Mit dieser Arbeit beabsichtige ich die Probleme und Veränderungen aufzuzeigen, die sich bei der Geburt eines Kindes in der Partnerschaft ergeben. Anhand der vorgestellten Partnerschafts- und Elternschaftsmodelle möchte ich Erklärungsversuche für diese Veränderungen aufstellen sowie Lösungen anbieten, wie man trotz der Belastung durch die neue Lebenssituation eine glückliche Partnerschaft führen kann. Meine Studienarbeit beginnt mit einigen theoretischen Grundlagen wie verschiedenen Modellvorstellungen, einem historischen Überblick zum Forschungsstand der Elternschaft sowie den Phasen der Elternschaft. Anschließend behandele ich aktuelle Untersuchungs-Ergebnisse zu Veränderungen der Partnerschaft beim Übergang zur Elternschaft und widme mich später partnerschaftlichen Ressourcen in Belastungssituationen zu. Diese behandelten Ressourcen und Schutzfaktoren bei Krisen habe ich so ausführlich beschrieben, da sie eine wichtige Grundlage für Bewältigungsstrategien des Paares sind, die beim Übergang zur Elternschaft von großer Bedeutung sein können.
Zum Thema dieser Arbeit habe ich bei der Beschäftigung mit Partnerschaftskonzepten und auch der damit verbundenen Problembewältigung in auftretenden Krisen oder belastenden Lebenssituationen gefunden. Eine solche Lebenssituation kann die Phase der Familienwerdung sein, wenn ein Paar sich für Nachwuchs entscheidet und aus der bisherigen partnerschaftlichen Zweier-Beziehung die Elternschaft wird. Den Übergang von der Partnerschaft zur Elternschaft erlebe ich zur Zeit vermehrt in meinem unmittelbaren Umfeld von Freunden und Nachbarn mit, sodass sich die bereits vorhandene Neugier auf dieses Thema noch verstärkte und sich das Interesse einer tieferen Auseinandersetzung damit formte.
Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass ich mich bei meinen Ausführungen aus Kapazitätsgründen lediglich auf die Erst-Elternschaft beschränken und keine weiteren Unterscheidungen zur Zweit-Elternschaft vornehmen werde.
Gliederung :
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Partnerschafts- und Elternschaftskonzepte
2.2. Zum Forschungsstand der Elternschaft
2.3. Phasen der Elternschaft
3. Veränderungen von Partnerschaften beim Übergang zur Elternschaft
4. Partnerschaftliche Ressourcen in Belastungssituationen
5. Schlussbemerkung
Literaturliste:
Abbildungsverzeichnis:
„Wenn Paare Eltern werden, dann ändert sich die Lebenssituation dieser jungen Menschen in fast jeder Beziehung.“ (Petzold, 1998)
1. Einleitung
Mit dieser Arbeit beabsichtige ich die Probleme und Veränderungen aufzuzeigen, die sich bei der Geburt eines Kindes in der Partnerschaft ergeben. Anhand der vorgestellten Partnerschafts- und Elternschaftsmodelle möchte ich Erklärungsversuche für diese Veränderungen aufstellen sowie Lösungen anbieten, wie man trotz der Belastung durch die neue Lebenssituation eine glückliche Partnerschaft führen kann. Meine Studienarbeit beginnt mit einigen theoretischen Grundlagen wie verschiedenen Modellvorstellungen, einem historischen Überblick zum Forschungsstand der Elternschaft sowie den Phasen der Elternschaft. Anschließend behandele ich aktuelle Untersuchungs-Ergebnisse zu Veränderungen der Partnerschaft beim Übergang zur Elternschaft und widme mich später partnerschaftlichen Ressourcen in Belastungssituationen zu. Diese behandelten Ressourcen und Schutzfaktoren bei Krisen habe ich so ausführlich beschrieben, da sie eine wichtige Grundlage für Bewältigungsstrategien des Paares sind, die beim Übergang zur Elternschaft von großer Bedeutung sein können.
