2.700 km australische Wüste in 31 Tagen bei mehr als 40° Celsius im Schatten – und das auf dem Mountainbike. Was selbst für eingefleischte Individual-Touristen nach Wahnsinn klingt, war für die wüstenerprobten Biologen Andreas Heßberg und Waltraud Schulze eine unwiderstehliche Herausforderung.
Dieses Buch erzählt die Abenteuer, die die Autoren auf dem Kernstück ihrer Reise erlebt haben, dem berühmt-berüchtigten Birdsville Track zwischen Marree und Birdsville. Auf sengende Mittagshitze und nächtliche Schlangenbesuche waren sie vorbereitet, aber das ausgerechnet Gewitterstürme und Fliegenschwärme ihre Tour durch das Outback erschweren würden, war selbst für die passionierten Extrem-Biker eine echte Überraschung.
Aus dem Inhalt:
• Die Herausforderungen der Wüste
• Flinders Ranges National Park
• Giftige Schlangen, weiße Kakadus und schwarze Fliegen
• Die Tücken des Birdsville Track
• Gewitter in der Wüste
• Praktische Tipps zu Rädern, Bekleidung und Ausrüstung
Inhalt
Sommer, Sonne, Sand und Schlamm: Mit dem Mountainbike quer durch Australien
oder: „It’s impossible! No Australian would do this!“
Vorwort
Die Herausforderungen der Wüste
Der Kampf findet im Kopf statt
Hitzekoller und Dauerdurst
Das Abenteuer beginnt
Farmland bis zum Horizont
Natur pur in aller Frühe: Wallabies und Tannenzapfenechsen
Another Bloody Village
Flinders Ranges
Mittagspause am Wilpena Pound
Ein weiterer heißer Tag
Eine warme Dusche und der Duft nach Hustenbonbons
Sven erkundet die Landschaft
Am Ende der Asphaltstraße angekommen
Schlangenplage, Erdbeben, Gegensturm mit Kohlenstaub
Vermummungsgebot!
Auf dem berühmten Birdsville Track
Die Geschichte des Birdsville Track
Schlaflose Stunden im Toilettenhäuschen
Wolken weißer Kakadus und schwarzer Fliegen
Der Wüste ausgeliefert
Knochenarbeit und 80°C heiße Duschen
Von wegen Wüste … ein Feuchtbiotop ist das!
Mungerannie by the sea
Zwischenlandung in Mungerannie
Frisches Brot und kaltes Bier
Simpson Wetland District
Rast in Birdsville
Nass von Innen und Außen
Ein kühles Bier in der Wüste
Badetour in der grünen Wüste
7-Gänge-Menü oder Känguru-Braten?
Riding in the storm
Der regenreichste Sommer seit 50 Jahren
Ein Gewitter nach dem anderen
Die Reise neigt sich dem Ende
Das Ende des Regens
The Australian bush
Farmland, Siedlungen und die ersten Städte
Flaschenbäume, Pythons und Ameisenigel
Die letzten Kilometer
Das Mountainbike-Expedition-Team im Expeditions-Gebirge
Der Küste schon sehr nah
Badeverbot im Pazifischen Ozean
Einige Informationen zu unserer Ausrüstung
Die Fahrräder und übrige Reiserad-Ausrüstung
Bekleidung
Outdoor- und Camping-Ausrüstung
Papiere
Foto- und Tonausrüstung
Proviant
Apotheke
Verbandssachen
Waschsachen
Die Autoren
Dr. Andreas von Heßberg
Dr. Waltraud Schulze
Bisherige Veröffentlichungen
Bücher:
DVDs:
Bildnachweis
Lesetipps
Vorwort
Australien ist für viele Europäer ein begehrtes Reise- oder gar Auswanderungsziel geworden. Aber warum eigentlich? Wir vermuten, weil es in Europa immer enger zugeht – sowohl gesellschaftlich, als auch geografisch. Während Deutschland mit etwa 230 Einwohnern pro Quadratkilometer ein relativ dicht besiedeltes Land ist, teilen sich in Australien nur knapp drei Einwohner einen Quadratkilometer.
Viele unendlich erscheinende Landschaften mit weiten Horizonten, weitgehend menschenleere Regionen im Landesinneren, aber auch traumhafte Badestrände und eine europäisch-asiatische Kultur in den Städten locken immer mehr zivilisationsmüde Besucher auf den fünften Kontinent. Passend dazu haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Australier viele Dinge und Probleme des Alltags sehr viel gelassener sehen als wir Europäer. Der Ausspruch „No worries, mate!“ kann beinahe als Lebensgefühl einer ganzen Nation gesehen werden.
