Bis in die 1990er Jahre kannte ‚der Westen‘ zwei sehr unterschiedliche Gesichter Japans. Das eine war das traditionelle Japan, der ‚exotische ferne Osten‘, ein Land der schwertführenden Samurai, der Kimonos, der Geishas und des Zen-Buddhismus, dessen Faszination und Charme in seiner geographischen, zeitlichen und kulturellen Ferne zum ‚westlichen‘ Alltag lag. Das andere war ein modernes Japan, das zunächst als militärische und später ökonomische Macht seine Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen hatte. Für die globale Populärkultur spielte das Land jedoch kaum eine Rolle, abgesehen von den Fernsehern, Stereoanlagen, Kassettenrekordern und anderen elektrischen und elektronischen Geräten, die in höchster Qualität in Japan hergestellt wurden, um popkulturelle Medien aus Amerika, Großbritannien, Frankreich, Italien und anderen vorwiegend ‚westlichen‘ Ländern abzuspielen und diese zu Teilen unseres Alltags und unserer Erlebniswelt werden zu lassen. Obwohl die japanische Unterhaltungsindustrie in der Nachkriegszeit sehr lebhaft und auf den heimischen und zum Teil auf benachbarten Märkten kommerziell erfolgreich war, wussten im europäisch-amerikanischen Raum nur wenige davon. Im internationalen Bewusst-sein verharrte Japan als eine ernste Nation mit ernsten Menschen, die ihre traditionellen Künste pflegten und in der Wirtschaft modernste Methoden anwandten, jedoch kaum als eine Quelle für moderne Unterhaltung oder gar als Produktionsland nachgefragter Produkte der Kreativindustrie, die heute unzweifelhaft einen Teil unseres Alltags bilden.
Obwohl sich Japan in der sogenannten ‚verlorenen Dekade‘ der 1990er Jahre ökonomischen Schwierigkeiten und politischen Problemlagen gegenübersah, sowie 1995 zwei nationale Schockerlebnisse bewältigen musste – zum einen den durch die Aum-Sekte verübten Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn, zum anderen das Erdbeben von Kobe –, konnte die japanische Unterhaltungsindustrie in den letzten zwei Jahrzehnten internationale Vermarktungserfolge in beachtlichem Ausmaß verzeichnen. Die Erfolge konnten sowohl in ökonomischer Hinsicht wie auch in symbolischem Kapital, das heißt als ‚Soft Power‘, verbucht werden. [...]
Inhalt
1. Einleitung
2. Konsum und Unterhaltung im 20. Jahrhundert
2.1 Die Konsumgesellschaft(en)
2.1.1 Merkmale der Konsumgesellschaft
2.1.2 Die Vereinigten Staaten von Amerika: Die erste Konsumgesellschaft der Welt
2.1.3 Westeuropa: Wirtschaftlicher Aufschwung und moderne Lebensweisen
2.1.4 Ostasien: Die Konsumgesellschaften Japans und Südkoreas und die Neureichen Chinas
2.2 Die Ökonomie der Unterhaltung
2.2.1 Unterhaltung im 20. Jahrhundert und die Medien
2.2.2 Kulturtransfer und Kulturimperialismus
2.2.3 Die Aufwertung der Pop- und Jugendkultur(en)
3. Die japanische Unterhaltungsindustrie
3.1 Film und Fernsehen
3.1.1 Der japanische (Real-)Film
3.1.2 Anime: Der japanische Animationsfilm
3.1.3 J-Dorama: ‚trendy‘ Fernsehserien aus Japan
3.1.4 Japanische Gameshows
3.2 Bücher und Magazine
3.2.1 J-Bungaku: Zeitgenössische japanische Literatur
3.2.2 Manga: Der japanische Comic
3.3 J-Music
3.4 ‚Pop-Art‘, Mode und Lifestyle
3.4.1 Murakami Takashi und die ‚japanische Pop-Art‘
3.4.2 Mode und Lifestyle
3.5 Spielwaren
3.5.1 Kinderspielwaren
3.5.2 Video- und Computerspiele
3.6 Sport
4. Die globale Rezeption der japanischen Populärkultur seit den 1990er Jahren
4.1 ‚J-Culture‘ auf dem US-amerikanischen Kulturmarkt
4.1.1 Anime und Manga in den USA
4.1.2 Die Zusammenarbeit zwischen japanischen und US-amerikanischen Unternehmen der Unterhaltungsindustrie
4.1.3 Der Einfluss der japanischen Populärkultur auf die US-amerikanische Unterhaltungsindustrie
4.1.4 Das US-amerikanische ‚Anime- und Manga-Fandom‘
4.2 Europäische Rezeptionen ‚hybrider‘ und direkter Formen japanischer Popkultur
4.2.1 Anime in Westeuropa
4.2.2 Manga in Westeuropa
4.2.3 Europäisches ‚Fandom‘ und ‚J-Culture‘
4.3 Der ‚J-Boom‘ in Ost- und Südostasien
4.3.1 Die Gründe für den asiatischen ‚J-Boom‘
4.3.2 Formen der japanischen Populärkultur im ost- und südostasiatischen Raum
4.3.3 Der Einfluss der japanischen Populärkultur in Ost- und Südostasien
5. Die Governance der Unterhaltungsindustrie durch die japanische Regierung
5.1 ‚Soft Power‘: die Bedeutung des globalen Handels mit kulturellen Gütern für die Politik
5.2 Die ‚Japan Brand‘-Strategie und ‚Cool Japan‘-Initiative der japanischen Regierung
5.3 Die Effekte der Governance durch die japanischen Regierung
6. Schluss
7. Abkürzungsverzeichnis
8. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bis in die 1990er Jahre kannte ‚der Westen‘ zwei sehr unterschiedliche Gesichter Japans. Das eine war das traditionelle Japan, der ‚exotische ferne Osten‘, ein Land der schwertführenden Samurai, der Kimonos, der Geishas und des Zen-Buddhismus, dessen Faszination und Charme in seiner geographischen, zeitlichen und kulturellen Ferne zum ‚westlichen‘ Alltag lag. Das andere war ein modernes Japan, das zunächst als militärische und später ökonomische Macht seine Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen hatte. Für die globale Populärkultur spielte das Land jedoch kaum eine Rolle, abgesehen von den Fernsehern, Stereoanlagen, Kassettenrekordern und ande- ren elektrischen und elektronischen Geräten, die in höchster Qualität in Japan herge- stellt wurden, um popkulturelle Medien aus Amerika, Großbritannien, Frankreich, Italien und anderen vorwiegend ‚westlichen‘ Ländern abzuspielen und diese zu Tei- len unseres Alltags und unserer Erlebniswelt werden zu lassen. Obwohl die japani- sche Unterhaltungsindustrie in der Nachkriegszeit sehr lebhaft und auf den heimi- schen und zum Teil auf benachbarten Märkten kommerziell erfolgreich war, wussten im europäisch-amerikanischen Raum nur wenige davon. Im internationalen Bewusst- sein verharrte Japan als eine ernste Nation mit ernsten Menschen, die ihre traditionel- len Künste pflegten und in der Wirtschaft modernste Methoden anwandten, jedoch kaum als eine Quelle für moderne Unterhaltung oder gar als Produktionsland nachge- fragter Produkte der Kreativindustrie, die heute unzweifelhaft einen Teil unseres All- tags bilden.1
Obwohl sich Japan in der sogenannten ‚verlorenen Dekade‘ der 1990er Jahre ökonomischen Schwierigkeiten und politischen Problemlagen gegenübersah, sowie 1995 zwei nationale Schockerlebnisse bewältigen musste - zum einen den durch die Aum-Sekte verübten Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn, zum anderen das Erdbeben von Kobe -, konnte die japanische Unterhaltungsindustrie in den letzten zwei Jahrzehnten internationale Vermarktungserfolge in beachtlichem Ausmaß verzeichnen. Die Erfolge konnten sowohl in ökonomischer Hinsicht wie auch in symbolischem Kapital, das heißt als ‚Soft Power‘, verbucht werden.2
„Japanische Comics, Trickfilme, Videospiele und ein sie begleitendes Mer-
chandising reüssieren seit den 1990ern weltweit.“3 In ihrer Gesamtheit werden die Produkte Created in Japan 4, die sowohl technisch, als auch inhaltlich und als innova- tiver Modetrend in Erscheinung treten, mittlerweile als Produkte eines ‚J-Lifestyles‘ wahrgenommen.5 Jüngere Generationen von Fernsehzuschauern in Nordamerika, Westeuropa6 und Ost- und Südostasien sind mit Trickfilmcharakteren wie Mickey Mouse und Bugs Bunny weniger bekannt als mit japanischen Anime -Charakteren wie Sailor Moon, Dragon Ball und Pokemon.7 Fanclubs, Magazine beziehungsweise ‚Fanzines‘ und Internetseiten für Anime-Fans gibt es heutzutage allein in Europa zu hunderten und Miyazaki Hayaos animierte Kinofilme haben weltweit mehrere hun- dert Millionen US-Dollar eingespielt. Manga werden übersetzt und auf der ganzen Welt von Kindern und Jugendlichen gerne gelesen.8 Ihr Einfluss auf das ästhetische Empfinden westlicher Grafikdesigner und Modemacher spiegelt sich in deren Wer- ken wider.9
Kitano Takeshi und Imamura Shohei haben 1997 dem japanischen Film neues Leben eingehaucht, denn seit Hana-Bi und Unagi haben einige japanische Filme die http://www.japanologie.uni-frankfurt.de/__Dateien/_Texte/cooljapanartikel.html, letzter Zugriff am 10. Juli 2013; zu dem Konzept ‘Soft Power’ siehe Joseph S. Nye, Jr., Soft Power. The Means to Success in World Politics, Public Affairs, New York 2004; vgl. Nye, Joseph S., Jr.: Soft Power, in: Foreign Policy, Band 80, 1990, S. 153-171; vgl. Nye, Joseph S., Jr.: Bound to Lead. The Changing Nature of American Power, New York 1990.
höchsten Ehrungen in Cannes, Venedig und den Wiener Filmfestspielen erhalten.10
Zur Jahrtausendwende hatte der J-Horror seinen internationalen Durchbruch, so dass in Hollywood in kürzester Zeit ein ‚Remake‘ nach dem nächsten produziert wurde; allen voran sind die beiden ‚Blockbuster‘ The Ring und The Grudge zu nennen, die zusammen weltweit fast 440 Millionen US-Dollar eingespielt haben.11 Auch Holly- woodproduktionen, deren Handlungen keinen direkten Bezug zu Japan aufweisen, enthalten immer mehr Elemente, die der japanischen Kultur entnommen sind - bei- spielsweise ist das katana 12 ein immer wiederkehrendes Motiv in Filmen von Starre- gisseuren wie Quentin Tarantino, Robert Rodriguez und Russel Mulcahy.13 Zudem werden zunehmend Nebenrollen von japanischen oder japanstämmigen Schauspie- lern besetzt, so dass der Japaner14, Teile der japanischen Kultur und Japan als solches aus dem US-amerikanischen und - in abgeschwächter Form - aus dem europäischen Medienalltag nie gänzlich zu verschwinden scheinen.
