„Nahrung soll eure Medizin und Medizin eure Nahrung sein“ (Milner 1999). So forderte der griechische Philosoph und Naturgelehrte Hippokrates vor rund 2500 Jahren. Auch wenn er nicht der Erfinder von so genannten funktionellen Lebensmitteln ist, zeigt dies, dass die Idee von Nahrungsmitteln mit gesundheitlichem Nutzen nicht erst in den letzten Jahrzehnten entstanden ist. Im 19. Jahrhundert war die Philosophie „Lebensmittel als Medizin“ durch die moderne Arzneimitteltherapie in Vergessenheit geraten, indessen gewann im Laufe des 20. Jahrhunderts die wichtige Rolle der Ernährung als Prävention gegen Krankheiten wieder an Bedeutung (Hasler 2002, Palou et al. 2003). Gesundheitsbezogene Effekte von bestimmten Lebensmittelinhaltsstoffen wurden weiter untersucht und rückten wieder in den Blickpunkt der Forschung. Um diese positiven Eigenschaften von Lebensmittelinhaltsstoffen zu nutzen und der breiten Masse zugänglich zu machen, wurden so genannte funktionelle Lebensmittel entwickelt. Vielverzehrte Lebensmittel wurden durch Zusätze wie Vitamine oder probiotische Mikroorganismen sowie durch Neuzüchtung von beispielsweise hypoallergenem Reis mit einem zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen versehen.
Lebensmittel mit einem positiven Effekt auf die Gesundheit liegen im Trend und wachsen zu einer immer größer werdenden Produktschiene heran (Wolters et al. 2001). Zudem ist das Bewusstsein für funktionelle Lebensmittel in der Gesellschaft gestiegen. Das Umsatzvolumen von funktionellen Lebensmitteln liegt in Deutsch- land bei ca. 715 Millionen Euro und einem Marktanteil von 5-10% des Lebensmit- telmarktes (Wolters et al. 2001). Experten prognostizieren bis zum Jahr 2010 ei- nen Anstieg des Produktangebots im Bereich der funktionellen Lebensmittel auf 20% (Kiefer et al. 2002). Probiotische Lebensmittel wurden 1996 als erste funk- tionelle Lebensmittel auf dem deutschen Lebensmittelmarkt eingeführt und wiesen 1999 bereits einen Marktanteil von 14% bei Joghurt- und Milchgetränken auf. Im Laufe der Zeit kamen weitere funktionelle Lebensmittel wie Prebiotika oder Le- bensmittel mit sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen, ω-3-Fettsäuren oder Bal- laststoffen auf den Markt (Wolters et al. 2001).
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsbestimmung und Abgrenzung von funktionellen Lebensmitteln
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Rechtliche Einordnung von funktionellen Lebensmitteln
2.2.1 Rechtliche Einordnung in Deutschland und in der EU
2.2.2 Rechtliche Einordnung in Japan und den USA
2.3 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von herkömmlichen Lebensmitteln
2.4 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von Arzneimitteln
2.5 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von Nahrungsergänzungsmitteln
2.6 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von Novel Food
2.7 Diskussion
3 Funktionelle Lebensmittel, ihre Inhaltsstoffe und ihre Effekte auf den Gesundheitszustand
3.1 Probiotische funktionelle Lebensmittel
3.1.1 Inhaltsstoffe
3.1.2 Effekte der Probiotika
3.1.2.1 Einfluss auf das Immunsystem
3.1.2.2 Wirkung auf die Blutlipide
3.1.3 Diskussion
3.2 Prebiotische funktionelle Lebensmittel
3.2.1 Inhaltsstoffe
3.2.1.1 Fructooligosaccharide
3.2.1.2 Inulin
3.2.1.3 Oligofructose
3.2.2 Effekte der Prebiotika
3.2.2.1 Einfluss auf die Besiedlung der Darmflora
3.2.2.2 Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von Calcium
3.2.2.3 Wirkung auf Blutlipide
3.2.2.4 Antikanzerogene Wirkung
3.2.3 Diskussion
3.3 Funktionelle Lebensmittel mit sekundären Pflanzenstoffen
3.3.1 Inhaltsstoffe
3.3.2 Phytosterine
3.3.3 Effekte der sekundären Pflanzenstoffe
3.3.4 Einfluss auf den Cholesterinspiegel
3.3.5 Diskussion
4 Schlussbetrachtung
5 Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tab. 3.1: Übersicht über die auf dem Markt befindlichen Produkte und ihre
Inhaltsstoffe
Tab. 3.2: Übersicht der Studien, die den Einfluss von Probiotika auf das Immunsystem untersuchen
Tab. 3.3: Übersicht der Studien, die den Einfluss von Probiotika auf die Blutlipide untersuchen
Tab. 3.4: Übersicht der Studien, die den Einfluss von Prebiotika auf die Darmflora untersuchen
Tab. 3.5: Mineralstoffaufnahme durch die verschiedenen Diätformen
in mg/g
Tab. 3.6: Mineralstoffabsorption durch die verschiedenen Diätformen
in mg/g
Tab. 3.7: Einfluss der Mineralstoffabsorption durch Inulin, Fructooligosaccharide oder Galactooligosaccharide in Prozent
