Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklungspsychologie des Kindes. Sie soll zum einen relevante Theorien der kindlichen Entwicklung darstellen, zum anderen auc h zentrale empirische Untersuchungen und deren Befunde miteinbeziehen.
Um in das Thema einzuführen möchte ich zu Beginn begriffliche Definitionen ab-handeln. Die Begriffe Entwicklung/Entwicklungspsychologie und Kindesalter sche inen mir zentrale Begriffe zu sein, deren Verständnis ich vorab klären möchte. Im ersten Teil möchte ich verschiedene Gruppen der Entwicklungstheorien darstellen. Bedingt durch den Umfang der Arbeit, kann diese Darstellung keinen allumfassenden, aber ausreichenden Überblick darüber geben.
Im zweiten Teil der Arbeit möchte ich zentrale empirische Befunde zu drei Entwicklungsbereichen, Sprachentwicklung, Geschlechtstypisierung und Moralentwicklung, hinzuziehen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Begriffsklärung
2. Entwicklungstheorien
2.1. Biogenetische Entwicklungstheorien
2.2. Psychoanalytische Entwicklungstheorien
2.3. Reiz-Reaktions-Theorien
2.4. Kognitive Entwicklungstheorien
2.5. Informationsverarbeitungstheorie
3. Befunde
3.1. Sprachentwicklung
3.2. Geschlechtstypisierung
3.3. Moralentwicklung
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
Erklärung
Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklungspsychologie des Kindes. Sie soll zum einen relevante Theorien der kindlichen Entwicklung darstellen, zum anderen auch zentrale empirische Untersuchungen und deren Befunde miteinbeziehen.
Um in das Thema einzuführen möchte ich zu Beginn begriffliche Definitionen abhandeln. Die Begriffe Entwicklung/Entwicklungspsychologie und Kindesalter scheinen mir zentrale Begriffe zu sein, deren Verständnis ich vorab klären möchte.
Im ersten Teil möchte ich verschiedene Gruppen der Entwicklungstheorien darstellen. Bedingt durch den Umfang der Arbeit, kann diese Darstellung keinen allumfassenden, aber ausreichenden Überblick darüber geben.
Im zweiten Teil der Arbeit möchte ich zentrale empirische Befunde zu drei Entwicklungsbereichen, Sprachentwicklung, Geschlechtstypisierung und Moralentwicklung, hinzuziehen.
1. Begriffsklärung
Entwicklung/Entwicklungspsychologie
„Die Entwicklungspsychologie teilt das Schicksal anderer psychologischer Disziplinen, keinen einheitlichen und klar abgrenzbaren Forschungsgegenstand zu besitzen. Dieses Problem ist in der Sache begründet und durch Definitionsversuche nicht aus dem Weg zu räumen. Es gibt nämlich nicht die Entwicklungspsychologie, und damit einen einheitlichen Entwicklungsbegriff, sondern gleichzeitig mehrere Entwicklungspsychologien, die sich in ihrer Art, Forschungsprobleme zu formulieren und diese einer Untersuchung zugänglich zu machen, unterscheiden“ (vgl. Trautner, Band 1, S. 11).
Die mir vorliegende Literatur bietet eine Fülle von verschiedenen Definitionen des Begriffs Entwicklung (vgl. Trautner, Band 1, S.41ff.). Ebenda findet sich auch ein Hinweis, dass die neuere Literatur aufgrund oben genannter Probleme weitgehend darauf verzichte, eine Definition von Entwicklung geben zu wollen. Dem möchte ich mich anschliessen und darauf verweisen, dass ich an späterer Stelle im Rahmen der Entwicklungstheorien verschiedene Interpretationen des Begriffs darstellen werde.
Aufgrund des oben genannten Problems, dass es nicht die Entwicklungspsychologie gibt, ergibt sich auch die Schwierigkeit, diesen Begriff definitorisch zu umreissen.
„Auf der allgemeinsten Ebene ist der Gegenstand der Entwicklungspsychologie zunächst der gleiche wie der Gegenstand der Psychologie generell: die Beschreibung und Erklärung sowie die Vorhersage und Kontrolle menschlichen Verhaltens und Erlebens. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu den anderen Disziplinen ist die ausdrückliche Thematisierung der Zeitvariablen, d.h. die Betrachtung des Verhaltens und Erlebens unter dem Aspekt ihrer Veränderungen über die Zeit.“ (Trautner, Band 1, S.12)
Kindesalter
Juristisch betrachtet wird als Kind bezeichnet, wer das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.
