Tiere werden in der Praxis Sozialer Arbeit bereits seit über 200 Jahren in den unterschiedlichsten Formen eingesetzt, vor allem bei Kindern sowie bei alten und behinderten Menschen. „In Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe werden zunehmend Tiere wie Esel, Pferde oder auch Lamas gehalten, um Kindern und Jugendlichen förderliche Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Schulen bieten Projekte mit Schulhunden an“. Des Weiteren werden Tiere im Rahmen von Freizeitprogrammen für Kinder angeboten, wie in Form von Reiterhöfen und auch für behinderte Menschen gibt es zahlreiche Angebote.
Assistenztiere sollen den Alltag von Menschen mit Behinderung erleichtern, so z. B. Blindenführhunde oder Behindertenbegleithunde. Die Praxis wird in der Wissenschaft der Fachdisziplin Soziale Arbeit jedoch nicht zum Thema gemacht und bedient sich daher
anderen Wissenschaftsdisziplinen, was zur Folge hat, dass „ein eigenständiger sozialarbeitswissenschaftlicher Fachdiskurs“ nicht entstehen kann.
Der Fokus in dieser Arbeit wird auf tiergestützte Interventionen gelegt, die in der Sozialen
Arbeit Anwendung finden bzw. vermehrt finden könnten, denn ein Großteil tiergestützter Arbeit ist therapeutisch angelehnt und tiergestützte Pädagogik, die meist bei Kindern und Jugendlichen angewandt wird, deckt nur einen kleinen Teilbereich der Möglichkeiten Sozialer Arbeit ab. Tiergestützte Interventionen sind Maßnahmen, die unter Einbezug eines Tieres erfolgen (s. Kap. 1.3). Das Klientel ist sehr breit gefächert und überschneidet sich mit dem Klientel, das auch zum Großteil in der Sozialen Arbeit zu finden ist. Otterstedt (2001) befasst sich in großem Umfang mit den Zielgruppen, welche einen Nutzen aus der Begegnung mit einem Tier ziehen können, die im Laufe dieser Arbeit noch dargestellt werden. Darunter
fallen auch Menschen mit autistischen Störungen (s. Kap. 5.1). Nach der ICD-10 (Internationales Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation) sind dies tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die sich „durch deutliche Auffälligkeiten im Bereich der sozialen Interaktion und Kommunikation“ sowie durch ein sich ständig wiederholendes Verhalten auszeichnen.[...]
Inhaltsverzeichnis
Abkurzungsverzeichnis
Einleitung
1 Historische Entwicklung tiergestutzter Interventionen
1.1 Aktueller Stand der Fachdiskussion
1.2 Forschungsdesiderat, -frage und -design
1.3 Tiergestutzte Interventionen
1.3.1 Voraussetzungen
1.3.2 Zielgruppen
1.3.3 Geeignete Tiere
1.4 FormentiergestutzterInterventionen
1.4.1 Tiergestutzte Therapie (TGT)
1.4.2 Tiergestutzte Padagogik (TGP)
1.4.3 Tiergestutzte Forderung (TGF)
1.4.4 Tiergestutzte Aktivitat (TGA)
2 Tiergestutzte Interventionen mit Hunden
2.1 Service- und Assistenzhunde
2.2 Begleithunde
2.3 Warn- und Signalhunde
3 Konzepte der Mensch-Tier-Beziehung
3.1 Du-Evidenz
3.2 DieBiophilie-Hypothese
3.3 Ableitungen aus der Bindungstheorie
4 Kommunikation
4.1 Kommunikation zwischen Mensch und Tier
4.2 Kommunikation zwischen Mensch und Hund
5 Autismus
5.1 Autistische Storungen
5.2 Fruhkindlicher Autismus
6 Tiergestutzte Interventionen bei Kindern mit fruhkindlichem Autismus
6.1 Mogliche Auswirkungen eines Hundes auf das Wohlbefinden autistischer Kinder
6.2 Moglichlichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
6.3 Chancen fur Fachkrafte Sozialer Arbeit
Fazit
Literaturverzeichnis
Webliographie
Anhang
Tab. 1: Auswahlkriterien fur Tiere als therapeutische Begleiter
Tab. 2: Neun Kriterien als biologische Grundlagen fur die Verbundenheit der Menschen mit
der Natur nach Kellert (1993)
Tab. 3: Moglichkeiten der Korpersprache bei Hunden
Tab. 4: Intelligenzminderung nach der WHO nach ICD-10
Tab. 5: Diagnostische Kriterien des fruhkindlichen Autismus nach ICD-10
Abkurzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
Tiere werden in der Praxis Sozialer Arbeit bereits seit uber 200 Jahren in den unterschiedlichsten Formen eingesetzt, vor allem bei Kindern sowie bei alten und behinderten Menschen[1]. „In Einrichtungen der stationaren Erziehungshilfe werden zunehmend Tiere wie Esel, Pferde oder auch Lamas gehalten, um Kindern und Jugendlichen forderliche Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Schulen bieten Projekte mit Schulhunden an“[2]. Des Weiteren werden Tiere im Rahmen von Freizeitprogrammen fur Kinder angeboten, wie in Form von Reiterhofen und auch fur behinderte Menschen gibt es zahlreiche Angebote. Assistenztiere sollen den Alltag von Menschen mit Behinderung erleichtern, so z. B. Blindenfuhrhunde oder Behindertenbegleithunde[3]. Die Praxis wird in der Wissenschaft der Fachdisziplin Soziale Arbeit jedoch nicht zum Thema gemacht und bedient sich daher anderen Wissenschaftsdisziplinen, was zur Folge hat, dass ,,ein eigenstandiger sozialarbeitswissenschaftlicher Fachdiskurs“[4] nicht entstehen kann[5].
Der Fokus in dieser Arbeit wird auf tiergestutzte Interventionen gelegt, die in der Sozialen Arbeit Anwendung finden bzw. vermehrt finden konnten, denn ein Grofiteil tiergestutzter Arbeit ist therapeutisch angelehnt und tiergestutzte Padagogik, die meist bei Kindern und Jugendlichen angewandt wird, deckt nur einen kleinen Teilbereich der Moglichkeiten Sozialer Arbeit ab. Tiergestutzte Interventionen sind Mafinahmen, die unter Einbezug eines Tieres erfolgen (s. Kap. 1.3)[6]. Das Klientel ist sehr breit gefachert und uberschneidet sich mit dem Klientel, das auch zum Grofiteil in der Sozialen Arbeit zu finden ist. Otterstedt (2001) befasst sich in grofiem Umfang mit den Zielgruppen, welche einen Nutzen aus der Begegnung mit einem Tier ziehen konnen, die im Laufe dieser Arbeit noch dargestellt werden[7]. Darunter fallen auch Menschen mit autistischen Storungen (s. Kap. 5.1). Nach der ICD-10 (Internationales Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation) sind dies tief- greifende Entwicklungsstorungen, die sich ,,durch deutliche Auffalligkeiten im Bereich der sozialen Interaktion und Kommunikation“ sowie durch ein sich standig wiederholendes Verhalten auszeichnen[8]. Hat ein Mensch eine autistische Storung, so zeigen sich diese Auffalligkeiten bereits in der fruhen Kindheit und festigen sich besonders innerhalb der ersten funf Lebensjahre. Durch eine Reihe von Behandlungen sind zwar Verbesserungen moglich, jedoch keine Heilung, da Autismus keine Krankheit ist, die wieder vergeht, sondern eine angeborene Entwicklungsstorung[9]. An dieser Stelle setzen Tiergestutzte Interventionen an, da bereits die blofie Anwesenheit eines Tieres das Wohlbefinden von Menschen positiv beeinflussen kann[10]. Dies wird in der vorliegenden Bachelor-Thesis genauer betrachtet. Nachdem der aktuelle wissenschaftliche Stand dargelegt wurde, werden unbearbeitete Bereiche erlautert sowie im anschliefienden Forschungsdesign die genaue Vorgehensweise besprochen.