Tab. 3.8: Übersicht der Studien, die den Einfluss von Prebiotika auf die Calciumabsorption untersuchen
Tab. 3.9: Einfluss von Inulin auf die Blutlipide in Prozent
Tab. 3.10: Übersicht der Studien, die den Einfluss von Prebiotika auf
Blutlipide untersuchen
Tab. 3.11: Auftreten von ACF bei Mäusen, denen unterschiedliche Diäten verabreicht wurden
Tab. 3.12: Übersicht der Studien zur antikanzerogenen Wirkung der
Prebiotika
Tab. 3.13: Blutlipide nach Beendigung der Testphase mit verschiedenen
Margarinen in mmol/l
Tab. 3.14: Blutlipide nach Beendigung der Testphase mit verschiedenen Margarinen in mmol/l
Tab. 3.15: Blutlipide nach Beendigung der Testphase mit verschiedenen Margarinen in mmol/l
Tab. 3.16: Blutlipide während der Studie mit verschiedenen Margarinen in mmol/l
Tab. 3.17: Übersicht der Studien zur Wirkung von sekundären Pflanzenstoffen
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2.1: Fließender Übergang zwischen Arzneimittel, funktionellem Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel
Abb. 3.1: Probiotische Bakterienspezies der Lactobacillen
Abb. 3.2: Probiotische Bakterienspezies der Bifidobakterien
Abb. 3.3: Probiotische Bakterienspezies unterschiedlicher
Bakterienstämme
Abb. 3.4: Anstieg des a-Interferons und der Phagocytoseaktivität durch
den Konsum von Milch mit B.lactis
Abb. 3.5: Einfluss auf T-Lymphocyten, B-Lymphocyten, natürliche
Killerzellen und Antigenzellen durch B. lactis -Gabe
Abb. 3.6: Prozentuale Veränderung der intestinalen Microflora vor und
nach einer Oligofructose/Inulin Diät
Abb. 3.7: Veränderung der Anzahl von Bifidobakterien während der siebentägigen Gabe von Fructooligosacchariden
Abb. 3.8: Verlauf der TAG-Konzentration nach Konsum von Inulin
bzw. einem Placebo während der Studie
Abb. 3.9: Verlauf des LDL-Cholesterins und des Gesamtcholesterins im Plasma während der Inulin- und Kontrollperiode
Abb. 3.10: Verlauf der Mortalität nach der Transplantation von Krebszellen
bei den unterschiedlich behandelten Tieren
Abb. 3.11: Krebserkrankung pro Ratte in vier unterschiedlich ernährten Gruppen
Abb. 3.12: Verlauf des LDL-Cholesterins während und nach der 30-tägigen Studie der Probanden
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
„Nahrung soll eure Medizin und Medizin eure Nahrung sein“ (Milner 1999). So forderte der griechische Philosoph und Naturgelehrte Hippokrates vor rund 2500 Jahren. Auch wenn er nicht der Erfinder von so genannten funktionellen Lebensmitteln ist, zeigt dies, dass die Idee von Nahrungsmitteln mit gesundheitlichem Nutzen nicht erst in den letzten Jahrzehnten entstanden ist. Im 19. Jahrhundert war die Philosophie „Lebensmittel als Medizin“ durch die moderne Arzneimitteltherapie in Vergessenheit geraten, indessen gewann im Laufe des 20. Jahrhunderts die wichtige Rolle der Ernährung als Prävention gegen Krankheiten wieder an Bedeutung (Hasler 2002, Palou et al. 2003). Gesundheitsbezogene Effekte von bestimmten Lebensmittelinhaltsstoffen wurden weiter untersucht und rückten wieder in den Blickpunkt der Forschung. Um diese positiven Eigenschaften von Lebensmittelinhaltsstoffen zu nutzen und der breiten Masse zugänglich zu machen, wurden so genannte funktionelle Lebensmittel entwickelt. Vielverzehrte Lebensmittel wurden durch Zusätze wie Vitamine oder probiotische Mikroorganismen sowie durch Neuzüchtung von beispielsweise hypoallergenem Reis mit einem zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen versehen.
Lebensmittel mit einem positiven Effekt auf die Gesundheit liegen im Trend und wachsen zu einer immer größer werdenden Produktschiene heran (Wolters et al. 2001). Zudem ist das Bewusstsein für funktionelle Lebensmittel in der Gesellschaft gestiegen. Das Umsatzvolumen von funktionellen Lebensmitteln liegt in Deutschland bei ca. 715 Millionen Euro und einem Marktanteil von 5-10% des Lebensmittelmarktes (Wolters et al. 2001). Experten prognostizieren bis zum Jahr 2010 einen Anstieg des Produktangebots im Bereich der funktionellen Lebensmittel auf 20% (Kiefer et al. 2002). Probiotische Lebensmittel wurden 1996 als erste funktionelle Lebensmittel auf dem deutschen Lebensmittelmarkt eingeführt und wiesen 1999 bereits einen Marktanteil von 14% bei Joghurt- und Milchgetränken auf. Im Laufe der Zeit kamen weitere funktionelle Lebensmittel wie Prebiotika oder Lebensmittel mit sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen, w-3-Fettsäuren oder Ballaststoffen auf den Markt (Wolters et al. 2001).
