Mit seiner Aussage über das bedeutendste Werk des griechischen Dichters Sophokles, trifft Georg Steiner den Kern der Bedeutsamkeit und Wichtigkeit der ‚Antigone‘. Sophokles schrieb den Mythos der Antigone 442 v. Chr. nieder und schaffte vor tausenden Jahren ein Werk, welches die Menschen über die Jahrhunderte hinweg bis heute fasziniert und immer wieder aufs Neue interessiert. Aufgrund dessen zählt Sophokles‘ Werk zu den literarischen Texten, die im Laufe der Literaturgeschichte am meisten neu interpretiert, transformiert und rezipiert wurde.
‚Antigone‘ durchlief seit der Veröffentlichung einer Vielzahl von Veränderungen hinsichtlich des Mythos als auch der Figuren selbst. Die erste Rezeption verfasste Euripides bereits ein paar Jahre nach Sophokles und verwandelte die Tragödie der Antigone in seinem Werk in eine Liebesgeschichte zwischen Antigone und Haimon, die ein glückliches Ende findet.
Das Interesse an dem griechischen Mythos verschwand in den anschließenden Jahrhunderten und entflammte erst wieder im 16. Jahrhundert mit einer erneuten Veröffentlichung einer Antigone-Rezeption. Ab diesem Jahrhundert rückt ‚Antigone‘ in den Mittelpunkt und bleibt dort bis heute verharren. Gerade im 20. Jahrhundert hat das Werk den Höhepunkt seiner Signifikanz gefunden und wurde in dieser Phase am häufigsten interpretiert und weiter entwickelt. Autoren wie Brecht, Hasenclever und Hölderlin haben den griechischen Mythos als Grundlage verwendet, und die Figuren in einen neueren, zeitlich angepassten Kontext gesetzt. Doch auch wenn inhaltliche Veränderungen vernommen wurden, bleibt der Kern des antiken Werkes dennoch erhalten. Interessant ist hierbei nicht nur die Frage, was Sophokles‘ ‚Antigone‘ bedeutend macht und wieso es immer wieder in den Mittelpunkt gestellt wird, sondern vor allem auch, warum der literarische Text über die Jahrtausende hinweg transformiert werden muss, um weiterhin zu bestehen.
In der nun folgenden wissenschaftlichen Arbeit wird die Rezeption des Werkes im Mittelpunkt stehen. Um die Veränderungen des Urtextes herausarbeiten zu können, werden zwei Texte aus dem 20. Jahrhundert, die unterschiedlicher nicht sein können, im Fokus stehen. Neben Jean Anouilhs ‚Antigone‘ aus dem Jahr 1942, wird auch das 21 Jahre später erschienene Werk ‚Die Berliner Antigone‘ von Rolf Hochhuth den Grundstein der wissenschaftlichen Arbeit bilden. Beide erschienen zeitnah, unterscheiden sich jedoch in ihrer Rezeption und Transformation des Urtextes........
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Theoretische und historische Bezüge
1.1 Der Antigone-Mythos
1.2 Der Begriff der Intertextualität
2. Gender und Widerstand in der antiken Gesellschaft – Antigone als feminines Modell
3. Hybris und Kult – Die höheren Instanzen bei Sophokles
3.1 Antigone und der Götterkult
3.2 Kreons Herrschaft
4. Jean Anouilhs ‚Antigone‘ –
4.1 Historischer Hintergrund
4.2 Die determinierte Antigone
4.2.1 Erster Abschnitt: Prolog durch den Sprecher (S. 7-9)
4.2.2 Zweiter Abschnitt: Abschied von ihren Mitmenschen (S. 9-24)
4.2.3 Dritter Abschnitt: Kreon und Antigone – Rettung und Blockade (S. 24-64)
4.3 Intertextuelle Bezüge zu Sophokles und Fazit
5. Rolf Hochhuth ‚Die Berliner Antigone‘ –
5.1 Historischer Kontext
5.2 Die moderne Antigone-Version
5.2.1 Formalitäten und modernisierte Figuren
5.2.2 Anne vor Gericht – Die Anklage (S.5-8)
5.2.3 Angst vorm Sterben und Rückblick der Tat (S.8-14)
5.2.4 Widerstand bis in den ersehnten Tod (S.14-18)
5.3 Intertextuelle Bezüge und Fazit
6. Schluss
7. Ausblick
8. Literaturverzeichnis
8.1 Primärliteratur
8.2 Sekundärliteratur
8.3 Internetquellenverzeichnis
Einleitung
„[D]ie Antigone des Sophokles ist nicht >>irgendein<<
Text. Sie ist eines der bleibenden und kanonischen Dokumente
der Geschichte unseres philosophischen, literarischen und
politischen Bewußtseins [sic].“
Georg Steiner: Die Antigonen, S. 9.
Mit seiner Aussage über das bedeutendste Werk des griechischen Dichters Sophokles, trifft Georg Steiner den Kern der Bedeutsamkeit und Wichtigkeit der ‚Antigone‘. Sophokles schrieb den Mythos der Antigone 442 v. Chr. nieder und schaffte vor tausenden Jahren ein Werk, welches die Menschen über die Jahrhunderte hinweg bis heute fasziniert und immer wieder aufs Neue interessiert. Aufgrund dessen zählt Sophokles‘ Werk zu den literarischen Texten, die im Laufe der Literaturgeschichte am meisten neu interpretiert, transformiert und rezipiert wurde.
‚Antigone‘ durchlief seit der Veröffentlichung einer Vielzahl von Veränderungen hinsichtlich des Mythos als auch der Figuren selbst. Die erste Rezeption verfasste Euripides bereits ein paar Jahre nach Sophokles und verwandelte die Tragödie der Antigone in seinem Werk in eine Liebesgeschichte zwischen Antigone und Haimon, die ein glückliches Ende findet.
Das Interesse an dem griechischen Mythos verschwand in den anschließenden Jahrhunderten und entflammte erst wieder im 16. Jahrhundert mit einer erneuten Veröffentlichung einer Antigone-Rezeption. Ab diesem Jahrhundert rückt ‚Antigone‘ in den Mittelpunkt und bleibt dort bis heute verharren. Gerade im 20. Jahrhundert hat das Werk den Höhepunkt seiner Signifikanz gefunden und wurde in dieser Phase am häufigsten interpretiert und weiter entwickelt. Autoren wie Brecht, Hasenclever und Hölderlin haben den griechischen Mythos als Grundlage verwendet, und die Figuren in einen neueren, zeitlich angepassten Kontext gesetzt. Doch auch wenn inhaltliche Veränderungen vernommen wurden, bleibt der Kern des antiken Werkes dennoch erhalten. Interessant ist hierbei nicht nur die Frage, was Sophokles‘ ‚Antigone‘ bedeutend macht und wieso es immer wieder in den Mittelpunkt gestellt wird, sondern vor allem auch, warum der literarische Text über die Jahrtausende hinweg transformiert werden muss, um weiterhin zu bestehen.
In der nun folgenden wissenschaftlichen Arbeit wird die Rezeption des Werkes im Mittelpunkt stehen. Um die Veränderungen des Urtextes herausarbeiten zu können, werden zwei Texte aus dem 20. Jahrhundert, die unterschiedlicher nicht sein können, im Fokus stehen. Neben Jean Anouilhs ‚Antigone‘ aus dem Jahr 1942, wird auch das 21 Jahre später erschienene Werk ‚Die Berliner Antigone‘ von Rolf Hochhuth den Grundstein der wissenschaftlichen Arbeit bilden. Beide erschienen zeitnah, unterscheiden sich jedoch in ihrer Rezeption und Transformation des Urtextes. Während Anouilh Antigone in die Zeit des besetzten Frankreichs versetzt und sich nah an Sophokles orientiert, wandelt Hochhuth das Werk so deutlich ab, dass Antigone selbst im Titel genannt werden muss, um sie innerhalb der Novelle wiederzuerkennen.
Der Fokus der Betrachtungen der Rezeption des Urtextes anhand der beiden auserwählten Werke wird auf dem Individuum und der Instanz liegen. Das bedeutet, dass im Mittelpunkt der Masterarbeit herausgearbeitet wird, wie sich die Figur der Antigone und die höhere Instanz des Götterglaubens sowie des Herrschertums Kreons innerhalb der Arbeiten Anouilhs und Hochhuths transformierten. Die Frage stellt sich, ob die beispielhafte Antigone-Figur, die vor allem für ihre Stärke, ihren Mut, ihre Emanzipation und vor allem für ihre Selbstbestimmtheit steht, innerhalb der Transformationen ihre Bedeutung verloren hat und inwiefern der Götterglaube, der in der Antike wesentlich war, im 20. Jahrhundert noch verwendet werden kann, ebenso wie die Instanz eines Herrschers.
Die Werke werden nacheinander betrachtet, damit zunächst jedes für sich detailliert im Hinblick auf die zentrale Figur der Antigone und die Instanz des Glaubens und der Herrschaft fokussiert werden kann. Signifikant werden hierbei auch die Intertextualität und die Anpassung des Urtextes an die jeweils aktuelle Zeit, d.h. die Annäherung des Inhaltes an das kulturelle Umfeld, sein.
Doch zunächst wird Bezug auf den Mythos und die Tragödie selbst genommen. Es wird betrachtet, welche Bedeutung die Figur der Antigone sowie der Götterglaube und die Instanz innehaben und inwiefern die literarische Form der Tragödie dafür notwendig ist, um im Fazit festzustellen, ob die Transformationen nicht den Kern, d.h. vor allem die Form der Tragödie, zerstören.