Den Einstieg in die Thematik liefern zunachst ein Uberblick uber die historische Entwicklung Tiergestutzter Interventionen sowie der aktuelle Stand der Fachdiskussion. Darauf folgt das Forschungsdesiderat, die zu bearbeitende Forschungsfrage und schliefilich das Forschungsdesign, das die Rahmenbedingungen vorgibt. Zu Beginn werden wichtige Begriffe geklart: zuerst tiergestutzte Interventionen, innerhalb derer auch Zielgruppen,
Voraussetzungen und geeignete Tiere angesprochen werden. Anschliefiend werden die unterschiedlichen Formen Tiergestutzter Arbeit dargestellt sowie die verschiedenen Moglichkeiten des Einsatzes von Hunden erlautert. Die Auseinandersetzung mit Konzepten der Mensch-Tier-Beziehung bildet einen Versuch, die Verbindung zwischen Mensch und Tier zu erklaren. Im Anschluss wird Kommunikation mithilfe des Konzeptes von Watzlawick definiert und anhand dessen die Kommunikation zwischen Mensch und Tier kritisch hinterfragt. Darauf folgt eine Betrachtung der Kommunikation bezogen auf den Hund. Der Einbezug der Entwicklungstorung fruhkindlicher Autismus bietet den Kontext zur Sozialen Arbeit. Dazu werden zunachst die Begriffe Autismus und autistische Storungen definiert, bevor auf fruhkindlichen Autismus im Speziellen eingegangen wird. Im letzten Kapitel wird der Bezug von hundegestutzten Interventionen zu Kindern mit fruhkindlichem Autismus hergestellt und die in Kap. 1.2 genannte Fragestellung bearbeitet. Im Fazit werden schliefilich die Ergebnisse der daraus generierten Erkenntnisse zusammengefasst und gefundene
Antworten sowie offene Fragen besprochen. Des Weiteren gibt es einen kurzen Ausblick in die Zukunft tiergestutzter Interventionen und eine Prognose fur deren weitere Entwicklung. Aufgrund der einfacheren Lesbarkeit wird in dieser Ausarbeitung ausschliefilich die mannliche Form verwendet.
1 Historische Entwicklung tiergestutzter Interventionen
Tiere sind schon immer die Begleiter des Menschen, ob als Nutz-, Last- oder Haustiere. Wahrend manche Tierarten (z. B. Schweine, Rinder, Huhner) in Deutschland bis heute als Nutztier gehalten werden, diente der Hund zunachst als Gefahrte bei der Jagd, wurde schliefilich zum Haustier und damit zum Familienmitglied[11]. Der Stellenwert bzw. der Nutzen eines Tieres ist jedoch in jedem Land unterschiedlich. Die Kuh dient in Deutschland als Nutztier, den Menschen in Indien ist siejedoch heilig und durfte dort niemals getotet oder gar geschlachtet und gegessen werden. Auch der Hund, der in dieser Arbeit eine grofie Rolle spielt, geniefit nicht in allen Landern einen so hohen Status wie in Deutschland und wird in manchen Kulturen noch heute als Nahrungsquelle genutzt[12]. Die Domestizierung des Hundes erfolgte bereits in der Altsteinzeit, was ihn zu einem der altesten Haustiere uberhaupt macht. Der entscheidende Grund fur seine Domestizierung konnte jedoch bis heute nicht genau herausgefunden werden[13]. Seine gute Anpassungsfahigkeit an den Menschen trug mafigeblich dazu bei, dass sich der Hund nicht nur als Haustier durchsetzte, sondern mittlerweile auch innerhalb tiergestutzer Interventionen einen hohen Stellenwert einnimmt[14]. Die Katze hingegen galt zwar in Agypten bereits als heilig und wurde verehrt, ihre Domestizierung erfolgte jedoch erst wesentlich spater. Ihr schrieb man lange Zeit Untreue zu, da sie im Vergleich zum Hund eher zu den Einzelgangern zahlte, die ihr Herrchen nicht freudig begrufite. Der Katze wurde daher selbst 1958 noch unterstellt, keine Bindung zum Menschen aufbauen zu konnen, wie dies der Hund von sich aus macht. Mittlerweile wirdjedoch auch sie im Rahmen tiergestutzter Interventionen eingesetzt, bei denen Menschen den Kontakt zum Tier zwar zu schatzen wissen, aber nicht erzwingen wollen, da Katzen lieber von sich aus den Kontakt zum Menschen suchen[15]. Vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie in Osterreich und der Schweiz finden tiergestutzte Interventionen bereits seit einigen Jahren Anwendung. ,,Die positive, fordernde und oftmals tatsachlich heilsame Wirkung von Tieren auf den Menschen allgemein, auf Menschen mit Storungen und Beeintrachtigungen im Besonderen steht dort aufier Frage“[16]. Diese Entwicklung konnte in den letzten Jahren auch zunehmend in Deutschland beobachtet werden. So sind sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf Seiten der Praxis Fortschritte zu beobachten, die auf einen positiven Effekt beim Menschen durch Einsatz eines Tieres abzielen[17]. Die Umsetzung tiergestutzer Interventionen begann bereits in den angelsachsischen Staaten, wo auch die wissenschaftliche Erforschung des Einbezuges von Tieren als Helfer und Heiler ihren Anfang fand. Durch die erfolgreiche Anwendung, die der Wissenschaft vorausging, wurden schliefilich diverse Forschungs- initiativen gegrundet. So wurden Tiere bereits im achten Jahrhundert in Belgien fur therapeutische Zwecke eingesetzt[18]. In England wurde im 18. Jahrhundert von Quakern eine Einrichtung namens ,,York Retreat“ gegrundet, in der sich Geisteskranke um Garten kummerten und Kleintiere versorgten, denn die Monche des Klosters York waren der Meinung, dass ,,den in der Seele und am Korper Beladenen ein Gebet und ein Tier“ helfe[19]. Im 19. Jahrhundert offnete schliefilich in Deutschland eine Einrichtung fur Epileptiker, in der Hunde, Katzen, Schafe und Ziegen gehalten wurden und in der man von der heilenden Wirkung von Tieren uberzeugt war. Die Erfahrungen dieser Einrichtung wurdenjedoch nicht dokumentiert und waren fur die Wissenschaft daher unbrauchbar, sodass Theorien erst wesentlich spater entstanden sind[20].
