Folgt man dem Sachlexikon Film, bildet der Action-Film traditionell kein eigenes Genre, da „Action“ ein filmisches Attribut ist und unterschiedliche Genres wie den Abenteuer-,Kriminal-, Horror-, Kriegs-, Gangster- oder auch den Westernfilm durchzieht.
Da Action durch seine Schnelligkeit, seinen Sensationen wie Explosionen und Verwüstungen aller Art lebt, gilt er durch seine deutlichen Akzentuierung physischer Bewegung als besonders filmisch und dient der Emotionalisierung des Zuschauers.
Bereits seit etwa 1932 – durch Filme von Howard Hawks etabliert – kann als wesentliches Motiv des Action das der männlichen Ehre und Selbstbehauptung gesehen werden, wenn die auf sich selbst gestellten Helden einer extremen Bewährprobe unterliegen. Ein weiteres Motiv, das jedoch stets regieabhängig bleibt, ist beispielsweise die zur Schau gestellte Gewalt, ausgetragen in knallharten Duellen und atemberaubenden Stunts, gepaart mit raffiniert aufgebauter Spannung, sensationellen Special-Effects und einer suggestiven Montage changiert zwischen Gesetz, Anarchie und Zynismus. Desweiteren können eine Ästhetisierung der Gewalt oder der individuelle Kampf gegen eine die Persönlichkeit einschränkende Zivilisation als „typisch“ für Action-lastige Filme bezeichnet werden. Dabei werden stets die Action-Szenen in den Vordergrund der Erzählung gestellt.
Auch bei den zeitgenössischen Actionfilmen lösen die teure und aufwendige Ausstattung, Spezialeffekte und Computeranimationen tendenziell die Funktion der Erzählung ab und deren Riesenbudget und die durchkalkulierte Produktionsweise machen sie immer wieder zu Blockbustern.
Die vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse des Action-Films DESPERADO aus dem Jahre 1995. Robert Rodriguez' Film kann als durch und durch inszenierter und rein auf die Action-Ästhetik abzielender Film verstanden werden, der in seiner parodistischen Art das Genre des Action-Films bereichert.
Gliederung
1. Das Genre des Action-Film
2. Filmanalyse von DESPERADO
2.1.Filmdaten
2.2 Der Regisseur
3. Die narrative Ebene
3.1 Plot
3.2 Thema
3.3 Dramaturgie
3.3.1 Die Plot Points:
3.4 Personencharakterisierung
3.4.1 Hauptakteure
3.4.2 Personenkonstellation:
4. Die filmische Präsentation
4.1 visuelle Gestaltungsmittel
4.1.1 Einstellungen
4.1.2 Point of View der Kamera
4.1.3 Kameraoperationen
4.1.4 Lichtgestaltung
4.1.5 Slow Motion und Fast Motion
4.2 Auditive Gestaltungsmittel
4.2.1 Sprache
4.2.2 Geräusche
4.2.3 Musik
4.3 Montage
4.3.1 zeitliche Präsentationsstruktur
4.3.2 Einstellungskonjunktionen
4.3.3 Schnittfrequenz
4.3.4 Montagefiguren
5. Resümee
Zusammenfassendes HANDOUT
ANHANG: Schnittprotokoll / Sequenzprotokoll
1. Das Genre des Action-Film
Folgt man dem Sachlexikon Film[1], bildet der Action-Film traditionell kein eigenes Genre, da „Action“ ein filmisches Attribut ist und unterschiedliche Genres wie den Abenteuer-,Kriminal-, Horror-, Kriegs-, Gangster- oder auch den Westernfilm durchzieht.
Da Action durch seine Schnelligkeit, seinen Sensationen wie Explosionen und Verwüstungen aller Art lebt, gilt er durch seine deutlichen Akzentuierung physischer Bewegung als besonders filmisch und dient der Emotionalisierung des Zuschauers.
