Die Karibik ist einer der beliebtesten Kreuzfahrtregionen weltweit. Insgesamt gehen 41,02 % aller Kreuzfahrten in die Karibik. Dabei hat der Kreuzfahrttourismus in der Region schon lange Tradition, da schon zu Kolonialzeiten viele Europäer in die warme Karibik fuhren. Heute kommen die Kreuzfahrttouristen vor allem aus den USA. Da die meisten Inseln der Karibik sehr klein und topographisch schwierig sind, ist der Tourismus häufig der einzige Devisenbringer.
Tourismus im Allgemeinen hat viele positive und negative Einflüsse auf die Zielregion. So kann er die Wirtschaft stärken, die Umwelt schützen und Kulturen erhalten. Auf der anderen Seite können verbleiben nicht immer viele Gelder im Land, durch die Importe, die Natur wird durch die einströmenden Touristen zerstört und die Bevölkerung fühlt sich belästigt. Diese Probleme entstehen auch beim Kreuzfahrttourismus in der Karibik.
INHALTSVERZEICHNIS
II Abbildungsverzeichnis
III Tabellenverzeichnis
IV Abkürzungsverzeichnis
V Kurzfassung
VI Abstract
1 Einleitung
1.1 Problematik
1.2 Methodik und Befragung
2 Karibische Inseln
2.1 Die Inseln
2.2 Bevölkerung
2.3 Wirtschaft
2.4 Tourismus
2.4.1 Tourismus als Entwicklungsfaktor
2.4.1.1 Positive Faktoren
2.4.1.2 Negative Faktoren
2.4.2 Kreuzfahrten in der Karibik
3 Nachhaltigkeit auf dem Kreuzfahrtmarkt
3.1 Entwicklung des Kreuzfahrtmarktes
3.2 Richtlinien und Vorgaben
3.3 Nachhaltigkeit des Kreuzfahrtmarktes
3.4 Nachhaltigkeitsansätze einer Kreuzfahrtdestination
3.5 Nachhaltigkeitsansatz einer anderen Kreuzfahrtdestination
3.6 Nachhaltigkeitsansätze für die Karibischen Inseln
3.6.1 Belize Cruise Tourism Policy
3.6.2 Dominica Tourism Policy 2010
4 Kreuzfahrtunternehmen
4.1 Der Begriff „Kreuzfahrt“
4.1.1 Klassische Kreuzfahrt
4.1.2 Zeitgenössische Kreuzfahrt
4.2 Deutsche Kreuzfahrtunternehmen im Vergleich zu Amerikanischen
4.3 Deutscher Kreuzfahrtmarkt
4.3.1 Phoenix Reisen
4.3.1.1 Produkt
4.3.1.2 Zielgruppe
4.3.1.3 Nachhaltigkeit
4.3.2 TUI Cruises
4.3.2.1 Produkt
4.3.2.2 Zielgruppe
4.3.2.3 Nachhaltigkeit
4.3.3 AIDA Cruises
4.3.3.1 Produkt
4.3.3.2 Zielgruppe
4.3.3.3 Nachhaltigkeit
4.4 Bewertung
5 Lösungsansätze für nachhaltigen Kreuzfahrttourismus in der Karibik
5.1 Zielsetzung für die Karibik
5.2 Lösungsansätze für die Karibik
5.2.1 Lösungsansätze zu Stärkung der Ökonomie der Karibik.
5.2.2 Lösungsansätze zu Sicherung der Ökologie der Karibik .
5.2.3 Lösungsansätze zu Erhaltung soziokulturellen Strukturen der Karibik
6 Fazit
VII Literaturverzeichnis
VIII Anhang
II Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Karte Karibische Inseln
Abbildung 2: Wirtschaftliche Daten einiger karibischen Inseln
Abbildung 3: Einflussfaktoren des Tourismus in Entwicklungsländern
Abbildung 4: Positive Effekte des Tourismus
Abbildung 5: negative Effekte des Tourismus
Abbildung 6: Probleme des Kreuzfahrttourismus in der Karibik
Abbildung 7: Entwicklung der Anzahl der Kreuzfahrttouristen
Abbildung 8: Die 6 Regelungen des MARPOL-Abkommens
Abbildung 9: Anlage V des MARPOL-Abkommen
Abbildung 10: Nachhaltigkeitsplan der Arktis
Abbildung 11: Ziele und Leitlinien der Kreuzfahrtpolitik von Belize
Abbildung 12: Nachhaltigkeitsplan von Dominica
Abbildung 14: Kreuzfahrttouristen nach Nation
Abbildung 15: Aufteilung der Kreuzfahrtunternehmen auf dem internationalen Markt
Abbildung 16: Deutscher Kreuzfahrtmarkt
Abbildung 17: Marktanteile Kreuzfahrtgesellschaften in Deutschland
Abbildung 18: Faktoren für Inselauswahl bei Phoenix
Abbildung 19: Faktoren für Ausflugorganisation bei Phoenix
Abbildung 20: Faktoren für die Inselauswahl bei TUI Cruises
Abbildung 21: Faktoren für Ausflugsorganisation bei TUI Cruises
Abbildung 23: Ziel zur Erreichung nachhaltigen Kreuzfahrttourismus in der Karibik
Abbildung 25: Ökonomisch Lösungsansätze
Abbildung 26: Ökologische Lösungsansätze
Abbildung 27: Sozio-Kulturelle Lösungsansätze
III TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 2: Deutsche Kreuzfahrtunternehmen und ihre Größe
IV Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
V KURZFASSUNG
Die Karibik ist einer der beliebtesten Kreuzfahrtregionen weltweit. Insgesamt gehen 41,02 % aller Kreuzfahrten in die Karibik. Dabei hat der Kreuzfahrttouris- mus in der Region schon lange Tradition, da schon zu Kolonialzeiten viele Euro- päer in die warme Karibik fuhren. Heute kommen die Kreuzfahrttouristen vor allem aus den USA. Da die meisten Inseln der Karibik sehr klein und topogra- phisch schwierig sind, ist der Tourismus häufig der einzige Devisenbringer.