1. Theoretische und historische Bezüge
Aus dem Schwerpunkt der nun folgenden wissenschaftlichen Masterarbeit ergibt sich, dass die zentralen grundlegenden Texte um Anouilh und Hochhuth kontextuell im Detail betrachtet werden. Daraus erschließt sich die Signifikanz der beiden literaturtheoretischen Ansätze der Intertextualität und der Sozialgeschichte, da die grundlegenden Werke sowohl im Einzelnen unter einem bestimmten Schwerpunkt betrachtet werden sowie ihre intertextuellen Bezüge zum Urtext des Sophokles‘[1].
1.1 Der Antigone-Mythos
Die Figur der Antigone ist eine Gestalt aus der griechischen antiken Mythologie. Ihr Mythos[2] bildet den Grundstein für Sophokles‘ Werk ‚Antigone‘, in dem er ihr Leben in den wesentlichen Zügen übernimmt. Sophokles war der erste Autor, der den Mythos rezipierte, indem er ihn nieder schrieb. Durch die Entstehung des eindrucksvollen Werkes wurde es für die folgenden Rezeptionen als Grundlage neben dem Mythos selbst gewählt. Die ursprüngliche Sage der Antigone wurde bis in das vierte Jahrhundert mündlich weitergegeben. Dabei bildete die Figur der Antigone den Mittelpunkt des lokalen Mythos und war ein gesellschaftliches Idealbild für Stärke, Individualismus, Treue und Mut.[3] Sophokles übertrug den zu seiner Zeit noch sehr bekannten Mythos in das Schriftliche, um nicht nur die Saga an sich weiterzuentwickeln und sie zu seinem Gunsten zu verändern, sondern ebenfalls, um durch die Verschriftlichung sicher zu stellen, dass Antigone dauerhaft Teil des kollektiven Gedächtnisses bleibt.
Obwohl Sophokles den Kern der Geschehnisse um Antigone in das Literarische übernimmt[4], muss er jedoch den Urtext weitestgehend derart transformieren, dass der Mythos literarische Bedeutung in Form der Tragödie[5] erhält, indem Sophokles zwischenmenschliche Beziehungen integriert, die für das tragische Handeln signifikant sind: Antigone ist demnach nicht nur mit Haimon verlobt, sondern lieben sich beide innig und vertiefen dadurch den Sinn hinter der Kettenreaktion des Selbstmordes Antigones. Weiterhin wird die Figur des Kreons, der innerhalb des Mythos schlichtweg ein tyrannischer König ist, für den Rezipienten personalisiert. Damit der Effekt am Ende des Mythos durch den Tod seiner Nichte, seines Sohnes und seiner Frau einen Höhepunkt erreicht, transformiert Sophokles die Figur des Kreon von einer starren selbstsicheren Figur in einen Herrscher, der zum Schluss der Tragödie sowohl an seiner Hybris[6] als auch an seinen Fehlern gegenüber seinen Mitmenschen zerbricht und für seine Taten emotional bestraft wird.[7]
Durch die Übertragung des Mythos in einen literarischen Kontext, wird nicht nur der Mythos selbst durch die Verschriftlichung sichergestellt, sondern wird er weiterentwickelt und gerade durch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Sophokles integriert, literarisch und kontextuell vertieft. Der Autor Richard Schmidt verfasste diesbezüglich folgende Aussage:
„[Sophokles Tragödie] entfaltet den Konflikt zwischen Antigone, die von ihren Gefühlen, dem religiösen Pflichtbewusstsein und der Liebe zu ihrem Bruder getrieben wird, und Kreon, der die Belange des Staates vertritt, auf die Einhaltung der Gesetze drängen muss und dafür später durch den Tod seiner Frau und seines Sohnes hart getroffen wird“[8]
Seiner Aussage ist vollständig zuzustimmen, da sie den Kern der Bedeutung der Übernahme der Saga in die Literatur trifft: Ein Mythos, der innerhalb des Volkes mündlich weitergegeben wird, damit Antigone aufgrund ihrer mutigen und gerechten Handlung gegenüber dem Volk als Vorbild oder Idealbild wahrgenommen wird, gewinnt an inhaltlicher Bedeutung, wenn sie durch einen Autor weiterentwickelt und in die literarische Form der Tragödie übertragen wird, damit die Geschichte der Antigone bedeutsamer und effektiver gegenüber den Rezipienten wird. Signifikant ist weiterhin, dass Sophokles „den Ausschnitt aus dem mythischen Stoff so wählen und gestalten [musste], daß [sic] sein Bühnenspiel in den Zeitplan der Aufführung paßt [sic]“[9], wodurch inhaltliche Grenzen aufgebaut wurden. Dennoch hat Sophokles dem mythischen Stoff, durch die Struktur der Handlungen und der Beziehungen zwischen den Figuren, einen spannungsreichen und tiefgründigen Kontext gegeben[10]. Sophokles konzentrierte die Handlung seines Werkes und „verband sie so mit dem Bestattungsverbot, dass Antigone zur tragischen Hauptfigur wurde.“[11]
Warum Sophokles einen Mythos als Grundlage für seine nächste Tragödie auswählte, erklärt sich in der Bedeutung des Mythos für die Gesellschaft. Innerhalb der Polis waren die verschiedenen griechischen Sagen bekannt[12]. Durch die Integrierung des Mythos in die Form der Tragödie erschuf sich der Schriftsteller ein ideales Medium zum Volk, denn „[d]ie Tragödie war die Stimme der Religion […], in dem die Probleme der Polis unter religiösem Aspekt abgehandelt wurde. Sie spiegelte im Mythos die jeweilige Gegenwart“[13] wieder, „war [aber] alles andere als [ein] Widerstand gegen Staatsgewalt.“[14]
1.2 Der Begriff der Intertextualität
Sophokles hat den Antigone-Stoff als Erster rezipiert und hat ihm eine schriftliche Basis gegeben. Da er sich jedoch auf den Mythos selbst bezieht, ebenso wie die zwei folgenden zentralen Texte von Hochhuth und Anouilh sich auf den sophokleschen Text beruhen, und nicht ein vollkommen eigenes Werk erschaffen wird, ist die Bedeutung der Intertextualität im Allgemeinen sowie in Bezug auf die folgenden Texte signifikant.
Die Intertextualität ist seit den 1970er Jahren ein wesentliches Konzept innerhalb der Literaturwissenschaft geworden und übernimmt u.a. die Funktion, zwei verschiedene konkrete Texte in Beziehung zu setzen und sie zu systematisieren. Der Literaturwissenschaftler Gérard Genette[15] entwickelte in diesem Zusammenhang grundlegende Klassifizierungen. In seinem Werk ‚Palimpseste‘ stellt Genette fünf Typen der Transtextualität auf. Die erste Form ist die Intertextualität, die er in drei Erscheinungsformen gliedert:
„In ihrer einfachsten und wortwörtlichsten Form ist dies die traditionelle Praxis des Zitats […]; in einer weniger expliziten und auch weniger kanonischen Form die des Plagiats […]; und in einer noch weniger expliziten und weniger wörtlichen Form die der Anspielung […].“[16]
Die zweite Form ist die Paratextualität, in der ein zweiter Text via Kommentare innerhalb des Paratextes Bezug auf den primären Text nimmt. Der Paratext baut sich nach Genette aus dem Peritext[17] und dem Epitext[18] zusammen. Die dritte Form der Transtextualität bildet die Metatextualität, die sich durch die Kommentierung des Textes durch einen anderen auszeichnet, welches in Form von wissenschaftlichen Arbeiten bzw. Abhandlungen und verfassten Kritiken auftritt. Die Hypertextualität als letzte Form bildet jedoch den wesentlichsten Bestandteil der Transtextualität Genettes. Die komplette Transformation eines primären Textes in einen sekundären ist Bestandteil dieser Form. Umformungen finden in diesem Zusammenhang bei der Technik der Transformation so statt, dass der Kern und die Thematik des Urtextes erhalten bleiben, aber in einen anderen Stil oder Kontext gesetzt werden. Die Technik der Imitation erhält jedoch den Stil und verändert die Thematik. Die letzte Form der Transtextualität bildet die Architextualität, die sich übergreifenden Kategorien auseinandersetzt, wie beispielsweise die der Textgattungsbestimmung.
In wie weit sich Anouilh und Hochhuth der Transtextualität Genettes bedienen und wie sie den Urtext des Sophokles transformieren, imitieren oder nur innerhalb von Paratexten inszenieren, folgt im Detail in der jeweiligen Betrachtung der einzelnen Werke. Die Frage stellt sich, wie Sophokles‘ Werk abgewandelt wird und wie sich insbesondere die Figuren der Antigone und die Position der höheren Instanzen dabei transformieren.