Bereits seit etwa 1932 – durch Filme von Howard Hawks etabliert – kann als wesentliches Motiv des Action das der männlichen Ehre und Selbstbehauptung gesehen werden, wenn die auf sich selbst gestellten Helden einer extremen Bewährprobe unterliegen. Ein weiteres Motiv, das jedoch stets regieabhängig bleibt, ist beispielsweise die zur Schau gestellte Gewalt, ausgetragen in knallharten Duellen und atemberaubenden Stunts, gepaart mit raffiniert aufgebauter Spannung, sensationellen Special-Effects und einer suggestiven Montage changiert zwischen Gesetz, Anarchie und Zynismus. Desweiteren können eine Ästhetisierung der Gewalt oder der individuelle Kampf gegen eine die Persönlichkeit einschränkende Zivilisation als „typisch“ für Action-lastige Filme bezeichnet werden. Dabei werden stets die Action-Szenen in den Vordergrund der Erzählung gestellt.
Auch bei den zeitgenössischen Actionfilmen lösen die teure und aufwendige Ausstattung, Spezialeffekte und Computeranimationen tendenziell die Funktion der Erzählung ab und deren Riesenbudget und die durchkalkulierte Produktionsweise machen sie immer wieder zu Blockbustern.
Die vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse des Action-Films DESPERADO aus dem Jahre 1995. Robert Rodriguez' Film kann als durch und durch inszenierter und rein auf die Action-Ästhetik abzielender Film verstanden werden, der in seiner parodistischen Art das Genre des Action-Films bereichert.
2. Filmanalyse von DESPERADO
2.1.Filmdaten
Der Film DESPERADO aus dem Jahr 1995 wurde unter der Regie von Robert Rodriguez – der auch das Drehbuch dazu verfaßte - gedreht. Der etwa 95-minütige Film wurde von den Columbia Pictures Industries produziert, die Kamera führte Guillermo Navarro. Antonio Banderas, Salma Hayek, Joaquim de Almeida und Steve Buscemi waren einige der namhaften Darsteller in „Desperado„ neben Cheech Marin, Carlos Gomez, Quentin Tarantino u.a.
2.2 Der Regisseur
Robert Anthony Rodriguez wurde am 20. Juni 1968 als drittes von insgesamt zehn Kindern in San Antonio/Texas geboren. Schon früh fühlte er sich zum Film hingezogen, doch aufgrund seiner schlechten Zensuren ließ ihn keine Universität zum Filmstudium zu. Daher drehte er seinen ersten Film „El Mariachi„ auf eigene Faust. Das sehr geringe Budget von 7.225 Dollar finanzierte er sich u.a. dadurch, daß er als „menschliches Versuchskaninchen„ für neue Medikamente zur Verfügung stand. Da sich Rodriguez sicher war, daß niemand „El Mariachi„ ansehen würde, kam er nur in einer spanischen Version auf den mexikanischen Videomarkt.
Durch „El Mariachi„ wurde jedoch die Columbia Pictures Industries auf Rodriguez aufmerksam und bot ihm einen Dreijahres-Vertrag an, der unter anderem das Remake von „El Mariachi„ in Englisch vorsah. Nachdem das Skript des ursprünglichen Films 13 mal umgeschrieben wurde, kam 1995 die 7 Millionen-Budget Verfilmung „Desperado„ auf den Markt.
Robert Rodriguez (verheiratet/drei Kinder) besitzt inzwischen seine eigenen Produktionsfirma, die „Alienated Production Film Company„.
3. Die narrative Ebene
3.1 Plot
Viele Leichen pflastern den Weg des namenlosen Mariachi, der auf der Suche nach dem Gangsterboß "Bucho" durch die Lande zieht. Dieser tötete einst die Geliebte des Mariachi und machte ihm durch einen Handschuß das Gitarrespielen unmöglich. Daher tauschte der „Gitarristo„ die Gitarre gegen ein Waffenarsenal und will sich an dem Mann, der sein Leben einst zerstörte rächen. Bei seinem Rachefeldzug wird er von Freunden unterstützt, und trifft auf die Buchhändlerin Carolina, die seine Geliebte wird. Mit deren Hilfe kämpft er sich bis zu seinem Todfeind "Bucho" vor, rechnet mit ihm ab und findet seinen ersehnten Seelenfrieden.
