Welche Faktoren erschweren einem Individuum Handlungen auf dem Arbeitsmarkt? Diese Fragestellung ergibt sich primär bei der Auseinandersetzung mit der vorliegenden Problemstellung zu risikohaften Faktoren in Arbeitsmarktübergängen und –verläufen. Zu den benachteiligenden Merkmalen eines Individuums können für Strikker neben dem Geschlecht auch die Bildung, die Herkunftsregion oder ein Migrationshintergrund gehören, die sich auf dem Arbeitsmarkt negativ selektiv auswirken (vgl. Strikker 1990, S. 38f.). Weitere Faktoren, die sich ungünstig auf die Erfolge einer Person auf dem Arbeitsmarkt auswirken können, sind das Lebensalter und der Familienstatus. Die wesentliche
Betrachtung in dieser Ausarbeitung liegt auf dem Arbeitsmarkt mit dem Segmentationskriterium Geschlecht. In unserer westlichen Gesellschaft, in der Chancengleichheit als ein hoher Wert vertreten wird, bestehen ungleiche Verteilungen auf Berufe und Hierarchien. Für das weibliche Geschlecht bilden sich in diesem Fall Benachteiligungen in Bezug auf das Einkommen, den Karriereverlauf und die Erwerbsbeteiligungschancen (vgl. Gottschall 2010, S. 671). In den nächsten Abschnitten wird zunächst genauer auf die theoretischen Erklärungen und auf die wichtigsten Definitionen eingegangen. Als theoretische Erklärungen dienen die Arbeitsmarkt-Segmentation und die Geschlechtersegregation, die anhand von soziologischen und humankapitalistischen Theorien dargelegt wird. Diesem folgt die Aufstellung und Einordnung der These in den Kon-
text der Fragestellung. Der vorletzte Teil dieser Arbeit ist eine Diskussion, aus dieser resultiert der Schlussteil des Essays.
Universität Hamburg
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Fachbereich Sozialökonomie
Lebenslauf und Arbeitsmarkt
Essay 2 zur Fragestellung:
Gender matters - but how? Diskutieren sie das Zusammenwirken von Faktoren, die Arbeitsmarktübergänge und -verläufe besonders unsicher und risikobehaftet werden lassen. Stellen Sie dabei heraus, wie Geschlecht mit verschiedenen sozialstrukturellen Faktoren interagiert und an welchen Stellen das Geschlecht von anderen Faktoren „überlagert“ wird.
Carina Gante
Abgabetermin: 16.01.2014
1. Einleitung
Welche Faktoren erschweren einem Individuum Handlungen auf dem Arbeitsmarkt? Diese Fragestellung ergibt sich primär bei der Auseinandersetzung mit der vorliegenden Problemstellung zu risikohaften Faktoren in Arbeitsmarktübergängen und -verläufen. Zu den benachteiligenden Merkmalen eines Individuums können für Strikker neben dem Geschlecht auch die Bildung, die Herkunftsregion oder ein Migrationshintergrund gehören, die sich auf dem Arbeitsmarkt negativ selektiv auswirken (vgl. Strikker 1990, S. 38f.). Weitere Faktoren, die sich ungünstig auf die Erfolge einer Person auf dem Arbeitsmarkt auswirken können, sind das Lebensalter und der Familienstatus. Die wesentliche Betrachtung in dieser Ausarbeitung liegt auf dem Arbeitsmarkt mit dem Segmentationskriterium Geschlecht. In unserer westlichen Gesellschaft, in der Chancengleichheit als ein hoher Wert vertreten wird, bestehen ungleiche Verteilungen auf Berufe und Hierarchien. Für das weibliche Geschlecht bilden sich in diesem Fall Benachteiligungen in Bezug auf das Einkommen, den Karriereverlauf und die Erwerbsbeteiligungschancen (vgl. Gottschall 2010, S. 671).
