„Die Brandung“ ist ein Roman Martin Walsers, der an die Novelle „Ein fliehendes Pferd“ anknüpft.
Diese Arbeit vergleicht den Beginn und das Ende des Romans "Die Brandung" von Martin Walser mit der Novelle "Ein fliehendes Pferd". Außerdem werden die Elemente des modernen Romans aus beiden Erzählungen herausgearbeitet.
Vergleich des Romanbeginns und des Romanendes von „Die Brandung“ mit der Novelle „Das fliehende Pferd“ von Martin Walser
„Die Brandung“ ist ein Roman Martin Walsers, der an die Novelle „Ein fliehendes Pferd“ anknüpft. Zu Beginn des Romans steht Helmut Halm, der Protagonist beider Erzählungen, vor dem Spiegel und reflektiert über einen Anruf aus Kalifornien. Ein ehemaliger Freund und Bekannter bietet Helmut die Möglichkeit einer Gastprofessur für das Herbstsemester in Kalifornien an, da ihm ein Dozent fehle. Der Freund Halms, Rainer Mersjohann aus Tübingen, will dadurch die Freundschaft auffrischen, die mittlerweile fast eingeschlafen ist. Helmut bittet um Bedenkzeit von 48 Stunden und sagt, er müssen noch mit seiner Frau darüber sprechen.
Der Roman „Die Brandung“ endet mit einem Gespräch Halms mit Sabine, seiner Frau. Zunächst folgt eine Art Schlagabtausch von Ja´s, wonach Helmut seiner Frau die Geschehnisse erklären will. Hierbei beginnt er mit der zu Beginn des Romans beschriebenen Situation vor dem Spiegel.
Zugleich fällt eine Parallele zu Beginn und Ende der Novelle „Ein fliehendes Pferd“ auf: Auch in der Novelle entschließt sich Helmut seiner Frau die Geschehnisse aus seiner Sicht zu erzählen und zu erläutern, wobei er den ersten Satz der Novelle aufgreift: „Also bitte, sagte er. Es war so: Plötzlich drängte Sabine aus dem Strom der Promenierenden hinaus und ging auf ein Tischchen zu, an dem noch niemand saß“ (Ein fliehendes Pferd, S.15), was dem ersten Satz der Novell genau entspricht (vgl. S.9). In „Die Brandung“ wird der erste Satz zwar nicht exakt wiedergegeben, jedoch bezieht sich Helmut klar auf diesen: „Er fing an mit den zweiten Ferientag, als er im Bad vor dem Spiegel stand, das Rasieren hinter sich hatte, aber nicht aufhören konnte, sein Gesicht mit einer unauflösbaren Mischung aus Mißgunst und Genuß zu betrachten“ (Die Brandung, S.319). Der erste Satz des Romans ist hier wortgetreu wiedergegeben, da auch Helmuts Aussage mit indirekter Rede wiedergegeben wird.
Die Novelle „Ein fliehendes Pferd“ wird durch das Aufgreifen des ersten Satzes strukturell abgeschlossen. Dadurch, dass Helmut seine Erzählung beginnt, wird die Novelle zu seiner eigenen Erzählung. Dem vorausgehend schränkt Helmut den Wahrheitsgehalt und die Vollständigkeit seiner Nacherzählung durch das Hilfsverb „kann“ ein: „Es tut mir leid, sagte er, aber es kann sein, ich erzähle dir alles von diesem Helmut, dieser Sabine“ (S.151). Auch, dass Sabine sagt: „Ich glaube nicht, dass ich dir alles glaube“ (S.151) deutet voraus, dass das Ende der Novelle zwar den Beginn einer neuen Kommunikation in ihrer Beziehung darstellt, dass sich Helmut, der in der Vergangenheit zu großer Mitteilungsbereitschaft gegenüber jedem vermied, entschließt seine Frau an seinen Gedanken teilhaben zu lassen, jedoch ist die Wiederholung des ersten Satzes der Novelle gleichsam ein Zeichen dafür, dass sich die Beziehung der Halms nicht grundlegend verändern wird.
Obwohl die Novelle also in ihrer Struktur durch das Aufgreifen des Beginns abgeschlossen ist, bleibt der Ausgang offen, vor allem die Frage des Fortgangs der Beziehung wird nicht beantwortet.
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- Citar trabajo
- Madleen Wendt (Autor), 2011, Vergleich des Romanbeginns und des Romanendes von „Die Brandung“ mit der Novelle „Das fliehende Pferd“ von Martin Walser, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269882