In der analytisch betriebenen Erkenntnistheorie ist es eine verbreitete Methode durch Beispiele und Gedankenexperimente Argumente für oder wider bestimmte Standpunkte zu entwickeln. So auch in der gegenwertigen Diskussion um vernünftige Dissense, in der es um die Frage geht, inwiefern zwei oder mehr Personen im epistemischen Sinn darin gerechtfertigt sind oder sein können, sich gegenseitig ausschließende Behauptungen zu vertreten. Anders formuliert: Sind zwei Personen vernünftig, wenn sie auf ihre jeweilige Meinung beharren, obwohl sie voneinander wissen, dass die jeweils andere das Gegenteil behauptet? Ob und wie das möglich ist, da gehen die Meinungen der Erkenntnistheoretiker auseinander. Zur Begründung ihrer Theorien und Begriffe ziehen sie zumeist Beispiele aus allen denkbaren Bereichen heran. Alltägliche Szenen, unterschiedliche Wahrnehmungen, aber auch philosophische Diskurse, religiöserStreit oder politische Auseinandersetzungen werden gleichermaßen benutzt in dieser epistemologischen Suche nach der Rationalität im Dissens.
Mich interessiert in dieser Hausarbeit, inwiefern diese Vorgehensweise zielführend ist oder ob Dissens in verschiedenen Bereichen nicht auch verschieden analysiert werden müsste. Ist ein Streit zwischen zwei Personen darüber, ob gerade Paul oder Petra auf der anderen Straßenseite entlang ging, auf derselben epistemischen Ebene anzusiedeln, wie eine ethische Debatte oder eine politische Diskussion über die Gestaltung gesellschaftlicher Institutionen?
Um das herauszufinden, werde ich mich beispielhaft auf einen Aufsatz von Richard Feldman beziehen, in dem er eine Reihe verschiedener Beispiele für seinen Argumentationsgang ins Feld führt. Die leitende Fragestellung wird dabei stets sein, ob Feldmans Schlussfolgerungen aus den Beispielen zwingend und vor allem ob sie, ohne weitere Gründe anzugeben, verallgemeinerbar sind. Dabei werde ich sowohl einfache als auch komplexe Beispiele aus Feldmans Aufsatz auswählen. Sie sollen miteinander verglichen werden, wenn Feldman sie in einem inhaltlichen Zusammenhang verwendet, aber auch einzeln für sich dahingehen untersucht werden, ob sie Feldmans Argumentation zwingend stützen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Feldmans Skepsis bezüglich vernünftiger Dissense
- Feldmans Beispiele zur Analyse privater Belege und Startpunkte
- Private Belege
- Private Belege
- Zwischenergebnis: private Belege
- Startpunkte
- Feldmans Startpunkte
- Zwischenergebnis: Startpunkte
- Private Belege
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Feldmans Argumentation gegen vernünftige Dissense, indem sie seine Verwendung von Beispielen in Bezug auf private Belege und Startpunkte untersucht. Die Arbeit hinterfragt die Gültigkeit seiner Schlussfolgerungen und untersucht, ob die Beispiele geeignet sind, seine Argumente zu stützen.
- Die Rolle von Beispielen in der epistemologischen Analyse von Dissens
- Die Gültigkeit von Feldmans Schlussfolgerungen bezüglich privater Belege und Startpunkten
- Die Frage, ob Dissens in verschiedenen Bereichen unterschiedlich analysiert werden muss
- Die epistemischen Grenzen von Feldmans Ansatz
- Die Bedeutung von Kontext und Situation für die Beurteilung von Dissens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt Feldmans skeptischen Standpunkt bezüglich vernünftiger Dissense dar. Er argumentiert, dass es in Fällen, in denen Peers unterschiedliche Überzeugungen vertreten, trotz gemeinsamer Informationen, vernünftigerweise zu einem Urteilsstillstand kommen sollten. Feldman untersucht verschiedene Ansätze, um vernünftige Dissense zu erklären, und kommt zu dem Schluss, dass keiner von ihnen überzeugend ist.
Das zweite Kapitel analysiert Feldmans Beispiele für private Belege. Feldman argumentiert, dass private Belege, die nur einem Peer zugänglich sind, keine ausreichende Grundlage für einen vernünftigen Dissens bieten. Die Hausarbeit untersucht zwei Beispiele aus Feldmans Aufsatz - ein ethisches Problem und ein Beispiel einer divergenten Wahrnehmung - und hinterfragt, ob die Beispiele geeignet sind, seine Schlussfolgerung zu stützen.
Das dritte Kapitel untersucht Feldmans Beispiel für Startpunkte, die als „general view" beschrieben werden, die die Sichtweise eines Peers auf die Welt prägt. Feldman argumentiert, dass Startpunkte ebenfalls keine ausreichende Grundlage für einen vernünftigen Dissens bieten, da Peers nicht mit Sicherheit davon ausgehen können, dass ihr Startpunkt besser ist als der ihres Opponenten. Die Hausarbeit analysiert Feldmans Beispiel aus der Politik und untersucht, ob es möglich ist, einen vernünftigen Dissens unter Berücksichtigung von Startpunkten zu begründen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen vernünftige Dissense, private Belege, Startpunkte, epistemische Rechtfertigung, Dissens in Isolation, Dissens nach gegenseitiger Offenlegung aller Belege, Dissens in wechselseitiger Anerkennung der Vernünftigkeit, Politik, Ethik, Wahrnehmung, Erkenntnis, Argumentation, Beispiele, Analyse, Verallgemeinerung, Schlussfolgerung.
- Quote paper
- Andreas Wiedermann (Author), 2013, Richard Feldmans Umgang mit Beispielen in seinem Aufsatz „Epistemological Puzzles about Disagreement“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272148
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