Im Laufe des 19. Jahrhundert tritt das Bild aus dem Schatten von Schrift und Wort, visuelle Darbietungen bekommen einen höheren Stellenwert eingeräumt, maßgeblich auch im Rahmen der zunehmenden Dokumentation und Fixierung von medizinischem Wissen und Methoden.
Die quantitative Verdichtung solcher generierter Bilder erhöhte weiterhin die Signifikanz der qualitativen Optimierung des Materials.
Neue Technologien des 19. Jahrhunderts, die das Prädikat der modernen Wissenschaft bis in die Gegenwart darstellen, wie beispielsweise die Mikroskopie, ermöglichen das Sichtbarmachen und verstärken die Effizienz von objektiven Beobachtungsverfahren und Erkenntnisgewinnung.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass das das gegenwärtige Wissen über den Körper und dessen Beschaffenheit in Beziehung zu den technisch-apparativen Optionen seiner Visualisierung und Transferierung steht.
Generierte Bilder im Allgemeinen besitzen, besonders im Falle von erhöhter Komplexität, neben einer enormen Imaginations- und Abstraktionsfähigkeit auch die Notwendigkeit einer Deutung aufgrund zerlegter Bilder, deren Elemente nicht korrelativ überschaubar und kategorisch standardisiert sind.
So erleben medizinische Bildverfahren, in eine erzählerische Rahmung implementiert, einen medialen Sensationscharakter, sodass Wissenschaft und Medienkultur funktionell in Kontakt treten.
Die Röntgentechnik beispielsweise kennzeichnet sich auf der einen Seite als eine der Medizin unterliegenden Verfahrensweise und weiterhin als ein öffentliches Faszinosum.
Dieses Phänomen lässt sich als eine Entbindung des medizinischen Motivs aus seinen fundamentalen Wurzeln der Wissenschaft betrachten, indem es autark in der Medienlandschaft zirkuliert, losgelöst vom einzelnen Individuum oder Organismus.
Es sind Serien wie CSI, kriminal-forensische TV-Formate, welche sich in einem Fortsetzungsschema die Praktiken und Erkenntnisse der Medizin zu nutzen machen und das medizinisch produzierte Bild adaptieren. Die Ästhetik solcher Serien spricht dabei ein Millionen-Publikum an. Das Bild, welches nach Gilles Deleuze Gegenstand eines fortwährenden Umgestaltungsprozesses ist, formt in CSI den Text der Serie und ist daher unmittelbar an eine strategische Funktion gebunden. Es ist Mittler und Übersetzer zugleich für einen Text, der - repräsentiert in forensischen Technologien - die Unzugänglichkeiten des menschlichen Auges überwindet und transparent macht.
I. Einleitung
Im Laufe des 19. Jahrhundert tritt das Bild aus dem Schatten von Schrift und Wort, visuelle Darbietungen bekommen einen höheren Stellenwert eingeräumt, maßgeblich auch im Rahmen der zunehmenden Dokumentation und Fixierung von medizinischem Wissen und Methoden.
Die quantitative Verdichtung solcher generierter Bilder erhöhte weiterhin die Signifikanz der qualitativen Optimierung des Materials.
Neue Technologien des 19. Jahrhunderts, die das Prädikat der modernen Wissenschaft bis in die Gegenwart darstellen, wie beispielsweise die Mikroskopie, ermöglichen das Sichtbarmachen und verstärken die Effizienz von objektiven Beobachtungsverfahren und Erkenntnisgewinnung.[1]
Darüber hinaus ist zu beachten, dass das das gegenwärtige Wissen über den Körper und dessen Beschaffenheit in Beziehung zu den technisch-apparativen Optionen seiner Visualisierung und Transferierung steht.
Generierte Bilder im Allgemeinen besitzen, besonders im Falle von erhöhter Komplexität, neben einer enormen Imaginations- und Abstraktionsfähigkeit auch die Notwendigkeit einer Deutung aufgrund zerlegter Bilder, deren Elemente nicht korrelativ überschaubar und kategorisch standardisiert sind.
So erleben medizinische Bildverfahren, in eine erzählerische Rahmung implementiert, einen medialen Sensationscharakter, sodass Wissenschaft und Medienkultur funktionell in Kontakt treten.[2]
Die Röntgentechnik beispielsweise kennzeichnet sich auf der einen Seite als eine der Medizin unterliegenden Verfahrensweise und weiterhin als ein öffentliches Faszinosum.[3]
Dieses Phänomen lässt sich als eine Entbindung des medizinischen Motivs aus seinen fundamentalen Wurzeln der Wissenschaft betrachten, indem es autark in der Medienlandschaft zirkuliert, losgelöst vom einzelnen Individuum oder Organismus.
Es sind Serien wie CSI, kriminal-forensische TV-Formate, welche sich in einem Fortsetzungsschema die Praktiken und Erkenntnisse der Medizin zu nutzen machen und das medizinisch produzierte Bild adaptieren. Die Ästhetik solcher Serien spricht dabei ein Millionen-Publikum an.
Das Bild, welches nach Gilles Deleuze Gegenstand eines fortwährenden Umgestaltungsprozesses ist, formt in CSI den Text der Serie[4] und ist daher unmittelbar an eine strategische Funktion gebunden. Es ist Mittler und Übersetzer zugleich für einen Text, der - repräsentiert in forensischen Technologien - die Unzugänglichkeiten des menschlichen Auges überwindet und transparent macht.