3.2 Thema
Das Thema von DESPERADO läßt sich in einem Satz umschreiben: Ein Desperado befindet sich auf einem Rachefeldzug, um Vergeltung für sein zerstörtes Leben zu finden!
3.3 Dramaturgie
1. Akt: (beinhaltet Pre-Credit-Sequence, Titelsequenz und Exposition)
- Buscemi erzählt die Geschichte des fremden Desperado, der in einer Bar ein Blutbad anrichtet
- Der Mariachi tritt in einer Bar mit zwei Freunden auf und entwickelt sich zum Retter einer Frau aus den Händen eines Gangsters
- In einer Traumsequenz erfährt man die schreckliche Geschichte des Mariachi, die seinen Taten rechtfertigen
- Buscemi besucht den Mariachi in seinem Hotel und erzählt ihm, daß Bucho in der Nähe ist
- Der Mariachi trampt in die Stadt
- Drogenkuriere kommen in die Tarasco Bar
- Mariachi kommt in die Bar, auf der Suche nach Arbeit, die Leute werden mißtrauisch, die Situation endet in einer Schießerei
- Auf dem Weg aus der Bar wird der Mariachi verfolgt, dabei wird er angeschossen und trifft auf Carolina
2. Akt:
- Buscemi wird getötet
- Bucho kommt in die Buchhandlung
- Der Mariachi und Carolina verbringen eine Nacht miteinander
- Bucho vermutet den Mariachi in der Buchhandlung und schickt seine Leute dahin
- Die Buchhandlung wird abgebrannt
- Nach einer Schießerei flüchten der Mariachi und Carolina aufs Dach, von dort hat der Mariachi die Möglichkeit, Bucho zu erschießen, läßt es aber
3. Akt: (beinhaltet die Schlußsequenz):
- Der Mariachi ruft seine Freunde Camper und Chino zu Hilfe
- Zu dritt liefern sie sich mit Buchos Handlangern eine Schießerei, bei der auch Camper und Chino sterben
- Der Mariachi und Carolina fahren zu Bucho, nun erkennt auch er seinen Gegenüber als seinen Bruder
- Bucho will Carolina umbringen, um sie für ihren Verrat zu bestrafen, daher hat der Mariachi keine andere Wahl, als ihn zu erschießen
- Der Mariachi und Carolina fahren in die gemeinsame Zukunft
3.3.1 Die Plot Points:
Der erste Plot Point ereignet sich in dem ersten Akt. Die entscheidenden Minuten spielen sich nach der Schießerei in der Bar ab, als der Mariachi verfolgt und schließlich angeschossen wird. Außerdem trifft er jetzt auch auf Carolina, die ihn in ihre Buchhandlung mitnimmt und verarztet. In dieser Szene erkennt der Mariachi, daß er Bucho alleine nicht besiegen kann. Auch erhebliche Konsequenzen für den Mariachi: Schließlich stellt Carolina den neuen Lebensinhalt für den Mariachi da, die ihn liebt, ihm zur Seite steht und auch immer wieder seine Wunden heilt. Durch seine Liebe zu ihr wird der Mariachi sogar zum Mörder seines eigenen Bruders.
Im zweiten Akt kommt es zum zweiten Plot Point der Geschichte. Hierbei handelt es sich um die Situation auf dem Dach, als der Mariachi Bucho im Visier hat und doch davon abläßt, ihn bei dieser einmaligen Gelegenheit zu erschießen. Wie die Zuschauer erst später erfahren, hat der Mariachi in diesem Moment seinen Feind als seinen Bruder identifiziert. Von da an versucht er, die Konflikte zwischen ihm und Bucho auf friedliche Art zu lösen, was ihm allerdings mißlingt, da Bucho damit nicht einverstanden ist.
