In diesem Beitrag soll ein Überblick über das Thema „Liebe und Zweierbeziehungen“ gegeben werden. Mit einem Diskurs über eine Definition der Liebe nach Izard (1994: 201ff.) wird auf Formen der Entstehung von Liebesbeziehungen hingearbeitet. Dabei wird sowohl auf die romantische Liebesentwicklung als auch auf die sich im späteren Verlauf des Zusammenlebens entwickelnde Liebesbeziehung Rücksicht genommen. Im Anschluss folgt auf die Klärung von Paarbildungsansätzen eine Erörterung von Formen des Zusammenlebens, wie beispielsweise „living-apart-together“-Beziehungen oder gemeinsam lebende Ehepaare. Im Sinne eines chronologischen Verlaufs von Zweierbeziehungen folgt die Auseinandersetzung mit dem drohenden Ende von Paarbeziehungen. Dabei stellt die Krise sowohl eine Chance für die Beziehung als auch das Initial einer Trennung oder Scheidung dar.
Im Wesentlichen stütze ich mich in diesem Aufsatz auf die Literatur von Günter Burkart: Lebensphasen, Liebesphasen. Opladen 1997 und auf das Werk von Karl Lenz: Soziologie der Zweierbeziehungen. Opladen 1998. Daneben wird im Laufe des Diskurses auf ergänzende Autoren verwiesen.
Inhaltsübersicht
1. Einleitung
2. Definition von Liebe
3. Entstehung der Liebe und Formen des Zusammenlebens
4. Das Ende der Liebe - Krise und Trennung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In diesem Beitrag soll ein Überblick über das Thema „Liebe und Zweierbeziehungen“ gegeben werden. Mit einem Diskurs über eine Definition der Liebe nach Izard (1994: 201ff.) wird auf Formen der Entstehung von Liebesbeziehungen hingearbeitet. Dabei wird sowohl auf die romantische Liebesentwicklung als auch auf die sich im späteren Verlauf des Zusammenlebens entwickelnde Liebesbeziehung Rücksicht genommen. Im Anschluss folgt auf die Klärung von Paarbildungsansätzen eine Erörterung von Formen des Zusammenlebens, wie beispielsweise „living-apart-together“-Beziehungen oder gemeinsam lebende Ehepaare. Im Sinne eines chronologischen Verlaufs von Zweierbeziehungen folgt die Auseinandersetzung mit dem drohenden Ende von Paarbeziehungen. Dabei stellt die Krise sowohl eine Chance für die Beziehung als auch das Initial einer Trennung oder Scheidung dar.
Im Wesentlichen stütze ich mich in diesem Aufsatz auf die Literatur von Günter Burkart: Lebensphasen, Liebesphasen. Opladen 1997 und auf das Werk von Karl Lenz: Soziologie der Zweierbeziehungen. Opladen 1998. Daneben wird im Laufe des Diskurses auf ergänzende Autoren verwiesen.
2. Definition von Liebe
Zunächst möchte ich einleitend feststellen, welche Definitionen der Liebe für meine Zwecke geeignet erscheinen.
Nach Izard (1994: 201ff.) kann eine sachliche, analytische Definition der Liebe wie folgt lauten: „Liebe ist eine affektiv-kognitive Orientierung, die sich aus den Emotionen Interesse und Freude und dem Trieb Sexualität zusammensetzt.“ Diese auf den ersten Blick eher ernüchternde Feststellung umschreibt das Phänomen Liebe doch sehr vortrefflich. Zum einen wird die Affektiertheit des Gefühlszustandes der liebenden Person umschrieben. Der Liebende wurde von der ganzen Macht der Liebe ergriffen. Er kann sich dessen über rationale Vorgänge nur schwer bis gar nicht erwehren. Seine Gedanken schwirren in erhöhtem Maße nur um diese eine geliebte Person. Und da sind wir schon bei einem wichtigen Merkmal der Liebe! Im Gegensatz zur Freundschaft oder Bekanntschaft fordert die Liebe - wie ich sie hier definieren möchte – eine Exklusivität. Es kann nur eine Person wahrhaft geliebt werden. Alberoni (1998: 87ff.) beschreibt diese Exklusivität in seiner Aufzählung strenger Kriterien zur Ermittlung von wahrer Verliebtheit. Nach Alberoni (1998: 88) ist „der geliebte Mensch mit keiner anderen Person vergleichbar. Er ist das einzige Lebewesen auf dieser Welt, das wir lieben können.“ Hier liegt der zuvor erwähnte basale Unterschied zur Freundschaft: Während gleichzeitig mehrere Freunde denkbar sind, kann die Liebe wahrhaftig nur für eine Person empfunden werden.