In Ost- und Südostasien stieg in den 1990er Jahren auch die Nachfrage für ja- panische Fernsehserien und TV-Shows. In Hongkong und auf dem chinesischen Festland traten japanische Popsänger in ausverkauften Hallen auf und J-Music hat nicht nur den K-Pop und den C-Pop, sondern auch amerikanische und europäische Pop- und Rockmusik beeinflusst.15 Ein Beispiel hierfür ist die international bekannte deutsche Gruppe Tokio Hotel, deren Stil an den japanischen Visual Kei angelehnt ist.16 Vorwiegend Teenager, aber auch Twens in Taiwan und Hongkong richteten sich besonders in den 1990er Jahren vorwiegend nach japanischen Lifestyle- Magazinen, Popidolen oder Fernsehstars, wenn sie modisch gekleidet sein wollten.
Kinder und Jugendliche in Industriestaaten vertreiben ihre Freizeit gerne mit Videospielen aus Japan oder lesen Manga. Karaoke ist besonders in Asien eine Alternative hierzu. Nicht zu vergessen sind Spielzeuge wie Tamagotchi, Pokemon - und Yu-Gi- Oh! -Sammelkarten und Charaktere wie Doraemon und Hello Kitty; letztere ist nicht nur bei Kindern sehr beliebt, sondern stellt ihr Gesicht den unterschiedlichsten Produkten unterschiedlicher Hersteller weltweit zur Verfügung und macht sogar erwachsene Frauen zu Hello Kitty -Sammlerinnen.17
Neben seiner wirtschaftlichen Macht kann Japan heute dank seiner global positiv aufgenommenen Popkultur zusätzlich ‚Soft Power‘ generieren;18 diesen Umstand versucht die japanische Regierung, die im Jahre 2003 die sogenannte ‚Cool Japan‘-Initiative19 ins Leben gerufen hat, auch für diplomatische Zwecke zu nutzen. Wie viel oder wenig diese ‚Soft Power‘ wiegt, wie die japanische Populärkultur im Ausland wahrgenommen und konsumiert wird und was sie seit den 1990er Jahren bewirkt hat, versucht die vorliegende Arbeit zu verdeutlichen.
Hierfür sollen zunächst die Prämissen für die Entstehung, die Distribution und den Konsum von popkulturellen Gütern auf den globalen Märkten herausgearbeitet werden. Technologischer Fortschritt, politische und wirtschaftliche Liberalisierung und gesellschaftlicher Wandel, die zur Entstehung und Ausdehnung von Konsumgesellschaften geführt haben, sind die Stichwörter, die es zu erörtern gilt; denn jene Konsumgesellschaften haben die Nachfrage und den Nährboden für nationale und transnationale Unterhaltungsindustrien geschaffen.
Anschließend will die vorliegende Arbeit dem Leser ermöglichen, sich einen Überblick über die unterschiedlichen Bereiche der japanischen Populärkultur zu ver- schaffen. Der Schwerpunkt soll dabei auf Medien und Konsumgütern liegen, deren Nachfrage auch im Ausland groß ist. Das vierte Kapitel behandelt die globale Nach- frage für Medien und Konsumgütern Created in Japan und den ‚J-Lifestyle‘, den sie (angeblich) vermitteln. Letzterer zeigt sich besonders in Ost- und Südostasien. Im europäisch-amerikanischen Raum hingegen hat sich der Konsum auf wenige Bereiche der japanischen Populärkultur konzentriert und ist bislang nur in subkultureller Form in Erscheinung getreten. Aus diesem Grund spricht der Verfasser der vorliegenden Arbeit in diesem Fall von ‚J-Culture‘.
Da sich der globale Handel größtenteils auf die Länder Nordamerikas, Westeuropas und Ost- und Südostasiens konzentriert und diese auch die Hauptabsatzmärkte für die japanische Unterhaltungsindustrie außerhalb Japans darstellen, beschränkt sich die vorliegende Arbeit bei ihrer Analyse auf diese Weltregionen und begreift das Netzwerk, das sie bilden, als globales Netzwerk.
Im Anschluss soll das Engagement der japanischen Regierung skizziert wer- den, die japanische Unterhaltungsindustrie durch Governance im internationalen Wettbewerb zu stärken und gleichzeitig ihre ‚Soft Power‘ für diplomatische Zwecke zu instrumentalisieren.20 Dazu soll auch auf die ‚Cool Japan‘-Initiative und die ‚Ja- pan Brand‘-Strategie näher eingegangen werden. Nach einer kurzen Zusammenfas- sung gelangt die vorliegende Arbeit zu einem Resümee, das die Rolle der japani- schen Unterhaltungsindustrie, die sie seit den 1990er Jahren in der globalen Populär- kultur einnimmt, konzise erklärt.
Anzumerken ist noch, dass im ostasiatischen Raum traditionell der Familienname dem Vornamen vorangeht und diese Schreibweise auch in der folgenden Arbeit, wie bereits in der Einleitung geschehen, für japanische, koreanische und chinesische Namen verwendet wird. Eine Ausnahme von dieser Schreibweise bilden diejenigen Personen, die einen englischen Vornamen tragen. Dies ist eine gängige Form der Namensgebung in Hongkong.
Zu beachten ist auch, dass aufgrund der Vielzahl der betroffenen Industrien - Musik, Magazine, Filme, TV-Ausstrahlungen, Videospiele, Manga und Anime, um einige zu nennen - und der Menge der illegal vervielfältigt und vertriebenen Raub- kopien, es schwierig ist, den genauen Umfang der popkulturellen Produkte Japans auf dem globalen Kulturmarkt zu bestimmen. Hinzu kommt das Problem, dass auf- grund der transnational agierenden Unternehmen popkulturelle Produkte auf dem globalen Markt schlecht einer bestimmten nationalen Herkunft zuzuweisen sind. Da- her sind die verfügbaren Daten lediglich als Anhaltspunkte zu deuten und dienen in erster Linie der Veranschaulichung.21
2. Konsum und Unterhaltung im 20. Jahrhundert
2.1 Die Konsumgesellschaft(en)
2.1.1 Merkmale der Konsumgesellschaft
Der Historiker John Brewer22 nennt sechs Merkmale der Konsumgesellschaft und skizziert sie wie folgt: (1) Die Bereitstellung eines reichhaltigen Warensortiments f ü r Verbraucher der meisten, wenn auch nicht aller sozialen Kategorien einer Gesell- schaft: Dabei handelt es sich um Waren, die eher Wünsche als Bedürfnisse befriedi- gen sollen - so besteht bei deren Konsum immer ein Moment der freien Wahl. Auch wenn sie biologisch nicht notwendig sind, können diese Waren zur sozialen ‚Not- wendigkeit‘ werden. Welche von diesen Waren den Status einer Notwendigkeit er- halten, hängt von den ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen ab.
(2) Die Entwicklung komplexer Kommunikationssysteme, die Waren mit Be- deutung versehen und das Bed ü rfnis nach ihnen wecken: Konsumenten erleben und nehmen in der Werbung, in Filmen, Serien und Musikvideos nicht die Objekte und Waren selbst sondern Abbilder von ihnen wahr. Die Gegenstände werden somit von ihrer Herstellung losgelöst und offen für alle möglichen Assoziationen und Bedeu- tungen, die ihnen von Konsumenten und Agenten der Konsumgüterindustrie und des Distributionssystems zugeschrieben werden. Für die Sinnstiftung und Produktdiffe- renzierung sind zuständige Berufsgruppen entstanden, die die Konsumenten nach Marktsegmenten und Zielgruppen klassifizieren und kategorisieren. Werbewirtschaft und Marktforschung haben nicht nur hochdifferenzierte Produktpaletten erzeugt, sondern auch eine drastische Bedeutungszunahme von Konsumgütern.23
(3) Die Bildung von ‚ Objektbereichen ‘ , das hei ß t eines B ü ndels von Gegen- st ä nden, die in eine gemeinsame Bedeutungsmatrix eingef ü gt sind und bestimmte Orte wie das Haus oder den K ö rper besetzen: ‚Objektbereiche‘ schaffen Sphären des Geschmacks, der Mode und des Stils. Die Waren fungieren dabei nicht nur als Sinn- träger, sondern auch als Sinnvermittler. Welche Bedeutungen konkurrieren und was sinnverändernd wirkt, können in diesem Zusammenhang wichtige Fragen werden. Der Akzent liegt auf dem Gebrauch der Ware und der ‚Geschichte‘, die hinter dem Produkt steht.
(4) Eine Betonung der Freizeit gegen ü ber der Arbeit und des Konsums ge- gen ü ber der Produktion: In modernen Gesellschaften ist die Arbeitswelt meist fest umrissen, die Möglichkeit der freien Entscheidung und schöpferischen Gestaltung in diesem Bereich sind stark eingeschränkt; die Freizeit wird dagegen zur ‚Arena des Spiels‘, der Kreativität und der Phantasie, zum Ort der freien Wahl. Der Konsument kann hier seinem Weltverständnis und seiner Individualität Ausdruck verleihen.
(5) Die Entstehung und Wahrnehmung der Kategorie des Konsumenten: Zum einen gerät der Konsument als Gegenstand der Untersuchung in den Mittelpunkt; er wird durch Verbraucherverbände geschützt, durch Fachzeitschriften mit Informatio- nen versorgt und von der Marktforschung analysiert. Zum anderen wird aber auch das Selbstverständnis der Menschen mehr oder weniger von ihrer Rolle als Konsu- menten bestimmt.