2. Gender und Widerstand in der antiken Gesellschaft – Antigone als feminines Modell
Die Figur der Antigone aus Sophokles‘ Werk ist bereits seit Jahrtausenden bis in die heutige Gegenwart aufgrund ihrer weiblichen Stärke und ihrem Ausbruch aus gesellschaftlichen Konventionen und Zwängen ein Exempel und ein feministisches Vorbild[19]. Ihre Taten und ihr Glaube sind es, die Antigone unsterblich und zu einem femininen Beispielmodell gemacht haben. Dabei zeichnet sich die Figur vor allem durch ihren Willen, ihren Glauben, ihren Mut und ihre Durchsetzung aus.[20]
Die Antigone-Figur ist in der griechischen Antike an ihre gesellschaftlichen Ketten gebunden und bricht innerhalb der Tragödie aus ihnen Stück für Stück heraus. Dem Schriftsteller Michael Shaw zufolge ist Antigone in den Geschlechternormen gefangen. Männer und Frauen werden differenziert betrachtet und jeweils in Polis[21] (Mann) und Oikos[22] (Frau) gegliedert.[23] Unter dem Begriff der „female intruder“[24], den Shaw geprägt hat, versteht sich die „Gefahr der weiblichen ‚Eindringlinge‘. […] Nach Shaw ist das Heraustreten der Frau aus ihrem traditionellen häuslichen Bereich, dem Oikos, und ihr Verstoß gegen die traditionellen Geschlechternormen […] eine Reaktion auf die respektlose Einstellung der Männer der Polis gegen den Oikos.“[25]
Antigone bricht demnach aus der für sie als Frau bestimmten Rolle aufgrund ihrer sozialen Zwänge und der ungerechten Behandlung der Männer gegenüber den Frauen heraus. Der Kampf zwischen Kreon und Antigone ist demnach nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen Individuum und Staat, sondern vielmehr ein sozialer Konflikt zwischen der Polis und dem Oikos. Die folgende Aussage der Autorin Sue Blundell unterstützt diese Äußerung:
„According to this analysis, the clash between the sexes in Greek drama can be equated with a wider conflikt between the public and private spheres – in Greek terms, between polis and oikos. When women cross the boundary between the male and female realms, they are often doing so in defence of the interests of the household, which are being threatened by actions performed by men in the public arena.“[26]
Innerhalb der Gerichtsszene zwischen der Angeklagten Antigone und dem Ankläger Kreon bilden sich der Konflikt sowie die Geschlechterkonstellation zu einem Höhepunkt, in dem es einen Gewinner und einen Verlierer geben muss. Unüblich für Gerichtsprozesse im antiken Athen, muss sich Antigone nur einer einzigen Person stellen, die sowohl Herrscher, Richter und Henker zugleich ist und demnach absolute Macht innerhalb der gerichtlichen Situation besitzt.[27] Trotz ihres stets steigenden Mutes gegenüber Kreon, die sich vor allem innerhalb der Sprach-und Wortwahl[28] Antigones widerspiegelt, und ihrer Rechtfertigung ihrer Tat durch die über alles stehenden göttlichen Gesetze, ist es Antigone nicht möglich, sich gegen ihren Gegenspieler Kreon, der sich nicht nur durch seine Sturheit sondern auch durch seine Hybris auszeichnet, durchzusetzen.
Antigone bildet ein Beispiel für Frauen die, „wenn sie sich gegen Geschlechternormen und Verhaltenserwartungen wenden und ihre Rollenerwartungen enttäuschen, wenn sie die stereotypischen Vorstellungen von ihrer sozialen Roller unterlaufen […]“[29], innerhalb des Werkes ein Unbehagen entstehen lässt, da die Grenzüberschreitung aufgrund der Vernunft trotzdem zum Scheitern verurteilt ist.[30] Ihr Verlangen danach, ihr Leben nach dem Göttlichen zu richten und alles andere, so auch die Polis, unterzuordnen, wird zwar durch den Seher Theiresias legitimiert, jedoch verachtet sie jegliche Hierarchien innerhalb der Geschlechter- und sozialen Ordnung und lässt ihre Tat aufgrund dessen als Verfehlen sehen. Der Ausbruch aus der Konvention und das Grenzüberschreiten lassen die Figur zwar aus ihren gesellschaftlichen Zwängen befreien, doch ist das Scheitern ihrer Tat das Resultat.[31]
Antigone und Kreon sind nicht nur aus geschlechtsspezifischer unterschiedlichen Rollen unterworfen, sondern unterscheiden sie sich auch in ihrer Handlung. Während Antigone emotional ist, zeichnet sich Kreon durch sein politisches Denken aus:
„Während die trauernde Mutter in ihrer Trauerarbeit stumm bleibt, schreitet Antigone zur Tat. […] Antigone spricht, gleichsam buchstäblich, ‚aus dem Leib heraus‘, aus einer zeitlosen Zentralität fleischlichen Impulses und einer Vertrautheit mit dem Tod. Kreons Welt ist die Welt männlicher Immanenz, einer gewollten Ansässigkeit in einer Sphäre politischen Handelns und zukünftiger Entwicklung.“[32]
Antigone bricht aus ihrer Frauenrolle im Oikos heraus und transformiert sich innerhalb der Tragödie immer mehr zur Männerrolle durch ihre stärkere Wortwahl, ihre sturen Taten und ihrer charakterlichen Stärke. Durch ihre Verwandlung stellt sie die Männlichkeit Kreons in Frage, wodurch dieser, der sich im weiteren Verlauf nicht mehr gegen Antigone zu wehren weiß[33], gezwungen ist, seine Überlegenheit durch Taten zu verdeutlichen. Dennoch bleibt Antigone in ihrer selbst bestimmten Rolle, in dem sie ihre Verurteilung akzeptiert und den Freitod wählt. Antigone ist ein Sinnbild für Widerstand und Weiblichkeit geworden. Durch ihre stets mutigen Handlungen, hat sie sich gegen Kreon gestellt und es geschafft, die starke Position des Mannes einzunehmen, während Kreon immer mehr in die schwache zurückhaltende Rolle der Frau schlüpft. Antigone bricht aus dem Oikos aus und verdeutlicht damit nicht nur die Ungerechtigkeit, die sie als Frau ertragen muss, sondern auch ihre Motivation. Sophokles‘ ‚Antigone‘ „hat mit ihrer […] Todessehnsucht […] Maßstäbe gesetzt, die bis in die heutige Zeit Gültigkeit“[34] besitzt.
‚Antigone‘ hat nicht nur politische Themen inne, sondern auch die Frauenfigur, die sich zu ihrer verstorbenen Familie hingezogen fühlt und den Freitod wählt. Durch die Errettung ihres Bruders sowie die starke Abwehr gegenüber gesellschaftlichen Zwängen und dem tyrannischen Herrscher, ist ‚Antigone‘ nicht nur als Werk zu einem Meisterstück geworden, welches bis heute stets thematisch aktuell ist, sondern wurde auch die Antigone-Figur selbst zum Dogma erhoben.
3. Hybris und Kult – Die höheren Instanzen bei Sophokles
Innerhalb der Tragödie treffen zwei höher gesetzte Instanzen aufeinander, die aufgrund ihrer gegensätzlichen Situation einen unüberbrückbaren Konflikt entstehen lassen. Die beiden Fronten bestehen zum einen aus dem Götterkult[35], dem sich Antigone unterordnet, und zum anderen aus der Herrschaft Kreons. Diese beiden Instanzen bilden den Urkonflikt der Antigone-Tragödie, da beide auf einer hierarchischen Stufe nicht zeitgleich bestehen können.
Für die Konfliktsituation in Sophokles‘ Werk sind sowohl der Götterkult als auch der Staat als Institution grundlegend. Sobald eines dieser beiden wesentlichen Grundsteine fehlt, kann die Form der Tragödie nicht mehr bestehen und sowohl Kreon als auch Antigone verlieren ihre Argumentations- und Handlungsgrundlagen. Um diese beiden wesentlichen Front innerhalb der ausgewählten Rezeptionen nachvollziehen zu können, und festzustellen, ob sie in dieser Form weitergetragen oder weiterentwickelt wurden, müssen sowohl Antigone und ihr Götterkult, als auch Kreon und seine Herrschaft anhand Sophokles‘ Werk betrachtet werden.
3.1 Antigone und der Götterkult
Antigone beruht sich durchweg stets auf die Gesetze der Götter und rechtfertigt dadurch ihr gesetzliches Vergehen sowie ihren Selbstmord. Mysterien und der Götterglaube „spielen im
religiösen und mentalen Haushalt der antiken Welt eine überragende Rolle.“[36] Gerade für Antigone selbst hat die Beziehung und der Glaube zu den Göttern eine wesentliche Bedeutung, da sie eine Nachfahrin des Zeus[37] ist und damit in direkter Verbindung zum Vater aller Götter steht. Im Leben der Antigone sowie in denen der griechischen Bürger zu ihren Lebzeiten, nahm der Götterglaube einen großen Teil ihres Lebens ein. Antigone selbst besitzt eine tiefe Verbundenheit zum Glauben und setzt ihr gesamtes Leben aufs Spiel, um den göttlichen Gesetzen zu entsprechen.[38] Das religiöse Leben der Griechen differenzierte sich deutlich von anderen Kulturen, denn es gab „keine Priesterkaste, keine heilige Schrift, kein Dogma, keine Predigt und keinen Religionsunterricht.“[39] Die Götter waren allgegenwärtig und nahmen demnach auch alle Taten wahr. Aus dieser Motivation heraus, dass die Götter ihre Handlungen erkennen und die Götter es sind, die über ihre Seele verfügen werden, entscheidet sich die gläubige Antigone für das Jenseits. All ihre Handlungen innerhalb der Tragödie verdeutlichen zudem ihren tiefen Glauben, der nicht nur ein wichtiger Lebensbestandteil für sie ist, sondern ihr Leben und ihren Tod bestimmt.[40] Die Figur der Antigone zeichnet sich demnach durch ihre Religiosität aus, ohne die sie innerhalb der Tragödie nicht funktionieren würde.
3.2 Kreons Herrschaft
Der vor Beginn der Tragödie gekrönte neue Herrscher Thebens hat bereits am Anfang seiner Regierungsgewalt Legitimitätsprobleme, da Kreon den Thron nur deshalb besteigen kann, weil seine beiden Neffen im Krieg gefallen sind und er als einziger möglicher Thronfolger am Leben ist. Kreon muss sich aufgrund der plötzlichen Herrschaftswechsel nicht nur als König selbst beweisen, sondern auch das Volk von seiner Legitimität überzeugen. Gerade zu Beginn seines Regiments befindet sich Theben im Krieg und muss die zerstörte Stadt wieder aufbauen, wodurch der Machteintritt Kreons erschwer wird.