Tourismus im Allgemeinen hat viele positive und negative Einflüsse auf die Zielregion. So kann er die Wirtschaft stärken, die Umwelt schützen und Kulturen erhalten. Auf der anderen Seite können verbleiben nicht immer viele Gelder im Land, durch die Importe, die Natur wird durch die einströmenden Touristen zerstört und die Bevölkerung fühlt sich belästigt. Diese Probleme entstehen auch beim Kreuzfahrttourismus in der Karibik
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit soll untersucht werden, welche Probleme durch den Kreuzfahrttourismus in der Karibik entstehen. Darüber hinaus soll überprüft werden ob und inwiefern deutsche Kreuzfahrtunternehmen nachhaltigen Touris- mus fördern. Hierbei soll insbesondere das Zielgebiet der Karibik eingegangen werden. Diese Ausführungen dieser Arbeit basieren auf der Analyse von Literatur, wobei diese vor allem online verfügbar ist. Dies hängt damit zusammen, dass es sich um ein sehr neues Themengebiet handelt. Um einen fundierte Grundlage zu schaffen, wurden zwei Experteninterviews mit Unternehmen des deutschen Kreuzfahrtmarktes geführt. Darüber hinaus wurde der Nachhaltigkeitsbericht ei- nes weiteren Kreuzfahrtunternehmens betrachtet um einen weiteren Einblick in den Mark zu erhalten. Anhand der dieser drei Analysen wurde ein Maßnahmen- plan entwickelt den deutsche Kreuzfahrtunternehmen ergreifen können, um die Nachhaltigkeit in der Karibik zu fördern und die Inseln zu unterstützen.
VI ABSTRACT
The Caribbean is one of the most popular cruising regions in the world. About 41.02 % of all cruises go to the Caribbean. In that region cruise ship tourism has long tradition because during the colonial period many European came to the warm Caribbean. Today majority of cruise ship tourists come from the USA. Most of the island in the Caribbean are very small and have a difficult topography. That is why tourism is the only income.
In general tourism has positive and negative effects on a destination. On the one hand it strength the economy and protect environment and culture. On the other hand the money which come in is spend for import products. Furthermore the nature is destroyed through the tourists and the home communities could feel annoyed. These problems also arise in cruise ship tourism in the Caribbean.
Within this bachelor thesis it should be examined which problems appear be- cause of cruise ship tourism in the Caribbean. Furthermore it should be checked if and how far German cruise ship companies assist in sustainable tourism espe- cially in the Caribbean. This work is based on the analysis of literature whereas the main sources are online because the topic is very new. For this reason two expert interviews with German cruise ship companies where made. Beyond it was done an analysis of the sustainable report of another German cruise ship compa- ny. Based on this three analysis activity plan was developed. This plan was made for German cruise ship companies which want to assist in sustainable tourism in the Caribbean.
1 Einleitung
1.1 Problematik
Tourismus ist einer der am stärksten wachsenden Wirtschaftssektoren weltweit, insbe- sondre der Kreuzfahrttourismus. Dabei gehörte die Karibik zu den beliebtesten Kreuz- fahrtdestinationen weltweit. Insbesondere in der Vergangenheit, aber auch heute strömen die Kreuzfahrttouristen in die Karibik und besuchen eine Insel nach der ande- ren. Problematisch ist, dass sie die Länder besuchen, aber kaum Geld ausgeben. Dar- über hinaus wird die Umwelt durch die Schiffe selbst und gedankenlose Touristen zer- stört.
Im Rahmen dieser Arbeit soll überprüft werden, ob und inwiefern deutsche Kreuzfahrtunternehmen die Nachhaltigkeit im Kreuzfahrtourismus fördern, sowohl im Allgemeinen, als auch bezogen auf die Karibik. Hierfür wurden deutsche Kreuzfahrtunternehmen als Unternehmen definiert, die primär auf dem deutschen Quellmarkt agieren, das heißt auch überwiegend deutsche Gäste an Bord der Schiffe haben.
Zu Beginn soll eine Einführung in das Thema „Karibik“ gegeben werden. Hierfür werden als erstes die geografische Lage und das Klima der Inseln beleuchtet. Darüber hinaus wird kurz auf die Bevölkerung und die Wirtschaftslage eingegangen. Am Ende des Kapitels wird der Tourismus in der Karibik thematisiert und welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben. Außerdem wird auf den Kreuzfahrttourismus in der Karibik eingegangen und resultierende Probleme erarbeitet.
Im nächsten Kapitel wird ein Abriss der Geschichte der Kreuzfahrt gemacht. Darüber hinaus wird geklärt welche Richtlinien es für die Nachhaltigkeit auf dem Kreuzfahrt- markt gibt. Es wird auf die Nachhaltigkeit des Kreuzfahrtmarktes eingegangen und verschiedene Ansätze in der Theorie, aber auch praktisch für verschiedene Kreuzfahrt- destinationen erläutert.
Es wird auf die Kreuzfahrtunternehmen eingegangen. Dafür wird der Begriff der Kreuzfahrt definiert und zwischen klassischer und zeitgenössischer Kreuzfahrt unterschieden. Es wird eine Einordnung des Kreuzfahrtmarktes gegeben, bevor auf die einzelnen Unternehmen eingegangen wird.