(6) Eine tiefe Ambivalenz, manchmal sogar eine offene Feindschaft gegen- ü ber dem Ph ä nomen des Konsums: Es gibt starke Traditionen ökologistischen, reli- giösen, konservativen, humanistischen und sozialistischen Ursprungs, die unser Ge- wissen belasten, wenn wir konsumieren. Durch die Förderung des Kaufrausches werde die ‚Hegemonie des Kapitalismus‘ befestigt. Dieses neue ‚Opium des Volkes‘ zerstöre die Integrität des Bürgers und lasse ihn zum Konsumenten ‚verkommen‘. Diese Manipulationsthese, die die Rolle der Werbung und der Kulturindustrie bei der Erzeugung falscher Bedürfnisse herausstreicht, schreibt man vor allem der Frankfur- ter Schule und ihren Nachfolgern in Deutschland und Nordamerika zu.24
Diesen Merkmalen zufolge lassen sich die Vereinigten Staaten als die erste Konsumgesellschaft der Welt identifizieren. Ihnen folgten die japanische und die westeuropäischen Gesellschaften der Nachkriegszeit. Diejenigen der Schwellenländer weisen infolge der Globalisierung ähnliche Tendenzen auf, können aber noch nicht als Konsumgesellschaften in diesem Sinne bezeichnet werden.
2.1.2 Die Vereinigten Staaten von Amerika: Die erste Konsumgesellschaft der Welt
„War der Konsum des 19. Jahrhunderts wesentlich durch das (west-)europäische Vorbild geprägt, so dominierte im 20. Jahrhundert eindeutig der nordamerikanische Konsum.“25 Der Historiker Wolfgang König sieht in den USA der Zwischenkriegs- zeit die erste Konsumgesellschaft.26 Er begründet deren frühe Entstehung unter ande- rem mit der höheren Kaufkraft, die „es den Amerikanern [erlaubte], sich weiterge- hende Wünsche zu erfüllen. Die niedrigen Lebensmittelpreise beließen höhere Ein- kommensanteile für über die Grundbedürfnisse hinausreichende Anschaffungen. Die Einkommen waren viel gleichmäßiger verteilt als in Europa.“27 Die Entwicklung, die zur Entstehung dieser wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse geführt hat, soll im Folgenden skizziert werden.
Im 19. Jahrhundert expandierten in den USA die Märkte schneller als das Arbeitskräftereservoir. Der Massenmarkt setzte sich dort bereits zwischen 1880 und 1920 durch.28 Die amerikanische Industrie hatte die größten Schwierigkeiten, die Binnennachfrage zu befriedigen. Es gab einen hohen Anreiz, die knappe und somit teure Arbeit durch Maschineneinsatz zu ersetzen. Zudem förderten die riesigen Ländereien und das Angebot an günstigen Rohstoffen den Einsatz von Maschinen.29 „Die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen machten die USA zum Eldorado der Maschinisierung und Rationalisierung.“30
„Seit den 1870er Jahren entwickelten die Reformer der amerikanischen Fab- rik eine Fülle von Rationalisierungsvorschlägen und setzten sie in den Unternehmen um.“31 Insbesondere Ford stieg, beeinflusst von Frederick W. Taylors Lehren, auf die Fließbandproduktion um und erzielte dadurch Produktionszahlen, die Beobachter zum ersten Mal von einer Massenproduktion im Automobilbau sprechen lassen konnten. „Das Fließband wurde für die wirtschaftliche Entwicklung zum ‚Sinnbild einer Revolution‘. Man sprach von der Denk- und Arbeitsweise des Fordismus.“32
Ford führte die Vierzig-Stunden-Woche ein und zahlte in etwa doppelt so hohe Löh- ne wie andere (vergleichbare) Fabriken. Er sorgte so nicht nur für eine höhere Ar- beitnehmerzufriedenheit, sondern machte seine Arbeitnehmer zugleich auch zu po- tenziellen Kunden, denn auch die Preise für sein berühmtes T-Modell hielt er ver- gleichsweise niedrig. Dies machte das Automobil, ein bis dato klassisches Luxusgut, bereits Mitte der 1910er Jahre für weite Kreise der Bevölkerung erschwinglich.33
Neben der weitaus kostengünstigeren Produktion, den höheren Reallöhnen und der zur Verfügung stehenden Freizeit, die die Konsumnachfrage deutlich erhöht hatten, förderte zudem die zunehmende Urbanisierung „die Kommerzialisierung der Gesellschaft. Der von den naturalen Lebensgrundlagen getrennte Stadtbewohner war für seine Ernährung, Kleidung, Wohnung und sonstige Versorgung auf die Existenz eines Marktes angewiesen.“34
Laut König lässt sich die Wegstrecke einer Volkswirtschaft in Richtung Kon- sumgesellschaft anhand der Größe seines Dienstleistungssektors messen. Während Rationalisierung und Massenproduktion die ersten beiden Sektoren - Landwirtschaft und Industrie - einer Volkswirtschaft schrumpfen lassen, helfen sie dem Dienstleis- tungssektor zu wachsen. „[Er] profitiert von einer Ausweitung und Differenzierung des Distributionssystems, also von wachsenden Märkten und zunehmendem Kon- sum.“35 Bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg überflügelte in den USA der Dienstleistungssektor die anderen beiden, während er in den restlichen Industriestaa- ten viel langsamer wuchs.36
In diesem Zusammenhang entstanden und expandierten Banken, Versicherungen, Anwaltskanzleien, Werbeagenturen und andere Dienstleistungsunternehmen. Die technischen Neuerungen auf dem Gebiet der Kommunikation und Information riefen weitere ins Leben wie Telegraphie-, Telefon- und Filmgesellschaften. Ein Teil der von den Arbeitnehmern errungenen Freizeit diente dem Sport, der Unterhaltung und dem Vergnügen, Freizeitangebote, welche neue Dienstleister organisierten.37
Gleichzeitig veränderten sich die Vertriebsformen. Am Anfang der 1900er Jahre fing der Versandhandel an und in den 1950ern folgte der Handel mit dem Bau von ‚Shopping Malls‘ der Erschließung suburbaner Räume und der Entstehung neuer Gemeinden. Die Selbstbedienung setzte sich in den USA bereits in der Zwischen- kriegszeit durch.38
Auch die „Professionalisierung der Werbung [ist zu erwähnen], die bereits in der Zwischenkriegszeit mit psychologischen Ansätzen arbeitete und sich mehr und mehr zum heutigen, alle Unternehmensbereiche umfassenden, Marketing wandel- te.“39 Abschließend ist die Einbeziehung neuer gesellschaftlicher Gruppen zu nen- nen. Diese war für die Entwicklung der Konsumgesellschaft in doppelter Hinsicht bedeutend. Zum einen wurden die Jugendlichen - vor allem von der Unterhaltungs- industrie - als Zielgruppe entdeckt.40 „Die Entstehung von Jugendkulturen seit der Zwischenkriegszeit, zunächst in den USA und später in Europa, ist untrennbar mit der Ausweitung des Konsums verbunden.“41 Zum anderen bilden sie heute einen wachsenden Teil der von Richard Florida beschriebenen ‚Creative Class‘ und sind damit gleichzeitig auch Schöpfer von Produkten der Unterhaltungsindustrie.42
2.1.3 Westeuropa: Wirtschaftlicher Aufschwung und moderne Lebensweisen
Als Vorreiter einer Konsum-Moderne zeigten die Vereinigten Staaten - lange bevor sie eine Großmacht im internationalen System geworden waren - die bemerkenswerte Fähigkeit, auch für andere souveräne Staaten neue Konsumgewohnheiten zu definieren. Das geschah nicht nur über zwischenstaatliche Kanäle auf Regierungsebene, sondern vor allem auch durch die Vermittlung des amerikanischen way of life an andere, nicht-amerikanische bürgerliche Gesellschaften vermittels Geschäftsabschlüssen auf dem freien Markt und informelle institu- tionelle Verbindungen (Massenmedien, Kino). Später kamen noch die direkte Ausfuhr ganzer Konsumproduktpaletten und amerikanische Auslandsinvestitionen hinzu.43
Der Konsum in Europa entwickelte sich im 20. Jahrhundert sehr vielfältig. Um 1900 waren bereits Tendenzen zum Massenkonsum im Sinne einer sozialen Öffnung des vorwiegend bürgerlichen Konsums vorhanden; an diese konnte aber bis in die 1950er Jahre nur bedingt angeknüpft werden. Die autoritären und totalitären Regimes der Zwischenkriegszeit trennten sich von der liberalen Konsumpolitik des 19. Jahrhun- derts und stellten mit ihrer Autarkiepolitik die Interessen der Produzenten über dieje- nigen der Konsumenten.44 Die Spaltung des Kontinents in zwei unterschiedliche Blöcke nach dem Zweiten Weltkrieg führte anschließend zu unterschiedlichen Kon- summodellen, weshalb für den Zeitraum 1945-1990 nicht von einem einheitlichen europäischen Konsum gesprochen werden kann. Der westliche Teil orientierte sich stark am US-amerikanischen Modell und übernahm viele Elemente desselben. Euro- päische Besonderheiten bestanden aber weiterhin, etwa in bestimmten Konsumpräfe- renzen oder in der größeren sozialen Absicherung durch den Sozialstaat.45
[I]m Rahmen eines außergewöhnlich langanhaltenden wirtschaftlichen Booms [vollzog sich] von den frühen fünfziger bis zu den frühen siebziger Jahren in fast ganz Westeuropa ein his- torischer Übergang von der Subsistenz- zur Konsumgesellschaft. […] Voraussetzung dafür waren Zeit und Geld, und beides stand den Bundesbürgern in zunehmendem Maße zur Ver- fügung.46
In den 1980er Jahren herrschte in der BRD Wohlstand für annähernd 90% der Bevölkerung. Zugleich nahm die arbeitsfreie Zeit zu; vor allem durch die Einführung der Fünf-Tage-Woche zu Beginn der 1960er und die Reduzierung der Wochenarbeitszeit unter vierzig Stunden in den 80er Jahren verringerte sich die Jahresarbeitszeit deutlich. Freizeit wurde somit zunehmend zu einem eigenständigen Lebensbereich jenseits der Erholung für das Arbeitsleben.47
Der Dienstleistungssektor gewann im 20. Jahrhundert zunehmend an Bedeu- tung und wurde schließlich vorrangig innerhalb der Gesamtwirtschaften der Indust- riestaaten. In der Bundesrepublik setzte dich diese Entwicklung vergleichsweise spät durch. Erst seit 1973 verzeichnet der Dienstleistungssektor einen höheren Beschäf- tigtenanteil als der industrielle Sektor.48 Die Folgen der ersten Globalisierungsschübe Mitte der 1970er Jahre machten sich bald in der zunehmenden ‚Alltagsästhetisie- rung‘ sichtbar:
Bis zur Ölkrise 1973/74 und dem Umschwung auf dem Arbeitsmarkt seit 1975 hatte es einen weitgehend konformistischen Massenkonsum von Standardwaren gegeben. Das war der Kon- sumstil, in dem sich das fordistische Produktionsregime ganz präzise abbildete. […] Im Übergang von den 1970er zu den 1980er Jahren ließ die Ausdifferenzierung alters- und schichtenspezifischer Lebensstile die meisten westeuropäischen Länder zunehmend bunter und vielfältiger erscheinen. Das Konsum- und Modespiel der „feinen Unterschiede“ erzeugte ein offenes Feld von Lebensstilangeboten und Individualitätsversprechen. Diese registrierten seismographisch die wachsende Bedeutung von individuellen Bildungs-, Berufs- und Karrie- reentscheidungen für die soziale Selbstverortung. Moden und kulturelle Trends reagierten auf die zunehmende Bedeutung von Individualität, und sowohl das Warenangebot als auch der Konsumstil spiegelten dies wider. Die konforme Konsumgesellschaft der Boomphase verän- derte sich in die individualisierte Konsumentengesellschaft.49
Lebensstilangebote erfolgten über die unterschiedlichsten Medien, allen voran über das Fernsehen, das sich gegen Ende der 1960er Jahre in den meisten westlichen Ländern und in Teilen des Ostblocks zunehmend zu dem Leitmedium entwickelte, das es trotz steigender Internetnutzung für die meisten bis heute geblieben ist.50 In diesem Zusammenhang ist auch die Debatte über die sogenannte ‚Amerikanisierung‘ zu sehen. Auch sie wird im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit - besonders in Bezug auf die Region Ost- und Südostasien - thematisiert.