In der Entwicklungspsychologie wird die Zeit bis zum Eintritt in die Pubertät als Kindheit bezeichnet, welcher zwischen 12 und 14 Jahren angesiedelt wird.
Zusätzlich erfolgt eine Unterteilung in zwei Abschnitte, die frühe Kindheit von der Geburt bis zum Ende des zweiten oder dritten Lebensjahres (vgl. Oerter/Montada, S. 167), und die Kindheit vom etwa vierten bis elften oder zwölften Lebensjahr (ebenda, S. 249).
2. Entwicklungstheorien
Nach dieser allgemeinen Klärung relevanter Begriffe beschäftigt sich dieses Kapitel nun mit verschiedenen Entwicklungstheorien.
Entwicklungstheorien unterliegen den Anforderungen, verschiedene Faktoren, die sich auf den Entwicklungsprozess auswirken, miteinander in verschiedener Konstellation in Relation zu setzen. Sie unterscheiden sich in der Annahme, welche Faktoren am wichtigsten sind (vgl. Bourne/Ekstrand, S. 314).
Aus der Menge der verschiedenen Theorien möchte ich mich darauf beschränken, eine Gruppeneinteilung vorzunehmen und zu der jeweiligen Gruppe einen oder zwei wichtige Vertreter darzustellen.
Trautner wählt folgende Gruppeneinteilung:
- biogenetische Entwicklungstheorien
- psychoanalytische Entwicklungstheorien
- Reiz-Reaktions-Theorien
- Kognitive Entwicklungstheorien
- Informationsverarbeitungstheorien
(vgl. Trautner, Band 2)
Ich möchte mich begrifflich an Trautners Einteilung halten, und an passender Stelle andere Autoren mit einfliessen lassen.
2.1. Biogenetische Entwicklungstheorie
Diese Überschrift findet bei Trautner eine nicht geringe Menge an Beachtung.
Mir schien diese Variante der Entwicklungstheorie jedoch nicht wichtig genug, um in diese Arbeit aufgenommen zu werden. Ihre Bedeutung für die heutige Entwicklungspsychologie ist gering, und sie „kann aufgrund zahlreicher abweichender Befunde als überholt angesehen werden“ (vgl. Trautner, Band 2, S. 55)
Des weiteren spricht gegen eine Aufnahme : „In empirischen Untersuchungen auf dem Boden einer biogenetischen Entwicklungskonzeption werden deren grundlegende Annahmen (...) nicht überprüft oder aufzuweisen versucht. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Beschreibung typischer (überindividueller) Entwicklungsverläufe“ (Trautner, Band 2, S. 30) Vor dem Hintergrund des Titels dieser Arbeit, schien es nicht angezeigt, einen theoretischen Zugang, der keine empirischen Befunde liefert, mit aufzunehmen.
2.2. Psychoanalytische Entwicklungstheorie
Der Begriff der psychoanalytischen Entwicklungstheorie ist bis heute untrennbar mit Sigmund Freud (1856 – 1939) verbunden. Flammer bezeichnet Freud als das vielleicht „grösste Ereignis der bisherigen Geschichte der Psychologie“ (vgl. Flammer, S. 73). Wie sich später zeigen wird, liefert auch die Psychoanalyse kaum empirische Befunde. Aber aufgrund des Statusses, den Freud in der Entwicklngspsychologie geniesst, nehme ich ihn und seine Psychoanalyse ausführlicher mit auf.
Um die psychoanalytische Entwicklungstheorie in ihren Grundzügen darstellen zu können, bedarf es einer kurzen Darstellung der psychoanalytischen Persönlichkeitstheorie. Diese besagt, dass „das psychische Leben des Menschen [...] in einer beständigen Auseinandersetzung zwischen folgenden Instanzen oder Provinzen [besteht]:
- Es - Ich - Über-Ich
(vgl. Flammer, S. 77). Anders bezeichnet stellte sich Freud „einen lebenslangen Konflikt zwischen inneren antisozialen Trieben, die ein Teil der menschlichen Natur sind, und den Zwängen der Zivilisation, die eine Unterdrückung dieser Triebe erfordern.“ vor (vgl. Bourne/Ekstrand, S. 314). Und Entwicklung wäre demnach das Ergebnis der Versuche eines Individuums, den Konflikt zwischen den Trieben zu verringern (ebd.).
Die Persönlichkeitstheorie besagt, dass sich die Persönlichkeit eines Individuums entwickelt über die Ausformung der oben genannten drei Instanzen. Das ES subsummiert all das, was ererbt wird, von Geburt an mitgebracht und konstitutionell festgelegt wird, d. h. die von der Körperorganisation herrührenden Triebe. Es produziert die sogenannte Libido, Freuds Bezeichnung für Spannung, Lustansprüche und Triebe, welche sofortige Befriedigung fordert. Das Es basiert auf dem Lustprinzip und ist unbewusst.