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Gesamtüberblick über den aktuellen Wissensstand von funktionellen Lebensmitteln zu vermitteln. Neben der Abgrenzung von funktionellen zu herkömmlichen Lebensmitteln, Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Novel Food soll die nationale und internationale Rechtssituation vorgestellt werden.
Besonderes Augenmerk wird auf die Inhaltsstoffe von funktionellen Lebensmitteln und deren Effekte auf den Gesundheitszustand gerichtet. Einige ausgewählte funktionelle Lebensmittel werden vorgestellt und deren unterschiedliche Wirkung diskutiert. So werden neben Pro- und Prebiotika auch Lebensmittel mit sekundären Pflanzenstoffen behandelt. Effekte wie der Einfluss auf das Immunsystem, die Besiedlung der Darmflora, der Einfluss auf die Calciumabsorption, die Wirkung auf Blutlipide sowie die antikanzerogene Wirkung von funktionellen Lebensmitteln sollen diskutiert werden.
Abschließend werden in einer kurzen Schlussbetrachtung Zukunftsaussichten und Erfolgschancen von funktionellen Lebensmitteln vorgestellt und zusammenfassend auf die entscheidenden Schwerpunkte dieser Arbeit eingegangen.
2 Begriffsbestimmung und Abgrenzung von funktionellen Lebensmitteln
2.1 Begriffsbestimmung
Der Terminus „funktionelle Lebensmittel“ (englisch: functional food) tauchte erstmals in den 70er Jahren in Japan und in den USA auf. In beiden Ländern wurde nach spezifischen Effekten von Lebensmittelinhaltsstoffen und ihrem gesundheitsfördernden Nutzen geforscht (Verschuren et al. 2001).
Funktionelle Lebensmittel können nicht in genau definierte Produktgruppen eingeteilt werden. Sie sind vielmehr als ein Lebensmittelkonzept zu verstehen (Wörner 2001). Es existiert noch keine allgemeingültige Definition für funktionelle Lebensmittel weder national noch international. Dennoch können sie als Lebensmittel bezeichnet werden, die neben dem Nährwert und der Genussfunktion einen kurz- oder langfristigen positiven Einfluss auf die Gesundheit, die physische Leistungsfähigkeit und das geistige Wohlbefinden haben (Stanton et al. 2001). Zusätzlich wirken funktionelle Lebensmittel präventiv und senken somit das Risiko für manche Erkrankung oder therapieren bereits bestehende Leiden (Kiefer et al. 2002). Ungeachtet von diesen Eigenschaften sind sie jedoch keine Arzneimittel (Wörner 2001).
Goldberg (1994) definierte als funktionelles Lebensmittel generell jedes Lebensmittel, das neben seinem ernährungsphysiologischen Zweck einen positiven Nutzen auf die physische sowie die psychische Gesundheit des Menschen ausübt. Hierbei muss es sich um Lebensmittel mit natürlichen Inhaltsstoffen handeln, die als Teil der täglichen Nahrung aufgenommen werden. Kapseln oder Tabletten zählen nicht dazu. Die Funktionen funktioneller Lebensmittel erstrecken sich über die Regulierung von verschiedenen Stoffwechselprozessen, wie z.B. Verbesserung der biologischen Abwehrkräfte, Prävention von ernährungsabhängigen Erkrankungen, Rekonvaleszenz von bestimmten Krankheiten, Beeinflussung der physischen und psychischen Verfassung oder Verlangsamung des Alterungsprozesses (Goldberg 1994). Nach der viel zitierten Definition von Goldberg können selbst unverarbeitete, natürliche Lebensmittel zu funktionellen Lebensmitteln gezählt werden (Groeneveld 1998, Wolters et al. 2001).
Japan
Das japanische Ministry of Health and Welfare definiert funktionelle Lebensmittel als verarbeitete Lebensmittelprodukte, welche Inhaltsstoffe enthalten, die neben ihrem Nährwert positiv auf Körpervorgänge wirken. Des Weiteren werden Lebensmittel, die von Allergenen befreit wurden, dem Begriff funktionelle Lebensmittel zugeordnet. Überdies sollten funktionelle Lebensmittel als Bestandteil der täglichen Nahrung in Form von Lebensmitteln aufgenommen werden und die Wirkstoffe müssen natürlichen Ursprungs sein (Wolters et al. 2001).