2.1.4 Ostasien: Die Konsumgesellschaften Japans und Südkoreas und die Neureichen Chinas
Die Spannung zwischen ‚Amerikanisierung‘ und ‚Verwestlichung‘ des Konsums auf der einen und der Suche nach alternativen Lösungen, ob nun sozialistisch oder natio- nalistisch, auf der anderen Seite prägte den Konsum in vielen Regionen der Welt. In Afrika, aber auch in Lateinamerika, blieben Subsistenzwirtschaft und Selbstversor- gung vorherrschend, auch wenn seit den 1920er Jahren eine wachsende städtische Mittelschicht für zusätzliche Nachfrage für importierte Waren sorgte. Nach der De- kolonisation entwickelte sich die Infrastruktur vorwiegend in den Städten, was vielerorts zu einer zunehmenden Polarisierung zwischen städtischen Eliten und der bäuerlichen Bevölkerung führte. Die Spannung zwischen großer Armut einerseits und einer sich an westlichen, zunehmend amerikanischen Konsummustern orientie- renden Elite andererseits konnte bis heute nicht überwunden werden.51
In Ostasien entwickelte sich Japan als erstes Land erstaunlich schnell zu einer Konsumgesellschaft.52 Der Konsum in Japan beinhaltet größtenteils dieselben Eigen- schaften wie der Nordamerikas und Westeuropas - von der Bedeutung der Mode und der Werbung für die Auswahl von Konsumgütern bis zur Darstellung von Status und Individualität durch diese.53 Mit der Ankunft US-amerikanischer Kriegs- und Han- delsschiffe in den 1850er Jahren wurden die ersten Schritte für eine Öffnung Japans für die westliche Welt getan. Das Land kam in den folgenden Jahrzehnten mit Tech- nologien und Geschäftsmodellen, aber auch mit Produkten und Lebensweisen in Kontakt, die mit der Industriellen Revolution im europäisch-amerikanischen Raum entstanden waren.54
Die anschließende Industrialisierung und Urbanisierung veränderte die Le- bensweisen vieler Japaner, führte aber auch aufgrund eines Mangels an Ressourcen und einer militärischen Überlegenheit Japans zu Ausschreitungen, Kriegen und Ko- lonisierung der benachbarten Gebiete. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die ja- panische Wirtschaft aufgrund der US-amerikanischen Okkupation sowie der damit verbundenen erneuten Öffnung für den Handel und der Kommunikation mit dem Westen relativ schnell erholen können. Die japanische Gesellschaft, die mittlerweile zu einem großen Teil aus Stadt- und Vorstadtbewohnern bestand, entwickelte sich rasch zu einer modernen Konsumgesellschaft. „By the end of the 1960s, virtually all households possessed the ‘three sacred treasures’ - black-and-white TV, washing machine and fridge - and a new set - colour TV, car and air-conditioner - was to be defined for the 1970s.“55
Japanische Hersteller verdankten den stetig wachsenden Exportanteil elektro- nischer Waren dem technologischen Wissen und den Erfahrungen, die sie sich auf dem sich rapide entwickelnden heimischen Markt angeeignet hatten. Für den japani- schen Konsumenten, dessen Nachfrage das Angebot elektrischer und elektronischer Waren bestimmte, waren diese langlebigen Konsumgüter die Verkörperung für neu entdeckten Wohlstand, Sicherheit und Unterhaltung.56 Das Wirtschaftswunder kul- minierte in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre in einer Blasenwirtschaft, in der die japanische Konsumgesellschaft seinen Höhepunkt erreicht hatte:57
[T]he Japanese consumer was able to spend with abandon, not just on designer handbags and the most expensive golf equipment, but also on connoisseurs’ sake, obscure species of gour- met fish, and rice from the most prized fields in the most prized regions of the country. [...] Japanese holiday-makers and company men spent the resulting abundant foreign exchange on sightseeing and souvenirs all over the world. [...] Japanese consumers were by now following global fashion with as much interest as their counterparts elsewhere in the developed world and at this stage with rather greater financial resources than many. [S]hoppers spent their lunch-breaks and weekends trying on or window-shopping for branded fashion goods and de- signer accessories in the fashion boutiques and department stores that dominated shopping centres. [...] As a result, the fashion trends of the Western world continued to sweep through Japan too. Jeans and T-shirt, though of whatever was the correct brand of the moment, were standard leisurewear by the 1980s; hippie and punk styles, though without the political con- notations they possessed in the West, each had their day.58
Modemagazine berichteten über die aktuellen Stile und die Orte, an denen diese zu beobachten waren: Das Viertel Motomachi in Yokohama wurde durch Shibuya in Tokyo ersetzt, das wiederum in den 1990ern durch bestimmte Bezirke in Nagoya und Kobe abgelöst wurde, wo reiche junge Frauen in teuren Autos zu teuren Einkaufslä- den fuhren. Nach und nach entwickelten Individuen und Gruppen ihre eigenen Ver- sionen der Trends und schufen die japanische ‚Street Fashion‘, die sogar internatio- nale Stardesigner beeindruckte.59
Dressing entirely in one designer brand or in a reconstructed version of school uniform, going to extremes with fake tan or white make-up, eventually even dressing up as a manga character (‘cos-play’) - all could be seen as forms of self-expression that made their own comment on the world of fashion and media that had given birth to them.60
In anderen Ländern Ost- und Südostasiens konnte zu jener Zeit kaum von Konsum- gesellschaften gesprochen werden - mit Ausnahme der Sonderverwaltungszone Hongkong - da die meisten innerhalb der jeweiligen Bevölkerungen nicht in entspre- chendem Maße am Konsum teilhaben konnten.61 In der gesamten Region entwickel- ten sich jedoch seit den späten 1980er Jahren vor allem bei Jugendlichen der Mittelschichten ähnliche Konsummuster wie die in Japan, Westeuropa und Nordamerika. Aufgrund der wachsenden Wirtschaft und des globalen Handels sind mittlerweile auch in Südkorea und dem Stadtstaat Singapur Konsumgesellschaften entstanden. Weitere sind im Entstehen begriffen.
