Viele Athleten, sowohl aus dem breitensportlichen wie auch aus dem leistungssportlichen Bereich, absolvieren Dehn-Übungen als selbstverständlichen Teil ihres Aufwärmprogramms oder auch nach dem Training, um Verletzungen vorzubeugen und ihre Leistungs- und Regenerationsfähigkeit zu verbessern (vgl. Herbert und Gabriel, 2002). Beweglichkeit beansprucht eine Mittelstellung zwischen konditioneller und koordinativer Fähigkeit und gehört neben Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit zu den wichtigsten motorischen Leistungskomponenten. Als Beweglichkeit wird die Fähigkeit bezeichnet, die mögliche Schwingungsweite der Körpergelenke bei Bewegungen des Alltags und der Sportmotorik auszunutzen (nach Weineck, 2004).
Trotz der im Praxisalltag regelmäßigen und durchaus bewährten Anwendung verschiedener Dehnmethoden ist die wissenschaftliche Evidenzlage immer noch lückenhaft.
Im Folgenden möchte ich zwei aktuelle Studien sowie ein Review zum Thema „Beweglichkeit“ vorstellen und diskutieren, um so einen ausschnitthaften Überblick über das Thema zu geben.
Inhalt
Beweglichkeit
Einleitung - Was ist Beweglichkeit?
Die aktuelle Studienlage
Acute effects of three different stretching protocols on the Wingate test performance
Proprioceptive Neuromuscular Facilitation (PNF): Its Mechanisms and Effects on Range of Motion and Muscular Function
Investigation into the long-term effects of static and PNF stretching exercises on range of motion and jump performance
Fazit
Quellenangaben
Abbildungsverzeichnis
Einleitung - Was ist Beweglichkeit?
Viele Athleten, sowohl aus dem breitensportlichen wie auch aus dem leistungssportlichen Bereich, absolvieren Dehn-Übungen als selbstverständlichen Teil ihres Aufwärmprogramms oder auch nach dem Training, um Verletzungen vorzubeugen und ihre Leistungs- und Regenerationsfähigkeit zu verbessern (vgl. Herbert und Gabriel, 2002). Beweglichkeit beansprucht eine Mittelstellung zwischen konditioneller und koordinativer Fähigkeit und gehört neben Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit zu den wichtigsten motorischen Leistungskomponenten. Als Beweglichkeit wird die Fähigkeit bezeichnet, die mögliche Schwingungsweite der Körpergelenke bei Bewegungen des Alltags und der Sportmotorik auszunutzen (nach Weineck, 2004).
Trotz der im Praxisalltag regelmäßigen und durchaus bewährten Anwendung verschiedener Dehnmethoden ist die wissenschaftliche Evidenzlage immer noch lückenhaft.
Im Folgenden möchte ich zwei aktuelle Studien sowie ein Review zum Thema „Beweglichkeit“ vorstellen und diskutieren, um so einen ausschnitthaften Überblick über das Thema zu geben.
Die aktuelle Studienlage
Acute effects of three different stretching protocols on the Wingate test performance
ln dieser Studie von Franco et al. (2004) wurden die kurzfristigen Effekte verschiedener Dehn-Programme auf die Leistung im Wingate Test untersucht. Dieser anaerobe Test ist ein etabliertes Verfahren in der Leistungsdiagnostik, wobei der Sportler kurzzeitig gegen eine Last in Abhängigkeit seines Körpergewichts auf dem Fahrradergometer belastet wird. Gemessen wurde die maximale Leistung (peak power), die durchschnittliche Leistung (mean power) und die Zeit bis zum Erreichen der maximalen Leistung (time to reach peak power). Die fünfzehn männlichen Probanden (Hobbysportler, im Schnitt 25 Jahre alt) absolvierten das Wingate-Test-Protokoll fünfmal an nicht aufeinanderfolgenden Tagen mit 48-72 Stunden Pause: zur Eingewöhnung, ohne vorheriges Dehnen, nach statischem und dynamischen Dehnen, sowie nach einem Dehnprogramm nach dem PNF-Prinzip (propriozeptive neuromuskuläre Faszilitation). Gedehnt wurde die Oberschenkel- und Wadenmuskulatur.