In den nächsten Abschnitten wird zunächst genauer auf die theoretischen Erklärungen und auf die wichtigsten Definitionen eingegangen. Als theoretische Erklärungen dienen die Arbeitsmarkt-Seg- mentation und die Geschlechtersegregation, die anhand von soziologischen und humankapitalisti- schen Theorien dargelegt wird. Diesem folgt die Aufstellung und Einordnung der These in den Kon- text der Fragestellung. Der vorletzte Teil dieser Arbeit ist eine Diskussion, aus dieser resultiert der Schlussteil des Essays.
2. Zentrale Begriffe
Als erstes theoretisches Fundament für diese Untersuchung ist die Arbeitsmarkt-Segmentation anzusehen. Die Segmentationstheorien gehen davon aus, dass der Arbeitsmarkt in verschiedene relativ geschlossene Teilarbeitsmärkte unterteilt ist und deswegen ist die Mobilität zwischen ihnen begrenzt. Der dreigeteilte betriebliche Arbeitsmarkt teilt den Gesamtarbeitsmarkt in drei Segmente auf. Die Teilmärkte sind nicht für alle Individuen gleich zugänglich und durch unterschiedliche Arbeitsbedingungen voneinander zu unterscheiden. Das erste ist das primäre Segment - der betriebsinterne Arbeitsmarkt -, in welchem sich gut konditi- onierte und sichere Arbeitsplätze mit Karrierechancen befinden. Diese Karrierechancen bringen hö- heres Einkommen und Statusgewinn mit sich. Das sekundäre Segment zeichnet sich durch unsichere und geringqualifizierte Arbeitsplätze aus. Die Arbeitsplätze werden hier eher zufällig besetzt, Arbei- ter können schnell ausgetauscht werden und es gibt keinen geregelten Aufstieg. Dieses Segment wird auch Jedermann-Arbeitsmarkt genannt. Das dritte Segment ist der berufsfachliche Arbeitsmarkt für Angestellte mit beruflichem Anschluss diese Qualifikation führt dazu, dass die Angestellten nur in bestimmten Berufen oder Branchen arbeiten können (vgl. Sengenberger 1978, S. 73). Für Köhler et. al lassen sich Beschäftigungsrisiken nicht generalisieren (vgl. 2007, S. 401). Zu betrachten ist, dass in der Realität auch Kombinationen der Arbeitsbedingungen aus den drei Arbeitsmarktsegmenten auftauchen. Somit ist nur theoretisch eine konkrete Aufspaltung des Arbeitsmarkts möglich.
Für die Herausbildung der Teilarbeitsmärkte werden geschlechtsspezifische und qualifikatorische Gründe diskutiert. Auf dem Arbeitsmarkt setzen sich Segmentationskriterien durch, welche sich für Individuen mit diesen askriptiven Merkmalen als Ausgrenzungskriterien erweisen. Hierzu gehören für Strikker (vgl. 1990, S. 38f.) neben dem Geschlecht auch die Bildung, die Region oder ein Migra- tionshintergrund. Aufgrund der Tendenz zu höheren Schulabschlüssen im deutschen Bildungssystem und einer Verwissenschaftlichung der Arbeit innerhalb von Unternehmen, sind die von den Bewer- bern geforderten Qualifikationen gestiegen. Je geringer die schulische Bildung ist, umso schwerer wird es für die Individuen einen Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz zu finden. Ihnen steht die Tür zum dritten Arbeitsmarktsegment offen. Der nationale Hintergrund spielt für die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt auch heute noch eine große Rolle. Vorurteile, mangelnde Anerkennung von im Ausland erbrachten Qualifikationen und Sprachbarrieren erschweren Menschen mit Migrationshin- tergrund die Bewegung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Gerade ausländische Frauen haben die größten Probleme in den Arbeitsmarkt einzutreten und dort zu verweilen, laut Strikker könnte dies durch unausgesprochene Ausbildungswünsche entstehen (vgl. Strikker 1990, S. 42). Durch die ge- sellschaftlichen Sozialisationsprozesse sind Frauen überproportional häufig in Arbeitssegmenten zu finden, die eine geringere Qualifikation verlangen und die schlechte Arbeitsbedingungen aufweisen. Die Segmentationstheorie eignet sich gut, um geschlechtsspezifische Unterschiede in der Verteilung von Erwerbschancen festzustellen und um diese den verschiedenen Teilarbeitsmärkten zuzuweisen.
