Deutschland steckt im Reformchaos. Alles scheint reformbedürftig. Aber wie sollen die Reformen aussehen? Nur allzu gerne blickt man über die Landesgrenze hinweg, um Lösungen zu finden. Haben es die Niederlande nicht geschafft, ihr System der Arbeitsvermittlung zu reformieren? Warum schneiden die skandinavischen Länder bei der PISA-Studie so gut ab?
Allerdings stellt sich die Frage, ob Lösungen anderer Länder auch auf das deutsche System übertragbar sind.
Um diese Frage zu beantworten wird oft auf die Ergebnisse der Vergleichenden Politikwissenschaft zurückgegriffen. Allerdings besteht auch in dieser keine Einheitlichkeit, was den Untersuchungsgegenstand angeht 1 . Daher ist es wichtig, sich mit dieser gleichzeitig „alten“, aber auch „jungen“ Disziplin der Politikwissenschaft 2 zu beschäftigen. So ergeben sich zwangsläufig Fragen: Was ist die Vergleichende Politikwissenschaft eigentlich? Wo hat sie ihre Wurzeln? Womit beschäftigt sie sich?
All diese Fragen werden in dieser Hausarbeit behandelt. Im ersten Teil werden die Begrifflichkeiten der Vergleichenden Politikwissenschaft geklärt, dann wird auf den Beginn und die geschichtliche Entwicklung eingegangen. Zum Schluss wird aufgezeigt, was mit den Mitteln der Vergleichenden Politikwissenschaft untersucht werden kann und was nicht. Da das Thema einen sehr großen Umfang hat, sollen hier lediglich die wesentlichen Eigenschaften des Fachs aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1 Vergleichende Politikwissenschaft
2.2 Der Staat und das Politische System
3. Geschichte der Vergleichenden Politikwissenschaft
3.1 Die Antike
3.2 Von der Renaissance bis 194 5
3.3 Die Nachkriegszeit
4. Gegenstand der Vergleichenden Politikwissenschaft
4.1 Polity, politics und poilcy
4.2 Input, output und outcome
4.3 Die Forschungsfelder der Vergleichenden Politikwissenschaft
5. Fazit
6. Bibliografie
1. Einleitung
Deutschland steckt im Reformchaos. Alles scheint reformbedürftig. Aber wie sollen die Reformen aussehen? Nur allzu gerne blickt man über die Landesgrenze hinweg, um Lösungen zu finden. Haben es die Niederlande nicht geschafft, ihr System der Arbeitsvermittlung zu reformieren? Warum schneiden die skandinavischen Länder bei der PISA-Studie so gut ab?
Allerdings stellt sich die Frage, ob Lösungen anderer Länder auch auf das deutsche System übertragbar sind.
Um diese Frage zu beantworten wird oft auf die Ergebnisse der Vergleichenden Politikwissenschaft zurückgegriffen. Allerdings besteht auch in dieser keine Einheitlichkeit, was den Untersuchungsgegenstand angeht[1]. Daher ist es wichtig, sich mit dieser gleichzeitig „alten“, aber auch „jungen“ Disziplin der Politikwissenschaft[2] zu beschäftigen. So ergeben sich zwangsläufig Fragen: Was ist die Vergleichende Politikwissenschaft eigentlich? Wo hat sie ihre Wurzeln? Womit beschäftigt sie sich?
All diese Fragen werden in dieser Hausarbeit behandelt. Im ersten Teil werden die Begrifflichkeiten der Vergleichenden Politikwissenschaft geklärt, dann wird auf den Beginn und die geschichtliche Entwicklung eingegangen. Zum Schluss wird aufgezeigt, was mit den Mitteln der Vergleichenden Politikwissenschaft untersucht werden kann und was nicht. Da das Thema einen sehr großen Umfang hat, sollen hier lediglich die wesentlichen Eigenschaften des Fachs aufgezeigt werden.
2. Definitionen
Um sich mit der Vergleichenden Politikwissenschaft zu beschäftigen bedarf es zu aller erst eine Reihe von Definitionen, die schon mit dem Begriff selbst beginnen.
2.1 Vergleichende Politikwissenschaft
Früher wurde von Vergleichender Regierungslehre gesprochen. Dieser Begriff ist die deutsche Übersetzung des englischen Begriffs „comparative government“, was die ursprüngliche Bezeichnung für dieses Teilgebiet der Politikwissenschaft war[3]. Allerdings kam man in den letzten Jahren von diesem Begriff ab, da er das Fachgebiet zu sehr eingrenzt. Es werden nicht nur noch „governements“ untersucht, sondern auch andere Bereiche von Staaten. Daher hat sich der Begriff „comparative politics“ durchgesetzt. Allerdings mangelt es hier an einer gleichwertigen deutschen Übersetzung. „Vergleichende Lehre von Regierungssystemen“, „Vergleichende Analyse politischer Systeme“ oder „Vergleichende politische Systemelehre“ sind zwar sinnvolle Übersetzungsmöglichkeiten, allerdings auch etwas sperrig im Gebrauch[4]. Daher scheint sich der Begriff „Vergleichende Politikwissenschaft“ durchgesetzt zu haben, auch wenn mehrere Vertreter des Fachs Politikwissenschaft in eine nicht gute Wiedergabe des englischen Originalwortes halten[5]. Aus Gründen der Einfachheit und um den Leser nicht zu verwirren wird in dieser Hausarbeit trotzdem von „Vergleichender Politikwissenschaft“ gesprochen[6].
