Der Lehrerberuf erfordert, neben einem fundierten fachlichen Wissen, ebenso ein breites Spektrum an Kompetenzen und Fähigkeiten. Innerhalb ihrer Bildungs- und Erziehungsaufgabe übernehmen Lehrer gleichsam eine politische, soziale, kulturelle sowie ökonomische Funktion: Sie tragen nicht nur zu einer individuellen Entfaltung von Persönlichkeiten bei, sondern beeinflussen darüber hinaus die (Weiter-) Entwicklung der jeweiligen Gesellschaft. Diese enge Verwobenheit der Aufgaben unterstreicht die hohe Verantwortung und die Anforderungen in diesem Berufsfeld. Der profession kann folglich als einer der Schlüsselberufe im gesellschaftlichen Rahmenkomplex gesehen werden.
Die Etablierung und Entwicklung der Lehrerschaft ist dependent von dem Entwicklungsprozess des Bildungswesens. Bildungssysteme gelten als „institutionelle Akteure der Menschenbildung“ . Der Lehrer ist hierbei einer der Hauptakteure. Dies war jedoch nicht immer so. Zahlreiche essentielle historische Ereignisse, soziale Einstellungen und Ideen sowie mehrere Komponenten und Impulse haben diesen Prozess begleitet und Einfluss genommen.
Die Aufgabe dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, welche elementaren Merkmale und Prozesse sich in der Geschichte finden und rekonstruieren lassen, welche die Professionalisierung und Ständewerdung der Lehrerschaft eingeleitet haben. Eine historische Eingrenzung und Fokussierung bildet den theoretischen Rahmen: Es wird die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts zentralisiert, da die Anfänge hier anzusiedeln sind. Weiterhin wird die Aufmerksamkeit auf die Lehrerschaft der höheren Schulen in Preußen gerichtet, da dieser deutsche Bundesstaat oftmals eine führende Rolle und Vorbildfunktion eingenommen hatte.
Daraus ergibt sich folgende Gliederung: Kap. Zwei bildet vorab den theoretischen Rahmen. Zum einem wird Fends These des okzidentalen Sonderweges erläutert, da das Verständnis zur Entwicklung moderner Bildungssystem die historische Rekonstruktion voraussetzt. Der Sonderweg wird in mehrere Epochen differenziert. Diese werden anschließend vor dem Hintergrund der Metapher Fends zu den langen Wellen näher beschrieben. Kap. Drei zeigt die historische Perspektive zur Herausbildung der höheren Lehrerschaft im konzentrierten zeitlichen Rahmen, bevor im anschließendem Kap. Vier essentielle Impulse, Merkmale und Prozesse der Komponenten Ausbildung und Berufsbild herausgearbeitet werden.
Kap. Fünf stellt die gewonnenen Ergebnisse in einer kurzen Übersicht dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der theoretische Rahmen
- Der Begriff des okzidentalen Sonderweges
- Die Metapher der,langen Wellen' für die Entwicklung des Bildungssystems
- Die,,dritte Flutwelle“ und die Herausbildung des deutschen Schulsystems zur Wende vom 18. und 19 Jahrhundert
- Der Beginn
- Die Etablierung des höheren Schulwesens
- Die Professionalisierung der Gymnasiallehrerschaft
- Der Wandel der Ausbildung
- Der Wandel des Berufsbildes der Lehrer an höheren Schulen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die historischen Prozesse, die zur Professionalisierung und Ständewerdung der höheren Lehrerschaft führten. Der Fokus liegt dabei auf der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts in Preußen, einem Bundesstaat, der eine führende Rolle im deutschen Bildungssystem einnahm. Die Arbeit analysiert die Entstehung des modernen Bildungssystems im Kontext der „langen Wellen“ und des „okzidentalen Sonderweges“, um die Entwicklung der Lehrerschaft in ihrer historischen Einbettung zu verstehen.
- Der okzidentale Sonderweg und die Entstehung moderner Bildungssysteme
- Die „langen Wellen“ des Bildungswesens und ihre Auswirkungen auf die Lehrerschaft
- Die Herausbildung des höheren Schulwesens im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert
- Der Wandel der Ausbildung und des Berufsbildes der Gymnasiallehrerschaft
- Die Bedeutung der Professionalisierung und Ständewerdung der Lehrerschaft für die Entwicklung des Bildungssystems
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einführung
Dieses Kapitel führt in das Thema der Professionalisierung und Ständewerdung der höheren Lehrerschaft ein und erläutert die Relevanz des Lehrerberufs als Schlüsselberuf im gesellschaftlichen Kontext. Es wird die Bedeutung der Etablierung und Entwicklung des Bildungswesens für die Lehrerschaft hervorgehoben und die Fragestellung der Arbeit umrissen.
Kapitel 2: Der theoretische Rahmen
Dieses Kapitel erläutert den theoretischen Rahmen der Arbeit, der durch die These des „okzidentalen Sonderweges“ von Helmut Fend geprägt ist. Die Metapher der „langen Wellen“ dient dabei zur Veranschaulichung der Entwicklung des Bildungssystems in verschiedenen Epochen.
Kapitel 3: Die „dritte Flutwelle“ und die Herausbildung des deutschen Schulsystems zur Wende vom 18. und 19. Jahrhundert
Dieses Kapitel beleuchtet die historischen Prozesse, die zur Herausbildung des deutschen Schulsystems in der Wende vom 18. und 19. Jahrhundert führten. Die Entstehung des höheren Schulwesens wird in diesem Kapitel näher betrachtet.
Kapitel 4: Die Professionalisierung der Gymnasiallehrerschaft
Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der Ausbildung und des Berufsbildes der Gymnasiallehrerschaft. Die Arbeit konzentriert sich auf die essentiellen Impulse, Merkmale und Prozesse, die zur Professionalisierung der Lehrerschaft beitrugen.
Schlüsselwörter
Okzidentaler Sonderweg, Bildungswesen, lange Wellen, Professionalisierung, Ständewerdung, höhere Lehrerschaft, Gymnasiallehrerschaft, Wende 18./19. Jahrhundert, Preußen, Bildungssystem, Ausbildung, Berufsbild.
- Arbeit zitieren
- Jannina Schreiber (Autor:in), 2014, Der Beginn der Professionalisierung und Ständewerdung der höheren Lehrer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270761