Das Über-Ich repräsentiert die sozialen Normen, es unterliegt dem Moralitätsprinzip. Es bildet das „Gewissen“ des Individuums und „...ist das Produkt der Identifikation mit Vorbildern und Autoritäten.“ (vgl. Flammer, S.79)
Das Ich ist ein bewusste Regulationssystem, welches auf dem Realitätsprinzip beruht. Es ist der Ort der Sekundärprozesse, d.h. der bewussten und kontrollierten Denk- und Planungsprozesse. Damit steht es im Konflikt zum Es, welches permanent Triebbefriedigung fordert, diese aber mit dem Moralitätsprinzip des Über-Ichs kollidieren.
Die Ausbildung dieser drei Instanzen verläuft über fünf Phasen, die das psychoanalytische Entwicklungsmodell nach Freud ausmachen. „Die Entwicklung besteht nach Freud gleichzeitig im phasenhaften Dazukommen immer neuer erogener Zonen und im Aufbau der Persönlichkeitsstruktur.“ (vgl. Flammer, S. 80). Zudem, wie an den Phasen zu erkennen ist, entspricht die psychische Entwicklung nach Freud im wesentlichen der Entwicklung der Sexualität (vgl. Flammer, S. 80).
Phase 1: orale Phase, 0 –1 Jahr alt. In dieser Phase liegt die aktuelle erogene Zone im Bereich des Mundes, so dass Triebbefriedigung über eben diesen erfolgt, z.B. durch saugen, essen, kauen, etc.
Phase 2: anale Phase, 1-3 Jahre alt. Die erogene Zone befindet sich im Bereich des Afters, eine Triebbefriedigung erfolgt über Ausscheidungen oder über das Zurückhalten dieser sowie über das Spiel mit Kot
Phase 3: phallische Phase, 3 – 6 Jahre. Erogene Zone ist hier die Genitalregion. Typische Triebbefriedigung geschieht durch „...das Spiel mit den Genitalien und das Urinieren („Spritzen“)“ (vgl. Flammer, S. 81) Durch den Ödipuskomplex, bzw. Elektrakomplex, wird das Über-Ich ausgebildet. Das bedeutet, dass das Kind erotische Gefühle für den gegengeschlechtlichen Elternteil entwickelt. Der andere Elternteil wird als Nebenbuhler empfunden. Dies führt zu einem Konflikt (Ödipus-/Elektrakomplex), der über die Identifikation mit den gleichgeschlechtlichen Elternteil gelöst werden kann, Produkt ist das Über-Ich.
Phase 4: Latenzzeit, 6 – 11 Jahre. Etwa im Bereich der Grundschulzeit ist keine Zone eine erogene.
Phase 5: Genitale Phase, Pubertätszeit. In dieser Zeit werden alle erogenen Zonen zugleich aktiv. Typische Triebbefriedigung erfolgt über den Geschlechtsverkehr oder Masturbation.
Mit Erreichen und Abschliessen der Pubertät endet auch Freuds Entwicklungstheorie. An dieser Stelle setzt Erik Erikson (*1902) an und führt Freuds Gedankengänge fort, indem er das Phasenmodell verändert und ausbaut. Den Grundgedanken übernimmt er, ergänzt das Konzept aber um eine soziale Dimension (vgl. Trautner, Band 2, S.79). Ausserdem ergänzt er die Beschreibung der Entwicklung um drei weitere Phasen, die das gesamte Leben umfassen. Eriksons Betrachtungsweise beinhaltete die Ichreifung als „Prozeß der Identitätsfindung“ (ebd.), schrieb dem Ich also mehr Aktivität zu. Einen Überblick über Eriksons Phasenmodell soll die nachstehende Grafik bieten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten aus: Flammer, A. Entwicklungstheorien. S. 93
2.3. Reiz-Reaktions-Theorien
Dieser Bereich der Theorien vertritt den Standpunkt, dass die Umwelt den entscheidenden Faktor im Entwicklungsprozess darstellt. Die Betonung liegt also auf exogenen, soziokulturellen Einflüssen in Gegenposition zu reifungsorientierten Ansätzen wie dem zuvor dargestellten psychoanalytischen Theoriegebäude.
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- Citation du texte
- Mandy Hibbeler (Auteur), 2004, Entwicklungspsychologie des Kindes - Theoretische Zugänge und empirische Befunde, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27290
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