Als nächstes werden die Experteninterviews und die Ergebnisse daraus vorgestellt, bevor darauf basierende Ziele der deutschen Kreuzfahrtunternehmen für nachhaltigen Tourismus formuliert werden. Dies bildet die Grundlage für die Lösungsansätze bei denen zwischen ökonomischen, ökologischen und sozio-kulturellen Maßnahmen unter- schieden wird.
1.2 Methodik und Befragung
Um genauer einschätzen zu können wie viel für den nachhaltigen Tourismus getan wird, wurden Experteninterviews durchgeführt. Anhand von Literaturrecherche wurden Hypothesen aufgestellt, auf die der Fragebogen aufbaute. Diese lauten:
1. Die Unternehmen achten nicht auf die Nachhaltigkeit ihres Handelns
2. Die Häfen in der Karibik werden nur anhand der Hafengebühren ausgesucht
3. Die Inseln der Karibik sind untereinander austauschbar
Zur Durchführung der Befragung wurden auf Basis einer Recherche Unternehmen iden- tifiziert, die primär deutsche Kunden ansprechen. Diese sind: Transocean Tours, TUI Cruises, Phoenix Reisen, Hapag Lloyd Kreuzfahrten, AIDA Cruises und Plantours & Partner. Um genauere Informationen über das Thema Nachhaltigkeit in diesen Unter- nehmen zu bekommen, wurden alle Unternehmen telefonisch kontaktiert und zu einem Experteninterview eingeladen. Einzig AIDA Cruises stand nicht für ein Interview zu Ver- fügung, verwies jedoch auf ihren Nachhaltigkeitsbericht auf der Firmenwebsite. Da dieser die meisten Fragen des Fragebogens (siehe Anhang) beantwortet, wurde er als Grundlage für die Analyse genutzt. Transocean Tours erklärte sich bereit, die Befra- gung telefonisch durchzuführen. Den anderen Unternehmen wurde der Fragebogen zugeschickt mit der Bitte der schnellen Beantwortung.
Das Telefonat mit Transocean war jedoch wenig hilfreich, da sich herausstellte, dass das Unternehmen sich nicht selbst um das Thema Nachhaltigkeit kümmert, sondern ein externes Unternehmen damit beauftragt hat. Dieses externe Unternehmen beschäftigt sich hauptsächlich mit der Modernisierung der Antriebsmotoren und Maschinen. Prob- lematisch war, dass dieses Unternehmen keine Informationen an Dritte herausgibt. Bei Transocaen Tours konnte niemand die Fragen über Nachhaltigkeit beantworten.
Das Unternehmen Plantours & Partner gab bei erneutem Kontakt zu, dass es den Fragebogen nicht beantworten könne, da für sie Nachhaltigkeit noch kein wichtiges Thema sei. Im Zuge einer Umstrukturierung des Unternehmens solle Nachhaltigkeit weiter in den Mittelpunkt rücken, doch aktuell könne das Unternehmen nichts dazu sagen. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Versprechen gehalten wird.
Sowohl Phoenix Reisen, als auch TUI Cruises haben den Fragebogen beantwortet (siehe Anhang). Die Ergebnisse werden im Kapitel 5.3 präsentiert.
2 Karibische Inseln
2.1 Die Inseln
Bei der Karibik handelt es sich um einen Inselbogen mit bis zu 7.000 Inseln1, der sich mit einer Länge von 4.000 km von Florida bis nach Südamerika erstreckt. Sie werden in die im Westen liegenden Großen Antillen und die im Osten liegenden Kleinen Antillen unterteilt. Des Weiteren gehören die Bahamas zur Karibik, werden aber nicht zu den Großen Antillen gezählt. Zu den Großen Antillen zählen Kuba, Cayman Islands, Jamaika und die drei spanischsprachige Inseln Haiti, Dominikanische Republik und Puerto Rico. Die Kleinen Antillen werden erneut unterteilt in die Inseln über dem Wind, die sich von Trinidad und Tobago bis zu den Virgin Islands erstrecken, und die Inseln unter dem Wind, welches die vier Inseln Aruba, Bonnaire, Curacao und Isla Margarita vor Vene- zuela Küste sind.2 In der abgebildeten Karte ist das Gebiet der Karibik dargestellt.