Zumindest für Radreisende und Abenteuerhungrige bietet das australische Outback ungeahnte Möglichkeiten, sich und die Ausrüstung bis zum Rande des Machbaren zu treiben. Die grenzenlose Landschaft zu genießen, ist unglaublich – wenn auch manchmal Stacheldrahtzäune im Wege stehen. Die Ruhe und herbe Rauheit der Natur zu spüren, ist beeindruckend. Klar läuft man schnell Gefahr, dass die Landschaft zur bloßen Kulisse für die Bewältigung innerer oder alltäglicher Probleme reduziert wird. Allerdings denken wir, dass uns das nicht passiert ist – schließlich sind wir Biologen und Ökologen und haben von vornherein besonders auf die Vorgänge in der Natur um uns herum geachtet. Als Hobbyfotografen ist für uns das Kleine und das Große am Wegesrand wundervoll und bedeutsam und wird nicht einfach links liegengelassen, weil wir den Spaß genießen, mit unseren Mountainbikes offroad fahren zu können.
Wir interessieren uns bei einer Reise sowohl für den sportlichen Aspekt und die Herausforderungen an das Abenteuer als auch für das Kennenlernen einer Landschaft und ihrer ökologischen Zusammenhänge. Insofern war auch die Durchquerung der australischen Wüste im Hochsommer kein reiner Selbsterfahrungstrip – wie manche meinen –, sondern einfach nur ein ambitionierter Reiseplan, der aufgrund unserer beruflichen Situation zu keiner anderen Jahreszeit stattfinden konnte.
Insofern wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen unserer Reisereportage. Und stellt euch ein großes Glas kaltes, frisches Quellwasser bereit!
Andreas von Heßberg und Waltraud Schulze
Die Herausforderungen der Wüste
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Fahrt durch die australische Wüste. Durch heftige Regenfälle allerdings auf teilweise matschiger Piste.
Der Kampf findet im Kopf statt
So manch einer wird sich jetzt fragen, welcher Wahnsinn uns geritten hat, ausgerechnet im australischen Hochsommer das Landesinnere und die Wüste zu durchqueren. Dazu noch mit Reise-Mountainbikes, sodass wir der Hitze noch stärker ausgesetzt waren, als in einem Auto mit Fahrtwind oder gar Klimaanlage. Nun, der Plan zu dieser Extremtour stand schon lange und wir schoben ihn seit einigen Jahren vor uns her. Dazu kam, dass wir eine solche Tour zeitlich nur zwischen Januar und März unterbringen konnten. Zu guter Letzt war es auch nicht unsere erste Radtour in einer sommerlich heißen Wüste. Nach Reisen in die Wüsten Gobi, Sahara, Kalahari und Namib konnten wir aus unserem Erfahrungsschatz schöpfen und das australische Abenteuer mit gutem Gewissen und Sicherheit angehen.
Für uns sind menschenleere Landschaften, ein weiter Horizont, karge und den Elementen intensiv ausgesetzte Regionen besonders faszinierende Reiseziele. Solche Landschaften mit dem Mountainbike zu befahren gibt uns die Möglichkeit, die ursprünglichen Kräfte der Natur kennenzulernen, mit diesen zurechtzukommen, sie für uns zu nutzen oder auch einmal zu umgehen, falls sie zu stark sind.
Wir kämpfen nicht gegen die erbarmungslosen Kräfte der Wüste, da dieser Kampf höchstens im eigenen Kopf stattfindet. Es ist immer nur eine Auseinandersetzung mit den eigenen Schwächen oder Unzulänglichkeiten. Die Natur ist für uns kein Gegner, auch wenn Außenstehende das oft nicht nachvollziehen können. Sich der Wüste elegant zu nähern und diese zu durchqueren war unser Ziel. Eine solche Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche und Physis wäre mit einem motorisierten Fahrzeug nicht in gleicher Weise möglich gewesen.
Da wir auf Touren auch eine große Portion Spaß haben wollen und das erradelte Land möglichst intensiv kennenlernen möchten, machten wir häufig Pausen, fotografierten viel, ließen die Bikes auch mal liegen und erkundeten die Umgebung zu Fuß. Australien war nicht einfach nur die Kulisse für unsere sportlichen Ambitionen und die Bewältigung unserer Schwächen und Alltagsprobleme. Das würde der grandiosen Natur nicht gerecht werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Skifahrende Kängurus auf den nächsten acht Kilometern?
Hitzekoller und Dauerdurst
Der menschliche Körper ist offensichtlich in erstaunlichem Maße dazu fähig, durchlittene Qualen und Entbehrungen in kürzester Zeit auszugleichen. Kaum hatten wir an den heißen Tagen unseren Durst gelöscht und uns für eine Stunde unter einen großen Eukalyptusbaum gelegt, waren wir wieder voller Tatendrang. Das Einzige, was uns bremste, war die Temperatur außerhalb des wertvollen Schattens. An diesem Tag war es wieder unglaublich heiß, wobei heiß eigentlich nicht das richtige Wort für die sommerliche Wetterlage im Zentrum Australiens ist. Aber wie soll man es sonst nennen? Temperaturen über der 35°C-Marke gelten zu Hause sofort als tropische oder wüstenhafte Hitze.