Zum Thema dieser Arbeit habe ich bei der Beschäftigung mit Partnerschaftskonzepten und auch der damit verbundenen Problembewältigung in auftretenden Krisen oder belastenden Lebenssituationen gefunden. Eine solche Lebenssituation kann die Phase der Familienwerdung sein, wenn ein Paar sich für Nachwuchs entscheidet und aus der bisherigen partnerschaftlichen Zweier-Beziehung die Elternschaft wird. Den Übergang von der Partnerschaft zur Elternschaft erlebe ich zur Zeit vermehrt in meinem unmittelbaren Umfeld von Freunden und Nachbarn mit, sodass sich die bereits vorhandene Neugier auf dieses Thema noch verstärkte und sich das Interesse einer tieferen Auseinandersetzung damit formte.
Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass ich mich bei meinen Ausführungen aus Kapazitätsgründen lediglich auf die Erst-Elternschaft beschränken und keine weiteren Unterscheidungen zur Zweit-Elternschaft vornehmen werde.
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Partnerschafts- und Elternschaftskonzepte
Schwangerschaft, Geburt und der Beginn der Elternschaft werden von Gloger-Tippelt 1985 als „ ... zeitlich gedrängte, z. T. als krisenhaft erlebte, quantitative und qualitative Veränderungsprozesse ...“ des Übergangs zusammengefasst (Petzold, 1998, S. 29). An dieser Stelle sollte auch auf Bronfenbrenner (1981) hingewiesen werden , der ein ökopsychologisches Konzept des Übergangs entwickelte. „Ein ökologischer Übergang findet statt, wenn eine Person ihre Position in der ökologisch verstandenen Umwelt durch einen Wechsel ihrer Rolle, ihres Lebensbereichs oder beider verändert.“ (Petzold, 1998, S. 29)
Adams stellt 1985 fest, dass bei der Geburt eines oder mehrerer Kinder die partnerschaftliche Dyade zu einer komplexen Zusammenstellung von Dyaden und Triaden wird. Anhand seiner entwickelten Modelle wird deutlich, dass im innerfamiliären Beziehungsmuster der Zweikind-Familie bereits 4 Triaden und 6 Dyaden bestehen und somit das Familiensystem wesentlich komplexer als das System einer Partnerschaft ist (und auch entsprechende Wechselbeziehungen nicht ausschließt).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1
An dieser Stelle erscheint mir auch das von Belsky (1984) entwickelte Prozessmodell der Elternschaft erwähnenswert. Die Persönlichkeit wird demnach geformt durch die individuelle Entwicklungsgeschichte, das soziale Netzwerk, die Arbeitswelt und bestehende Paarbeziehung. Vor diesem Hintergrund kann sich aus der Persönlichkeit ein bestimmtes Elternverhalten entwickeln, welches wiederum von der Paarbeziehung, der Arbeitswelt und auch der Persönlichkeit des Kindes beeinflusst wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2
Obwohl dieses Modell sich durch das Aufzeigen von relevanten Wechselwirkungsprozessen auszeichnet, so kritisieren u.a. Schneewind und Vaskovics (1988), dass der Bezug zu ökologischen Variablen nicht ausreichend dargestellt sei und das Modell aus entwicklungspsychologischer Perspektive noch um eine dritte Dimension der Zeit erweitert werden könne, was 1989 von Gerris dann auch in einem erweiterten Familienprozessmodell getan wird. Ein systemtheoretisch orientiertes Modell der Elternschaft wird 1985 und 1987 von Cowan und Cowan entwickelt. Im sogenannten Fünf-Domänen-System-Modell werden beide Elternteile getrennt aufgeführt und jedes Individuum mit der jeweiligen systemischen Stellung innerhalb der Familie dargestellt und dabei auch Bezug auf das Selbstkonzept genommen, sodass die Partnerbeziehung, die Beziehung zum Kind und der eigenen Herkunftsfamilie aufgezeigt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3
Unter Berücksichtigung dieses soeben beschriebenen systemischen Modells hat Nickel 1988 das sogenannte ökopsychologische Strukturmodell der Familie entwickelt, welches systemische Theorien mit dem ökopsychologischen Modell von Bronfenbrenner (1986) verbindet. Bronfenbrenner gliedert die Umwelt des Individuums in fünf verschiedene Systeme, das Mikro-, Meso-, Exo-, Makro- und Chrono-System. Damit werden zwar die wesentlichen Lebensdimensionen eines Menschen dargestellt, jedoch besteht ein markanter Mangel des Modells in der Starrheit der fünf Systeme, die Veränderungsprozesse nur unzureichend erfassen kann. Nickel betont nun, dass Veränderungen der subjektiven Umwelt lediglich auslösende Faktoren in Entwicklungsvorgängen sein können, und von wesentlicher Bedeutung auch immer sei, wie das Individuum diese Veränderungen erlebe. Das ökopsychologische Strukturmodell bezieht den Aspekt der prozessualen Veränderung verstärkt ein und berücksichtigt, dass „ ... ökologische Übergänge von verschiedenen Familienmitgliedern stets zwar gleichzeitig, aber in ganz verschiedener Art und Weise [...] erlebt werden.“ (Petzold, 1998, S. 65)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4
Das Modell veranschaulicht somit die ökopsychologische Perspektive, dass Familie eine sich fortlaufend verändernde Beziehung unterschiedlicher Einzelsysteme ist (vgl. Petzold, 1998, S. 66).