Europa
Eine weitere Begriffsbestimmung für funktionelle Lebensmittel entstand 1995, als das Projekt „Functional Food Science in Europe“ (FUFOSE) von International Life Science Institute (ILSI) mit Unterstützung der Europäische Union (EU) ins Leben gerufen wurde (Verschuren et al. 2001, Roberfroid 2002a, Dye und Blundell 2002). In diesem Projekt wurde geklärt, welchen Voraussetzungen ein Lebensmittel genügen muss, um als funktionell zu gelten und als solches auf den Markt zu kommen (Wolters et al. 2001). Eine hierbei erarbeitete Definition lautet, dass ein Nahrungsmittel als funktionell gilt, wenn hinreichend belegt wurde, dass es eine oder mehrere Zielfunktionen im Körper, über adäquate Ernährungseffekte hinaus, günstig beeinflusst, auf eine Weise, die entweder einem verbesserten Gesundheitsstatus und Wohlbefinden oder der Senkung eines Erkrankungsrisikos entspricht (Przyrembel 2001, Roberfroid 2000a). Es muss sichergestellt sein, dass funktionelle Lebensmittel auch in Form von Lebensmitteln, nicht als Tabletten oder Pulver, verzehrt werden und ihre Wirkung durch einen herkömmlichen Verzehr gedeckt wird (Roberfroid 2002b). Bei funktionellen Lebensmitteln, die mit der täglichen Nahrung aufgenommen werden sollen, kann es sich um natürliche, unverarbeitete Lebensmittel oder um Produkte, die bearbeitet sowie lebensmitteltechnologisch verändert wurden, handeln. Bei der Bearbeitung wird dem Lebensmittel entweder ein Bestandteil hinzugefügt oder abgetrennt (Kiefer et al. 2002, Wolters et al. 2001).
USA
In den USA wird für funktionelle Lebensmittel eine Definition des Institute of Medicine der National Academy of Sciences verwendet nach der Lebensmittel als funktionell gelten, bei denen die Konzentration von einem oder mehreren Inhaltsstoffen modifiziert wurde und dies zur Verbesserung der Nahrung führt (Groeneveld 1998, Milner 1999). Neben nährstoffmodifizierten Produkten zählen in den USA auch cholesterin- und natriumreduzierte Lebensmittel zu funktionellen Lebensmitteln (Güler 2002).
2.2 Rechtliche Einordnung von funktionellen Lebensmitteln
2.2.1 Rechtliche Einordnung in Deutschland und der EU
In der EU existieren für funktionelle Lebensmittel keine eigenständigen gesetzlichen Regelungen. In Deutschland beispielsweise werden sie wie herkömmliche Lebensmittel im LMBG (Lebensmittel und Bedarfsgegenstände Gesetz) aufgeführt und geregelt (Kiefer et al. 2002).
Da in mehreren EU-Ländern wie den Niederlanden, Frankreich, Schweden, Belgien, Portugal oder Großbritannien unterschiedliche Auffassungen über funktionelle Lebensmittel existieren, bestehen auch Unterschiede in der Anwendung von Health Claims (gesundheitsbezogene Werbeaussagen) (Güler 2002, Hurt 2002). Beispielsweise wird in den Niederlanden durch den freiwilligen Code of Practice des Netherlands Nutrition Centre im Rahmen eines Zulassungsverfahrens Werbeaussagen von funktionellen Lebensmitteln für ein bestimmtes Produkt geprüft (Güler 2002).
Durch die in Deutschland nicht existierende gesetzliche Regelung von funktionellen Lebensmitteln gilt Art. 2 EG-Etikettierungsrichtlinie (Groeneveld 1998). In Deutschland sind krankheitsbezogene Werbeaussagen (Medical Claims) bei Lebensmitteln gemäß Art. 2 Abs. 1b EG-Etikettierungsrichtlinie und § 18 LMBG verboten, da die Grenze zu Arzneimitteln aufrechterhalten werden soll (Groeneveld 1998, van den Driessche und Veereman-Wauters 2002, Hermle 1998). Aus dem § 8 Abs. 1 Nr. 1 LMBG geht hervor, dass Aussagen, die auf die Prävention, Linderung und Beseitigung von bestimmten Erkrankungen oder Krankheitsbildern eingehen, selbst wenn ein wissenschaftlicher Nachweis dafür besteht und für Verbraucher informativ wäre, nicht in Verbindung mit Lebensmitteln beworben werden dürfen. Das Verbot ist durch den Schutz vor Irreführung und der Gesundheit begründet, verhindert allerdings auch, dass sich Verbraucher über eine mögliche Reduktion des Risikos von Erkrankungen durch den Konsum bestimmter Lebensmittel informieren können (Streinz 2001). Erlaubt sind jedoch gesundheitsbezogene Aussagen, die wissenschaftlich nachgewiesen sind (Groeneveld 1998, Verschuren et al. 2001).
Die Grenze zwischen erlaubten Health Claims und verbotenen Medical Claims ist nicht leicht zu ziehen (Güler 2002) und wird in den verschiedenen europäischen Staaten unterschiedlich gehandhabt (Groeneveld 1998).