In der australischen Wüste allerdings war es extrem trocken. Das machte die Temperaturen angenehmer. Dennoch ließ sich nicht verleugnen, dass wir im Hochsommer in Australien waren und immer weiter ins Landesinnere vordrangen – in die Wüste. Außerdem fuhren wir mit Mountainbikes auf dem schwarzen und die Hitze zurückstrahlenden Asphalt oder auf dem sandig-steinigen Untergrund der Outback-Pisten.
Gegen die Hitze halfen uns unsere australischen Outback-Hüte, die Acubras, auch nicht viel. Die Strahlungshitze von oben und unten war weit jenseits dessen, was für den menschlichen Körper erträglich ist. Wir mussten daher unseren Tagesrhythmus der Temperatur anpassen, denn bei über 40°C wurde jede unnötige Bewegung zur Qual. Bei Temperaturen von über 50°C bekamen wir unweigerlich Fieber. Unsere Körper waren nicht mehr in der Lage, durch bloßes Trinken die Körpertemperatur von 37°C aufrecht zu erhalten. Ohne eine ausgiebige Mittagspause ab etwa 11 Uhr, oft bis 16 Uhr in den späten Nachmittag hinein, hätten wir ernsthafte Probleme mit unserer Gesundheit bekommen. An einem Wüstentag maßen wir sogar 52°C – im Schatten!
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Callitris-„Wald“ mit den Bergen der Flinders Ranges im Hintergrund.
Aber nun zum Beginn unserer Reise.
Das Abenteuer beginnt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Route Teil 1. Quelle: OpenStreetMap und Mitwirkende, CC BY-SA
Farmland bis zum Horizont
An den beiden ersten Tagen unserer Radtour hatten wir Glück. In Adelaide/Südaustralien empfing uns eine vorübergehend kühle Wetterlage mit nur 20°C. So konnten wir uns optimal an das Klima anpassen – hatten doch in Deutschland bei unserer Abreise heftige Minusgrade geherrscht. Der erste australische Radtag vom Flughafen nach Norden war das reine Kilometerfressen, um zum vorgesehenen Abendessen bei Freunden in der Nähe des Barossa Valley pünktlich zu erscheinen.
Den zweiten Tag begannen wir erst einmal mit einem Großeinkauf. Die große Herausforderung danach war es, die 52 Kilogramm Proviant für die nächsten drei Wochen auf den beiden Fahrrädern zu verstauen. Die gesamte Ausrüstung musste optimal auf die acht Packtaschen und zwei Anhänger verteilt werden. Natürlich kam auch die Vorbereitung der ersten Tage auf dem Fahrrad mit Hilfe der Landkarten nicht zu kurz. Viele gute Ratschläge der Freunde, durchsetzt mit noch mehr Sorgen und Befürchtungen über unsere Reiseroute, begleiteten uns bei der Verabschiedung am nächsten Morgen. Selbst unsere australischen Freunde hielten uns trotz aller Beteuerungen und Darstellungen von früheren Wüstentouren für etwas verrückt. Ihr Hauptargument hieß immer wieder: „No Australian would do this!“.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unser großes Proviantpaket fürs Outback
Unsere erste Etappe führte uns von Adelaide über Oorroroo, Carrieton und Hawker zu den Flinders Ranges, einer großen Gebirgskette in Südaustralien.
Es war Mitte Januar und alle Getreidefelder waren abgeerntet. Die Landschaft nördlich von Adelaide wird durch riesige Farmen geprägt, auf deren Feldern hauptsächlich Weizen angebaut wird. Vor noch nicht allzu langer Zeit standen dort ausgedehnte und dichte Eukalyptuswälder mit einer reichhaltigen Flora und Fauna; übriggeblieben ist davon nur wenig. Die Kängurus werden als Futterkonkurrenten abgeschossen, wo immer das möglich ist – wenn sie nicht ohnehin dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Die Schafe fressen in großen Mengen die auf den Stoppelfeldern liegen gebliebenen Erntereste. Vereinzelt stehen zum Teil gigantisch große Gehöfte, einige dem Zerfall preisgegeben. Das Farmensterben findet besonders hier am Rand des Outbacks statt.
Die kleineren oder größeren Ortschaften, wie Burra, Petersborough, Oorroroo oder Hawker, sind nur eine Durchreise wert. Neben einer Tankstelle und einem Supermarkt, einem kleinen Heimatkundemuseum oder einer ‚Historical Site’ in Form einer verrosteten Lokomotive, einer alten Getreidesortieranlage oder einem Mühlstein gibt es nichts wirklich Wichtiges zu entdecken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Teile des australischen Outbacks sind menschenleer. Viele Regionen werden auch verlassen, weil es keine Arbeit und keine Zukunft dort gibt. Ein Glück für die Natur – sie erobert sich alles wieder zurück.