I.I. Zielsetzung dieser Arbeit und Erläuterung des inhaltlichen Aufbaus
In der folgenden Arbeit möchte ich mich, ausgehend von dieser Einleitung, mit der forensischen Arbeit in der Serie CSI: Las Vegas auseinandersetzen.
Dieser Einleitung folgen verschiedene serienspezifische Herangehensweisen, die sich im Kern mit der Thematik der Evidenz beschäftigen.
Daher werde ich im Anschluss Zusammenhänge zwischen dem seriellen Vorgang der Beweisfindung und ihrer Visualisierung herstellen, weiterhin besonders die Perspektive des Rezipienten beleuchten, der mit dieser bildorientierten Spurensicherung und –analyse konfrontiert wird, damit er die Handlung auf hohem wissenschaftlichen Niveau verfolgen kann.
Abschließend werde ich mich mit der Frage beschäftigen, worin Erfolg und Faszinosum liegen, inwieweit Authentizität zum Vorschein kommt und welche Bedürfnisse beim Rezipienten mit den produzierten Bildern angesprochen werden, um eine dermaßen starke und nachgewiesene Publikumsbindung zu erzielen.
II. Strategien der Evidenzproduktion in Visualität und narrativer Form
Als beinahe schon stilistisches Versprechen trifft der Rezipient thematisch fortwährend auf die Kategorie der Evidenz, bzw. der eindeutigen Beweislage. Die Suche nach der bedingungslosen Wahrheit als Sujet der Serie erreicht uns als Zuschauer einerseits in dem Sprachgebrauch und Verhalten der Protagonisten und untermalt somit vielfach die Motivation der Charaktere als Implikation einer sicheren und normgetreuen Ermittlungsarbeit. Anderseits verdeutlicht auch die visuell-gestalterische Realisierung der Serie, dass das, was wahr ist, sichtbar vor Augen liegt und primär der objektiven Erfassung bedarf.
So bleibt zwar der Raum für Spekulationen und Interpretationen auf Seiten des Zuschauers erhalten, die Wahrheit entspringt jedoch letztendlich der Kombination von erkennbaren und nachweisbaren Sachverhalten,
die ein sicheres juristisches Urteil erlauben und dem gesamten Serienkomplex Authentizität und Legitimation verschaffen.
II.I. Der sichtbare Beweis
Betrachtet man den Begriff der Evidenz genauer, vor allem unter dem Aspekt seiner grundlegenden Bedeutung und Herkunft, fällt auf, dass hier zwei spezifische Merkmale aufeinandertreffen, die den Tenor der Serie eindeutig treffen: evidentia bezeichnet das Offenkundige, enargeia das klar und deutlich Erkennbare, ferner verbirgt sich hinter dem lateinischem Verb videre der Bezug zum Visuellen, der logische Umstand, dass die Erkenntnis mit dem Sichtbaren einhergeht und nicht bloßes Ergebnis einer abstrakten oder subjektiven Annahme ist.[5]
Stützt man sich also auf diese sprachliche Grundlage der Evidenz, so erscheint es umso verständlicher, dass die Serie CSI mit „den Metaphern der Visualität“[6] spielt und den roten Faden der Wahrheitsfindung bildgebunden kommentiert.
Der treue Rezipient entwickelt aus dieser kontinuierlich inhaltlichen Betonung von Beweis-Repräsentation eine gewisse Erwartungshaltung. Sobald die Pathologie die Szene bestimmt, ist für den Zuschauer signalisiert, dass hier visuelle Reize ins Zentrum rücken, die das Erzählte ergänzen und veranschaulichen, das Gesagte als evident artikulieren.
Vom Ende der 90er Jahre ausgehend bis in die Gegenwart erlebt die Kulturwissenschaft einen Wendepunkt hin zu einer Auseinandersetzung mit „der Präsenz, den Dingen und dem Material“[7]. Die bisher eher unberücksichtigte Thematik der Gegebenheiten in Opposition zu dem Gemachten, dem „Konstruktivismus und Dekonstruktivismus“[8] fällt der Wissenschaft wieder ins Auge.
[...]
[1] Vgl. Schuller, Marianne; Reiche, Claudia; Schmidt, Gunnar (Hrsg.): Bildkörper: Verwandlung des Menschen zwischen Medium und Medizin, Hamburg, 1998, S. 12f.
[2] Vgl. Gottgetreu, Sabine: Der Arztfilm. Untersuchung eines filmischen Genres, Bielefeld, 2001, S. 162.
[3] Vgl. Ebd., S. 161.
[4] Vgl. Panse, Silke: The Bullets Confirm the Story by the Potato. Materials without Motives in CSI: Crime Scene Investigation. In: Allen, Michael: Reading CSI: Crime TV Under the Microscope, New York 2007, S. 154f.
[5] Vgl. Kamecke, Gernot: Spiele mit den Worten, aber wisse, was richtig ist! Zum Problem der Evidenz in der Sprachphilosophie. In: Harrasser, Karin; Lethen, Helmut; Timm, Elisabeth (Hg.): Sehnsucht nach Evidenz. Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Heft 1/2009, Bielefeld 2009, S. 11.
[6] Ebd., S. 12.
[7] Hollendonner, Barbara: Der Zauber der Präsenz. Evidenzproduktion in CSI: Crime Scene Investigation. In: Harrasser, Karin u.a. (Hg.): Sehnsucht nach Evidenz. Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Heft 1/2009, Bielefeld 2009, S. 27.
[8] Ebd.
- Citar trabajo
- Sabine Wollmann (Autor), 2011, Visualität und Evidenzproduktion in CSI: Crime Scene Investigation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271345
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