In der Studie wurde herausgefunden, dass Dehnen die Leistung im Wingate Test unabhängig von der Stretching-Methode gering verschlechtert (time to reach peak power stieg nach allen drei Dehnprotokollen signifikant an, p = 0,004). Die Peak Power sank nach statischem und PNF-Stretching ebenfalls.
Zusammenfassend legt diese Studie nahe, dass die Art des Stretchings (bzw. kein Stretching) im Aufwärmprogramm beachtet werden sollte, wenn Sportler maximale anaerobe Leistungen erbringen möchten. Bei Sportarten, für die eine explosive Kraftentwicklung nötig ist, ist die Time to reach Peak Power äußerst relevant, da zum Beispiel bei Werfern die Kinetik der Bewegung eine wichtige Rolle spielt.
Insgesamt muss jedoch festgestellt werden, dass die Studienlage diesbezüglich inkohärent ist. Während Behm et al. (2004), Avela et al. (2004) und Fowles et al. (2002) wie in der vorliegenden Studie zu dem Ergebnis kamen, dass Stretching-Interventionen einen negativen Effekt auf die nachfolgende Leistungsfähigkeit haben, zeigten zum Beispiel O’Connor et al. (2006) entgegengesetzte Ergebnisse. Diese könnten jedoch auch durch das spezifische Aufwärmprogramm, dass in ihrer Studie eingesetzt wurde, verursacht worden sein.
Proprioceptive Neuromuscular Facilitation (PNF): Its Mechanisms and Effects on Range of Motion and Muscular Function
Im vorliegenden Review von Hindle et al. (2012) werden vier verschiedene theoretische Aspekte zum Thema der propriozeptiven neuromuskulären Faszilitation untersucht: Autogene Inhibition (Ausgehend von den G. Sehnenorganen wird der gleiche Muskel über mehrere Interneurone gehemmt), reziproke Inhibition (Über Kollaterale der Ia Afferenz wird über ein Interneuron der Antagonist gehemmt), Spannungs-Relaxierung (Entspannung des Muskel-Sehnen-Apparats bei konstanter Spannung) und die Gate-Control-Theorie, auf die im Folgenden genauer eingegangen wird (vgl. Behrends et al., 2012). Die untersuchten Studien weisen darauf hin, dass diese vier Mechanismen dazu beitragen, dass PNF-Stretching das Bewegungsausmaß (range of motion) und somit auch die Leistungsfähigkeit erhöht.
Exemplarisch soll kurz die Gate-Control-Theorie erläutert werden, nach der niederschwellig mechanosensible Afferenzen (Aβ) über inhibitorische Interneurone hemmend auf die zentrale Weiterleitung nozizeptiver Information einwirken können (vgl. Behrends et al., 2012). Dieser Mechanismus wird bei der PNF-Methode genutzt, indem Berührungs- und Druckrezeptoren sowie Golgi-Sehnen- und propriozeptive Rezeptoren gezielt durch Dehnung und Muskelkontraktion gereizt werden. Die Weiterleitung der Schmerzsignale findet über langsame (meist unmyelinierte) Nervenfasern statt, sodass die Drucksignale über ihre myelinisierten Fasern schneller zum Interneuron im Rückenmark gelangen. Dadurch wird die Fortleitung der Schmerzsignale inhibiert (vgl. Melzack, 1993).
Abschließend ist noch festzuhalten, dass durch PNF-Stretching vor der Belastung eine Leistungsminderung hervorgerufen wird (vgl. auch Franco et al., 2004), weshalb empfohlen wird, regelmäßig nach dem Training zu dehnen.
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- Lisa Maria Hirschfelder (Autor), 2014, Beweglichkeit. Ein Ausschnitt der aktuellen Studienlage, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271166
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