2.2.2 Rechtliche Einordnung in Japan und den USA
Lediglich in Japan, dem Ursprungsland der funktionellen Lebensmittel, existiert eine spezielle gesetzliche Regelung für diese Lebensmittel. Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentliche die Regierung Japans eine Richtlinie zur Unterscheidung von Nahrungsmitteln und Arzneimitteln (Arai 2000). 1984 startete ein vom japanischen Ministry of Education, Science and Culture (MESC) initiiertes Projekt, das sich mit der Erforschung der Bedeutung von Lebensmitteln mit speziell gesundheitsförderndem Nutzen beschäftigte (Arai 2002, Hasler 2002). Im Abschlussbericht wurde festgehalten, welche drei Funktionen Lebensmittel im Körper erfüllen sollten (Arai 2002, Hasler 2002, Hardy 2000).
1. Ernährungsfunktion (Versorgung mit Nährstoffen)
2. sensorische Funktion (Aroma, Geschmack, Textur)
3. physiologische Funktion (Regulation von Körperfunktionen, Stärkung des Immunsystems, Prävention von Erkrankungen)
Die japanischen Wissenschaftler definierten funktionelle Lebensmittel als Lebensmittel, welche eine physiologische Funktion aufweisen (Shimizu 2002).
Seit 1989 werden in Japan funktionelle Lebensmittel als „Foods For Specified Dietary Use“ bezeichnet und finden im „Nutrition Improvement Law“ ihren Platz. Zu diesen Lebensmitteln zählen jene, welche einen medizinischen Zweck aufweisen, beispielsweise Milchpulver für Stillende, Schwangere und Kinder sowie Lebensmittel für ältere Menschen, die Schwierigkeiten beim Schlucken und Kauen haben (Groeneveld 1998, Shimizu 2002). Seit 1991 existiert eine erweiterte gesetzliche Grundlage (Rechkemmer 2001, Wolters 2001). Nach einem Zulassungsverfahren durch das Gesundheitsministerium dürfen Lebensmittel mit einem gesundheitlichen Zusatznutzen als „Food For Specified Health Use“ (FOSHU) bezeichnet sowie mit bestimmten Health Claims beworben werden (Kiefer et al. 2002, Verschuren et al. 2001, 2002, Wolters et al. 2001, Contor 2001).
In den USA besteht keine spezielle gesetzliche Regelung für funktionelle Lebensmittel (Hasler 2002). Die Food and Drug Administration (FDA) teilt funktionelle Lebensmittel in vier Kategorien auf:
1. „Conventional Food“: Lebensmittel, die nicht in eine der folgenden Kategorien einzuordnen sind.
2. „Foods For Specified Dietary Use“: Lebensmittel, die gezielt für die Anwendung bei speziellen Umständen beabsichtigt sind (Schwangerschaft, Lebensmittelallergie, Übergewicht).
3. „Medical Food“: Lebensmittel mit besonderen Anforderung an die Ernährung. Sie werden für die diätetische Behandlung von Erkrankungen benötigt (Babynahrung mit geringen Mengen an Phenylalanin).
4. „Dietary Supplements“: Der 1994 verabschiedete „Dietary Supplement Health and Education Act“ (DSHEA) definierte „Diatary Supplements“ als Lebensmittel, welche die Unterstützung der Ernährung beabsichtigen und einen oder mehrere der folgenden diätetischen Inhaltsstoffe in signifikanten Mengen enthalten: Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Aminosäuren oder eine Kombination der genannten.
Funktionelle Lebensmittel können je nach Auslegung der Zweckbestimmung in eine dieser vier Kategorien eingeordnet werden. Dies ist in jedem Einzelfall verschieden (Kalra 2003, Wörner 2001, Marriott 2000, Ross 2000).
Das 1990 erlassene „Nutrition Labeling and Education Act“ (NLEA) ermöglicht in den USA gesundheitsbezogene und teilweise krankheitsbezogene Aussagen über Lebensmittelinhaltsstoffe, die zur Information der Verbraucher gedacht sind (Roberfroid 2000a, Lewis und Yetley 1999, Hathcock 2001).
2.3 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von herkömmlichen
Lebensmitteln
Wenn funktionelle Lebensmittel als Produkte definiert sind, die außer ihrem Nähr- und Genusswert eine gesundheitsfördernde Wirkung aufweisen, so zählen zu herkömmlichen Lebensmitteln all diejenigen, die solche Funktionen und Eigenschaften nicht aufweisen können. Auf Grund dieser unzureichenden Definition ist die Grenze zwischen herkömmlichen und funktionellen Lebensmitteln nicht leicht zu ziehen. Herkömmliche sowie funktionelle Lebensmittel werden zusammen im LMBG gesetzlich geregelt.
2.4 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von Arzneimitteln
Der Unterschied zwischen Medikamenten und Lebensmitteln war früher klar und einfach zu definieren (Vainio und Mutanen 2000). Mittlerweile werden jedoch Überschneidungen von Arzneimitteln und Lebensmitteln erkennbar (Wörner 2001), denn die Prävention von Krankheiten wird zunehmend auch die Aufgabe der Ernährung, und somit insbesondere von funktionellen Lebensmitteln (Wolters et al. 2001).
