Das Thema sexueller Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung wurde lange Zeit nicht thematisiert, bzw. die Existenz dieser Problematik bestritten. In letzter Zeit rückt diese jedoch immer stärker ins Forschungsinteresse. Pionierarbeit im Bereich der Offenlegung von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung im deutschsprachigen Raum leisteten Noack und Schmid (1994), Zemp und Pircher (1996) sowie Zemp, Pircher und Schoibel (1997). Zuvor wurde sexueller Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung nur im englischsprachigen Raum thematisiert. Veröffentlichungen zu dieser Thematik bleiben dennoch nach wie vor rar, obwohl auch alle neueren Untersuchungen eindeutig belegen, dass sexueller Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung nicht als Randphänomen vernachlässigt werden darf (Schröttle, Glammeier, Sellach, Hornberg, Savemann, Puhe & Zinsmeister, 2013).
Auf Grundlage der Erkenntnisse um das Vorhandensein von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, ob die theoretischen Erkenntnisse der Forschung mittlerweile auch in der Praxis berücksichtigt werden und versucht Antworten darauf zu finden, wie sexueller Missbrauch möglichst früh auch schon im Kindes- und Jugendalter durch präventive Maßnahmen im Unterricht verhindert werden kann. Hierbei wird der Fragestellung nachgegangen, ob es adäquate und wirksame Präventionsmöglichkeiten für den Unterricht gibt, die speziell auf die besonderen Bedürfnisse und die individuellen Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zugeschnitten sind.
Ausgangspunkt war eine Literaturrecherche in der Datenbank PsycInfo mit den Stichworten sexual, abuse und disabil*. Alle Veröffentlichungen zwischen den Jahren 1997 und 2013 wurden auf ihre Relevanz bezüglich epidemiologischer Daten von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung überprüft. Dieser Zeitraum wurde gewählt um zu überprüfen, ob das Thema sexueller Missbrauch seit den Veröffentlichungen von Noack und Schmid, Zemp und Pircher sowie Zemp et al. verstärkt ins Forschungsinteresse gerückt ist. Bei der Auswertung wurden alle Zeitschriftenartikel und zugängliche Artikel in Buchform berücksichtigt.
Diese Recherche diente als Ausgangspunkt für weitere Recherchen.
Inhaltsverzeichnis
- Definitionen
- Geistige Behinderung
- Sexueller Missbrauch
- Prävention
- Sexueller Missbrauch bei Menschen mit geistiger Behinderung
- Prävalenz von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung
- Studien aus dem deutschsprachigen Raum
- Studien aus dem nordamerikanischen Raum
- Bewertung der Studienergebnisse
- Täterinnen und Täter
- Wer sind die Täterinnen und Täter?
- Täterstrategien
- Täterinnen und Täter mit einer geistigen Behinderung
- Bewertung der Ergebnisse zu Täterinnen und Tätern
- Risikofaktoren für sexuellen Missbrauch
- Prävention sexuellen Missbrauchs im Unterricht
- Theoretische Grundlage von Prävention
- Bronfenbrenners ökologischer Ansatz
- Verbindung des ökologischen Ansatzes mit den drei Stufen der Prävention
- Bewertung der theoretischen Überlegungen zur Prävention von sexuellem Missbrauch
- Evaluierte Präventionstrainings für Erwachsene mit geistiger Behinderung
- Verhaltenstrainings zur Prävention von sexuellem Missbrauch
- Entscheidungsfindungstrainings zur Prävention von sexuellem Missbrauch
- Bewertung der Präventionstrainings
- Voraussetzungen für die Prävention von sexuellem Missbrauch im Unterricht
- Fortbildung von Lehrkräften
- Sexualaufklärung bei Menschen mit geistiger Behinderung
- Didaktisch-methodische Überlegungen
- Präventionsmöglichkeiten im Unterricht
- Präventionsansatz Auch wir dürfen NEIN sagen!
- Präventionsansatz Mädchen stark machen
- Präventionsansatz Prävention - Echt stark!
- Präventionsansatz Anna ist richtig wichtig.
- Bewertung der Präventionsansätze
- Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Präventionsmöglichkeiten von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung im Unterricht. Die Arbeit geht der Frage nach, ob es adäquate und wirksame Präventionsmöglichkeiten gibt, die speziell auf die Bedürfnisse und Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zugeschnitten sind.
- Prävalenz von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung
- Täterinnen und Täter von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung
- Risikofaktoren für sexuellen Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung
- Theoretische Grundlagen von Prävention
- Evaluierte Präventionstrainings für Erwachsene mit geistiger Behinderung
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel der Arbeit definiert die zentralen Begriffe der Arbeit: Geistige Behinderung, sexueller Missbrauch und Prävention. Es werden verschiedene Definitionen der Begriffe vorgestellt und diskutiert, um ein grundlegendes Verständnis der Problematik zu schaffen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Prävalenz von sexuellem Missbrauch von Menschen mit geistiger Behinderung. Es werden sowohl Studien aus dem deutschsprachigen Raum als auch aus dem nordamerikanischen Raum vorgestellt und deren Ergebnisse kritisch diskutiert. Außerdem werden die potentiellen Täterinnen und Täter sowie deren Strategien beleuchtet. In diesem Zusammenhang wird auch die besondere Problematik von Täterinnen und Tätern mit einer geistigen Behinderung thematisiert.
Das vierte Kapitel widmet sich den Präventionsmöglichkeiten von sexuellem Missbrauch im Unterricht. Zunächst werden die theoretischen Grundlagen der Prävention, insbesondere Bronfenbrenners ökologischer Ansatz, vorgestellt. Anschließend werden evaluierte Präventionstrainings für Erwachsene mit geistiger Behinderung analysiert und deren Übertragbarkeit auf den schulischen Kontext diskutiert. Abschließend werden verschiedene Präventionsansätze für den Unterricht vorgestellt und deren Wirksamkeit im Hinblick auf die theoretischen Überlegungen, die Voraussetzungen für die präventive Arbeit im Unterricht und die evaluierten Präventionstrainings für Erwachsene mit geistiger Behinderung kritisch reflektiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Förderschwerpunkt Lernen, den inklusiven und exklusiven Unterricht sowie die schulische Inklusion, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. Empirische Forschungsergebnisse werden präsentiert, um die Rahmenbedingungen und Herausforderungen der inklusiven Beschulung von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bielefelder Längsschnittstudie (BiLieF-Projekt), die die Leistungsentwicklung und das Wohlbefinden von Schülern in inklusiven und exklusiven Förderarrangements vergleicht. Weitere Themen sind Förderempfehlungen, die Herausforderungen der Inklusion sowie Implikationen für die Schulentwicklung und Inklusionspraxis.
- Arbeit zitieren
- Andreas Allofs (Autor:in), 2013, Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272780
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