Um mit seiner Regierung ein neues Kapitel in Theben zu öffnen, beschließt er zugleich das Gesetz, dass der Angreifer der Stadt nicht beerdigt werden darf, auch wenn er einer der phasenweisen Könige war.[41] Mit diesem Gesetz verdeutlicht Kreon nicht nur seine Macht, sondern stellt er klare Linien zwischen moralisch guten und moralisch schlechten Menschen auf, in dem er den schlechten Menschen die Götterrituale untersagt.[42] Weiterhin stellt er sein Volk unter die Probe, inwiefern sie ihm in diesem Gesetz folgen und es anerkennen, oder nicht. Dass er mit seinem Bestattungsverbot gegen göttliche Gesetze verstößt, ist Kreon bewusst und verdeutlich zugleich die Hybris in seinem Leben. Der Konflikt den er entstehen lässt, dass sich fromme Menschen entweder gegen das Gesetz oder gegen den Glauben stellen müssen, spielt für Kreon keinerlei Rolle, auch wenn dieses Aufeinandertreffen der Kern der Tragödie Antigones ist. Antigone muss sich an die Göttergesetze halten und Kreon darf sein eigenes Gesetz nicht entmachten, indem er Antigone beispielsweise die Tat unbestraft lässt, weil er seine eigene Herrschaft sonst in Gefahr bringen würde, da das Volk an ihm zweifeln könnte. In seiner Selbstüberschätzung und Intoleranz erhebt Kreon seine Macht zu einer Instanz, die auf gleicher Ebene mit den Göttern steht.
4. Jean Anouilhs ‚Antigone‘ – 1942
Um Jean Anouilhs[43] Interpretation der sophokleschen Antigone nachvollziehen zu können, sind sowohl die historischen und sozialen Hintergründe der Entstehungszeit des Werkes Anouilhs signifikant, als auch die Art und Weise der Bearbeitung und Transformation der sophokleschen Tragödie in einem neuen Kontext. In wie fern Anouilh die Antigone-Tragödie beibehalten oder verändert hat, wird an den Aspekten der Antigone selbst als feministisches Vorbild und an den höheren Instanzen des Götterglaubens und der Herrschaft betrachtet.
Um die Analyse des Textes übersichtlich zu gestalten, wird Anouilhs Werk, welches ohne jegliche Trennung durch Kapitel oder Überschriften gekennzeichnet ist, in sinngemäße Abschnitte eingeteilt, die sich an Sophokles‘ Vorlage sowie an dem typischen Grundgerüst der Tragödie orientieren[44]. Der erste Abschnitt besteht aus der einleitenden Rede des Sprechers. Im zweiten Abschnitt, der ebenfalls der Vorlage durch Sophokles folgt, steht der Konflikt zwischen Antigone und Ismene sowie das Gespräch zwischen Hämon und Antigone im Zentrum. Der dritte Abschnitt befasst sich mit dem zentralen Konflikt zwischen Kreon und Antigone und der letzte Abschnitt beinhaltet die Aktionen und deren Konsequenzen, die im Tod von Antigone, Haimon und Eurydike ihren Höhepunkt finden.
4.1 Historischer Hintergrund
Anouilh veröffentlichte und verfasste seine Antigone-Rezeption in der Zeit des besetzten Frankreichs während des Zweiten Krieges im Jahr 1942. Dort „herrschte eine merkwürdige Mischung aus Krieg und Alltag, aus Normalität und Ausnahmezustand“[45]. Frankreich wurde durch Deutschland besetzt und es herrschte trotz eines Paktes zwischen den beiden Ländern ein „verdeckter Krieg, und zugleich eine Art verdeckter französischer Bürgerkrieg“[46], in dem die Grenzen des Legalen und Illegalen nicht deutlich gezogen wurden und durch Propaganda weiterhin vernebelt wurden. Trotz der Besetzung wird 1940 von Philippe Pétain[47] eine neue Regierung in Frankreich gegründet, in der Pétain sofort den Waffenstillstand erbittet, der vier Jahre anhalten soll. Aufgrund der politischen Situation steht das Volk unter Schock und es bilden sich Widerstandsgruppen, die sich gegen die neue Regierung und gegen Deutschland stellen. Diese politischen Fronten, d.h. die Pétains und die der Résistance, die sich aufgrund der politischen Situation während des Krieges gebildet haben, dienen Anouilh, der die Besatzung Frankreichs selbst miterlebt hat, innerhalb seiner Antigone-Rezeption als Vorbild.[48]
4.2 Die determinierte Antigone
4.2.1 Erster Abschnitt: Prolog durch den Sprecher (S. 7-9)
In seinem Werk versetzt Anouilh die Figur der Antigone durch bestimmte literarische Mittel in einen ganz neuen Kontext, wodurch ein neuer Blick auf Antigone selbst ermöglicht wird. Ein Blick von außen stellt dem Rezipienten zunächst nicht die Figuren des Werkes vor, sondern die Personen, die die Rollen übernehmen werden. Antigone sowie ihre Darstellerin sind die ersten Figuren, die bereits zu Beginn des Werkes wie folgt von dem Sprecher in Szene gesetzt werden:
„Antigone ist die kleine Magere, die da drüben sitzt und schweigt. Starr blickt sie vor sich hin und denkt. Sie denkt, daß [sic] sie plötzlich nicht mehr das schmächtige, schwarze, verschlossene Mädchen ist, das keiner in der Familie ernst nimmt, sondern daß [sic] sie sich allein gegen die Welt stellen wird und gegen Kreon, ihren Onkel, der König ist. Sie denkt daran, daß [sic] sie sterben muß [sic] und – weil sie ja noch so jung ist – daß [sic] sie gerne noch leben möchte. Aber man kann ihr nicht helfen. Sie heißt Antigone und muß [sic] ihre Rolle durchhalten bis zum Ende.“[49]
Innerhalb des ersten Abschnittes werden zwei Versionen der Antigone vorgestellt, die jedoch beide die gleiche Person sind. Zunächst wird eine Antigone vorgestellt, die sich noch nicht in ihrer typischen Rolle befindet.[50] Bevor das Stück beginnt, wird Antigone in der Einleitung des Sprechers als „schmächtige, schwarze, verschlossene“[51] Person definiert, die ein Gefühl des Unwohlseins wiederspiegelt. Sie wird in die Rolle der Antigone gedrängt, in der sie sich nicht befinden möchte. Der Determinismus[52] der Antigone-Figur bedrängt die Person, da es ihr bereits vorbestimmt ist, welchen Weg sie als Namensträgerin Antigones zu beschreiten und zu erwarten hat. Sie weiß bereits bevor das Stück beginnt, dass sie sich gegen Kreon stellen und dass sie aus dieser Handlung heraus sterben wird, auch wenn sie weiter leben möchte.[53] Der Name scheint ihr zukünftiges Handeln und Leben bereits zu determinieren, denn auch wenn sie den Tod nicht wie die antike Antigone in Kauf nehmen will, „kann [man] ihr nicht helfen“[54], da sie der Figur entsprechen muss und aus dieser Rolle nicht ausbrechen kann. Zudem bestimmt nicht nur ihr mythologischer Name ihr Schicksal, sondern auch ihre Geschlechterrolle. In einer antiken Gesellschaft, die von Männern dominiert wird, hat eine Frau kein Recht zu sprechen oder zu handeln. Antigones Tat war demnach von vornherein zum Scheitern verurteilt, da sie in ihrer Frauenrolle ebenfalls gefangen ist.[55]
Interessant ist der Fakt, dass der Sprecher dem Rezipienten bereits vorab das Geschehen und das Schicksal innerhalb des Werkes preisgibt. Diese offengelegte Handlungsreihe ist ein spannendes literarisches Mittel, welches dem Rezipienten bereits vor Beginn der Handlungen den inneren Konflikt der Antigone verdeutlicht, welche als rezipierte Antigone, die sich im Laufe der Jahrtausende aus der Ur-Antigone weiter entwickelt hat, in den Grenzen der Figur selbst gefangen ist. Obwohl sie als eine neue eigenständige Antigone während des Zweiten Weltkrieges betrachtet werden kann, bleibt sie dennoch an das Schicksal der antiken Figur gebunden und kann sich des Tragischen nicht lösen. Dem Rezipienten wird vorab eine Antigone präsentiert, die sich transformiert hat, indem sie äußerlich und charakterlich[56] beschrieben wird[57] und dadurch einen persönlichen Hintergrund erhält, sie aber sich ihres unumgänglichen Schicksals bereits bewusst ist, dem sie nicht entkommen kann.
Doch wird der Determinismus der Antigone-Geschichte nicht nur deshalb in Anouilhs Werk integriert, um die Beklommenheit der Figur darzustellen, sondern auch, um den Mythos, der bereits vor über tausend Jahren aktuell war, in das Gedächtnis des Volkes zurückzurufen. Antigone war zu Lebzeiten Sophokles‘ ein weit verbreiteter und berühmter Mythos, wodurch die Menschen der sophokleschen Tragödie mit Begeisterung begegneten. Im Jahr 1944, in dem Anouilh seine Antigone-Version zum ersten Mal aufführen lässt[58], war nicht nur die Zeit des Zweiten Weltkrieges, in der Frankreich durch Deutschland besetzt wurde, sondern war der Mythos nicht mehr Teil des kollektiven Gedächtnisses. Anouilh musste demnach durch die Figur des Sprechers einen Rückblick auf die Ausgangssituation[59] geben, damit die Rezipienten die Geschehnisse verstehen und nachvollziehen können. Der Blick in die Zukunft wäre dabei jedoch nicht signifikant gewesen, da sie dem Rezipienten das Überraschende der Tragik nimmt, sofern der Mythos unbekannt ist.