In Deutschland und in der EU existieren zwei unterschiedliche gesetzliche Regelungen für Lebensmittel und Arzneimittel. Lebensmittel unterliegen dem LMBG und Arzneimittel dem Arzneimittelgesetz (AMG) (Rechkemmer 2001). Die Abgrenzung zwischen Lebensmitteln und Arzneimitteln ist derzeit eine Einzelfallentscheidung und wird durch den Zweck der Bestimmung, z.B. Aufmachung, Darreichungsform, Art der Inhaltsstoffe, Dosierung, Werbung und der Verwendung durch den Verbraucher definiert (Rechkemmer 2001, Wörner 2001). Während Lebensmittel überwiegend einen Ernährungs- und Genusszweck aufweisen (§ 1 LMBG) und keine Zulassungs- oder Registierungspflicht erforderlich ist, sind Arzneimittel zur Behandlung, Linderung und Prävention von Krankheiten nach § 2 AMG bestimmt (Wörner 2001). Ist ein Produkt nicht vorwiegend für den ernährungsphysiologischen Zweck gedacht, ist es als Arzneimittel einzustufen (Wolters et al. 2001). Arzneimittel sind zulassungs- und registrierungspflichtig. Des Weiteren wird ihre Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geprüft und auf Nebenwirkungen hingewiesen (Wörner 2001).
Durch den immer größer werdenden Anteil an funktionellen Lebensmitteln wird auch die gesetzliche Grenze zwischen Lebensmittel und Arzneimittel immer unschärfer (Vainio und Mutanen 2000) (Abb. 2.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1: Fließender Übergang zwischen Arzneimittel, funktionellem Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel (Rechkemmer 2001)
2.5 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von Nahrungsergänzungsmitteln
Nahrungsergänzungsmittel werden im Vergleich zu funktionellen Lebensmitteln in lebensmitteluntypischer Darreichungsform (Tabletten, Kapseln, Trinkampullen u.a.) angeboten und sind nicht als alleinige Mahlzeit anzusehen (Härtinger 2001). Der Unterschied zu funktionellen Lebensmitteln wird hier deutlich, da sie als ein Bestandteil der täglichen Nahrung aufgenommen werden sollen.
Auf den Etiketten der Nahrungsergänzungsmittel sind entsprechende Dosierungsangaben und Höchstdosierungen angegeben (Wörner 2001). Die empfohlene Verzehrmenge für funktionelle Lebensmittel ist ebenfalls aufgedruckt, doch während die von Nahrungsergänzungsmitteln mit Höchstdosierung und Nebenwirkungen eher an Arzneimittel erinnert, wird bei funktionellen Lebensmitteln lediglich eine Empfehlung ausgesprochen.
Nahrungsergänzungsmittel werden hauptsächlich für ernährungsphysiologische Zwecke eingesetzt und dürfen nur Inhaltsstoffe enthalten, die selbst Lebensmittel sind oder zur Lebensmittelverarbeitung zugelassen sind. Nahrungsergänzungsmittel unterliegen wie funktionelle und herkömmliche Lebensmittel dem LMBG (Streinz 2001, Wörner 2001). Wenn Nahrungsergänzungsmittel einem diätetischen Zweck dienen, unterliegen sie außerdem der Diätverordnung und einer Anzeigepflicht beim Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) (Härtinger 2001).
In Deutschland haben Nahrungsergänzungsmittel keine rechtsgültige Begriffsbestimmung. Der Begriff wird in § 1 Abs. 3 Nährwert-Kennzeichnungsverordnung als eine Ergänzung der Nahrung durch eine gezielte Aufnahme von z.B. Vitaminen, Mineralstoffen, bestimmten Proteinen, essentiellen Fettsäuren oder Kohlenhydraten dargestellt (Streinz 2001).
Zusätzlich wird die Bezeichnung „Nahrungsergänzungsmittel“ in § 25 Nr.6 Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO), §§ 3-5 Zusatzstoff-Zulassungsverordnung sowie in § 2 Abs. 2 Satz 2 Vitaminverordnung aufgeführt. Dem BgVV zu Folge werden Nahrungsergänzungsmittel als Lebensmittel verstanden, die einen oder mehrere Nährstoffe in konzentrierter Form enthalten (Härtinger 2001).
2.6 Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von Novel Food
Novel Food sind neuartige Lebensmittel und Lebensmittelbestandteile, die bislang kaum zum menschlichen Verzehr verwendet wurden (Güler 2002). Dies bedeutet, dass es sich um Lebensmittel handelt, über die noch nicht genügend Erkenntnisse bezüglich ihre Sicherheit und Verträglichkeit existieren. Bevor ein neuartiges Lebensmittel auf den Markt kommt, muss es bestimmte Voraussetzungen erfüllen und Verfahren durchlaufen. Beim Mitteilungs- oder Genehmigungsverfahren wird das Lebensmittel nach toxikologischen und ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten, wie beispielsweise seine Unbedenklichkeit gegenüber dem Verbraucher, getestet (Härtinger 2001).