Abbildung 1: Karte Karibische Inseln, Quelle: (Central Intellegence Agency - Carib- bean 2011)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Alle Inseln liegen in den Tropen und bieten somit ein gleichbleibendes Klima, welches immer das Gefühl von Sommer vermittelt. Die Hitze wird auf den meisten Inseln durch den ganzjährigen Passatwind abgeschwächt. Die Karibik befindet sich in der Hurri- kanzone, was bedeutet, dass sich zu einer bestimmten Zeit im Jahr Stürme über dem erwärmten Meerwasser aufbauen können und auf die Inseln treffen. Die Saison be- ginnt im Juli, erreicht im September seinen Höhepunkt und endet im November.3
2.2 Bevölkerung
Die Bewohner der Karibik sind mehrheitlich Nachfahren aus der Sklaverei ab 1524, denn schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren fast alle indianische Ureinwohner durch eingeschleppte Krankheiten aus Europa oder Deportation ausgelöscht. Die heuti- gen Afrokariben sind Mischlinge aus Schwarzen und Weißen, wobei der Vermischungs- grad von Insel zu Insel verschieden ist. Auf den englischsprachigen Inseln sind 80 bis 90 % der Bevölkerung rein schwarz, wohingegen auf den französischen Inseln der Anteil der Mestizen wesentlich höher ist. Die weißen Bewohner bilden auf allen Inseln der Karibik die Minderheit. Eine weitere kleine, aber wichtige Bevölkerungsgruppe sind die „retiered lobsters“, wie die Rentner genannt werden, die ihren Lebensabend vor allem auf den britischen Inseln und den US-Virgin Islands verbringen.4
Insgesamt leben in der Karibik 30 Million Menschen, was durchschnittlich einer Bevöl- kerungsdichte von 125 Einwohnern pro km2 entspricht. Es gibt jedoch starke Unter- schiede zwischen den Inseln. So leben auf Dominica nur 97 Einwohner auf einen Quad- ratkilometer5. Hingegen sind es auf Barbados 640 Einwohner pro km2. Insgesamt lässt sich ein gewisser Grad an Überbevölkerung feststellen. So beträgt das Bevölkerungs- wachstum 1,5 % für alle karibischen Inseln. Hierbei ist mehr als die Hälfte der Bevölke- rung unter 20 Jahre alt.6
2.3 Wirtschaft
Die gesamtwirtschaftliche Situation der Karibik ist als schwierig einzustufen, da Land- wirtschaft und Industrie nur einen geringen Anteil an der Volkswirtschaft haben und somit der Tourismus häufig der einzige Devisenbringer ist. Die selbständigen Inseln wie beispielsweise Dominica profitieren sehr wenig vom Tourismus und haben es noch schwerer als von Europa oder den USA abhängige Inseln. Diese werden durch ihre Mutterländer getragen und durch Subventionen gestützt. Die weiter entwickelten In- seln leiden unter den steigenden Ölpreisen. Die anderen unter den fallenden Welt- marktpreisen für Agrarprodukte. Die Armut der Inseln ist jedoch nicht direkt offensicht- lich. Vielmehr mehr sind es strukturelle Schwächen und die daraus resultierende Prob- leme, welche die Karibik zur Dritten Welt machen. Eines der größten Probleme ist die zunehmende Verschuldung und die dadurch entstehende erdrückende Zinslast. Dar- über hinaus ist auf Grund der räumlichen Begebenheit der Aufbau einer funktionsfähi- gen Volkswirtschaft kaum möglich. Ein weiteres Problem ist, dass auf Grund der räum- lichen Begebenheiten keine Volkswirtschaft funktionsfähig ist. Somit setzte die Karibik schon früh auf ökonomische Zusammenarbeit und die Bildung eines einheitlichen Wirt- schaftsraumes. Der Grundstein dafür wurde 1968 mit der Gründung der Caribbean Free Trade Area (CARIFTA) gelegt. Diese wurde 1973 nach dem Vorbild der europäi- schen Gemeinschaft in die Caribbean Common Market (CCM) umgewandelt. Ein weite- res wichtiges Instrument ist die Organisation of East Caribbean States (OECS), die 1982 gegründet wurde. Diese Organisation hat als gemeinsame Währung den East Caribbean Dollar. Ansonst sind auf vielen Inseln der US-Dollar oder sogar der Euro das übliche Zahlungsmittel.7 In der folgenden Abbildung sind die wirtschaftlichen Eckdaten einiger Inseln dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Wirtschaftliche Daten einiger karibischen Inseln, Quelle: (Central In- tellegence Agency 2011)
2.4 Tourismus
Tourismus stellt in der Karibik eine wichtige Einnahmequelle dar. Allein in Bermuda macht der Dienstleistungssektor 89 % des Bruttoinlandsprodukts aus.8 Ein großer An- teil davon kann dem Tourismus zugeordnet werden. Allein in den ersten 3 Quartalen von 2010 haben über 16,5 Millionen Touristen die Karibik besucht.9 Ein wichtiger Grund für das Interesse der Touristen ist die natürliche Attraktivität der Region und das ganz- jährig warme Klima. Der Grund warum die karibischen Inseln sich stark auf den Tou- rismus konzentrieren liegt auf der Hand. Die meisten Inseln haben eine schwierige Topographie und bieten nur begrenzt Platz für Agrarwirtschaft. In Folge dessen ist die Landwirtschaft schwer möglich und auch nicht lukrativ, da andere Länder wie zum Bei- spiel Venezuela, ähnliche Produkte anbauen, aber wesentlich größere Mengen expor- tieren können.10 Auch der sekundäre Sektor hat auf den meisten Inseln keinen hohen Anteil am BIP.11 Auf der einen Seite ist der Platz auf den meisten Inseln begrenzt, zum Beispiel Dominica hat insgesamt nur eine Fläche von 751 km2 12. Dadurch ist der Platz, der für mögliche Industrien bestehen würde, sehr klein. Darüber hinaus haben einige Inseln einen vulkanischen Ursprung und sind deshalb sehr bergig. Zum Beispiel auf Dominica erreicht der höchste Punkt 1.447 Meter.13 Darüber hinaus gibt es auf den meisten Inseln keine Rohstoffvorkommen, um eine Industrie aufzubauen. Für andere Industriearten fehlen die ausgebildeten Arbeitskräfte.14 Aus diesen Gründen wurde der Tourismus auf den meisten Inseln schnell eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Das Reisen in der Karibik hat eine lange Tradition. Da die karibischen Inseln ehemalige Kolonien europäischer Länder sind, kamen schon früh Touristen aus dieser Region, um in der Karibik Urlaub zu machen. So entstanden schon in den zwanziger Jahren die ersten Tendenzen zum Kreuzfahrttourismus.15 Darüber hinaus ist die Lage sehr vorteil- haft. Sie liegt in direkter Nähe des größten Quellenmarkts, Nordamerika. Einer der wichtigsten Punkte, der für die Touristenregion spricht, ist die stabile politische Situati- on. Die Region ist politisch ruhig und es sind kaum Unruhen zu befürchten. Vor allem in der östlichen Karibik trifft dies zu.16 Somit hat die Karibik einen klaren Vorteil gegen- über anderen Entwicklungsländern. Eine große Ausnahme ist Kuba, das durch die poli- tische Situation, vor allem für den größten Quellmarkt der USA für lange Zeit unbereis- bar war.17
Der Tourismus in der Karibik ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Bedeutend ist, dass es dort zwei verschiedene Arten von Touristen gibt. Um diese zu unterscheiden, ist es von Bedeutung, wie Tourismus definiert wird.
