Die Hintergründe des Nationalsozialismus und seines „Erfolgs“ in Deutschland von 1933 bis 1945 stehen noch heute häufig zur Diskussion. Rechtsextremismus und Rassismus sind nicht mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgestorben, sondern finden noch immer Anhänger. Ebenso aktuell ist die Frage nach einem Verbot der NPD, welche schon seit 2001 Deutschlands Regierung beschäftigt und die bis zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit noch nicht geklärt wurde. Wenn man mit den Ausmaße – der Zahl der Todesopfer, die der Nationalsozialismus forderte – vertraut ist, dann fällt es wahrscheinlich nicht leicht, die Motivation hinter den Taten der führenden NSDAP Mitglieder und den Teilen der Bevölkerung, die nicht versuchten sich gegen den totalitären Staat zu wehren, zu verstehen. Allerdings basierte der NS-Staat auf Indoktrination, und zwar in einem Ausmaß, das man sich als in einer Demokratie lebender Mensch kaum vorstellen kann. Dass diese Indoktrination bereits im Kindesalter ihren Anfang haben und den Rest des Lebens weitergehen müsse, war bereits Hitler selbst klar. Dazu wurden eigene erziehungswissenschaftlich Theorien entwickelt und das Schulsystem sowie die Lehrpläne absolut an die Ideologie des NS-Staates angepasst. Unter Hitler war die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – zum Zweck der Indoktrination – so wichtig, dass eigens dafür die Jugendgruppen HJ und BDM eingerichtet wurden. Ziel dieser Arbeit soll nun sein, die nationalsozialistische Ideologie Hitlers und ihre Umsetzung durch führende Pädagogen der NS-Zeit sowie ihre Anwendung im Schulalltag und in den genannten Jugendgruppen zu betrachten.
Inhalt
I. Einleitung
II. Pädagogik der NS-Zeit
1. NS- Ideologie in der Pädagogik
2. Realisierung der NS-Pädagogik
III. Schluss
IV. Bibliographie
I. Einleitung
Die Hintergründe des Nationalsozialismus und seines „Erfolgs“ in Deutschland von 1933 bis 1945 stehen noch heute häufig zur Diskussion. Rechtsextremismus und Rassismus sind nicht mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgestorben, sondern finden noch immer Anhänger. Ebenso aktuell ist die Frage nach einem Verbot der NPD, welche schon seit 2001 Deutschlands Regierung beschäftigt und die bis zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit noch nicht geklärt wurde.[1] Wenn man mit den Ausmaße – der Zahl der Todesopfer, die der Nationalsozialismus forderte – vertraut ist, dann fällt es wahrscheinlich nicht leicht, die Motivation hinter den Taten der führenden NSDAP Mitglieder und den Teilen der Bevölkerung, die nicht versuchten sich gegen den totalitären Staat zu wehren, zu verstehen. Allerdings basierte der NS-Staat auf Indoktrination, und zwar in einem Ausmaß, das man sich als in einer Demokratie lebender Mensch kaum vorstellen kann. Dass diese Indoktrination bereits im Kindesalter ihren Anfang haben und den Rest des Lebens weitergehen müsse, war bereits Hitler selbst klar. Dazu wurden eigene erziehungswissenschaftlich Theorien entwickelt und das Schulsystem sowie die Lehrpläne absolut an die Ideologie des NS-Staates angepasst. Unter Hitler war die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – zum Zweck der Indoktrination – so wichtig, dass eigens dafür die Jugendgruppen HJ und BDM eingerichtet wurden. Ziel dieser Arbeit soll nun sein, die nationalsozialistische Ideologie Hitlers und ihre Umsetzung durch führende Pädagogen der NS-Zeit sowie ihre Anwendung im Schulalltag und in den genannten Jugendgruppen zu betrachten.
II. Pädagogik der NS-Zeit
1. NS- Ideologie in der Pädagogik
Dieser Abschnitt soll einen Überblick über verschiedene Erziehungswissenschaftler der NS-Zeit bieten und aufzeigen, wie der Nationalsozialismus und Hitlers Vorstellung von Erziehung – auf die zu Beginn eingegangen wird – ihre Theorien beeinflusste.
