen, die zufällig in zwei Gruppen unterteilt wurden. Einer Gruppe wurde die Rolle der Strafvollzugsbeamten zugewiesen, der anderen die der Gefangenen.
Jedem Teilnehmer wurde eine Vergütung von 15 Dollar pro Tag ausgezahlt. Die Versuchspersonen waren gesunde, intelligente Männer, die der sozioökonomischen Mittelschicht entstammten. Keiner dieser Männer zeigte irgendwelche Verhaltensauffälligkeiten (Haney, Banks & Zimbardo, 1973).
2.2. Das Gefängnis
Um ein möglichst authentisches Gefängnisklima simulieren zu können, wurden ehemalige Gefangene und Strafvollzugsbeamte als externe Berater hinzugezogen.
Das Gefängnis wurde in der Kellerebene der Universität zu Stanford eingerichtet. Der Zellenblock wurde durch zwei Wände begrenzt, der zwischenliegende Flur diente als Gefängnishof. Eine der Wände enthielt die einzige Tür zum Zellenblock, in die andere war ein Beobachtungsfeld eingelassen, durch welches Video- und Tonbandaufnahmen der Versuchspersonen gemacht werden konnten.
Die Gefängniszellen wurden errichtetet, indem die Türen der Laborräume entfernt und durch speziell angefertigte Türen mit Stahlstäben und Zellennummern ersetzten wurden. Auf der den Zellen gegenüberliegenden Korridorseite befand sich ein kleiner Wandschrank, der den Namen "das Loch" erhielt und als Isolierzelle diente. Er war dunkel und eng, ca. 62 cm breit und 62 cm tief, groß genug, damit ein Gefangener darin aufrecht stehen konnte.
Eine Gegensprechanlage erlaubte, die Zellen heimlich abzuhören, um die Gespräche der Gefangenen zu überwachen und allgemeine Durchsagen für die Gefangenen zu machen. Es gab weder Fenster noch Uhren und damit keine Möglichkeit, die verstrichene Zeit zu beurteilen, was später bei einigen Gefangenen zu einer Verzerrung des Zeitgefühls führte (Haney, Banks & Zimbardo, 1973).
2.3. Richtlinien innerhalb des Gefängnisses
Aus ethischen und moralischen Gründen konnten die Versuchspersonen weder unbegrenzt lange Zeit inhaftiert werden noch konnten in dem Experiment ernsthafte Drohungen von körperlicher Bestrafung als Druckmittel einsetzen werden. Ebenso wurde streng darauf geachtet, dass sich keinerlei homosexuelle oder rassistische Aktivitäten entwickelten.
Im Übrigen wurde den Strafvollzugsbeamten freie Hand bei der Ausführung ihrer Arbeit gelassen (Haney, Banks & Zimbardo, 1973).
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- Quote paper
- Gabriel Dischereit (Author), 2004, The Stanford Prison Experiment, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27343
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