Von Kalicki, Peitz u.a. wird 1997 ein Modell der Partnerschaftsentwicklung im Übergang zur Elternschaft skizziert, welches versucht, auftretende Veränderungen kognitionspsychologisch zu erklären (vgl. Reichle, 1999)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5
Dabei werden auf der linken Seite die sogenannten Mediationsbeziehungen (Veränderungen der Lebenssituation, situationsgebundene Unzufriedenheit, Veränderungen der Paarinteraktion, Verschlechterung des Partnerkonzepts), rechts hingegen die moderierenden Größen dargestellt (individuelle Person-Situation-Passung, Dyadische Organisation, Gelegenheiten/Bedingungen für konstruktives Konfliktlösen und positive Paarinteraktion, Attribution der Veränderungen), welche jedoch nach den Hinweisen der Autoren hiermit keineswegs erschöpft sind. Das Modell soll helfen, die Bedingungen hervorzusagen, die zu einer Verschlechterung der Partnerschaft führen können sowie auch die vermittelnden Prozesse darzustellen, die bei auftretenden Veränderungen nötig sein können.
2.2. Zum Forschungsstand der Elternschaft
Die vorläufige Bezeichnung des Übergangs zur Elternschaft als „Krise“ geht auf den Soziologen Hill (1949) zurück. 1957 begann dann mit LeMasters die Forschungsarbeit zur Elternschaft; dieser beschäftigt sich vor allem mit den sich ereignenden krisenhaften Umstellungen der Familienstruktur beim Übergang in die neue Lebensphase. 1963 knüpft Dyer mit einer Nachuntersuchung an LeMasters Forschungen an, um näheres über die Art und die Bewältigung von Krisen zu erfahren. Allerdings konnte diese Theorie der Elternschaft als Krise spätestens 1965 durch Hobbs´ Studien widerlegt werden, der bei keinem seiner untersuchten Paare eine ausgedehnte Krise feststellte und die eheliche Zufriedenheit nach der Geburt eines Kindes sogar bei 91 % der Paare höher als je zuvor sei.
