Im Rahmen des Praxisreflexionsseminars habe ich mich dazu entschieden, mich mit dem
Thema „Hyperaktivität“ zu befassen. Auslöser dafür waren meine Erfahrungen im Referendariat,
das ich vor gut einem halben Jahr beendet habe. Gerade die Erinnerungen an meine Probleme
mit einem Schüler der 5. Klasse sind sehr lebendig und beschäftigen mich auch heute
noch. Da das Referendariat ohnehin eine sehr belastende Ausnahmesituation darstellt, war der
tägliche Umgang mit diesem hyperaktiven Schüler für mich äußerst schwierig. Weder im Studium
noch in der 2. Ausbildungsphase wurden wir ausreichend mit diesem Thema vertraut gemacht. Lediglich das Erscheinungsbild und die Ursachen der Störung wurden besprochen, aber keine konkreten Handlungsanleitungen gegeben. Abgesehen von meiner persönlichen Konfrontation mit der Problematik interessiert mich das Thema, weil es äußerst aktuell ist und mir vermutlich noch öfter begegnen wird. Im Vergleich von einigen Büchern habe ich festgestellt, dass in allen von einer Rate von ca. 4 – 10 % von betroffenen Kindern und Jugendlichen gesprochen wird. Der Hauptgrund für die Wahl des Themas ist allerdings, durch umgangreiche Kenntnis der Störung und angemessene Handlungsmöglichkeiten, einen professionellen Umgang mit betroffenen Schülern zu ermöglichen. Das können konkrete Umsetzungen im Unterricht sein, aber auch die Erkenntnis, dass man als Lehrerin die eigenen Grenzen erreicht und Spezialisten zu Rate ziehen muss. Allein schon das tiefere Wissen um die Störung kann Sicherheit und Erleichterung im Umgang damit schaffen. Bei der Beschäftigung mit diesem Thema hat mir vor allem das umfassende Angebot an Meinungen, Theorien und Therapien Schwierigkeiten bereitet. Im Rahmen dieser Arbeit kann ich natürlich nicht angemessen in die Tiefe gehen und versuche, mich auf das als Lehrerin Wichtigste zu beschränken. Zunächst folgt eine genaue Beschreibung der Rahmenbedingungen und der Konfliktkonstellation, dann eine allgemeine Erklärung zur Hyperaktivität und letztendlich Interventionsmöglichkeiten. Gerade die schulische Intervention war für mich sehr interessant, aber da ich diese Vorschläge momentan nicht umsetzen kann, beschränke ich mich auch hier auf allgemeine Handlungsanleitungen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Rahmenbedingungen
2.1 Organisationsstruktur
2.2 Lern- und Erziehungskultur
3. Konfliktkonstellation
3.1 Problemfall Stefan
3.2 Ereignisszene
3.3 Auswirkungen
4. „Hyperaktivität“
4.1 Begriffsabgrenzungen
4.2 Verhaltenssymptome
4.3 Diagnose
4.4 Ursachen
4.5 Entwicklungsverlauf
5. Interventionsmöglichkeiten
5.1 Therapien mit Medikamenten
5.2 Psychologische Therapien
5.3 Diäten
5.4 Möglichkeiten in der Schule
6. Schlusswort
7. Literatur
1. Einleitung
Im Rahmen des Praxisreflexionsseminars habe ich mich dazu entschieden, mich mit dem Thema „Hyperaktivität“ zu befassen. Auslöser dafür waren meine Erfahrungen im Referendariat, das ich vor gut einem halben Jahr beendet habe. Gerade die Erinnerungen an meine Probleme mit einem Schüler der 5. Klasse sind sehr lebendig und beschäftigen mich auch heute noch. Da das Referendariat ohnehin eine sehr belastende Ausnahmesituation darstellt, war der tägliche Umgang mit diesem hyperaktiven Schüler für mich äußerst schwierig. Weder im Studium noch in der 2. Ausbildungsphase wurden wir ausreichend mit diesem Thema vertraut gemacht. Lediglich das Erscheinungsbild und die Ursachen der Störung wurden besprochen, aber keine konkreten Handlungsanleitungen gegeben.