Innerhalb der EU basiert Novel Food im Gegensatz zu funktionellen Lebensmitteln auf einer rechtlichen Grundlage, der Novel Food-Verordnung, die am 27. Januar 1997 vom Europäischen Parlament und dem Rat für neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelbestandteile verabschiedet wurde. Die Novel Food-Verordnung (EG) Nr. 258/97 erhielt am 15. Mai 1997 ihre Gültigkeit. Sie regelt den Marktzugang neuartiger Lebensmittel und Lebensmittelbestandteile in der EU. Unter Novel Food-Produkten werden nicht nur Lebensmittel verstanden, die aus gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden, aus solchen bestehen oder diese enthalten, sondern mehrere Kategorien neuartiger Lebensmittel. Dazu zählen neue Produkte, die aus Mikroorganismen (MO), Pilzen oder Algen hergestellt werden sowie Produkte, die durch ein unübliches Verfahren bearbeitet wurden (Rechkemmer 2001).
Seit dem 22. September 2003 existiert für gentechnisch veränderte Lebensmittel eine eigene, von den neuartigen Lebensmitteln abgegrenzte Verordnung, die Verordnung (EG) Nr. 1829/2003 des europäischen Parlaments und des Rates über gentechnisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel (Amtsblatt der EU 2003). Mit der neuen Verordnung wird die Gruppe der gentechnisch veränderten Lebensmittel aus dem Regelungsbereich der vor sechs Jahren in Kraft getretenen Novel Food-Verordnung herausgelöst und einem eigenen Gesetz unterstellt. Gleichzeitig werden für diese Produkte Sicherheitsanforderungen verschärft sowie Kennzeichnung und Informationsrechte der Öffentlichkeit erweitert. Umfangreiche Änderungen gibt es auch beim Zulassungsverfahren.
2.7 Diskussion
Als funktionell werden Lebensmittel bezeichnet, die neben dem Nährwert und der Genussfunktion einen positiven Effekt auf die Gesundheit ausüben. Da jedoch keine einheitliche Definition für funktionelle Lebensmittel existiert, werden in der Literatur unterschiedliche Auffassung und Begriffsbestimmungen verwendet. Während die Definition der funktionellen Lebensmittel vom japanischen Ministry of Health and Welfare und vom amerikanischen Institute of Medicine der National Academy of Sciences ausschließlich verarbeitete Lebensmitteln einschließt, geht Goldberg (1994) in seiner Definition von funktionellen Lebensmitteln davon aus, dass grundsätzlich jedes Lebensmittel auch ein funktionelles sein kann, also auch ein unverarbeitetes (Goldberg 1994, Wolters et al. 2001).
Japan war nicht nur Vorreiter für eine rechtsverbindliche Definition von funktionellen Lebensmitteln, sondern auch für eine spezielle gesetzliche Regelung. In Europa und den USA existiert aufgrund der fehlenden gesetzlichen Regelung für funktionelle Lebensmittel keine einheitliche Definition. Eine Abgrenzung von herkömmlichen Lebensmitteln ist deswegen nicht einfach (Groeneveld 1998).
Eine Abgrenzung der funktionellen Lebensmittel von Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Novel Food ist für den Verbraucher wichtig, um bei all diesen verwirrenden Bezeichnungen den Überblick zu behalten. Auf Grund der uneinheitlichen Definition von funktionellen Lebensmitteln wird in den USA keine Abgrenzung oder Unterscheidung von funktionellen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln gemacht. In den USA werden synthetische Inhaltsstoffe in Kapseln, Tabletten, Pulver und Trinkampullen zu funktionellen Lebensmitteln gezählt (Wolters et al. 2001), wohingegen diese Darreichungsform in Deutschland, Europa und ebenfalls in Japan ausdrücklich ausgeschlossen wurde. Hier wird Wert darauf gelegt, dass funktionelle Lebensmittel als ein Bestandteil der täglichen Mahlzeit konsumiert werden und natürlichen Ursprungs sind (Groeneveld 1998, Wörner 2001, Wolters et al. 2001). Die Definition funktioneller Lebensmittel beinhaltet in den USA beispielsweise Fettersatzstoffe wie Olestra. Obwohl Olestra keinen direkten physiologischen Effekt aufweist, so wird die Eigenschaft, ein Lebensmittel in seiner sensorischen Qualität zu steigern, in den USA als funktionell angesehen (Groeneveld 1998).
Die Unterschiede in der Definition von funktionellen Lebensmitteln können auf die kulturell unterschiedlichen Gegebenheiten zurückgeführt werden (Groeneveld 1998). Während in Asien aus Tradition schon lange auf Heilsubstanzen von Lebensmitteln und Kräutern vertraut wird (Arai 2002), entstand die Idee der funktionellen Lebensmittel in den USA aus der Fitnessbewegung (Groeneveld 1998). Die europäische Denkweise stammt demnach von der asiatischen ab, da natürlichen Inhaltsstoffen mehr Vertrauen entgegengebracht wird als synthetischen. Um Unterschiede in der Begriffsbestimmung von funktionellen Lebensmitteln zu erkennen und zu beheben, ist eine internationale, einheitliche Definition erforderlich. Hierbei sollte geklärt werden, ob funktionelle Lebensmittel verarbeitet sein müssen oder ob auch unverarbeitete Lebensmittel dazu gezählt werden dürfen. Des Weiteren muss verdeutlicht werden, ob verwendete Inhaltsstoffe, so wie in Japan, natürlichen Ursprungs sein müssen oder auch synthetische zulässig sind (Groeneveld 1998).