Mit Rossi kam es dann 1968 zur Änderung der Bezeichnung, es wird nicht länger von „Krise“, sondern fortan von „Übergang“ zur Elternschaft gesprochen. Die „ ... Entstehung eines neuen Familiensystems werde durch den negativen Begriff der Krise gerade nicht verdeutlicht, während der neutralere Begriff des Übergangs sowohl negative als auch positive Entwicklungen umfasse.“ (Petzold, 1998, S. 27)
Eine erste Längsschnittstudie zur Erforschung von Erleben und Verhalten junger Eltern wird 1974 von Russell durchgeführt, der zu dem Ergebnis kam, dass 80 % der Eltern die Krise bereits in den ersten Monaten nach der Geburt überwunden haben und vielmehr die Probleme der ehelichen Kommunikationsmuster, die Einstellungen zur Elternschaft, die finanzielle Situation und Beziehung zum eigenen familiären Hintergrund die Partnerschaftszufriedenheit bestimmen. Belsky, Spanier und Robine knüpfen 1983 und 1984 an die Krisendebatte an und stellten eine lineare Abnahme der ehelichen Zufriedenheit von der Schwangerschaft bis knapp ein Jahr nach der Geburt fest. Die Wichtigkeit eines sozialen Netzwerkes ist ein weiteres Ergebnis dieser Forschergruppe, da nach der Geburt eines Kindes der Kontakt zum weiteren Familienkreis bestärkt und familiäre Unterstützung gesucht werde sowie auch erhöhter Bedarf an einem Zusammentreffen mit anderen Eltern vorhanden sei. 1981 werden von Entwistle und Doering die Begriffe der physiologischen und der sozialen Krise unterschieden, die mit der Kindesgeburt zusammen hängen. Bei dem Erleben von sozialen Krisen sei die Art der Vorbereitung und die Schichtzugehörigkeit ein bedeutender ökologischer Faktor. Diese differenzierte Sichtweise des Übergangs zur Elternschaft wird 1986 noch von Harriman erweitert, der das Niveau der ehelichen Zufriedenheit vor der Geburt betont und belegt, dass Eltern mit einer positiven Ehe auch einen stärkeren positiven Wandel nach der Geburt des Kindes erleben. Als weitere ökologische Faktoren, die einen Einfluss auf den Übergang zur Elternschaft haben, beschreibt Schneewind 1983 die Einschränkung persönlicher Freiheit, zusätzliche materielle Belastung, ein geänderter Zeitrhythmus sowie eine eventuelle Berufsaufgabe der Mutter. Schneewind spricht in diesem Zusammenhang von einem stressinduzierendem Ereignis, dass nicht ausschließlich zu einer Krise führen muss. „Erfolgen die nötigen Anpassungen auf Seiten der Eltern nicht, könne es tatsächlich zu krisenhaften Entwicklungen kommen. Passen die jungen Eltern sich jedoch an, so kann dieses sogar eine Stärkung der Stressbewältigungskräfte bewirken.“ (Petzold, 1998, S. 30)
Unter Belsky, Gilstap und Rovine (1984) sowie Cowan und Cowan (1994) werden verschiedene größere Studien zum Übergang zur Elternschaft durchgeführt, auf die ich jedoch aus Kapazitätsgründen in der vorliegenden Arbeit nicht näher eingehen kann. An dieser Stelle möchte ich auch die Untersuchungen von Brüderl zu Bewältigungsprozessen beim Übergang zur Elternschaft nicht unerwähnt lassen (1982, 1985, 1989). Die von mir aufgeführten Ergebnisse in Kapitel 4 und 5 beziehen sich vor allem auf Petzold (1998), Reichle (1991 und 1999) und Schneewind (1994), deren Untersuchungsergebnisse ich dann im folgenden noch genauer betrachten werde.
2.3. Phasen der Elternschaft
Zum Übergang der Erstelternschaft wird 1985 von Gloger-Tippelt ein Phasenmodell entworfen. Die nun folgenden acht Entwicklungsphasen der Eltern sind idealtypischer Natur und dienen einer groben Orientierung. Mir ist es wichtig, dieses Phasenmodell vorzustellen, da sowohl Veränderungen der Partnerschaft als auch entstehende Verarbeitungsprozesse damit besser verdeutlicht werden können.
Verunsicherungsphase (bis zur 12. Woche)
Nach der Konfrontation mit der Schwangerschaftsdiagnose werden von der Mutter im körperlichen Bereich erste Veränderungen wie Müdigkeit, Übelkeit oder Bauchschmerzen wahrgenommen. Das positive oder negative Erleben der Schwangerschaft hängt wesentlich von der Anteilnahme der werdenden Eltern ab. Die eigene Ausbildungs- und Berufssituation, die finanzielle Lage und auch die Partnerbeziehung werden reflektiert und neu bewertet, was von den werdenden Eltern je nach Alter und Identitätsbewusstsein als Belastung oder zumindest Verunsicherung empfunden wird, vor allem wenn eine mögliche Entscheidung für oder gegen das Kind noch nicht getroffen ist.
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- Quote paper
- Martina Carl (Author), 2003, Die Geburt der Eltern. Paare im Übergang von der Partnerschaft zur Elternschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27329
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