Abgesehen von meiner persönlichen Konfrontation mit der Problematik interessiert mich das Thema, weil es äußerst aktuell ist und mir vermutlich noch öfter begegnen wird. Im Vergleich von einigen Büchern habe ich festgestellt, dass in allen von einer Rate von ca. 4 – 10 % von betroffenen Kindern und Jugendlichen gesprochen wird.
Der Hauptgrund für die Wahl des Themas ist allerdings, durch umgangreiche Kenntnis der Störung und angemessene Handlungsmöglichkeiten, einen professionellen Umgang mit betroffenen Schülern zu ermöglichen. Das können konkrete Umsetzungen im Unterricht sein, aber auch die Erkenntnis, dass man als Lehrerin die eigenen Grenzen erreicht und Spezialisten zu Rate ziehen muss. Allein schon das tiefere Wissen um die Störung kann Sicherheit und Erleichterung im Umgang damit schaffen.
Bei der Beschäftigung mit diesem Thema hat mir vor allem das umfassende Angebot an Meinungen, Theorien und Therapien Schwierigkeiten bereitet. Im Rahmen dieser Arbeit kann ich natürlich nicht angemessen in die Tiefe gehen und versuche, mich auf das als Lehrerin Wichtigste zu beschränken.
Zunächst folgt eine genaue Beschreibung der Rahmenbedingungen und der Konfliktkonstellation, dann eine allgemeine Erklärung zur Hyperaktivität und letztendlich Interventionsmöglichkeiten. Gerade die schulische Intervention war für mich sehr interessant, aber da ich diese Vorschläge momentan nicht umsetzen kann, beschränke ich mich auch hier auf allgemeine Handlungsanleitungen.
2. Rahmenbedingungen
Es handelt sich um eine Grund- und Hauptschule, die in den vier Grundschulklassen zweizügig, in den Klassen 5 und 6 einzügig ist. Nach der 6. Klasse wechseln die Schüler auf eine andere Schule der Umgebung. Historisch gesehen hatte die Schule seit jeher diese Struktur, wurde aber durch An- und Neubau erweitert. Sie liegt in einer sehr ländlichen Gegend in einem kleinen Dorf im Illertal, das vor allem durch Landwirtschaft und kleinere Betriebe geprägt ist. Die Schülerschaft stammt vorwiegend aus der Mittelschicht und gut bürgerlichen Verhältnissen. Viele Eltern haben selbst schon diese Schule besucht.
Auffällig ist, dass nur wenige Schüler nach der 6. Klasse auf eine höhere Schule wechseln, oder zu einem späteren Zeitpunkt einen höheren Abschluss machen. Das könnte zum einen daran liegen, dass der Schulleiter im Hauptschulabschluss eine sinnvolle und hochwertige Vorbereitung auf den Lehrberuf sieht. Zum anderen ist zu beobachten, dass viele Eltern selbst den Hauptschulabschluss haben und für ihre Kinder eine ähnliche berufliche Laufbahn (in der eigenen Landwirtschaft oder einem örtlichen Betrieb) planen.
Die Anzahl der Schüler aller Klassenstufen beträgt ca. 250, wobei das Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen ausgewogen ist. Anzumerken wäre, dass in den Klassenstufen 5 und 6 ein hoher Anteil von Kindern ausländischer Abstammung vorzufinden ist. Dabei handelt es sich vorwiegend um Kinder türkischer, italienischer und russischer Herkunft.