Antigone wird als eine in sich gekehrte Person vorgestellt, die zu Beginn charakterlich dem Ideal der feministischen Figur nicht entsprechen kann. Sie besitzt innerhalb dieser Beschreibung nicht die Stärke, nicht den Willen und den Mut, die Antigone als Gestalt definiert. Sie wird in ihrer Frauenrolle sogar bereits in der Rede des Sprechers ihrer Schwester Ismene untergeordnet, in dem gesagt wird, dass „Ismene […] schöner [ist] als Antigone.“[60] Sie entspricht demnach nicht nur charakterlich nicht der Antigone-Rolle durch Stärke und Willen, sondern kann ebenfalls nicht durch ihre Optik überzeugen, da in ihrer Umwelt schönere Frauen existieren. Eine Art Entwertung der Antigone findet zu Beginn des Werkes statt, wodurch sie trotz ihrer signifikanten Position innerhalb der Tragödie in den Hintergrund tritt. Nicht nur ihr Charakter und ihr Aussehen werden beschrieben, was bei Sophokles nicht stattgefunden hat, sondern wird ebenfalls auf ihre Gestik eingegangen. Das Selbstbewusstsein, welches die Ur-Antigone ausmacht, spiegelt sich in der Haltung der Antigone nicht wieder, da sie „in einer Ecke saß [sic], ihre Arme um die Knie geschlungen“[61] hat und demnach ein in sich gekehrtes und verschlossenes Auftreten einnimmt, welches auch ein Symbol für die Haltung gegenüber ihrem Schicksal darstellt, in dem sie sich dem Determinierten verschließt, anstatt zu versuchen, sich daraus zu retten.
Der erste Eindruck der Antigone, den Anouilh dem Rezipienten innerhalb der Einleitung des Sprechers vermittelt, ist deutlich negativer, als es im Hinblick auf den Mythos und auf Sophokles zu erwarten war. Antigone scheint ihre Rolle nicht annehmen zu wollen und scheint dieser auch nicht charakterlich sowie optisch zu entsprechen. Bereits zu Beginn wirkt sie gebrochen und mutlos, ihr Schicksal bereits akzeptierend.
Der Grund für ihre verschlossene Haltung könnte sich im Alter der Antigone-Figur wiederspiegeln, die nicht wie bei Sophokles dem einer jungen Frau zuzuordnen ist, sondern einem jungen „Mädchen“[62], welches noch immer durch eine Amme betreut wird. Es ist demnach anzunehmen, dass Antigone nicht die Reife der ursprünglichen Figur einnehmen kann, da sie nicht ihrem Alter entspricht. In der Vorstellung der Charaktere durch den Sprecher, statt durch einen Chor, wird dem Rezipienten bereits vor Beginn der tragischen Geschehnisse die Motivation Antigones präsentiert. Anouilhs Antigone lässt ihr Leben nicht durch Göttergebote bestimmen, sondern lässt sie sich aufgrund ihres noch jungen Alters durch ihre Emotionen leiten.[63]
4.2.2 Zweiter Abschnitt: Abschied von ihren Mitmenschen (S. 9-24)
Nachdem alle Figuren die Bühne verlassen haben und der Sprecher seine Rede beendet hat, führt die Regieanweisung in eine neue Szene, in der die Bewegung Antigones auf ihr Alter schließen lässt, denn sie „öffnet behutsam die Türe und schleicht barfuß [sic] herein, ihre Schuhe in der Hand. Sie bleibt einen Augenblick stehen und lauscht. Die AMME [sic] erscheint.“[64] In ihrer vorsichtigen und kindlichen Bewegung des Schleichens verrät sie dem Rezipienten zweierlei: Zum einen deutet ihr leises Verhalten und das Auftauchen im Morgengrauen darauf, dass es ihr nicht erlaubt ist sich aus dem Haus zu schleichen. Ihre Reaktion auf das Auftreten der Amme lässt ebenfalls daraus schließen, dass Antigone sich ihr gegenüber rechtfertigen und unterordnen muss, was wiederum auf ihr junges Alter[65] schließen lässt. Zum anderen ist das Hineinschleichen ein Zeichen dafür, dass ihr Fehlen nicht bemerkt werden soll und sie eine Handlung durchgeführt hat, die unbemerkt bleiben soll. Welche Handlung das ist, ist dem Rezipienten bereits durch die Einleitung des Sprechers bewusst. Die Geschehnisse beginnen differenziert von Sophokles‘ Werk. Bei Sophokles kommen „Antigone und Ismene […] aus dem Haus“[66], schreiten demnach aus den Grenzen des Hauses in die Breite der Außenwelt. Bei Anouilh setzt die Handlung andersherum ein, denn „Antigone [kommt] von draußen, aus der Weite, in die Enge des Hauses.“[67] Diese Regieanweisungen oder Kommentare lassen ebenso auf den Charakter der jeweiligen Figuren schließen, denn die Ur-Antigone begibt sich in die Weite und kämpft innerhalb der Tragödie um ihre Freiheit und ihre Selbstbestimmtheit. Anouilhs Antigone begibt sich von der Freiheit der Natur in die Begrenzung des Hauses, gibt innerhalb des Werkes ihre Selbstbestimmtheit auf und unterwirft sich dem Determinismus des Antigone-Schicksals.
Aus dem Hineinschleichen Antigones ist deutlich zu erkennen, dass sie in ihren Handlungen innerhalb ihres Hauses nicht frei ist, d.h. sie hat sich an spezielle Regeln durch ihre Mitmenschen, so die der Amme beispielsweise, zu halten und will nicht, dass ihre Tat während der Nacht mit ihr in Verbindung gebracht wird.[68] Im Gegensatz zu der Ur-Antigone, die ihre Tat nicht nur öffentlich am Tage sondern sogar zweifach durchgeführt hat[69], steht Anouilhs Antigone nicht zu ihrer Tat, da sie ihren Bruder mitten in der Nacht beerdigt hat und sich wieder unbemerkt in ihr Haus zurückschleichen wollte, damit jeglicher Verdacht bezüglich des Gesetzesbruches nicht auf sie zurückfallen kann. Eine deutliche Differenzierung der rezipierten Antigone zu ihrem Vorbild ist bereits in den ersten Seiten zu erkennen.
In der ersten Szene des zweiten Abschnittes trifft die Amme am frühen Morgen auf Antigone, die sich gerade in das Haus schleichen wollte. Beide erklären, wieso sie um diese Uhrzeit auf sind. Antigone erläutert, sie „ging spazieren“[70], um die schlafende Welt in ihren Grautönen zu erkunden. Die Amme hingegen erklärt: „Ich stehe mitten in der Nacht eigens auf, weil ich nachsehen will, ob du dich im Schlaf nicht aufgedeckt hast – und da bist du nicht mehr im Bett.“[71]
Mit ihren Erläuterungen geben beide Figuren einen Einblick in ihre zwischenmenschliche Beziehung, in der die Amme Antigone erzieht und sich um sie in allen Belangen kümmert und Antigone aus diesen Fesseln der Amme zu fliehen versucht. Antigone weicht innerhalb des Gespräches der Amme aus und will ihr aus dem Weg gehen, doch diese lässt nicht locker.[72] An dieser Stelle ist deutlich zu erkennen, dass sich Antigone aus ihrer Rolle des bemutternden unmündigen Kindes befreien will und Grenzen überschreiten wird. Sie wird das Gesetz Kreons brechen und die Amme aus ihrem Leben ausschließen. Ihre Beklommenheit verdeutlicht Anouilh insbesondere durch Antigones ersten Auftritt, in dem sie aus der Weite der Natur und ihrer Freiheit in das beengte Haus schreitet, in dem sie Regeln unterliegt.[73] Die Amme fragt während des Gespräches immer wieder nach dem Grund ihres Ausganges und erfährt durch Antigone nur Äußerungen über die Schönheit der Natur.[74] Es scheint, dass Antigone den Spaziergang am Morgen als letzten wunderbaren Sinneseindruck vor ihrem Tod wahrgenommen hat, denn sie weiß um ihr Schicksal[75] und ebenso um die Strafe, die auf das Brechen des Gesetzes steht. Sie hat die Schönheit des Morgens zum ersten Mal erlebt und wird diese nie wieder sehen.
Die Amme, die Antigone von Geburt an zu kennen scheint, weiß, dass sie nicht die Wahrheit spricht. Sie fordert eine Antwort und erklärt „Und da soll ich glauben, daß [sic] du nur spazierengegangen [sic] bist, du Lügnerin! Wo kommst du her? […] [S]o starrköpfig wie du war ich nicht. Woher kommst du, du schlechtes Mädchen?“[76] Die Amme erkennt, dass Antigone nicht grundlos einen Spaziergang unternommen hat. Sie ahnt dennoch nicht, dass Antigone das Gesetz gebrochen und ihren Bruder beerdigt hat. Stattdessen mutmaßt die Amme, dass sie sich rausgeschlichen hat, um einen Mann zu besuchen. Antigone antwortet „mit seltsamem Tonfall“[77], dass es stimmt und sie einen Liebhaber hat, um den Verdacht von ihrer eigentlichen Tat abzulenken und das Verhör der Amme zu beenden. Diese hingegen ist durch die brisante Nachricht erstrecht motiviert, alle Hintergründe und Details über diese Liaison zu erfahren. Sie erklärt in einem längeren Monolog, wieso sie selbst davon überzeugt ist, dass Antigone einen Liebhaber hat, oder nicht:
„Du hast eigentlich nie in den Spiegel gegafft und dich geputzt und geschminkt. Du hast auch nie auffallen wollen. Wie oft dachte ich mir: Mein Gott, die Kleine ist nicht eitel genug. Immer läuft sie in ihren alten Kleidern herum. […] Aber du bist ja noch viel schlimmer als deine Schwester. Die läßt [sic] sich wenigstens nur von jungen Leuten aus gutem Hause den Hof machen. […] Aber du mußt [sic] ja immer etwas Besonderes haben. Wer ist es denn, daß [sic] du dich zu nachtschlafender Zeit aus dem Hause stehlen mußt [sic]?“[78]
Mit ihren Worten gibt die Amme einen Einblick in den Charakter Antigones, die sich durch ihre Bescheidenheit auszeichnet und keinerlei Wert auf Äußerlichkeiten gibt. Doch obwohl sie optisch nicht ansprechender als ihre Schwester ist, scheint sie einen Liebhaber zu haben, obwohl sie mit Haimon bereits verlobt ist. Da sie den Liebhaber jedoch, aus der Perspektive der Amme betrachtend, vor allen verheimlicht, kann es sich nicht um einen gesellschaftlich angesehen Mann handeln. Antigone scheint demnach auch in diesem Zusammenhang gewissen Regeln bezüglich ihres Verhaltens innerhalb der Gesellschaft zu unterliegen, die ihr die Wahl ihres Partners nicht frei stellt. Weiterhin verdeutlicht dieses Gespräch zwischen der Amme und Antigone, dass sie sich rechtfertigen muss und das Geheimnis ihrer nächtlichen Ausganges nicht für sich behalten darf.
