Hiob, der gottesfürchtige Dulder und Rebell, ist wie kaum eine andere
alttestamentarische Gestalt in unserem Alltag präsent, wenn auch nur als
metaphorischer Empfänger von schlechten Nachrichten. Seit jeher griffen christliche
und jüdische Dichter den Hiob-Mythos in ihren Werken auf, wenn auch nicht
gleichgesinnt. Vor allem die Rezeption jüdischer Autoren wandelte sich im Laufe der
Jahrhunderte. Ihn im Frühjudentum als gottergebenen Dulder, im jüdischen Mittelalter
jedoch als Gotteslästerer bezeichnend, sahen ihn gläubige Juden in der Moderne als
Symbol für das Schicksal des Judentums im 20. Jahrhundert an. Heinz Flügel
beispielsweise macht „Hiob zum Inbegriff jüdischer Existenz“. Joseph Roth
verarbeitete in seinem 1930 erschienenen Roman „Hiob. Roman eines einfachen
Mannes“ die Thematik des biblischen Lehrbuchs. Roth selbst war ein in Österreich
geborener, deutschsprachiger, jüdischer Schriftsteller, die Hauptfigur seines Romans
Mendel Singer ist ebenfalls Jude. Reicht dies aus, um den Roman der deutschjüdischen
Literatur zuzuordnen? Diese Frage lässt sich sicherlich nicht pauschal
beantworten, da seit der Erfindung des Begriffs ein reger Diskurs über die „richtige“
Definition herrscht. Andreas Kilcher versuchte folgendermaßen die „deutsch-jüdische
Literatur“ zu definieren: „Umfasst diese nicht einfach, so könnte man argumentieren,
die Literatur deutschsprachiger Schriftsteller jüdischer Herkunft?“ Nimmt man diesen
Definitionsansatz als Grundlage, so lässt sich Joseph Roths Roman der deutschjüdischen
Literatur problemlos zuordnen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Funktion und Wirkung des biblischen Hiob für
die in Joseph Roths Text behandelte Problematik des Judentums aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Hiob des Alten Testaments
3. Der literarische Hiob und das moderne Judentum
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
- Citation du texte
- Federico Sirna (Auteur), 2012, Beobachtungen im Hinblick auf die alttestamentliche Vorlage in Joseph Roth: "Hiob. Roman eines einfachen Mannes", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269190
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