2.2 Staat und Politisches System
Das Wort Staat geht wohl auf Machiavelli zurück und drang im 17. und 18. Jahrhundert aus dem Italienischen (stato) in alle anderen europäischen Sprachen ein[7]. Eine moderne staatsrechtliche Definition besagt, dass die Merkmale eines Staates die erfolgreiche Ausübung des Gewaltmonopols innerhalb eines festen Gebietes über die dort lebenden Menschen ist[8]. Der Staat war bis zur Mitte der 50er Jahre eine, wenn nicht die zentrale Kategorie der vergleichenden Politikwissenschaft, bis er dann mehr und mehr von dem von David Easton eingebrachten Begriff „Politisches System“ ersetzt wurde[9]. Ein Politisches System definiert sich über vier gemeinsame charakteristische Eigenschaften[10]: 1) Eine politische Struktur ist vorhanden, mit deren Hilfe die politische Ordnung aufrecht erhalten werden kann, 2) das System übt überall die gleichen Funktionen aus, 3) ein politisches System ist weder völlig modern, noch völlig traditionell, sondern es besitzt einen Mischcharakter und 4) die politischen Strukturen sind multifunktionell[11].
Der Vorteil des politischen Systems liegt darin, dass auch nichtstaatliche Strukturen, wie Terrororganisationen, Guerilla oder Mafia damit untersucht werden können.
3. Geschichte der Vergleichenden Politikwissenschaft
Um die unterschiedlichen Entwicklungsschritte der Vergleichenden Politikwissen-schaft zu verdeutlichen, ist es wichtig, die Entwicklung in mehrere Phasen zu Unterteilen.
3.1 Die Antike
Erste Vergleiche zwischen unterschiedlichen politischen Systemen wurden um das Jahr 500 v.Chr. in Griechenland angestellt, da zu dieser Zeit viele verschiedene Systeme nebeneinander bestanden. So existierten in Griechenland selbst zahlreiche Stadtstaaten, Persien breitete sich im Osten aus und rund um das Mittelmeer waren viele phönizische Kolonien anzutreffen[12].
Als Begründer der vergleichenden Politikwissenschaft ist Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) anzusehen. Er untersuchte 158 Verfassungen seiner Zeit, um herauszufinden, welche die Beste sei. Daher klassifizierte er verschiedene Staatsformen. Schließlich unterschied er Staatsformen nach der Zahl der Herrschenden – wobei die Herrschaft des Volkes am höchsten steht – und nach der Qualität der Herrschaft. Die beste Staatsform war für ihn die Politie im Sinne einer heutigen Demokratie, die schlechteste die Tyrannei[13].
Nach Aristoteles lebte die Tradition der Vergleichenden Politikwissenschaft noch eine kurze Zeit in Rom fort, bis sie schließlich in der Versenkung verschwand, wo sie fast 1000 Jahre bleiben sollte, da im abendländischen Mittelalter das Interesse meist religiösen Themen galt und auch kein ausgeprägtes Regierungssystem hervorstach, das eine Untersuchung sinnvoll gemacht hätte[14].
[...]
[1] Nohlen, Dieter: Vergleichende Regierungslehre/Vergleichende Politische Systemelehre in: Nohlen, Dieter/Schulze, Rainer-Olaf: Lexikon der Politikwissenschaft, Bd.2, Verlag C.H. Beck München 2002, S. 1031ff.
[2] Stammen, Theo: Vergleichende Regierungslehre, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1976, S. 1.
[3] Nohlen, Dieter: Vergleichende Regierungslehre/Vergleichende Politische Systemelehre in: Nohlen, Dieter/Schulze, Rainer-Olaf: Lexikon der Politikwissenschaft, Bd.2, Verlag C.H. Beck München 2002, S. 1031ff.
[4] Stammen, Theo: Vergleichende Regierungslehre, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1976, S. 5.
[5] ebd. S. 7.
[6] vgl. auch Kapitel 3.3.
[7] vgl. Brunner, Georg: Vergleichende Regierungslehre. Bd.1. UTB Paderborn 1979, S. 25.
[8] Lauth, Hans-Joachim/Wagner, Christoph: Gegenstand, grundlegende Kategorien und Forschungsfragen der „Vergleichenden Regierungslehre“ in: Lauth, Hans-Joachim(Hrsg.): Vergleichende Regierungslehre. Eine Einführung, Westdeutscher Verlag Wiesbaden, 2002, S.23.
[9] ebd.
[10] Almond, G.A.: Comparative Politics, 6.Aufl., Little, Brown Boston, 1996, S. 15f.
[11] Lauth, Hans-Joachim/Wagner, Christoph: Gegenstand, grundlegende Kategorien und Forschungsfragen der „Vergleichenden Regierungslehre“ in: Lauth, Hans-Joachim(Hrsg.): Vergleichende Regierungslehre. Eine Einführung, Westdeutscher Verlag Wiesbaden, 2002, S. 24f.
[12] Brunner, Georg: Vergleichende Regierungslehre. Bd.1. UTB Paderborn 1979, S. 22.
[13] Lauth, Hans-Joachim/Wagner, Christoph: Gegenstand, grundlegende Kategorien und Forschungsfragen der „Vergleichenden Regierungslehre“ in: Lauth, Hans-Joachim(Hrsg.): Vergleichende Regierungslehre. Eine Einführung, Westdeutscher Verlag Wiesbaden, 2002, S. 15f.
[14] Brunner, Georg: Vergleichende Regierungslehre. Bd.1. UTB Paderborn 1979, S. 23f.
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