Antigone stimmt der Amme in ihrer Vermutung zu.[79] Erneut distanziert sie sich von ihr und verdeutlicht mit ihrem Benehmen, dass sie sich von anderen Menschen unterscheidet und sich von ihnen abgrenzen will. Die Amme toleriert jedoch ihr Verhalten, da Antigone aufgrund ihres jungen Alters als „eigensinnig, starrköpfig [und] verrückt“[80] gilt. Ein Liebhaber oder ein nächtlicher Spaziergang würden demnach in das Bild, welches die Mitmenschen von Antigone haben, vollkommen hineinpassen. Da aber nicht nur die Liaison in der Gesellschaft als problematisch gesehen wird, nicht zuletzt weil sie eine Königstochter ist und gesellschaftlichen Konventionen unterworfen ist, sondern die Form der Verheimlichung, die darauf schließen lässt, dass Antigones Wahl nicht ihres Standes entsprechend ist, droht die Amme damit, dass die Beziehung ihrem Onkel und Herrscher Kreon vorgestellt wird.[81] Für ihr unsittliches Verhalten sollte sie „richtige Hiebe bekommen wie ein kleines Mädchen“[82], um sie an ihr Gehorsam zu erinnern. Die Amme maßregelt und diszipliniert Antigone trotz ihres Alters, das einem jungen Erwachsenen entspricht. Antigone versucht jedoch die Amme zu besänftigen, um einem möglichen Streit an ihrem letzten Lebenstag[83] aus dem Weg zu gehen. Sie verabschiedet sich bereits in ihrer Wortwahl und ihrer Haltung von ihrer Amme, ohne dass diese es wahrnimmt.[84] An ihrem letzten Tag versucht sie Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen, in dem sie ihr beispielsweise die Liaison bestätigt, und erklärt, die Amme solle „nicht so häßlich [sic] sein mir“[85] ihr.
Die Amme ist bestürzt über den Liebhaber, den Antigone neben ihrem Verlobten zu haben scheint, und sucht den Grund in diesem moralischen und gesellschaftlich verworfenen Verhalten bei sich selbst, da sie als Amme die Aufgabe inne hatte, das Kind ihrem Stand entsprechend zu erziehen. Antigone will jedoch nicht, dass die Amme sich Vorwürfe macht und gibt letztlich zu, dass sie nur Haimon liebt und keinen anderen. Die bereits weinende Amme ist erleichtert und hört Antigones bedeutungsvolle Aussage: „Spar deine Tränen – vielleicht brauchst du sie noch. Wenn du so weinst, komme ich mir wieder vor wie ein kleines Kind – und das darf nicht sein – heute nicht.“[86] In diesen wenigen Worten versteckt Antigone eine signifikante Bedeutung. Sie deutet zum einen durch die Worte „vielleicht brauchst du sie noch“[87] an, dass die Amme einen Grund bekommen wird, um zu weinen, und zum anderen richtet sie den letzten Abschnitt des Satzes an sich selbst, denn sie muss an diesem Tag, an dem sie aufgrund ihrer Handlung zur Rechenschaft gezogen wird, nicht schwach werden. Sie darf sich nicht von dem ihr bestimmten Weg abbringen lassen und muss aus ihrer Rolle des Kindes ausbrechen, um dem gerecht zu werden.
[...]
[1] Sophokles gehört zu den bedeutendsten griechischen Autoren aller Zeiten. Als Tragiker und Träger von kulturellen und politischen Ämtern lebte er in Athen von 497/92 v .Chr. bis 406/405 v. Chr. Er zeichnete sich vor allem für seine Veränderungen innerhalb der Tragödie aus, in der er die Mitglieder des Chores und die Anzahl der Schauspieler erhöhte. Weiterhin individualisiert Sophokles im Gegensatz zu seinen Mit-Literaten seine Protagonisten, die allesamt der Macht der Götter unterworfen sind. Von seinen 123 Dramen sind nur sieben erhalten worden. Eines dieser überlieferten Werke ist ‚Antigone‘, welches zu den drei Thebanischen Sagen gehört. Vgl.: Christian Adams; Cordula Speer [u.a.]: Brockhaus. Das Taschenlexikon in 24 Bänden. Band 20 Sf – Stib. F.A. Brockhaus in der wissenmedia GmbH. Gütersloh/ München 2010, S. 7119f.
[2] Unter dem Begriff des Mythos ist eine Erzählung über „Götter, Heroen und Ereignisse aus vorgeschichtl. Zeit und die sich darin ausdrückende Weltdeutung“ zu verstehen. Vgl.: Christian Adams; Cordula Speer [u.a.]: Brockhaus. Das Taschenlexikon in 24 Bänden. Band 15 Munche – Ols. F.A. Brockhaus in der wissenmedia GmbH. Gütersloh/ München 2010, S. 5172.
[3] Vgl.: Sabine Boshamer; Stephan Krause [u.a.]: Literaturunterricht und kulturelles Gedächtnis. Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin 2000. URL: http://www.literatur.hu-berlin.de/fachdidaktik/mythos%20antigone (letzter Zugriff: 16.07.2013).
[4] Antigone lehnt sich ebenfalls wie im Mythos gegen ihren tyrannischen Herrscher auf, indem sie ihren gefallenen Bruder beerdigt, damit dieser seelischen Frieden erhalten kann, und ist mit Kreons Sohn Haimon verlobt. Antigone wird in Sophokles Werk ebenfalls zum Tode verurteilt und nimmt sich ebenso wie Haimon das Leben. Vgl.: Christian Adams; Cordula Speer [u.a.]: Brockhaus. Das Taschenlexikon in 24 Bänden. Band 1 A – Asid. F.A. Brockhaus in der wissenmedia GmbH. Gütersloh/ München 2010, S. 281.
[5] Die Tragödie gehört neben der Komödie zu den bedeutendsten Gattungen des europäischen Dramas. Die Tragödie entwickelte sich in Griechenland aus dem Dionysoskult heraus und entnahm ihren Stoff meist aus den mythischen Überlieferungen. Aufgebaut waren die Tragödien aus dem Prolog, dem Teil der Tragödie vor dem Auftreten des Chores, der Episode, dem Teil zwischen den Liedern des Chores, und dem Exodos, dem Teil nach dem letzten vorgestellten Lied des Chores. Vgl.: Christian Adams; Cordula Speer [u.a.]: Brockhaus. Das Taschenlexikon in 24 Bänden. Band 22 Tiv – Verdt. F.A. Brockhaus in der wissenmedia GmbH. Gütersloh/ München 2010, S. 7779f.
[6] Unter dem Begriff der Hybris versteht man Stolz, Übermut und insbesondere die Selbstüberhebung des Menschen über die Götter. Vgl.: Christian Adams; Cordula Speer [u.a.]: Brockhaus. Das Taschenlexikon in 24 Bänden. Band 10 Hory – Juf. F.A. Brockhaus in der wissenmedia GmbH. Gütersloh/ München 2010, S. 3302.
[7] Vgl.: Klaus Fangmann: Sophokles‘ Antigone. Retira.de Verlag. München 2009. URL: http://www.kf-web.de/ (Letzter Zugriff: 16.07.2013).
[8] Richard Schmidt: Grundlagen und Gedanken zum Verständnis klassischer Dramen. Sophokles Antigone. Frankfurt/Main, 1970, S. 26.
[9] Eberhard Hermes: Der Antigone-Stoff. Sophokles. Anouilh. Brecht. Hochhuth. 2. Auflage. Ernst Klett Verlag für Wissen und Bildung. Stuttgart, Dresden 1993, S. 8.
[10] Die literarische Form der Tragödie zur Verschriftlichung des Mythos zu wählen, kann auf vielerlei Weise begründet werden. Die Verschriftlichung selbst dient nicht nur zur Sicherung der Saga, sondern auch als Vorlage für die Schauspieler des Theaters. Theater und Feste waren zu Lebzeiten Sophokles‘ ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Dass die Geschichte der Antigone bereits vom Volk bekannt war, gab Sophokles einen klaren literarischen Vorteil, weil sie die berühmte Antigone auf der Bühne erleben wollten. Da das Lesen zu jener Zeit kein verbreitetes Talent war, dienten Theaterstücke zur Verbildlichung der Schrift, und so konnten Dichter auf diese Art und Weise das Publikum mit ihren Tragödien und den in ihnen versteckten Botschaften erreichen. Auch Sophokles belehrte durch seine vielen Tragödien das Volk, indem er auf die Konflikte der Polis, die Gefährdung durch die Hybris und Intoleranz, und die Negativität von Verblendung und Anmaßung hindeutete. Mit jedem Theaterstück wurden die Rezipienten gerade auch durch das Tragische in den unmoralischen Handlungen geläutert, damit sie selbst in ihrem eigenen Leben tugendhafter sind, als die Figuren, die sie auf der Bühne scheitern sehen. Vgl.: Hellmut Flashar: Sophokles. Dichter im demokratischen Athen. 2. Auflage. C.H.Beck Verlag. München 2000, S. 21-29.