Laut Definition der World Tourism Organisation ist ein „Tourist eine Person, die zu Or- ten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reist und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhält aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind.“ Somit sind Touristen sowohl Personen, die ihren gesamten Urlaub auf einer der karibischen Inseln verbringen, als auch Menschen, die mehrere karibische Inseln während der Urlaubszeit z.B. mit einem Kreuzfahrtschiff besuchen.
Der Tourist, der seinen Urlaub auf einer Insel verbringt, hat viel Zeit das Land zu erkunden und alle Attraktionen und Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Vorteilhaft für die Karibik ist hierbei, dass die Anzahl durch das Übernachtungsangebot begrenzt ist. Darüber hinaus sind sie darauf angewiesen, auf den Inseln einzukaufen. Dadurch verbleibt der größte Teil der Ausgaben im Land.
Der Kreuzfahrttourist befindet sich nur sehr kurze Zeit auf der Insel. Die meisten Schif- fe sind maximal 12 Stunden im Hafen bevor sie die Weiterfahrt antreten. So können nur Sehenswürdigkeiten besucht werden, die sich maximal vier Stunden vom Hafen entfernt befinden. So besucht ein Kreuzfahrttourist nur die Sehenswürdigkeiten, die sich in unmittelbarer Nähe des Hafens befinden.18 Durch die begrenzte Zeit, die der Tourist an Land ist, können nur wenige Gewinne generiert werden. Der Kreuzfahrttou- rist isst an Bord des Schiffes und macht einen vom Schiff organisierten Ausflug, bei dem nur ein Teil des Geldes an die Insel fließt. Auch die Souvenirs werden häufig an Bord gekauft, da der Kunde diese Produkte während der gesamten Reise kennenlernen kann.
Insgesamt gibt ein Übernachtungsgast in der Karibik um ein Vielfaches mehr aus als ein Kreuzfahrttourist. Auf den Bahamas war es sogar 13,2-mal so viel.19
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass der Tourismus in Karibik ohne nennba- res Rohstoffvorkommen oder andere Einnahmenquellen von besonderer Bedeutung ist. Der Tourismus bringt Geld aus dem Ausland auf die Inseln und kann somit ein wichti- ger Entwicklungsfaktor für die Region sein. Es ist offensichtlich, dass Tourismus sowohl positive, als auch negative Auswirkungen auf ein Land, beziehungsweise eine Region haben kann. Diese Einflussfaktoren werden in den nächsten beiden Abschnitten erläu- tert.
2.4.1 Tourismus als Entwicklungsfaktor
Der Tourismus in Entwicklungsländern kann einen wichtigen Entwicklungsfaktor dar- stellen. Der Grund für die Wichtigkeit des Tourismus in der Karibik ist, dass die Inseln so unabhängig von ausländischer Entwicklungshilfe leben und wirtschaften können. Das Problem hierbei ist, dass sie sich durch die Konzentration und den schnellen Ausbau des Tourismus, in eine neue Abhängigkeit begeben. Hier können nachhaltige Entwicklung und sinnvolle Reinvestitionen in Infrastruktur oder Bildung sehr positiv wirken, um die Abhängigkeit zu vermindern.
Es gibt sowohl Faktoren, die die Nachfrage nach Tourismus in Entwicklungsländern erhöhen, als auch Faktoren, die die Nachfrage hemmen. Zum einen kann dies aus Sicht der Herkunftsländer der Touristen betrachten werden. Zum anderen ist eine Betrachtung aus Sicht der Destination wichtig.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Einflussfaktoren des Tourismus in Entwicklungsländern, Quelle: (Be- cker 2007, S. 633)
In den nächsten beiden Abschnitten werden die positiven und negativen Effekte des Tourismus auf Entwicklungsländer erläutert. Hierbei wird sich speziell auf die karibischen Inseln und deren Begebenheiten bezogen.