In den 1960er Jahren wurde tiergestutzte Arbeit in Zeitschriften sowie in ersten, kurzen, wissenschaftlichen Berichten diskutiert, fand aber nicht ausreichend Aufmerksamkeit. Dies anderte sich, als Boris M. Levinson, ein amerikanischer Psychotherapeut fur Kinder, 1969 ein erstes Standardwerk mit dem Titel „Pet-Oriented Child Psychotherapy44 (Heimtierorientierte Kinder-Psychotherapie) herausbrachte. Levinson beobachtete eher zufallig, wie hilfreich sein Hund Jingles, ein Golden-Retriever, bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen sein konnte und nutzte ihn von da an als sogenannten „Co-Therapeut“[21]. Durch Levinsons Entdeckung begannen Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen und Menschen aus Heilberufen eine Reihe von Experimented Versuchen und Dokumentationen zur heilenden Wirkung von Tieren[22]. „Der Begriff 'pet facilitated therapy' wurde zum Schlagwort eines neuen Wissenschaftszweigs, der 'Mensch-Tier-Beziehung'“[23]. Schliefilich wurde 1977 von Amerikanern und Englandern die ,,Delta Society“ (heute: „Pet Partners“) gegrundet. Eine Gesellschaft, die sich das Ziel gesetzt hat, die wissenschaftliche Erforschung der Mensch- Tier-Beziehung weiterzufuhren und bis heute sowohl im wissenschaftlichen Bereich als auch bei der Umsetzung tiergesutzter Interventionen eine wichtige Rolle spielt. Mittlerweile gibt es aufierdem zahlreiche Unterorganisationen in fast allen westlichen Staaten[24]. Die Praxis kam jedoch immer noch schneller voran als die Theorie. Es entstanden ,,Pet Visiting Progams“ (deutsch: Heimtierbesuchs-Programme). Vereine aus dem Tierschutz und der Hundezucht gingen mit ihren selbst ausgebildeten „Therapie-Tieren“ in Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime, Krankenhauser sowie in psychiatrische Einrichtungen. Zudem wurden Streichelzoos fur Kinder aus der Grofistadt eingerichtet, Heimtiere an kranke und einsame Menschen vermittelt und sogenannte „Service-Hunde“ ausgebildet, die Menschen mit korperlicher Behinderung zusatzlich eine Assistenz im Alltag sein sollten. In Deutschland stiefien tiergestutze Interventionen anfangs auf wenig Interesse. Lediglich therapeutisches Reiten fur kranke Menschen war in Deutschland bereits popular sowie in Wissenschaft und Praxis fortgeschritten[25].
In den 1980er Jahren wurden schliefilich erste Studien und Experimente durchgefuhrt. Einige Psychologen und Arzte empfahlen, Tiere in Alten- und Pflegeheimen einzusetzen und sie in Krankenhausern zu erlauben. Theodor Grimm, ein Munchner Psychiater, verschrieb seinen Patienten gegen psychosomatische Storungen keine Medikamente, sondern ein Haustier. Dennoch kamen die wissenschaftliche Entwicklung und praktische Anwendung im Vergleich zu anderen Landern nur langsam voran und der Einsatz von Tieren in Krankenhausern, Alten- und Pflegeheimen und anderen sozialen und pflegenden Einrichtungen erschien vielen Deutschen als unmoglich. Empfehlungen, dass Tiere in Institutionen eingesetzt werden sollten, gibt es erst seit wenigen Jahren, zum Beispiel durch die Vereine Leben mit Tieren und Tiere helfen Menschen, die Interessenten auch uber Methoden, Konzepte und die geeignete Tierart informieren und beraten. Der Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft versucht die Offentlichkeit und Fachkreise durch Veroffentlichungen und Studien zum Thema „Tiere als therapeutische Begleiter“ auf tiergestutzte Arbeit aufmerksam zu machen[26]. Die Wissenschaft selbst hat jedoch genau genommen gar keinen Namen, obwohl die ,,Mensch- Tier-Beziehung“ oft als Oberbegriff fur die wissenschaftliche Erforschung genannt wird, auf die nun im folgenden Kapitel eingegangen wird[27].
1.1 Aktueller Stand der Fachdiskussion
Der Fokus bei der wissenschaftlichen Betrachtung tiergestutzter Arbeit liegt in erster Linie auf der Erforschung der Beziehung zwischen Mensch und Tier. Fur diesen Wissenschaftszweig werden jedoch nur wenige offentliche Mittel zur Verfugung gestellt, was die wenigen Forscher, die sich dem Themengebiet annehmen, vor eine grofie Herausforderung stellt, da sie auf private Unterstutzung angewiesen sind[28]. Dies und die Tatsache, dass die entscheidenden Faktoren einer Mensch-Tier-Beziehung nur schwer zu messen sind, sind die Grunde dafur, dass es bisher nur wenige wissenschaftlich fundierte Studien in diesem Bereich gibt[29]. Wie in der Einleitung bereits angesprochen, besteht weiterhin das Problem, dass die Soziale Arbeit keine eigene Forschung auf diesem Gebiet betreibt und sich daher bei anderen Fachdisziplinen bedient, um die Praxis anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen erklaren zu konnen[30]. ,,Tiere werden in der Heil- und Sonderpadagogik, Behindertenpadagogik, Psychomotorik und Medizin sehr viel intensiver behandelt. Vor allem auch in den anglo- amerikanischen Landern ist die Fachdebatte renommierter und elaborierter als in Deutschland“[31]. Die Aufgabe der Fachdisziplin Soziale Arbeit ist es laut Buchner-Fuhs/Rose (2012) deshalb, der Frage nachzugehen, ,,wie das Zusammenwirken von Mensch und Tier wissenschaftlich untersucht, verstanden und fur eine reflexive Praxis genutzt werden kann“[32].
Wahrend tiergestutzte Interventionen in den in Kap. 1 genannten Landern schon lange auf Zuspruch stofien und die Menschen dort von dem positiven Effekt, den Tiere auf Menschen haben konnen, uberzeugt sind, werden praktische Projekte und wissenschaftliche Studien in Deutschland erst seit dem Jahr 2000 durchgefuhrt. Seitdem hat sich die Praxis in Deutschland entwickelt und ist somit der Wissenschaft voraus[33].