In Südkorea haben wirtschaftliches Wachstum und politische Demokratisie- rung in den 1980er Jahren zu der Entstehung einer Zivilgesellschaft beigetragen. Die politische Pluralisierung - mit ihren liberalisierenden und deregulierenden Effekten auf das wirtschaftliche und soziale Leben - hat bei dem Anstieg des Konsums erheb- lich mitgewirkt. Ein weiterer Faktor war der simultane explosionsartige Anstieg der Studierendenzahlen. Seit Mitte der 1990er Jahre steigen zum Beispiel die südkorea- nischen Auslandsreisen besonders bei den jüngeren Generationen, etwa bei Studen- ten, die ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern wollen. Laut einer Umfrage der Koreanischen Handelskammer aus dem Jahre 1993 soll das damalige Konsum- und Freizeitverhalten junger Koreaner folgende Charakteristiken aufgewiesen haben: (1) Es wurden westliche Küche und Fastfood bevorzugt, (2) statt Bargeld wurde häufig eine Kreditkarte zum Zahlen verwendet und Impulseinkäufe kamen verstärkt bei weiblichen Twens zustande, (3) Mode und Design standen über der Funktionalität der gekauften Waren, (4) Wohnung und Bett wurden der traditionellen Kombination aus Haus und Futon vorgezogen (5) und die arbeitsfreie Zeit wurde für Hobbies und zur Unterhaltung genutzt.62
Auch in China bildeten in den 1990er Jahren die jüngeren Generationen den Großteil der Konsumenten. Der wirtschaftliche Status stellt dort bis heute - wie auch in Malaysia und Südkorea - einen wichtigen Faktor auf dem Heiratsmarkt dar. Kon- sequenterweise wurden jüngere Generationen von ihren Eltern und Großeltern finan- ziell unterstützt und zu übermäßigem Konsum motiviert, um potenziellen Ehepart- nern den eigenen wirtschaftlichen Status zu demonstrieren. Des Weiteren hatten jun- ge und gebildete Chinesen als Folge der Wirtschaftsreform ein höheres Durch- schnittseinkommen als die älteren Generationen von Arbeitnehmern, denn Bildung wurde für den Handel und die Industrie in China zu einer der wichtigsten Ressour- cen.63 In den 1990er Jahren sprachen Beobachter deshalb von einer chinesischen ‚Konsumrevolution‘, die sich im Zuge der wirtschaftlichen Liberalisierung entfalten konnte.64 China ist seitdem sehr viel urbaner geworden. Der Anteil der Stadtbevölke- rung wuchs von 21% im Jahre 1982 auf 26% im Jahre 1990 und betrug zur Jahrtau- sendwende etwa 36%.65 In den größeren Städten entstand eine Mittelschicht, die sich durch einen Lebensstil auszeichnete, der von moderner Wohnraumgestaltung, Auto- besitz, teuren Restaurants, Reisen, Modekonsum und der Benutzung fortgeschrittener Kommunikationsmittel66 geprägt war. Aufgrund diesem von der Mehrheit der Be- völkerung ‚abgehobenen‘ Lebensstils bezeichnet der Politologe David Goodman sie als die ‚Neureichen‘ Chinas.67
2.2 Die Ökonomie der Unterhaltung
2.2.1 Unterhaltung im 20. Jahrhundert und die Medien
Die Kultur- und Unterhaltungsindustrie dient der kommerziellen Herstellung und Verbrei- tung von Produkten vor allem aus den Bereichen Fernsehen, Film, Musik, Bücher und Com- puterspiele. Die Unterhaltungsindustrie gilt als Vermittler von Lebensweisen und -welten und ist damit besonders für Jugendliche eine Orientierungsgrundlage bei der Geschmacks- und Stilbildung.68
Fortschreitende Industrialisierung, Verstädterung, Neuerungen in der Technologie, dem Transport- und dem Schulwesen und das damit verbundene Aufkommen von Facharbeitern sowie einer Mittelschicht hatten seit dem 19. Jahrhundert einen ent- scheidenden Einfluss auf den rapiden Anstieg an Informationsbedarf und führten dazu, dass sich im 20. Jahrhundert die modernen Medien entwickeln konnten. Die Entstehung transnationaler Nachrichtenagenturen wie Havas, Reuters und Wolff seit den 1830er Jahren wurde begleitet von der Telegraphie seit den 1840er Jahren, dem ersten transatlantischen Kabel in den 1850er Jahren und der Telefonie seit den 1870er Jahren. Zwischen 1890 und 1914 wurden in den USA die ersten Werbeagen- turen gegründet. Zuvor hatten die Industrien mit enormen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen und versuchten nun mithilfe von Werbung ihr Risiko zu minimieren und den Markt weitestgehend zu kontrollieren.69
Seit den 1920er Jahren entwickelte sich darüber hinaus das Radio zum Massenmedium und bot Sendungen zur Unterhaltung von Privathaushalten an.70
By the late 1930s radio had “blurred the boundaries between the private domestic sphere and public, commercial, and political life.” It had revolutionized home entertainment, introducing a hitherto unknown variety of entertainments. A mutually beneficial relationship between radio and music had been established, and previously unimagined audiences had access to whatever styles of music broadcasters chose to include in their programming. Arrangements for commercial broadcasting - and the role of advertisers and sponsors - provided easy access to vast markets of listeners as consumers.71
Die institutionellen Rahmenbedingungen für den Rundfunk in den USA begründen seinen vorwiegend kommerziellen Betrieb, den es von Anfang an erfuhr. Werbende machten Programme oder sponserten sie und das Radio entwickelte sich zu einem lukrativen Geschäft. Im Gegensatz dazu wurde zum Beispiel der britische Rundfunk staatlich unterstützt, finanzierte sich über Gebühren und war somit nicht auf den Verkauf von Sendezeit angewiesen.72
Parallel zum Radio legten Anfang der 1920er Jahre einige wenige Unterneh- men den Grundstein für die global dominierende Position des US-amerikanischen Films. Ihren Erfolg verdankten sie dem Prinzip des sogenannten ‚Hollywood-Studio- Systems‘.73 Die Bildung eines Oligopols und das Wirtschaftsmodell der vertikalen Integration - das heißt der Produktion, Distribution und des Absatzes durch ein und dasselbe Unternehmen - waren dabei die wesentlichen Faktoren. Sein ‚goldenes Zeitalter‘ erlebte ‚Hollywood‘ bereits in den 1930er und 40er Jahren.74
The full measure of the success of the major American firms is that their domination of film markets extended well beyond the borders of the United States. Year after year in the inter- war period, US firms produced 75-85 percent of all films shown in the world. This interna- tional phenomenon, which began in the mid-1910s, continued to have a profound effect on international cinema and mass culture for the remainder of the century. So pervasive was American influence on filmmaking styles and on public expectations of feature films that the very terms “Hollywood” and “the movies” came to be synonymous globally.75
Erst mit dem Aufkommen der Fernsehunterhaltung kam der Kinofilm in eine lang anhaltende Krise. Besonders in Japan gingen die Besucherzahlen Mitte der 1960er Jahre drastisch zurück.76 Aber auch in anderen Ländern, in denen zu jener Zeit eine ‚Fernsehkultur‘ entstand, war die Filmproduktion nicht mehr so lukrativ wie zuvor.
Schließlich entwickelte sich die Fernsehunterhaltung auch für das Radio zu einer Alternative und löste es während der 1960er Jahre in den Industrieländern als sogenanntes Leitmedium ab.77
Television’s development would be shaped in part by technology but also by political and social systems and by the institutional arrangements already established for radio broadcasting. The influence of existing forms of entertainment was also important. Like radio, television was a parasitical medium: it borrowed much of its content from existing events - sport, royal weddings, and political conventions, for example - and developed genres that owed much to vaudeville, theatre, radio, and cinema.78
Technologischer Fortschritt sowie sozioökonomische, politische und ideologische Kontexte ermöglichten seit den 1970er Jahren die Entstehung der sogenannten ‚neu- en Medien‘. Kabelfernsehen, Satellitenfernsehen, Videorekorder und seit den 1990er Jahren vermehrt DVD-Rekorder und das WorldWideWeb konkurrierten mit den etablierten Medien. Diese Entwicklung wurde zunächst von vielen als liberalisierend und demokratisierend, als fördernd in Bezug auf Toleranz und einer globalen Zivilgesellschaft empfunden. Kritiker sehen im Nachhinein keine allzu großen Effekte auf die Politik. Stattdessen hätten die ‚neuen Medien‘ lediglich die dominierende Position der Großkonzerne gestärkt.79
Aufgrund von zunehmend transnational agierenden Medienunternehmen hat der Konzentrationsgrad im Unterhaltungssektor heute ein bislang noch nie da gewe- senes Ausmaß erreicht. Die fünfzig weltweit umsatzstärksten Medienunternehmen hatten im Jahre 2008 einen Umsatz von rund 362 Milliarden Euro; knapp 60% davon entfielen auf einundzwanzig US-amerikanische Unternehmen. Die fünf umsatz- stärksten unter ihnen kamen alle aus den USA. Unter den sogenannten ‚Global Play- ers‘ befinden sich nur wenige - beispielsweise ‚Bollywood‘ und Globo -, die in Schwellenländern ansässig sind.80
Auf dem internationalen Musikmarkt ist die Unternehmenskonzentration besonders hoch. Mit einem Umsatz von knapp 30 Milliarden US-Dollar im Jahre 2007 gehörte er zu den umsatzstärksten Bereichen der Unterhaltungsindustrie. Die sogenannten ‚Big Four‘, deren Anteil an den weltweiten Umsätzen etwa bei 80% liegt, sind Universal und Warner mit Hauptsitz in den USA, Sony aus Japan und EMI aus Großbritannien. Diese multinationalen Konzerne dominieren den globalen Musikmarkt und kontrollieren im Wesentlichen das Angebot.81
2.2.2 Kulturtransfer und Kulturimperialismus
Concerns about film’s moral influence are virtually as old as the medium itself. A belief in film’s persuasive qualities, the fact that cinema bypassed the traditional authority sources of family, school, and church, its early image as a working-class and, in the United States, im- migrant form of entertainment, and the early discovery by filmmakers and exhibitors of the great value of violence and sexual titillation in attracting audiences, all led middle-class re- formers from the first years of the twentieth century to decry the harmful effects of film, es- pecially on the behavior of children and youth. The first three decades of the century saw the adoption of more liberal attitudes to sexual behavior and the removal of much of the tradi- tional taboo that had surrounded discussion or artistic depiction of sexual themes. Since films reflected these changing values and helped define new forms of personal and social behavior, many concluded that film was responsible for a wholesale decline in moral standards.82
Die US-amerikanische Überlegenheit im globalen Fernsehen hat in vielen Regionen der Welt die Debatte über eine angebliche ‚Amerikanisierung‘, die durch den Export amerikanischer Filme und Konsumgüter Anfang des 20. Jahrhunderts ausgelöst wur- de, wieder entflammen lassen. In den 1970er Jahren warnten Kommunikationswis- senschaftler vor einem ‚Kulturimperialismus‘, besonders in Bezug auf instabile Ge- sellschaften der Dritten Welt. Europäische Politiker und Intellektuelle beklagten die möglichen Konsequenzen für ihre eigenen Länder: für die Linken war die ‚Amerika- nisierung‘ der Siegeszug des Kapitalismus, für andere der Verlust der nationalen Identität.
Selbstverständlich bezogen sich solche Ängste nicht nur auf den so wahrge- nommenen Einfluss des Fernsehens. Hollywood-Filme, Jazz-Musik, Rock’n’Roll, Handelsketten, Supermärkte, Einkaufszentren, Coca Cola und Fast Food, Freizeit- parks, Bluejeans, T-Shirts, Baseballkappen und der Reader ’ s Digest wurden allesamt kritisiert, Mittel zu sein, um die amerikanische Lebensweise dem Rest der Welt auf- zuzwingen. Da man glaubte, dass Kultur von Unterhaltung in visueller Form in be- sonderem Maße beeinflusst würde, rückte das Fernsehen ins Zentrum der Debatte.