Izard hebt jedoch nicht nur das Affektive, sondern auch das Kognitive heraus. Der Liebende muss sich seinen Gefühlen bewusst sein und sich selbst als Liebender definieren. Denkbar wäre auch eine Rational-Choice-Annahme in diesem Zusammenhang, in Form einer Kosten-Nutzen Abwägung. Das würde dem romantischen Liebesverständnis jedoch widerstreben. Aus diesem Grund werden rationale Annahmen aus meiner Liebesdefinition extrahiert. Berechnung und Kalkül sind meines Erachtens Gegenspieler von „echter“ Liebe. Das schließt nicht die Möglichkeit einer sich nachträglich entwickelnden Liebesbeziehung aus, die sich in ihrer Ursprungsform auf Rational-Choice-Motiven konstituierte.
Izard bezeichnet Liebe als Orientierung. Eine Orientierung nämlich, genau in Richtung der einzigartigen, begehrenswerten Person, die im Liebenden, die Emotionen Interesse und Freude hervorruft. Ein Interesse nicht nur für bestimmte Aspekte des geliebten Menschen, sondern für die Gesamtheit seiner Eigenschaften, Gesten, Denkweisen und Handlungen.
Der Abschluss der Definition von Liebe besteht in der Implikation von sexueller Triebhaftigkeit. Die geliebte Person wird demnach leidenschaftlich begehrt. Es wird nicht nur eine geistige, sondern auch eine körperliche Verschmelzung angestrebt. Beide Parteien stellen im Grunde zwei Teile eines Ganzen dar. Die Liebe vereinheitlicht, was schon immer zusammen gehörte! In jeder erdenklichen Hinsicht.
Bergman (1994: 69ff) bringt das auf den Punkt, denn er sieht in der Liebe das Verlangen, mit einer Person für immer vereint zu sein.
3. Entstehung der Liebe und Formen des Zusammenlebens
Im Folgenden sollen zwei mögliche Formen der Entstehung von Liebesbeziehungen Beachtung finden, die, wie wir später sehen werden, in einem diametralen Gegensatz zueinander stehen.
Als erste Form lege ich das romantische Liebesmodell zugrunde. Hier ist der Anfang jeder Liebe in der leidenschaftlichen Verliebtheit begründet. Das Subjekt rezipiert externe Merkmale einer bis dahin unbekannten Person und fühlt sich nun auf magische Weise von dieser angezogen. Die körperliche Attraktivität, die Gestik, die Stimme und einzelne Handlungen werden bis ins Detail wahrgenommen. Die Verzauberung beginnt. Die begehrte Person „muss“ von nun an möglichst intensiv wahrgenommen werden. Es wird versucht ihr nahe zu sein oder sie zumindest aus einem geeigneten Blickwinkel weiter zu betrachten, um die eigene Neugier und Sehnsucht zufrieden zu stellen. Der begehrte Mensch avanciert zu etwas Einzigartigem mit dem das Leben bis zum Tode gemeinsam und auf intensivste, beglückendste Weise verbracht werden will.
Alberoni (1998: 87ff.) nennt in seiner anspruchsvollen Aufzählung von Kriterien zur Feststellung von „wahrer Verliebtheit“ innerpsychische Merkmale des verliebten Individuums.
Der verliebte Mensch spürt beispielsweise das Gefühl der Befreiung. Jede Last ist von ihm genommen, neue Kräfte werden mobilisiert, nichts kann ihn aufhalten. Er fühlt sich imstande alles zu tun. Vorher so schwere Ketten sind wie gesprengt! Der verliebte Mensch fühlt sich erleuchtet. Aus der Sinnlosigkeit seines Daseins entsteht nun die Erkenntnis, auf Erden zu weilen, um zu lieben. Es gibt nichts Wertvolleres als die Liebe. Aus der grauen, hässlichen, dunklen, Öde tritt er in die helle, klare Sphäre der Verliebtheit. Er fühlt: Nichts und niemand kann den anderen ersetzen, denn der so sehnlich erwartete Traumgefährte für das Leben wurde gefunden.