Damit die Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung vorankommen kann, empfiehlt Otterstedt (2007) die Arbeit in interdisziplinaren Forschungsgruppen, die Forderung von Ver- offentlichungen (z. B. durch ein Forschungs-Jahrbuch oder Fachmagazin) sowie die Forderung interdisziplinarer und internationaler Zusammenarbeit. Aufierdem sei wunschenswert, wenn sich mehr Universitaten und Fachhochschulen bereit erklaren wurden, sich dem Thema anzunehmen und Promotions- bzw. Habilitationsarbeiten zunehmend gefordert werden wurden[34]. Mittlerweile arbeiten diverse Organisationen daran, geeigneten Institutionen den Einsatz von Tieren zu empfehlen und sie fur die Thematik zu sensibilisieren, darunter die Vereine Leben mit Tieren und Tiere helfen Menschen[35].
Die Mars Heimtier-Studie des Sozialforschungsinstituts ISIS (Institut fur soziale Infrastruktur) von 2013 belegt bspw. den positiven Effekt, den Tiere auf Menschen in Alten- und Pflegeheimen haben konnen. Dazu wurden Umfragen in 486 Einrichtungen durchgefuhrt, von denen allein 87 Prozent Heimtierhaltung erlauben. Diese ergaben, dass die Haltung von Hunden, Katzen, Vogeln, Fischen oder Kleintieren die Zufriedenheit und Lebensfreude der Bewohner steigern sowie einen positiven Einfluss auf deren Mobilitat, das Verantwortungs- bewusstsein, Erinnerungs-vermogen und die Bereitschaft zur Kommunikation haben. Diese Ergebnisse fuhren dazu, dass immer mehr Einrichtungen Heimtiere erlauben, selbst Tiere halten oder Tierbesuchsdienste fur ihre Bewohner organisieren[36]. Die in dieser Studie gewonnene Erkenntnis soll in dieser Arbeit in ahnlicher Weise betrachtet werden, wie im nachfolgenden Kapitel nun u.a. dargestellt wird.
1.2 Forschungsdesiderat, -frage und -design
Die wissenschaftliche Erforschung tiergestutzter Interventionen ist in Deutschland im Vergleich zu den Vereinigten Staaten, der Schweiz und Osterreich erst wenig entwickelt, weshalb die Betrachtung der Thematik in Bezug auf Letztere erfolgt. Dass die Forschung nur schleppend vorankommt, liegt unter anderem daran, dass es schwierig ist, die relevanten Faktoren ,,einer Beziehung zwischen Menschen und Tieren exakt zu messen“[37]. Zudem bestehen nur nur wenige representative Studien, die den notigen wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen. In den letzten Jahren gewinnt der tiergestutzte Bereich jedoch auch in Deutschland an Aufmerksamkeit, sodass Fortschritte erkennbar sind. Anwendungs- bereiche, in denen Tiere zum Einsatz kommen, sind mittlerweile zahlreich vorhanden und werden teilweise auch von Wissenschaftlern begleitet[38]. Die wissenschaftliche Erforschung selbst gestaltet sich jedoch weiterhin schwierig, vor allem im Rahmen der Fachdisziplin Sozialer Arbeit. Artikel in Fachzeitschriften Sozialer Arbeit sind bisher eine Seltenheit und innerhalb des Studiums ,,Soziale Arbeit“ gibt es nur selten Veranstaltungen zu diesem Themengebiet. Ein Studienschwerpunkt dahingehend existiert nicht. Die einzige wissenschaftliche Hochschule, die in Deutschland Aus- und Weiterbildungen im tiergestutzten Bereich anbietet, ist die Evangelische Hochschule Freiburg im Breisgau, deren Angebote von der Europaischen Gesellschaft fur tiergestutzte Therapie (kurz: ESAAT, engl.: European Society for Animal Aissisted Therapie) akkreditiert wurden[39].
Ein weiterer Bereich, der bisher nur wenig Beachtung findet, ist die Anwendung von tiergestutzten Interventionen bei Menschen mit autistischen Storungen, die im Rahmen der vorliegenden Bachelor-Thesis besprochen werden sollen. Auch hier gibt es bisher nur Erkenntnisse aus therapeutischer Sicht. So fand bereits Boris Levinson (s. Kap. 1) heraus, dass der Kontakt zu Hunden bei Kindern mit Autismus wahrend der Behandlung forderlich sein kann[40]. Dies untersuchte spater ein Leipziger Forscherteam anhand der Frage, ,,ob Hunde autistische Kinder zu mehr Interaktion mit ihrer Umwelt anregen konnen“[41]. Dabei wurde deutlich, dass die meisten autistischen Kinder zunachst Angst vor dem Hund hatten, die jedoch bei weiteren Sitzungen nachliefi. Interessant ist vor allem die Tatsache, dass der Hund die Kinder offensichtlich mehr interessierte als materielle Dinge[42] : „Sie zeigten sich zumindest gleichermafien von dem Tier angesprochen wie Kinder mit anderen psychischen Storungen“[43]. Dadurch kamen die Forscher zu dem Schluss, dass autistische Menschen die ,,belebte Natur“ nicht grundsatzlich ablehnen und durchaus Interesse fur z. B. Tiere entwickeln konnen. Dadurch, dass die Hunde direkt auf das Verhalten des Kindes reagierten, dienten sie als ,,naturliche Verstarkerund konnten die Kommunikationsbereitschaft der Kinder anregen, was wiederum dazu fuhrte, die sozialen Kompetenzen der Kinder zu fordern[44].
Aufierdem gibt es viele weitere Personengruppen, die durch tiergestutzte Interventionen Verbesserungen in ihrer Lebensqualitat erfahren konnen. Die Personen, die in den unterschiedlichsten Bereichen davon profitieren konnen, werden von Otterstedt (2001) aufgegriffen, darunter auch Menschen mit autistischen Storungen. Zudem findet sich in Rose/Buchner-Fuhs (2012) ein Beitrag von Wiebke Schwartze, die auf die Moglichkeit der Kommunikation bei fruhkindlichem Autismus durch einen Therapiebegleithund eingeht.[45] In weiterer Literatur[46] wird jedoch eher auf den Menschen mit Erkrankung und/oder Behinderung allgemein eingegangen, nicht aber detailliert auf eine Entwicklungsstorung wie Autismus. Im Bereich Autismus bzw. autistischer Storungen besteht nicht nur im Hinblick auf tiergestutzte Interventionen Nachholbedarf. Vogeley (2012) kritisiert, dass die Klassifi- kationen ICD-10 (engl.: „International Classification of Diseases“[47] [48] ) und DSM-IV (engl.: ,,Diagnostic and Statistival Manual of Mental Disorders4448) die einzelnen Storungsbilder zwar beschreiben, aber keine Ansatze zur Entstehung oder Behandlung liefern und an dieser Stelle noch Ursachenforschung notig sei, obwohl es bereits einige Ansatze zur Entstehung autistischer Storungen auf wissenschaftlicher Basis gebe[49]. Zur Diagnose werde von beiden Klassifikationen lediglich eine Reihe von Symptomen aufgezeigt, ,,die gegegeben sein mussen, sowie Zeitraume, uber die die Symptome mindestens vorliegen mussen“[50]. Ein weiterer Kritikpunkt sind die fliefienden Ubergange der von der ICD-10 verfassten Storungsbilder (s. Kap. 5).