Nachdem der französische Kulturminister Jack Lang 1983 die US-Serie Dal- las zum Symbol für den amerikanischen ‚Kulturimperialismus‘ erklärt hatte, ver- hängte die Europäische Gemeinschaft Quoten auf außereuropäische Programme, Restriktionen, die während Handelsgesprächen mit den USA als Thema aufgegriffen wurden:83
Vor der Gefahr der kulturellen Überfremdung eines Landes durch ein anderes wird häufig im Bereich der Spielfilme gewarnt, jedoch zu Recht nicht im Verhältnis der Mitgliedstaaten un- tereinander. […] Wohl aber überwiegen Filme aus einem Drittland, den USA. Durch ihre Übernahme ist eine gewisse Uniformität des Filmangebots des Fernsehens in der Gemein- schaft schon heute festzustellen. Fernsehsendungen wie "Dallas" gehören zum Angebot fast aller Fernsehanstalten in den Mitgliedstaaten. Die Schaffung eines Gemeinsamen Marktes auch im Bereich der Fernsehproduktion ist deshalb eine der notwendigen Antworten auf die dominierende Stellung großer amerikanischer Gesellschaften der Kulturindustrie. Auch hier ermöglicht die Schaffung gemeinschaftsweiter Binnenmärkte die Stärkung der Konkurrenz- fähigkeit einheimischer Unternehmen.84
Gleichzeitig zeigen aber seit den 1980er Jahren zahlreiche Wissenschaftler die Schwächen des ‚Kulturimperialismus‘-Konzepts auf und setzen dem eines entgegen, das wahlweise mit ‚Kulturtransfer‘, ‚kultureller Transmission‘ oder ‚kultureller In- teraktion‘ bezeichnet wird. Dieses sieht nationale, regionale und lokale Kulturen nicht durch eine homogene globale Kultur ersetzt, die von den USA oktroyiert wird. Stattdessen würden Rezipienten in Europa, Asien und anderen Regionen der Welt aus amerikanischen Kulturexporten selektieren - manche zurückweisen, andere ak- zeptieren -, um sie dann ihren eigenen Bedürfnissen anzupassen. Somit werde der Einfluss US-amerikanischer Populärkultur oft überschätzt. Zudem seien die Verei- nigten Staaten selbst in hohem Maße Empfänger von kulturellem Transfer. Kulturelle Transmission wirke demnach in alle Richtungen.85
Trotzdem darf man den kulturellen Einfluss Amerikas genauso wenig unter- schätzen wie den ökonomischen, den politischen und den militärischen. Sicher ist kultureller Transfer keine Einbahnstraße; bezogen auf die USA floss der Verkehr jedoch größtenteils in eine Richtung: nach außen. Das Fernsehen beeinflusst bis heu- te den Sprachgebrauch im englischsprachigen Raum und Amerikanismen finden seither immer öfter ihren Weg in andere Sprachen der Welt. Die US-amerikanische Fernsehunterhaltung hat sich auf Modetrends, auf die Vermarktung von Konsumgü- tern und die Verbreitung von Populärkultur amerikanischen Ursprungs - besonders der Musik - ausgewirkt. US-Sendungen übertrugen unterschiedliche Darstellungen der amerikanischen Gesellschaft. Einerseits bildeten sie Verbrechen, Gewalt, Armut und städtischen Verfall ab; einer der Gründe, warum Populärkultur nicht zwangsläu- fig ‚Soft Power‘ generieren muss. Andererseits gaben sie auch Einblicke in moderne Lebensweisen und die Möglichkeiten, die durch die Anhäufung von Wohlstand ent- stehen konnten. Solche Lebensweisen und Möglichkeiten wurden auch von der Wer- bung suggeriert, die ein wichtiges Element des US-amerikanischen Privatfernsehens darstellt.86
Im Laufe der Globalisierung sind weltweit mehrere Subzentren für Fernseh- programme entstanden, die sich in Inhalt und Form den sie umgebenden Länder bes- ser anpassen konnten: in Sao Paolo und Mexico City für Süd- und Mittelamerika, in Kairo für Nordafrika, in Neu Delhi für Indien, in Hongkong, Seoul und Tokyo für Ost- und Südostasien. Hinzu kommen europäische Filmstädte wie München, Berlin, Paris und Rom. An diese Subzentren sind wiederum große Medienkonzerne wie zum Beispiel die brasilianische Globo gekoppelt, die ihre Seifenopern, sogenannte Te- lenovelas, in 130 Länder exportiert.87 Regionale, nationale und lokale Produktionen verdrängen immer mehr US-amerikanische Produktionen aus dem Fernsehprogramm und die Debatte um die vermeintliche ‚Amerikanisierung‘ ebbt in den meisten Regi- onen langsam ab.
2.2.3 Die Aufwertung der Pop- und Jugendkultur(en)
Verfechter der Populärkultur verstehen - in Abgrenzung zur sogenannten Hochkultur - die Einbettung künstlerislacher Elemente in den Alltag und die massenhafte Verbreitung von Kunst als einen Prozess der Demokratisierung. Gleichzeitig werden Konsumenten als aktive Teilnehmer bei der Herstellung von sozialen und kulturellen Bedeutungen und Ritualen begriffen; der Konsum von Lebensstilen wird zu einem Prozess der ‚Alltagsästhetisierung‘. An Wardes Ausdruck des ‚heroischen Konsumenten‘ unterstreicht diese Haltung.88
Konsumkultur verwendet Bilder, Zeichen und symbolische Güter, die Träu- me, Sehnsüchte und Phantasien wecken; sie suggerieren romantische Echtheit und emotionale Erfüllung. Dabei öffnet sich den Menschen ein breites Spektrum von Eindrücken und emotionalen Erfahrungen.89 Diese findet man besonders in der mo- dernen Populärkultur:
[Z]wischen 1955 und 1965 entstand, zunächst fast unbemerkt, dann medial begleitet, ein in seiner Tragweite lange unterschätztes Lebensgefühl der westlichen Gesellschaften; es ent- stand eine neue Kultur, die High und Low vereinte, verwischte, nivellierte, demokratisierte, verwässerte, je nachdem, von welcher Seite aus man das Phänomen betrachtete. Pop entfes- selte eine Kulturrevolution von unten, wie sie sich totalitäre Systeme in ihren schlimmsten Träumen nicht vorstellen konnten. […] In einer Epoche der Prosperität und des scheinbar un- endlichen Wachstums war die Technologie gegeben, aber die Haltung zur neuen Zeit fehlte. Diese Haltung hieß Pop.90
Gleichzeitig begann in den 1950er Jahren in den Vereinigten Staaten die Loslösung der Jugendlichen von ihren sozialen Herkünften mittels ihres Freizeit- und Konsum- verhaltens.91
Wesentlicher Impuls für die Formierung herkunftsunabhängiger und transna- tionaler Jugendkulturen waren neben Pop- und Rockmusik die in den 1980er Jahren entstandenen Musikgenres Techno und Hip-Hop.92 „Durch Musikfernsehen und In- ternet wurden sie in nur wenigen Jahren zu global zirkulierenden Zeichen, die heute als ausdifferenzierte, heterogene Subgenres, Stile und Moden von Jugendlichen an unterschiedlichen Orten der Welt angeeignet werden.“93 Sie stehen den Jugendlichen für neue, beliebig variierbare Kreationen und Kombinationen zur Verfügung.94
Mit den einsetzenden Globalisierungs-, Medialisierungs- und Individualisierungsprozessen in westlichen Gesellschaften erodierte [...] die lineare Aufarbeitung der Jugendkulturen von den Beatniks, Mods und Teddy-Boys über die Rock 'n' Roll-Kulturen bis Punk, deren Gemein- samkeit, trotz heterogener Stilausprägungen, in der Rebellion gegen hegemoniale gesell- schaftliche Werte und Normen verortet wurde. Westliche Jugendkulturen, so lautete nun der Tenor in deutsch- wie englischsprachigen Diskursen gegen Ende des 20. Jahrhunderts, kön- nen nicht länger als „Gegenkulturen“ definiert werden. Jugendkulturen hatten ihr klassisches Widerstands- und Protestpotenzial durch „Selbstdarstellung(en) mittels exzentrischer Aus- drucksweisen und Bricolagetechniken“ verloren. Jugend und Jugendlichkeit erlangten den Stellenwert von gesellschaftlich begehrten Werten, und Jugendkultur wurde zur „globalen Leitkultur“.95
Heute begreifen sich viele Jugendliche und junge Erwachsene in der globalisierten-, medialisierten- und individualisierten Welt als Mitglieder von Szenen. Soziologen definieren das Konzept der Szene als eine…
Form von lockerem Netzwerk; einem Netzwerk, in dem sich unbestimmt viele beteiligte Per- sonen und Personengruppen vergemeinschaften. In eine Szene wird man nicht hineingeboren oder hineinsozialisiert, sondern man sucht sie sich aufgrund irgendwelcher Interessen selber aus und fühlt sich in ihr eine Zeit lang mehr oder weniger ‚zu Hause‘. Eine Szene weist typischerweise lokale Einfärbungen und Besonderheiten auf, ist jedoch nicht lokal begrenzt, sondern, zumindest im Prinzip, ein weltumspannendes, globales - und ohne intensive InternetNutzung der daran Beteiligten zwischenzeitlich auch kaum noch überhaupt vorstellbares - Gesellungsgebilde bzw. eine ‚globale Mikrokultur‘.96
3. Die japanische Unterhaltungsindustrie
Mit der Besatzung Japans durch US-Truppen erfuhr der bereits Anfang des Jahrhun- derts erkennbare kulturelle Einfluss der Vereinigten Staaten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen enormen Schub. Bis zum Beginn des kommerziellen Rundfunks im Jahre 1951 existierte in Japan nur die Rundfunkanstalt NHK, die wäh- rend der gesamten Nachkriegszeit eine zentrale Rolle in der Kulturindustrie einnahm. Jazz-Musik und Diskjockeys wurden unter der Kontrolle der US-Streitkräfte in das Radioprogramm eingeführt.97
The historical accident that the United States, the original and prototypical mass culture, was the dominant occupying power determined the structures that later Japanese culture industries were to assume. […] The “Americanization” of Japanese life guaranteed the gradual repro- duction of many of the commodity forms and products found in the United States.98
Das Jahr 1955 - in dem sich die zersplitterten Parteien verbündet und in den beiden politischen Lagern JSP und LDP aufgegangen waren, um politische Bestrebungen besser durchsetzen zu können99 - wird in Japan generell als die Grenze zwischen der Nachkriegs- und der ‚Nach-Nachkriegszeit‘ gesehen, als das Jahr, das rasante Verän- derungen in allen Lebensbereichen hervorgerufen hat. Urbanisierung, Modernisie- rung und Medialisierung erreichten ein ganz neues Niveau. Magazine - später auch das Fernsehen - hatten sich neben den alten Medien Radio und Tageszeitung etab- liert. Viele arbeitslose Künstler fingen an, Manga für Leihgeschäfte zu zeichnen. Das Fernsehen wurde 1953 eingeführt. Die Hochzeit des Kronprinzen im Jahre 1959 ließ die Verkaufszahlen der Fernsehgeräte in die Höhe schnellen und im Jahre 1964, in dem die Olympischen Sommerspiele in Tokio ausgetragen wurden, löste das Fernsehen endgültig das Kino als Primärquelle für Unterhaltung ab. Dennoch sollten Filme ihre Macht, Stars und Trends zu erschaffen, nicht einbüßen.100
Ein wichtiger Aspekt des japanischen Fernsehens in dieser frühen Phase war die Popularität US-amerikanischer Serien wie I Love Lucy und Father Knows Best, die für viele japanische Zuschauer die amerikanische Mittelklassefamilie und ihren Lebensstil typisierten und bei ihnen ein Begehren weckten, diesem dargestellten Le- bensstil nachzueifern. Dank der boomenden Wirtschaft konnten sich seit den 1960er Jahren immer mehr Japaner ihre Konsumwünsche erfüllen. Die Werbung wurde zu einem mächtigen Instrument, mit dem die Kulturindustrie Einfluss ausübte, um die sich zu entwickeln begonnene Konsumgesellschaft zu formen.101
Mitte der 1970er Jahre erkannte man, dass wirtschaftliches Wachstum mit der einheitlichen Massenproduktion der Boom-Jahre nicht aufrechterhalten werden konnte, sondern die Notwendigkeit für die Schaffung diversifizierter Märkte für die Produkte der neuen informationsbasierten Industrien bestand. In den 1980er Jahren war der Konsum deshalb viel ausdifferenzierter; in einem Umfeld des allgemeinen Wohlstands konnten sich so auch die unterschiedlichsten Subkulturen und Lebenssti- le herausbilden.102 „The rise of service industries, the increased buying of luxury products, and ever-so-subtle advertising appeals to ‘feelings’ and ‘sensibilities’ mark the 1980s and 1990s.“103 Zudem bekamen Jugendliche als Anreiz für gute Schulno- ten enorme Beträge an Taschengeld und bestimmten den Markt für die Unterhal- tungsindustrie, welche sich in den 1980er Jahren rasant entwickelte. Die Kollision von sozialer Verantwortung und dem Verlangen, seine Persönlichkeit auszudrücken, führte zur Entstehung sich ständig verändernder Jugendkulturen.104
[...]