[11] Otto Pöggeler: Schicksal und Geschichte. Antigone im Spiegel der Deutungen und Gestaltungen seit Hegel und Hölderlin. Wilhelm Fink Verlag. München 2004, S. 8.
[12] Mythen sind traditionelle Erzählungen, die wiederholt berichtet werden. Durch die Wiederholung gewinnen die Erzählungen an Bedeutung und werden zum Mythos, der erhalten bleibt, wenn die Erzählung weitergetragen oder niedergeschrieben wird. Vgl.: Ulrike und Jörg Rüpke: Götter und Mythen der Antike. C.H. Beck Verlag. München 2010, S. 14f.
[13] Kurt Roeske: Antigones tödlicher Ungehorsam. Text, Deutung, Rezeption der Antigone des Sophokles. Verlag Königshausen & Neumann. Würzburg 2009, S. 14.
[14] Pöggeler: Schicksal und Geschichte, S. 7.
[15] Gérard Genette ist ein in Frankreich im Jahr 1930 geborener Literaturwissenschaftler und Strukturalist. Genette verfasste bedeutende Arbeiten über Paratexte, Intertextualität und die Rolle des Autors. Vgl.: Sémir Badir; Nicole Everaert-Desmedt [u.a.]: Genette’s Biography & Bibliography. In: Signo. Theoretical Semiotics On The Web. All Things Have Become Signs In The Water’s Reflection. Sicno. O.O. O.J. URL: http://www.signosemio.com/genette/index-en.asp (Letzter Zugriff: 16.07.2013).
[16] Gérard Genette: Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Original: Palimpsestes. La littérature au second degré. Aus dem Französischen von Wolfram Bayer und Dieter Hornig. In: Edition suhrkamp. Neue Folge Band 683. Aesthetica. Herausg.: Karl Heinz Bohrer. 2. Auflage. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 1993, S. 10.
[17] Zum Peritext gehören nach Genette Titel, Textgattung, Fußnoten, Anmerkungen, Vor- und Nachwort und der Schutzumschlag. Vgl.: Ebenda, S. 11.
[18] In den Bereich des Epitextes ordnet Genette unter anderem Mitteilungen, d.h. bspw. Briefe, Tagebücher, Interviews, die sich auf das Werk beziehen, aber nicht im Werk selbst aufzufinden sind. Vgl.: Ebenda, S. 12f.
[19] Eine Vorbildfunktion hat die Antigone-Figur aufgrund ihrer Handlungen innerhalb der Tragödie und des Mythos. Sie stellt sich als Einzige dem Gesetz des Kreon, ihres Königs und Onkels, und beerdigt ihren verstorbenen Bruder, der ohne Beerdigungsrituale nicht in den Hades gelangen und Seelenfrieden erhalten kann. Da er jedoch die Stadt Theben vor seinem Tod angegriffen hatte, erließ der neu gekrönte Herrscher Kreon das Gesetz, dass der Verräter nicht beerdigt werden darf. Antigone, die an die höhere Instanz des Glaubens gebunden ist, und die Seele ihres Bruders sowie ihre eigene über die Liebe zum Körper und Diesseits stellt, muss ihren Bruder beerdigen und wird dafür von Kreon zum Tode verurteilt. Bevor Antigone jedoch in der Strafe der Einmauerung zugrunde gehen kann, nimmt sie sich das Leben und lässt dadurch eine Kettenreaktion entstehen, in der sich ihr Verlobter Haimon sowie Kreons Frau das Leben nehmen. Die Einsicht, dass Kreon Unrecht hatte, kommt für ihn zu spät und wird mit dem charakterlichen Zusammenbruchs Kreons aufgrund seines enormen Verlustes durch die Hybris bestraft. Vgl.: Sophokles: Antigone. Hierzu: Werner Theurich: Antigone. Ein Mythos und seine Bearbeitungen. Bange Verlag. Hollfeld 2009, S. 9-33.
[20] Vgl.: Marta L. Wilkinson: Antigone’s Daughters. Gender, Family, and Expression in the Modern Novel. In: Studies on Themes and Motifs in Literature. Band 97. Peter Lang Publishing. New York 2008, S. 5ff.
[21] Unter dem Begriff der Polis ist der Staat im antiken Griechenland zu verstehen. Es handelte sich um eine Bürgergemeinde, die sich über ihre Mitglieder und nicht über den herrschenden Bereich definierte. Vgl.: Josef Wiesehöfer: Die altorientalische Stadt. Vorbild für die griechische Bürgergemeinde (Polis)? In: Die Urbanisierung Europas von der Antike bis in die Moderne. : Hrsg.: Gerhard Fouquet, Gabriel Zeilinger. Peter Lang Verlag. Frankfurt 2009, S. 43-61.
[22] Im Gegensatz zur Polis ist unter dem Oikos die Hausgemeinschaft zu verstehen. Vgl.: Gottfried Gruben: Griechische Tempel und Heiligtümer. 5. Auflage. Hirmer Verlag. O.O 2001, S. 375f.
[23] Vgl. Maria Gerolemou: Bad Women, Mad Women. Gender und Wahnsinn in der griechischen Tragödie. Narr Francke Attempto Verlag. Tübingen 2011, S. 7.
[24] Ebenda.
[25] Ebenda.
[26] Sue Blundell: Women In Ancient Greece. Harvard University Press. O.O. 1995, S. 177.
[27] Vgl.: Leonhard Burckhardt; Jürgen von Ungern-Sternberg: Große Prozesse im antiken Athen. Verlag H.C.Beck. München 2000, S. 7-15.
[28] Antigone gesteht bereits zu Beginn des gerichtlichen Gespräches mit Kreon ihre Tat. Innerhalb dieses kurzen Gespräches zeigt sich bei der Figur der Antigone ein charakterlicher Wandel, da sie Stück für Stück aus ihrer Rolle der Frau ausbricht und zunehmend in ihrer Wortwahl herausfordernder und selbstsicherer wird. Das zeigt sich unter anderen in folgenden Aussagen Antigones in Sophokles Werk: „Ich wusst es, allerdings, es war doch klar!“ (V.448), „Der das verkündete war ja nicht Zeus […]. So groß schien dein Befehl mir nicht“ (V.450ff), oder „Was zögerst du? Wie alles, was du sagst, mir nicht gefällt und nie gefallen soll“ (V.499f). Antigone stellt sich Kreon und zögert nicht, ihn in seiner Männerposition in Frage zu stellen und ihn mit dem Göttergesetzen unter Druck zu setzen.
[29] Gerolemou: Bad Women, Mad Women, S. 13.
[30] Vgl. Ebenda.
[31] Vgl.: Fanny Söderbäck: Why Antigone today? State University of New York Press. Albany 2010, S. 10-13.
[32] Britta Voss : Erinnerung und Geschlecht. Lit Verlag Dr. W. Hopf. Berlin 2009, S. 31.
[33] Kreon versucht Antigone vor dem Tod zu bewahren, indem er sie fragt, ob sie von dem Bestattungsverbot kein Wissen hatte. Da diese jedoch zugibt, das Gesetz mit vollem Wissen gebrochen zu haben, und Kreons Gesetz in seiner Glaubwürdigkeit und Geltung in Frage stellt, drängt sie Kreon aus der selbstsicheren Position des herrschenden Mannes. Kreon schafft es nicht, Antigone durch Worte in ihre Frauenrolle (d.h. ein zurückgezogenes ruhiges Leben zu führen) zurückzudrängen. Die Verurteilung Antigones ist Kreons einzige Möglichkeit, gegen die immer mutiger und selbstsicher werdende Frau zu triumphieren. Sein Ziel war es, sie mit Essensrationen temporär einmauern zu lassen, bis diese zur Gesinnung kommt, ihre falsche Tat einsieht, Kreons Legitimität als Mann und Herrscher akzeptiert und wieder in ihre Frauenrolle zurückkehrt. Durch ihren Selbstmord jedoch bleibt Antigone dauerhaft in ihrer von sozialen Konventionen freien Position, in der sie weder in den Oikos noch in andere Zwänge gedrängt werden kann. Der Selbstmord ist der Höhepunkt ihrer Selbstbestimmtheit und ihrer Überzeugung. Hierzu: Judith Butler: Antigones Verlangen: Verwandtschaft zwischen Leben und Tod. Edition Suhrkamp 2187. Übersetzg: Reiner Ansén. Nachwort: Bettine Menke. In: Erbschaft unserer Zeit. Vorträge über den Wissensstand der Epoche. Band 11. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001, S. 50-92.
[34] Gabriele Stein: Mutter – Tochter – Geliebte. Weibliche Rollenkonflikte bei Ovid. K.G. Saur Verlag. München, Leipzig 2004, S. 12f.
[35] Es gibt in der griechischen Antike eine Vielzahl von Göttern, die über alle Bereiche des Lebens wachen. Die olypmischen Götter gehören zu den bedeutsamsten und größten Göttern jener Zeit. Zeus herrscht über alle anderen Götter, Hades herrscht über die Unterwelt, Poseidon über das Wasser, etc. Vgl.: Leopold von Schröder: Griechische Götter und Heroen – Eine Untersuchung ihres ursprünglichen Wesens mit Hilfe der Mythologie. Dogma Verlag. Bremen 2012, S. 1ff.