2.4.1.1 Positive Faktoren
Der Tourismus kann einem Land viele positive Impulse geben, um sich weiter zu ent- wickeln. In der unten stehenden Abbildung werden die verschiedenen positiven Effekte veranschaulicht, die auf ein Land wirken. In der Abbildung werden diese Effekte in drei Bereiche unterteilt. Zum einen kann sich der Tourismus auf die wirtschaftliche Situation eines Landes auswirken. Der Aspekt, der auf der Hand liegt, ist das Geld, welches die Reisenden mit ins Land bringen und ausgeben. Zum anderen wirkt der Tourismus sich positiv auf die Ökologie aus. Dies ist ein wenig greifbarer und schwammiger Begriff. Auf Grund dessen wird dieser Zusammenhang in den nächsten Abschnitten erklärt. Die letzten Faktoren, die vom Tourismus positiv beeinflusst werden, sind die Kultur und die sozialen Strukturen. In den nächsten drei Abschnitten wird auf diese drei Faktoren wei- ter eingegangen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Positive Effekte des Tourismus, Quelle: (Becker 2007, S. 635) Ökonomisch
Der Tourismus in der Karibik hat viele wirtschaftliche Vorteile. Einer der positiven Ein- flüsse ist der Deviseneffekt, das heißt die finanziellen Mittel, die durch die Touristen in das Land gebracht werden. Zu Zeiten der Kolonialisierung hat die Karibik hauptsächlich Einnahmen aus der Landwirtschaft generiert. Dieser Wirtschaftszweig wurde im Laufe der Zeit instabil, da zum einen die Nachfrage im Ausland stark schwankte. Zum ande- ren verschlechterten sich die Terms of Trades, durch den verschlechterten US Dollar Wechselkurs. Beim Tourismus werden alle Sektoren angesprochen und somit mehr finanzielle Mittel ins Land gebracht. Daraus ergibt sich noch ein weiterer Vorteil: der Beschäftigungseffekt. Dadurch, dass die Wirtschaft positiv stimuliert wird, steigt die Anzahl der angebotenen Arbeitsplätze. Es werden neue Hotels gebaut, für die Personal benötigt wird. Die Touristen, die in der Karibik mit Kreuzfahrtschiffen ankommen, wol- len von Reiseführern herumgeführt werden. Darüber hinaus kaufen sie Souvenirs und typische Produkte aus der Karibik, um sie mit nach Hause zu nehmen und so das Ge- fühl des Urlaubs verlängern und sich daran zurückerinnern zu können. Für all diese Bereiche werden zusätzliche Arbeitskräfte benötigt. Dieses Phänomen wird als Multipli- katoreffekt des Tourismus bezeichnet. Es bedeutet, dass der Beschäftigungseffekt, der sich primär auf die Tourismusindustrie auswirkt, verstärkt wird und sich ausweitet. Mit dem ins Land strömenden Touristen geht ein Ausbau der touristischen Infrastruktur einher. Das heißt, dass beispielsweise Flughäfen oder Straßen zu den Haupttouris- musorten ausgebaut und verbessert werden. Damit einher gehen Impulse auf die Ent- wicklung in der Region, die die Touristen besuchen. Darüber hinaus können die Unter- schiede in der Entwicklung zwischen verschiedenen Regionen abgebaut werden. Dieser Disparitätenabbau spielt auf den meisten karibischen Inseln nur eine sekundäre Rolle, da die Entwicklungsunterschiede in einem kleinen Land meist nicht so groß sind. Dies gilt jedoch nicht für die großen Republiken wie Kuba oder die Dominikanische Repub- lik.20
Ökologisch
Die Auswirkungen des Tourismus auf die Ökologie eines Landes gehen in die gleiche Richtung. Dadurch, dass Touristen die Destination besuchen, besteht auf Seiten des Staates ein großes Interesse, Naturlandschaften zu erhalten und zu schützen. In der Karibik gibt es eine einzigartige Natur, weshalb die Touristen unter anderem die Desti- nation besuchen. Aus diesem Grund wird sie als Nationalpark unter Schutz gestellt, damit dieser Pull-Faktor nicht zerstört wird. Durch die Unterschutzstellung können wie- derum Fördergelder aus dem Ausland kommen. Ein Beispiel hierfür ist der Morne Trois Pitons National Park auf Dominica, der seit 1997 zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.21
Solche Titel können sogar zusätzliche Touristen bringen, da die Auszeichnung als Welterbe eine Marketingwirkung hat. Neben der Ernennung von Schutzgebieten oder Reservaten hat der Tourismus die Wirkung, dass Gebiete, die schon unter Schutz stehen, erhalten werden, da das Interesse wächst.
Sozikulturell
Die positiven soziokulturellen Effekte sind offensichtlich. Dadurch, dass sich die Touris- ten für die karibischen Inseln interessieren, werden Traditionen und das kulturelle Erbe erhalten, da die fremdartige Kultur die Touristen anlockt. Durch das gesteigerte Inte- resse an der Kultur steigt auch das Interesse der Bevölkerung an ihrer eigenen Kultur. Insbesondere die Jugend möchte wieder etwas über ihre Herkunft lernen. Somit bleibt die Kultur lebendig. Ein weiter Effekt ist die interkulturelle Begegnung zwischen den Einheimischen und den Touristen aus der ganzen Welt. Es wird Verständnis für Unter- schiede und Toleranz gegenüber Fremden gefördert. Dies wiederum fördert die Weltof- fenheit und die Akzeptanz von anderen.
Insgesamt hat der Tourismus viele positive Einflüsse, die ein Land für sich nutzen kann um sich weiterzuentwickeln. Dadurch kann ein Entwicklungsland schnell zu einem Schwellenland werden und zur gesamten Verbesserung der Lebensumstände beitra- gen.
2.4.1.2 Negative Faktoren
Wie zuvor erläutert, kann der Tourismus viele positive Impulse für die Entwicklung eines Landes liefern, doch er hat auch viele negative Einflüsse. In der unten stehenden Abbildung wird gezeigt, welche negativen Effekte der Tourismus haben kann. Auch hier können die Effekte in drei Bereiche aufgeteilt werden: wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Auswirkungen. In den folgenden Abschnitten werden die unterschiedlichen Faktoren aus der Abbildung weiter erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: negative Effekte des Tourismus, Quelle: (Becker 2007, S. 635)
Ökonomisch
Tourismus wird in der Karibik hauptsächlich betrieben, um die Wirtschaft zu fördern und daraus Entwicklung zu generieren. Das Problem hierbei ist, dass er sich nicht nur positiv auf die Region auswirkt. Die Karibik hat selbst fast keine Rohstoffvorkommen und auch der Anbau von Agrarprodukten gestaltet sich schwierig. Um jedoch Touris- mus betreiben zu können, werden diese Dinge dringend benötigt. Die einzige Lösung ist es sie zu importieren. Dadurch sinken die Einnahmen aus dem Tourismus. Dies wird auch als Sickerrate bezeichnet. In der Karibik liegt diese Rate durchschnittlich bei 80 % der Tourismuseinkünfte22. Ein weiteres Problem ist die steigende Nachfrage nach Pro- dukten, die eine Preissteigerung auslöst. Problematisch ist, dass die Karibik vollkom- men vom Tourismus abhängig ist, da es keine andere Möglichkeit gibt, Einkünfte zu generieren. In vielen Entwicklungsländern spielt der ungleiche Zugang zur Infrastruktur eine große Rolle. In der Karibik kommt diesem Problem nur eine untergeordnete Rolle zu, da bis auf drei Inseln alle Inseln sehr klein sind.