Zentrales Ziel der vorliegenden Bachelor-Thesis ist es daher, einen Ausschnitt daraus naher zu betrachten, namlich die Frage, welche moglichen Auswirkungen tiergestutzte Interventionen auf die Lebensqualitat bzw. das Wohlbefinden von Menschen mit autistischen Storungen, bzw. speziell auf Kinder mit fruhkindlichem Autismus, haben konnen und welche Moglichkeiten der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sich daraus fur diese Personen ergeben konnten. Im Zuge dessen werden die Moglichkeiten, die daraus fur Fachkrafte der Sozialen Arbeit entstehen konnten, aufgezeigt. Die Betrachtung dieser Forschungsfrage erfolgt am Beispiel des Hundes, der in zahlreichen Bereichen tiergestutzter Interventionen erfolgreich eingesetzt wird und sich bereits bewahrt hat.
Die Bearbeitung der Fragestellung erfolgt anhand einer Literaturstudie, die mit der Darstellung des aktuellen wissenschaftlichen Diskussionsstandes tiergestutzter Arbeit bzw. der Mensch-Tier-Beziehung beginnt, die fur die weitere Bearbeitung des genannten Themengebietes die Grundlage bildet. Auf Basis dessen erfolgt zunachst eine deskriptive Darstellung des Untersuchungsgegenstandes. Dazu werden wichtige Begriffe in den Themenbereichen tiergestutzte Interventionen und autistische Storungen definiert und dabei stets kritisch hinterfragt. Des Weiteren werden Aussagen von Autoren verschiedener Disziplinen miteinander verglichen und analysiert. Anschliefiend folgt der Kontext von tiergestutzten Interventionen und Menschen mit fruhkindlichem Autismus. Hier wird am Beispiel des Hundes ein Versuch unternommen, Interventionen aufzuzeigen, die die bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermoglichen konnten.
1.3 Tiergestutzte Interventionen
Tiergestutzte Interventionen beschreiben padagogische oder therapeutische Mafinahmen unter Einbezug eines Tieres, an denen eine Fachkraft mit einem ausgebildeten Tier (z. B. einem Hund) und ein Mensch mit besonderem Bedarf (z. B. ein Kind mit ADHS) beteiligt sind[51]. Dazu zahlen tiergestutzte Therapie, Padagogik, tiergestutzte Forderung und Aktivitat, die in den nachfolgenden Punkten im Einzelnen vorgestellt werden. Der Begriff „tiergestutzt“ macht deutlich, dass es sich nicht um ein eigenstandiges Berufsbild handelt, da das Tier lediglich unterstutzend eingesetzt wird. Zudem gibt es in Deutschland keine anerkannte Ausbildung, was dazu fuhrt, dass sich Menschen aus padagogischen oder heilenden Berufen durch Weiterbildungen, die sehr unterschiedlich ausfallen konnen, ihr Wissen aneignen und unter Einbezug eines Tieres ihrem „ursprunglichen“ Beruf nachgehen - so z. B. Sozialarbeiter oder Menschen aus Pflegeberufen wie Heilerziehungspfleger. Dies kann zur Folge haben, dass die Qualifikationen sehr unterschiedlich ausfallen und man als Klient an sogenannte „Fachkrafte“ gelangt, die eigentlich keine sind[52]. Mit der ESAAT ist im Jahre 2005 ein europaischer Dachverband gegrundet worden, der sich zum Ziel gesetzt hat, einheitliche Qualitatsstandards innerhalb Europas zu beschliefien, die eine anerkannte Ausbilung ermoglichen sollen[53].
Um einen bestimmten Effekt zu erzielen, ist (enger) Korperkontakt zwischen Mensch und Tier nicht zwingend notwendig. Allerdings sollte sich der Anbieter an gewisse Grundsatze halten, damit die tiergestutzte Intervention gelingen kann: In erster Linie sollten sowohl die Bedurfnisse des Tieres als auch die des Menschen berucksichtigt und moglichst aufeinander abgestimmt werden. Der Kontakt zueinander sollte nicht erzwungen werden, d. h. der Empfanger sollte dazu bereit sein, auf das Tier zu treffen, wie auch umgekehrt. Eine weitere Rolle spielt die Atmosphare, also welche Stimmung das Tier auf den Menschen ubertragt[54]. Jedoch sollte auch hier darauf geachtet werden, welche Stimmung der Mensch und sein Verhalten moglicherweise auf das Tier ubertragen konnte, denn ,,nur, wenn sich das Tier wohlfuhlt, ist eine freie und ungezwungene Begegnung zwischen Mensch und Tier moglich“[55]. Bei allen tiergestutzen Interventionen steht Sicherheit an erster Stelle, daher sollten lediglich geeignete Tiere eingesetzt werden, die eine Prufung abgelegt haben und entsprechend geeignet sind[56]. Geeignete Tiere sind vor allem diejenigen, die uber die Korpersprache mit dem Menschen kommunizieren konnen (s. Kap. 1.3.3. u. 4), da vermutlich nur durch eine gemeinsame Kommunikationsebene eine Interaktion zwischen Mensch und Tier stattfinden kann. Des Weiteren sollte das Tier das Bedurfnis nach Kontakt zum Menschen haben und sich nicht abwenden sowie uber ein gewisses Benehmen verfugen - welches z. B. bei Hunden durch das Beibringen von Kommandos und das Gewohnen an bestimmte Situationen gelingen kann. Wichtig ist auch, dass der Tierhalter sein Tier gut einschatzen und auf seine Bedurfnisse eingehen kann, damit ein harmonisches Miteinander entstehen kann[57]. Welche Merkmale ein Tier genau mitbringen sollte, damit es geeignet ist, ist im Anhang in einer Tabelle von Otterstedt (2001) dargestellt (s. Tab. 1). Diese Tabelle bezieht sich auf geeignete Tiere als ,,therapeutische Begleiter“, kann aber dadurch, dass die Ahnlichkeit zum Menschen und andere Voraussetzungen, wie z. B. Ausgeglichenheit, auch bei padagogischen Interventionen gegeben sein mussen, ebenso auf diese ubertragen werden[58].
1.3.1 Voraussetzungen
Tiergestutzte Interventionen setzen nach Otterstedt (2001) voraus, dass wir die Bedurfnisse des Tieres uber unsere eigenen stellen und nie aufier Acht lassen, damit eine fur beide Seiten angenehme Atmosphare entsteht, in der die Begegnung zwischen Mensch und Tier stattfinden kann[59]. ,,Tiergestutztes Helfen und Heilen bedeutet eine neue und vermutlich die intensivste Stufe tierischer Domestikation [hier gen.: Domestizierung]: Tiere sollen nicht nur fur diese oder jene Funktion im Dienste des Menschen ausgebildet werden, sondern durch ihre blofie Existenz selbst hilfreich sein“[60].