Unser Interesse galt vor allem funktionierenden Kühlschränken. Wir gönnten uns in jedem Ort und an jeder Tankstelle ein kühlendes Eis oder Erfrischungsgetränk. Die Hitze machte uns ziemlich zu schaffen. Unsere Haut war die Sonne noch nicht gewohnt und wir mussten langärmelig fahren, um nicht von der heftigen UV-Strahlung gegrillt zu werden. Das Gesicht und die Handrücken versorgten wir ständig mit einer Sonnenschutzcreme – Schutzfaktor 50+.
Wenigstens war die Landschaft nicht besonders bergig, allerdings gab es gelegentlich heißen Gegenwind aus Norden. Mit den Anhängern und dem vielen Proviant für die ersten drei Wochen schafften wir gleich zu Beginn unserer Reise einen Tagesschnitt von 110 Kilometern. Allerdings war die Asphaltoberfläche sehr rau und wir kamen nicht so schnell voran, wie wir anfänglich dachten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Weite Horizonte dominierten die Landschaft vor uns.
Natur pur in aller Frühe: Wallabies und Tannenzapfenechsen
Wenn wir früh morgens mit dem ersten Dämmerlicht unterwegs waren, lange bevor die ersten Autos auf der Straße waren, sahen, hörten und fühlten wir die erwachende Natur mit allen Sinnen. Das intensive Erleben der Landschaft ließ uns schnell vergessen, dass uns der Wecker schon um 4:15 Uhr aus den Träumen gerissen hatte – und das im Urlaub. Die morgendliche Kühle strich uns über die Haut und hielt das Gesicht ausnahmsweise trocken, ohne dass sich ständig Salzkrusten vom Schweiß auf der Stirn und den Wangen bildeten. Wir waren begeistert von der Vielzahl an Vogelstimmen, die nur am Morgen zu hören waren. Wir sahen Kängurus, Wallabies, Dingos, Schlangen, Eidechsen, Emus, Schwärme von Kakadus, Papageien und Sittichen.
Am stärksten beeindruckte uns jedoch die skurril und urzeitlich aussehende Tannenzapfenechse (Tiliqua rugosa), die wegen ihrer schuppenartigen Haut nicht nur so heißt, sondern sich auch so anfühlt. Aber Vorsicht: Die haben kräftige Kiefer! Waltraud versuchte trotzdem, eine sich wehrende Echse hinter den Vorderbeinen und am Rücken festzuhalten. Da sie schließlich für den Fotografen fixiert war, blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als böse herumzufauchen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eine australische Tannenzapfenechse: Waltraud hat sie gefangen und musste aufpassen, nicht gebissen zu werden.
Die Schlangen, ob giftig oder harmlos, waren dagegen für unsere Kameras stets zu schnell von der Fahrbahn verschwunden. Nur die überfahrenen Exemplare ließen sich in aller Ruhe fotografieren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Überfahrene Schlangen am Straßenrand ermahnten uns, stets ein Auge offen halten zu müssen, sobald wir mal in die Büsche mussten.
Another Bloody Village
„Schon mal was von Carrieton gehört? Nein? Kein Wunder. Wir auch nicht.“ Hier endet scheinbar die Zivilisation, so wie wir sie kennen. Hier endet die Asphaltstraße aus Richtung Oorroroo. Carrieton besteht aus einer Kapelle, einem Hotel mit Pub, einem Briefkasten, einer kleinen Tankstelle mit einer Kühltruhe und leckerer Eiscreme, einer sauberen öffentlichen Toilettenanlage (fast schon Standard in jedem australischen Dorf) und einem winzigen Pool, um den herum der Rasen fein säuberlich gepflegt ist. Das Einzige, was wir brauchten, war Wasser zum Auffüllen unserer Depots. Aber hier schien momentan niemand zu wohnen. Nicht ein menschliches Geräusch war zu hören. Nur ein einsamer Hund bellte sich die Kehle wund. Wir standen im Zentrum des Geschehens, mitten auf der Straße vor der Tankstelle und fragten uns, wie wir an Wasser kommen sollten. Der Pool war abgeschlossen und mit einem hohen Zaun gesichert, die Waschbecken in der Toilettenanlage waren zu klein, um die Wassersäcke effektiv zu füllen, und freie Wasserhähne schien es keine zu geben. Da standen wir nun und wussten nicht weiter. Wir riefen in die Leere dieses herausgeputzten, aber offensichtlich verlassenen Dorfes. Keine Antwort. Nur das aufgeregte Zwitschern eines großen Schwarms Zebrafinken versuchte uns von unseren Bemühungen auf der Suche nach Wasser abzulenken. Ansonsten war Totenstille in diesem Dorf. Wir fragten uns schon, ob wir in einem Freilichtmuseum gelandet waren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Verlassenes Hotel am Rand der Straße bei Carrieton
Wenn irgendwo Wasser vorhanden ist, sind auch Zebrafinken nicht weit. Wir mussten also nur den kleinen Schwarm dieser bunten Prachtfinken beobachten. Bald beruhigten sich die Vögel und ließen sich von unserer Nähe nicht mehr stören. Danach mussten wir ihnen nur noch folgen! Diesen kleinen Trick sollte man unbedingt kennen, wenn man im australischen Outback unterwegs ist.
