Diese Arbeit befasst sich Inhaltlich mit dem Phänomen der Subjektivierung von Arbeit auseinandersetzen. Das Ziel ist es dabei, Subjektivierung als Mittel der Kontrolle und Steuerung an einem Beispiel darzustellen. Dazu führt der Autor im folgenden Abschnitt die zwei elementaren Auffassungen vom Wesen der Subjektivierung ein. So kann man einerseits Subjektivierung von Arbeit zunächst als Forderungen der Arbeitnehmer, die Arbeit zu flexibilisieren und zu individualisieren begreifen (vgl. Conrad/Hucker 2006, vgl. Drinkuth 2007). Andererseits ist Subjektivierung als das Konstruieren des Subjekts durch das in Beziehung setzen des einzelnen mit der Masse zu verstehen.
Daran anschließend wird primär die zweite, konstruktivistische Auffassung am Beispiel der Machttheorie Foucaults vertieft, welcher „verschiedenen Verfahren [...], durch die in unserer Kultur Menschen zu Subjekten gemacht werden […]" (Foucault 1987a, S. 243) zu Grunde liegen. Wie das Zitat zeigt, geht es hier elementar um Subjektivierung, aber aus einem sehr speziellen, auf soziale und sprachliche Praktiken der Vereinzelung bezogenen, Blickwinkel. Schließlich wird in dieser Arbeit zwischen den theoretischen Überlegungen Foucaults über diese Verfahren, die Menschen zu subjektivieren, und der Unternehmensstruktur der International Telephone and Telegraph Corporation (ITT) in den 1960er und 70er Jahren, welche einige von den von Foucault benannten soziologischen Prinzipien aufgreift und im Unternehmen umsetzt, ein Vergleich . Im abschließenden Fazit wird die Argumentationskette nocheinmal dargelegt und die Arbeitsergebnisse zusammengefasst.
Das Interesse des Autors an diesem speziellen Thema liegt darin, sein Wissen aus den anderen Themengebieten des Studiums in das Fach Personalmanagement einzubringen. Ferner will der Autor sehen, inwiefern man Mittel der Kontrolle in einem liberal wirkenden Umfeld etablieren kann, da Kontrolle und Dinge wie Flexibilisierung und Individualisierung sich im ersten Moment gedanklich gegenüberstehen. Wenn jeder eigene Arbeitszeiten hat, wie will man kontrollieren, ob sie noch eingehalten werden? Die grundsätzlichen Gedanken Foucaults über Strukturen der Überwachung und Disziplin durch Subjektivierung können helfen, ein Verständnis für Praktiken zu entwickeln, wie man Steuerbarkeit im betrieblichen Umfeld gewährleisten kann. Sie verdeutlichen allerdings, dass Subjektivierung im Mantel der Zwanglosigkeit ebenfalls einen herrschaftlichen Charakter hat...
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Zwei Arten von Subjektivierung zwischen Humanismus und Konstruktivismus
- 2.1 Subjektivität als Ressource
- 2.2 Das konstruierte Subjekt
- 2.3 Anmerkung zur Entgrenzung
- 3 Ein Zugang zur Personalführung über Foucault
- 3.1 Teilungspraktiken und die disziplinare Matrix
- 3.2 Panoptismus und die Prüfung
- 3.3 Anmerkungen Deleuzes zur Disziplinarität
- 4 Unternehmensstruktur der International Telephone and Telegraph Corporation unter Harold Geneen in den 1960er und 70er Jahren
- 4.1 Panoptische Unternehmensorganisation
- 4.2 Meetings als Prüfung
- 4.3 Comptrollership grid
- 4.4 Grenzen der Foucault'schen Sichtweise
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen der Subjektivierung von Arbeit und will Subjektivierung als Kontroll- und Steuerungsmittel anhand eines Beispiels darstellen. Die Arbeit vergleicht theoretische Überlegungen Foucaults zur Subjektivierung mit der Unternehmensstruktur der ITT in den 1960er und 70er Jahren.
- Subjektivierung als Mittel der Kontrolle und Steuerung
- Zwei gegensätzliche Auffassungen von Subjektivierung: humanistisch und konstruktivistisch
- Foucaults Machttheorie und ihre Anwendung auf Personalführung
- Analyse der Unternehmensstruktur der ITT unter Geneen
- Vergleich zwischen Theorie und Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Arbeit analysiert Subjektivierung als Kontrollmechanismus am Arbeitsplatz. Sie stellt zwei gegensätzliche Auffassungen von Subjektivierung vor: eine humanistische, die Subjektivität als Ressource der Mitarbeiter versteht, und eine konstruktivistische, die Subjektivierung als Konstruktion durch das Unternehmen betrachtet. Der Fokus liegt auf der konstruktivistischen Perspektive, die im Kontext der Machttheorie Foucaults untersucht wird. Die Arbeit vergleicht diese Theorie mit der Organisationsstruktur der ITT Corporation, um die praktische Anwendung von Subjektivierung als Kontrollinstrument zu beleuchten. Das Ziel ist es, ein Verständnis für Steuerungsmechanismen in scheinbar liberalen Arbeitsumgebungen zu entwickeln.