3.4 Personencharakterisierung
3.4.1 Hauptakteure
In DESPERADO dreht es sich hauptsächlich nur um drei wichtige Personen: dem Protagonisten, den Mariachi, seinem Antagonisten Bucho und Carolina, die eine weitere Hauptrolle darstellt. Im folgenden werden die drei kurz charakterisiert:
Der Mariachi:
Der Mariachi war anfänglich ein einfacher Mensch, der die Kunst liebte. Daher machte er auch sein Hobby zum Beruf und wurde ein reisender Gitarrenspieler. Durch die grausamen Brutalität anderer, durch die seine Geliebte starb und ihm durch einen Schuß durch die Hand das Gitarrespielen für immer unmöglich machte, änderte sich sein Leben völlig. Rachelüstig zieht er durch die Lande auf der Suche nach seinem Todfeind und tötet jeden, der sich ihm bei seiner Suche behindert. Allerdings ist er stets darauf bedacht, daß Unschuldige nicht zu Schaden kommen und beweist sich oftmals als deren Beschützer und Retter.
Bucho:
Bucho ist ein abgebrühter Drogenboß, der alles und jeden kontrollieren will. Er schreckt vor keinem Mord zurück. Nicht einmal seinen eigenen Bruder, dessen Geliebte er schon auf dem Gewissen hat, will er in Frieden ziehen lassen, wodurch er allerdings mit seinem eigenen Leben büßen muß.
Carolina:
Die Buchhändlerin Carolina wird unschuldig in die Machenschaften des Drogenbosses Bucho hineingezogen, der sie dadurch zu seiner Gefangenen macht. Allerdings nimmt sie die Situation wehrlos hin, da sie sich so einen gewissen Lebensstandard finanzieren kann. Insgeheim hofft sie immer noch auf einen Wandel ihrer Situation. Carolina ist grundsätzlich eine friedliebende Frau, die aber in ausweglosen Situationen selbst zur Waffe greift, da sie einsieht, daß sie sonst ihr eigenes Leben riskiert.
3.4.2 Personenkonstellation:
Erst im Laufe des Filmes entwirrt sich langsam das Durcheinander von menschlichen Beziehungen innerhalb der Geschichte. So weiß man am Anfang noch gar nicht, warum der Mariachi mordet, ob Buscemi wirklich sein Freund ist, und wo Carolina plötzlich herkommt.
Im Folgenden sollen die Konstellationen der Personen zueinander etwas deutlicher gemacht werden. Die im Anhang[2] abgebildete Grafik soll dabei als zusätzliche Verdeutlichung der Personenkonstellation fungieren:
Den Anfang macht das Paar Mariachi und seine Geliebte. Dieses Paar wird jäh durch den Tod der Geliebten getrennt. Der Mord geht auf das Konto des Drogenbosses Bucho. Daher ist es nun das Ziel das Mariachi, sich an Bucho zu rächen. Dabei wird er von seinem Freund Buscemi unterstützt, der in einer Bar zunächst seine Fühler ausstreckt, um den Aufenthaltsort von Bucho herauszufinden. Nachdem der Mariachi durch die Schießerei in der Bar auf sich aufmerksam gemacht hat, wird er nun auch von Buchos Handlangern gejagt. Diese verwechseln ihn aber mit einem mit Wurfmessern bewaffneten Mann, der von Buchos Drogenpartner zur Kontrolle geschickt wurde. Durch eine Verwechslung wird der Messerwerfer quasi von seinen eigenen Leuten ermordet, da sie ihn für den Mariachi halten - vorher kann er aber noch Buscemi durch einen gezielten Wurf töten.
Auch der Mariachi wird auf seiner Jagd öfter verwundet, doch die schöne Buchhändlerin Carolina verarztet ihn und deckt ihn auch vor Bucho.