Ökologisch
Eines der größten Umweltprobleme ist der Eingriff in ein sehr sensibles Ökosystem. Die meisten Inseln bestehen zu großen Teilen aus Regenwald, der über Jahrhunderte gewachsen ist. Gleiches gilt auch für die Korallenriffe, die durch den Tourismus zerstört werden. Unerfahrene und meist unwissende Touristen streifen durch die Wälder und zertreten seltene Pflanzen oder brechen Korallen als Souvenir für zu Hause ab. Dies führt zu einer langsamen Zerstörung der Umwelt. Ein weiteres Problem stellt der Verbrauch von Wasser und anderen Ressourcen dar, da alle Teile der Karibik kleine Inseln sind, die nur begrenzt über Ressourcen verfügen.
Soziokulturell
Die kulturellen und sozialen Einflüsse des Tourismus stehen an erster Stelle des Identi- täts- und Kulturverlustes. Durch den immer häufiger werdenden Kontakt der Karibik- bewohner mit den meist westlichen Touristen kommt es zum Verlust der eigenen Iden- tität und zur Vermischung der Kulturen. So werden die eigenen Traditionen nur noch für Touristen aufgeführt. Aus traditioneller Kunst der Karibik werden Souvenirs, die für die Einheimischen nur noch monetäre Bedeutung haben. Neben diesen kulturellen Ver- änderungen kommt es auch zur Veränderung der sozialen Strukturen. So werden vor allem Kinder zu Bettlern, um von den Touristen zu profitieren. Dabei ist der Schritt zur Kriminalität nicht mehr weit. Das Problem hierbei ist, je mehr Touristen kommen, desto höher wird die Kriminalitätsrate. Ein weiteres Problem kann die Prostitution darstellen. Insbesondere Prostitution von Kindern kann schnell zu einem Imageproblem werden, das Touristen von der Reise in die Karibik abhält.
2.4.2 Kreuzfahrten in der Karibik
Die Karibik ist im Kreuzfahrttourismus einer der Topdestinationen. Allein 41,02 % aller Kreuzfahrten weltweit befahren die Karibik. Dadurch wird ein Umsatz von insgesamt 15 Milliarden US-Dollar generiert.23 Somit kommt dem Tourismus und seiner Organisation eine große Bedeutung zu. Auch der Kreuzfahrttourismus nimmt Einfluss auf die Wirt- schaft, die Umwelt und die Kultur der karibischen Inseln. In Abbildung 5 werden die Probleme des Kreuzfahrttourismus in der Karibik dargestellt. Im Folgenden wird auf die Aspekte genauer eingegangen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Probleme des Kreuzfahrttourismus in der Karibik
Ökonomisch
Die Ankunft eines Kreuzfahrtschiffes in einem karibischen Hafen bringt als erstes die Einnahmen der Hafengebühr. Hierbei muss jedes Schiff pro Passagier und auch Crewmitglied einen bestimmten Betrag entrichten. Dieser schwankt von Insel zu Insel stark, ist jedoch im Vergleich zu Europa relativ niedrig. Martinique und Guadeloupe sind teurer. Dies kann damit zusammenhängen, dass es sich hierbei um französische Departements handelt. Zu den günstigeren Inseln gehört Dominica.24 Die Hafengebühr stellt eine wichtige Einnahmequelle dar, da diese auf jeden Fall an die Inseln geht. Dies gilt auch für die Eintritte in die Nationalparks oder andere Attraktionen. Auch diese Einnahmen bleiben in jedem Fall auf der Insel. Bei den anderen möglichen Einnahmen durch Food & Beverage, Touren oder Souvenirs wird es schwieriger. Alle deutschen Kreuzfahrtschiffe bieten all-inklusive an, das heißt, dass das Essen an Bord schon be- zahlt ist. Aus diesem Grund gehen die meisten Kreuzfahrttouristen zurück an Bord um zu essen und gehen erst danach wieder an Land. Dadurch entfällt diese Einnahmequel- le. Auch bei den Touren gibt es Probleme. Manche, insbesondere amerikanische Kreuz- fahrtunternehmen, gründen auf den Inseln eigene Reiseveranstalter.25 Dies bedeutet, dass die Unternehmen auch an den Touren an Land mitverdienen und nur noch ein Bruchteil im Land verbleibt. Insgesamt betragen die durchschnittlichen Ausgaben je Passagier in der Karibik 98,01 US-Dollar.26 Somit hätte der Kreuzfahrttourismus viel Potential, um die Entwicklung in der Karibik voranzutreiben. Momentan verdienen die Kreuzfahrtgesellschaften aber noch mehr am Tourismus, als die Inseln, die bereist werden.
Ein weiteres Problem ist der Energieverbrauch. Die Gewinnung von Energie gestaltet sich auf den karibischen Inseln schwierig. Viele Kreuzfahrtschiffe schalten aus umwelt- bedingten Gründen, sobald sie am Hafen sind, auf Landversorgung um. Dies ist auf der einen Seite positiv, da somit die Luftverschmutzung minimiert wird. Jedoch entsteht dadurch ein neues Problem, da der benötigte Strom von den Inseln geliefert werden muss.
Ökologisch
Die Karibik und das karibische Meer sind sehr sensible Ökosysteme, die sehr stark auf den Kreuzfahrtourismus reagieren.