2 Zwei Arten von Subjektivierung zwischen Humanismus und Konstruktivismus: Dieses Kapitel präsentiert zwei gegensätzliche Ansätze zum Verständnis von Subjektivierung. Der humanistische Ansatz betrachtet Subjektivität als die Fähigkeit des Einzelnen, autonom zu handeln und seine Fähigkeiten einzubringen. Der konstruktivistische Ansatz hingegen sieht Subjektivierung als ein Verfahren, durch das Individuen vom Unternehmen geformt und kontrolliert werden. Das Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die spätere Analyse der ITT-Struktur. Es hebt hervor, dass die humanistische Perspektive, obwohl sie auf Selbstverwirklichung und Mitarbeiterzufriedenheit abzielt, praktisch oft mit der konstruktivistischen Sichtweise in Konflikt gerät, da sie Unkalkulierbarkeit und Unplanbarkeit impliziert.
3 Ein Zugang zur Personalführung über Foucault: Dieses Kapitel verwendet Foucaults Machttheorie, um Personalführung zu analysieren. Es untersucht Teilungspraktiken, Panoptismus und die Rolle von Prüfungsmechanismen in der disziplinarischen Matrix des Unternehmens. Deleuzes Anmerkungen zur Disziplinarität werden ebenfalls berücksichtigt, um ein umfassendes Bild der Foucaultschen Sichtweise auf Macht und Kontrolle zu vermitteln. Diese Konzepte bilden die Grundlage für den Vergleich mit der ITT-Struktur im nächsten Kapitel. Der Fokus liegt darauf, wie Subjektivierung als ein Werkzeug zur Durchsetzung von Macht und Kontrolle im Unternehmen eingesetzt wird.
4 Unternehmensstruktur der International Telephone and Telegraph Corporation unter Harold Geneen in den 1960er und 70er Jahren: Dieses Kapitel analysiert die Unternehmensstruktur der ITT unter Geneen als Beispiel für die praktische Anwendung der in Kapitel 3 vorgestellten Konzepte. Es untersucht, wie die panoptische Organisationsstruktur, Meetings als Prüfungsmechanismen und das Comptrollership Grid zur Subjektivierung der Mitarbeiter und zur Kontrolle des Unternehmens eingesetzt wurden. Die Grenzen der Foucault'schen Sichtweise im Kontext der ITT-Struktur werden ebenfalls diskutiert, um die Komplexität des Themas zu verdeutlichen. Der Vergleich mit der Theorie ermöglicht es, die praktischen Implikationen von Subjektivierung als Kontrollmechanismus zu untersuchen und zu bewerten.
Schlüsselwörter
Subjektivierung, Personalführung, Foucault, Machttheorie, Kontrolle, Disziplinarität, Panoptismus, ITT Corporation, Humanismus, Konstruktivismus, Individualisierung, Flexibilisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Subjektivierung von Arbeit: Eine Analyse am Beispiel der ITT Corporation"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Phänomen der Subjektivierung von Arbeit und analysiert, wie Subjektivierung als Kontroll- und Steuerungsmittel in Unternehmen eingesetzt wird. Sie vergleicht dabei theoretische Überlegungen Foucaults mit der realen Unternehmensstruktur der ITT Corporation in den 1960er und 70er Jahren.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf Foucaults Machttheorie und betrachtet zwei gegensätzliche Auffassungen von Subjektivierung: einen humanistischen Ansatz, der Subjektivität als Ressource versteht, und einen konstruktivistischen Ansatz, der Subjektivierung als Konstruktion durch das Unternehmen sieht. Deleuzes Anmerkungen zur Disziplinarität werden ebenfalls einbezogen.
Welche Rolle spielt die ITT Corporation in dieser Arbeit?
Die ITT Corporation unter Harold Geneen dient als Fallbeispiel. Ihre Organisationsstruktur in den 1960er und 70er Jahren wird analysiert, um die praktische Anwendung von Subjektivierung als Kontrollinstrument zu beleuchten. Konzepte wie Panoptismus, Meetings als Prüfungsmechanismen und das "Comptrollership Grid" werden untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, zwei Arten von Subjektivierung (humanistisch vs. konstruktivistisch), Foucault'sche Perspektive auf Personalführung, Analyse der ITT-Struktur und Fazit. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Subjektivierung und deren Anwendung in der Praxis.
Was sind die zentralen Ergebnisse der Analyse der ITT-Struktur?
Die Analyse zeigt, wie die panoptische Organisationsstruktur, regelmäßige Meetings als Prüfungsmechanismen und das "Comptrollership Grid" bei ITT zur Subjektivierung der Mitarbeiter und zur umfassenden Kontrolle des Unternehmens eingesetzt wurden. Die Arbeit diskutiert auch die Grenzen der Anwendung der Foucault'schen Theorie auf diesen konkreten Fall.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Subjektivierung, Personalführung, Foucault, Machttheorie, Kontrolle, Disziplinarität, Panoptismus, ITT Corporation, Humanismus, Konstruktivismus, Individualisierung, Flexibilisierung.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Subjektivierung als Mittel der Kontrolle und Steuerung zu untersuchen und ein Verständnis für Steuerungsmechanismen in scheinbar liberalen Arbeitsumgebungen zu entwickeln. Der Vergleich von Theorie und Praxis soll dieses Verständnis fördern.
Welche Zusammenfassung der Kapitel bietet die Arbeit?
Die Arbeit bietet Kapitelzusammenfassungen, die die jeweiligen Schwerpunkte und Ergebnisse jedes Kapitels kurz und prägnant beschreiben. Diese Zusammenfassungen erleichtern den Überblick über den Aufbau und die Argumentationslinie der Arbeit.
- Quote paper
- Lennart Sieg (Author), 2013, Führung durch Subjektivierung. Ein Mittel der Kontrolle und Steuerung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272103