Bestimmte Voraussetzungen mussen nach Vernooij/Schneider (2013) sowohl von Seiten des Menschen als auch von Seiten des Tieres gegeben sein. Der Mensch sollte in erster Linie davon uberzeugt sein, dass der Einsatz von Tieren sinnvoll ist und dadurch Erfolge erzielt werden konnen. Naturlich sollte auch eine gewisse Zuneigung zum Tier vorhanden sein. Der Anbieter sollte zudem in der Lage sein, die korpersprachlichen Signale des Tieres richtig zu deuten, um entsprechend reagieren zu konnen. Da der Einsatz fur das Tier sehr anstrengend sein kann, konnen Stress- und Krisensituationen auftreten, in denen der Mensch dem Tier ein ,,verlasslicher und achtsamer Partner“[61] sein sollte, der das Tier im Notfall aus der Situation herausnehmen kann. Dies konne beispielsweise dann der Fall sein, wenn der Klient nicht achtsam genug mit dem Tier umgehe oder wenn andere fur das Tier stressige Situationen entstehen. Hier hat der Anbieter sowohl die Sicherheit des Klienten, als auch die Befriedigung der Bedurfnisse des Tieres zu gewahrleisten[62]. Im Idealfall wird das eigene Tier eingesetzt, zu dem in der Regel bereits eine enge Bindung besteht, damit der Anbieter (und gleichzeitig Besitzer) das Tier immer unter Kontrolle hat. Mit Bindung ist eine ,,enge emotionale, langer andauernde Beziehung zu bestimmten Menschen [gemeint], die nach Moglichkeit sowohl Schutz bieten als auch unterstutzend wirken (...)“[63]. Das Vertrauen, das sich Tier und Mensch entgegenbringen, wirkt sich wiederum gunstig auf die tiergestutzte Intervention aus, da Eigenarten, Fahigkeiten und Bedurfnisse des Tieres bekannt sind und dem Empfanger (Klient) dadurch Sicherheit vermittelt wird[64]. Damit der Mensch, der tiergestutzte Interventionen anbieten mochte, weifi worauf es ankommt, sollte er vor Beginn einer Ausbildung Praktika in passenden Einrichtungen absolvieren, um sich ein Bild von der Tatigkeit machen zu konnen. Darauf folgt zunachst eine Weiterbildung, die in der Regel die Grundlage fur die Durchfuhrung von tiergestutzten Interventionen bildet. Das Veterinaramt verlangt zusatzlich einen Sachkundenachweis gemafi § 11 Abs. 2 TierSchG zu der Tierart, mit der der Anbieter arbeiten mochte. Dieser erlaubt dem Anbietenden schliefilich das Tier einzusetzen[65]. Ausnahmen, bei denen keine zusatzlichen Qualifikationen notwendig sind, werden in Kap. 1.4 genannt. Der Anbieter solle nach Auffassung von Vernooij/Schneider seine eigenen Interessen und Vorlieben moglichst in den Hintergrund stellen und stattdessen die Vorlieben des Klientels versuchen herauszufinden, um auf diese eingehen zu konnen. Da mit sehr unterschiedlichem Klientel gearbeitet wird, sei es aufierdem von Vorteil, wenn verschiedene Tiere zum Einsatz kommen, die sich hinsichtlich dem Aussehen, Korperbau und charakterlichen Eigenschaften unterscheiden. Stehen z. B. mehrere Hunde zur Auswahl, so kann sich der Empfanger entscheiden, mit welchem von ihnen er gerne naheren Kontakt eingehen mochte[66].
Die anbietende Person sollte jedoch nicht nur gegenuber dem Tier bestimmte Voraussetzungen erfullen, sondern sich auch auf den Empfanger einstellen konnen und vor allem Geduld, Einfuhlungsvermogen und Mitgefuhl aufbringen konnen. Damit die tiergestutzte Intervention gelingen kann, muss der Anbieter aufierdem in der Lage sein, die
Fahigkeiten und Starken des Klienten herauszufinden sowie Defizite und Schwierigkeiten zu erkennen. Dies erfordert eine gewisse psychische Stabilitat von Seiten des Anbieters, da oft Menschen in schwierigen Lebenslagen betreut werden (s. Kap. 1.3.2). Der Empfanger muss nicht schon zwingend Kontakt zu Tieren gehabt haben, eine gewisse Neigung zu Tieren ist allerdings von Vorteil, damit eine Bindung zum Tier entstehen kann. Jedoch sind vor allem bei Menschen, die bereits in ihrer Kindheit Kontakt zu Tieren hatten und positive Erfahrungen mit ihnen gemacht haben, positive Effekte zu beobachten[67].
Vor Beginn einer Intervention sollte der Anbieter davon uberzeugt sein, dass das Tier dem Empfanger dabei hilfreich sein kann, gesetzte Ziele zu erreichen oder die Motivation dahingehend zu verbessern, dass dies moglich wird[68]. ,,Bei manchen Menschen zeigt sich eine positive Wirkung des Tieres sofort, manchmal ergeben sich positive Effekte auch erst im Verlauf mehrerer Zusammentreffen zwischen Mensch und Tier“[69]. Vor Beginn einer tiergestutzten Intervention muss jedoch geklart werden, ob beim Empfanger eventuell Tierhaarallergien oder gar Angste oder Phobien gegenuber bestimmten Tieren oder Rassen vorliegen, um problematischen Situationen vorbeugen zu konnen. Bedurfnisse und Vorlieben sollten individuell berucksichtigt und anhand dessen herausgefunden werden, ob das fur den Einsatz vorgesehene Tier fur den Empfanger geeignet ist[70].