1 Vgl. Timothy J. Craig, Einleitung, in: Ders. (Hg.), Japan Pop! Inside the World of Japanese Popular Culture, Armonk, NY 2000, S. 4; vgl. Peter Pörtner, Japanische Popkultur. Präliminarien zu Fashion und Lifestyle, in: Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin/JDZB (Hg.), Symposium Subculture. Popculture Made in Japan, 22. November 2005 (= Veröffentlichungen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin, Band 54), Berlin 2006, S. 9-20, S. 9.
2 Vgl. Lisette Gebhardt, „Cool Japan“. Entstehung, Wirkung und Analyse eines Phänomens, in: „Cool Japan Studies“. Japanologie Frankfurt, März 2008, S. 1,
3 Gebhardt, „Cool Japan“, S. 1.
4 Der Ausdruck Created in Japan anstelle von Made in Japan soll betonen, dass die Kreativität, die zur Schöpfung der angebotenen Waren beigetragen hat, japanischer Herkunft ist, nicht jedoch unbe- dingt auch die Produktion und die Distribution; das soll heißen, dass Waren der japanischen Kreativ- industrie teilweise aus Kostengründen im Ausland, unter anderem in China und Südkorea, produziert und von multinationalen Unternehmen global vertrieben werden, trotzdem aber der japanischen Un- terhaltungs- beziehungsweise Kreativindustrie zugeordnet werden, weil ihre Kreation japanischen Ursprungs ist (vgl. Mori Yoshitaka, The Pitfall Facing the Cool Japan Project. The Transnational
Development of the Anime Industry Under the Condition of Post-Fordism, in: International Journal of Japanese Sociology, Band 20, Heft 1, 2011, S. 30-42).
5 Das J in J-Lifestyle steht für ‚Japanese‘; weitere Ausdrücke die Konnotationen mit der japanischen Kultur bezwecken und als Teile des J-Lifestyles begriffen werden sind unter anderem: J-Music, J-Pop, J-Literature, J-Movie, J-Horror, J-Drama und J-Fashion; vgl. Gebhardt, „Cool Japan“, S. 1.
6 Mit Westeuropa ist nicht nur Frankreich, sondern der gesamte westliche Teil Europas im Ost-West- Konflikt gemeint. Dabei werden aus Gründen der Zeitlichen und Räumlichen Begrenzung der vorlie- genden Arbeit lediglich die umsatzstärksten Volkswirtschaften BRD, Großbritannien, Frankreich und Italien betrachtet. Im ost- und südostasiatischen Raum wird der Schwerpunkt auf Südkorea, China und Hongkong liegen.
7 Anime ist die Bezeichnung für japanische Animationsfilme und grenzt sich von dem US-
amerikanischen Cartoon ab (vgl. Lea Treese, Go East! Zum Boom japanischer Mangas und Animes in Deutschland. Eine Diskursanalyse, Berlin 2006, S. 44-54). Der Plural ist in der vorliegenden Arbeit endungslos/ein Nullplural.
8 Manga sind dem US-amerikanischen Comic-ähnliche Hefte und Bücher (vgl. Treese, S. 23-44). Der Plural ist hier endungslos/ein Nullplural.
9 Vgl. Craig, S. 4.
10 Vgl. Yomota Inuhiko, Im Reich der Sinne. 100 Jahre japanischer Film, übersetzt von Uwe Hohmann, Frankfurt am Main und Basel 2007, S. 167.
11 Vgl. IMDb.com Inc., The Grudge, http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=grudge.htm, letzter Zugriff am 30. August 2013; vgl. IMDb.com Inc., The Ring,
http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=ring.htm, letzter Zugriff am 30. August 2013.
12 Japanisches Langschwert, Samurai-Schwert (vgl. Wadoku, Online-Wörterbuch des Tübinger Japa- nologen Ulrich Apel, http://www.wadoku.de/search/katana, letzter Zugriff am 26. August 2013).
13 Beispiele dafür sind Filme wie Pulp Fiction, Kill Bill1&2, Sin City, Highlander1&2 und so weiter.
14 Inkl. Japanerin - Das generische Maskulinum vereinfacht das Lesen und darf keinesfalls als Chauvinismus missverstanden werden.
15 Das K in K-Pop steht für Korea, bezeichnend für Südkorea und C-Pop steht demnach für chinesi- schen Pop und wird vertreten durch die Sprachen Kantonesisch und Mandarin (auch bekannt als Can- to-Pop beziehungsweise Mando-Pop). C-Pop wird in Hongkong, Taiwan und China produziert (vgl. Clifford Coonan, Beatles Prompt Talk about an East Asian Revolution, in: The National, Bericht vom 21. August 2013, http://www.thenational.ae/business/media/beatles-prompt-talk-about-an-east-asian- revolution, letzter Zugriff am 26. August 2013).
16 Der Visual Kei ist eine Form der Rockmusik, bei der die Inszenierung im Vordergrund steht. Übersetzen lässt sich der Ausdruck mit ‚visueller Stil‘; vgl. Jens Balzer, Japanischer Pop, Deutscher Hörer, in: Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin/JDZB (Hg.), Symposium Subculture. Popculture Made in Japan, 22. November 2005 (= Veröffentlichungen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin, Band 54), Berlin 2006, S. 52-59, S. 59.
17 Vgl. Craig, S. 5. - Ein Blick in die Auslagen und Prospekte der Spielwarenabteilungen sämtlicher Ketten und Supermärkte bestätigt dies eindrucksvoll.
18 Vgl. ebd.
19 Der Ausdruck ‚Cool Japan‘ geht auf einen vielzitieren Artikel des US-amerikanischen Journalisten Douglas McGray mit dem Titel „Japan‘s Gross National Cool“ zurück. Darin wies er auf die globale Nachfrage an der japanischen Populärkultur und die ‚Soft Power‘, die sie erzeugt, hin (vgl. Douglas McGray, Japan’s Gross National Cool, in: Foreign Policy, Heft 130, 2002, S. 44-54); vgl. David Leheny, A Narrow Place to Cross Swords. Soft Power and the Politics of Japanese Popular Culture in East Asia, in: Peter J. Katzenstein und Takashi Shiraishi (Hg.), Beyond Japan. The Dynamics of East Asian Regionalism, Ithaca, NY und London 2006, S. 211-233, S. 220-223.
20 Zu dem Thema Governance von Kultur- und Kreativwirtschaft(en) siehe Bastian Lange et al. (Hg.), Governance der Kreativwirtschaft. Diagnosen und Handlungsoptionen, Bielefeld 2009.
21 Vgl. David Leheny, A Narrow Place to Cross Swords. Soft Power and the Politics of Japanese Popular Culture in East Asia, in: Peter J. Katzenstein und Takashi Shiraishi (Hg.), Beyond Japan. The Dynamics of East Asian Regionalism, Ithaca, NY und London 2006, S. 211-233, S. 212f.
22 Vgl. John Brewer, Was können wir aus der Geschichte der frühen Neuzeit für die moderne Kon- sumgeschichte lernen? in: Hannes Siegrist et al. (Hg.), Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesell- schafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. Bis 20. Jahrhundert), Frankfurt und New York 1997, S. 51-74, S. 52-57.
23 Es geht hier um die den Konsumgütern zugeschriebene Bedeutung von Seiten der Werbewirtschaft, in deren Folge auch des Konsumenten.
24 Siehe dazu die gesammelten Schriften der Frankfurter Schule: Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Neuausgabe, Frankfurt a. M. 1969.
25 Manuel Schramm, Die Entstehung der Konsumgesellschaft, in: Reinhard Sieder, Ernst Langthaler (Hg.), Globalgeschichte 1800-2010, Wien et al. 2010, S. 367-386, S. 377.