1.1. Hitlers Erziehungsideal
Schon in seinem Buch „Mein Kampf“ hielt Adolf Hitler seine Vorstellungen zum Thema Erziehung fest, aber besonders am 2. 12. 1938 in seiner Rede vor Kreisleitern in Reichenberg wird deutlich, wie sehr absolute Kontrolle und Indoktrination in seiner Idee von Erziehung hervorgehoben werden:
Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum erstenmal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir Sie wieder vier Jahre. Und dann geben wir Sie erst recht nicht zurück in die Hände unsrer alten Klassen-und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir Sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen, alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassen- und Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und wenn sie nach zwei, drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und sie sind glücklich dabei.[2]
Wichtig ist für Hitler, dass Deutschlands Jugend wirklich nur eine Sache lernt, und zwar nur, was mit dem Nationalsozialismus vereinbar ist. Andere Einflüsse darf es nicht geben. Es fällt außerdem auf, dass von den Eltern absolut keine Rede ist. Man kann sogar davon ausgehen, dass für die Pädagogen des NS-Staates die Eltern eher als Hindernis angesehen wurden. Für Hitler ist klar, wie er in diesem Abschnitt zum Ausdruck bringt, dass der Erfolg seines Staates in der Unfreiheit der Bürger begründet ist. Deshalb sollen die Jugendlichen ab dem zehnten Lebensjahr – und schon früher, wie an späterer Stelle erläutert werden wird – ins System, repräsentiert durch seine Institutionen, als HJ, Wehrmacht, etc., aufgenommen und nicht wieder entlassen werden. Was Hitler vorschwebt ist im Grunde nichts anderes als kontinuierliche Gehirnwäsche, absolut in ihrer Lückenlosigkeit, Unfreiwilligkeit und, wie er selbst sagt, Unfreiheit.
Wie bereits erwähnt, ging Hitler auch in „Mein Kampf“ auf die Erziehung der Jugend ein. Hier wird ebenfalls deutlich, wie viel Wert auf Unterdrückung des Individuums gelegt wird.
„Er soll lernen, zu schweigen, nicht nur, wenn er mit Recht getadelt wird, sondern soll auch lernen, wenn nötig, Unrecht schweigend zu ertragen.“[3] Blinder Gehorsam, der nicht zwischen gerechter Strafe und ungerechter Behandlung unterscheidet, es vielleicht gar nicht mehr kann, ist ein weiteres Erziehungsziel Hitlers.
Hinzu kommt noch das Rasseverständnis, der Glaube an die „arische Rasse“. Hitler schreibt dazu zum einen: „Seine gesamte Erziehung und Ausbildung muß darauf angelegt werden, ihm die Überzeugung zu geben, anderen unbedingt überlegen zu sein.“[4] Und zum anderen:
Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit des völkischen Staates muss ihre Krönung darin finden, dass sie den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und verstandesmäßig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt. Es soll kein Knabe und kein Mädchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis über die Notwendigkeit und das Wesen der Blutreinheit geführt worden zu sein.[5]
Wenn Hitler vom „Hineinbrennen“ schreibt, so ist das keine Übertreibung, wie in dieser Arbeit noch aufgezeigt wird. Klar wird hier auch, dass Hitlers Absicht darin bestand, seine Überzeugungen von „Rasse“ und „Blutreinheit“ absolut auf die Jugendlichen zu übertragen, so dass es ihnen nicht möglich sein würde, eine deutsche Schule zu besuchen, wozu sie ja gezwungen waren, und den nationalsozialistischen, antisemitischen Lehren zu entgehen:
Planmäßig ist der Lehrstoff nach diesen Gesichtspunkten aufzubauen, planmäßig die Erziehung so zu gestalten, daß der junge Mensch beim Verlassen seiner Schule nicht ein halber Pazifist, Demokrat oder sonst was ist, sondern ein ganzer Deutscher. … Dann wird dereinst ein Volk von Staatsbürgern erstehen, miteinander verbunden und zusammengeschmiedet durch eine gemeinsame Liebe und einen gemeinsamen Stolz, unerschütterlich und unbesiegbar für immer.[6]