Für seinen weiteren Kampf ruft der Mariachi seine Freunde Camper und Chino zu Hilfe, die den Kampf gegen Buchos Handlanger nicht überleben.
Weiter wird auch ein kleiner Junge bei der Schießerei verletzt, der innerhalb der Geschichte des öfteren auftaucht und dem der Mariachi das Leben retten konnte.
Die Geschichte nimmt mit dem Tod von Bucho sein Ende. Das Ende vermittelt dem Zuschauer, daß Carolina und der Mariachi zusammen in ihre gemeinsame Zukunft fahren.
4. Die filmische Präsentation
Das relativ geradlinige Erzählgerüst mit seinen komplexen, eher einfach gehaltenen Charakteren, erscheint bei DESPERADO eher in den Hintergrund gedrängt. Vielmehr lebt der Film von seinen Bildern, von seiner filmischen Präsentation, die im Folgenden näher betrachtet und analysiert werden soll. Die im Anhang[3] befindliche Sequenzliste dient lediglich der Orientierung, wenn auf bestimmte Sequenzen näher eingegangen wird.[4]
4.1 visuelle Gestaltungsmittel
4.1.1 Einstellungen
Bei der Betrachtung der Einstellungsgrößen, welche die atmosphärischen und emotionalen Qualitäten herausstellen, fällt in DESPERADO eine Häufung der Einstellungsgrößen „Nah„ und „Groß„ auf, die sich besonders dazu eignen die gestischen und auch mimischen Ausdrucksweisen zu erfassen. Darüber hinaus wird durch diese Einstellungsgrößen die innere Befindlichkeit der Personen hervorgehoben, welche in DESPERADO eine zentrale Rolle spielen - denn schließlich ist der Mariachi von seinen Rachegedanken getrieben. Durch die dominierenden Nah- und Großaufnahmen gelingt es die Aufmerksamkeit und Identifikationsbereitschaft des Publikums gezielt zu beeinflussen und der Zuschauer bleibt stets nahe am Geschehen der handelnden Personen.
Besonders auffällig sind Groß- und Detailaufnahmen von Waffen, Pistolenlauf und dem immer wieder groß im Bild zu sehenden Munitionstausch durch den Desperado(Sequenz 1.1, 4, 18, 19, 21, 39, 40, 45, 47, 51, 55, 61, 67).
Desweiteren werden diese Einstellungsgrößen zur Spannungssteigerung eingesetzt: in der Parallelmontage(Sequenz73ff., vgl.2.3.4), die zum Showdown hinleitet, werden vorwiegend Detail- und Großaufnahmen ohne Überblick verschaffende Einstellung aneinander montiert. Dies verstärkt die Spannung, da der Zuschauer nicht weiß, wie sich die Bilder zu einem großen Ganzen zusammensetzen werden.
Weitere Einstellungsgrößen, wie „Total„ oder „Halbtotal„ finden nur dort ihren Einsatz, wo sie zur Raumorientierung dienen oder um Überblick zu verschaffen(z.B. Sequenz14) - werden jedoch im gesamten Film äußerst sparsam genutzt. Einzige Ausnahme davon bildet der Showdown(Sequenz 87ff.), bei welchem vornehmlich mit Einstellungen wie „Halbtotal„, „Amerikanisch„ und zuweilen mit „Totalen„ gearbeitet wird. Dadurch rückt die Körperhaltung der Darsteller ins Zentrum des Geschehens und gibt den Actionszenen größeren Spiel- und Bewegungsraum.