2.1 Organisationsstruktur
An der Schule sind 12 Lehrer, wovon einige auch in näheren Nachbarschulen unterrichten. Die Schulleitung sowie die Stelle des Konrektors sind von Männern belegt. Das Kollegium teilt sich in 7 Frauen und 5 Männer. Der Schulleiter bevorzugt in seiner Arbeit und im Umgang mit Schülern, Eltern und Kollegen einen autoritären Stil. Die Lehrkräfte nehmen selten an Weiterbildungsangeboten teil, die Arbeitsorganisation geschieht weitgehend allein.Vorwiegend unterrichten die Lehrer als Klassenlehrer und somit alle Fächer, auch die nicht studierten.
In der unterrichtsfreien Zeit ist die Schule nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Es werden den Schülern nur wenige Angebote gemacht, wie z. B. eine Sport-AG und eine Bücherei, die sich im Schulhaus befindet. Projektarbeit und außerschulische Veranstaltungen sind sehr selten. Lediglich die Kunstlehrer sind vom Schulleiter angehalten, an zahlreichen Malwettbewerben teilzunehmen. Auch was die Sportwettkämpfe betrifft, hofft die Schulleitung auf positive Berichterstattung in der Regionalzeitung. Aufgrund der geringen Schülerzahl und wenig Nachfrage gibt es weder Schulsozialarbeit, noch eine schulpsychologische Betreuung oder einen Vertrauenslehrer.
2.2 Lern- und Erziehungskultur
Es herrscht im Kollegium kein Konsens über pädagogische Orientierungen und Zielvorstellungen. Auffällig ist das schlechte Verhältnis des Kollegiums untereinander, aber auch in Bezug auf den Schulleiter. Durch das autoritäre Verhalten des Schulleiters fühlt sich das Kollegium oft nicht gerecht behandelt oder übergangen und es kommt zu unterschwelligem Unmut. Dazu trägt auch die Persönlichkeit des Schulleiters bei, der häufig abfällige Bemerkungen über Frauen, Schüler, besondere Unterrichtsmethoden oder andere Schulen macht. Der Schulleiter unterrichtet selbst Sport und Musik. Bei den Schülern ist er aufgrund seiner Strenge und der Bevorzugung guter Sportler eher unbeliebt. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen von Unterricht herrscht auch innerhalb des Kollegiums keine gute Atmosphäre. Einige der Lehrer haben auch massive persönliche Probleme. Meistens arbeitet jeder für sich, lediglich einige jüngere Lehrerinnen arbeiten im Team. Auch die Konferenzen sind gekennzeichnet durch verschiedene Sichtweisen und die Durchsetzung des Schulleiters.
Der Kontakt mit Eltern wird vom Kollegium vorwiegend als anstrengend und unangenehm angesehen und somit wird auf intensive Elternarbeit wenig Wert gelegt.
Der Schulleiter setzt seine persönlichen Vorlieben in der Schule um, in Form von Angeboten an die Schüler. So z.B. mit einigen Computern, die Internetzugang haben oder Vorbereitungen auf Sportwettkämpfe. Die Eltern werten dies als Anstrengung, den Schülern etwas zu bieten, die Lehrer allerdings fühlen sich oft übergangen, wenn der Schulleiter, anstelle von dringend notwendigen Büchern und Materialien, neue Computerprogramme oder Sportgeräte kauft.
3. Konfliktkonstellation
Ein besonderer Stressfaktor war bei meiner Arbeit an dieser Schule vor allem der Umgang mit einem bestimmten Schüler. Als Deutschlehrerin hatte ich die 5. Klasse zu unterrichten, die aus 28 Schülern bestand. Allein schon durch den hohen Anteil an Kindern ausländischer Abstammung (ca. 10 Schüler/innen) war der Deutschunterricht sehr mühsam. Ein Problemfaktor war dabei das auffällige, undisziplinierte Verhalten einiger türkischer Jungen. Anscheinend haben diese im Unterricht mit männlichen Kollegen weniger Probleme bereitet.