Hinter einer Oleander-Hecke tropfte tatsächlich ein Wasserhahn an einer Hauswand. An der kleinen Tropfmulde im Sand tankten die Zebrafinken auf und versorgten so ihre oft viele Kilometer entfernten Jungen. Dank unserer Zange im Werkzeugtäschchen war der rostige Wasserhahn mit einem kräftigen Ruck offen und wir konnten endlich alle Wasserdepots in unseren Anhängern auffüllen. Bei den Finken bedankten wir uns damit, dass wir eine große, gefüllte Pfütze hinterließen, die den Vögeln noch ein ausgiebiges Bad ermöglichte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zebrafinken: links das Weibchen, rechts das Männchen
Flinders Ranges
Mittagspause am Wilpena Pound
Ab Hawker hatten wir für einen Tag richtigen Asphalt unter den Mountainbike-Reifen, so kamen wir einfacher voran. Dafür wurde die Landschaft hügeliger und somit schweißtreibender. Ab 9 Uhr früh wurde es warm, ab 11 Uhr unerträglich heiß. Die Landschaft änderte aber nicht nur ihr Relief: Das gelbbraune Farmland verschwand mehr und mehr von der Bildfläche, für den Getreideanbau ist es dort zu trocken. Dafür überwog nun die Schafzucht. Aus dem bisher durchfahrenen Gras- und Buschland wurde ein lockerer Baumbestand, manchmal sogar ein dichter Eukalyptus-Callitris-Wald, je nach Hanglage oder Entfernung zur nächsten Grundwasser-Ader.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Calitris- und Eukalyptus-Bäume
Je näher wir den Flinders Ranges kamen, desto steiniger wurde der Untergrund und desto mehr Grundwasser und somit dichtere Wälder gab es. Eigentlich war es nach 11 Uhr zu heiß zum Radeln. Längst hätten wir einen schattigen Platz aufsuchen und unsere Mittagspause einlegen müssen, aber noch gaben wir nicht auf – das Ziel war schon ausgeschildert. Gerade noch rechtzeitig vor dem Hitzekollaps erreichten wir schließlich das Tourist Information Center des Nationalparks Flinders Ranges.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Am Eingang zum Flinders Ranges Nationalpark
Wir waren erwartungsgemäß nicht die einzigen Touristen dort, dazu ist der Park zu bekannt. Aber jetzt im Hochsommer war erfreulich wenig Betrieb. Für uns war es erst einmal überlebenswichtig und entscheidend, dass es kühle Getränke und viel Schatten gab. Der Schatten stammte nicht von einem Baum, so wie in den letzten Tagen, sondern von einem großen Dach – das kühlte doch erheblich besser. Nach zwei Stunden der Regeneration und der Ruhe verspürten wir bereits neuen Tatendrang. Die Fahrräder ließen wir am Büro stehen und machten uns zu einer Wanderung in den Park auf. Die riesigen Exemplare der Eukalyptusart Red River Gum (Eucalyptus camaldulensis) und die meterhohen Büsche im Unterholz warfen einen angenehmen Schatten auf den Weg und halfen so dabei, die Tagestemperaturen von weit über 40°C zu ertragen.
Dazu kamen wir an einigen Wasserlöchern, kleinen Tümpeln und einem langsam fließenden Bach vorbei. Überall war die Luft erfüllt vom Vogelgezwitscher der auch bei uns in Europa bekannten australischen Prachtfinken und Sittiche.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
An den wenigen offenen Wasserstellen in den Flinders Ranges tummeln sich viele Vögel und Schmetterlinge.