4.1.2 Point of View der Kamera
In der Gestaltung des Point of View der Kamera weist DESPERADO wenig Besonderheiten auf. Dialoge werden im Schuß/Gegenschuß aufgelöst. Auch der Einsatz von Subjektiven resultiert aus der jeweiligen Situation heraus, die es angeraten erscheinen läßt, daß die Kamera den Blick eines Protagonisten übernimmt, z.B. als Carolina den Gitarrenkoffer öffnet und darin die Waffen entdeckt(Sequenz 39). Ausnahme davon bildet die Pre-Credit-Sequence, bei welcher nahezu das gesamte Geschehen aus subjektiver Sicht des Erzählers – nämlich Buscemi - geschildert wird, was auf die Erzählsituation (Rückwendung, vgl. 2.3.1) und nicht zuletzt auf die sich rein in den Gedanken des Erzählers abspielende Darstellung zurückführen ist. Dadurch gelingt es, die subjektive Wahrnehmung auf den Betrachter zu übertragen und das Publikum wird unmittelbar in die Handlung einbezogen und kann das Geschehen mit den Augen eines der Akteure verfolgen.
Eine den ganzen Film bestimmende Strategie der Perspektive ist auf der Ebene des Point of View der Kamera nicht auszumachen.
Im Gegensatz dazu kann der Einsatz von Froschperspektive und Untersicht durchaus als strategisch bezeichnet werden. Diese beiden Formen verwendet der Regisseur an einigen Stellen bei Bucho(Sequenz 32) dem Messerwerfer(Sequenz 38) und dem Mariachi(v.a. in Actionszenen, vgl. Sequenz 1.1, 21, u.a.) – demnach also bei Personen, von denen bestimmte Gefahr und Bedrohung ausgeht und die für ihre Abgebrühtheit bekannt sind. Dies wird durch die gewählte Perspektive zusätzlich signalisiert und verdeutlicht.
Sozusagen in der Gegenperspektive werden Personen, welche denen aus der Froschperspektive gegenüberstehen, aus Aufsicht oder Vogelperspektive gezeigt. So erscheint beispielsweise der Messerwerfer nach der Schießerei in der Kneipe, stellt sich wortlos an die Türe, spielt mit seinem Messer und betrachtet den Putztrupp, der gerade die Blutspuren beseitigt(Sequenz 38). Der Messerwerfer wird hierbei in Untersicht abgebildet, wirkt dadurch heroisch-überlegen, wohingegen die Leute vom Putztrupp - in Aufsicht gezeigt – eher klein und hilflos wirken. Dabei wird das Kräfteverhältnis und die Bedrohlichkeit subtil an den Zuschauer vermittelt.
4.1.3 Kameraoperationen
In DESPERADO weist die Kameraführung verstärkte Aktivität an den Stellen auf, an denen auch eine Spannungssteigerung empfunden wird – nämlich bei den Actionszenen(z.B. Sequenz 17ff., 90). Hier finden Schwenke und Fahrten statt und die Kamera wird häufig entfesselt angewandt. Beispielsweise wird in der Kampfszene zwischen Christo und einem neuen Bewerber, der in Buchos Kreise gelangen will(Sequenz 9) mit schnellen Schwenken / Reißschwenken gearbeitet, welche die natürliche Augenreaktion imitieren und die innere Angst und Unruhe des neuen Bewerbers zum Ausdruck bringen.
Auch der erste Auftritt des Mariachi in DESPERADO (Sequenz 1.1) ist von verstärkter Kameraoperation begleitet. Nachdem der Mariachi aus der Tür getreten ist, beginnt eine Rückfahrt, die normalerweise zur Distanzierung eingesetzt wird, indem der filmische Raum geöffnet und das Umfeld mit einbezogen wird. Hier aber bleibt der Mariachi immer in Großaufnahme im Bildmittelpunkt, da er in vertikaler Bewegungsrichtung auf die Kamera zuschreitet. Dadurch kommt die Bedrohlichkeit und die Aggressivität des Fremden zum Ausdruck, die nahezu unausweichlich und unaufhaltsam erscheint. Der Zuschauer wird dadurch stärker in das Geschehen involviert, da der Mariachi direkt in seine Blickrichtung schreitet und das entschlossene Heranschreiten des Protagonisten gegen den Zuschauer gerichtet scheint. In der gleichen Szene finden sich eine Hinfahrt, eine Parallelfahrt und eine umkreisend, entfesselte Kameraoperation. Alle drei Bewegungen sind auf den Protagonisten ausgerichtet und tragen zur Vorstellung und Einführung des Charakters bei. Zudem verstärken sie das Gefühl von Räumlichkeit, lenken die Aufmerksamkeit und den Blick des Zuschauers, indem das Objekt, – hier der Protagonist – sein Verhalten, seine Bewegungen etc. verfolgt wird.