Des Weiteren lag für Hitler die Betonung eindeutig nicht auf der Vermittlung von Wissen, sondern dem was er „das Heranzüchten kerngesunder Körper“ nannte, so heißt es in „Mein Kampf“:
Der völkische Staat hat ... seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten. Hier aber wieder an der Spitze die Entwicklung des Charakters, besonders die Förderung der Willens- und Entschlußkraft, verbunden mit der Erziehung zur Verantwortungsfreudigkeit, und erst als letztes die wissenschaftliche Schulung.[7]
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Erziehungsziele, die Adolf Hitler erreicht haben wollte, blinder Gehorsam, Militarismus, Nationalismus, und die nationalsozialistische Vorstellung unterschiedlich wertiger Rassen waren. Es ist allerdings noch zu bemerken, dass es „eine partei- oder staatsoffizielle pädagogische Doktrin hat es im Nationalsozialismus nicht gegeben“ hat. „Als [Hitler] 1933 an die Macht kam, waren gerade im kulturellen Bereich viele Fragen offen, und zupackende Männer wie [z.B.] Baldur von Schirach hatten gute Chancen, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen.“[8]
1.2. NS-Pädagogen: Ernst Krieck und Alfred Baeumler
1.2.1. Ernst Krieck
Einer der führenden Pädagogen des NS-Staates ist Ernst Krieck, der 1882 als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren wurde und 1928 als Volksschullehrer arbeitete. Ihm „ging es vor allem um zwei Fragen: um die Konfessionalität der Volksschule und um den chancengleichen Zugang der Arbeiterkinder zur höheren Bildung.“ Sein erziehungswissenschaftliches Hauptwerk Philosophie der Erziehung erschien 1922 und machte ihn berühmt. In seinem Werk geht Krieck von drei Ebenen von erzieherischen Faktoren aus. Die erste, unterste, sei die unterbewusste, schreibt er:
Die unterste Schicht erzieherischer Faktoren besteht aus den unbewußten Wirkungen, Bindungen und Beziehungen von Mensch zu Mensch. Sie bilden den Untergrund des Gemeinschaftslebens, die unmittelbarste und stärkste Bindung im organischen Gefüge.[9]
Die zweite Ebene findet laut Krieck im Zusammenleben in der Gemeinschaft statt. "Von jeglicher Verständigung zwischen Menschen [. . .] gehen auf die Beteiligten erzieherische Wirkungen aus, auch wenn diese Wirkungen weder beabsichtigt sind noch auch bewußt werden.“[10] Hauptthese ist, dass diese beiden Ebenen auf die dritte die „Ebene der rational organisierten Erziehung“ mit „Erziehungsabsichten, Zwecke[n] und Methoden“[11] Einfluss nehmen. „Seine wichtigste These war also, daß Erziehung ein soziales Phänomen sei, immer
schon vorhanden, wo Menschen leben.“[12]
Am 1. Januar 1932 tritt er in den nationalsozialistischen Lehrerbund und damit auch in die NSDAP ein. Im selben Jahr veröffentlichte er das Buch „Nationalpolitische Erziehung“, das zum Leitfaden nationalsozialistischer Lehrer wurde und von dem bis 1941 80 000 Exemplare verkauft wurden.[13]
[...]
[1] Süddeutsche.de: http://www.sueddeutsche.de/thema/NPD-Verbotsverfahren, aufgerufen am 05.03. 2013.
[2] Zit. nach Wissensreise.de: http://www.wissensreise.de/Wissensreise/Hitlerjugend/Seiten/RedeReichenberg1938-01d.html, aufgerufen am 04.03. 2013.
[3] Hitler. S. 459.
[4] Ebd. S. 456.
[5] Ebd. S.475f.
[6] Ebd. S. 474.
[7] Ebd. S. 452.
[8] Giesecke. S. 3.
[9] Zit. nach Giesecke. S.37.
[10] Zit. nach ebd. S.37.
[11] Ebd. S. 38.
[12] Ebd. S. 39.
[13] Vgl. ebd. S.42.
- Citation du texte
- Lynn Bay (Auteur), 2013, Pädagogik in der NS-Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272382
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