Nach einigen Kilometern verließ der Pfad leider das schattige Unterholz und führte am Berghang steil hoch zu einer Aussichtsplattform. Hier kochte die Luft geradezu. Wir mussten uns Tücher vor den Mund binden – nicht gegen den Staub oder gegen Mücken, wie man denken könnte. Nein – gegen den Feuchtigkeitsverlust beim Ausatmen! Das Einatmen durch das feuchte Tuch reizte unsere Atemwege weit weniger als diese kochende Luft. Kein anderer Tourist war weit und breit zu sehen. Die waren alle am Morgen gekommen und saßen nun wieder in ihrem klimatisierten Reisebus. Auf der Aussichtsplattform genossen wir dennoch das phantastische Panorama auf die einzigartige Landschaft des Wilpena Pounds, dessen Kraterrand den gesamten Horizont einnahm. Der Wilpena Pound ist über die letzten Millionen von Jahren als Krater erodiert, weil die Berge und Felsen des heutigen Kraterrandes aus Quarzit bestehen und deshalb nicht so schnell verwitterten. Das weichere Gestein ist über die Zeiten herausgewaschen worden und so entstand eine von Hügeln und Felsen umgebene Ebene – etwa acht Kilometer lang und etwa vier Kilometer breit. In dieser Senke sammelt sich in der Regenzeit viel Wasser aus der sie umgebenden Hügel- und Felskette. Dementsprechend üppig ist hier die Vegetation und folglich die Tierwelt. Der einzige oberflächliche Ausgang für das Wasser ist die kleine schattige Schlucht, durch die wir gekommen waren. Nach der einförmigen Agrarlandschaft im Süden fühlten wir uns endlich in Australien angekommen. Nur die Hitze jagte uns bald wieder von der Aussichtshöhe zurück in den kühlen Schatten der großen Bäume.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Große Eukalyptus-Bäume spenden viel angenehmen Schatten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
An den Hängen der Flinders Ranges steigt die Temperatur in der Mittagszeit über die 50°C.
Ein weiterer heißer Tag
Nachdem wir das Besucherzentrum am Eingang einer kleinen Schlucht hinter uns gelassen hatten, war es allerdings auch mit der üppigen Vegetation schnell wieder vorbei. In den späten Nachmittagsstunden zeigte das Thermometer noch immer weit über 35°C und der tagsüber aufgeheizte Asphalt strahlte kräftig zurück. Immerhin mussten wir nicht die Straße benutzen, die auch alle anderen Touristen für die Weiterfahrt nach Norden befuhren. Einer der Park-Ranger gab uns den super Tipp, dass wir als Radfahrer auch die kleinen gravel roads (Kies- und Sand-Pisten) im Nationalpark verwenden dürften. Er zeigte uns auf einer Karte des Parks eine ideale Piste nach Norden, ohne jeden Kontakt zu den Asphaltstraßen. Auf der Strecke bis hoch zur Hauptstraße B83 nach Marree gäbe es sogar einen Wassertank auf halber Strecke und mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar einen kleinen Fluss. Er hatte allerdings keine Lust, für uns extra bis zum verschlossenen Tor zu fahren und meinte, wir sollten die Fahrräder und das Gepäck einfach drüber heben oder unten durch rutschen. Am Schluss warnte er uns noch davor, in den Creeks, den ausgewaschenen und ausgetrockneten Flussbetten, zu zelten. Das seien oft die flachsten und verlockendsten Zeltplätze, aber auch die gefährlichsten, weil plötzliche Flutwellen keine Zeit mehr ließen, die Ausrüstung in Sicherheit zu bringen. So schwitzten wir uns nun auf der fire management road durch die Flinders Ranges.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auf einer einsamen Piste in den Flinders Ranges unterwegs – gesäumt von gewaltigen Eukalypten.
Riesige Eukalypten standen in einer parkartigen Landschaft. Diese Bäume verlieren alle paar Jahre ihre äußere Borke, die dann in langen Fetzen am Stamm herunterhängt oder als großer trockener Haufen am Fuße des Stammes liegt. Dieses Rindenmaterial brennt zwar beim nächsten Buschfeuer, aber es brennt nicht schnell und nicht heiß. Zudem ist das brennbare Material direkt auf die Region am Stamm reduziert, sodass die Flammen nicht so leicht am Baum hochwandern können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein vom Buschfeuer und dem Alter gezeichneter Stamm eines großen Eukalyptus
Das verhindert wiederum, dass die überlebenswichtigen Blätter zerstört werden, zumal diese das Eukalyptusöl beinhalten und deshalb schnell und sehr heiß brennen würden, was die gesamte Pflanze stark oder gar tödlich verletzen würde. Buschfeuer sind in fast allen australischen Wäldern ein essentieller Bestandteil der ökologischen Kreisläufe und werden von der Natur auch zyklisch benötigt, um die Regeneration oder die Auskeimung bestimmter Pflanzen zu ermöglichen. Klar ist jedoch auch, dass die Park-Ranger darauf achten, dass keine mensch-gemachten Feuer entstehen, denn ein abgebrannter Nationalpark ist für Besucher mehr als unattraktiv. Daher sind Verbrennungsmotoren und somit Autos auf den kleinen Pisten im Park verboten. An unserem Zeltplatz machten wir daher auch kein offenes Feuer, sondern arbeiteten nur mit unserem Benzinkocher.