Zur Unterstützung der Segmentationstheorie wird zusätzlich auf das kulturelle System der Zweige- schlechtlichkeit eingegangen, welches besagt, dass Machtunterschiede auf sozialen Zuschreibungen und Stereotypisierungen beruhen, welche im Laufe der Sozialisation erlernt wurden (vgl. Hagemann- White, 1984). Je nach Geschlechtszugehörigkeit werden bestimmte Rollenverhalten in sozialen Kon- texten erwartet (vgl. Abraham & Hinz 2005, S.44). Auf dem Arbeitsmarkt lassen sich im Allgemeinen gesellschaftliche Entwertungen der überwiegend von Frauen ausgeübten Berufe feststellen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Männer die Statusunterschiede zwischen den Geschlechtern erhalten möchten. Die gute Erwerbssituation von Männern baut auf der marginalen und flexiblen Beschäftigung von Frauen auf (vgl. Kreimer, 1998). Feministische Analysen weisen schon lange auf die ausgrenzenden Merkmale des fordistischen Normalarbeitsverhältnisses mit der Tendenz zur Ab- wertung der von Frauen ausgeübten Berufe hin (vgl. Dörre 2007, S.53). In vielen Arbeitsbereichen hat durch die gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen bereits eine Angleichung in Hinblick auf Lohn, Arbeitslosigkeitsrisiko und die Aufstiegschancen stattgefunden. Jedoch hat sich in den Haus- halten an der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung wenig geändert (vgl. Abraham & Hinz 2005, S.44).
Zur weiteren Erläuterung der Geschlechtersegregation dienen zwei humankapitaltheoretische Theo- rien sowie soziologische Theorien. Die erste These zur Humankapital-Theorie von Polachek (1981 & vgl. auch Achatz, 2005) sagt aus, dass Frauen durch ihre familiären Verpflichtungen Berufe wäh- len, die weniger Bildungsinvestitionen erfordern, da sie diese durch Erwerbsunterbrechungen nicht refinanzieren können. Becker (1985) hingegen sagt, dass Frauen Tätigkeiten mit geringeren Leis- tungsanforderungen bevorzugen, wenn diese mit den familiären Aufgaben kompatibel sind. Die So- ziologie sieht die Entscheidung zum Erlernen eines Berufs beeinflusst durch die geschlechtsspezifi- sche Sozialisation der gesellschaftlich verankerten Familien- und Berufsrollen. Durch diese entwi- ckeln sich unterschiedliche Erwartungen und geschlechtskonforme Berufswahlen. Die geschlechts- spezifische Arbeitsmarktsegregation beruht deshalb auf Berufswahlentscheidungen, die Individuen „im Kontext der in einer Gesellschaft vorherrschenden Geschlechterrollen, -bilder und -normen tref- fen“ (Achatz 2005, S.267).
Die Theorie des weiblichen Arbeitsvermögens von Ostner teilt mit, dass Frauen durch die Primärso- zialisation Fähigkeiten erlangen, die sie mehr für die Familien- als für die Berufsarbeit qualifizieren (vgl. Ostner 1978, S. 191f.). „Es gibt keine geborenen Mütter […]. Die der Hausarbeit entsprechenden Qualitäten des weiblichen Arbeitsvermögens werden durch bestimmte gesellschaftliche, vor allem durch besondere auf das Mädchen gerichtete Arrangements hergestellt.“ (Ostner 1978, S. 191).
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- Carina Gante (Author), 2014, Gender matters – but how?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270288
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