4.1.4 Lichtgestaltung
Die Lichtführung in DESPERADO orientiert sich zumeist an den natürlichen Gegebenheiten. Allerdings spiegeln einige Schauplätze, v.a. in Innenräumen wie beispielsweise die Bar oder das Hotelzimmer, eine relativ dunkle Grundstimmung mit Schattenflächen und Hell-Dunkel Kontrasten wieder und weisen somit einen Low-Key-Stil auf. Vor allem beim ersten Auftreten in der Rückblende der Pre-Credit-Sequence fällt die extrem düstere Darstellung auf. Das Gesicht des Mariachi ist bewußt überzogen in einem sehr dunklen Schatten gehalten und folgt dadurch der Schilderung Buscemis. Die Lichtverhältnisse und der mitwandernde Schatten tragen hier zu einer Charakterisierung des Desperado bei (gefährlich, bedrohlich) und unterstützen die angestrebte Dramatik der Szene. Hier wird diese durchaus häufig genutzte Lichtsetzung zur Charakterisierung des Helden in DESPERADO bewußt übertrieben. Auch im weiteren Verlauf des Films wird das Licht auf das Gesicht des Mariachi hart gerichtet, so daß Unebenheiten und Schattierungen stärker betont werden, als beispielsweise bei Bucho(z.B. Sequenz 4ff., 78).
4.1.5 Slow Motion und Fast Motion
In DESPERADO finden zwei Stilmittel ihren Einsatz, denen besondere Bedeutung zukommt: Zeitdehnung (Slow Motion) und Zeitraffung (Fast Motion). Die Slow Motion ist besonders auffallend in Sequenz 31, in welcher der Mariachi von Tavo verfolgt wird und auch der Messerwerfer begleitet das Geschehen aus der Distanz. Zugleich treffen in dieser Szene Carolina und der Desperado zum ersten Mal aufeinander. Die Zeitdehnung wird die ganze Sequenz hindurch eingesetzt, endet also erst nachdem der Gitarrenspieler Tavo erschossen hat und mit einer Trickblende(vgl. 2.3.3) aus dem Bild verschwindet. Das Geschehen ist deutlich verlangsamt und bietet dadurch dem Zuschauer die Möglichkeit einzelne Details wahrzunehmen, zögert die Auflösung der Szene hinaus und trägt dadurch zur Spannung bei. Außerdem trägt diese Sequenz durch die Zeitdehnung zur Video-Clip-Ästhetik bei, die bei DESPERADO von besonderer Bedeutung zu sein scheint.
Eine Zeitraffung findet im Showdown (Sequenz 90) seine Anwendung. Der Mariachi zieht dabei in doppelter Geschwindigkeit seine Waffen aus dem Gitarrenkoffer. Diese Fast-Motion findet sehr häufig in Slapstick-Komödien ihren Einsatz und besitzt auch an dieser Stelle von DESPERADO durchaus Slapstick-Charakter – ist doch die gesamte Sequenz von Selbstironie und Komik geprägt!
[...]
[1] Rother Rainer, Sachlexikon Film, Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt, 1997, S.13ff.
[2] Siehe Anhang 1
[3] Siehe Anhang 2
[4] Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung konnten nicht alle normalerweise üblichen Bestandteile einer Sequenzliste berücksichtigt werden (beispielsweise wurde keine Dialogtranskription oder eine genaue Einstellungsliste pro Sequenz erstellt)
- Citar trabajo
- Katrin Miller (Autor), Karin Weder (Autor), 2001, Filmanalyse und Filmdramaturgie am Beispiel von Robert Rodriguez' Desperado, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27302
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