Das Wasser für den Nachmittag, das Abendessen, das Frühstück und eine zusätzliche Reserve von zehn Litern hatten wir vom Besucherzentrum mitgebracht und in den Anhängern gebunkert. Da uns der Park-Ranger versicherte, dass in dem Wassertank weiter vor uns im Norden Wasser vorhanden sei, mussten wir nicht so sparsam mit dem kostbaren Nass umgehen. So gab es nach dem Abendessen nochmal einen Liter kalte Milch (aus Milchpulver) für jeden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hitze und Staub - ohne Schatten unterwegs im Norden des Flinders Ranges Nationalparks
Eine warme Dusche und der Duft nach Hustenbonbons
Am Morgen wurden wir von neugierigen Rosakakadus (Eolophus roseicapilla) geweckt, die auf den Bäumen über dem Zelt herumturnten und den Fremdkörper, also uns, in ihrem Revier entdeckt hatten. Die Lautstärke ihres Geschreis ließ uns nicht länger auf der Schlafmatte liegen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein Rosakakadu, der uns am Morgen mit seinem Geschrei weckte.
Schon bald wurde das Müsli angerührt und die Trinkflaschen für die nächste Etappe gefüllt, auch wenn die Sonne noch nicht über dem Horizont stand. Da wir keinen Schlafsack zu verpacken hatten – wir schliefen nur mit einem Baumwolltuch – und nur unsere kurzen Hosen und Shirts überziehen mussten, waren wir wie jeden Morgen recht schnell wieder auf den Fahrradsätteln. Mit den ersten Sonnenstrahlen an den Bergspitzen waren wir wieder auf der Piste.
Eine besondere Herausforderung für uns war ein Abschnitt von mehreren Kilometern in einem trockenen Flussbett. Die großen Flusskiesel machten das Radeln fast unmöglich. Dafür waren wir in einer beeindruckenden Schlucht mit vielen kleinen Wasserlöchern, vielen alten Eukalypten und einer Fülle von bunten und lauten Vögeln. Immer wieder hielten wir an und beobachteten die Sittiche, Kakadus, Prachtfinken oder andere uns unbekannte Vogelarten. Ein dickes Vogelbestimmungsbuch hatten wir aber selbstverständlich dabei, sodass wir schnell die unterschiedlichen Arten erkennen konnten. Auch die Pflanzenwelt hatte einiges zu bieten. Die alles dominierende Art waren die Eukalypten. Aber Eukalyptus ist nicht gleich Eukalyptus. Es gibt unzählige Arten in dieser Pflanzenfamilie, genauer gesagt über 800. Alleine in der Region der Flinders Ranges sollen über 15 Arten davon wachsen. Allerdings ist das auseinanderhalten der Arten oft nur mit Hilfe der Blüten möglich, und zurzeit blühten leider kaum noch welche.
Schon gegen 10 Uhr wurde die Hitze wieder unerträglich. Vielleicht waren wir an diesem Tag auch zu langsam gefahren. Der von uns produzierte Schweiß verdunstete sofort und fuhr als eine Art „Miefwolke“ mit. Wir sehnten uns nach einem Bad oder einer Dusche – möglichst kalt. Stattdessen setzten wir auf jede Schweißschicht eine weitere Salz- und Staubkruste. Wie das aussah, ist nur schwer in Worte zu fassen. Es hatte ja auch etwas Belustigendes, wenn man sein Shirt auszog und es konnte von alleine stehen. Oder wenn man die Brille absetzte und man erkannte die Umrisse auf der Gesichtshaut. Kurz vor 11 Uhr erreichten wir endlich den großen Wassertank, von dem der Ranger gesprochen hatte. Hier suchten wir uns einen schattigen Platz für unsere drei Meter auf zwei Meter große Lkw-Plane, legten die Matten und das Baumwolltuch darauf und begannen unsere Mittagspause. Zuvor wollten wir allerdings noch eine kleine Nasswäsche wagen. Leider lag die Wassertemperatur im Tank bei etwas über 30°C, was den Erfrischungsfaktor doch stark reduzierte. Dafür konnten wir die erwähnte Kruste endlich von der Haut waschen. Um nicht noch heißeres Wasser aus dem Tank trinken zu müssen, füllten wir alle leeren Wassersäcke auf und legten sie unter ein nasses Handtuch in den Kernschatten eines Baums. Wir selbst hatten mit unserer großen Plane keinen richtig geschlossenen Schatten und mussten zudem während der Mittagsstunden dem Schatten des großen Baums hinterherwandern. Von uns aus gesehen wanderte die Sonne im Norden von Ost nach West. Das mussten wir beim Errichten des Lagers berücksichtigen.