Nicht zuletzt sind an das Tier gewisse Voraussetzungen gebunden, damit es fur einen Einsatz uberhaupt in Frage kommt, die laut Vernooij/Schneider (2013) stets mit dem Halter - der gleichzeitig der Anbieter tiergestutzter Interventionen ist - in Verbindung stehen. Demnach muss das Tier eine gewisse „Grundaufmerksamkeit“ fur den Menschen aufbringen konnen. Dies konne nur gelingen, wenn zwischen Mensch und Tier eine sichere, vertrauensvolle Bindung besteht. Damit dies gelingen kann, muss der Halter eines Hundes sein Tier unter Kontrolle haben und die Signale des Tieres erkennen konnen, um angemessen darauf reagieren zu konnen. Die Aufmerksamkeit, die das Tier dem Menschen entgegenbringt, sollte stets mit positiven Konsequenzen belohnt werden sowie von Vertrauen und gegenseitigem Respekt gekennzeichnet sein, damit eine stabile Verbundenheit entstehen und sich weiterentwickeln kann. Macht das Tier schlechte Erfahrungen mit seinem Halter, so Vemooij/Schneider (2013), dann werden tiergestutzte Interventionen unmoglich[71]. Ein praktisches Beispiel fehlt an dieser Stelle allerdings. Das Tier konne noch so gut ausgebildet sein, es komme allein darauf an, dass der Mensch angemessen auf das Tier reagiert und seine eigenen Gefuhle, wie z. B. Unsicherheit, nicht auf das Tier ubertragt. Der Mensch sollte dem Tier gegenuber daher selbstsicher, souveran, bestimmt und vertrauenswurdig gegen- ubertreten[72]. „Das Verhalten des Tieres ist immer so gut, wie das Verhalten des Besitzers an seiner Seite“[73]. Mit Bezug auf dieses Zitat raten Vemooij/Schneider dringend dazu, zum Tier eine sichere Bindung aufzubauen, bevor es im Rahmen tiergestutzter Interventionen eingesetzt wird. Weiterhin ist nach Auffassung der Autorinnen wichtig, dass das Tier verlasslich ist, also bei gleichen Situationen immer gleich oder ahnlich reagiert, was wiederum die Sicherheit des Empfangers gewahrleistet. Damit verbunden ist eine gewisse Einschatzbarkeit von Seiten des Halters, der das Verhalten des Tieres moglichst vorhersehen konnen sollte und wissen sollte, wie es in welchen Situationen moglicherweise reagiert. Im Gegensatz zur Verlasslichkeit lasst sich dies nicht trainieren, allerdings sollte das Tier moglichst fruh mit unterschiedlichen Situationen konfrontiert und an mogliche Vorkommnisse gewohnt werden[74].
Nicht zuletzt ist laut Vemooij/Schneider wichtig, dass das Tier problemlos auf Kommandos seines Halters reagiert sowie von ihm gelenkt werden kann, z. B. um unerwunschtes Verhalten vom Tier abzuwenden. In Einrichtungen, in denen Tiere mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt treten, sollte es daher eine bestimmte Bezugsperson geben, die das Tier unter Kontrolle hat. Weiterhin sollte vorher abgeklart werden, ob das Tier fur die geplante Intervention geeignet ist, damit die gesetzten Ziele von Anbieter und Empfanger erreicht werden konnen[75]. Daher sind folgende Kriterien bei der Auswahl des Tieres zu berucksichtigen: ,,die Grofie des Tieres, sein aufieres Erscheinungsbild, sein Temperament, sein Wesen, seine Belastbarkeit, die Tierart, die Rasse“ und ,,die Vorlieben des Empfangers“[76]. Neben all diesen Anforderungen an Anbieter, Empfanger und Tier ist laut Vemooij/Schneider (2013) das Wohlbefinden der Tiere fur das Gelingen von tiergestutzen Interventionen von zentraler Bedeutung, damit „eine freie und ungezwungene Begegnung zwischen Mensch und Tier moglich“[77] ist. Da in der Ausarbeitung das Wohlbefinden des Menschen im Vordergrund steht, wird an dieser Stelle nicht ausfuhrlich auf diese Thematik bezuglich des Tieres eingegangen, sollte aber von Anbietern stets bedacht werden. Daher werden im folgenden Kapitel zunachst (mogliche) Zielgruppen tiergestutzter Interventionen und anschliefiend dafur geeignete Tiere besprochen.
1.3.2 Zielgruppen
Otterstedt (2001) fasst eine Reihe von Personen zusammen, die von der Begegnung mit Tieren profitieren konnen und auch Vernooij/Schneider (2013) behandeln verschiedene Praxisfelder. Allerdings betrachtet Otterstedt die Zielgruppen mit Blick auf den Einsatz eines Tieres als therapeutischen Begleiter und meint nicht etwa tiergestutzte Interventionen im allgemeinen Sinne. Ein Grofiteil ihrer Beschreibungen sind jedoch auch fur die Darstellung der Zielgruppen in dieser Arbeit wichtig, da auch therapeutische Mafinahmen im Rahmen tiergestutzter Interventionen Anwendung finden (s. Kap. 1.4). Otterstedt stellt zu Beginn die Frage, ob uberhaupt alle Menschen fur Tiere zuganglich sind und ist der Auffassung, dass sich zumindest ,,viele Menschen uber den Kontakt zu einem Tier [freuen]“[78], wenngleich auch einige Menschen Angst vor bestimmten Tieren haben, die meist durch schlechte Erfahrungen begrundet sind. Theoretisch sind Tiergestutzte Interventionen fur alle Menschen geeignet, die offen fur eine Begegnung mit einem Tier sind. Praktisch gesehen wird hauptsachlich mit beeintrachtigten Menschen, z. B. Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung, mit Kindern und Jugendlichen sowie mit Senioren gearbeitet[79]. So wird beispielsweise bei Kindern mit spastischen Lahmungen schon seit Jahrzehnten therapeutisches Reiten eingesetzt, um deren korperliche und seelische Ressourcen zu fordern. Zudem setzen zahlreiche Therapiezentren Tiere ein, z. B. zur Unterstutzung von Verhaltenstherapie[80]. Senioren in Heimen konnen durch Tiere eine neue Aufgabe erhalten oder das eigene Tiere mitbringen und sich in ihrer neuen Situation schneller zurechtfinden[81]. Menschen mit korperlichen, geistigen oder seelischen Erkrankungen konnen Tiere hilfreich dabei sein, vorhandene Fahigkeiten zu fordern oder durch ein Assistenztier Einschrankungen zu kompensieren, sodass der Alltag erleichtert werden kann[82]. Nicht zuletzt konnen Tiere auch bei Menschen mit Autismus Anwendung finden, auf die in dieser Arbeit der Schwerpunkt liegt. Otterstedt (2001) beschreibt, dass autistische Menschen durch die Begegnung mit einem Tier kontaktfreudiger werden und Gefuhle zeigen konnen, was vor dem Kontakt mit dem Tier nicht moglich gewesen sei[83]. Die hier genannten Zielgruppen bilden nur eine Auswahl derer, die in der Praxis mithilfe von Tieren an unterschiedlichen Mafinahmen teilnehmen. Welche Mafinahmen dies sein konnen, wird im Anschluss in Kapitel 1.4 dargestellt. Zuvor werden kurz die fur tiergestutzte Interventionen geeigneten Tiere vorgestellt.
1.3.3 Geeignete Tiere
Fur die Anwendung tiergestutzter Interventionen sind laut Otterstedt (2001) und Prothmann (2007) eine Vielzahl von Tieren geeignet. Besonders forderlich seien Tiere, die uber ,,ein ausgepragtes korpersprachliches Vokabular“[84] verfugen. Abgesehen von den Voraussetzungen, die ein Tier erfullen muss (s. Kap. 1.3.1), sind bestimmte Merkmale forderlich, um ein Tier einsetzen zu konnen. Diese Merkmale sind in der Tabelle ,,Auswahlkriterien fur Tiere als therapeutische Begleiter“ von Otterstedt zusammengefasst (s. Tab. 1). Diese bezieht sich, wie am Titel erkenntlich, auf Tiere im therapeutischen Sinne. Da die dort genannten Voraussetzungen jedoch ebenso im padagogischen Bereich gegeben sein sollten, kann die Tabelle meines Erachtens nach bedenkenlos auf diesen Bereich ubertragen werden.