Ich denke der kleine Ausschnitt aus Alberonis Verliebtheitskriterien genügt, um das Phänomen der Verliebtheit zu vermitteln.
Begründet sich nun die Verliebtheit nicht nur auf der reinen sexuellen Ebene, sondern auf der Gesamtheit der Person, wie in Alberonis Ausführungen zu erkennen, möchte ich nicht scheuen dieser Situation das Etikett der „Liebe auf den ersten Blick“ anzuhängen. Möglicherweise waren zwei oder drei Blicke notwendig, doch stellt sich hier die Verliebtheit außerordentlich schnell ein, im Gegensatz zu einer Liebe, die sich aus einer langjährigen Freundschaft heraus entwickelt.
Die „Liebe auf den ersten Blick“ birgt meines Erachtens allerdings die große Gefahr der leichten Zerbrechlichkeit. Es ist gut vorstellbar, dass der Idealisierung der geliebten Person eine schnelle Enttäuschung folgt, wenn im ersten gemeinsamen Gespräch größere Differenzen offenbart werden, die mit einer nicht vorhandenen Änderungsbereitschaft gekoppelt sind.
Vielleicht liegt in dieser sich plötzlich einstellenden enttäuschenden Erkenntnis der Grund, dass der direkte Kontakt möglichst aufgeschoben wird. Die verliebte Person lebt in einer zerreißenden Ambivalenz: Einerseits kann die Bildung einer Einheit mit dem geliebten Individuum nicht schnell genug stattfinden, andererseits wird der offenbarende Kontakt aus Furcht vor Enttäuschung und Ablehnung aufgeschoben.
Vielleicht liegt aber auch das seltene und kostbare Glück vor, dass die Verliebtheit auf Gegenseitigkeit beruht. Im Gespräch stellt sich die wechselseitige Angezogenheit heraus. Beide Personen sind neugierig aufeinander und würden am liebsten permanent die Aura des anderen spüren. Während des gemeinsamen Gesprächs spielt die Zeit keine Rolle mehr. Allmählich findet sich der eine im anderen wieder. Es zeigt sich eine Art Seelenverwandtschaft. Beide fühlen eine Glückseligkeit, wie sie nur liebende Menschen empfinden können.
Wir haben nun die Möglichkeit eines romantischen Entstehungsgrundes von Liebe behandelt. Denkbar wäre aber auch die Entstehung von Liebe im Rahmen eines wesentlich größeren Zeitraums.
Ich denke dabei an Personen, die mitunter schon jahrelang auf der Arbeit, in einem Verein oder in der Nachbarschaft miteinander in Kontakt treten. Jahrelang fand die Bildung einer gemeinsamen Beziehung keine Beachtung, obwohl eine Partnerschaft prinzipiell nicht ausgeschlossen wurde. Die Haltung dem anderen gegenüber könnte als wohlwollende Neutralität bezeichnet werden.
In dem folgenden Fall ist nicht die Kontaktaufnahme als solche das Problem – der oberflächliche Kontakt konstruiert gerade ihre Bekanntschaft -, sondern die Transformation vom Freundschafts- oder Bekanntschaftsmodus, wie Lenz (1998: 79) sagt, in den Modus einer Zweierbeziehung. Es fehlt also lediglich ein bestimmtes Ereignis, das den Wendepunkt herbeiführt.
Ein solches Ereignis könnte eine Betriebs-, Vereins- oder Straßenfeier sein, auf der die beiden Protagonisten in ein gemeinsames Gespräch geraten. Aufgrund erhöhter Ausgelassenheit bekunden sie nun ihre gegenseitige Sympathie. Es wird ein neuer Termin für ein gemeinsames privates Treffen arrangiert und eventuell nimmt das Liebesschicksal allmählich seinen Lauf.
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- Arbeit zitieren
- Pierre Kemna (Autor:in), 2002, Liebe und Zweierbeziehungen - Eine Analyse der Phasen einer Liebesbeziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27207
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