Wir lösten Mineraltabletten auf und tranken viel. Das Thermometer, das wir in den Ast über uns gehängt hatten, zeigte gegen 13 Uhr schon über 50°C an. Bewegungsunfähig lagen wir fast nackt unter den feuchten Handtüchern und versuchten zu schlafen. Selbst die Bewegung zum Aufsitzen und Trinken verursachte uns Schweißströme. Die Luft kochte außerhalb des Schattens, selbst die Zikaden gaben kaum noch ein Geräusch von sich. Die vielen Vogelstimmen vom Morgen waren eh schon längst verstummt. Die gesamte Natur hielt den Atem an und wartete auf den späten Nachmittag und die Nacht.
Es ging nur noch darum, irgendwie diese Mittagsstunden zu überleben und keinen unnötigen Tropfen Wasser zu verlieren. Das einzig irritierende für uns war, dass es mit steigender Hitze zunehmend nach Hustenbonbons roch. Die ätherischen Öle der Eukalypten begannen bei dieser Hitze zu verdunsten und die gesamte Landschaft mit ihrem Duft einzuhüllen. Na, eine Erkältung konnten wir uns so wenigstens sicherlich nicht holen.
Sven erkundet die Landschaft
Die Hitze war so unerträglich, dass wir selbst am späten Nachmittag keinen Elan mehr fanden, weiterzufahren. Neben dem großen Wassertank bauten wir unser frei stehendes Innenzelt auf und nutzten die angenehmeren Stunden am Ende des Tages, um im Hang oberhalb des Lagers zu wandern. Besonders die schon von unten zu erkennenden Grasbäume (Xanthorrhoea) waren heute unser Ziel. Sven nahmen wir übrigens auch mit, damit er etwas von der interessanten Flora kennenlernen konnte. Wie, Sie kennen Sven nicht? Sven ist unser Reisebegleiter. Er hat bereits fast alle Kontinente mit uns erkundet, war schon in der Mongolischen Wüste, mehrfach in Afrika, in Nordamerika, kennt die Halbinsel Kamtschatka und hat sogar eine eigene Internetseite, auf der er den neugierigen Kindern die von ihm bereisten Regionen, deren Tiere und Pflanzen erklärt. http://www.mountainbike-expedition-team.de/sven/svend.html
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sven, unser Reise-Elch, und die Eidechse bewundern sich gegenseitig.
Die Dämmerung war auf dem 37. Breitengrad nur kurz. Kurze Zeit nach dem Sonnenuntergang war es auch wirklich dunkel. Das Besondere war der aufleuchtende Sternenhimmel. Einen so grandiosen Nachthimmel hatten wir bisher noch nie gesehen. Die Sterne und Sternennebel der Milchstraße leuchten hier besonders intensiv. Das kennt man aus Zentraleuropa schon lange nicht mehr oder höchstens aus sehr kalten Winternächten – in denen man sich allerdings nicht gerne mit einer Gartenliege raus legt und die Sterne betrachtet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abendstimmung im Norden des Nationalparks. Langsam gehen die Temperaturen wieder runter.
Am nächsten Morgen waren wir sofort wieder mitten im Pistenspaß und hatten schnell zwölf Kilometer hinter uns gebracht. Plötzlich fiel mir auf, dass an Waltrauds Lenker etwas anders war als sonst – etwas fehlte. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich die bohrende Frage stellte: „Wo hast du denn heute den Sven hingesteckt?“ Waltraud hielt an und schaute mich entsetzt an. „Der wird doch nicht etwa bei dem Gerüttel auf der Piste verloren gegangen sein?“ Nein, das hätte sie gemerkt. Dann kam ein anderer Gedanke auf: Wir hatten ihn gestern am späten Nachmittag mit auf den Hang genommen, um Fotos von ihm und den Grasbäumen zu machen. Dort stand er jetzt noch! Er hatte die ganze Nacht zwischen giftigen Spinnen und Schlangen verbracht und dann hatten wir ihn auch noch vergessen! Schnell packte Waltraud alle Taschen vom Fahrrad, kuppelte den Anhänger ab und raste die Strecke bis zu unserem Lager zurück. Ich wartete unter einem schattigen Eukalyptus fast eine Stunde bis zu ihrer Rückkehr.
Tatsächlich war das Auffinden von Sven nicht weiter schwierig. Er kletterte immer noch im Blätterschopf des weit und breit größten Grasbaums herum, fand die Aussicht auf die Wald- und Buschlandschaft der Berge grandios und war überhaupt nicht sauer, dass wir ihn vergessen hatten. Nur waren wir jetzt effektiv mit einer Stunde Verspätung unterwegs, was aufgrund der Hitze ein echter Nachteil war.
[...]
- Quote paper
- Andreas von Heßberg (Author), Waltraud Schulze (Author), 2014, Sommer, Sonne, Sand und Schlamm: Mit dem Mountainbike quer durch Australien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269382
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