Während der Begriff „Novel Food“ neuartige Lebensmittel und Lebensmittelbestandteile beinhaltet, können Arzneimittel auf Grund ihrer Darreichungsform und ihres Bestimmungszweckes von funktionellen Lebensmitteln abgegrenzt werden. Doch da diese Grenze zwischen funktionellen Lebensmitteln und Arzneimitteln nicht ganz eindeutig ist, kann es zu Schwierigkeiten und Verzögerungen der Markteinführung kommen. Denn funktionelle Lebensmittel haben im Vergleich zu Arzneimitteln keine Zulassungs- oder Registierungspflicht.
3 Funktionelle Lebensmittel, ihre Inhaltsstoffe und ihre Effekte auf den Gesundheitszustand
Die Produktpalette der Pro-, Pre- und Synbiotika umfasst in Deutschland überwiegend Milchprodukte wie Joghurts oder Milchdrinks (Güler 2002). ACE-Produkte bzw. Produkte, die mit Vitaminen angereichert sind, sind dagegen insbesondere bei Getränken zu finden, während sich funktionelle Lebensmittel mit sekundären Pflanzenstoffen über die Produktpalette der Streichfette oder der Mode-Getränke erstrecken. w-3-Fettsäuren (w-3-FS) sind in funktionellen Lebensmitteln wie Brot, Eiern oder Streichfette vertreten. Weitere funktionelle Lebensmittel sind Produkte, die beispielsweise mit Calcium oder Magnesium angereichert wurden. Die Komponenten, welche das Lebensmittel „funktionell“ machen, werden durch seine Inhaltsstoffe bestimmt (Roberfroid 1999). Einige funktionellen Lebensmittel, ihre Inhaltsstoffe und ihre Wirkung auf den Gesundheitszustand sollen im Folgenden vorgestellt und diskutiert werden. Eine Übersicht über die auf dem Markt befindlichen Produkte gibt Tab. 3.1.
Tab. 3.1: Übersicht über die auf dem Markt befindlichen Produkte und ihre Inhaltsstoffe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.1 Probiotische funktionelle Lebensmittel
Der Begriff „Probioticum“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „für das Leben“ (Unger 1999). Probiotika sind Lebensmittel mit einem Zusatz von lebenden, gesundheitsfördernden MO, die sich bei regelmäßigem Verzehr durch eine Verbesserung des mikrobiellen Gleichgewichtes positiv auf die Darmflora des Wirts (Mensch oder Tier) auswirken (Hammer und Aichbichler 2003). Am häufigsten werden milchsäurebildende Bakterien wie Lactobacillen und Bifidobakterien als Probiotika eingesetzt.
In zahlreichen Studien wurden die gesundheitsunterstützenden Effekte von Probiotika getestet (Schiffrin et al. 1997, Arunachalam et al. 2000, Argerholm-Larsen et al. 2000, Gill et al. 2001). Die Verbindung zwischen dem Verzehr von Probiotika und der Reduktion von Lactoseintoleranz und der Unterstützung des Immunsystems wurden untersucht. Den Inhaltsstoffen von Probiotika (Lactobacillen und Bifidobakterien) werden zusätzlich die Verbesserung der Funktionen des Gastrointestinaltrakts (GIT) und eine Wirkung auf die Blutlipide zugesprochen (Roberfroid 2000b, Collins und Gibson 1999).
Im Folgenden werden probiotische Bakterienstämme und die gesundheitsfördernden bzw. krankheitsreduzierenden Effekte, die Probiotika zugesprochen werden, dargestellt.
3.1.1 Inhaltsstoffe
Die lebenden MO in Probiotika setzen sich hauptsächlich aus Lactobacillen und Bifidobakterien zusammen (Abb. 3.1 - 3.3). Diese haben im Gegensatz zu konventionellen Joghurt-Bakterienspezies wie Lactobacillus bulgaricus und Streptococcus thermophilus die Fähigkeit weder, von Magensäuren noch von Gallensalzen abgetötet zu werden (Meydani und Ha 2000).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3.1: Probiotische Bakterienspezies der Lactobacillen (Hammer und Aichbichler 2003)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3.2: Probiotische Bakterienspezies der Bifidobakterien (Hammer und Aichbichler 2003, Ishibashi und Yamazaki 2001)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3.3: Probiotische Bakterienspezies unterschiedlicher Bakterienstämme (Hammer und Aichbichler 2003)
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- Arbeit zitieren
- Nina Kitter (Autor:in), 2004, Funktionelle Lebensmittel und ihre gesundheitlichen Effekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27271
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