26 Vgl. Wolfgang König, Geschichte der Konsumgesellschaft, Stuttgart 2000, S. 8.
27 Ebd., S. 115.
28 Vgl. Schramm, S. 377.
29 Vgl. König, S. 35.
30 Ebd.
31 Ebd., S. 37.
32 Eintrag „Ford, Henry“, in: Munziger Online / Personen - Internationales Biographisches Archiv, eingetragen am 22. Oktober 2001, http://www.munzinger.de/search/link?link=mol-00- person&v1=00000000890 , letzter Zugriff am 2. September 2013.
33 Vgl. „Ford, Henry“, in: Munziger Online / Personen.; vgl. Schramm, S. 378.
34 König, S. 29.
35 Ebd., S. 110.
36 Vgl. ebd.
37 Ebd.
38 Vgl. Schramm, S. 378.
39 Ebd.
40 Vgl. ebd.
41 Ebd.
42 Laut Florida bedeutet Kreativität nicht dasselbe wie Intelligenz. Sie beinhalte vor allen Dingen die Fähigkeit zu Synthetisieren: „It is a matter of sifting through data, perceptions and materials to come up with something new and useful“ (zitiert in UNCTAD und UNDP (Hg.), Crative Economy. A Feasible Development Option (= Creative Economy Report 2010), S. 11, http://unctad.org/en/Pages/Publications/Creative-Economy-Report-%28Series%29.aspx, letzter Zugriff 26. August 2013); vgl. Richard Florida, The Rise of the Creative Class. And How It`s Transforming Work, Leisure, Community and Everyday Life, New York 2004).
43 Victoria de Grazia, Amerikanisierung und wechselnde Leitbilder der Konsum-Moderne (consumer- modernity) in Europa, in: Hannes Siegrist et al. (Hg.), Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesell- schafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. Bis 20. Jahrhundert), Frankfurt und New York 1997, S. 109-137, S. 113.
44 Vgl. Schramm, S. 379.
45 Ebd., S. 379f.
46 Andreas Rödder, Konsumgesellschaft, moderner Sozialstaat und „Wertewandel“, in: Andreas Wirsching (Hg.), Neueste Zeit, München 2006, S. 147-160, S. 147, 149.
47 Vgl. ebd., S. 149.
48 Vgl. ebd., S. 149, 151.
49 Anselm Doering-Manteuffel und Lutz Raphael, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, zweite Ausgabe, Göttingen 2010, S. 124.
50 Vgl. Lyn Gorman und David McLean, Media and Society into the 21st Century. A Historical Introduction, zweite Ausgabe, Oxford 2009, S. 145f.
51 Vgl. Schramm, S. 381.
52 Vgl. ebd.
53 Vgl. Penelope Francks, The Japanese Consumer. An Alternative Economic History of Modern Japan, Cambridge und New York 2009, S. 7.
54 Vgl. ebd., S. 8.
55 Ebd., S. 175.
56 Vgl. Francks, S. 175.
57 Vgl. ebd., S. 9.
58 Ebd., S. 9, 183, 199.
59 Vgl. ebd., S. 199f.
60 Ebd., S. 200.
61 Zu dem Konsum in Asien vgl. Chua Beng-Huat (Hg.), Consumption in Asia. Lifestyles and Identities, London und New York 2000.
62 Vgl. Kim Seung-Kuk, Changing Lifestyles and Consumption Patterns of the South Korean Middle Class, in: Chua Beng-Huat (Hg.), Consumption in Asia. Lifestyles and identities, London und New York 2000, S. 61-81, S. 64, 69, 75f.
63 Vgl. Simon Fan Chengze, Economic Development and the Changing Patterns of Consumption in Urban China, in: Chua Beng-Huat (Hg.), Consumption in Asia. Lifestyles and identities, London und New York 2000, S. 82-97, S. 90.
64 Dabringhaus schreibt dazu: „Nach der Verabschiedung eines Joint-venture -Gesetzes im Jahre 1979 überhäufen ausländische Firmen und Bankinstitutionen Beijing mit Finanzangeboten und konkreten Projektvorschlägen. Ihre räumliche Beschränkung auf neu eingerichtete ‚Sonderwirtschaftszonen‘ entlang der Küste Chinas wurde im Verlauf der achtziger Jahre allmählich aufgehoben. Den chinesi- schen Betrieben wurden schrittweise Entscheidungsbefugnisse bei der Gestaltung ihrer Außenwirt- schaftsbeziehungen zugestanden. Der staatliche Außenwirtschaftsapparat wurde umorganisiert. Fach- spezifische Außenhandelsgesellschaften sollten den Außenhandel selbständig gestalten. Die Ebenen der Provinzen, Städte und Kreise erhielten eigene Außenwirtschaftsorgane und mehr Gestaltungsfrei- räume. Seit 1979 wuchs Chinas Außenhandelsvolumen um jährlich 15 Prozent“ (Sabine Dabringhaus, Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert, München 2009, S. 164f); vgl. Schramm, S. 381.
65 Vgl. Dabringhaus, S. 204.
66 Das Internet hat sich besonders bei Jugendlichen zu einem wichtigen Medium entwickelt. Etwa
zwei Drittel der chinesischen Internetnutzer sind unter 30 Jahre alt. Die in den 1980er Jahren geborene Generation ist mit dem Internet aufgewachsen und für Teens und Twens ist das Internet zu einer wich- tigen Schnittstelle zwischen ihrer Identität als urbane Jugendliche, der Konsumkultur, den globalen Moden und den neuesten kulturellen Trends geworden. Sie orientieren sich an Vergnügungsformen und Lebensstilen, die sie als die „neueste Form von Menschsein“ beschreiben (vgl. Dabringhaus, S. 207).
67 Vgl. Dabringhaus, S. 205; vgl. David S. G. Goodman, Why China Has No New Middle Class. Cadres, Managers and Entrepreneurs, in: Ders. (Hg.), The New Rich in China. Future Rulers, Present Lives, London und New York 2008, S. 23-37, S. 36f.
68 Bundeszentrale für politische Bildung, Kulturelle Globalisierung - Musik, http://www.bpb.de/ nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52783/musik, letzter Zugriff am 14. Juli 2013.
69 Vgl. Gorman, S. 8f, 70f.
70 Vgl. ebd., S. 49.
71 Ebd., S. 66f.
72 Vgl. ebd., S. 53-58.
73 Die Gründer jener Unternehmen, auf die dieses System zurückzuführen ist, waren fast alle europäischer Herkunft (vgl. Gorman, S. 32f).
74 Vgl. Gorman, S. 33.
75 Ebd., S. 35.
76 Vgl. Yomota Inuhiko, Im Reich der Sinne. 100 Jahre japanischer Film, übersetzt von Uwe Hohmann, Frankfurt am Main und Basel 2007, S. 123.
77 Vgl. Gorman, S. 138f, 142.
78 Ebd., S. 137f.
79 Vgl. Gorman, S. 230f.
80 Bollywood steht für den indischen Film und Globo ist das größte brasilianische Medienunternehmen; vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, Kulturelle Globalisierung - Musik.
81 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, Kulturelle Globalisierung - Musik.
82 Gorman, S. 41.
83 Vgl. ebd., S. 156f.
84 Kommission der Europäischen Gemeinschaften (Hg.), Fernsehen ohne Grenzen. Grünbuch über die Errichtung des Gemeinsamen Marktes für den Rundfunk, Insbesondere über Satellit und Kabel, Mitteilung der Kommission an den Rat, KOM (84) 300 endg., Brüssel, den 14. Juni 1984, S. 33.
85 Vgl. Gorman, S. 157.
86 Vgl. ebd., S. 160f.
87 Vgl. Helga Reimann, Globalisierung. Die universelle Herausforderung, Konstanz 2002, S. 52f.
88 Vgl. Chua Beng-Huat, Consuming Asians: Ideas and Issues, in: Ders. (Hg.), Consumption in Asia. Lifestyles and identities, London und New York 2000, S. 1-34, S. 7; vgl. Alan Warde, Consumers, Identity and Belonging: Reflections on Some Theses of Zygmunt Baumann, in: Russel Keat et al. (Hg.), The Authority of the Consumer, London 1994, S. 58-74, S. 69.
89 Vgl. Chua, S. 7; vgl. Mike Featherstone, Consumer Culture and Postmodernism, London 1991, S. 27, 24.
90 Markus Caspers, POP. Ein Schnellkurs, Köln 2011, S. 8f.
91 Vgl. Rosa Reitsamer, Jugend und Jugendkulturen, in: Reinhard Sieder, Ernst Langthaler (Hg.), Globalgeschichte 1800-2010, Wien et al. 2010, S. 389-409, S. 401.
92 Vgl. ebd., S. 401f.
93 Ebd., S. 402.
94 Vgl. ebd., S. 401.
95 Ebd., S. 401.
96 Ronald Hitzler und Arne Niederbacher, Leben in Szenen. Formen Juveniler Vergemeinschaftung Heute, dritte Ausgabe, Wiesbaden 2010, S. 15f - Beispiele für Szenen in Bezug auf die europäischamerikanische ‚J-Culture‘ und dem ost- und südostasiatischen ‚J-Lifestyle‘ sind die Anime- und Manga-Szene, die ‚Cosplay‘-Szene, die Visual Kei -Szene und die ‚Gamer‘-Szene. Im vierten Kapitel dieser Arbeit wird auf dieses Thema näher eingegangen.
97 Vgl. Marilyn Ivy, Formations of Mass Culture, in: Andrew Gordon (Hg.), Postwar Japan as History, Berkeley und Los Angeles, CA 1993, S. 239-258, S. 245.
98 Ivy, S. 245 - Ivy definiert „mass culture as administered, commodified culture pretargeted and
produced for large numbers of consumers. [S]pecific social groups can resist or reappropriate massproduced images and artifacts for their own ends and thus create popular subcultures“ (Marilyn Ivy, Formations of Mass Culture, S. 240).
99 Vgl. Masumi Junnosuke, The 1955 System in Japan and its Subsequent Development, in: Asian Survey, Band 28, Heft 3, 1988, S. 286-306, S. 286.
100 Vgl. Ivy, S. 247ff.
101 Vgl. ebd., S. 249f.
102 Vgl. ebd., S. 252ff.
103 Ebd., S. 253f.
104 Vgl. Mark Sanders, Kid Reflex. Intro, in: Ders. et al. (Hg.), Reflex. Contemporary Japanese SelfPortraiture, London 2003, S. 8.
- Arbeit zitieren
- Ismail Durgut (Autor:in), 2013, ‚Cool Japan‘ und der ‚J-Boom‘, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268432
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