[36] Hans Kloft: Mysterienkulte der Antike. Götter – Menschen – Rituale. 4. Auflage. C.H. Beck Verlag. München 2010, S. 7.
[37] Zeus ist der oberste und mächtigste Gott im Olymp. Er herrscht über die Götter, nachdem er die Titanen stürzte. Er musste sich nur seinen Töchtern, den Moiren, unterwerfen, da sie das Schicksal beeinflussten und vorher sagen konnten. Vgl.: Nancy Loewen: Zeus. In: Greek And Roman Mythology. Capstone Press. Mankato 1999, S. 35ff.
[38] Antigone bricht Kreons weltliches Gesetz, welches ein Bestattungsverbot für ihren Bruder festlegte. Im vollen Bewusstsein um die Todesstrafe, die sie zu erwarten hat, begräbt sie ihren Bruder gleich zweifach, um dessen Seele durch das Begräbnisritual in den Hades zu führen. Sie muss sich in ihren Handlungen zwischen dem Diesseits, d.h. ihrem Leben und ihrem Körper, und dem Jenseits, d.h. ihrer unsterblichen Seele, entscheiden und wählt die Sicherheit ihrer Seele, indem sie Kreons Gesetz bricht. Sie stellt sich bewusst gegen das Diesseits und gegen Kreon auf die Seite der Götter und ihrer seelischen Unsterblichkeit.
[39] Hermes: Antigone-Stoff, S. 20.
[40] Vgl.: Franz Wolfgang Ullrich: Über die religiöse und sittliche Bedeutung der Antigone des Sophokles mit einigen Beiträgen zur Erklärung einzelner Stellen derselben. Nabu Press. Hamburg 2012, S. 28.
[41] Vgl. Sophokles: Antigone, S. 5f.
[42] Hermes: Antigone-Stoff, S. 51f.
[43] Jean Anouilh wurde 1910 in Frankreich geboren und verstarb 1987. Er war ein französischer Schriftsteller, dessen bedeutendste Werke u.a. ‚Euridike‘, ‚Antigone‘ und ‚Orest‘ waren. Vgl.: Joachim Weiser: Jean Anouilh. Französischer Dramatiker. Ohne Verlag. Schenklengsfeld 2009. URL: http://www.die-biografien.de/biografien/110.php (Letzter Zugriff: 07.08.2013).
[44] In seinem Werk ‚Poetik‘ beschreibt Aristoteles im zwölften Kapitel die Aufteilung der Tragödie in Chorlieder - Parodos, Stasima – und Prolog, Epeisodia und Exodos. Vgl.: Aristoteles: Poetik. Übersetzung/Hrsg.: Manfred Fuhrmann. Reclam Verlag. Stuttgart 1994, S. 10f.
[45] Manfred Flügge: Jean Anouilhs ‚Antigone‘. Symbolgestalt des französischen Dilemmas 1940 – 1944. Romanistik 25. 2. Auflage. Schäuble Verlag. Rheinfelden und Berlin 1994, S. 53.
[46] Ebenda.
[47] Philippe Pétain lebte von 1856 bis 1951. Er war zunächst im Ersten Weltkrieg Brigadegeneral, wurde in den 30er Jahren zum stellvertretenden Ministerpräsident und übernahm 1940 nach der Besetzung Frankreichs durch Deutschland die Stelle des französischen Ministerpräsidenten ein. Er war für Frankeich ein Nationalheld. Vgl.: Dieter Wunderlich: Marschall Philippe Pétain und das Vichy-Regime. Ohne Verlag. Kelkheim 2006. URL: http://www.dieterwunderlich.de/Petain_vichy.htm (Letzter Zugriff: 08.08.2013).
[48] Flügge: Jean Anouilh, S. 53.
[49] Jean Anouilh: Antigone. Theater-Texte Band 3. Übersetzg.: Franz Geiger. Langen Müller Verlag. Donauwörth 1969, S. 7.
[50] Das bedeutet, dass die Figur nicht der Stärke, Ausdauer und Willenskraft der antiken Antigone entspricht.
[51] Anouilh: Antigone, S. 7.
[52] Unter dem Begriff des Determinismus‘ können verschiedene Erläuterungen gefunden werden. In diesem Zusammenhang steht der Determinismus für das Festlegen der Geschehnisse in der Welt. Für Antigone bedeutet es, dass ihr keine Optionen im Leben offen stehen, sondern, dass ihr Handeln und ihr Sterben bereits festgelegt und unüberwindbar sind. Vgl.: Peter Schulte; Ansgar Beckermann: Determinismus. Universität Bielefeld. Bielefeld 2005. URL: http://www.philosophieverstaendlich.de/stichworte/determinismus (Letzter Zugriff: 08.08.2013).
[53] Vgl.: Anouilh: Antigone., S. 7.
[54] Ebenda.
[55] Vgl.: Imke Sommer: Zivile Rechte für Antigone. Zu den rechtstheoretischen Implikationen der Theorie von Lucy Irigaray. In: Schriften zur Gleichstellung der Frau. Band 18. Nomos Verlagsgesellschaft. Baden Baden 1998, S. 111.
[56] Vgl.: Anouilh: Antigone, S. 7.
[57] Über die Antigone des Sophokles werden weder äußerliche noch charakterliche Merkmale preisgegeben. Der Rezipient kann sie lediglich aufgrund ihrer Handlungen und Worte charakterlich einschätzen, da Charakterzüge in dem Sinne nicht genannt werden.
[58] Die Uraufführung von Anouilhs ‚Antigone‘ fand am 4. Februar 1944 statt. Die Aufführung spaltete die Zuschauer, da einige das Werk als Kritik und Aufruf zum Widerstand verstanden, während andere ‚Antigone‘ als Lobgesang auf den Staat interpretierten. Vgl.: Christoph Vormweg: Die Uraufführung von Jean Anouilhs Drama ‚Antigone‘. WDR 5. Köln 2009. URL: http://www.wdr5.de/sendungen/zeitzeichen/s/d/04.02.2009-09.05/b/die-urauffuehrung-von-jean-anouilhs-drama-antigone.html (Letzter Zugriff: 08.08.2013).
[59] Das beinhaltet einen Rückblick auf die Geschehnisse vor der Krönung Kreons, d.h. die Zeit des Krieges zwischen den beiden Thronfolgern und des darauffolgenden Todes beider. Das Fallen beider Brüder bildet den Konflikt, aus dem die Tragödie der Antigone erst entspringt. Denn wenn Polyneikes die Stadt nicht angegriffen hätte, wäre Kreon nicht Thronfolger geworden und hätte demnach auch keinen Grund gehabt, Polyneikes‘ Beerdigung aufgrund seines Verrates zu untersagen. Diese Vorgeschichte der Tragödie findet sich am Schluss der Rede des Sprechers. Vgl.: Anouilh: Antigone, S. 9.
[60] Anouilh: Antigone., S. 7.
[61] Ebenda.
[62] Ebenda.
[63] Vgl.: Theurich: Mythos und seine Bearbeitungen, S. 37.
[64] Anouilh: Antigone, S. 9.
[65] Vgl.: Jean Anouilh: Dramen. Band 1. Hrsg.: Franz Geiger / Helma Flessa. Langen/ Müller Verlag. München 1973, S. 71.
[66] Sophokles: Antigone, S. 5.
[67] Roeske: Antigones Ungehorsam, S. 174.
[68] Vgl.: Hermes: Antigone-Stoff, S. 79.
[69] Vgl.: Sophokles: Antigone, S. 22-25.
[70] Anouilh: Antigone, S. 10.
[71] Ebenda.
[72] Vgl.: Anouilh: Antigone, S. 10ff.
[73] Vgl.: Roeske: Antigones tödlicher Ungehorsam, S. 174.
[74] Vgl.: Anouilh: Antigone, S. 10.
[75] In der Einleitung des Sprechers wird erklärt, dass Antigone weiß, dass sie sich gegen Kreon stellen und den Tod finden wird. Vgl. Ebenda, S. 7.
[76] Anouilh: Antigone, S. 10.
[77] Ebenda, S. 11.
[78] Anouilh: Antigone, S. 11.
[79] Vgl.: Ebenda.
[80] Rueske: Antigones Ungehorsam, S. 174.
[81] Die Amme steht in tiefer Verbundenheit zu Antigone, denn „[g]anz klein war sie noch, als [sie] ihrer armen Mutter selig versprach, daß [sic] [sie] ein anständiges Mädchen aus ihr“ (Anouilh: Antigone, S. 11.) machen werde. Sie übernahm demnach für Antigone und Ismene die Rolle der erziehenden und fürsorglichen Mutter. Da Antigones Mutter und Vater früh gestorben sind, ist die Amme neben ihrem Onkel Kreon die einzige familiäre Bezugsperson in ihrem Leben. Daraus folgt, dass ein Ausbruch aus ihrer Kindheit bedeutet, dass sie sich von Kreon und ihrer Amme distanzieren muss.
[82] Anouilh: Antigone, S. 12.
[83] Wie bereits in der Einleitung des Sprechers ersichtlich wurde, weiß Antigone bereits vor Beginn des Stückes um ihr Schicksal und ihre determinierten Handlungen, die ihr ein Ausbrechen aus dem Geschehnis nicht ermöglichen. Vgl.: Anouilh: Antigone, S. 7.
[84] Vgl.: Anouilh: Antigone, S.13.
[85] Ebenda, S. 12.
[86] Ebenda, S. 13.
[87] Anouilh: Antigone, S.13.
- Arbeit zitieren
- Susanne Hahn (Autor:in), 2013, Die Antigonen von der Antike bis zur Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268328
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