Als erstes seien die Korallenriffe genannt, die sich in der gesamten Karibik befinden. Diese werden durch die Schiffe zerstört. Viele Schiffe können nicht direkt im Hafen anlegen, da sie entweder zu groß sind oder schon ein anderes Schiff dort liegt. Dadurch müssen sie in der Nähe des Hafens ankern und die Passagiere mit Tenderboo- ten an Land bringen. Bei Anker setzen wird jedoch nicht darauf geachtet, ob sich ein Ausläufer eines Korallenriffs unter dem Schiff befindet und so werden immer mehr Tei- le der karibischen Riffe zerstört. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu Umweltun- fällen, die durch Kreuzfahrtschiffe ausgelöst wurden. Allein in den Jahren 1993-1998 gab es 100 gemeldete Vorfälle27, wobei sich vermuten lässt, dass die Dunkelziffer we- sentlich höher liegt. Dies führt zu einer weiteren Zerstörung der Riffe. Darüber hinaus kommt es zur Verschmutzung des Meeresbodens in der Hafen- und Küstenregion.
Ein weiteres Problem für die Inseln stellt der Besucheransturm dar. Die Tendenz zum Bau großer Kreuzfahrtschiffe ist ungebrochen. So sind Passagierzahlen von 5.000 pro Schiff keine Seltenheit. Diese große Menschenmasse, die an nur einem Tag auf der Insel transportiert werden muss, lässt so weniger Platz für die Einheimischen. Noch problematischer wird die Situation, wenn mehrere Schiffe gleichzeitig vor einer Insel liegen und die Passagiere und Teile der Crew die Insel besuchen wollen. Beispielsweise können auf der 647,33 km2 28 großen Insel Cozumel (73.196 Einwohner)29 bis zu 12 Schiffe gleichzeitig im Hafen liegen.30 Wenn nur jedes Schiff 2.000 Passagiere hat, summiert sich die Anzahl schnell zu 24.000 Menschen. Dabei wird klar, dass es durch Kreuzfahrtschiffe zu einer Überbevölkerung der Inseln kommt. Dies wirkt sich zum ei- nen negativ auf die Umwelt aus. Zum anderen fühlen sich Touristen und Einwohner nicht wohl. Es werden Denkmäler und Wälder zerstört, weil sie viele Menschen gleich- zeitig durchlaufen und eventuell anfassen.
Ein weiteres Problem, welches bei der Überbevölkerung eine große Rolle spielt, ist die Wasserversorgung. Das Trinkwasservorkommen ist sehr begrenzt und reicht häufig kaum für die Bevölkerung aus. Da auch jedes Kreuzfahrtschiff Wasser benötigt muss dieses an Land aufgefüllt werden. Dies stellt ein Problem dar, weil die Schiffe regelmä- ßig große Mengen benötigen. Das verbrauchte Wasser steht der Bevölkerung nicht mehr zur Verfügung und es muss sich mit dem übrig gebliebenen arrangiert.31
Des Weiteren werden Müllprobleme weiter verschärft.32 Die Abfälle müssen an Land gebracht werden, da auf den Schiffen nicht die Möglichkeit besteht, es zu entsorgen oder zu lagern. Darüber hinaus muss das Schmutzwasser, so wie das Grauwasser (Gemisch aus Öl und Wasser) entsorgt und an Land gebracht werden. Die karibischen Inseln sind jedoch mit diesen Mengen an Abfällen überfordert, da auf den kleinen Inseln nicht ausreichend Kapazitäten zur Entsorgung vorhanden sind.
Insgesamt haben Kreuzfahrtschiffen einen besonders negativen Einfluss auf die Um- weltsituation der Karibik, da sie viele bestehende Probleme weiter verschärfen und die Inseln in ihrem Umgang mit diesen nicht unterstützen. Doch neben den vielen negati- ven Faktoren gibt es einen Lichtblick. Das Umweltbewusstsein rückt immer mehr in das Zentrum des Denkens der Kunden.
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1 Baker 2010, S. 24
2 IT Solutions & Travel Media 2011
3 Baker 2010, S. 16
4 Brockmann 2011, S. 69-72
5 Central Intellegence Agency - Dominica 2011
6 Brockmann 2011, S. 69-72
7 Brockmann 2011, S. 41 f
8 Central Intellegence Agency - GDP 2011
9 Caribbean Tourism Organization 2011, S. 2
10 Becker 2007, S. 720
11 Central Intellegence Agency - GDP 2011
12 Central Intellegence Agency - Dominica 2011
13 Brockmann 2011, S. 300
14 Becker 2007, S. 720
15 Bischoff 2000, S. 59
16 Bischoff 2000, S. 66
17 Bischoff 2000, S. 60
18 Ted Manning 2006, S. 3
19 Suchanek 2000, S. 20
20 Becker 2007, S. 635
21 UNESCO World Haritage Center 2011
22 fhs forschung Fachhochschule Salzburg 2011
23 Association of Caribbean States 2010, S. 9
24 siehe Fragebogen TUI Cruises
25 Suchanek 2000, S. 18
26 Business Research and Economic Advisors 2006, S. 9
27 Lighthouse Foundation - Sustainable Tourisms and Cruises 2011
28 Consejo de Promoción Turística de México 2008
29 Instituto Nacional para el Federalismo y el Desarrollo Municipal 2009
30 Ted Manning 2006, S. 2
31 David Johnson 2002, S. 263
32 David Johnson 2002, S. 263
- Citation du texte
- Ann-Christine Bischoff (Auteur), 2011, Probleme und Herausforderung deutscher Kreuzfahrtunternehmen bei nachhaltigem Tourismus im Zielgebiet Karibische Inseln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273055
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