Hunde werden laut Prothmann wegen ihrer ,,einzigartigen kommunikativen Fahigkeiten“ in zahlreichen Bereichen eingesetzt, z. B. als Begleithunde fur behinderte Menschen, aber auch in einigen anderen Formen (s. Kap. 2) und eignen sich sowohl fur Kinder als auch fur Erwachsene, wahrend Pferde, Ponys und Esel im Rahmen therapeutischer Mafinahmen wie der Hippotherapie Anwendung finden, die von Physiotherapeuten durchgefuhrt wird[85]. Weiterhin werden auch Katzen, Kleintiere (z. B. Kaninchen), Lamas, Alpakas sowie Nutztiere wie Ziegen, Schafe oder Schweine eingesetzt. Sogar Vogel und Fische werden genannt, die
[...]
[1] Vgl. Buchner-Fuhs/Rose 2012: 10.
[2] Buchner-Fuhs/Rose2012:10.
[3] Vgl. Buchner-Fuhs/Rose 2012: 10.
[4] Buchner-Fuhs/Rose2012: 11f.
[5] Vgl. Buchner-Fuhs/Rose 2012: 11.
[6] Vgl. Vernooij/Schneider 2013: 34.
[7] Vgl. Otterstedt 2001: 43 ff.
[8] Kamp-Becker/Bolte2011:12.
[9] Vgl. Kamp-Becker/Bolte 2011: 12f.
[10] Vgl. Otterstedt2001: 43.
[11] Vgl. Otterstedt2001: 15; Otterstedt2007: 8.
[12] Vgl. Otterstedt 2001: 15.
[13] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 20.
[14] Vgl. Otterstedt 2001: 138.
[15] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 21; Otterstedt2001: 146 f.
[16] Vernooij/Schneider2013:XV.
[17] Vgl. Vernooij/Schneider 2013: XV.
[18] Vgl.Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 13/14.
[19] Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 14.
[20] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 14.
[21] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 14; Kuhn2012: 39.
[22] Vgl.Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 14.
[23] Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 14.
[24] Vgl.Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 14; Vernooij/Schneider2013:27.
[25] Vgl.Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 14/15.
[26] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 15;UnveroffentlichteProjektskizze, Schnegelberger2013: 3.
[27] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 15f.
[28] Vgl. Unveroffentlichte Projektskizze, Schnegelberger 2013: 2.
[29] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 10 ff, 63.
[30] Vgl. Buchner-Fuhs/Rose2012: 11.
[31] Buchner-Fuhs/Rose2012: 12.
[32] Buchner-Fuhs/Rose 2012: 9.
[33] Vgl. Vernooij/Schneider 2013: XV; Greiffenhagen/Buck-Werner 2012: 10f.
[34] Vgl. Otterstedt2007: 533.
[35] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner2012: 15;UnveroffentlichteProjektskizze, Schnegelberger2013: 3.
[36] Vgl. Institut fur soziales Lernen mit Tieren 2013:32 f.
[37] Greiffenhagen/Buck-Werner2012:63
[38] Vgl. Greiffenhagen/Buck-Werner 2012: 16, 63; Vernooij/Schneider 2013: XV.
[39] Vgl. Buchner-Fuhs/Rose 2012: 11; Freiburger Institut furtiergestutzte Therapie 2013: http://www.tiere- begleiten-leben.de/ausbildung-therapiebegleithund-team/akkreditierung [Stand 20.12.2013].
[40] Vgl. Kuhn 2012: 94.
[41] Kuhn 2012: 94.
[42] Vgl. Kuhn 2012:94f.
[43] Kuhn 2012: 95.
[44] Vgl. Kuhn 2012:95.
[45] Vgl. Otterstedt 2001: 23 ff; Schwartze 2012:369 ff.
[46] Siehe z.B.: Kuhn 2012, Laimer 2011, Roger-Lakenbrink 2010, Storr 2011.
[47] Deutsch: Internationale Klassifikation von Krankheiten.
[48] Deutsch: Diagnostisches und statistisches Handbuch psychischer Storungen.
[49] Vgl. Vogeley2012: 103.
[50] Vogeley 2012: 103.
[51] Vgl. Vernooij/Schneider2013:34.
[52] Vgl. Vernooij/Schneider 2013: 34 ff; Roger-Lakenbrink 2010: 17.
[53] Vgl.Roger-Lakenbrink2010: 17.
[54] Vgl. Vernooij/Schneider 2013: 100 ff.
[55] Vernooij/Schneider2013: 105.
[56] Vgl. Vernooij/Schneider2013: 101.
[57] Vgl. Otterstedt 2001: 117, 138.
[58] Vgl. Otterstedt 2001: 117ff.
[59] Vgl. Otterstedt2001: 20.
[60] Greiffenhagen/Buck-Werner2012:20.
[61] Vernooij/Schneider2013: 108.
[62] Vgl. Vernooij/Schneider 2013: 107 f; Otterstedt2007: 44.
[63] Vgl. Lengning/Lupschen2012: 11.
[64] Vgl. Vernooij/Schneider 2013: 107 f; Otterstedt2007: 44.
[65] Vgl. Otterstedt2007: 44; Juris 2013: http://www.juris.de/purl/gesetze/TierSchG_l_11 [Stand03.12.13].
[66] Vgl. Vernooij/Schneider2013: 107.
[67] Vgl. Vernooij/Schneider2013: 109.
[68] Vgl. Vernooij/Schneider2013: 109.
[69] Vernooij/Schneider2013: 109.
[70] Vgl. Vernooij/Schneider2013: 110.
[71] Vgl. Vemooij/Schneider 2013: 103.
[72] Vgl. Vemooij/Schneider 2013: 103 f.
[73] Otterstedt 2001: 119.
[74] Vgl. Vernooij/Schneider2013: 104.
[75] Vgl. Vemooij/Schneider 2013 104 f.
[76] Vernooij/Schneider2013: 105.
[77] Vernooij/Schneider2013: 105.
[78] Otterstedt2001:43.
[79] Vgl. Otterstedt 2001: 43 ff; Vernooij/Schneider 2013:90 ff, 155 ff.
[80] Vgl. Otterstedt2001: 50 f.
[81] Vgl. Otterstedt 2001: 55, 57 f.
[82] Vgl. Otterstedt 2001: 72.
[83] Vgl. Otterstedt2001: 78 f.
[84] Otterstedt2001: 117.
[85] Vgl. Otterstedt2001: 138 ff, 152; Prothmann2007: 96 f.
- Quote paper
- Katrin Schnegelberger (Author), 2014, Tiergestützte Interventionen in Hilfekontexten Sozialer Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268572
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