Auf der zwischenmenschlichen Ebene gab es sehr selten Konflikte, da ich die Kinder sehr gerne mochte und dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Das Problem lag einzig und allein an der Unmöglichkeit, eine Unterrichtsstunde ohne permanente Störungen zu unterrichten. Neben den alltäglichen Unzulänglichkeiten wie Schwätzen und Reinrufen war vor allem Stefan (Name geändert) der Grund dafür.
3.1 Problemfall Stefan
Stefan hat eine diagnostizierte ADHS, wobei die Hyperaktivität besonders hervortritt. Bereits im Kindergarten fiel dies auf, aber erst nachdem er die 3.Klasse wiederholen musste, wurde er mit Ritalin behandelt. Begleitend wurde eine Ergotherapie durchgeführt. Nach Angaben seiner Mutter hat das Medikament zwar gewirkt, durfte aber auf Anraten des Arztes nicht über längere Zeit in dieser hohen Dosierung verabreicht werden. Zu dem Zeitpunkt als Stefan bei mir in der 5. Klasse war, nahm er kein Ritalin mehr, führte aber die Ergotherapie fort.
Sein Verhalten machte Stefan in der Klasse zu einem Außenseiter, da die ganze Klasse durch sein extremes Benehmen gestört wurde. Als Lehrerin war es für mich sehr schwer, vor der Klasse zu rechtfertigen, dass Stefan keine Strafarbeit bekommt, wo andere Schüler längst eine bekommen würden.
Sein typisches Verhalten sah folgendermaßen aus:
3.2 Ereignisszene
Ich betrete das Klassenzimmer, alle Kinder schreien durcheinander, Stefan steht auf dem Pult und springt auf einen Mitschüler. Beide fallen zu Boden, haben sich wehgetan, aber lachen trotzdem. Ich schimpfe, nehme mir Stefan zur Seite und frage ihn, ob er sich bewusst ist, was dabei alles passieren kann. Er grinst mich nur an, nickt, reißt sich los und rutscht auf seinen Socken durchs Klassenzimmer. Nachdem alle soweit zur Ruhe gekommen sind, begrüße ich die Klasse und sie mich. Ich bitte alle, ihre Hausaufgaben herauszuholen. Stefan brüllt aus voller Brust: „Ahhhhh, ahhhh,, Hausaufgaben, ha,ha,ha Hausaufgaben !!!“ holt dann aber sein Heft hervor. Während in der Klasse die Aufgaben verglichen und verbessert werden, beobachte ich Stefan, wie er mit einer Nadel permanent versucht, seinen Tischnachbarn zu stechen. Dann nimmt er seinen Zirkel und zersticht damit den Einband seines Deutschbuches. Ich unterbreche den Unterricht, ermahne Stefan und weise ihn darauf hin, dass er das Buch ersetzen muss, wenn er es beschädigt. Erstaunt sagt er „Oh, tschuldigung“ und legt den Zirkel weg. Etwa 1 Minute später sehe ich, wie Stefan seine Schere aus dem Schulranzen holt, damit in seinen Schuhsohlen bohrt, am Tisch kratzt und sie schließlich mit geöffneten Klingen in den Mund nimmt. Ich unterbreche wieder den Unterricht und nehme ihm die Schere weg. Kurze Zeit später muss der Unterricht wieder unterbrochen werden, weil sich Stefan lautstark sein Deutschbuch gegen den Kopf schlägt. Als ich ihm das Buch aus der Hand reiße, schaut er mich nur an. Die nächsten Minuten steht Stefan auf, läuft durchs Klassenzimmer, schmeißt seine Stifte durch die Gegend und holt seine Brotzeit raus, um zu essen. Jedes Mal ermahne ich ihn, jedes Mal entschuldigt er sich und jedes Mal macht er kurz darauf mit etwas anderen weiter. Erst als wir einen Aufsatz schreiben und sich Stefan sein Lieblingsthema aussucht, schafft er es, für 15 Minuten still zu sitzen und konzentriert zu schreiben.
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2004, Hyperaktivität - Falldarstellung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26866
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